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© 2017 Burkhardt Niel

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-41, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback: 978-3-7439-8293-2
Hardcover: 978-3-7439-8294-9
e-Book: 978-3-7439-8295-6

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Burkhardt Niel

KATJA

SEXUALITÄT IST EIN DUNKLES TIER

Ein erotischer Liebesroman

Neuauflage

Director's Cut

Vorwort

Der Roman ist in 'Ich-Form' geschrieben und basiert auf persönlichen Erlebnissen des Autors, die die Anregung zu diesem Roman gaben. Viele der hier beschriebenen Situationen und Episoden sind jedoch frei erfunden. Frei erfunden sind auch verschiedene Personen, bzw. deren charakterliche Eigenheiten. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlich lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt. Es ist ein Roman, in dem der Autor viele seiner Erinnerungen, aber auch seine Sehnsüchte und seine Leidenschaft für das weibliche Geschlecht verarbeitet.

Die Zeit, in der die Ereignisse geschehen, geschehen sind, liegt mehr als zwanzig Jahre zurück. Das zu erwähnen ist wichtig, weil vieles heute, durch den Fortschritt der Kommunikationstechnik, so nicht mehr geschehen könnte.

Es sollte mein erster Arbeitstag werden. "Heuer erwartet dich um neun", hatte mir Isenberg, mein ehemaliger Studienfreund noch gesagt. Offenbar war es eine gute Eingebung gewesen, ihn anzurufen, nach Jahren des Schweigens. Er hatte mir den Tipp gegeben, hatte mich vermittelt bei diesem 'unkonventionellen' Schneider. "Der sucht schon seit langem einen Mitarbeiter, der nähen kann, nicht unbedingt einen ausgebildeten Schneider, obwohl, und das ist kurios, obwohl er nur Designerkleidung herstellt. Jetzt wo du anrufst, fällt mir das wieder ein. Ich halte dich für prädestiniert, ohne Quatsch." "Wirklich? Du weißt doch gar nicht, wie ich arbeite." Isenberg lachte, "na klar! Ich weiß, dass du's kannst, du hast doch im Studium dem Martin eine Jacke genäht, so eine Jeansjacke, das hat mich damals beeindruckt. Ich nehme an, dass du nicht schlechter geworden bist, und du bist flexibel und erfindungsreich." "Du magst recht haben, aber Designerklamotten?" "Mach dir nicht so viele Gedanken, was du noch nicht kannst, das lernst du, der Heuer ist in Ordnung." Heuer, dachte ich, Heuer, ich kannte mal einen Heuer… ist allerdings schon lange her… seltsam.

Isenbergs Worte hatte ich im Ohr, als ich in dieser frühen Vormittagsstunde auf das große vierstöckige Eckhaus zu ging, in einer Gegend Berlins, in der es eher vorstädtisch aussah, als städtisch. Die Tür zur Schneiderei befand sich unter einem Erker in der abgestumpften zwei Meter breiten Ecke des Hauses, so wie man es von zahlreichen Kneipentüren, von Bars oder Apotheken mitten in der Stadt kennt. Doch hier war nicht die Stadt, hier war Stadtrand und dieses Haus, so stattlich, so vornehm, wirkte hier an dieser Stelle etwas deplatziert. Der Erbauer hatte wohl in den zwanziger Jahren auf die rasante Ausdehnung der Stadt gesetzt, die dann doch nicht so stattgefunden hatte, jedenfalls nicht bis hierhin. Geraderüber auf der anderen Straßenseite standen keine Häuser. Hier standen nur ein paar Garagen, flach und kümmerlich wirkend mit diesem Haus als Gegenüber. Gleich dahinter begannen schon die Grundstücke einer Gartenkolonie mit hohen Bäumen, deren kahle Äste geradezu sehnsüchtig in das Blau des Februarhimmels griffen. Alles wirkte auf mich sehr idyllisch. Die Sonne strahlte an diesem Vorfrühlingstag so einladend auf dieses Eckhaus, als wolle sie meinen Entschluss, hier zu arbeiten, nur noch bekräftigen. Entschlossen drückte ich die Klinke der zweiflügeligen ab Hüfthöhe verglasten Tür. Ein großer hoher heller Raum, Arbeitsplätze auf der rechten Seite, ein junger Mann an einer Nähmaschine, es roch nach Stoffen, nach Leder, ein Geruch, der mir sehr vertraut war und mich an eine Zeit erinnerte, in der ich zu Hause sehr intensiv genäht hatte.

