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Roland Lampe

„Da lag er vor uns, der buchtenreiche See …“

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© 2017 Roland Lampe

Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN  
Paperback: 978-3-7439-5030-6
Hardcover: 978-3-7439-5031-3
e-Book: 978-3-7439-5032-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Umschlagfotos: R. Lampe

Inhalt

Vorbemerkung

Auf den Spuren

Quellen und weiterführende Literatur

Nachbemerkung

Verzeichnis der Autoren

Vorbemerkung

„Da lag er vor uns, der buchtenreiche See“, schrieb Theodor Fontane, nachdem er 1873 zum ersten Mal am Stechlinsee gewesen war. Anschließend fuhr er nach Gransee und besichtigte die „kleine märkische Stadt“.

Erschienen sind die Aufsätze über diese beiden Orte 1875 in der „Grafschaft Ruppin“, dem ersten Teil seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Mehrere Male besuchte er auch die Schlösser Hoppenrade und Liebenberg im Löwenberger Land, um Material für sein Buch „Fünf Schlösser“ (1889) zu sammeln.

Fontane, der märkische Wanderer, ist nicht der einzige Autor (wenn auch der bekannteste), der in Oberhavel seine Spuren hinterlassen hat.

Viele Schriftsteller lebten oder leben hier, wurden hier geboren, starben hier oder machten für kurze Zeit Station.

Bekannte Namen wie Achim von Arnim in Zernikow, Richard Dehmel in Kremmen, René Schickele in Fürstenberg, Lola Landau und Armin T. Wegner in Neuglobsow und Eva und Erwin Strittmatter, die viele Jahre in Schulzenhof bei Dollgow arbeiteten und lebten, sind darunter, aber auch Namen, die heute kaum noch jemand kennt.

Gegenwartsschriftsteller mit Oberhavel-Bezug sind Sten Nadolny, Moritz von Uslar und Norbert Marohn.

Auf Grund der Vielzahl der Autoren habe ich mich entschlossen, das Gebiet zu teilen: Dieser Teil umfasst das nördliche Oberhavel mit Fürstenberg, dem Amt und der Stadt Gransee, Zehdenick, Kremmen und dem Löwenberger Land, ein zweiter Teil („‚Dennoch, das Haus bezauberte mich …‘“) das südliche, heutzutage auch „Speckgürtel“ von Berlin genannt.

Ein drittes Buch („‚… kehrte ich bei Hempel ein‘“) erscheint zeitgleich und stellt, in zweiter Auflage, die Autoren der Kreisstadt Oranienburg vor.

Auf den Spuren

Spätsommer 1801, Gut Zernikow im Norden Brandenburgs: Ein junger Mann, zwanzig Jahre alt, soeben zurückgekehrt vom Studium in Göttingen, schreibt seinen ersten Roman, einen „Roman mit Tendenz“. „Hollins Liebeleben“, so soll er heißen. Er muss sich beeilen, eine Bildungsreise, für Söhne aus gutem Hause damals üblich, steht kurz bevor.

Der junge Mann ist Carl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim oder, wie er sich später nennen wird, Achim von Arnim. Geboren wurde er am 26. Januar 1781 in Berlin. Seine Mutter starb an der Folgen der Geburt. Hier in Zernikow wuchs er auf bei seiner Großmutter Caroline von Labes, gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Karl Otto, genannt „Pitt“ (der Spitzname von Achim lautete „Louis“). Der Vater, Joachim Erdmann von Arnim, hatte gegen die Zahlung von 1000 Talern auf das Erziehungsrecht verzichtet, nicht willens oder nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern.

1740 schenkte der noch junge Friedrich II. seinem Kammerdiener und Günstling Michael Gabriel Fredersdorff Gut Zernikow. 1753 heiratete Fredersdorff die 22 Jahre jüngere Caroline Marianne Elisabeth Daum (1730-1810), Bankierstochter und Achim von Arnims Großmutter. Diese wiederum heiratete 1760, nachdem Fredersdorff 1758 gestorben war, Johann Freiherrn von Labes (1731-1776). Ihre Kinder waren Amalie Caroline von Labes (1761-1781) und Hans von Labes (1763-1831), Achim von Arnims Onkel. Amalie Caroline von Labes ging 1777 mit dem aus altem märkischen Adel stammenden Joachim Erdmann Freiherr von Arnim (1741-1804) den Bund der Ehe ein. Ihre gemeinsamen Kinder: Carl Otto von Arnim (1779-1861) und Ludwig Achim von Arnim.

