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Detlef Alsbach

Schuldige Opfer

Realkrimi

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© 2017 Detlef Alsbach

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback: 978-3-7439-8562-9

Hardcover: 978-3-7439-8563-6

e-Book: 978-3-7439-8564-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Dieses Buch widme ich den vielen Vergewaltigungsopfern, die teils ein Leben lang unter den Schandtaten leiden.

Und ich widme es den Opfern, denen zu Unrecht vorgeworfen wird und wurde, eine Frau oder ein Mädchen sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Auch diese Opfer leiden ein Leben lang unter dem infamen Vorwurf.

Vorwort

Die Strafen für Vergewaltigungen sind aus Sicht des Autors viel zu niedrig, denn sie berücksichtigen nicht den seelischen Zustand des Opfers in der Zukunft. Es dürfte schwer werden, diesem ungerechten Umstand Rechnung zu tragen. Die Opfer tragen die seelischen Leiden ihr ganzes Leben mit sich herum, sie lernen manchmal, mit dem erlebten Horror zu leben und den Alltag zu überstehen, doch tief in der Seele ist diese Wunde, die niemals heilen wird. Den Opfern von Vergewaltigungen muss lebenslang beigestanden werden, sowohl immateriell als auch materiell.

Ein Täter bekommt eine Strafe, kommt ins Gefängnis und nach einer relativ kurzen Zeit ist er wieder auf freiem Fuß. Für ihn begann die Zeit des Vergessens dieser Schandtat gleich nach der eigentlichen Tat. Nach Verbüßung der Haftstrafe wird der Täter in eine andere Stadt ziehen und beginnt dort ein neues Leben. Das Opfer kann das nicht! Das Opfer kann die verwundete Seele nicht ablegen, der Schmerz hält ein Leben lang und das Opfer wird erst mit dem Tod von diesen Qualen erlöst. Einen gerechten Ausgleich als Strafe für den Täter wird es niemals geben, aber er muss für alle Folgekosten bis zu seinem Lebensende aufkommen. Die Realität sieht anders aus.

Leider gibt es auch die Täter, die eine Vergewaltigung vortäuschen, um daraus irgendeine Art von Profit zu ziehen. Hierzu muss man einige gravierende Fälle nennen, die Opfer solcher Täter geworden sind wie zum Beispiel Jörg Kachelmann und Karl Dall. Beide Opfer sind freigesprochen worden, doch der materielle Schaden war immens, der immaterielle Schaden ist nicht zu beziffern, aber man kann sich gut vorstellen, wie ein solcher Vorwurf auf der Seele eines Menschen lastet.

Und Gina-Lisa Lohfink wurde als Täterin verurteilt, die einen Mann bezichtigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Aus dem angeblichen Opfer wurde eine Täterin, die zum Glück rechtskräftig zu einer Strafe verurteilt wurde.

Man kann nur über die Gründe spekulieren, – es mag sich jeder selbst ein Urteil bilden – warum weibliche Täterinnen solche infamen Vorwürfe aussprechen. Die Möglichkeiten sind ohnehin begrenzt, denn entweder ist es Rache für irgendetwas, Profilierungssucht oder schlichtweg Habgier. Alle drei Gründe sind bösartig und infam.

Genau diese Fälle lassen aber die wahren Opfer, nämlich Frauen, die vergewaltigt oder sexuell belästigt worden sind, unglaubwürdig werden. Je mehr Fälle es von falschen Verdächtigungen gibt, desto schwerer wird es für ein tatsächliches Opfer, glaubwürdig zu sein. Auch diese Täterinnen müssen hart bestraft werden, denn sie reißen Unschuldige und deren Angehörige in einen infamen Sumpf des Verdachts, etwas Schlimmes getan zu haben. Nur allzu leicht bleibt ein Verdacht an einen Unschuldigen bis zum Lebensende haften.

Momentan ist wohl das Thema Sexismus in aller Munde, wobei auch diese Diskussion teils infam geführt wird. Welche Ausmaße die Diskussion erreicht, sieht man an dem Fall Sawsan Chebli, eine Staatssekretärin. Sie wurde als jung und hübsch bezeichnet und fühlte sich dadurch belästigt. Sie war geschockt vom Sexismus, der ihr widerfahren ist. Ein Kompliment ist also bereits Sexismus. Genau diese infantilen Vorwürfe sind absolutes Gift für den tatsächlichen Sexismus. Solche perfiden Überempfindlichkeiten lassen die wahren Opfer von sexuellen Missbrauchs oder Sexismus in einem diffusen Licht erscheinen, denn es ist leider bekannt, dass immer mehr wahre Opfer den sexuellen Missbrauch nicht mehr zur Anzeige bringen, weil sie Angst davor haben, unglaubwürdig zu sein.

Ebenso problematisch ist die Situation, wenn man von Opfern hört, die vor vielen Jahren missbraucht worden sind und dies nicht zur Anzeige gebracht haben, so wie bei Harvey Weinstein, dem feisten Amerikaner, der viele Frauen missbraucht hat. Dem Autor stellt sich die Frage, warum einige seiner Opfer dann immer noch mit ihm auch nach dem Missbrauch weiter zusammengearbeitet haben? Auch solch ein Verhalten ist fragwürdig und der Verdacht kommt auf, opportunistisch zu sein.

Dieser Fall ist ein realer Fall, die Täterinnen wurden nur zu lächerlichen Strafen verurteilt. Es scheint so, dass über den Vorwurf einer sexuellen Belästigung sich für einige bösartige Frauen eine Einnahmequelle erschlossen hat, die teils in der Gesellschaft Eingang gefunden hat. Männer können sich kaum vor unberechtigten derartigen Vorwürfen schützen. Immer bleibt ein Restzweifel, auch wenn Aussage gegen Aussage steht. Im Berufsleben wappnen sich inzwischen viele Männer, indem sie zum Beispiel Gespräche mit Frauen nicht mehr alleine führen. Dies führt dazu, dass alle Frauen kollektiv als mögliche Täterinnen gesehen werden. Da Gesellschaft und Justiz oftmals versagen, wird ein Fall von Selbstjustiz beschrieben, der zum Glück nur eine Erfindung ist.

Köln, im Dezember 2017

Detlef Alsbach

1. Kapitel

Im Radio liefen die Mittagsnachrichten. Die Sprecherin sagte gerade: Köln! Im Laufe der Nacht hat es einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr im Bereich des Kölner Hauptbahnhofes und der Hohenzollernbrücke gegeben. Ein etwa 45 jähriger Mann kletterte in der Nacht auf die Hohenzollernbrücke und sprang vom höchsten Punkt der Brücke in den Rhein. Polizei und Feuerwehr suchten die ganze Nacht mit Hubschraubern und Booten nach der vermissten Person, doch bisher fehlt jede Spur von ihm. Nähere Umstände zum Tathergang gab die Polizei nicht bekannt.

„Herr Dr. Baumann, Herr Hansen ist jetzt da“, sagte die Sekretärin am Telefon.

