LP_Oberallgaeu_RZ_cover-image.png

Lieblingsplätze

zum Entdecken

Oberallgäu

Marko Roeske

Inhalt

Impressum

Karten

1  Das Blaue Wunder

Hängebrücke über die Iller bei Altusried

2  Zeitschleifen

Illerdurchbruch und Burgruine Neu-Kalden bei Altusried

3  Grüße auch an Erika

Kluftinger-Führung in Altusried

4  Reise in die Vergangenheit

Heimatmuseum in Wiggensbach

5  Reifeprüfung

Bio-Schaukäserei in Wiggensbach

6  Wind of Change

Energiedorf Wildpoldsried

7  In allen Wipfeln ist Ruh

Baumhaushotel Allgäu bei Betzigau

8  Am Ende einer langen Reise

Naturdenkmal Dengelstein im Kempter Wald bei Durach

9  Der Berg ruft

Alpin-Museum in Kempten

10  Natur nach Plan

Hofgarten in Kempten

11  Ruhm durch Rom

Archäologischer Park Cambodunum in Kempten

12  Geschichte aus der Gruft

Schauraum Erasmuskapelle in Kempten

13  Mission erfüllt

Irish Pub »A Thousand Miles To Dublin« in Kempten

14  Grünes Land in Bürgerhand

Burghalde in Kempten

15  Königstreu

Ludwig-II.-Denkmal in Kempten

16  Grenzerfahrungen

Römischer Burgus bei Buchenberg

17  Weltenwanderung

Planetenweg bei Buchenberg

18  Transparenzoffensive

Atelier »Wolf Glas und Kunst« bei Weitnau

19  Steinernes Vermächtnis

Ruine Alttrauchburg mit Burggaststätte bei Weitnau

20  Zeitlos im Zeitenwandel

Allgäuer Trachtenschneiderei in Waltenhofen

21  Wem Dank gebührt

Mariengrotte bei Waltenhofen

22  Stille Freude

Widdumer Weiher bei Waltenhofen

23  Zeugin der Vergangenheit

Burgruine in Sulzberg

24  Ein kleines Stück vom Paradies

Kreislehrgarten Oberallgäu bei Sulzberg

25  Im Angesicht des Todes

Pestfriedhof in Petersthal bei Oy-Mittelberg

26  Stille Wasser sind gesund

Schwarzenberger Weiher bei Oy-Mittelberg

27  In den Baumwipfeln

Kletterwald Grüntensee bei Oy-Mittelberg

28  Von Blüten, Beeren und Zirbenzapfen

Allgäuer Gebirgskellerei in Wertach

29  Ein Stück Tirol im Allgäu

Österreichische Enklave Jungholz

30  Stilistische Dreifaltigkeit

Kapelle Sankt Nikolaus bei Rettenberg

31  Bier vom Berg

Brauerei »BernardiBräu« bei Rettenberg

32  Leben am Fluss

Naturerlebnisweg Galetschbach bei Rettenberg

33  Ohne Ecken und Kanten

Naturdenkmal Gletscherschliff bei Rettenberg

34  Sanfte Begleiter

Lama-Wanderung rund um Rettenberg

35  Zurück zur Natur

Werdensteiner Moos bei Immenstadt

36  Im Wandel der Zeit

Heimatmuseum Hofmühle in Immenstadt

37  Nüchtern betrachtet

Skulptur »Biertrinker« auf dem Bräuhausplatz in Immenstadt

38  Ruhezone

Park der Villa Edelweiß in Immenstadt

39  Operation Nagelfluhkette

Naturerlebniszentrum im »AlpSeeHaus« bei Immenstadt

40  Unter weißen Segeln

Lädine »Santa Maria Loreto« auf dem Alpsee bei Immenstadt

41  Allgegenwärtig

Sternwarte Oberallgäu bei Immenstadt

42  Erlebtes Wissen

Allgäuer Bergbauernmuseum bei Immenstadt

43  Vom blauen zum grünen Allgäu

Carl-Hirnbein-Museum in Missen-Wilhams

44  Auf dem Teppich geblieben

»Allgäuer Handwebereien Thalkirchdorf« bei Oberstaufen

45  Tradition verpflichtet

Bauernhausmuseum »s’Huimatle« bei Oberstaufen

