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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1929

 

Der General der Träumerin

 

Front gegen Jii'Nevever – Aktivatorträger suchen Verbündete

 

von H. G. Francis

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Während Perry Rhodan in der fernen Galaxis DaGlausch mittlerweile auf jene Menschen gestoßen ist, die mitsamt dem Stadtteil Alashan dorthin »versetzt« wurden, fehlt vier anderen Aktivatorträgern jeglicher Anschluss an die heimatliche Milchstraße: In unterschiedlichen Bereichen sind der Mausbiber Gucky, der Haluter Icho Tolot sowie die Terraner Julian Tifflor und Michael Rhodan in der Galaxis Puydor aktiv.

Auf bisher noch nicht bekannte Art und Weise wurden sie nach Puydor versetzt. Im Bann einer fremden Macht, von der sie bisher nur den Namen Shabazza kennen, befreiten sie auf dem Planeten Curayo die Träumerin von Puydor, die geheimnisvolle Jii'Nevever, aus ihrem Zeitgefängnis.

Im Anschluss an die Befreiungsaktion gewannen Icho Tolot, Gucky und Julian Tifflor ihre geistige Unabhängigkeit zurück. Sie erkannten, dass Shabazza ihnen seinen Willen aufgezwungen hatte und er mit ihrer und Jii'Nevevers Hilfe eine Invasion der Menschheitsgalaxis plant. In der Folge richtete sich ihre ganze Arbeit darauf, diese Invasion bereits im Ansatz zu stoppen.

Ganz anders hingegen Michael Rhodan. Der Sohn Perry Rhodans scheint durch die 200 Jahre, die er in einem Zeitfeld auf Curayo festsaß, auf »die böse Seite« gewechselt zu sein. Als General Jii'Nevevers treibt er nun die Eroberung der Galaxis Puydor voran.

Michael Rhodan will die Konfrontation mit seinen alten Freunden – als DER GENERAL DER TRÄUMERIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Icho Tolot – Der Haluter besorgt sich Informationen aus Computern.

Gucky – Der Mausbiber macht glaubhafte Versprechungen.

Julian Tifflor – Der Terraner sucht Verbündete gegen Jii'Nevever.

Hotch-Kotta – Der Koraw-Händler leidet unter Alkohol und bekommt eine für ihn passende Dusche.

Ogal-Borstik – Der junge Koraw ist als Bagarn der künftige Thronfolger und verhält sich entsprechend.

Michael Rhodan – Der General der Träumerin.

1.

 

Ein lebhafter Geist mit schneller Auffassungsgabe und ausgestattet mit reichlich Phantasie mag von Vorteil sein, vielleicht sogar schmeichelhaft. Doch ebenso wie die Qualität eines Chronometers wird auch er nicht daran gemessen, wie schnell er arbeitet und welche Variationen er bietet, sondern daran, mit welcher Perfektion er die vorgegebenen Funktionen erfüllt.

Hannas-Obortga, Philosophische Schriften zur Jahrtausendwende, Wanseroo, Koraw im 37. Jahr der Herrschaft Ogal-Achuas.

 

*

 

»Erzähle mir von ihnen«, forderte Ogal-Borstik. Erwartungsvoll beugte der Bagarn sich vor und blickte den alten Lehrer ungeduldig an. »Ich möchte mehr von den Na'Call wissen. Ich finde sie unheimlich blinky!«

Namaes verengte missbilligend die Augen ob dieser laxen Bemerkung, wagte es jedoch nicht, ihn zurechtzuweisen. Immerhin war Ogal-Borstik der einzige Sohn des Regenten. Somit war er als Bagarn sicherer Nachfolger des Bygoon Ogal-Achua.

Der Bagarn war aufmüpfig, frech und hatte keine Manieren, doch darüber sah der Lehrer gezwungenermaßen hinweg. Sollte er es sich mit dem künftigen Herrscher von Wanseroo verderben? Da man sagte, dass der Bygoon sich keiner guten Gesundheit erfreute, konnte schon sehr bald der Fall eintreten, dass Ogal-Borstik die Regentschaft übernahm. Sein Vater kränkelte schon seit Jahren, und oft genug waren Gerüchte im Umlauf gewesen, in denen von seinem bevorstehenden Ableben die Rede war. Bisher jedoch hatte der Regent noch jede Krise überstanden.