„Danke, er soll hereinkommen.“

Dr. Baumann, ein Rechtsanwalt für Strafrecht, hatte in den letzten Jahren besonders viele Klienten vertreten, denen man sexuelle strafbare Handlungen angelastet hatte. Immer wieder saßen Klienten vor ihm, die unschuldig waren. Er hörte sehr viele Geschichten, die immer irgendwie gleich oder sehr ähnlich geklungen hatten. Oftmals wusste er schon nach ein paar Minuten des Zuhörens, ob vor ihm ein Täter oder ein Opfer saß. Mit Tätern zeigte er keinerlei Reue. Obwohl es seiner Berufsehre widersprach, hatte er diese Täter zwar verteidigt, aber darin auch immer eine sehr große Befriedigung erlebt, wenn diese Täter zu langen Haftstrafen verurteilt worden sind. Sobald die Gerichtsverhandlungen beendet waren, brach er den Kontakt zu den Klienten ab. Selbstverständlich ging er rigoros dagegen vor, wenn die Klienten nicht seine sehr hohen Forderungen beglichen, die vorher ausgehandelt worden sind. Bei Tätern verlangte er ohnehin entweder einen Bürgen oder Vorkasse. Die geführten Gespräche zwischen Dr. Baumann und Tätern wurden immer so geführt, dass die Täter den Eindruck hatten, dass sie gut vertreten werden und dass der Rechtsanwalt auf ihrer Seite war. Aber Dr. Baumann ist auf der Seite des Rechtes und Täter hatten dieses Recht gebrochen. Betrat jedoch ein Mann seine Anwaltskanzlei und nahm in einem bequemen Ledersessel in seinem Büro Platz, der ein Opfer war, lief Dr. Baumann zu Höchstleistungen auf. Mehrmals schon hatte er gänzlich auf sein Honorar verzichtet oder eine solch großzügige Ratenzahlung vereinbart, dass kleine Beträge über sehr viele Jahre gezahlt werden konnten, ohne das Opfer in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen.

Viele seiner Klienten kontaktierten ihn über Angehörige, die große Sorgen hatten um die Sicherheit während der Untersuchungshaft. Dr. Baumann wusste, dass Eile geboten war, denn Sexualstraftäter, auch wenn deren Schuld noch gar nicht bewiesen wurde, hatten im Gefängnis einen sehr schweren Stand. Den restlichen Gefangenen war es schlicht und einfach egal, ob ein neuer Häftling, dem eine Vergewaltigung zur Last gelegt wurde, nun unschuldig war oder nicht. An solch einem Häftling wurden die lange aufgestauten Aggressionen abgebaut. Sexualstraftäter, auch in der Untersuchungshaft, sind der Willkür ausgesetzt und viele Aufseher sehen bei Übergriffen einfach weg oder haben spontan etwas Dringendes zu erledigen. Sehr oft kommt es vor, dass Häftlinge dann auf brutale Weise niedergeprügelt werden.

Erst vor einiger Zeit hatte er wieder einmal einen solchen Fall im Gefängnis erlebt. Ein Klient bat ihn um Hilfe, er beteuerte seine Unschuld immer und immer wieder. Es gab nur wenige Menschen, die dieser armen Seele Glauben geschenkt haben. Eines Tages erfuhr Dr. Baumann von der Gefängnisleitung, dass sein Klient so schwer verletzt wurde, dass er in ein Krankenhaus transportiert werden musste. Dort verstarb er dann nach zwei Tagen. Etwa eine Woche später stellte sich heraus, dass der Verstorbene ein lupenreines Alibi hatte und dass er nicht der Täter gewesen sein konnte. Ihm wurde eine Kindesvergewaltigung zur Last gelegt. Ein Mann, der sich an einem Kind vergeht, wird noch schlechter behandelt als ein Vergewaltiger. Als Dr. Baumann die Nachricht von der Unschuld seines Klienten erhielt, er saß noch zu später Stunde an seinem Schreibtisch, legte er den Telefonhörer auf die Gabel und begann vor Enttäuschung zu weinen. Die Worte klangen ihm noch in den Ohren und seine Gedanken wanderten nach Köln, dort, wo er einmal sehr glücklich gelebt hatte.

Frau Kurz, die Sekretärin, öffnete die Tür und wies mit einer Hand in das Büro, dazu lächelte sie freundlich, obwohl sie wusste, dass in das Büro von Dr. Baumann auch Männer kamen, die Frauen oder am Ende gar Kinder sexuell missbraucht hatten. Trotzdem war sie immer freundlich und höflich, so wie es von ihr erwartet wurde. Ein groß gewachsener Mann, der braungebrannt war und der eine athletische Figur hatte, betrat langsam das Büro. Seine Schritte wurden von dem dicken Teppich verschluckt.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, einen Kaffee oder lieber ein kaltes Getränk? Bitte nehmen Sie doch Platz.“

Sie deutete auf einen Ledersessel.

„Bringen Sie uns doch einfach Beides, Frau Kurz. Wir bedienen uns dann schon.“

Dr. Baumann sagte dies immer, wenn ein neuer Klient in seinem Büro erschien. Einfach, um das sprichwörtliche Eis zu brechen. Seine Klienten sollten das Gefühl bekommen, dass sie sich ihm anvertrauen können. Wer Vertrauen hat, sagt meist die Wahrheit. Und diese wollte er immer von seinen Klienten hören.

„Bitte, setzen Sie sich doch.“

Dr. Baumann setzte sich ebenfalls, dabei bemerkte er den verstohlenen Blick, den Herr Hansen zur Tür warf.

„Wir sind jetzt ungestört. Was möchten Sie, Kaffee oder Wasser?“ Er nahm die metallene Thermoskanne und goss den Kaffee in zwei Tassen, ohne eine Antwort abzuwarten. Eine Tasse schob er über den Schreibtisch Herrn Hansen zu.

„Zucker, Milch?“

Er schob die Zuckerdose und das Milchkännchen auch in Richtung von Herrn Hansen, dabei beobachtete er ihn. Er sah, wie sich Schweißperlen auf der Stirn seines neuen Klienten bildeten. Die Augen blickten im Raum unruhig hin und her. In Gedanken stellte Dr. Baumann fest, dass Herr Hansen offenbar die Hölle durchmachen musste, denn ihm war schon klar, warum sein neuer Klient bei ihm war und was ihm vorgeworfen wurde. Er sah, dass sich in den Achselhöhlen Schweißflecken bildeten, das Hemd begann auf der Brust vor Nässe kleben zu bleiben.

„Wollen Sie nicht Ihre Jacke ausziehen? Ich bin hier an die tropische Hitze gewöhnt, aber meine Sekretärin vergisst immer wieder, dass nicht jeder diese Hitze mag. Sollen wir das Fenster öffnen?“

Es trat eine fast unerträgliche Stille ein, die Dr. Baumann spürte. „Kommen wir zur Sache, Herr Hansen. Was wirft man Ihnen genau vor? Erzählen Sie einfach, damit ich mir ein Bild machen kann.“

„Ich habe es nicht getan, ich kann es gar nicht gewesen sein!“, schrie Herr Hansen. „Ich war es nicht. So etwas mache ich nicht!“ „Ganz ruhig. Mein Gehör ist gut und ich kann verstehen, dass Sie Angst haben und aufgeregt sind, aber bitte nicht schreien. Schreien hilft zwar, aber es nützt nichts. Was sollen Sie gemacht haben?“

„Ich soll eine Frau vergewaltigt haben. Vor einigen Monaten schon und nun bekommt diese Frau ein Kind. Und ich soll der Vater sein.“

Wieder entstand eine unerträgliche Stille.

