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Schmöe / Steps (Hrsg.)

Mörderische Prachtbäder

11 Krimis rund um Soletherme und Moorbad. Mit 125 Freizeittipps

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Zum Buch

Tot statt Vital! In Bad Bocklet werden Tiere gemeuchelt. Da ist es folgerichtig, dass nach Schlange und Hund auch der Homo Sapiens dran glauben muss. Zwei Krimiautoren wollen in Franzensbad einen geheimnisvollen Super-8-Film digitalisieren lassen, was einem Zeitgenossen nicht gefällt, da dieser den ominösen Streifen gern selbst hätte. Die Therme in Bad Staffelstein wird von einem Amokläufer hopsgenommen, der eine beeindruckende Blutspur hinterlässt. 11 Krimis rund um Sole und Moorbad locken die Leser nicht nur in die düsteren Abgründe menschlicher Begierden, sondern führen sie auch in die schönsten Winkel von traditionsreichen Bädern wie Bad Kissingen, Karlsbad oder Bad Elster. Berühmte Kurgäste wie Kaiserin Sissi oder Thomas Mann tun ihr Übriges, um manch mondänen Ort mit einem gewissen Nimbus zu versehen. Reisen Sie mit durch Bayern, Böhmen, Thüringen und Sachsen ins grüne Kurherz! Jahr für Jahr genießen Touristen, Tagesausflügler, Sportler und nicht zuletzt Kurgäste die traumhaften Landschaften in Mitteleuropa.

Friederike Schmöe ist in Coburg geboren und aufgewachsen. Bereits früh wurde sie zur Büchernärrin – eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbe­stadt Bamberg verfasst sie Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder sowie Erwachsene und veranstaltet Literaturevents.

 

Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulpädagogin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland.

 

Weitere beteiligte Autoren: u.a. Sabine Fink, Tessa Korber, Roland Spranger und viele andere.

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2018

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung:/E-Book Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Shesternina Polina/shutterstock.com

ISBN 978-3-8392-5648-0

Inhalt

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Impressum

Inhalt

Claudia Schmid

Friederike Schmöe

Tessa Korber

Christian Klier

Gunnar Schuberth

Manfred Köhler

Petra Steps

Christoph Krumbiegel

Roland Spranger

Bettine Reichelt

Sabine Fink

Kurzvitae

Register

Claudia Schmid:

Sein letzter Wurf

Bad Brückenau

»Das ist von Ihnen?«

Heinrich war nicht in der Lage, genau zu begründen, was ihn mehr in Euphorie versetzte. Dieser Satz, den sie so leicht von sich gab, ihr kecker Blick oder überhaupt der Umstand, mit dieser Frau hier in einem Biergarten in Bad Brückenau zu sitzen. Er griff nach seinem Glas und nahm einen Schluck dunkles Frankenbier. Dann ließ er seinen Blick über den Kurpark schweifen.  1 

Es war vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen, sich auf diesen Kuraufenthalt in Bad Brückenau einzulassen. Wobei ihm aber nichts fehlte, wohlgemerkt! Nun gut, außer ein paar neuen Ideen für Drehbücher vielleicht. Aber die kämen schon wieder. Dann würde er es allen zeigen, allen voran Pieter. Heinrich erinnerte sich gut an den letzten Dialog mit ihm. Beinahe wortwörtlich vermochte er ihn wiederzugeben.

*

»Heinrich, das ist absoluter Mist, was du jetzt machst. Das ist so was von verbrannt, das ist noch nicht mal Mainstream.«

»Mainstream? Hast du sie noch alle? Dieser Roman ist mein großer Wurf!«

»Nimm’s mir nicht übel, Alter, aber du warst schon mal näher dran. Jetzt sind andere Themen angesagt. Mit dem Zeug lockst du keinen hinterm Ofen hervor. Du brauchst was Neues, weißt du. Irgendwas Fundamentales! Etwas, das ins Innere weist. Aber dabei zugleich auch nach außen. Mensch, nimm dir eine Auszeit! Vergiss diesen Roman und bleib beim Drehbuch-Schreiben.«

Beim Verlassen des Büros hatte Heinrich den knallengen Rock der Assistentin wahrgenommen. War es das? Fielen ihm die prägnanten Dinge neuerdings erst auf den zweiten Blick auf? Er war an ihr vorbeigerannt, nach draußen gestürmt und hatte dort innegehalten, um in den Taschen seiner Jacke nach Zigaretten zu suchen. Eine blaue Marke ohne Filter mit einem Namen, der verheißungsvoll klang. Doch seine Finger griffen nur in zerknüllte Zettel, benutzte Papiertaschentücher und ein klebriges Bonbon. War er tatsächlich ohne seine Glimmstängel aus dem Haus gegangen? Da war eine Unkonzentriertheit gewesen in letzter Zeit, ja, das könnte schon hinkommen. Wenn er ehrlich war. Pah! Aber war er denn nicht schon zwei Mal für einen der angesagtesten Preise der Branche nominiert worden? Heinrich fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Er konnte was, das wusste er ganz genau. Und dieser Roman, an dem er seit vier Monaten arbeitete und der schon beinahe fertig war, war etwas Großes, etwas ganz Großes sogar. Das spürte er. Sein Agent war einfach zu blöde, das zu kapieren! Plötzlich erinnerte der ihn an Erich, den Protagonisten im letzten Freitagabendkrimi, für den er das Drehbuch geschrieben hatte. Der war auch so ein uneinsichtiger Sturkopf gewesen und verpasste die beste Chance seines Lebens.