"Hallo." "Das ist ja ein Ding", begrüßte mich freundlich ein älterer Herr mit nahezu vollständiger Glatze, den man eher als klein beschreiben konnte. "Wir kennen uns", antwortete ich bestätigend und gab ihm lachend die Hand, denn auch für mich war das eine überraschende Begegnung. "Vom Museum", nickte er. Ich erinnerte mich sehr gut, ich hatte damals nach dem zwangsweise abgebrochenen Grafik-Studium in der Museumstischlerei gearbeitet, er als Schneider im Kleiderfundus, wo alle nur möglichen historischen Kleidungstücke aufgearbeitet, restauriert wurden. Wir kannten uns eher flüchtig, von Begegnungen auf dem Hof oder in der Kantine, hatten im Museum wenig oder nichts miteinander zu tun gehabt, doch man wusste damals, wer wer war. "Davon hatte selbst Isenberg keine Ahnung, wie es scheint." Ich nickte, war noch ganz irritiert von diesem unverhofften Wiedersehen. "Man sieht sich immer zweimal im Leben, heißt es nicht so?" Ich lachte, "ja, das stimmt, so heißt es." "Sie können nähen?" fragte Heuer. "Sie meinen, weil ich Grafik studiert habe, zusammen mit Isenberg." "Ja", er nickte, "aber setzten wir uns doch." Er wies auf einen großen Tisch am Fenster. "Isenberg sagte, Sie hätten sich das selbst angeeignet", fragte Heuer etwas zweiflerisch. Ich lachte kurz, "ja, das ist richtig, mit siebzehn wollte ich unbedingt eine Jeans, damals sagte man ja Nietenhose, ja, die wollte ich haben, was total unmöglich war. Wir hatten keine Kontakte zu unserer Westverwandtschaft, die Grenze war grad geschlossen worden durch die Mauer. So habe ich mir eine blaue Arbeitshose gekauft, sie auseinander getrennt und mit roten Nähten wieder zusammengenäht. Meine erste Näharbeit, ein entsetzlich grässliches Stück. So funktioniert es also nicht, so wirst du nur belächelt, war meine Erkenntnis. Ich habe mir dann Segeltuch gekauft, weißes Segeltuch, das in der Qualität dem Jeansstoff gleichkam, hatte mir einen Schnitt entworfen, nach dem Vorbild der Levis und den Maßen der Arbeitshose, hatte mir dazu bei Jungs aus der Nachbarschaft, die echte Levis hatten, die charakteristischen Merkmale abgeschaut, danach einen Schnitt angefertigt und mir eine weiße 'Levis' genäht, dazu brauchte ich allerdings auch die stärksten Nadeln. Der Erfolg jedenfalls war umwerfend. Plötzlich war ich der King in unserer Straße, hatte etwas, was andere nicht hatten. Alle wollten sich von mir weiße Levis nähen lassen, was ich dann auch getan habe, gegen Bezahlung natürlich. Soviel Stoff, wie ich plötzlich brauchte, konnte ich nur mit Mühe beschaffen, war ja DDR und alles knapp. Aber ich bekam das irgendwie hin und so wurden meine Fertigkeiten immer perfekter." Heuer nickte anerkennend, "haben Sie auch noch andere Sachen genäht außer Jeans?" "Ja, später, ich habe meine Frau komplett eingekleidet, habe für sie alles genäht, Röcke, Blusen, Kleider, Hosen sowieso, Mäntel, sie war die bestgekleidetste Frau in dem Betrieb, in dem sie gearbeitet hatte." "Mäntel? Also können sie auch füttern, Taschenpatten einnähen?" "Ja." "Und alles autodidaktisch erlernt?" "Ja." "Interessant, interessant", nickte er, wand sich einer jungen Frau zu, die ich erst jetzt bemerkte und die an einer kleinen Kochgelegenheit stand. "Miriam, machst du uns einen Kaffee? Sie trinken doch einen Kaffee." "Ja gerne." Jetzt erst kam ich dazu, mich ein wenig in dem großen Raum umzusehen. Heuer bemerkte meine Blicke. "Das war mal eine Eckkneipe, ich konnte die Räume mieten nach der Wende und habe mir hier die kleine Existenz aufgebaut. Im Moment läuft es ganz gut, aber man weiß nie wie lange. Wir hangeln uns von Auftrag zu Auftrag, wenn man gut ist, preiswert arbeitet und Termine einhält, bleibt man im Geschäft." Hier stockte er in seiner Rede und begann dann, "was Sie mir da erzählt haben von ihrem Werdegang, gefällt mir sehr gut. Ich denke Sie sind hier genau richtig, denn was Sie gemacht haben, die Sachen für ihre Frau, das machen wir hier. Einzelstücke, wirkliche Unikate aber auch kleine Serien, Kleider, Mäntel, Kostüme, sozusagen 'Designerklamotten' nach Entwürfen, die wir bekommen, hauptsächlich für eine Boutique am Kudamm." Donnerwetter, dachte ich, ist ja ausgesprochen exquisit, wie es scheint, und hier sollst du arbeiten? "Ich möchte Sie arbeiten lassen für mich. Einstellen kann ich Sie nicht, möchte ich nicht, weil die Auftragslage sehr unsicher ist. Sie würden für mich arbeiten, hier, und mir ihre Stunden in Rechnung stellen, so macht es auch die Katja, die sitzt sonst da hinten, nur heute ist sie nicht da, hat einen freien Tag. Apropos Katja, wir duzen uns hier und ich möchte, dass auch wir uns duzen, ich bin ab sofort der Gunnar." Ich lachte, "freut mich Gunnar, ich bin der Burkhardt." Wir nickten uns freundlich zu. Miriam brachte den Kaffee. "Ja, das ist also Miriam, die macht so dies und das hier bei uns." 'Dies und das', das klang eigenartig schwammig, so als hätte sie keine richtige Aufgabe. Miriam nickte mir zu. Ich empfand sie als seltsam unattraktiv - nicht unsympathisch! Sie war noch ziemlich jung, schätzungsweise Mitte zwanzig. Ich war achtundvierzig. Miriam hatte ein nahezu rundes Gesicht mit auffällig dicken Wangenknochen. Sie war etwas pummelig, irgendwie unförmig. Als sie mir den Kaffee hinstellte, begegnen sich unsere Blicke. Fragend, abschätzend. Auf beiden Seiten. Ich hatte den Eindruck, ihr nicht unsympathisch zu sein. Vielleicht war sie ja ganz nett. Gunnar sprach weiter, "dort am Fenster das ist Jockel". Jockel, bis jetzt eher unbeteiligt, drehte sich zu uns um, nickte, und sagte Hallo. Jockel hatte eine sympathische freundliche Art 'Hallo' zu sagen. Miriam beugte sich zu Gunnar hinunter und fragte ihn leise etwas, so hatte ich Zeit, die 'Raumerkundung' mit meinen Blicken fortzusetzen. Diese ehemalige Eckkneipe war ein lichtdurchfluteter drei Meter hoher Raum, in der Mitte ein riesiger Tisch mit Stapeln von fertiger Kleidung und zugeschnittenen, fein säuberlich übereinander gestapelten Stoffteilen. An der Fensterseite drei Tische mit eingelassenen Nähmaschinen. Am mittleren Tisch saß Jockel. Der rechte, direkt in Türnähe, war frei. Gegenüber der Fensterseite Regale bis hoch an die Decke, vollgestopft mit Stoffresten, zusammengerolltem Leder, mit Kartons und diversen Schachteln. In der Mitte darunter ein Spülbecken und daneben eine einfache Kochplatte zum Kaffee brühen oder Würstchen warm machen. Ganz in der Ecke ein Riesenkachelofen. Erstaunlich, dachte ich, keine Zentralheizung, irgendwie seltsam unmodern. Die Fenster zur Straßenseite zogen sich über die gesamte Breite des Raumes nur durch einen breiten Mittelpfeiler getrennt. Wenn man hier arbeitete, saß man praktisch in einem Schaufenster und hatten einen offenen Blick auf die kleine Nebenstraße, die fünf Häuser weiter hinten endete. Eine Sackgasse. Jeder der draußen vorbeiging, was wegen der Sackgasse wahrscheinlich nicht viele waren und möglicherweise immer wieder dieselben, konnte auf unsere Arbeitstische sehen, ein Umstand der mich nicht stören würde. Ich hatte sechs Jahre als Schaufensterdekorateur gearbeitet. Da arbeitet man praktisch auf einer Bühne. Der Raum 'hinten', wo diese besagte Katja arbeitete, war ein etwas dunklerer Nebenraum mit weniger großen Fenstern, als hier vorn. Auch dort ein Arbeitstisch mit Nähmaschine. "Jaa", wandte Gunnar sich mir wieder zu, wir haben zurzeit 'ne Menge zu tun. Ein umfangreicher Auftrag. Es ist insofern ganz gut, dass du dich gemeldet hast." Mit fiel auf, dass Gunnar sehr leise sprach, so als würde er einem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. "Ich bezahle dir neunzehn Mark die Stunde, mehr kann ich nicht. Du müsstest dir eine Steuernummer besorgen als freiberuflicher Künstler, kriegst du, weil du studiert hast, damit du mir eine Rechnung schreiben kannst." Neunzehn Mark waren ganz okay, wenn man gerade einen Computerlehrgang abgebrochen hatte, bei dem man ganze 230 Mark im Monat bekam. "Wenn du willst kannst du gleich anfangen. Du kannst den Platz neben Jockel nehmen." "Okay."