46  Wo der Rhein durchs Allgäu fließt

Modellbahnanlage »Miniwelt« in Oberstaufen

47  Alles auf Anfang

Urgemeinde Zell bei Oberstaufen

48  Erlesene Auswahl

Lesecafé »books« in Oberstaufen

49  Brennende Leidenschaft

Kräuteralp Hörmoos bei Oberstaufen

50  Sprung aufs kalte Wasser

Wasserski- und Wakeboard-Park am Inselsee bei Blaichach

51  Flexibel arbeiten

Flechtwerkstatt »Natur in Form« bei Blaichach

52  Captain’s Dinner

Restaurant und Gästehaus »Zum Schiff« bei Blaichach

53  Weiches Wasser

Naturbad Familien-Vital-Park in Burgberg

54  Glück auf!

Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten bei Burgberg

55  Nachhaltige Naturheilkunde

Kräutergarten in Gunzesried

56  Bis hierhin und noch weiter

Sennalpe »Gerstenbrändle« bei Gunzesried

57  Die Welt ist eine Scheibe

Disc-Golf-Parcours bei Ofterschwang

58  Miteinander Schlitten fahren

Winterrodelbahn bei Ofterschwang

59  Maßstabsgetreu

Minimobil-Museum in Sonthofen

60  Alles unter einem Dach

Heimathaus in Sonthofen

61  Kein Hexenwerk

Egga-Brunnen in Sonthofen

62  Spannungsbögen

Museum der Schirme in Sonthofen

63  Zur Tat schreiten

Kneippanlage »Im Bachtel« in Sonthofen

64  Große Kunst vom Land

»Kleine Galerie Imberg« bei Sonthofen

65  Der gute Ton

Allgäuer Keramik bei Sonthofen

66  Hochkultur

Kunsthaus und Atelier Lipp in Bad Hindelang

67  Schlag auf Schlag

Hammerschmiede Franz Scholl bei Bad Hindelang

68  Am rauschenden Bach

Heimat- und Handwerksmuseum »Obere Mühle« bei Bad Hindelang

69  Kult-Ur-Gut

Ledermanufaktur Bensmann bei Bad Hindelang

70  Berg- und Talfahrt

Aussichtspunkt »Kanzel« bei Bad Hindelang

71  Etappenziele

Sebaldweg von Oberjoch nach Wertach

72  Die Holzfeller

Schuhmanufaktur Keller bei Bolsterlang

73  Jahresringe

Die alte Eibe bei Balderschwang

74  Verführung am Nachmittag

Tearoom und Bistro »Tante Emma« in Fischen

75  Bretter, die die Welt bedeuten

Skimuseum in Fischen

76  Bestechliche Nager

Eichhörnchenwald in Fischen

77  Nah am Wasser gebaut

Historische Säge Obermühle in Fischen

78  Sagenhaftes Getöse

Sturmannshöhle bei Obermaiselstein

79  So fern und doch so nah

Holzkapelle Sankt Anna bei Oberstdorf

80  Vom Eise befreit

Breitachklamm bei Oberstdorf

81  Zweite Heimat

Haus Bonatz der A.-M.-Miller-Stiftung bei Oberstdorf

82  Kultur in Bestlage

Kunsthaus Villa Jauss in Oberstdorf

83  Von Grund auf

»Bergschau 813« in Oberstdorf

84  In Frieden ruhen

Seelenkapelle auf dem alten Friedhof in Oberstdorf

85  Adler überm Allgäu

Heini-Klopfer-Skiflugschanze bei Oberstdorf

86  Einsam, aber nicht allein

Verlassenes Dorf Gerstruben bei Oberstdorf

87  Sein blaugrünes Wunder erleben

Christlessee bei Oberstdorf

88  Wo das Allgäu kein Ende findet

Walserhaus in Hirschegg im Kleinwalsertal

Karten

108768.jpg
108778.jpg

1  Das Blaue Wunder

Hängebrücke über die Iller bei Altusried

