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Inhalt
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Der Talentwettbewerb

Die große Neuigkeit

Willkommen auf Ponyhof Apfelblüte!

Reitversuch mit Folgen

Das Geheimnis wird gelüftet

Eine tolle Idee!

Der Ponywagen

Eine Überraschung auf dem Sommerfest

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Mit besonderem Dank an Catherine Hapka

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Der Talentwettbewerb

„Puh, nicht zu fassen, dass es schon so heiß ist“, sagte Lena Kennet.

Sie frühstückte mit ihrer Mutter im Garten. Mrs Kennet sah lächelnd von ihrer Zeitung auf.

„So ist das eben im Sommer“, erinnerte sie Lena. „Außerdem bedeutet das auch keine Schule und viel Zeit für den Ponyhof.“

Lena grinste. „Ich freue mich schon so darauf, Samson jeden Tag zu sehen und nicht nur am Wochenende“, sagte sie glücklich.

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Lena liebte Ponys und Pferde über alles. Als sie noch in der Stadt gewohnt hatten, hatte sie nie die Gelegenheit zum Reiten gehabt. Doch dann waren sie und ihre Mutter in das kleine Städtchen Willow Springs gezogen.

An ihrem ersten Tag im neuen Ort war Lena mit dem Fahrrad herumgefahren und hatte auf einer Weide ein paar Ponys entdeckt. Eines davon war ihr geliebter Samson. Die Ponys gehörten zum Ponyhof Apfelblüte, der sich in einer alten, aber gut erhaltenen Burganlage befand. Die Besitzerin, Mrs Marle, hatte Lena Reitstunden angeboten. Seitdem verbrachte Lena so viel Zeit wie möglich auf dem Ponyhof.

Mrs Kennet blätterte die Zeitung um.

Lena warf einen Blick in den Garten. Ein Dackel lag hechelnd im Schatten eines Baums. Nacho gehörte ihrer Nachbarin Mrs Kraft, aber Lena und ihre Mutter passten oft auf den frechen kleinen Hund auf.

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„Ich glaube, Nacho ist es auch zu heiß. Er versucht nicht mal, Mogli zu jagen“, sagte Lena.

Der große Kater mit dem orangeroten Fell kauerte in einer Ecke des Gartens. Sein Schwanz zuckte hin und her. Plötzlich schoss er vor und schnappte sich ein Blatt.

Mrs Kennet lächelte. „Mogli scheint die Hitze nichts auszumachen.“

„Und Simba bestimmt auch nicht“, sagte Lena und lachte. „Er wird von Tag zu Tag lebhafter.“

Ihre Mutter lachte ebenfalls. „Das ist wahr!“

Simba war ein Labrador-Welpe. Er gehörte Eric Gelberg, dem Hundetrainer aus dem Dorf. Als Nacho bei Mrs Kraft einzog, war der Dackel sehr ungezogen gewesen. Lena war deshalb mit ihm zum Hundetraining gegangen. Dort hatte sie Mr Gelburg kennengelernt, der sich von da an immer öfter mit ihrer Mutter verabredet hatte.

Lena mochte Mr Gelberg, den sie Eric nennen durfte, und sie war sehr froh, dass ihre Mutter glücklich war. Ganz besonders schön war es, mit Erics neuem Welpen zu spielen. Vor ein paar Wochen war Simba bei einem Ausflug im Wald weggelaufen. Einen halben Tag war er verschwunden gewesen, bevor Lena und ihre Freundinnen ihn wiedergefunden hatten, nass und verängstigt. Aber der Welpe hatte sich von seinem Abenteuer schnell erholt und war wieder so putzmunter wie zuvor.

Lena biss in ihr Toastbrot und dachte an Simba. Ihre Mutter blätterte weiter.

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„Oh, sieh mal“, rief Mrs Kennet. „Bald ist wieder das Willow Springs Sommerfest. Es wird einen Talentwettbewerb geben, mit einem besonderen Schwerpunkt im Bereich Kunst.“

„Wirklich?“, fragte Lena. „Das klingt ja super. Du solltest mitmachen.“

Ihre Mutter lächelte. „Das geht nicht. Ich bin doch ein Profi. Der Wettbewerb ist nur für Hobby-Künstler. Aber du könntest mitmachen, wenn du Lust hast.“

Früher hatte Lenas Mutter nur in ihrer Freizeit gemalt, aber seit sie in Willow Springs wohnten, hatte sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie bekam viele Aufträge und malte vor allem Porträtbilder von Haustieren.