»Soll ich dir ein Taxi rufen? Ist dir nicht gut?« Eine Hand lag auf seiner Schulter. Pieters Assistentin.

Früher, da hätte er so eine Biene auf ein Glas Wein eingeladen. Hatte sie nicht denselben Blick wie Selma, die Mörderin in seinem letzten Drehbuch? Letzte Nacht hatte er von deren Opfer geträumt. Er wandte sich ab. Was war bloß los mit ihm? Tickte er aus? Kamen all die Figuren, die er in seiner Fantasie erschaffen hatte, nun gemeinsam auf ihn zu und versuchten, ihn um seinen Verstand zu bringen?

Ohne der Frau zu antworten, ging er rasch weg.

Erst als Heinrich seine Stammkneipe erreicht hatte, wurde er ruhiger. Er kippte einen Grappa in einem Zug hinunter, dann sog er an seiner Zigarette. Zu seinem Glück verkauften die hier welche. Es kratzte in den Bronchien, als der tief inhalierte Rauch dort ankam. Er würde das Romanprojekt zu Ende führen. Pieter war ein Stümper! Keine Ahnung hatte der. Seine Drehbücher hatte er für ihn ganz gut verkauft, aber das mit dem Roman war einfach eine Nummer zu groß für den, da kam der nicht mehr mit. Die Buchbranche tickte anders als die Filmwelt! Pieter war alt geworden, er würde sich nach einem neuen Agenten umsehen. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!

Es klingelte und Heinrich zog sein Smartphone aus der Innentasche seiner Jacke.

Pieter. »Alter, was ist denn los? Die Sabrina hat gesagt, du hättest so komisch reagiert, als sie dir ein Taxi rufen wollte.«

»Schwachsinn!«

»Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Du brauchst eine Auszeit. Glaub mir als deinem Freund. Die Mutter von der Sabrina, die betreibt eine Pension in Bad Brückenau.« Er machte eine kurze Pause. »Ich habe dich dort eingemietet, Alter.«

Heinrich drückte das Gespräch weg. Ein Kurbad? Mit abends Volksmusik aus einer Konzertmuschel? Wofür hielt dieser Typ sich eigentlich, ihm so etwas zu empfehlen? Dachte der, er sei jetzt alt? Nur weil hin und wieder seine Knie ein wenig knackten! Hatte der Freund gesagt? Ein Geräusch wie Rascheln in der Brust unterbrach seine Gedanken. Das kannte er seit einigen Wochen.

Auf der Toilette lehnte Heinrich sich an die Wand und betätigte die Spülung. Vielleicht war es doch an der Zeit, mal abzuschalten? Mit zittrigen Fingern wühlte er nach den filterlosen Zigaretten. »Rauchen kann tödlich sein.« So ein Quatsch, von so einem bisschen Husten ließ man sich doch nicht gleich umwerfen.

Zurück an der Theke orderte er einen weiteren Grappa und gab in den Browser seines Smartphones »Bad Brückenau« ein. Heilquellen. Entschlacken. Den Körper entgiften. Gute Luft im fränkischen Wald.

*

Sabrinas Mutter holte ihn sogar in Fulda am Bahnhof ab. Sie rief seinen Vornamen.

»Nur ein r

»Bitte?!«

»Ich heiße Heinrich. Nicht Heinrrrich.«

Sie lachte. Etwas laut, aber herzlich. »Daran gewöhnen Sie sich schon noch, Heinrich. Mein Name ist Renate.« Sie öffnete die Tür ihres roten Kleinwagens. »Ich habe Ihnen auch schon einen Termin bei einem unserer Kurärzte besorgt.«

Als er zögerte, seinen Koffer auf die Rückbank zu schieben, fügte sie hinzu: »Ist doch alles in Ihrem Paket mit drin. Der stellt Ihnen einen individuellen Kurplan zusammen. Sonst bringt das doch nix, oder? Sie wollen doch Ihren Aufenthalt hier optimal nutzen.«

Die Pension lag zwischen der Stadt Bad Brückenau und dem eigentlichen Bad. Renate stattete Heinrich mit einem Fahrrad aus.

»Und wenn Sie wissen wollen, wo es herkommt, das Fahrrad«, sagte sie mit Stolz, »dann gehen Sie ins Fahrradmuseum  2 

»Wurde das Fahrrad nicht in Mannheim erfunden?«

»Der Freiherr von Drais hat die Laufmaschine gebaut, vor 200 Jahren, das stimmt schon, aber wir haben hier das Deutsche Fahrradmuseum.« Sie drückte ihm einen Stapel Flyer in die Hand. »Und gleich in der Nähe, da ist die evangelische Kirche  3 

»Ich bin aber katholisch.«

»Eine katholische Kirche  4 haben wir selbstverständlich auch.«

Bemerkenswert, diese Frau ist wahrlich für alle Fälle gerüstet, dachte er bei sich.

