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Buchbeschreibung

Eine Auszeit in Ligurien - italienischer Alltag ist eine Sammlung von Kurzgeschichten über das Leben in Italien. Florian Höland entführt den Leser in seine Zweitheimat und erzählt von den Erlebnissen mit Handwerkern, Busfahrern und der Abendschau ohne Fernseher. Er berichtet witzig und immer mit einem Augenzwinkern vom italienischen Alltag, der für ihn noch kein Alltag ist.

Autor

Florian Fidelis Höland wurde 1967 in Ingolstadt an der Donau geboren. Er lebt seit mehr als 30 Jahren in Österreich und verbringt seine Urlaube seit über 25 Jahren in Ligurien. Seit sechs Jahren besitzen er und seine Ehefrau dort eine Wohnung in einem kleinen Dorf im Hinterland. Während einer beruflichen Auszeit fing er an, Kurzgeschichten über das italienische Leben und den Alltag zu schreiben.

Florian Fidelis Höland

Eine Auszeit in Ligurien - italienischer Alltag

„Gelassenheit“

© 2017 Florian Fidelis Höland

Herausgeber: Florian Fidelis Höland

Umschlaggestaltung, Illustrationen: Doris Höland
weitere Mitwirkende: Anna Höland (Fotos)

Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH

ISBN: 978-3-99070-236-9 (Paperback)

ISBN: 978-3-99070-237-6 (Hardcover)

ISBN: 978-3-99070-238-3 (e-book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für Doris
in Liebe -
come sempre

Inhaltsverzeichnis

Ein Traum geht in Erfüllung

Italienische Leitungen

Die Gasbombola

Ausflug ohne Wasser

Italienische Busfahrt

Tierische Episoden

Italienische Nachbarn

Weihnachten mit Installateuren

Ligurische Fahrradreparatur

Die Bar als zweites Zuhause

Der Alimentari – Hilfe in allen Lagen

Was habt Ihr heute gemacht?

Warten in Italien

Buongiorno, salve oder ciao?

Welche Rechnung zahle ich wo?

Zwischen 13:00 und 16:00 Uhr

Marktbesuch und die Folgen

Ein Tag am Meer

Mittagessen bei Freunden

Schlechtes Wetter in Italien?

Das Geheimnis des Magazzinos

Spektakel auch für Erwachsene

Die Dorfrunde am Morgen

Italienisches Kleingeld

Ein Tag in der Stadt

Apen – die fleißigen Bienen

Italienischer Sound

Abendschau ohne Fernseher

Dorffeste mit Tanz und Wildschwein

Alleinsein fällt auf

Kommunikation oder Ruhe

Una Manifestazione

Fischessen und Streit

Ist unser Auto noch da?

Multikultureller Auffahrunfall

Das Motorino – ein wahres Wunder

Meeresfrüchte oder lieber Fleisch

Pollo Allo Spiedo – ein Genuss

Ligurisches Festmahl mit Gesang

Ligurische Jahreszeiten

A presto

Dank

Ein Traum geht in Erfüllung

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„Buongiorno“ © Doris Höland 2017

Meine Frau Doris und ich verbrachten seit 25 Jahren unsere Urlaube in einem kleinen Dorf in Ligurien. Eine Freundin von uns hatte dort vor langer Zeit eine Casetta erworben, die wir für unsere Ferienzeiten nutzen durften.

Das Dorf hat 1.500 Einwohner und liegt im Hinterland der italienischen Riviera. Schon bei unserem ersten Aufenthalt verliebten wir uns in diesen Platz. Der Ort strahlt Ruhe und Geborgenheit aus, gepaart mit italienischem Leben. Pittoreske alte Villen säumen das Flusstal, das sich durch das Dorf zieht. Das Meer und das lebendige Küstentreiben sind nicht weit, und eine gute Infrastruktur ist vorhanden.

Vor einigen Jahren erwarb auch meine Schwester dort einen alten Schafstall und baute diesen um. Voller Bewunderung verfolgten wir das Vorhaben und den Einzug in dieses Kleinod. So etwas hätten wir auch gerne mal.

Jahre vergingen, wir verbrachten weiter unsere Urlaube hier und spielten immer wieder mit dem Gedanken, uns hier ein eigenes Zuhause zu schaffen. Doch meine Frau sagte: „Dann hat man noch etwas, um das man sich kümmern muss. Lass uns doch lieber mehr Reisen in ferne Länder unternehmen. Wenn wir eine Ferienwohnung haben, sind wir gebunden.“ Wir waren viel unterwegs, beruflich wie privat, aber wir kehrten im Sommer immer wieder in das italienische Dorf zurück.

Eines Sommers reisten wir zum Geburtstag meiner Schwester an. Am Tag vor der Feier gingen wir am örtlichen Immobiliare vorbei, und da hing sie, besser gesagt die Beschreibung davon: unsere Wohnung. Es war natürlich noch nicht unsere, aber genau unser Traum davon. Wir riefen sofort die Maklerin an und vereinbarten einen Termin für den nächsten Vormittag. Wir konnten kaum schlafen vor Aufregung. Am nächsten Tag gingen wir mit der Vermittlerin zu dem angebotenen Objekt. Sie sperrte die Haustür auf, wir traten ein, und Doris und ich wussten sofort: „Das ist unser Traum.“ Die richtige Größe, mitten im Ort gelegen und mit viel Geschmack renoviert. Wir versprachen der Maklerin, uns am nächsten Tag zu melden. Während des Geburtstagsaperitifs bei meiner Schwester waren Doris und ich uns schnell einig: „Wir machen das jetzt“, sagte sie. Wir riefen die Maklerin an und gaben ihr freudig Bescheid, dass wir uns für die Wohnung entschieden hätten.

