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Roland Jalowietzki

Kleine Meeresgeschichten - über Quallen und Co





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80331 München

Die Leuchtquallen in der Ostsee

Eigentlich sind es ja Fremdlinge, eingewanderte Quallen. Ursprünglich soll sie aus dem schwarzen Meer stammen. Doch sie lieben Wasser, das nicht so salzig ist. Und das Beste an ihnen ist, dass sie richtig bunt leuchten können. So kam ein kleines Quallenkind auf die Idee, mit den anderen ein Wettleuchten zu veranstalten. Das ist gar nicht so einfach, wie es zunächst scheint. Dazu müssen sie an die Wasseroberfläche schwimmen, damit das Licht sich an ihren Röhren in Spektralfarben zerlegen kann. Sie sind noch klein, sehr klein. Das ist ja die Gefahr, der sie sich aussetzen. Wenn sie nämlich an der Oberfläche treiben, dann könnte es oft sein, dass sie sich in einem Fischernetz verhäddern. Natürlich wäre das ihr Tod. Also beschlossen die Kinder, dass der plumpe und langsame Quali an der Oberfläche wache schiebt, um aufzupassen, wenn sich ein Fangschiff nähert. Am Anfang machte Quali seine Aufgabe auch sehr gut. Zudem war er von allen als Schiedsrichter ausgewählt worden. Von seiner Position aus nämlich, konnte er das Farbfunkeln am besten sehen. Nur diejenigen, die sich am geschicktesten zu drehen verstanden, konnten ein Superspektakel bieten. Doch, oh weh, das Ringen um die schönsten Farben artete leider in einen wirklichen Ringkampf aus. Eine Jungqualle versuchte der anderen ihre Röhren herauszureißen. Es gab ein riesen Schmerzgezeter. Eigentlich war das nicht so schön, jedoch sorgte der Kampf dafür, dass der Schiedsrichter als einziger übrig blieb.

Stellt euch vor: die langsamste Qualle blieb als einzige übrig. Bei den Quallen ist es jedoch so, dass selbst die sterbenden Tiere noch kleine Organismen abspalten können. Diese nennt man Larven, die sich zu einem Polypen entwickeln. Aus diesem wird schließlich wieder eine Qualle. D.h. also, dass jeder Wettkampfkandidat mehrere Chancen hat, weil er mehrere Leben hat. Dabei wird kein Geschlecht gewechselt oder verändert. Ist das nicht praktisch?