»Wann ist der Termin beim Kurarzt?«

»Gleich morgen um 10.00 Uhr.«

Burn-out. So ein Quatsch. Das hatte er ihr gleich gesagt, dieser Frau Doktor Bursanek. Gleich, nachdem er ihre Praxis verlassen hatte, war er zu der Wandelhalle  5 geradelt, um das Wasser zu kosten. Als er mit einem Becher in der Hand längs des überdachten Ganges schritt, fand er zu seinem eigenen Erstaunen Gefallen daran. So einer wie er brannte doch nicht einfach so aus. Seine Energie reichte für mindestens drei Menschen, das zeigte schon seine Vita. Fünf Drehbücher für Langfilme in einem Jahr! Das musste ihm erst mal jemand nachmachen. Dieses Burn-Zeugs war eine Modediagnose, genauso wie ADS, weshalb Kinder unter Drogen gesetzt wurden. Heinrichs Meinung nach eine pure Erfindung der Pharmaindustrie! Beide Male war die Ursache dieselbe: Energie. Einmal zu wenig, das andere Mal zu viel, jedoch nie passend. Aber was passte denn schon? Konnten wir uns das wirklich aussuchen? Waren wir überhaupt frei in unseren Entscheidungen? Oder war er nicht auch deshalb Autor geworden, weil seine Mutter Buchhändlerin war und ihn früh ansteckte mit dieser Liebe zum Wort? Der Vater hingegen war Rechtsanwalt, einer, der sich auf das exakte Formulieren verstand und der um die Bedeutung der Worte wusste. War ihm denn da überhaupt noch eine Wahl geblieben, im Angesicht dieser frühkindlichen Prägung und der genetischen Vorbelastung? Nun gut, er hatte sein Studium abgebrochen und den elterlichen Scheck noch fünf Semester weiter kassiert. Spießig kamen die ihm vor mit ihren aus seiner Sicht völlig überzogenen Erwartungen an ihn. Betrug warfen sie ihm vor und verfielen auf Jahre in Schweigen. Es ging aber immerhin um sein Leben, nur seines, und das lebte er nach seinen eigenen Vorstellungen. Diese beinhalteten nun mal keine festen Bürozeiten und sechs Wochen Urlaub genau dann, wann es dem Chef passte. Solche bürgerlichen Zwangsjacken hasste er. Mit dem Schreiben schaffte er sich Zugang zu einer Welt, in der Kreativität ein höherer Wert beigemessen wurde als einem Zeiterfassungssystem für Arbeitnehmer. Als er dann auch noch Pieter traf, wurde es richtig gut. Pieter fischte die Aufträge, der Kerl verfügte über eine Menge Kontakte, sogar zu einigen Redakteuren bei Fernsehsendern. Heinrich, der alsbald die Nächte durchschrieb, hatte den Vertretungsvertrag mit ihm sofort unterzeichnet, zumal ihm Pieter aus dem Stand heraus einen zinslosen Kredit anbot. Den konnte er gebrauchen, wusste er doch nicht einmal, wovon er die Miete bezahlen und überhaupt sein Leben finanzieren sollte. Sein alter Herr hätte ihn sicher vor einigen Klauseln im Vertrag gewarnt, aber der war ja sauer und sprach nicht mit ihm. Und Heinrich dachte, lieber 60 Prozent von viel für den Autor als 100 Prozent von wenig oder von nichts.

Der Erfolg gab ihm recht. Pieter verkaufte seinen Autor ganz ausgezeichnet, die Redakteure arbeiteten gerne mit ihm zusammen. Trotzdem fühlte Heinrich in letzter Zeit eine gewisse Leere in sich, die er, so viel war klar, nur wieder mit etwas Ruhm auffüllen konnte. Das Angebot im Fernsehen veränderte sich laufend, passte sich an das immer älter werdende Publikum an. Waren zu Beginn noch des Öfteren Drehbücher für anspruchsvolle Autorenfilme in Auftrag gegeben worden, so wurde in letzter Zeit immer mehr Gefälliges von ihm gefordert, Drehbücher nämlich, die Quote brachten. Oder lag es am steigenden Durchschnittsalter in den Redaktionen? Dabei waren jung oder alt eigentlich Kategorien von früher. Es ging nur noch darum, offen für Neues zu sein oder nicht. Den Blick auf den eigenen Teller zu begrenzen oder über dessen Rand hinaus zu richten. Das hing mit Sicherheit nicht mit dem Lebensalter zusammen.