In Zernikow verbrachte man allerdings nur den Sommer, im Winter wohnte Caroline von Labes mit ihren beiden Enkeln „Am Quarrée 4“, dem späteren Pariser Platz, in Berlin. Sie war eine eigenwillige, zähe und praktisch veranlagte Natur, mit der Verwaltung ihrer Güter – 1780 kam die Herrschaft Bärwalde mit Schloss Wiepersdorf südlich von Jüterbog hinzu – vollauf beschäftigt. Für die geistigen Interessen der beiden Brüder, vor allem für die des sensiblen, lerneifrigen Achim, fehlten ihr Zeit und Verständnis.

In Zernikow (und in Berlin) herrschten Strenge und Sparsamkeit, von ausgelassenem Spielen und Toben konnte keine Rede sein, im Gegenteil, die Kinder wuchsen unter der Zucht diverser Hofmeister auf, und „ewige Qual, Streit und Unruhe“ waren für sie „kaum eine Stunde erträglich“.

Zudem werden sie ihre Eltern vermisst haben. Am 29. Dezember 1789 beklagte sich „Louis“, da war er acht Jahre alt, bei seinem Vater, der als Privatmann auf seinem Gut in Friedenfelde in der Uckermark lebte: „Fast mit jeder umgehenden Post habe ich auf ein gütiges Antworts Schreiben gehofft indem ich schon im August von Zernikow aus an Sie geschrieben habe. Ich kann mir Ihr langes Stillschweigen auf keiner andere Art erklären als daß entweder mein Brief verloren gegangen ist, oder Sie vieler Geschäfte wegen nicht haben antworten können.“

Und nach dem Tod des Vaters 1804 wird er sagen: „Ich habe meinen Vater wenig gekannt, aber darum schmerzte es mich tiefer. Mir ist nichts von ihm geblieben als vielleicht etwas Vermögen, ich weiß nicht wie viel.“

Kein Wunder, dass Arnim seine Kindheit im Nachhinein als unglücklich empfand. In einem Brief an J. W. Goethe, dem er im Juni 1801 als Student in Göttingen zum ersten Mal begegnet war, sprach er im Februar 1806 von der „trübe gepreßten Luft einer zwangvollen Kinderstube, aus der ich mich in verzweifelnder Langeweile in allerley Gelehrsamkeit stürzte, die nachher in wärmerer Sonne bis auf wenige Neigen rein verdampfte.“

Mit „allerley Gelehrsamkeit“ sind vermutlich die Aufsätze, Reden und Dialoge gemeint, die er als Schüler des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin von 1793 bis 1798 verfasste und die bereits früh von seinen breit gefächerten wissenschaftlichen Neigungen und von seinem Schreibtalent zeugten. Ein Beispiel dafür stellen die Reisebeschreibungen dar, darunter eine „Beschreibung des Rittergutes in Zernikow“, die er mit zwölf Jahren schrieb, und „Meine Reise von Zernikow nach Neu-Strelitz“, in der es über den „kleinen Ort Globsow“ heißt, dass „die Einwohner in ihren elenden Hüten zufriedener als manche in Pallästen wohnende Reiche“ seien.

Von 1798 bis 1800 studierte Achim von Arnim (ebenso wie sein Bruder) Jura, Philosophie, Chemie und Physik in Halle (Saale), ab Mai 1800 Mathematik in Göttingen. Doch selbst vielfältige Aktivitäten und erste fachliche Anerkennung – er gründete 1798 eine wissenschaftliche Gesellschaft, die „Freunde freier Untersuchung“, gab 1799 den „Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen“ in den Druck und veröffentlichte regelmäßig in den angesehenen „Annalen der Physik“ – konnten das „Verdampfen“ seines wissenschaftlichen Interesses nicht verhindern. Er erkannte mehr und mehr, dass er auf diesen Gebieten kaum etwas Hervorragendes würde leisten können oder, mit seinen Worten in einem Brief von 1803, „ich konnte fast nichts denken in der Physik, was nicht zu gleicher Zeit andre bekannt machten; ja viele Arbeiten habe ich zerrissen, weil sie mir zuvorkamen.“