„Kann ein Vergewaltiger überhaupt ein Vater sein?“, fragte er laut, mehr zu sich selbst, in den Raum.

Er schüttelte den Kopf, als ihm klar wurde, welchen Unsinn er gefragt hatte.

„Sehen Sie, solche Fragen stelle ich mir. Das wird aus einem unbescholtenen Mann gemacht. Ich soll ein Vergewaltiger und Verbrecher sein. Ich.“

Wieder erhob er langsam seine Stimme, dann räusperte er sich und senkte sie: „Hören Sie, Sie müssen mir glauben, ich habe nichts gemacht.“

„Ich kann Ihnen nur dann glauben, wenn Sie mir die Wahrheit erzählen. Ich muss Details wissen. Sie sagten, dass Sie es nicht gewesen sein können. Warum können Sie es nicht gewesen sein?“

„Glauben Sie mir einfach, dass ich es nicht gewesen sein kann.“

„Sie könnten Ihre Bitte an mich mit Nachdruck verstärken, wenn Sie mir einen Grund nennen, warum ich Ihnen glauben sollte? Sie müssen mir schon Details liefern. Wie soll ich eine Verteidigung vor Gericht aufbauen, wenn ich keine klaren Beweise habe. Der Richter und der Staatsanwalt würden Sie auslachen und mich nie wieder ernst nehmen, wenn wir zu Ihrer Verteidigung sagen würden, dass sie es nicht gewesen sein können. Zum Freispruch würde das nicht ausreichen, da bin ich mir absolut sicher. Also mal Butter bei die Fische: Warum können Sie es nicht gewesen sein?“

Dr. Baumann sah, wie Herr Hansen, ein Mann, der aussah wie ein Adonis, am ganzen Leibe zu zittern begann. Er verstand sofort, dass das Zittern nichts mit der im Raume herrschenden Temperatur zu tun hatte.

„Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal, lassen Sie uns einen Kaffee trinken und ein wenig Kraft schöpfen. Ich sehe, dass Sie emotional sehr aufgebracht sind. Das ist für mich als Anwalt ein gutes Zeichen. Denn die allermeisten wahren Täter zeigen hier kaum Emotionen, sondern sie sind verärgert, weil man sie erwischt hat. Bei Ihnen ist das anders. Aber Sie müssen mir trotzdem etwas Greifbares an die Hand geben. So schwer das auch für Sie sein sollte. Es geht hier um Ihren Ruf als Mann, als Ehemann und Vater. Sie könnten durch solch eine Sache sogar Ihre Arbeit verlieren. Nicht selten verlassen ganze Familien, auch die unbescholten, wegen eines falschen Vorwurfes die Stadt. Und ich kenne Fälle, da hat ein Opfer, als solches sehe ich Sie jetzt an, sogar sein Leben verloren. Aus Scham.“

Bei seiner kurzen Rede hatte er Herrn Hansen genau betrachtet. Er saß in dem Sessel fast vornübergebeugt, obwohl er groß und athletisch war. Es schien so, als wenn Sport zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen zählte. Auch musste er regelmäßig auf der Sonnenbank liegen. Seine Zähne glänzten beim Sprechen weiß, ein unglaublich strahlendes Weiß. Die blauen Augen funkelten aus den Augenhöhlen wie Saphire, die braune Haut bildete einen starken Kontrast. Er sah blendet aus, aber er war psychisch dem Abgrund nahe.

„Ich bin Ihr Anwalt, wenn Sie mich wollen und mich bezahlen können“, sagte Dr. Baumann mit einem Lächeln, um die Situation zu entspannen, aber es gelang ihm kaum. „Geld spielt keine Rolle“, sagte Herr Hansen, der den Witz nicht bemerkte. „Ich will nur die Sache loswerden. Ich habe nichts getan! Warum glaubt mir niemand?“

„Gut, dann nehme ich Hunderttausend für Ihre Verteidigung“, sagte Dr. Baumann wieder mit einem lächelnden Ton in der Stimme.

Herr Hansen schien kaum noch zuzuhören.

„Okay, das ist es mir wert, aber bitte helfen Sie mir, dass mein Leben nicht den Bach runtergeht. Es ist schon kein Bach mehr, es ist ein Strom, in dem ich mich befinde. Ein reißender Strom, der zu einem gewaltigen Wasserfall fließt. Und ich bin mittendrin.“ Dr. Baumann schüttelte leicht den Kopf, dann holte er tief Luft und schlug mit der Hand auf die Schreibtischplatte.

„Herrgott noch mal, jetzt reden Sie endlich. Sie vergeuden meine und auch Ihre Zeit. Warum können Sie es nicht gewesen sein? Warum?“

Herr Hansen legte seine Arme auf den Schreibtisch und darauf seinen Kopf. Dann begann er zu weinen. Dr. Baumann sah sich einer bizarren Situation gegenüber, denn vor ihm saß ein Mann, ein Kerl wie ein Baum und heulte wie ein kleiner Junge, dem man gerade sein Eis gestohlen hatte. Er sah den vor ihm weinenden Mann ungläubig an. Solch eine Reaktion hatte er nicht erwartet.

„Herr Hansen, warum können Sie es nicht gewesen sein?“, fragte er in einem sehr verständnisvollen und sanften Ton.

„Weil ich krank bin!“, schluchzte Herr Hansen nahezu unverständlich.

„Aha“, dachte Dr. Baumann, „nun kommt er endlich heraus mit der Sprache. Jetzt muss er nur noch sagen, an welcher Krankheit er leidet.“

Sein Blick war weiterhin auf seinen Klienten gerichtet, der die Zeit bekam, die notwendig war, um sich zu fassen und um endlich mit der Sprache herauszurücken. So plötzlich, wie das Weinen eingesetzt hatte, so plötzlich hörte es auch auf. Herr Hansen griff in seine Hosentasche und holte ein Taschentuch aus Stoff heraus und wischte sich die Augen trocken, aber ohne dabei den Kopf zu heben. Er schämte sich sehr seiner Krankheit und es war an der Zeit, diese seinem Anwalt gegenüber zu erklären. Aber die Krankheit war nur ein kleiner Teil seines Problems. Nach einigen tiefen Atemzüge setze sich Herr Hansen wieder aufrecht in seinem Sessel, hob sogar den Kopf, trank an seiner Tasse Kaffee, ohne das Gesicht zu verziehen, denn für gewöhnlich trank er seinen Kaffee immer sehr süß, wischte sich den Mund ab und schaute Dr. Baumann an.