Ich stellte meine Tasche ab und machte mich mit der Maschine vertraut, einer Industrienähmaschine, einer 'Dürkopp' mit 'Nadeltransport', wie Gunnar noch beiläufig erwähnte. "Jockel sah zu mir hin, "wenn du Fragen hast..." "Ja, hab ich, der Hebel hier...", Jockel kam und erklärte mir was ich wissen wollte, "und schau mal, der Nadeltransport ist eine ganz feine Sache, kennst du bestimmt nicht von deiner Haushaltnähmaschine, da rutscht nichts, da klemmt nichts, ganz egal wie dick der Stoff ist, da kommen ganz exakte gleichmäßige Nähte." Ich war begeistert, "das ist ein Maschinchen..." Jeans zu nähen, wäre damit überhaupt kein Problem, waren meine Gedanken.

Dann bat mich Gunnar zum mittleren Tisch, hielt eine Kostümjacke hoch, "wir nähen grade diese Kostüme, in kleiner Stückzahl, der gleiche Schnitt, verschiedene Stoffe und verschiedene Größen, die gebräuchlichsten, manchmal kommt noch eine Nachbestellung in ganz groß oder ganz klein. Ich würde dir anvertrauen, die Röcke zu nähen, Jockel näht grade die Jacken. Die Röcke werden gefüttert, Reißverschluss, naja, siehst du ja alles selbst. Die zugeschnittenen Teile liegen hier." "Wer schneidet die zu?" war meine neugierige Frage. "Das mach ich, ihr habt nur zu nähen, was heißt nur", er lächelte, "ich weiß durchaus, wie wichtig eure Arbeit ist. So, aber jetzt muss ich dafür sorgen, dass wir weiterhin Arbeit haben. Ich verabschiede mich bis morgen." Er gab mir die Hand. Miriam ging zusammen mit ihm.