Ab dem Sommer 1801, seit seiner Rückkehr vom Studium, gab es nur noch ein Ziel: Schriftsteller zu werden. „Für Büchermotten wollte ich nicht schreiben; mein Sinn wandte sich mit erschlossenem Kelche zum Lichte der Dichtung.“ (An Brentano 1803). Dabei spielte neben seiner Bekanntschaft mit Goethe und dem damals sehr populären romantischen Dichter Ludwig Tieck seine Freundschaft mit Clemens Brentano eine wichtige Rolle, den er 1801 in Göttingen kennengelernt hatte. „Arnim hat mir unendlich viele herrliche poetische Arbeiten vorgelesen. Deutschland wird ihn einst bewundern und er gewiß ewig mein Freund sein“, schwärmt Brentano in einem Brief an Friedrich Carl von Savigny 1802.

„Hollins Liebeleben“, in der „Landeinsamkeit und im Trennungsschmerz“ (vom Studentenleben vermutlich) geschrieben, ist ein Roman im Gefolge der „Leiden des jungen Werther“, dem Bestseller von Goethe von 1774. Wie dieser ist Arnims Werk in Briefform verfasst und zeigt in der Hauptfigur einen Helden, dessen leidenschaftliche und gegen die bürgerliche Ordnung verstoßende Liebe ihn zum Selbstmord treibt.

„Himmel! welch ein Gefühl, als ich die ersten Spitzen der Türme, und immer mehr, endlich die ganze herrliche Freistadt der Jugend aus der Ebene hervortreten sah! Noch ist er nicht verhallt in mir der innere Ruf nach Freiheit, der mich damals bei dem Aufgange ihrer Morgenröte zu den kühnen Spielen als Kind schon auftrieb, die mir so hart geahndet wurden. […]

Alle Wärme, alles Gefühl der Jahre, die bedächtig langsam mir auf den Schulbänken entflohen, drängte sich auf diese Minuten zusammen, eine neue Sonne schien mir aufgegangen, klar vor mir ausgebreitet war alles Künftige, Wissenschaft und wechselnd Leben buhlten um mich, da traten Philosophie und Poesie herbei, und Wissenschaft und Leben war verschwunden, mit Blüten bekränzt war ernsthaft der Scherz und der Ernst Scherz geworden. Hollin an Odoardo. N. den 15. Dezember“

Aus: „Hollins Liebeleben“ 1802

Obwohl dem „Hollin“, der 1802 im Verlag von Heinrich Dieterich in Göttingen erschien, kein Erfolg beschieden war – Arnim spricht im selben Jahr bereits selbstkritisch von einer „falschen Verehrung der Göthischen Formen“, war die Wendung zur dichterischen Laufbahn vollzogen. „Alles geschieht in der Welt der Poesie wegen“, erklärte der Dichter, der den Künstlernamen Achim nach Erscheinen seines Erstlings annahm, in seinem Aufsatz „Die große Arbeit, eine Lebensaussicht“ 1802. „Wer sich Poet nennt, der ist nicht stolz …, der ist ein echter Märtirer und Einsiedler, der betet und kasteit sich für andre, der stirbt, damit sie das Leben haben …“

Nun, „Einsiedler“ ist von Arnim, obwohl er das gesellschaftliche Leben weitestgehend mied, nie gewesen. Die große Bildungsreise mit „Pitt“ führte ihn von Herbst 1801 bis 1804 quer durch Europa. Die Brüder waren u. a. in Wien, in Frankfurt am Main – hier begegnete Achim zum ersten Mal Bettina von Brentano –, in Paris und in London, von wo aus sie eine Exkursion nach Wales und nach Schottland machten. 1805 besuchte er Goethe in Weimar und 1807 die Gebrüder Grimm in Kassel, mit denen er ein Leben lang befreundet blieb.

„Ihr erwerbet nichts, lebet mit Kosten, obgl. ihr wohl feil in euren Eigenthum leben köntet; warum wohnet ihr nicht wenigstens auf euren Gütern? lernet darauf die landwirthschafft, um nach etlichen Jahren Euch selbst, wie andere Edelleuthe, damit beschäfftigen zu können.“

Aus: Brief von Caroline von Labes an ihre beiden Enkel Karl Otto und Achim von Arnim 1808

Sein Werk ist, obwohl er sich nach dem Tod seiner Großmutter 1810 intensiv um die Bewirtschaftung der Güter Bärwalde und Wiepersdorf kümmern musste, äußerst umfangreich und beinhaltet Gedichte, Erzählungen, Novellen, Romane, Dramen, literarischen Aufsätze und journalistische Arbeiten. Eine Gesamtausgabe seiner Schriften, die von 1839 bis 1856 herauskam, umfasst 21 Bände. Zu Lebzeiten den größten Erfolg hatte wohl „Des Knaben Wunderhorn“, eine von Arnim und Brentano von 1805 bis 1808 herausgegebene dreibändige Sammlung von etwa 600 Volksliedtexten. Heute werden vorzugsweise die Erzählungen gelesen, zum Beispiel „Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott“ (1818), „Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau“ (1818) und die Novelle „Die Majoratsherren“ (1820).