Seinem Agenten war es egal, womit sie Kasse machten, solange die klingelte. Die Feuilletonschreiberlinge amüsierten sich bereits über Heinrich. »Masse statt Klasse« war noch einer der harmlosesten Titel eines der Verrisse. Auf Romane umzuschwenken, schien ihm ein heilvoller Platz für seine Kreativität. Hier konnte er seine Fantasie ausleben, ohne von einem Produzenten ärgerlich ausgebremst zu werden. »200 Komparsen für eine Szene? Viel zu teuer! Mach zehn daraus!«

Dummerweise stand im Vertrag eine Aufhebungszeit von drei Jahren. Drei Jahre schienen Heinrich ganz schön lange. Wenn er sich weigerte, die von Pieter vermittelten Projekte anzunehmen, entspräche das zugleich einem Einkommensverzicht von drei Jahren.

Aber seine Rücklagen waren null. Was die Finanzen anbelangte, so lebte Heinrich nach dem Motto »Was reinkommt, geht gleich wieder raus«. Am Ende konnte man doch sowieso nichts mitnehmen, weshalb sollte er also etwas anhäufen, was doch nur die Motten zerfraßen? Mit dem Roman würde sich seine Einkommenssituation unglaublich verbessern, denn er würde auf Anhieb die Bestsellerlisten stürmen. Dass Pieter das nicht begriff!

Heinrich setzte sich auf eine der weiß lackierten Holzbänke in dem Laubengang und ließ den Blick über die gepflegte Gartenanlage mit den üppigen Blumenbeeten schweifen. Die Architektur hatte etwas sehr Einnehmendes, Freundliches und wirkte beruhigend auf ihn. Es hätte Heinrich nicht verwundert, wenn Thomas Mann, ebenfalls mit einem Becher Kurwasser, ins Plaudern vertieft mit seiner Gemahlin, an ihm vorbeischlenderte. Ein Zaubertal. Mit oder ohne Burn-out. Aber vielleicht hatte die Frau Doktor ja doch recht, und die kleine Auszeit hier würde ihm bekommen? Die Lebensenergie neu auffüllen, das Kraftreservoir ausbauen. Er nippte an seinem Wasser. Warum eigentlich nicht? Bald war sein 50. Geburtstag. Dann würde er komplett neu durchstarten! Er musste nur noch eine Lösung finden, wie er aus diesem dämlichen Vertrag rauskam. Er lachte kurz auf. Wie viele Drehbücher für Krimiserien waren schon aus seiner Feder entstanden? My soul! Da würde ihm doch irgendetwas einfallen, Pieter loszuwerden!

Sein Blick streifte über den Park zu einem Biergarten vor einem hübschen Gebäude  6 . War Bier nicht auch gesund? Da waren nur beste Zutaten drin, alles auf natürlicher Basis. Heinrich erhob sich, schlenderte an dem Denkmal für den großen Gönner  7 Bad Brückenaus vorbei und nahm an einem der Tische Platz.

Lilli, so erfuhr er rasch, hieß die junge Frau, die sich alsbald dazu setzte. Eine von den Forschen also, die nicht fragten, ob da noch ein Platz frei war, sich diesen stattdessen ungefragt nahmen. Heinrich gefiel es, wenn Frauen unprätentiös waren.

Sie erzählte drauflos, dass sie hier ein Praktikum mache. »Pressearbeit für ein Hotel.«

»Sie schreiben auch?«

»Sagen wir doch du, wo wir Kollegen sind.« Sie beugte sich leicht nach vorne, sodass im Ausschnitt ihres T-Shirts der Ansatz ihrer Brüste sichtbar wurde. »Ist das in Ordnung?«

»Klar.« Heinrich streifte sein Haar zurück und war froh, dass er es vor der Fahrt hierher der fälligen Farbauffrischung bei seinem Lieblingscoiffeur hatte unterziehen lassen. Pah, ausgebrannt! Die Frau war noch keine 30, und wenn er sich nicht völlig irrte, flirtete sie soeben mit ihm.

Die Konversation mit Lilli verlief anregend, die Zeit verflog, und Heinrich war längst beim Rotwein angelangt. »Darf ich dich zum Abendessen einladen? Vielleicht in ein schickes Restaurant?«

Lilli blickte verlegen auf ihre Jeans. »Dazu würde ich mich aber gerne umziehen.«

»Ja klar. Ich begleite dich.«

Lilli wohnte in einem großen Hotel, für das sie, wie sie sagte, zurzeit arbeitete. Während sie mit einem eleganten Kleid über dem Arm im Bad verschwand, musterte Heinrich den Raum. Keine Vorhänge, kein Teppich. Puristisch und klinisch rein wie das Zuhause eines Stauballergikers.

Da bemerkte er ein kleines Lämpchen an der Station des Festnetzanschlusses. Das Telefon fehlte. Hatte Lilli es mit ins Bad genommen, um dort jemanden anzurufen? Sie wollte sich doch nur schnell umziehen!

Er ging zur Tür, hielt sich ganz still und hoffte, nicht ausgerechnet jetzt einen verräterischen Hustenanfall zu bekommen.

Lilli sprach zwar mit gedämpfter Stimme, aber wenn er das Ohr an die Tür legte, konnte er zumindest hören, was sie ihrem Gesprächspartner zu sagen hatte.