Als er gegangen war und ich allein mit Jockel zurückblieb, hatten wir Gelegenheit uns näher bekannt zu machen. Der erste Eindruck der Sympathie verstärkte sich dabei noch. Jockel war verheiratet, wie er mir erzählte und hatte einen dreijährigen Sohn. Er wohnte in einer Nebenstraße der Schönhauser. "Fährst du mit der S-Bahn hierher?" "Mit dem Auto, wenn meine Frau es nicht braucht." Seine Frau hieß Verena, war Fotografin und arbeitete in einem Fotostudio ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Jockel war mir sehr sympathisch. Ich erzählte ihm von mir, dass ich in Scheidung lebte, noch mit meiner Frau zusammen wohnte auf einem Grundstück außerhalb der Stadtgrenze. Sowas schwebe ihm auch vor, nicht die Scheidung, das Leben außerhalb der Stadt. Die Stadt, meinte er, sei für ihn die Hölle. "Ey! Du findest niemals Ruhe!" Dann kamen wir auf Gunnar zu sprechen. Ich erfuhr, dass Miriam so etwas wie eine Freundin von Gunnar war. "Du meinst…" "Jaaa!", Jockel grinst eine Art Insidergrinsen, "der schläft mit der!" "Wie jetzt, lebt er mit ihr zusammen?" "Nein, Gunnar ist verheiratet, schon seit ewigen Zeiten, seine Frau gestattet ihm aber diesen permanenten Seitensprung." "Seine Frau weiß das?" fragte ich völlig konsterniert. "Ja. Die akzeptiert das irgendwie, lässt ihm seine Freiheiten." "Erstaunlich tolerant. Und wie ist Gunnar an Miriam gekommen? Die ist doch fast vierzig Jahre jünger als er." "Die is' vierzig Jahre jünger!" Wieder dieses leicht diabolische Grinsen. "Er hat sie praktisch aufgelesen. Sie saß am Bahnhof auf der Erde, neben sich die Kinder und wusste nicht, wo sie hin sollte, war aus der Lausitz einfach nach Berlin gefahren, in die große Stadt, in der sie ihr Glück machen wollte, oder so. Da hat Gunnar mit seinem großen Herzen und der Billigung seiner Frau, Miriam aufgenommen." "Miriam hat Kinder?" "Zwei. Und Gunnar hat ihr eine Wohnung besorgt und da sind die beiden wahrscheinlich jetzt", grinste Jockel. Dieser alte Lüstling, dachte ich, so hätte ich ihn nicht eingeschätzt, diesen seriösen Restaurator aus dem Kleiderfundus des Geschichtsmuseums. So kann man sich täuschen. "Er hat sich verabschiedet von mir, kommt er heute nicht mehr?" "Nee, das ist aber normal", sagte Jockel, "der verlässt sich darauf, dass wir arbeiten. Ich habe auch einen Schlüssel. Ich schließe dann immer die Werkstatt zu."

Am nächsten Morgen war Katja da. Sie saß schon hinten an ihrem Arbeitsplatz und sah recht neugierig zu mir hin, als ich eintrat. Ich ging zu ihr und begrüßte sie und stellte mich vor, eine eher sachlich kühle Begrüßung, zumindest von ihrer Seite. Katja war zur Begrüßung aufgestanden, ein Akt des Anstandes, mir dem älteren Herren gegenüber, so empfand ich es. Sie war recht groß, nur einen halben Kopf kleiner als ich, war in meinen Augen eine sehr beeindruckende Frau, dunkelhaarig, wie ich es liebte, langhaarig, schmales hübsches Gesicht, große, dunkle, ausdrucksvolle Augen und einen Mund, dessen Lippen durchaus so etwas wie Kusstalent signalisierten. Sie verkörperte den Typ Frau, den ich immer gewollt hatte, und nie bekam, bis auf ein Mal, doch das ist eine andere Geschichte. Katjas Kleidung war ungewöhnlich - 'abgerissen' - wie Jockel sie mal spöttisch benannte, passte eigentlich gar nicht hier hinein, in diesen Schneiderei, in der 'Designerklamotten' gefertigt wurden, ursprünglich schwarz, jetzt grauschwarz verwaschen und ein bisschen schlampig. Nicht nur unpassend, was die Schneiderei anbelangte, sie stand auch im krassen Gegensatz zu ihrem jugendlich blühendem Gesicht. Der überwältigende Eindruck, den Katja auf mich machte, beruhte nicht auf Gegenseitigkeit, wie auch. Sie war mein Typ, nicht ich ihrer. Katja verhielt sich zurückhaltend, abwartend. Ich hatte eher den Eindruck, dass ich ihr gleichgültig war, ohnehin zu alt und deshalb uninteressant. Mit der Begrüßung schien alles erledigt.

Zum Frühstück saßen wir uns gegenüber, an dem großen Tisch in der Ecke an diesem kleineren Schaufenster, das im Gegensatz zu den großen Fenstern mit einer halbhohen spärlichen Gardine verhängt war, die wenigstens den Versuch machte, Einblicke von draußen nicht zuzulassen. Hier konnte man sich weniger beobachtet fühlen. Ich unterhielt mich mit Jockel und Gunnar. Katja unterhielt sich mit Miriam. Während ihrer Unterhaltung sah sie immer wieder mal zu mir hin. Ich versuchte aus ihren Blicken herauszufinden, was sie von mir dachte, denn mein Interesse an ihr als Frau, war recht groß, allein schon wegen ihrer Erscheinung, ihres Typs. Sie war in meinen Augen unglaublich schön, so schön, dass ich sie immer wieder nur ansehen wollte. Ich hätte es toll gefunden, wenn sie auch an mir ein gewisses Interesse gezeigt hätte, nur so, doch das sah im Augenblick nicht so aus. Ich war für sie scheinbar völlig uninteressant, selbst als neuer Kollege. Mit halbem Ohr hörte ich auf ihr Gespräch mit Miriam. Katja erzählte von ihrem Sohn - von Mutter zu Mutter - von Problemen und Problemchen. Sie hatte also einen Sohn und sicher auch einen Mann. Ich hätte gern gewusst, was für ein Typ der ist, der sich eine solch schöne Frau geangelt hatte. Muss ein Supertyp sein, dachte ich. Obwohl mein Interesse daran sehr groß war, fragte ich nicht direkt, weder Jockel noch Miriam und erfuhr so eher zufällig Stück für Stück und Tag für Tag mehr über ihn, dass er eine Motorradwerkstatt besaß und auch mit gebrauchten Autos handelte, dass er aber seine Frau, mit der er nicht verheiratet war, nicht gerade in den Himmel hob. In allem, was Katja hin und wieder beiläufig über ihren Mann erzählte, glaubte ich eine gewisse Unzufriedenheit über ihre Beziehung herauszuhören, was ich mit zwiespältigen Gefühlen aufnahm, war ich doch der Meinung, dass eine Frau mit ihrem Aussehen das absolute Glück erleben sollte.