Wie lange noch?, fragte sich Namaes. Am besten denkt man gar nicht darüber nach. An meinem Schicksal wird sich ohnehin nichts ändern. Allerdings graut mir bei dem Gedanken, dass ein Wolkendenker wie Ogal-Borstik eines Tages den Thron besteigen könnte! Er weiß nicht, was Verantwortung ist, und er will es auch gar nicht wissen.

»He, he, was ist?«, rief der junge Mann. »Du sollst nicht träumen, sondern mir von den Na'Call erzählen.«

»Ich muss nachdenken«, antwortete der Lehrer langsam.

Er saß mit dem jungen Mann in einem elegant eingerichteten Raum an der Spitze eines der höchsten Gebäude Wanseroos. Von hier aus fiel der Blick auf die vielen Bauten der Stadt; sie erinnerten an Bienenstöcke, waren aber aus lauter unterschiedlich großen, ringförmigen Scheiben zusammengesetzt. Das Fundament bildeten die wuchtigen Scheiben, in deren wabenförmigem Inneren sich die Eingangs- und Veranstaltungshallen befanden. Weiter oben lagen die Büros, Fabrikationsstätten und Wohnungen; Gewerbeanlagen, Dienstleistungsbetriebe, Erholungsstätten und Wohnungen bunt durcheinander. Jedes Gebäude war ein Dorf für sich, und jedes beherbergte einen anderen Clan.

Dem Haus der Lehrenden direkt gegenüber erhob sich der Bau der Puydor-Juristen, dahinter war noch ein Teil des Gebäudes zu erkennen, in dem die Systemanalytiker arbeiteten.

»Was gibt es da nachzudenken?«, fragte Ogal-Borstik sehr ungeduldig. »Kannst du mir etwas von den Na'Call erzählen oder nicht? Ich kenne dieses rätselhafte Volk kaum, aber ich liebe es.«

»Dir fehlt der nötige Respekt!«

»... sagte der Henker, als der Delinquent den Kopf nicht neigen wollte.«

»Also hör zu!« Die Stimme des Lehrers klang resignierend.

»Deswegen bin ich hier. Wer sind die Na'Call? Ich habe schon viele gefragt, aber alle weichen mir aus oder reden drumherum. Was ist das Geheimnis dieses Volkes? Gibt es die Na'Call überhaupt, oder bin ich auf eine Erfindung von Leuten hereingefallen, die sich wichtig machen wollen?«

Ogal-Borstik war ein gutaussehender junger Mann. Er war mit einer Höhe von beinahe 1,45 Metern sehr groß für einen Koraw. Seine grünliche Schuppenhaut hatte er um die Augen herum rot und gelb einfärben lassen – was der aktuellen Mode in eklatanter Weise widersprach –, und auf dem Kopf trug er eine Kappe aus dem Fell der Xonnyx-Antilopen. Drei kurze Hörner ragten daraus hervor, von denen zwei nach vorn und eines nach hinten gerichtet war.

Sein Vater, seine ganze Familie, sein Lehrer und der ganze Hof empfanden als Provokation, dass er das ursprünglich weiße Fell in feuerrote Farbe getaucht hatte, so dass es nun aussah, als tanzten kleine Flammen auf seinem Schädel. Dieser Kopfschmuck war eine Provokation, da die Xonnyx-Antilopen im allgemeinen Sprachgebrauch als Sex-Symbol dienten. Keine andere Tierart auf Wanseroo zeugte so viele Nachkommen wie sie; allerdings war das für ihre Arterhaltung auch notwendig, da ihr Bestand auf der anderen Seite durch zahlreiche Raubtiere ständig dezimiert wurde.

Silbern glänzende Stiefel zierten die Füße des Bagarn, und die enge grüne Hose machte die kräftige Muskulatur seiner Beine deutlich. Der Oberkörper war – wie bei den meisten Koraw von Wanseroo – unbekleidet.

Auf den breiten Lippen des Bagarn lag ein herausforderndes Lächeln.

»Die Frage nach den Na'Call lässt sich nicht so leicht beantworten«, begann der Lehrer erneut.

»Versuch's einfach mal«, schlug der Sohn des Regenten vor.