Der Oberallgäuer an sich gilt als recht großzügig. Und so erkennt er neidlos an, wenn Mitbürger in östlicheren Gefilden der Republik den Titel »Blaues Wunder« für eines ihrer bekanntesten Bauwerke beanspruchen. Doch was dem Sachsen seine Elbe, ist dem Allgäuer seine Iller. Und über eben diese führt eine ähnliche, zugegebenermaßen deutlich kleinere Variante der blauen Hängebrücke in Dresden. Der bayerische Übergang verbindet seit 2007 bei Altusried die Weiler Fischers und Pfosen miteinander.

Imposant erscheint es aber allemal auch, das Allgäuer »Blaue Wunder«: Mit seinen 84,5 Metern Länge und den hoch aufragenden Trägern an beiden Ufern des Flusses vermittelt der Bau alleine durch seine Größe einen Eindruck von Sicherheit und Stabilität. Obwohl es beim Überqueren schon mal quietschen kann – und ein wenig schaukeln. Was für eine Hängebrücke aber so ungewöhnlich wiederum auch nicht ist.

Nötig wurde die Errichtung dieser beeindruckenden Stahlkon­struktion, um Lücken im Oberallgäuer Rundwanderweg sowie im Allgäuer Jakobsweg zu schließen, nachdem der Fährbetrieb vor Ort 2001 eingestellt worden war. Seit August 2007 – nach einem knappen halben Jahr Bauzeit unter der Leitung des Ingenieurs Heribert Hartmann – können die Oberallgäuer nun täglich ihr »Blaues Wunder« erleben. Finanziert wurde das Projekt aus Fördermitteln der EU und des Freistaats Bayern, von den Gemeinden Altusried und Dietmannsried, vom Zweckverband Erholungsgebiete Kempten/Oberallgäu sowie von der regionalen Raiffeisenbank. Und dennoch wäre die Hängebrücke wohl nie realisiert worden ohne die tätige Mithilfe vieler engagierter Bürger – und dies natürlich unentgeltlich. Denn wie bereits erwähnt: Der Oberallgäuer an sich gilt als recht großzügig.

Tipp: Buchstäblich durch Wald und Wiesen führt der mit zahlreichen Schautafeln bestückte Naturlehrpfad oberhalb der Altusrieder Freilichtbühne und kreuzt dabei mehrmals den malerischen Riedbach.

01_Haengebruecke_1.JPG

Um zur Hängebrücke über die Iller zu gelangen, fahren Sie über

die Alpenblickstraße durch den Weiler Fischers BEI ALTUSRIED.

Parken ist direkt an der Brücke möglich.

 

Nähere Informationen erhalten Sie von der Gästeinformation

Altusried /// Hauptstraße 18 /// 87452 Altusried ///

0 83 73 / 70 51 /// www.altusried.de ///

2  Zeitschleifen

Illerdurchbruch und Burgruine Neu-Kalden bei Altusried

Eigentlich sind es gleich zwei Sehenswürdigkeiten, die den geneigten Wanderer am Aussichtspunkt am Illerdurchbruch erwarten. Wendet er die Augen von den ausladenden Windungen des wohl bekanntesten Allgäuer Flusses ab und dreht sich um, rücken die Überreste der Burg Neu-Kalden in sein Blickfeld. Genauer gesagt das Fragment eines Rundturms der einstigen Festung.

Die erste, im Mittelalter gebaute Wehranlage, heute folgerichtig Alt-Kalden genannt, lag ursprünglich ein paar Hundert Meter weiter weg. Sie verfiel wegen geologischer Verwerfungen recht früh und sollte den Eintritt in die Neuzeit nicht mehr erleben. Im Jahre 1515 ließ daher ein gewisser Joachim von Pappenheim – ein Mitglied jenes Geschlechts, das eine gängige Redewendung bekannt machen sollte – die neue Festung nahe des heutigen Illerdurchbruchs errichten.