Ich erlebte Katja in den folgenden Tagen als eine stille zurückhaltende Frau, was nicht heißen soll, dass sie ohne Temperament war. Wenn bei unseren Frühstücksgesprächen Dinge zur Sprache kamen, die sie aufregten, konnte sie sehr engagiert und heftig reagieren. Ich mochte das, ich mochte, wenn dabei ihre Augen noch dunkler wurden, als sie ohnehin schon waren. Mir gefiel ihr Wesen, so wie ich es wahr nahm und von Tag zu Tag besser kennenlernen konnte. Mir gefiel, dass sie da war, dass ich sie ansehen und mich an ihrer nicht für jedermann so offensichtlichen Schönheit erfreuen konnte.

Die Arbeit bei Gunnar verlief sehr still, bis auf das ratternde Surren der Maschinen. Radio hören war regelrecht verpönt und sich während der Arbeit zu unterhalten war hier, in dieser Werkstatt, nicht üblich. Ich kannte das anders, hatte während der verschiedensten Arbeiten, die ich in meinem Leben bis dahin ausgeführt habe, immer Gespräche geführt, banale Plaudereien mit Kollegen während der Arbeit, soweit es diese zuließ. Doch Gunnar hatte, wie ich erkennen musste, seine eigene sehr rigide Einstellung. Entweder 'quatschen' oder arbeiten. Ich fand seine Haltung überzogen, zumal diese verordnete Schweigsamkeit keine besonders angenehme Atmosphäre erzeugte, zumindest empfand ich das so. Das änderte sich jedes Mal regelmäßig wenn Gunnar abwesend war, was ziemlich häufig vorkam. Gunnar hatte seine Leute zum Arbeiten, bereitete unsere Arbeit vor, beschaffte sie und legte selber nur dann Hand an, wenn es um ein besonders exquisites Stück ging, pickte sich die Rosinen raus, was ihm ja durchaus zustand. Er war eher der Künstler, als der Handwerker.

So arbeitete ich die nächsten Wochen, hatte mich eingefügt und hatte Gunnar von meiner Leistungsfähigkeit überzeugt. Die Arbeit gefiel mir und mir gefiel das Team. Von Zeit zu Zeit kamen Leute in die Werkstatt, die unverhofft die Strenge der Gunnarschen Norm etwas auflockerten, Leute, die zu Gunnars weitem Bekanntenkreis gehörten. Gunnar lebte seit Jahrzehnten in diesem Kiez, kannte Hinz und Kunz und die Leute kamen zu ihm, nur um ihn einfach sprechen zu wollen oder ihn um einen Rat zu bitten. Hier kam Gunnars leutselige Art zum Tragen und in einem solchen Fall war er stets sofort bereit, seine Arbeit zu unterbrechen, zuzuhören und den erbetenen Rat zu geben. Danach war er imstande, sofort den 'Schalter' umzulegen und konzentriert und still weiterzuarbeiten. Der eben stattgefundene Besuch fand keinen Nachhall. Selten kam danach noch eine Erklärung von ihm, so wie an dem Tag, als ein ziemlich stark angetrunkener Mann in die Werkstatt gepoltert kam und sich schwer verständlich über etwas aufregte. Gunnar ging kumpelhaft auf ihn zu und besänftigte ihn, was ihm nicht schwer fiel, denn der Mann schien Gunnar als absolute Autorität zu akzeptieren, obwohl er so aussah, als akzeptiere er von seiner Umwelt sehr wenig. Er schien unzufrieden mit allem, was ihn umgab, was wohl auch der Grund für seine Trinkerei war. Als Gunnar den Mann hinauskomplimentiert hatte, sagte er zu mir, "ja der Harald. Is 'n armer Hund. Der hat die Wende nicht verkraftet. Hat nicht gleich Arbeit gefunden, nachdem er wegen Betriebsverkleinerung gekündigt worden war, hat angefangen zu trinken und ist nicht mehr losgekommen davon. Der kommt sonst immer mit dem Langen, auch so 'ner traurigen Gestalt." Leise und nachdenklich fügte er hinzu, "ich wundere mich, dass er heute allein unterwegs ist, aber vielleicht geht's dem Langen heute nicht so gut und er ist zu Hause geblieben." Am nächsten Tag sah ich Harald und den 'Langen' vor unserem Schaufenster vorbeigehen. Richtung Supermarkt. Sie wirkten zielstrebig, zwei Einkaufstaschen voller klappernder Flaschen tragend. "Mal sehen, wie sie aussehen, wenn sie zurück kommen", sagte Jockel wieder etwas hintersinnig. Ich wusste in dem Augenblick noch nicht, dass die Beiden regelmäßig in mehr oder weniger angetrunkenem Zustand zurück kamen. Ich sah es dann, ein paar Stunden später.