»Also gut«, seufzte Namaes. Er dämpfte die Stimme und blickte sich sichernd um, als fürchte er, bei etwas Verbotenem überrascht zu werden. Dann flüsterte er: »Es heißt, dass die Na'Call im Kugelsternhaufen Roy'Camar zu finden sind, aber sicher ist das nicht. Man nennt sie auch die Weisen von Na'Call oder die Unberührbaren. Kein Volk von Puydor war jemals von solchen Geheimnissen umgeben, und nie hat ein Puydorer einen Na'Call zu Gesicht bekommen.«

»Ist ja 'n Ding!«, grinste Ogal-Borstik, der nicht im geringsten beeindruckt war. »Wieso nennt man sie Unberührbare? Haben sie irgend etwas Ansteckendes an sich, so dass es besser ist, die Schuppen von ihnen zu lassen?«

»In den Legenden wird erzählt, dass es noch nie jemandem gelungen ist, sie zu berühren. Viele sollen es versucht haben, aber noch keinem ist es geglückt.«

»Aha, jetzt spielst du auf Apüpfa-Hu an, den großen Helden meiner Kindheit!« Ogal-Borstik schüttelte den Kopf und blickte gelangweilt zur Decke des Raumes hoch, die mit kostbaren Ornamenten verziert war. »Namaes, Apüpfa-Hu ist doch nur der Held zahlreicher Bildgeschichten. Den gab's doch nicht wirklich.«

»Da irrst du. Er ist ein Koraw, und viele der Heldentaten, die uns überliefert sind, hat er tatsächlich begangen.«

»Tatsächlich? Und der hat sich mal auf die Suche nach den Na'Call gemacht? Blinky! Aber betatscht hat er sie nicht. Und wieso nicht?«

»In den Berichten, die er hinterlassen hat, heißt es, dass man sich dem Planeten Na'Call nur bis auf etwa vier Millionen Kilometer nähern kann und dass die Weisen dann eingreifen und Halt gebieten. Man sagt, dass sie über Wunderkräfte verfügen und unglaubliche Dinge vollbringen können.«

»Davon habe ich in übertrieben klingenden Geschichten schon gehört, aber ich möchte mehr wissen.«

»Angeblich können sie in die Zukunft sehen und Schicksale vorher erkennen, und manchmal geben sie Ratschläge, die – wenn sie befolgt werden – die Zukunft verändern. Sie verfügen über Fähigkeiten wie sonst keine Sterblichen, und wem es gelingt, sich ihnen weit genug zu nähern, dem beantworten sie Fragen, aus denen der kluge Geist ableiten kann, welche Schritte er unternehmen muss, um seinen eigenen Weg in die Zukunft positiv zu gestalten.«

Der Lehrer machte eine kurze Pause, griff zu einer Folienrolle, die im Verlauf vieler Jahre vergilbt war, und öffnete sie.

Dann fuhr er fort: »Die Na'Call haben vorausgesagt, dass einst eine schier unbezwingbare Macht kommen und alle Völker von Puydor unterjochen wird. Die Unterdrückung solle dann Jahrtausende währen, wenn nicht ein kluger und besonnener Geist dieser Macht rechtzeitig in die Arme fällt.«

»Ich bin beeindruckt.«

»Bist du nicht. Du bist respektlos und oberflächlich. Du glaubst nicht, dass etwas dran ist an dieser Prophezeiung. Kannst du nicht einmal über die Dinge nachdenken, die wichtig sind?«

»Ich denke pausenlos darüber nach! Zum Beispiel: Was gibt es heute zu essen? Wird meine neue Freundin merken, dass ich schon drei andere habe?«

»Du bist verloren, Ogal-Borstik! Nichts kannst du ernst nehmen. Sollte die unbekannte Macht während deiner Regentschaft zuschlagen, bist du ganz sicher nicht der Geist, der ihr besonnen und rechtzeitig in die Arme fällt.«

»Und du riskierst Kopf und Kragen, weil du es wagst, mir so etwas zu sagen. Mir, dem Bagarn und künftigen Herrscher der Koraw!«

Namaes erschrak. Der scharfe Ton Ogal-Borstiks machte ihm bewusst, dass er zu weit gegangen war.

Der Lehrer verneigte sich hastig vor dem jungen Mann und bat um Verzeihung. Er wartete auf eine Entgegnung, mit der ihm der Sohn des Regenten Vergebung signalisierte, doch er wurde enttäuscht. In diesem Moment fiepte nämlich das Vicall des Bagarn, und Ogal-Borstik meldete sich.