„Sehen Sie, es gibt Krankheiten, die sind einem Betroffenen sehr unangenehm und für den Außenstehenden überraschend, wenn sie Kenntnis davon erhalten. In meinem Fall ist es auch so. Von meinem Problem haben nur ganz wenige Menschen Kenntnis. Eigentlich nur meine Frau, mein Arzt und ein Notar.“

Dr. Baumann atmete hörbar laut aus, um somit ansatzweise seine Ungeduld zu demonstrieren. Herr Hansen hob beschwichtigend eine Hand, die eher einer Pranke glich und sehnig aussah, Resultat von intensiven Hanteltraining. Einige Sekunden verharrte er so, sammelte seinen ganzen Mut zusammen, setzte zu einem Satz an und stoppte abrupt. Sein Atem ging heftig, sodass sich sein gewaltiger Brustkorb hob und senkte.

„Nun rede endlich, ich will wissen, ob mir ein Vergewaltiger oder ein dummer Hüne gegenübersitzt“, dachte Dr. Baumann.

„Also wie gesagt, ist mir das Ganze schon sehr peinlich. Ich kann es nicht gewesen sein, weil ich zeugungsunfähig bin. Seit meiner Geburt. Diese Frau kann also kein Kind von mir bekommen haben. Das ist eine Lüge. Eine glatte Lüge. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Mehr geht einfach nicht. Verstehen Sie mich endlich?“

„Ja, ich verstehe Sie sehr gut. Wirklich sehr gut. Das erklärt natürlich Einiges. Also Sie können es nicht gewesen sein, von dem diese Frau ein Kind bekommen soll. Ich denke, dass Sie für irgendetwas bezahlen sollen, für was Sie nicht verantwortlich sind. Um die Sache doch ein wenig zu verkürzen, schlage ich vor, dass Sie zunächst einmal eine Vollmacht unterzeichnen und mir alle Unterlagen zur Verfügung stellen, die Sie in dieser Sache haben. Meine Sekretärin wird alles kopieren und ich werde mir Akteneinsicht verschaffen. Dann wissen wir genau, was Ihnen vorgeworfen wird. Verdunklungsgefahr besteht bei Ihnen nicht, weil Sie verheiratet sind und ich denke einmal, Kinder haben?“

Herr Hansen nickte.

„Ja, zwei. Vier und acht Jahre alt. Beides Mädchen.“

„Gut. Sobald ich also weitere Informationen und vor allem Akteneinsicht erhalten habe, müssen wir uns nochmals unterhalten.“ Dr. Baumann stand aus seinem Stuhl auf, ging um den Schreibtisch herum zur Bürotür und blieb davor stehen. Herr Hansen hatte sich gleichzeitig erhoben und ging ebenfalls zur Tür, dabei wirkte er sehr irritiert, denn vom Rechtsanwalt wurde eine Frage nicht gestellt, die er erwartet hatte.

„Eine Frage habe ich, Herr Hansen. Nur noch eine?“

Immer noch irritiert sah er seinen Rechtsanwalt an.

„Und welche?“

„Warum können Sie die Frau nicht vergewaltigt haben? Warum nicht? Auch wenn Sie zeugungsunfähig sind, könnten Sie die Frau vergewaltigt haben. Was verschweigen Sie mir?“

Herr Hansen blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Einige Sekunden, dann explodierte er förmlich. Sein Gesicht wurde knallrot, seine Augen funkelten den Anwalt hasserfüllt an, sodass dieser vor Furcht zurückwich. Langsam hob Herr Hansen seine mächtigen Hände, die sich nun drohend wie Schraubzwingen zum Hals des Anwalts bewegten. Langsam und todesdrohend.

„Du infamer Bastard, du willst mich fertig machen. Na warte, dir breche ich den Hals!“, schrie er außer sich vor Zorn.

Wenige Augenblicke später flog die Bürotür auf, die gegen die Schulter von Herrn Hansen knallte. Er wankte trotz der heftigen Begegnung mit der Tür nicht einen Millimeter. Langsam ließ er seine Hände sinken, auf die er fassungslos starrte.

„Was wollte ich machen?“, sagte er mehr zu sich selbst. „Ich hätte fast die Kontrolle verloren. Sie haben mich dazu gebracht. Sie allein!“, schrie er.

Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Sessel zurück und setze sich.

„Ich mache jetzt klar Schiff. Kommen Sie. Bitte.“

Dr. Baumann hob beschwichtigend die Hände, gab seiner Sekretärin ein Zeichen, dass keine Gefahr mehr bestand, schloss die Bürotür und setzte sich ebenfalls wieder in seinen Stuhl. Genau diese Reaktion hatte er provoziert. Nur so war es möglich, das Opfer aus seiner Deckung zu locken.

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Es tut mir sehr leid. Natürlich werden Sie jetzt glauben, dass ich es doch getan habe, dass ich ausgerastet bin und dass ich dann die Frau vergewaltigt habe. Nein. Nein, das war so nicht! Ich habe ihr nichts getan, ich kenne die Frau ja kaum. Warum das Miststück so etwas sagt, weiß ich nicht. Vielleicht ahnt sie etwas.“

Eine Pause trat ein, niemand sagte etwas. Herr Hansen griff nach einem Glas Wasser und trank es in einem Zug aus.

„Ich bin nicht nur zeugungsunfähig, ich bin auch impotent. Seit vielen Jahren.“

Dr. Baumann sah sein Gegenüber sehr überrascht an, der vor Scham den Kopf gesenkt hatte. Beide suchten nach Worte, um die Stille zu unterbrechen.

„Wie lange haben Sie das schon? Also ich meine, wie lange sind Sie schon, na ja, ich meine....“

„Brechen Sie sich bloß keinen ab. Ich bin impotent und zeugungsunfähig, also habe ich der Frau nichts getan. Ich kann ihr nichts getan haben. Haben Sie das endlich verstanden?“

„Ja und nein. Aber Sie müssen mir jetzt endlich erklären, warum Sie das nicht sagen wollten? Diese Tatsache wird Sie retten.“

„Das ist doch Unsinn. Es wird mich vernichten. Und nicht nur mich. Auch meine Familie wird es vernichten. Egal was jetzt passiert, ich bin schon vernichtet.“

Dr. Baumann zog verständnislos die Schultern hoch und hob die Arme halbhoch fragend und schüttelte dabei den Kopf, obwohl er wusste, dass der Mann, der vor ihm saß, uneingeschränkt Recht hatte. Diese Fälle kannte er leider mehr als genug. Die Familien und auch die unschuldigen Opfer haben sich von solchen Vorwürfen niemals erholt.

„Sehen Sie, ich bin Realist. Wer mich ansieht, denkt doch sicherlich, dass ich ein Frauenheld bin, der sich auf seine Schönheit etwas einbildet. Aber dem ist nicht so. Auch wenn andere sagen, dass ich ein Schönling bin, bin ich alles andere als perfekt. Ich bin krank und kaum als Mann zu bezeichnen. Nur wegen meines Aussehens bin ich so erfolgreich im Geschäft. Ich verkaufe Häuser und ein Großteil meiner Kunden sind Ehepaare, aber die Frauen treffen die Kaufentscheidungen. Und sie würden mich nur zu gerne einmal mit ins Schlafzimmer nehmen. Sie können sich kaum vorstellen, wie viele meiner Kundinnen mich später sogar kontaktieren.“

Er machte eine Pause, goss sich Wasser in sein Glas und trank dieses erneut in einem Zug aus.