1811 heiratete er Bettina von Brentano, die Schwester des Freundes Clemens. Das Paar hatte sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter, und lebte abwechselnd in Berlin und in Wiepersdorf. Nach Arnims Tod 1831, er starb an einem Gehirnschlag, wurde Bettina von Arnim mit den Büchern „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ (1835), „Die Günderode“ (1840) und „Dies Buch gehört dem König“ (1843) eine erfolgreiche Schriftstellerin (fast erfolgreicher als ihr Mann). Ein außergewöhnliches Leseerlebnis bietet der Briefwechsel der beiden: „Achim und Bettina in ihren Briefen“, Insel-Verlag.

Beigesetzt sind sie neben der Dorfkirche von Wiepersdorf. Im Schloss befindet sich heute das Bettina und Achim von Arnim Museum, zudem werden in dem denkmalgeschützten Künstlerhaus Arbeitsaufenthalte für Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen aus dem In- und Ausland gefördert.

Zernikow, 1362 erstmals urkundlich erwähnt, gehört seit 1998 zur neu gegründeten Gemeinde Großwoltersdorf im Landkreis Oberhavel. Zu den Sehenswürdigkeiten im Ort zählen die Dorfkirche mit der Patronatsloge und den Stifterporträts, das Fredersdorffsche Erbbegräbnis, das 1777 von Achim von Arnims Großmutter Caroline von Labes gestiftet wurde, das Inspektorenhaus (heute Gasthof), das Gutshaus und mehrere Alleen, darunter die Linden- und die Maulbeerallee.

Das Gutshaus, in dem Arnim sommers aufwuchs bzw. seine Ferien verbrachte, ist heute denkmalgeschützt. Ein Museum informiert über den Dichter. Im Inspektorenhaus werden Lesungen und in der alten Brennerei Ausstellungen veranstaltet, und traditionell finden im Sommer auf dem Gutshof das Ritter- und das Maulbeerfest statt.

Ebenfalls in Zernikow zu Hause, von 1930 bis 1945, war Clara von Arnim (1909-2009). In ihrem Buch „Der grüne Baum des Lebens. Erinnerungen einer märkischen Gutsfrau“, erstmals 1998 im Scherz Verlag in München und seitdem in mehreren Auflagen erschienen, berichtet sie über diese Zeit.

Clara von Hagens wurde in Kassel als Tochter des späteren Oberlandesgerichtspräsidenten Walter von Hagens und seiner Frau Ilse Ratjen geboren. Nach dem Abitur begann sie zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften, ließ sich dann aber zur Krankengymnastin ausbilden. („Damals hieß es noch Heilgymnastik und war ein neuer Beruf, den viele ‚höhere Töchter‘ ergriffen.“)

Am 17. September 1930 heiratete sie in Berlin den Urenkel Achims und Bettinas von Arnim, Friedmund Ernst Freiherr von Arnim (1897-1946), Herr auf Wiepersdorf, Bärwalde und Zernikow. Sie lebte mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern in Zernikow und bewirtschaftete das Gut.

„Ich war also nicht Krankengymnastin, sondern Gutsherrin geworden. Wider Erwarten früh, mit einundzwanzig Jahren, hatte ich das erreicht, was ich mir immer gewünscht hatte: eine verantwortungsvolle Tätigkeit unter Menschen und für Menschen. Das streng abgezirkelte Dasein einer höheren Tochter lag hinter mir. Nun begann mein eigentliches Leben. Ich stand fortan an der Seite eines Mannes, dem als Erbe eine große Aufgabe zugefallen war und der beschlossen hatte, diese Aufgabe mit mir zu teilen.“

Aus: „Der grüne Baum des Lebens“ 1998

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie als Gutsbesitzer „entschädigungslos enteignet“. Clara von Arnim floh 1945 mit den Kindern in den Westen, ihr Mann wurde in die Sowjetunion in ein Kriegsgefangenenlager in Tula zweihundert Kilometer südlich von Moskau verbracht.