Einmal sagte Katja in die konzentrierte Stille unseres Arbeitens hinein: "Irgendwie isses hier drin kalt." Wir hatten ein paar ungewöhnlich kühle Tage im Mai und ohne Heizung war es gerade in Katjas Arbeitsraum tatsächlich kalt. "Du hast doch dort einen kleinen Ofen, mach dir den doch an!", war meine logische Empfehlung. Doch Katja arbeitete weiter und fröstelte vor sich hin. "Soll ich dir den Ofen anheizen?" fragte ich sie in meiner nur schwer zu unterdrückenden altruistischen Art. "Würdest du das denn machen?" fragte Katja beinahe ungläubig. Ich holte aus einem Nebenraum Holz und Kohlen und machte Feuer. Katja bedankte sich übertrieben. "Du bist soo gut! Silvio würde so was nie für mich machen." Silvio war ihr Mann. Wie bitte?, dachte ich, und warum sagt sie so etwas zu mir? Und was ist das für eine Liebe, wenn er sie ungerührt frieren lässt, anstatt mit wenig Mühe für Wärme zu sorgen. Ich war da anders. Schon immer gewesen. War immer darauf bedacht, dass sich meine Frau wohl fühlte. Sagen tat ich nichts, doch ich hatte das Gefühl, einen Pluspunkt gewonnen zu haben, bei Katja. Von diesem Tag an war sie mir gegenüber aufgeschlossener, sah mich, so glaubte ich jedenfalls, mit anderen Augen. Das tat meinem Ego sehr gut. Wie überhaupt die Arbeit mit den sehr viel jüngeren Menschen mir sehr gut tat. Ich hatte stets nur mit Gleichaltrigen oder älteren Kollegen zu tun gehabt, im Museum und in den anderen Arbeitsstellen. Immer die gleichen Gespräche von Nachkriegszeit oder gar von Stalingrad. Hier unter den Jungen erfuhr ich plötzlich von mir bis dahin ganz fremden Problemen, hatte plötzlich so eine Ahnung von Zukunft, die mir schon völlig abhanden gekommen war. Ich fühlte mich von Tag zu Tag mehr zu ihnen gehörig, konnte mich in ihre Denkweise, ihre Pläne, ihre Träume einfühlen. Jockel träumte von einem Häuschen außerhalb der Stadt, erzählte manchmal, wie schwierig es war, etwas nach seinen Vorstellungen zu finden. Katja offenbarte ihre Träume nicht. Vielleicht hatte sie ja keine, weil ihr Leben nach ihren Wünschen verlief. Von Katja erfuhr man eher die Probleme, die sie mit ihrem dreijährigen Sohn hatte, der wohl etwas schwierig war und sich gern gegen Erziehungsversuche auflehnte. Aber da war Jockel der Ansprechpartner, derjenige, der Rat geben konnte. "Du musst auf jeden Fall immer der Sieger sein", war das, was er ihr als Quintessenz mitgeben wollte. Mir klang das ein bisschen so, wie Hundeerziehung.

Eines Nachmittags kam Silvio vorbei. Er hatte den kleinen Fabian bei sich. Mir kam der Kleine gar nicht so aufsässig vor. Aber Katja meinte später, "dit täuscht". Zu spüren war aber, dass sie ihn liebte. An Liebe von Silvio zu seiner Katja war nicht so viel zu spüren - oberflächliche Begrüßung ohne Kuss, etwas, das ich mit einer seltsamen Genugtuung beobachtete. Möglicherweise keimte in mir da schon der Gedanke, in diese Lücke der Lieblosigkeit springen zu können. Genaugenommen ein völlig absurder Gedanke bei unserem Altersunterschied, doch seit diesem 'du bist so gut' hatte ich das Gefühl, von Katja als Mann wahrgenommen zu werden. Ich hatte ihr Denken beeinflusst, wie es schien, etwas, das ich vor Tagen nicht für möglich gehalten hätte. Warum also sollte da nicht mehr drin sein an Beeinflussung.

Ich betrachtete Silvio von dieser Sekunde an unter dem Aspekt des Konkurrenten. Ich war seltsam enttäuscht von Silvios Erscheinung. Er war etwas größer als ich, einsneunzig vielleicht, war auch nicht ganz so schlank, nicht ganz so sportlich, etwas breiter in den Schultern, dafür etwas gröber, hatte große klobige Hände, die förmlich nach großen Schraubenschlüsseln schrien, ganz anders als meine. Auf mich wirkte er ziemlich plump, taktlos, eigentlich 'ungeeignet', aus meiner Sicht, der Mann für diese Frau zu sein. Er stapfte laut und unsensibel durch unsere Werkstatt und ich fragte mich, wie man sich mit doch relativ leichten Schuhen so poltrig bewegen kann. Interesse an unserer, an Katjas Arbeit ließ er nicht erkennen, hatte keinen Nerv dafür, wollte nur mal vorbeischauen, wie er sagte, aber dennoch, es war schließlich die Arbeit seiner Frau! Als er dann ging und ich ihm hinterher sah, hatte ich das Gefühl, mit ihm als Mann, als Mensch, sogar als Lover konkurrieren zu können. Woher dieser vermessene Gedanke plötzlich kam, hätte ich in diesem Augenblick nicht erklären können. Ich hielt mich - fast ein wenig größenwahnsinnig - sogar für den Besseren von uns beiden, was Katja anbelangte.