Warum gerade dies ein idealer Standort für eine Burg war, erschließt sich dem Betrachter schnell: Der erhabenen Position mit Blick auf das Illertal mit seinen durch die unbändige Kraft des Wassers geformten, steil aufragenden Felswänden muss eine strategische Bedeutung zugekommen sein. Heute verfügt sie allerdings nur noch über einen touristischen Wert. An dieser Stelle nordwestlich von Altusried fließt die Iller noch unberührt in ihrem ursprünglichen Bett. Seinen Verlauf beginnt der Fluss ein gutes Stück südlicher in der Nähe von Oberstdorf, wo sich die Breitach, die Stillach und die Trettach zu einem gemeinsamen Strom vereinen. Bevor sie ihren weiteren Weg in Richtung Donau nehmen darf, passiert die Iller dann die beeindruckende Schleife bei Altusried. Und wir dürfen ihr dabei von oben zusehen.

Tipp: Einen Blick in die Vergangenheit werfen die Altusrieder immer wieder mit den Aufführungen historischer Stoffe auf ihrer Freilichtbühne, die zudem gerne von zeitgenössischen Künstlern genutzt wird.

02_Illerdurchbruch_1.psd

Um den Illerdurchbruch und die Burgruine Neu-Kalden

zu erreichen, fahren Sie bis zum Parkplatz am Ende der

Kaldener Straße BEI ALTUSRIED. Von dort folgen Sie dem

beschilderten Fußweg etwa fünf Minuten. 

 

Allgäuer Freilichtbühne Altusried /// Im Tal ///

87452 Altusried /// 0 83 73 / 9 22 00 /// www.altusried.de ///

3  Grüße auch an Erika

Kluftinger-Führung in Altusried

Er ist der wohl bekannteste (fiktive) Ermittler in ganz Deutschland: der Allgäuer Kommissar Kluftinger, erdacht vom Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel. Seit 2003 löst der in Altusried beheimatete Polizist in etlichen Romanen – und mittlerweile auch in einigen Filmen – oftmals reichlich skurrile Fälle und lässt den Leser zugleich ein Stück weit an seinem privaten Alltag teilhaben. Dass er seine Frau Erika, aber ebenso Allgäuer Kässpatzen liebt, wiederum eine tiefe Abscheu gegen einen gewissen Doktor Langhammer hegt, weder eine große Affinität zu Fremdsprachen noch zu technischen Neuerungen besitzt – all das erfahren seine Fans Buch für Buch. Die Eigenheiten Kluftingers – dessen Vorname übrigens bisher noch nie in Gänze genannt wurde – bieten einen großen Wiedererkennungswert und machen den besonderen Charme der Romane aus.

Auf Kluftingers Spuren wandeln kann der geneigte Krimiliebhaber alle zwei Wochen auf einem geführten Spaziergang zu den Originalschauplätzen der Buchreihe in Altusried. So entdecken die Besucher etwa das Milchwerk Stegmann (bekannt aus dem Band Milchgeld), das Wohnhaus der Langhammers (aus Erntedank) oder das Musikheim, in dem der Kommissar jeden Montag die große Trommel schlägt. Natürlich darf auch ein Abstecher zu den Kluftingers selbst nicht fehlen, wo schon mal Gattin Erika aus dem Fenster schaut.

Dass der Fremdenführer der Krimifreunde mit seinem Witz, seinem Anekdotenreichtum und einem Schuss Selbstironie dabei ein wirklicher Kenner nicht nur seines Heimatortes Altusried, sondern auch der Kluftinger-Romane ist, mag nicht wirklich verwundern: Peter Klüpfel ist schließlich der Vater eines der Autoren.

Tipp: Nicht nur wegen seiner Erwähnung im Buch Erntedank ist der alljährlich im Oktober stattfindende Alternative Markt auf dem Rathausplatz weit über die Grenzen von Altusried hinaus bekannt.