In der BRD arbeitete sie in ihrem erlernten Beruf als Physiotherapeutin in Schwäbisch Hall und war zeitweise Leiterin des privaten Internats und Gymnasiums Birklehof in Hinterzarten. Später war sie wieder als Krankengymnastin in Eschborn bei Frankfurt und in Kronberg im Taunus tätig.

Ab 1962 engagierte sie sich als Stadtverordnete von Eschborn insbesondere in der Bildungs-, Sozial- und Umweltpolitik.

Im Alter von 81 Jahren begann sie die Erinnerungen an ihre Erlebnisse als märkische Gutsherrin aufzuschreiben.

Das Buch endet am 3. Februar 1947, dem Tag, an dem sie einen Brief erhielt, in dem ihr ein Mitgefangener ihres Mannes die Umstände seines Todes am 13. Januar 1946 in Tula beschrieb.

Eine Fortsetzung ihrer Lebensgeschichte, in der sie gemeinsam mit ihrer Tochter Bettina von Arnim berichtet, wie es nach ihrer Flucht in den Westen weiterging (beide erzählen ihre Geschichte parallel), kam 2003 unter dem Titel „Das bunte Band des Lebens. Die Märkische Heimat und der Neubeginn im Kupferhaus“ heraus.

Das Kupferhaus, „ein Holzhaus auf einem Fleckchen Lehmboden im Schwabenland“, hatte sie 1947/48 in dem Ort Kupfer bei Schwäbisch Hall selbst gebaut.

Mehrmals reiste sie, bereits zu DDR-Zeiten, wieder nach Zernikow; nach 1990 hat sie gemeinsam mit ihren Söhnen die Restaurierung der Arnimschen Güter, auf die sie nie Anspruch erhob, finanziell unterstützt.

2009 starb Clara von Arnim im Alter von 99 Jahren in Idar-Oberstein. Sie wurde auf dem Friedhof der Dorfkirche in Zernikow beigesetzt.

Der Begriff Oberhavel existiert erst seit kürzerer Zeit, er entstand im Ergebnis der brandenburgischen Kreisreform 1993 durch Zusammenlegung der ehemaligen Kreise Gransee und Oranienburg. Die historischen Landschaften, an denen er Anteil hat, sind im Norden Mecklenburg mit dem Fürstenberger Werder, im Nordosten und Osten die Uckermark, im Südosten der Barnim, im Südwesten das Havelland sowie im Westen und Nordwesten das Ruppiner Land. Im mittleren Teil liegt das historische Land Löwenberg. Im Süden grenzt der Landkreis an Berlin. Der obere Lauf der Havel ist namensgebend und durchfließt ihn von Norden nach Süden.

René Schickele ist heute fast vergessen. Dabei war der Erzähler, Lyriker, Dramatiker, Essayist und Journalist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der angesehensten Schriftsteller Deutschlands. 1926 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Thomas und Heinrich Mann gehörten zu seinem Freundeskreis. Zwei Jahre lang, von 1913 bis 1914, lebte er in Fürstenberg an der Havel, für ihn eine „schöne, fruchtbare Zeit“.

Geboren wurde Schickele am 4. August 1883 in Oberehnheim südlich von Straßburg im Elsass. Elsass und Lothringen waren 1871 als Folge des Deutsch-Französischen Krieges an das Deutsche Kaiserreich abgetreten worden, ein Umstand, der ihn zeitlebens beschäftigte und sich in seinem Werk widerspiegelte. In seinem Elternhaus wurde Deutsch und Französisch gesprochen. Nach dem Ersten Weltkrieg legten die Mächte der Triple Entente 1919 im Versailler Vertrag fest, das Gebiet wieder Frankreich anzugliedern.

Nach dem Studium der Literaturgeschichte, u. a. in Straßburg und in München, trat er zunächst als Lyriker („Mon Repos“ 1905) und Zeitschriftenherausgeber („Der Stürmer“ 1901, „Das Neue Magazin“ 1904) in Erscheinung. Danach arbeitete er journalistisch, u. a. in Paris, wo er als Korrespondent für die „Straßburger Neue Zeitung“ tätig war und sich vom „weltabgewandten Ästheten zum passionierten Kämpfer wandelte“ (Ernst Stadler).