„Aber ich sehe das Problem noch immer nicht“, schwindelte Dr. Baumann.

Herr Hansen nickte verständnisvoll, denn er hatte noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Es war an der Zeit, seinen Anwalt endlich vollumfänglich ins Bild zu setzen.

„Ich bin impotent. Seit etwa 10 Jahren.“

Beide Männer sahen sich in die Augen, dann erkannte Herr Hansen in den Augen seines Anwaltes die aufkommenden Fragen.

„Wer hat die Kinder gezeugt?“

Dies war die Frage, die Herr Hansen erwartet hatte.

„Keine Ahnung, sie sind adoptiert. Meine Kinder glauben, dass ich der Vater bin, dass ich perfekt bin, dass ich ein Held bin. Halt das, was Kinder immer so denken und sagen. Können Sie sich vorstellen, welchen Spießrutenlauf meine Kinder durchmachen müssen, wenn die ganze Welt erfährt, dass ich impotent bin? Das möchte ich meinen Kindern ersparen. Um jeden Preis. Und ich hasse die Frau, die mir das nun angetan hat. Ich bin immer das Opfer, egal ob mit oder ohne Vergewaltigung. Wie komme ich da aus der Sache wieder heraus? Bei einer Verhandlung muss ich erklären, was ich habe. Und dieses Miststück will mich an den Pranger stellen. Entweder ich werde wegen Vergewaltigung verurteilt oder meine Familie und ich werden in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht. Das Geschäft ist mir egal, aber meine Frau und meine Kinder nicht. Ich kann mir jetzt schon die vielen Fragen an meine Frau vorstellen, wie scheinheilige Freundinnen fragen, wie es denn bisher in unserer Ehe geklappt hat? Ohne Geschlechtsverkehr.“

Diese Beichte hatte Dr. Baumann so offen nicht erwartet. Herr Hansen hatte Recht, egal wie die Sache ausgehen würde, er war das Opfer.

„Tja, Herr Hansen, jetzt bin ich doch platt über Ihre Geschichte. Darüber muss ich nachdenken und kann jetzt erst einmal gar nicht sagen, wie wir vorgehen sollen, um Sie aus der Sache mit möglichst wenig Schaden für Sie herauszuholen. Ich werde mit dem Staatsanwalt sprechen. Sie müssen mir alle möglichen Krankenunterlagen zukommen lassen. Vielleicht schaffen wir es, die Sache so zu regeln, dass wir nicht die Karten auf den Tisch legen müssen. Lassen Sie mich jedoch zuerst einmal mit dem Staatsanwalt sprechen, das ist wichtig. Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt die Besprechung beenden. Über mein Honorar reden wir später.“

„Die Höhe ist mir egal. Sagen Sie, wieviel Sie wollen und Sie bekommen es. Nur denken Sie an meine Kinder.“

Als Herr Hansen das Büro verlassen hatte, war Dr. Baumann endlich mit sich und seinen Gedanken alleine. Nun konnte er den Fall überdenken. Für ihn war absolut klar, dass wieder einmal ein Opfer vor ihm gesessen hatte, der vernichtet werden sollte. Aus welchen Gründen auch immer. Er fragte sich, ob der Mann auch so einfach, wie er damals, fliehen könnte?

Dr. Baumann nahm seinen Schlüsselbund und suchte daran einen kleinen Sicherheitsschlüssel, der zu einer metallenen Tür an seinem Schreibtisch passte. In einem Fach lag ein Handy, auf der Rückseite des Handys stand Auftrag. Er wählte eine Nummer und wartete, bis sich der Angerufene meldete.

„Ich habe wieder einen Auftrag für dich. Diesmal ist es sehr dringend und ich bin bereit, Geld draufzulegen. Sobald ich weitere Informationen habe, gebe ich Bescheid. Dann machen wir es so wie sonst. Du führst eine nachhaltige Unterhaltung, während der Mann mehrere Zeugen als Alibi hat. Nimmst du den Auftrag an?“ Am anderen Ende der Leitung wurde der Auftrag angenommen. Dr. Baumann verschloss das Telefon wieder im Schreibtisch.

2. Kapitel

Immer wieder wählte Brigitte mit ihren zierlichen kleinen Fingern die Telefonnummer, die sie bereits auswendig kannte, so oft hatte sie sie in den letzten Minuten gewählt. Zuerst hatte sie die Tasten noch behutsam gedrückt, am Anfang noch auf den Zettel schauend. Dann wurden die Tasten immer kräftiger und schneller gedrückt, zuletzt hämmerte sie fast auf die Tasten. Mit jedem erfolglosen Versuch wurde sie ärgerlicher und ungeduldiger. Wütend presste sie ihre vollen Lippen aufeinander, ihre Augen verengten sich zu schmalen Sehschlitzen, sodass von ihren blau-grünen Augen nur noch wenig zu sehen war. Ein sicheres Zeichen für einen gewaltigen Wutausbruch. Ihr Jähzorn steigerte sich zur Raserei, doch hatte sie sich niemals zu Hause so weit gehen lassen, denn ihre Mutter war im steten Glauben, dass ihre Tochter immer noch ein Kind war, welches kaum Interesse hatte für das andere Geschlecht. Für sie war ihre Tochter eine Puppe, die gut aussah, die schlank und zierlich war und die keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Aber das Gegenteil war der Fall.

Sobald sie in der Schule war, entnahm sie dem ihr gehörenden verschließbaren Spind verschiedene Kosmetika und schminkte sich mit ihren zwei Freundinnen auf der Toilette. Die drei Freundinnen waren Menschen, denen die anderen Schülerinnen aus dem Wege gingen, soweit es sich einrichten ließ. Das Trio hatte in der Toilette sogar eine eigene Ecke, die von niemand anderem benutzt wurde. In der ganzen Schule waren die drei Mädchen bekannt. Mitschülerinnen sahen in ihnen nicht nur eine große Konkurrenz im täglichen Kampf um die netten Jungen, sondern sie gaben auch den Ton in der Mode an, denn sie hatten immer ganz neue Klamotten an, teurere Markenklamotten. Für die anderen Mädchen deshalb sehr frustrierend, weil nicht alle Eltern ihren Kindern ständig neue Kleidung, noch dazu teure Markenkleidung, kaufen konnten. Hinzu kamen auch immer Smartphones der neuesten Ausführung, Taschen, Schmuck. Es war unfassbar. Die Schüler hingegen umschwirrten oft die drei Mädchen, weil alle drei sehr gut aussahen. Sie hatten die Attribute, auf die jeder Junge und jeder Mann steht: schlank, lange Haare, zwei von den drei Mädchen hatten sogar blondes Haar und sie waren mehr als gut gebaut, sie sahen lasziv aus und sie benahmen sich auch so. Den Jungen in der Schule wurden schöne Augen gemacht. Ein einfaches Lächeln reichte bereits aus, um ihnen ihren Verstand zu rauben. Nicht selten waren sie nach einem aufgefangenen Lächeln eines der Mädchen unsterblich verliebt. Jeder versuchte durch eine Einladung zu Eis oder Cola seine – jedoch unerwiderte – Liebe zu manifestieren. Doch selten nahmen sie eine Einladung an.