»Ich bin es. Kantal-Artas«, hallte es mit schriller Stimme aus den winzigen Lautsprechern. »Du sollst sofort zu deinem Vater kommen.«

»Bin schon unterwegs«, sagte Ogal-Borstik.

»Und nimm die dämliche Xonnyx-Kappe ab! Dein Vater will dich damit nicht sehen.«

Der Bagarn verzog das Gesicht, blinzelte dem Lehrer zu und lächelte. Er dachte gar nicht daran, auf seinen Kopfschmuck zu verzichten.

»Sei vorsichtig!«, ermahnte ihn Namaes. »Kantal-Artas ist eine gefährliche Frau.«

Ogal-Borstik antwortete nicht. Er richtete sich plötzlich steil auf, seine Augen weiteten sich, und er presste beide Hände seitlich an den Kopf. Dabei strengte er sich erkennbar an, als wollte er seinen Schädel zwischen ihnen zerdrücken.

Entsetzt griff der Lehrer nach seinen Armen. Er wollte ihm helfen, wusste jedoch nicht, was er tun sollte. Dabei gingen ihm tausend Gedanken durch den Kopf, wobei der schlimmste war, was wohl aus ihm werden sollte, falls dem Bagarn ausgerechnet bei ihm etwas passierte.

»Was ist mit dir?«, fragte er, während er überlegte, ob das unerklärliche Verhalten Ogal-Borstiks irgend etwas mit seiner Bemerkung zu tun haben könnte.

Der junge Mann ließ seine Hände sinken, und seine Augen schlossen sich fast vollkommen.

»Wie ich so etwas hasse!«, presste er zwischen den Lippen hervor. Er sprang auf, stürzte sich auf ein Fenster und öffnete es mit einem Gedankenbefehl. »Jemand war in mir. Ich habe ihn gespürt!«

»In dir?« Namaes war fassungslos. Er wusste nicht, was Ogal-Borstik meinte.

Der Sohn des Regenten ballte die Hände zu Fäusten und trommelte sich mit den Knöcheln gegen die Schläfen.

»In meinen Gedanken«, versetzte er stöhnend. »Du glaubst nicht, wie sehr ich so etwas verabscheue. Jemand hat in meinen Gedanken herumgestöbert! Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke! Ich fühle mich in meiner Würde verletzt! Niemand, hörst du, niemand hat das Recht, einfach in meine Gedanken einzudringen! Wenn ich den erwische, der das getan hat, bringe ich ihn um!«

Der Lehrer hob verwundert die Hände.

»Du nimmst doch sonst immer alles auf die leichte Schulter«, sagte er. »Wieso das nicht, obwohl du doch gar nicht sicher sein kannst, dass es so ist?«

Der Bagarn eilte zur Ausgangstür, blieb jedoch auf halbem Wege stehen und blickte Namaes mit flammenden Augen an.

»Ich habe so etwas noch nie erlebt«, bestätigte er, »aber es war so deutlich, dass ein Irrtum ausgeschlossen ist. Jemand hat mich geistig berührt!«

»Und wer soll das gewesen sein?«

 

*

 

»Ich bin platt«, stöhnte Gucky. Er lag auf dem Rücken und streckte Arme, Beine und den Biberschwanz von sich. »Mann, Icho Tolot, ich wusste ja, dass du eine ganze Menge draufhast, aber in diesem Fall war es beinahe zuviel.«

Icho Tolot und Julian Tifflor beugten sich besorgt über den Ilt. In einem gewagten Teleportationssprung hatte er sie von Ketchorr in die MAJJETT, das Raumschiff des Händlers Hotch-Kotta, gebracht. Das Händlerschiff hatte den Wüstenplaneten bereits weit hinter sich gelassen und dabei stark beschleunigt. Kaum waren die drei an Bord, als es die erste Linearetappe seines Fluges antrat.

Sie spürten den Übergang, denn kurz kam es ihnen vor, als schwanke der Boden unter ihren Füßen, während sich der Hangar, in dem sie sich befanden, wie eine atmende Lunge für einen kurzen Moment zu erweitern schien. Doch diese Eindrücke verschwanden sehr rasch wieder. Sie mochten mit der speziellen Technik der Koraw zusammenhängen.

»Können wir dir helfen?«, fragte Tiff.

Der Mausbiber richtete sich stöhnend auf. Mit der flachen Hand rieb er sich den Kopf.