„Vielleicht mache ich das“, überlegte Lena. „Kann ich malen, was ich will?“

Ihre Mutter las noch einmal den Artikel. „Das diesjährige Thema ist ‚Mein bester Freund‘“, sagte sie.

„Perfekt!“ Lena lächelte. „Ich male ein Bild von Samson. Meine Freundinnen haben bestimmt auch Lust, ihre Ponys zu malen. Darf ich den Artikel mitnehmen, um ihn meinen Freundinnen zu zeigen?“

„Na klar.“ Ihre Mutter faltete die Zeitung zusammen und reichte Lena den Artikel. „Lass uns den Frühstückstisch abräumen, danach kannst du zum Ponyhof fahren.“

Eine Stunde später betrat Lena den mit Kopfsteinen gepflasterten Hof. Einige Ponys streckten neugierig ihre Köpfe über die halbgeöffneten Boxentüren. Ihre Freundinnen Hannah und Paulina standen mitten im Hof. Hannah goss gerade mit dem Gartenschlauch einen jungen Baum, während Paulina auf der kleinen Steinmauer balancierte, die um den Baum herumführte.

Lena ging zu ihnen. „Du gießt den Apfelbaum?“, fragte sie.

Früher hatte ein alter knorriger Apfelbaum mitten auf dem Hof gestanden, aber bei einem Sturm war er umgestürzt. Mr und Mrs Marle hatten an seiner Stelle einen neuen Baum gepflanzt.

Hannah nickte. Ihr Gesicht war vor Hitze ganz rot. „Mrs Marle hat mich gebeten, ihn gut zu wässern“, sagte sie mit angenehmer, etwas schüchterner Stimme. „Sie meinte, die Hitze macht den Bäumen besonders viel aus.“

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„Mir aber auch“, stöhnte Paulina.

Hannah zwinkerte Lena zu. „Vielleicht musst du auch gewässert werden“, scherzte sie und richtete den Gartenschlauch auf Paulina.

Paulina kreischte und sprang von dem Mäuerchen, um sich in Sicherheit zu bringen. „Oh, ist das kalt!“, rief sie.

Lena lachte. „Das müsste sich doch gut anfühlen“, erwiderte sie. „Du hast dich doch gerade eben beschwert, dass … he!“

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Lena machte einen Satz, denn jetzt zielte Hannah mit dem Wasserstrahl auf sie. Lachend sprang Lena durch das Wasser, schnappte sich den Schlauch von Hannah und spritzte sie dann nass.

„Ah, wie erfrischend!“, schwärmte Hannah und versuchte erst gar nicht, dem Strahl zu entkommen.

Plötzlich ertönte wildes Gebell und die Hofhunde Hop und Skip rannten auf die Mädchen zu. Skip sprang in die Luft und versuchte, nach dem Wasserstrahl zu schnappen. Hop stürzte sich auf Paulinas Schnürsenkel.

Lena, Hannah und Paulina machten sich einen Spaß daraus, sich und die Hunde gegenseitig nass zu spritzen. Schließlich waren alle abgekühlt und Hannah drehte den Wasserhahn zu.

„Kommt, wir setzen uns in den Schatten“, schlug sie vor.

Lena und Paulina folgten ihr zu einer schattigen Stelle an der hohen Steinmauer, die den Hof umschloss. Hop und Skip trollten sich in die Sattelkammer.

„Im Schatten ist es viel angenehmer“, sagte Lena und drückte ihr nasses T-Shirt aus. „Kein Wunder, dass Mrs Marle die Ponys in den Stall gebracht hat. Dort fühlen sie sich bestimmt wohler als auf der sonnigen Koppel.“

Paulina nickte und band ihre feuchten Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen.

„Wo sind die anderen?“, fragte Lena. „Ich weiß, dass Lotte noch nicht wieder reiten darf. Aber wo sind Juli und Mia?“

Lotte Stevens durfte ihr Pony Goldstück zwei Wochen lang nicht reiten. Zur Strafe, weil sie heimlich im Dunkeln auf dem Pferd ihres Großvaters geritten war. Lena und die anderen Mädchen waren ebenfalls dabei gewesen, aber zum Glück hatten ihre Eltern ihnen kein Reitverbot erteilt. Lena konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, zwei Wochen von Samson getrennt zu sein.

„Lotte muss noch fünf Tage durchhalten, bis sie wieder reiten darf“, sagte Hannah. „Sie war vorhin da, um Goldstück zu striegeln, aber dann musste sie ihrer Mutter beim Einkaufen helfen.“

„Juli ist irgendwo hier“, sagte Paulina. „Keine Ahnung, was mit Mia ist. Ich dachte, sie kommt auch her, aber ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen.“