„Warum meldet sich der alte Sack nicht?“, dachte sie. „Der kann etwas erleben, am vereinbarten Punkt lag kein Geld. So ein Mist, denn ich wollte mir heute die neuen sauteuren Schuhe und ein neues Smartphone kaufen. In der Schule habe ich damit schon angegeben und jetzt habe ich die Sachen nicht. Wie stehe ich denn jetzt da? Und das alles nur, weil der Typ nicht zahlt.“ Sie wählte wieder die Nummer, ließ sehr lange schellen und schrie dann ganz laut und aufgebracht ins Telefon, dass sie ihn hasse. Ihre Stimme dröhnte durchs ganze Haus. Die Bilder schienen an den Wänden zu wackeln, so laut hatte sie geschrien. Ihre Schreie waren Angst einflößend, jeder, der ihrem Zorn ausgesetzt war, konnte nur hoffen, dass die Beschimpfungen glimpflich ausfielen.

Wieder wählte Brigitte die Nummer, ließ so lange schellen, bis schließlich der Anrufbeantworter anging. Sie holte hektisch Luft und schrie dann in das Telefon: „Wenn du dich nicht gleich meldest, wird es dir leid tun, hast du mich gehört!“

Dann plötzlich wurde am anderen Ende abgenommen.

„Ja bitte, wer ist da?“ sagte eine Frauenstimme.

Überrascht hörte Brigitte eine ihr unbekannte Stimme, überlegte, ob sie sich verwählt hatte, unterbrach die Leitung und wählte erneut. Diesmal meldete sich die weibliche Stimme schneller.

„Hallo, wer ist denn da? Bitte melden Sie sich doch. Warum wird es meinem Mann leidtun, wenn er sich nicht meldet? Was wollen Sie?“

Wieder unterbrach Brigitte die Verbindung und schaute nachdenklich auf das Telefon in ihrer Hand.

„Brigitte, warum hast du so geschrien? Das kenne ich ja gar nicht an dir. Was ist denn geschehen? Du bist ja ganz aufgeregt. Wen hast du angerufen, ich habe gedacht, dass du jemandem am Telefon gedroht hast?“

„Mama, wie soll ich denn am Telefon jemanden bedrohen? Und warum? Ich kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Ich war am Fernseher und habe ihn aus Versehen laut, anstatt leise gemacht. Vielleicht war es das. Mama, mir ist heute gar nicht gut. Vielleicht habe ich wieder meine Periode. Dann leide ich immer sehr. Morgen kann ich nicht in die Schule gehen.“

„Aber mein Schatz, du hattest doch erst vorletzte Woche deine Periode. Jetzt schon wieder? Das geht doch gar nicht.“

„Doch, Mama. Wenn es eine Zwischenblutung ist. Du weißt doch, dass ich in der Schule gut bin. Genauso gut wie Vera und Elke. Wir lernen oft zusammen und haben immer einen Vorsprung vor den anderen Schülern. Mach dir keine Sorgen.“

„Na gut, du weißt ja am besten, was gut für dich ist. Soll ich dir etwas zu essen machen, hast du Hunger?“

„Nein, Mama. Ich gehe heute noch zu Vera, da habe ich keine Zeit, etwas zu essen. Ich kaufe mir unterwegs ein Brötchen. Das genügt.“

Brigittes Mutter gab ihr zwei Euro, damit sie sich unterwegs ein Brötchen kaufen konnte. Sie hielt das Geld so lange in ihrer Hand, bis ihre Mutter das Zimmer verlassen hatte. Dann nahm sie ihre Handtasche, holte ihre Geldbörse heraus und öffnete das Münzenfach, welches übervoll war. Allein an Münzgeld mussten in dem Portemonnaie über 50 Euro sein. Achtlos ließ sie die Münze ins Fach fallen. Mit einem schnellen Blick kontrollierte sie ihre Handtasche, ob für den Abend alles eingepackt war. Akribisch ging sie in Gedanken ihre Taschenliste durch, damit auch ja nichts vergessen wurde. Wenn ihre Mutter jemals einen Blick in diese Tasche geworfen hätte, würde sie mit einem einzigen Blick ihr eigenes Weltbild zerstören, nämlich dass ihre Tochter ein kleines unschuldiges Kind ist. Neben der reich gefüllten Geldbörse und zwei Smartphones befanden sich auch noch Schminke, Kondome und ein Messer darin.

Wieder einmal war es für Brigitte nicht schwer gewesen, ihre Mutter zu lenken. Sie war ihr hörig, denn sie glaubte jeder Aussage, egal wie absurd diese auch war. Ihre Mutter war eine alleinerziehende Frau, der die Erziehung ihres Kindes völlig aus den Händen geglitten war. Sie bemerkte nicht, dass ihre Tochter Luxusartikel hatte, in großer Menge. Wenn Brigitte neue Sachen im Schrank hatte, dann erzählte sie, dass dies Geschenke einer ihrer sehr reichen Freundinnen waren, als Dank für die Hilfe bei den Hausaufgaben. Leider fiel der Mutter nicht auf, dass sie ihre Tochter nur ganz selten die Hausaufgaben hat machen sehen. Aber auch dafür hatte sie eine Lüge parat, denn sie sagte, dass sie die Hausaufgaben meist gemeinsam mit ihren Freundinnen in der Schule machen würde. Dass gelegentlich ein Brief aus der Schule nach Hause kam, davon ahnte die Mutter nichts, denn die sprichwörtlich Blauen Briefe wurden natürlich von Brigitte abgefangen und von ihr höchstpersönlich unterzeichnet. Die Unterschrift ihrer Mutter sah perfekt aus, sodass niemand vermutete, dass nicht die Mutter von Brigitte selbst unterzeichnet hätte. Jeder Blaue Brief wurde von den Mädchen mit Störungen des Unterrichts und mit kleinen Attacken, wie zum Beispiel ein platter Reifen, geahndet.

Ihr Smartphone schellte, Brigitte schloss die Zimmertür und meldete sich mit einem einfachen ja.

„Hast du es gehört, es kam in den Nachrichten und die ganze Schule ist in heller Aufregung?“, sagte ihre Freundin Vera.

„Was soll ich gehört haben?“

„Na der alte Sack hat sich von der Hohenzollernbrücke gestürzt. Der Arsch ist wohl direkt abgesoffen.“

„Welcher alte Sack?“

Sie machte eine kleine Pause, dann verstand sie.

„Ach nee, unser Kunde hat sich aus dem Staub gemacht. Deshalb war heute kein Geld am vereinbarten Punkt. Ich wollte mir heute unbedingt diese saugeilen Schuhe und ein neues Smartphone kaufen. Damit habe ich ja schon in der Schule geprahlt, um diese neue Tussi ein wenig zu ärgern. Mist, wo bekomme ich jetzt die viele Kohle her? Wann ist der Sack denn da runtergesprungen?“

„Ist wohl gestern Nacht passiert. Ich hätte nicht gedacht, dass der alte Perversling das überhaupt schafft, so hoch zu kraxeln. Meine Hochachtung. Die Brühe ist doch eiskalt, da ist ihm sicherlich die Pumpe eingefroren, wenn er nicht schon vorher zerschellt ist. So, und was machen wir jetzt? Uns gehen die Geldgeber aus. Wir haben zwar noch ein paar Kühe, die wir melken können, aber wir brauchen neue.“

Ihr Ton war mehr als euphorisch und zuversichtlich, denn neue Opfer gab es in großer Zahl, man musste sie nur zuerst am Haken haben, an Land ziehen und ihnen dann das Fell über die Ohren ziehen.