»Es geht schon wieder«, winkte er ab. »Und was jetzt?«

»Sobald du dich ausreichend erholt hast, suchen wir die Hauptleitzentrale und reden mit Hotch-Kotta«, erwiderte der Terraner.

»Der arme Mann fällt in Ohnmacht«, sagte der Ilt voraus. »Er ahnt ja nicht einmal, dass wir an Bord sind. Zur Zeit ist er gerade mit dem traumhaften Gewinn beschäftigt, den er auf Ketchorr gemacht hat. Du hast recht gehabt, Tiff. Er hat den Nevevern nur minderwertiges Zeug verkauft und dafür Berge von Edelsteinen eingetauscht, die tausendmal mehr wert sind.«

»Zählt er die Steine?« Icho Tolot war wieder vollkommen hergestellt. Von der lebensgefährlichen Beeinträchtigung durch die beiden Obbythen, die in seiner Brust herangewachsen waren, bis sie schließlich seinem Immunsystem zum Opfer gefallen waren, spürte er nichts mehr.

Gucky kratzte sich hinter einem Ohr und schwankte plötzlich bedenklich hin und her, so dass Tiff schon die Hände ausstreckte, um ihn zu stützen. Doch der Ilt wich zurück, zeigte frech seinen Nagezahn und verkündete, dass der Händler und Eigner der MAJJETT hauptsächlich damit befasst war, seinen Erfolg zu begießen.

»Ich würde sagen, der Gute ist sternhagelvoll«, sagte der Multimutant. »Außerdem ist er kurz davor, völlig einzuschlafen. Wir sollten uns also überlegen, ob wir jetzt zu ihm gehen oder lieber warten, bis er wieder nüchtern ist.«

»Und wann wird das sein?«

Gucky hob hilflos beide Arme.

»Das kann ich dir leider auch nicht verraten, Tiff. Wenn ich seinen Gedankeninhalt richtig beurteile, wird er weitersaufen, sobald er wach ist. Der Gute wird wohl erst wieder nüchtern werden, wenn er sein Ziel erreicht hat – wo immer das sein mag. Er hat den Autopiloten so programmiert, dass er ihn nach Hause bringt.«

»Also, dann gehen wir sofort«, entschied der Terraner. »Vielleicht wird er ja schlagartig nüchtern, wenn er uns sieht.«

Sie öffneten ein Schott, um den Hangar zu verlassen. Als Icho Tolot sah, dass Gucky sich schwerfällig und mühsam bewegte, weil er von dem Teleportersprung noch zu erschöpft war, setzte er ihn sich kurzerhand auf die Schulter. Der Mausbiber ließ es sich gefallen, klopfte dem Haluter kräftig auf den halbkugelförmigen Kopf und forderte ihn auf, vorsichtig zu sein.

»Die Decken sind verdammt niedrig«, warnte er. »Die MAJJETT ist schließlich nicht für solche Riesen wie dich gebaut, sondern für die Koraw.«

Icho Tolot beugte sich tief und blickte durch das Schott auf den Gang hinaus, der dahinter lag. Er erkannte, dass er ihn auf keinen Fall aufrecht durchschreiten konnte. Also ließ er sich auf seine Laufarme hinabsinken.

Gucky rückte ein wenig nach hinten, so dass er bequemer saß. In dieser Position war er nicht weit mit seinem Kopf von der Decke entfernt. Sogar Julian Tifflor musste ab und zu seinen Kopf einziehen, um nicht anzustoßen. Er war immerhin fast zwei Meter groß.

Sie brauchten nur wenige Minuten, um die Hauptleitzentrale zu finden, und dann nur noch ein paar Sekunden, um Hotch-Kotta zu entdecken. Der stechende Alkoholgeruch führte sie zu einer kastenförmigen Konsole, hinter der der Koraw auf dem Boden lag. Als sie sich zeigten, veränderte sich zunächst einmal gar nichts in seinem Gesicht. Die weit geöffneten, leicht hervorquellenden Augen blieben glanzlos und leer wie bei einem Tagträumer. Sie schienen nichts wahrzunehmen.

Doch dann richtete sich der Koraw halb auf. Er versuchte, die Kontrolle über seine Augen zu gewinnen, doch schaffte er es nicht. Die Augen drehten sich nach außen – das eine nach links, das andere nach rechts. Danach sank der Händler wieder auf den Boden, schloss die Augen und begann in der bekannten Weise zu schnarchen.