»Du stellst dir das so einfach vor.«

»Was ist denn eigentlich das Besondere an diesem Manuskript?«

»30 Sprachen? Sicher?«

»Verstehe, du willst die Rechte alleine.«

»Ein Unfall? Aber dann schreibt er doch nicht mehr weiter!«

»Sein letzter Wurf?«

Heinrich hatte genug mitgehört. Er ging ans andere Ende des Zimmers und tastete nach seinem USB-Stick, den er immer bei sich trug. Es beruhigte ihn, das kleine Metallstück mit seinen Fingern zu spüren. Pieter wusste natürlich von seiner Marotte, seine Textdateien immer bei sich zu tragen. Es gab einen Passus im Agenturvertrag, der bei Heinrichs Ableben Pieter als Erben für sein schriftstellerisches Werk einsetzte. Da Heinrich außer seinen betagten Eltern keine nahen Verwandten hatte und die weitläufigen sowieso lieber von hinten sah als von vorne, wenn überhaupt, war ihm dieser Punkt immer hurzschnurz gewesen. Außerdem, wer dachte schon dauernd an den eigenen Todesfall?

Plötzlich kam ihm die Luft im Raum abgestanden vor. Er öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Sein Blick verweilte beim Kurhaus  8 mit dem König-Ludwig-Saal. Was sollte er tun? Am besten würde es sein herauszufinden, was Pieter vorhatte. Wollte der ihn tatsächlich aus dem Weg räumen, um statt 40 Prozent 100 Prozent von den Romanerlösen für sich zu kassieren? Heinrich kramte nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. War sein Roman also derart gut, dass Pieter ihn bereits jetzt in 30 Sprachen übersetzt sah? Aber er traute ihm offenbar nur einen einzigen Roman dieser Art zu. Letzter Wurf, pah! Das war der Pilot zu einer Reihe! Als der Rauch die Bronchien erreichte, beruhigte sich Heinrich ein wenig. Es war wichtig, dass er auf jeden Fall die Nerven behielt, die Oberhand über das weitere Geschehen. Jetzt kam es darauf an, den Colt schneller zu ziehen! Heinrich trat die Zigarette aus und schloss die Terrassentür.

Lilli sah umwerfend aus, als sie aus dem Badezimmer kam. Kleine Kröte, dachte Heinrich, einen Denkzettel hast du dir für das, was du vorhast, allemal verdient. Sie nahmen ein Taxi zur Stadt und ließen sich an einer der Brücken absetzen. Enten mit schillerndem Gefieder lagen auf der Wiese neben der Sinn. Heinrich registrierte, dass Lilli ihnen keinen Blick schenkte. War sie so vertieft in ihre Planungen? Er wählte einen Umweg zum Restaurant, führte sie erst noch in die Altstadt.  9 Als er ihr das Häuserensemble erklären wollte, denn er hatte sich mithilfe von Renates bunten Prospekten schlaugemacht, wirkte sie unaufmerksam. Auch das an der Siebener Quelle  10 angebotene Wasser nahm sie nicht an. Was ihr wohl durch den Kopf ging? Nur zu gerne wollte Heinrich das wissen. Er lenkte ihre gemeinsamen Schritte an einer Apotheke vorbei in die Fußgängerzone. Rechts führten Treppen nach oben zu einer Kirche  11 . Sollte er sie in den Beichtstuhl zerren und ihr ein Geständnis abpressen? Er musterte sie von der Seite. Hatte Pieter sie tatsächlich auf ihn angesetzt, um erst in den Besitz der Dateien zu kommen und ihm dann ein Ende zu bereiten? Im Profil schien ihm ihr Kinn sehr energisch. Warum war ihm das entgangen! Solchen Frauen war nicht zu trauen, das hätte er doch wissen müssen.

Lilli bemerkte seinen Blick, wandte sich ihm zu und lächelte. »Wo ist denn jetzt das Restaurant?«

Heinrich wies mit der Hand zu einem Eingang. »Wir sind schon da. Hier links.«

Schnell suchte er nach einer ungestörten Ecke. Dabei kam ihm die Aufteilung der Tische gelegen. Sie waren von Raumtrennern geschützt und bildeten jeweils eine Art kleines Separee.

Heinrich rückte ihr den Stuhl zurecht. Für sein Gefühl brauchte Lilli eine Ewigkeit mit der Zusammenstellung ihres Menüs. Dabei fiel ihm auf, dass sie Weißwein orderte.

Während sie ihr Omelett in kleine Stücke teilte, spießte Heinrich eine Krabbe von seinem Teller auf eine Gabel und hielt sie ihr hin.