„Was für eine Aufregung gab es denn in der Schule?“, wollte Brigitte wissen.

„Na ja, die untersuchen jetzt, warum er sich umgebracht hat und ob es einen Abschiedsbrief gibt. Aber der hat niemandem etwas erzählt. Hätte er es, hätten wir den Spieß umgedreht und er wäre dran gewesen. Aus der Sache kommt niemand heraus. Wir sind einfach zu perfekt.“

Sie lachte hämisch auf.

„Ja, das sind wir. Unsere Methode ist ja auch gut gewählt, wir haben alle Beweise in den Händen. Und wenn es mal eng wird, wechseln wir die Schule und machen dann eben dort weiter. Ist auch kein Problem. Das können wir übrigens überall machen, nicht nur in dieser Schule. Wir sollten uns in Zukunft sogar zahlungskräftigere Kunden suchen als bisher. Lehrer sind nicht gerade die Reichen unter den Verdienern.“

„Stimmt, aber sie haben einen Ruf zu verlieren. Sag mal, sollen wir die Alte von dem lebensmüden Sack ausplündern? Ich kann mir gut denken, dass sie bereit wäre, eine Art Schweigegeld zu zahlen.“

„Lass uns später darüber reden. Am Telefon ist das blöd, außerdem muss Elke ja auch zustimmen. Wir brauchen uns gegenseitig. Nur so sind wir sicher.“

„Genau. Weiß Elke schon, was passiert ist?“

„Klar, wir haben schon zusammen telefoniert. Okay, wir sehen uns morgen in der Schule, aber auf Unterricht habe ich keinen Bock.“

„Ich auch nicht. Meine Mutter weiß, dass ich morgen krank bin. Ich werde zu dir kommen, wenn sie mal fragen sollte.“

„Hey Süße, hat sie jemals gefragt, was du machst? Nein, noch nie! Warum sollte sie also jetzt fragen. Du hast bei euch alles im Griff.“ „Stimmt auch wieder. Ich versuche nur vorsichtig zu sein. Heute Abend treffe ich mich übrigens mit dem völlig bescheuerten Typ aus der 12. Ich habe uns nämlich schon ein neues Opfer ausgeguckt. Wir wollen in einen Laden gehen, in dem auch unser Sportlehrer geht. Du weißt doch, der Typ mit dem scharfen Knackarsch.“

„Ist der nicht verheiratet?“

„Umso besser. Dann zahlt er eher. Wir ziehen jeden Fisch an Land, wenn er nicht gerade schwul ist. Er soll übrigens Geld haben.“

„Na prima. Dann mach schon mal eine Einkaufsliste. Pass auf, dass dir nichts passiert. Sei vorsichtig. Und alles wie gehabt, immer schön aufnehmen. Was trägst du heute Abend?“

„Nichts. Ein Hauch von Nichts. Dem Typen wird die Luft wegbleiben.“

„Wie macht ihr das mit dem Eintritt?“

„Kein Problem, der Türsteher ist der Bruder von diesem Trottel. Den lasse ich mal schnüffeln und dann macht er Platz und Männchen, wie und wann ich das will.“

Beide lachten herzlich über die Dummheit dieses in ihren Augen kindlichen Jungen, der tatsächlich glaubte, bei den drei Mädchen eine Chance haben zu können. Die Mädchen waren auf Geld aus, wahre Liebe kannten sie nicht. Ihr Leben bestand aus Bosheit, Gier und Hass. Das verbrecherische Trio war nicht zu unterschätzen, da sie einerseits skrupellos und gierig waren und andererseits hübsch und intelligent. Im Schmieden von Intrigen waren sie wahre Meisterinnen. Auch hatten sie niemals Probleme, an Informationen aller Art heranzukommen. Es schien sogar so, dass die Informanten sich danach sehnten, ihnen Dinge anzuvertrauen. Als Dank reichte ein Lächeln oder ein Streicheln der Wange aus. Für besondere Informationen scheuten sich die Mädchen nicht, mit einem Kuss zu bezahlen. Die Steigerung des Dankes hat nach oben keine Grenze. Selten nur mussten sie ihren Dank in einem Höhepunkt enden lassen.

„Okay, mein Schatz, ich muss jetzt Schluss machen und meine Tasche packen. Der Bubi kommt mich in einer halben Stunde abholen, ich muss mich noch schminken und umziehen.“

Eine unbestimmte Melodie summend ging sie ins Badezimmer und begann sich zu schminken. Vor dem Spiegel stehend sah sie sich in die Augen, dann zwinkerte sie sich selbst zu und grinste sich dabei an. Sie machte einen Schmollmund, spitzte kokett die Lippen und schnitt lustige Grimassen. Die Schminke wurde dezent aufgetragen, die Augenbrauen erhielten etwas schwarz, sodass damit ihre Augenfarbe besser zur Geltung kam. Ein Hauch von Rouge auf ihre Wangen betonte ihre hohen Wangenknochen. Zuletzt kam der Lippenstift zum Einsatz. Die ganze Prozedur dauerte nur wenige Minuten, denn sie hatte sehr viel Routine, sich zum Ausgehen zurecht zu machen. Ihr Gesicht war mehr als schön anzusehen, sie sah atemberaubend aus, was sie auch erreichen wollte. Ihre gesamte Ausstrahlung sagte dem Betrachter, dass ein überaus schönes Wesen vor ihm stand, welches Hilfe brauchte ohne nach Hilfe zu fragen. Sie zog zuerst ihre bunte Bluse und anschließend den BH aus. Im Spiegel betrachtete sie sich wieder, diesmal glitt ihr Blick über das Spiegelbild an sich herab. Sie kreuzte ihre Arme über der Brust, dann glitten ihre Hände langsam an ihr herab, zuerst streichelte sie leicht ihren Busen, dann den Bauch und zuletzt spielte sie mit einem Finger sanft an ihrem Bauchnabel. Sie begann etwas heftiger zu atmen, so wie es immer geschah, wenn sie sich selbst streichelte. Beide Hände umfassten ihre sehr üppigen Brüste und begannen sie zu massieren, zuerst leicht und dann immer heftiger. Dann löste sie die Umklammerung ihrer Brüste und ihre Finger umkreisten ihre Brustwarzen. Die Erregung war ihr nun anzusehen, ihr Gesicht nahm einen sehr erotischen und verzückten Ausdruck an.

„Genug jetzt, du Miststück, jetzt wird gearbeitet!“, sagte sie plötzlich breit grinsend in das schöne Spiegelbild.