03_Kluftinger_N4.JPG

Die Kluftinger-Führung mit Peter Klüpfel beginnt am Milchwerk

Stegmann /// Kemptener Straße 27 /// 87452 Altusried ///

 

Nähere Informationen erhalten Sie von der Gästeinformation

Altusried /// Hauptstraße 18 /// 87452 Altusried ///

0 83 73 / 70 51 /// www.altusried.de ///

4  Reise in die Vergangenheit

Heimatmuseum in Wiggensbach

In einer traditionsbewussten Region wie dem Oberallgäu verwundert es nicht, dass viele kleinere und größere Orte ein Heimatmuseum ihr Eigen nennen. Es erzählt Geschichte und Geschichten aus der jeweiligen Gemeinde, die den Einheimischen als Dokumentation dienen und Touristen Einblicke in die lokale Vergangenheit ermöglichen.

Eine besonders liebevoll zusammengestellte Sammlung dieser Art erwartet den Besucher im gut 5.000 Einwohner zählenden Markt Wiggensbach westlich von Kempten. Im Dachgeschoss des ehemaligen Schulgebäudes – und heutigen Sitzes des Tourismusbüros – betritt er das Museum und zugleich die gute Stube eines alten Bauernhauses. Auch finden sich weitere Zeugnisse der Ortsgeschichte, die sich um Themen wie Schule, Handwerk oder Landwirtschaft drehen, sowie Exponate zur örtlichen Kirchengeschichte und damaligen Volksfrömmigkeit. Dioramen und Modelle erklären darüber hinaus die topografische und geologische Entwicklung der Region rund um Wiggensbach. Doch auch dem Alltag der Einheimischen in früheren Zeiten wird nachgespürt, wie zum Beispiel die Vielzahl der ausgestellten alten Haushaltsgeräte zeigt.

Bekannt ist der kleine Ort ebenfalls für den Wiggensbacher Schatz. Dieser besteht aus Münzen und Schmuckstücken aus dem 1. bis 3. Jahrhundert und wurde 1888 an der Waldegger Höhe entdeckt – unter tätiger Mithilfe einer im Boden scharrenden Kuh. Der Schatz ist allerdings schon lange nach Kempten ausgewandert und kann heute dort besichtigt werden – was den Stellenwert der anderen historischen Kostbarkeiten im kleinen Wiggensbach aber keineswegs schmälert.

Tipp: Vom nahen Mariaberg genießt man eine schöne Aussicht auf Kempten und das weite Alpenvorland. Auf dem Weg zum Berg lädt ein Bänkchen am urzeitlichen Findling Rabenstein zu einer Rast ein.

04_HeimatmuseumWiggensbach_1.JPG

Heimatmuseum Wiggensbach /// Kempter Straße 3 ///

87487 Wiggensbach /// 0 83 70 / 84 35 ///

 

Nähere Informationen erhalten Sie vom Markt Wiggensbach ///

Marktplatz 3 /// 87487 Wiggensbach /// 0 83 70 / 9 20 00 ///

www.wiggensbach.de ///

5  Reifeprüfung

Bio-Schaukäserei in Wiggensbach

Ein großes Fenster im Verkaufsraum gewährt einen Einblick in den Herstellungsprozess. Denn in der Bio-Schaukäserei Wiggensbach nimmt man den Leitspruch »Gläserne Produktion« tatsächlich wörtlich: Während die Kunden zwischen den Regalen wandeln oder sich an der großen Theke beraten lassen, können sie durch die Glasscheibe immer wieder ein Auge auf die Käseerzeugung im Nebenraum werfen.

Dort wird die Allgäuer Heumilch, die ausschließlich von Biohöfen aus der Umgebung stammt, zunächst mithilfe von Zentrifugen gereinigt, danach – je nach gewünschter Käsesorte – der Fettgehalt festgelegt. Dies geschieht durch Entrahmung der Milch oder im umgekehrten Fall durch Hinzugabe von Sahne. In einem nächsten Schritt wird die Milch mit Lab eingedickt, es entsteht die sogenannte Gallerte. Diese muss nun eine Weile ruhen und wird danach während des Gerinnungsprozesses mit Käseharfen zerkleinert. Nach einer gewissen Zeit wird dieser »Käsebruch« in Formen gefüllt, die Molke mehrmals herausgepresst und der Käse dadurch immer fester.