»Willst du?«

Sie wich zurück, ihre Pupillen weiteten sich ein wenig. »Nein danke.«

Hatte ihn der Eindruck in ihrem Zimmer also nicht getäuscht. Wer auf Hausstaubmilben allergisch war, reagierte oft auch auf Schalentiere wie Krabben und Krebse. Lilli bewohnte also nicht zufällig ein Allergikerzimmer. Außerdem tranken Allergiker keinen Rotwein, da dieser den Ausstoß von Histaminen verstärkte. Heimlich schob er eine der Krabben in seine Serviette, während Lilli einen weiteren Bissen ihres Omeletts in ihren Mund schob. Heinrich gab sich alle Mühe, unbefangen zu wirken, und spielte den charmanten Plauderer. Eine Rolle, die er gut beherrschte. Er erzählte davon, wie er einmal in einem seiner eigenen Filme als Komparse mitgewirkt hatte. »Fünf Mal musste die Szene wiederholt werden, weil ich ständig meinen Einsatz verpasste. Der Hauptdarsteller war kurz davor, mich ungespitzt in den Boden zu rammen.«

Lilli stimmte in sein Lachen mit ein.

Beim Nachtisch entschieden sich beide für das Gleiche, Tiramisu. Heinrich bestellte sich noch einen Roten, Lilli orderte einen alkoholfreien Cocktail.

Mit einem »Du entschuldigst mich kurz? Ich muss mal mein Näschen pudern«, schob sie ihren Stuhl zurück und erhob sich.

Darauf hatte Heinrich nur gewartet. Kaum war sie weg, nahm er die Krabbe, pulte sie aus ihrer Ummantelung und zerquetschte ihr Fleisch mit seiner Gabel. Dann rührte er es vorsichtig in ihren dunklen Beerencocktail, der soeben gebracht worden war.

Lilli kam zurück und setzte sich mit Schwung. Sie nahm ihr Glas und trank einen großen Schluck. Schon als sie es absetzte, zitterte ihre Hand. »Meine Tasche!«

Heinrich hatte diese unter dem Tisch unbemerkt an sich genommen.

»Wie hättest du es denn gemacht?«

»Was?« Sie griff sich an den Hals.

»Pieter hat dich doch auf mich angesetzt.«

»Das, das … gib mir meine Tasche …«

Heinrich griff hinein und zog einen dicken Pen aus seiner Verpackung. Er hielt ihn vor ihr Gesicht. »Erst will ich ein Geständnis.«

Schweiß glänzte auf Lillis Stirn, sie röchelte. »Gib mir meine Medizin. Ich sollte dir den USB-Stick klauen …« Sie griff nach seinem Handgelenk, doch ihr Druck war bereits schwach. »Gib her!«

»Und dann, wenn du den Stick hast, was solltest du danach tun?« Heinrich streifte ihre Hand ab.

Ihre Augen hingen sehnsuchtsvoll an dem Pen in seiner Hand. »Ich sollte dafür sorgen, dass du einen Unfall hast.« Sie sank matt an die Stuhllehne.

Heinrich stand auf und rammte ihr den Pen mit Schwung in den Oberschenkel. Die Nadel sprang heraus, drang durch den Stoff ihres Kleides und jagte Adrenalin in ihren Körper.

Lilli schloss die Augen und wartete auf die Wirkung.

Heinrich umfasste mit der linken Hand ihren Kopf und hielt ihr mit der rechten ein Fläschchen Cortison vors Gesicht, das er ebenfalls in ihrer Handtasche fand. »Was hat er dir dafür geboten, wenn du den USB-Stick an dich bringst?«

Sie hob schlaff ihre Hände.

»Wie viel?«

Sie flüsterte, fasste sich an den Hals. »Er sorgt dafür, dass ich eine Hauptrolle kriege.«

»Und so einen Scheiß hast du dem geglaubt?« Heinrich lachte. »Und wie wolltest du mich umbringen?«

Ihre Augenlider flatterten.

Heinrich setzte das Fläschchen an ihre Lippen. »Trink schon. Ich bin jedenfalls kein Mörder.«

Gierig sog sie den Inhalt aus. »Das zweite, da ist noch eines. Das brauche ich auch. Pieter sagt, der Roman sei das Geilste, was du je geschrieben hast.«

Er kramte nach dem Fläschchen mit flüssigem Antihistaminikum.

Seit der umfangreichen Recherche zum Thema Allergie im Rahmen einer Folge einer beim Publikum beliebten Sonntagabendfernsehserie im Ersten wusste er nämlich ganz genau, was bei einem anaphylaktischen Schock zu tun war und dass hochgradige Allergiker immer ein Notset bei sich trugen. Schließlich wollte er Lilli ja nicht töten. Aber die Abreibung hatte sie sich verdient. Er beendete die Aufnahmefunktion seines Smartphones und tippte die Nummer für den Notarzt. Der würde sich weiter um Lilli kümmern.

Die Datei mit der Aufzeichnung des Gesprächs würde Heinrich noch heute an einen Anwalt senden. Das sollte reichen, um Pieter zur Auflösung des Vertrages zu bringen. Mit sofortiger Wirkung. Pieter zu töten, war keine Notwendigkeit. Er hatte sich selbst aus dem Rennen gezogen.