Binnen weniger Sekunden schminkte sie sich sehr routiniert fertig, zog sich frische Sachen an und verließ das Badezimmer. Vorher jedoch räumte sie all ihre Schminke in einen Kulturbeutel, den sie in ihrem Zimmer in einen Schrank schloss. Sie wollte keine verdächtigen Spuren im Badezimmer hinterlassen, denn sie wollte den Glauben ihrer Mutter erhalten, dass sie das brave und schüchterne Mädchen ist, welches sich die Mutter so sehr wünschte. Ihre Garderobe und ihr Make-up waren nun imstande, einen Mann um dem Verstand zu bringen und ihn zu ruinieren. Ihre Erscheinung war auf Verführung und Chaos ausgelegt. Bereits jetzt wusste sie, dass ihre Anwesenheit in der Diskothek, in der sie der Junge aus der Schule ausführen wollte, für Aufsehen sorgen würde.

„Ach, da muss er bestimmt wieder an sich selbst herumspielen, wenn er mich sieht“, dachte sie bei dem Gedanken an den Jungen, der so stolz war, als sie die Frage bejahte, ob sie gemeinsam ausgehen wollen. Der Junge konnte nicht wissen, dass sie geschickt die Diskothek vorgeschlagen hatte. Er war ein nützliches Spielzeug, Mittel zum Zweck, denn ohne den Jungen würde sie alleine zu viel Aufsehen erregen, galt es doch, ein Ziel anzustreben. Der Junge würde nach diesem Abend alles sagen und tun, was sie von ihm verlangen würde. Mit ein paar einfachen Worten war er zu manipulieren. Brigitte schaute aus dem Fenster, denn sie wartete bereits ungeduldig auf ihn. Sie wollte nicht, dass er an der Wohnungstür schellt, denn es war ihr mehr als wichtig, einerseits ihren Auftritt vor dem Jungen zu haben und andererseits, dass ihre Mutter sie nicht in diesem Hauch von Nichts sehen sollte. Doch zu dieser Zeit, es war kurz vor 19 Uhr, saß ihre Mutter vor dem Fernseher und schaute sich verschiedene Nachrichtensendungen an.

Vor der Tür hielt ein fast neuer BMW, die Scheinwerfer erloschen und der Junge stieg aus dem Wagen aus. Sie gab ihm ein Zeichen, am Wagen zu warten. Er setzte sich auf die Motorhaube und versuchte, lässig auszusehen, doch es wollte ihm nicht gelingen, richtig Halt auf der Motorhaube zu finden. Außerdem war sie noch ziemlich warm, was das Sitzen auf der Haube unangenehm machte. Schließlich gelang es ihm, doch noch mehr stehend als sitzend auf der Haube Halt zu finden. Er verschränkte lässig die Arme vor der Brust und versuchte, fast schon gelangweilt zur Haustür zu gucken. Dann aber fiel ihm ein, dass er keinen Kaugummi im Mund hatte, was seine Lässigkeit, nach seiner Ansicht, verstärken würde. Er hechtete um den Wagen herum, riss die Autotür auf und kramte im Handschuhfach nach der neu gekauften Kaugummipackung. Nervös geworden, riss er hastig die Packung auf, ärgerte sich über sich selbst, dass er dieses wichtige Detail fast vergessen hatte, nahm sich einen Kaugummi, fummelte die Verpackung ab und steckte sich den Kaugummi in den Mund. Dabei schaute er immer wieder zur Tür, um festzustellen, ob sie ihn beobachtet hatte. Glücklich über seinen fast zu späten Einfall, versuchte er wieder, sich auf die Haube zu setzen. Er wählte einen Platz direkt über einen Scheinwerfer. Dieser Platz war nicht ganz so warm. Mit wieder auf der Brust verschränkten Armen setze er sich vorsichtig, um den Lack nicht zu verkratzen, auf die Motorhaube. Dabei beugte er den Oberkörper leicht nach hinten, zu weit nach hinten. Als er seine Beine überkreuzen wollte, verlor er das Gleichgewicht, lag dann rücklings auf der Haube, seine Beine schnellten empor und wie auf einer Kinderrutsche glitt er von der Motorhaube und fiel hart auf den Boden. Sein Gesicht färbte sich binnen weniger Sekunden knallrot. Er konnte es nicht fassen, dass er zu blöd war, sich auf diese Motorhaube zu setzen. Im Nu war er wieder auf den Beinen, sein Blick flog zur Tür. Er sah, dass Brigitte noch nicht vor dem Haus war, also nahm er an, dass sie ihn nicht wie einen Volldeppen vor dem Auto sitzend gesehen hatte. Allerdings wusste er nicht, dass sie ihn bei seinem Treiben heimlich zugesehen hatte. Sie hatte, nachdem sie ihm das Zeichen gegeben hatte, zu warten und nicht zu schellen, das Licht in ihrem Zimmer gelöscht und sich hinter die Gardine ans Fenster gestellt und ihn bei seinem Treiben zugesehen. Als der Junge wie ein Käfer auf dem Rücken von der Motorhaube rutschte und vor dem Auto hart auf den Boden knallte, begann sie schallend zu lachen. Sie hielt sich den Bauch vor Lachen, nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Ein Lachkrampf schüttelte sie heftig durch, vor Spaß schlug sie sich auf ihre Beine und rief immer wieder: „Ich fasse es nicht! Ich fasse es nicht! Wie blöd ist das Kind eigentlich?“

Immer wieder musste sie lachen. Der Lachkrampf schien sie nicht loszulassen.

„So, nun fasse dich, meine Liebe, ansonsten kannst du den Knaben nach Hause schicken. Jetzt bloß nicht mehr loslachen. Sei einfach ein Profi“, dachte Brigitte.

Sie schaute auf ihr Smartphone und sah sich die Aufnahmen nochmals an, die sie gerade von dem Jungen gemacht hatte. Diesmal lachte sie nicht los beim Betrachten der Bilder. Sie wusste, dass der fast neue Wagen dem Vater des Jungen gehörte. Wahrscheinlich hatte er zu Hause bereits mit seiner neuen Freundin angegeben. Sie nahm ihre Handtasche und ging langsam die Treppe zur Haustür herunter. Im großen Wandspiegel im Flur schaute sie nochmals in den Spiegel und kontrollierte ihr Aussehen, denn sie wollte keine verräterischen Lachspuren zeigen. Der Junge musste längst bemerkt haben, dass im Treppenhaus das Licht angemacht wurde, so hatte er ebenfalls Zeit, sich auf seine Begleiterin zu freuen. Dass er sich freuen würde, war mehr als sicher. Das hübsche Mädchen bedeutete für ihn, seinem Traum einen großen Schritt näher gekommen zu sein. Schon seit vielen Wochen hatte er immer wieder von dem Mädchen geträumt und sich nachts im Bett vorgestellt, wie es sein würde, mir ihr Sex zu haben. In seinen Träumen stellte er sie sich als ein sehr aufgeschlossenes Mädchen vor, welches ihn vollauf befriedigen würde. Er hatte sich vorgenommen, sie nach dem Besuch des Lokals zu verführen. Wie er dies anstellen würde, wusste er aber noch nicht, doch setzte er seine ganzen Hoffnungen auf den geliehenen Wagen des Vaters, der Eindruck machen musste und auf seine Kontakte zu der angesagtesten Diskothek in der Stadt, zu der er freien Eintritt hatte.