Dann wandert der noch junge Käselaib für etwa fünf Stunden in ein Salzbad, wodurch sich seine schützende Rinde bildet und weitere Molke entzogen wird. Nun erst darf das Produkt reifen – je nach Sorte kann dies von einem Tag bei Frischkäse bis zu einem Jahr bei altem Bergkäse dauern. Dabei müssen die länger ruhenden Laibe in ihren Regalen immer wieder durch gewissenhaftes Bürsten, Wischen und Wenden ausführlich »gepflegt« werden – was bei den kiloschweren Exemplaren oftmals einer wahren Knochenarbeit gleicht.

Doch die Mühe lohnt sich, wie der Erfolg der kleinen Käserei zeigt – nicht nur für die Produzenten selbst und die zuliefernden Landwirte, sondern insbesondere für die Käufer dieses wohl typischsten aller Allgäuer Lebensmittel.

Tipp: Wer nicht nur durchs Fenster zuschauen, sondern bei der Produktion dabei sein möchte, kann sich für eine Gruppenführung anmelden – anschließende Verkostung natürlich inbegriffen.

05_Bio_Schaukaeserei_2.JPG

Bio-Schaukäserei Wiggensbach /// Kempter Straße 9 ///

87487 Wiggensbach /// 0 83 70 / 92 10 10 ///

www.schaukaeserei-wiggensbach.de ///

6  Wind of Change

Energiedorf Wildpoldsried

Natürlich wäre es ein wenig zu einfach, die kleine Gemeinde Wildpoldsried im Nordwesten des Landkreises Oberallgäu auf ihre Sonderrolle bei der alternativen Stromerzeugung zu reduzieren. Aber zum einen sind die Wildpoldsrieder selbst ein wenig stolz darauf, als das Energiedorf Deutschlands zu gelten. Und zum anderen gibt es in Zeiten der Energiewende durchaus schlechtere Attribute, als für Innovation und zugleich Nachhaltigkeit zu stehen.

Dabei sind es zwar erneuerbare, keineswegs aber neue Energiequellen, die sich die Gemeinde zunutze macht und auf diese Weise das Sechsfache ihres eigenen Strombedarfs produziert. Denn schon lange vor dem Einsatz fossiler oder atomarer Energieträger setzten die Menschen Wasser und Wind zur Energieerzeugung ein. Nur die Solar- und Fotovoltaiktechnik, die in Wildpoldsried vor allem dezentral auf etlichen Dächern zum Einsatz kommt, erlebte erst in den vergangenen Jahrzehnten einen echten Aufschwung.

Das Ortsbild bestimmen jedoch in erster Linie die elf Bürgerwindkraftanlagen auf dem Höhenkamm direkt über Wildpoldsried – wobei zwei davon genau genommen schon im benachbarten Landkreis Ostallgäu stehen. Zudem setzt die Dorfgemeinschaft bei der Energieerzeugung auf zwei kleinere Wasserkraftwerke, auf Erdwärme sowie auf Biogas und Biomasse.

Doch nicht nur die Nutzung, sondern auch der Schutz der natürlichen Ressourcen liegt den Wildpoldsriedern am Herzen. So unternimmt die Gemeinde beispielsweise große Anstrengungen bei der Energieeinsparung und sorgt sich um die Erhaltung ihrer ober- und unterirdischen Wasservorkommen sowie deren ökologische Aufbereitung – und erweist sich damit auch als wahres Umweltdorf.

 

Tipp: Ein eigener Lehrpfad illustriert in Wildpoldsried weitere Hintergründe zu einem Wasserprojekt mit dem schönen Namen WiWaLaMoor (Wildpoldsrieder Wasserlandschaften im Moor).

06_Energiedorf_1.JPG

Eine Erkundung des Energiedorfs beginnen Sie am besten beim

Rathaus der Gemeinde Wildpoldsried /// Kemptener Straße 2 ///

87499 Wildpoldsried /// 0 83 04 / 9 20 50 ///

www.wildpoldsried.de ///

 

Fahren Sie auf der Günzacher Straße von Wildpoldsried nach

Eufnach, von dort führt ein Fuß- und Radweg zum

Windstützpunkt Fuchsbau /// www.windstuetzpunkt.de ///