Als ich am nächsten Morgen die Werkstatt betrat mit einem Song von R.E.M. im Ohr, fragte ich Jockel, ob er ihn schon gehört habe, der sei neu und ganz gut. Jockel sah mich fast entgeistert an. "Du kennst R.E.M.? Das ist doch eigentlich überhaupt nicht deine Zeit! Ich glaube, wenn ich meinem Vater nach R.E.M. fragen würde, wüsste der gar nicht, wovon ich spreche." Sein Vater war wohl annähernd so alt wie ich. Von da an war das Eis endgültig gebrochen. Wir sprachen sehr oft über Musik. Ich fand interessant, dass Jockel eine Musikschule besucht hatte. Klavier und Gitarre mit Abitur. Er konnte mir sehr viele musiktheoretische Dinge erklären. Wenn wir über aktuelle Musik sprachen, stellten wir fest, dass wir einen sehr ähnlichen Musikgeschmack hatten, der über den normalen populären Durchschnittsgeschmack hinausging. Wir tauschten Musikkassetten aus von Hermann van Veen und Gundermann. "Du kennst Gundermann?" fragte Jockel mit einem total begeisterten Gesichtsausdruck. "Wieso verblüfft dich das so?" "Weil - den kennt keiner, der so alt ist wie du!" Er rief nach hinten zu Katja: "Burkhardt kennt Gundermann!" "Wer is dit?" kam es von Katja zurück. Jockel lachte, ich auch. "Den kennt scheinbar nicht mal jeder, der so alt ist wie du", meinte ich und Jockel lachte noch mal. Jetzt wollte Katja wissen, wer Gundermann ist. Jockel klärte sie auf. "Gerhard Gundermann ist ein Liedermacher, ein Songpoet, sowas wie Reinhard Mey, nur jünger und anders, nicht so leise. 'Über den Wolken' würde der nicht singen." Katja schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben. Vielleicht interessiert es sie auch gar nicht so sehr. "Weil wir grad bei Namen sind", sagte ich zu Jockel, "wie sind deine Eltern eigentlich auf Jockel gekommen, das ist ja schon eher 'n Spitzname, ohne dich beleidigen zu wollen". "Nee nee du beleidigst mich nicht", grinste Jockel, "danach werde ich oft gefragt. Es gab zu DDR-Zeiten sonntags im Radio so 'ne Kindersendung, die meine Eltern sich immer angehört hatten - 'Was ist denn heut bei Findigs los' - hieß die". "Ja!", unterbrach ich Jockel, "die haben meine Eltern sich auch immer angehört - ja! - und die beiden Kinder hießen Jockel und Janni!" "Genau!", warf Jockel dazwischen. "Da müssen deine Eltern die Sendung aber richtig geliebt haben". "Muss wohl so gewesen sein, aber außer dir wird die heute wahrscheinlich keiner mehr kennen", grinste Jockel. "Ey! Das is aber jetzt fies! Grade lobst du mich noch, wie jung ich mich verhalte und nun kommst du mit so 'nem Ding!" Jockel grinste nur. Scheinbar machte es ihm Spaß, mich auf diese Weise ein bisschen zu ärgern. "Nee!", meinte er dann versöhnlich, "das isses ja grade, was dich ausmacht, du kennst solche alten Sachen und du kennst das absolut Neue!"

Allmählich hatte ich mich richtig eingelebt, hatte meine anfängliche Zurückhaltung abgelegt. Ich war jetzt auch hier so, wie man mich überall kannte, hin und wieder expressiv und gar nicht leise. Gunnar gefiel das überhaupt nicht, das merkte ich, dachte aber nicht daran, mich umzukrempeln, mich zu verbiegen, hielt mich allerdings während seiner Anwesenheit ein wenig zurück, um nicht zu sehr zu provozieren. Ich hatte sehr schnell festgestellt, dass meine Art Jockel imponierte. Das war mir wichtiger. Jockel war eher der Zurückhaltende, der Leise. Dass man bei der Arbeit auch Fröhlichkeit äußern konnte, oder gar singen, war ihm bisher fremd. Als ich einmal bei einer sehr kniffligen Näharbeit, Gunnar war nicht da, einen entkrampfenden Befreiungsschrei von mir gab, sah er mich beinahe entsetzt an. Ich wollte wissen warum, "fandest du das so schlimm?" "Nee, aber ich weiß ja nicht was da noch kommt." Jockels Mutter war Psychiaterin. Da ist man als Sohn vielleicht automatisch immer auf der Suche nach seelischen Defekten. Ich konnte ihn beruhigen. "Da kommt nichts mehr, ich meine, das steigert sich nicht noch. Ich hab mich nur grad an die Zeit meines Studiums erinnert, da hat jeder mal so einen Schrei von sich gegeben, so als spontanen Stressabbau." "Du hast studiert?" "Ja, vier Jahre Fachschule für künstlerische Gestaltung." "Und wieso bist du dann heute hier?" "Die Wege des Lebens verlaufen nicht immer logisch mein Freund." Ich war stolz auf diesen geheimnisträchtigen Satz, erklärte dann aber, "Ich bin im letzten Studienjahr rausgeflogen, weil der Leiter dieser Studienabteilung ein selbstherrlicher Despot war." "Ein selbstherrlicher Despot??" Jockel sah mich mit großen Augen an, "sowas war möglich? - In der DDR??" "Ja. - Das heißt, eigentlich bin ich nicht aus dem Studium geflogen, sondern aus der Abschlussarbeit, die in der Studienrichtung das ganze letzte halbe Jahr dauerte. Mit einer Begründung, die völlig aus der Luft gegriffen war. Ich war auch nicht der erste Student dieser Fachrichtung, der gehen musste. Vor mir sind zwei Studenten geflogen und zwei haben es vorgezogen, die Fachrichtung zu wechseln, bevor sie den selbstherrlichen Kriterien des Leiters zum Opfer fallen konnten." "Is ja 'n Ding! Und was hast du dann gemacht?" "Mir Arbeit gesucht, aber ich will dir nicht meinen ganzen Lebenslauf erzählen." "Warum nicht?" "Ach, der war nicht so toll, vor allem überhaupt nicht gradlinig." "Was meinst du mit nicht gradlinig?" "Na ich hab ganz verschiedene Tätigkeiten ausgeübt, nur nicht das gemacht, was ich mal gelernt oder studiert habe, war in der DDR ja nicht so gern geseh'n, das Wechseln der Arbeitsstellen, mein' ich. Ich war Theatertischler, hab dann im Museum gearbeitet, wo auch Gunnar gearbeitet hat, war Dekorateur in einem Kaufhaus, danach in einem großen Fotogeschäft, war, und das war wirklich der extremste Job, Abteilungsleiter im Handel. Wie ich zu dem Job gekommen bin, ist mir heute noch rätselhaft. War auch überhaupt nicht mein Ding. Einmal hat mich so ein Personalchef, damals hießen die ja Kaderleiter, ziemlich provokant gefragt, 'so, ach, und jetzt wollen Sie also bei uns arbeiten', ich dachte, na klar du Depp, sonst würde ich ja nicht hier sitzen, aber ich musste ja nett und freundlich sein, naja und er hat mich dann eingestellt." "Na Mensch, hört sich doch interessant an!" "Möglich, aber das war ja nun alles andere als eine Karriere." "Schon, aber du hast ja 'ne ganze Menge Erfahrung gemacht." "Ja, Erfahrungen hab ich gemacht...."