Heinrich zog sein Notizbuch aus der Jackentasche. In ihm reifte die Idee zu einer neuen Geschichte, die musste er auf der Stelle festhalten. Ein Autor traf seinen Literaturagenten …

Freizeittipps

 1  Der Kurpark – Staatsbad Bad Brückenau und Stadt Bad Brückenau

Der Kurpark des Staatsbades Bad Brückenau mit seinen Blumenbeeten und dem gepflegten Rasen ist eine wahre Augenweide. Das Staatsbad Bad Brückenau selbst ist ein Ortsteil der Stadt Bad Brückenau und von diesem nur drei Kilometer entfernt. Es wurde 1747 durch Fürstabt Amand von Buseck gegründet, im Jahre 1816 kam es durch den Wiener Kongress zu Bayern. Am 29. Juni 1818 reiste mit Kronprinz Ludwig royaler Besuch im Sinn-Tal an, er hielt dem Heilbad auch als König die Treue und genoss in den Folgejahren bis 1862 noch insgesamt 26 Mal hier die Sommerfrische. Einmal begleitete ihn sogar Lola Montez. Später kam neben anderen Hoheiten Kaiserin Sisi zur Kur. Das Gesamtensemble des »königlichen Kleinods Bayerns« überzeugt mit einem äußerst stilvollen Ambiente.

2002 wurde mit der Einweihung des »Vital Spa« der Anschluss an moderne Bäderkultur geknüpft und 2008 die Heilquellen-Lounge eröffnet, wo sich fünf Heilquellen befinden. Mit den beiden Quellen in der nahe dem Staatsbad gelegenen gleichnamigen Stadt, dem Georgi-Sprudel und der Siebener Quelle, sind es insgesamt sieben Quellen, aus denen heilsames Wasser sprudelt. Neben der inneren Anwendung durch Trinken ist das Wasser auch für Bäder geeignet.

 

 2  Deutsches Fahrradmuseum – Staatsbad Bad Brückenau

Das Deutsche Fahrradmuseum ist in einer wunderschönen Jugendstilvilla, der »Villa Füglein«, untergebracht. Die Villa heißt nach ihrem Erbauer, dem damaligen Hotelier Josef Füglein. Die Räume des ehemaligen Gästehauses sind mit Wanddurchbrüchen zu einem spannenden Rundgang durch die Geschichte des Fahrrads verbunden.

Die Exponate, die Ivan Sojc zusammengetragen hat, werden liebevoll auf zwei Etagen präsentiert. Gemeinsam mit Mona Buchmann initiierte er dieses wunderbare und sehr interessante Museum. Die Ausstellung ist informativ, und die Gegenstände sind auf Texttafeln aufschlussreich und sehr gut lesbar beschriftet.

Selbstverständlich fehlt ein Nachbau der Laufmaschine nicht, war doch die Erfindung des Freiherrn von Drais der Vorläufer des Fahrrads. Neben Zweirädern gibt es viel zu schauen und zu entdecken, so etwa eine Taschenuhrensammlung in einem Schaukasten und jede Menge alte Blechschilder. Ein »Hometrainer«, schon aus dem Jahr 1905, ruft Staunen hervor. Besonders reizvoll ist ein authentischer Fahrradladen. Genauso haben sie ausgesehen zu der Zeit, als das Fahrrad noch ein wichtiges Mittel der Mobilität war und noch nicht zum Sportgerät und zum Gebrauchsgegenstand in der Freizeit wurde. Von der Decke hängen die Ersatzreifen, auf der Theke steht eine antiquarische Kasse. Sogar das in die Wand eingelassene Schaufenster und die Eingangstür sind Originale.

Eine Einkehr im hübschen Café »M« rundet den Besuch ab. Dort kann man bei Kaffee und Kuchen oder einem kleinen Imbiss die Flut des Gesehenen verarbeiten.

Ungefähr 40 Exponate aus dem Museum gingen als Leihgaben zur Ausstellung »Zwei Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades« vom 11. November 2016 bis Juli 2017 ins Museum Technoseum in Mannheim, der Stadt, in der 1817 der geniale Tüftler Freiherr von Drais die Laufmaschine erfand.

Adresse: Heinrich-von-Bibra-Straße 24, 97769 Bad Brückenau. Die Öffnungszeiten und Eintrittspreise sind hier zu finden: www.deutsches-fahrradmuseum.de

 

 3  Evangelische Christuskirche – Staatsbad Bad Brückenau

Am Fahrradmuseum vorbei führt die Straße zur evangelischen Christuskirche. Nach den Plänen des Münchner Hofbaurats Eugen Drollinger, der der letzte Baumeister König Ludwigs II. war, ist sie der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden und besticht durch ihre Ausgestaltung teilweise mit Elementen des Jugendstils. Der für den Bau verwendete weiße Sandstein stammt aus einem Steinbruch der Gegend. Das an der Fassade angebrachte Christusrelief hat der Bad Brückenauer Künstler Sebastian Putz geschaffen. Die Christuskirche wurde 1908 geweiht.

Termine für Gottesdienste: www.kurseelsorge-bad-brueckenau.de

 

 4  Katholische Marienkirche – Staatsbad Bad Brückenau

Die katholische Marienkirche wurde ebenfalls nach einem Entwurf von Hofbaurat Eugen Drollinger im lichten Barock errichtet, den Kreuzweg und die Marienstatue schuf der Bad Brückenauer Künstler Sebastian Putz. Die Weihe fand, wie bei der Christuskirche, im Jahr 1908 statt. Sie kann vom Kurpark aus fußläufig erreicht werden.