Danach feierten wir den Geburtstag meiner Schwester und natürlich unseren neuen Wohnsitz in Italien. In der Nacht lagen Doris und ich hellwach im Hotelzimmer. „War das jetzt nicht doch ein bisschen voreilig?“, fragte ich. „Ja, ich weiß auch nicht recht, aber jetzt haben wir uns nun mal so entschieden“, antwortete sie zögerlich.

Am nächsten Tag flogen wir zurück nach Wien, erhielten innerhalb einer Woche den Vorvertrag, und einen Monat darauf schlossen wir den Kaufvertrag ab. Nun waren wir stolze Besitzer einer Wohnung in Italien und konnten es gar nicht fassen.

Doch nun stand das nächste große Projekt bevor: unser berufliches Sabbatical.

Lange hatten wir sie herbeigesehnt, unsere gemeinsame berufliche Pause in unserer neuen Wohnung in Italien. Mutig nannten es Freunde und Bekannte. „Mit 50 den gesicherten Job aufgeben, da wäre mir das Risiko viel zu groß“, sagten die meisten.

Doch meine Frau Doris und ich hatten lange darüber nachgedacht, Für und Wider abgewogen und die Risiken nicht außer Acht gelassen. „Wir müssen jetzt endlich eine Entscheidung treffen“, forderte Doris eines Tages ein. „Du hast recht, wir ziehen das jetzt durch“, stimmte ich zu. Wir reichten unsere Kündigungen ein, gaben damit die berufliche Existenz auf und packten die Koffer, um in unser Domizil nach Italien zu reisen.

Italienische Leitungen

Als wir die Wohnung, die zum Verkauf stand, besichtigt hatten, hatten wir nur Augen für die großzügigen Räume und Außenplätze. Bei einer weiteren Besichtigung nahmen wir die schönen Böden und die gediegenen Möbel wahr. Nach dem Kauf bezogen wir glücklich und zufrieden unseren Zweitwohnsitz. Alles hatte geklappt, der Notartermin, die Hausversicherung, die Strom- und Wasserummeldung und die Meldung auf der Gemeinde. Noch etwas sprachlos ob unseres Mutes, eine Wohnung in Italien gekauft zu haben, schritten wir stolz durch die Räume. Abermals hatten wir nur Augen für die schönen Plätze, die uns erwarteten. Einige Wochen darauf lieferte ich mit einem kleinen Lkw Möbel aus Wien. Mittlerweile war die Wohnung ausgemalt und ein paar Kleinigkeiten waren ausgebessert worden.

Bald darauf fuhren wir nun in unsere Casa, um dort unsere Auszeit zu verbringen. Nach der Ankunft stellten sich jedoch die ersten Herausforderungen: „Wo dreht man das Wasser auf?“, fragte meine Frau unruhig. „Ich müsste mal das Bagno aufsuchen.“ So begaben wir uns auf die Suche nach dem Haupthahn. Da die Leitungen meistens offen liegen, folgten wir der Wasserleitung bis zu einem Sperrhahn, den wir ganz vorsichtig öffneten. „Hurra“, rief ich. „Es läuft Wasser aus den Hähnen.“ Meine Frau war nun entspannter. „Aber Strom benötigen wir auch, sonst funktioniert die Pumpe nicht“, mahnte sie. Auch diese Suche war erfolgreich. Der Sicherungskasten befand sich im Vorraum, und ich klappte alle Sicherungen nach oben. Das Licht brannte, und der Kühlschrank brummte. Welche Freude. Glücklich, dass alles funktionierte, gingen wir Abendessen und tranken danach ein gutes Glas Wein auf unserem Balkon. Wir schliefen unruhig, denn die Geräusche waren uns noch nicht vertraut. Am nächsten Morgen ging meine Frau ins Bad und kam kurz darauf ins Schlafzimmer zurück. „Ich kann nicht duschen, das Wasser ist eiskalt.“ „Stimmt“, sagte ich. „Wir müssen noch die Gasbombola aufdrehen und den Boiler einschalten.“ Ich machte mich auf den Weg in den Garten zu einem Felsbogen, wo unsere Gasversorgung und die unserer Nachbarn angebracht ist. Mit Respekt öffnete ich den Haupthahn der Gasleitung und drehte die Gasbombola auf. „Zisch“ machte es, und ich sprang zurück. Hatte ich etwas falsch gemacht, dachte ich verunsichert. Aber das Zischen hatte aufgehört, und ich sah, dass sich die Anzeige für den Gasdruck nach oben bewegt hatte. Stolz betrat ich die Wohnung, schaltete den Boiler ein und sagte lässig zu meiner Frau: „Du kannst duschen, ich habe alles eingeschaltet.“ Es dauerte keine Minute, da kam der Ruf aus dem Bad: „Es ist immer noch eiskalt, ich mag jetzt nicht mehr, dann dusche ich halt nicht.“ Verärgert ging ich zum Boiler. Es brannte eine rote Leuchte. Das ist nie ein gutes Zeichen, dachte ich. Ich schaltete ihn ein und wieder aus. Da war das Licht wiederum grün. „Du musst das Wasser länger laufen lassen“, empfahl ich meiner Frau. „Ich probiere es noch einmal“, antwortete sie etwas genervt. Kaum drehte sie die Dusche auf, leuchtete die rote Lampe.