Termine für Gottesdienste: www.kurseelsorge-bad-brueckenau.de

 

 5  Wandelhalle – Staatsbad Bad Brückenau

Nach dem Trinken an der Wernarzer Quelle lädt die sich daran anschließende überdachte Wandelhalle zum genussreichen Schlendern ein. Sie ist auch ein kultureller Treffpunkt für musikalische Veranstaltungen. Der anschließende heitere Kuppelbau, dessen offene Fensterbögen mit Blumenamphoren geschmückt sind, ist ein angenehmer Punkt, um auszuruhen und innezuhalten.

 

 6  Badhotel – Staatsbad Bad Brückenau

Direkt im Kurpark liegt das traditionsreiche Badhotel, das nach den Plänen Leo von Klenzes im Auftrag von König Ludwig I. entstand. Es hat 28 Doppel- bzw. Einzelzimmer. Man speist stilvoll im palaisartigen Ambiente, im Sommer im idyllischen Biergarten. www.badhotel-badbrueckenau.de

 

 7  König-Ludwig-Statue – Staatsbad Bad Brückenau

Eine Statue erinnert an den Förderer Brückenaus, König Ludwig I. von Bayern. Der bescherte nicht nur München einige architektonische Höhepunkte mithilfe seiner Baumeister Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner, er entwarf auch ein Bauprogramm für Bad Brückenau. Das Denkmal direkt vor dem Kursaalgebäude stellt ihn mit dem Plan desselben in der Hand dar. Geschaffen hat es Ferdinand Miller 1897.

Nach dem skandalumwitterten »Gspusi« des Königs, das er einmal sogar zur Kur mitbrachte, ist der Lola-Montez-Saal im Kursaalgebäude benannt. Er wird für Theateraufführungen genutzt.

Auch in der Nähe des Wohnortes der Autorin schuf der baufreudige König ein architektonisches Kleinod: Mit der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben am Rande des Pfälzer Waldes ließ er sich eine repräsentative Sommerresidenz erbauen.

 

 8  Kurhaus – Staatsbad Bad Brückenau

Den Auftrag zum imposanten Kursaalgebäude erteilte König Ludwig I. persönlich, Johann Gottfried Guttensohn erstellte die Pläne. Am 25. August 1527, dem Geburtstag des Königs, wurde der Grundstein in seiner Anwesenheit gelegt. Die Münchner Maler Ludwig Höger und Jacob Hochbrand führten die kunstvollen Innenmalereien im Stil der italienischen Renaissance aus. 1833 wurde der Bau in Anwesenheit des Hofes glanzvoll eingeweiht.

Heute finden hier Galas und andere Veranstaltungen, wie etwa Konzerte des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau, statt. Auch Heiraten ist in Bad Brückenau möglich. Für die anschließende Feier lässt sich stilgerecht der hinreißende König-Ludwig-I.-Saal mieten.

Information erteilen gerne die BeraterInnen der Tourist Information der Stadt Brückenau im Alten Rathaus. Adresse: Alter Rathausplatz 1, 97769 Brückenau.

www.bad-brueckenau.de

 

 9  Altstadt – Stadt Bad Brückenau

Das sich an die Sinn schmiegende Häuserensemble in der Nähe des Siebener Parks ist sehr malerisch und wird vor Ort auch »Klein Venedig« genannt. Zu dem Ensemble gehören typische fränkische Fachwerkhäuser wie das Fischerhaus und eine ehemalige Schusterwerkstatt. Auf der »Märcheninsel«, in der Nähe der alten Stadtmauer, stehen von fleißigen Händen geschaffene bunte Figuren jüngeren Datums.

 

 10  Siebener Quelle – Stadt Bad Brückenau

Die Siebener Quelle befindet sich im gleichnamigen Park der Stadt Bad Brückenau. Sieben Bürger ergriffen im Jahr 1906 die Initiative und bohrten an dieser Stelle nach dem Heilwasser, das an einer Zapfstelle entnommen werden kann. So wurde die Trinkkur auch in der Kernstadt ermöglicht. Im Jahr darauf wurde auf den Wiesen der Mohrenmühle die Georgi-Quelle erbohrt und wenig später mit einem Brunnentempel überdacht.

 

 11  Katholische Kirche Sankt Bartholomäus – Stadt Bad Brückenau

Steil führen die Treppen von der Altstadt, in der noch einige Häuser mit alter Holzschindelverkleidung stehen, zur katholischen Pfarrkirche Sankt Bartholomäus hoch. Oben angekommen steht man vor dem Kirchturm, der wie ein mahnender Finger in die Höhe weist. Das anthrazitfarbene schlichte Innere umfängt die Gläubigen beim Betreten des Gotteshauses und spricht gleichsam eine Einladung zur Besinnung aus. Website mit Gottesdienstzeiten: www.sanktbartholomaeus-brk.de