Dann erzählte mir Jockel, dass er mit siebzehn auch 'solche Sachen' gemacht hatte, dass er mit seinen Kumpels in die Straßenbahn eingestiegen ist und dabei mit Countertenorstimme 'Cry boy cry' geschrien hat, den Anfang des Songs von Bronski Beat. "Na siehst du, und da findest du meinen Schrei bedenklich." "Naja", grinste Jockel, "du bist eben keine siebzehn mehr." "Im Herzen vielleicht doch? Aber, weil wir grade so schön über mich reden, ich habe manchmal den Eindruck, Gunnar kann mich nicht so richtig leiden." Jockel wusste warum. "Gunnar war hier der Platzhirsch bevor du gekommen bist. Witze hat nur er gemacht. Du hast ihn so ein bisschen aus seiner Position gedrängt. So was wie dich, hatten wir hier vorher nicht." "Wie - so was wie mich" "Na, was wir grade hatten, das mit dem Schrei, oder dass du einfach mal los singst. Du bist immer so präsent, das mag Gunnar nicht." "Sollte ich besser weniger präsent sein?" "Nee, dann wärst du nicht mehr DU. Das wäre sehr schade. Ich denke mal, Gunnar muss einfach damit zurechtkommen."

Wir hatten gefrühstückt. Es war ein sehr entspanntes Frühstück gewesen ohne den 'Chef'. Ich hatte irgendwann in meinem Berufsleben mal festgestellt: wie nett oder wie zugänglichen ein Chef auch sein mochte, er war doch immer der Chef, hatte das Sagen und die Verantwortung und war er nicht da, war alles anders, gelöster, unbeschwerter. Diese Feststellung traf auf Gunnar mehr zu als auf alle anderen Chefs, die ich erlebt hatte. Dabei hatte Gunnar Humor und machte durchaus auch seine eigenen subtilen Scherze, ließ aber nie einen Zweifel darüber aufkommen, dass er der Chef war. Selbst bei einem harmlosen Frühstück nicht. Heute war nicht einmal Miriam da, in deren Gegenwart wir uns manchmal nicht ganz so frei fühlten, nicht ganz so frei sprachen. Unser Frühstücksgespräch war heiter und ausgelassen fröhlich gewesen. Diese Stimmung hatten wir mit an unsere Arbeitstische genommen. Hin und wieder fiel noch eine mehr oder weniger lustige Bemerkung zwischen mir und Jockel. Katja war da ganz anders. Katja konnte von einer Minute zur anderen auf 'ernst' umschalten. Sie arbeitete hinten konzentriert und schweigend. Dann lief diese Frau vor unseren Fenstern vorbei. Eine Frau mit besonders großen Brüsten. Ich sah sie, und meinte etwas despektierlich, "Die hat aber schwer zu tragen." Jockel schüttete sich fast aus vor Lachen, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, doch ich lachte mit. Die Tür stand offen und man hört unser Lachen bestimmt auch draußen auf der Straße. In diesem Augenblick kam Gunnar, Geschäftigkeit demonstrierend, hereingestürmt und schloss mit Nachdruck die Tür. "Ich staune, wie lustig ihr sein könnt, bei der Arbeit!" Betretenes Schweigen auf unserer Seite und sofortiges betont emsiges Arbeiten. Das war nicht gut, das war gar nicht gut! Gunnar schlecht gelaunt, weil irgendetwas wieder nicht geklappt hat. Und wir 'Jugendlichen' fröhlich und ausgelassen. Dabei hatten wir aus unserer Sicht unserer Arbeit in keiner Weise vernachlässigt. Doch Gunnar hatte da wie gesagt seine eigene Auffassung, entweder konzentriert arbeiten oder fröhlich sein. Beides zu verbinden war in Gunnars Augen eine absolute Unmöglichkeit. Wir fühlten uns wie Kinder, die bei einem besonders üblen Streich ertappt worden waren. Eisiges Schweigen auf Gunnars Seite. Er saß an seinem Arbeitstisch und rechnete verbissen an seiner Kalkulation. Er merkte natürlich, dass er wieder mal der Stimmungskiller gewesen ist, wollte uns aber aus 'pädagogischen' Gründen noch eine Weile schmoren lassen. Jetzt kam die Rettung in Person von Miriam. Poltrig wie immer und die Situation in keiner Weise erahnend, platzte sie herein. "Ist das heute warm draußen!" Ja, dachte ich, danke Miriam. "Lass doch mal die Tür ein bisschen auf!" Ich war noch nie so froh gewesen, Miriam zu sehen. Jetzt löste sich auch Gunnars Verkrampfung, aber noch nicht uns gegenüber. Er setzte sich mit Miriam an den Frühstückstisch und Miriam konnte erst mal alles loswerden, was ihr heute schon widerfahren war. Während die beiden halblaut plauderten, konnte man spüren, wie die Eisigkeit der Stimmung allmählich dahin schmolz. Doch auf fröhliche Äußerungen verzichteten wir vorerst noch, bemühten uns eher um Sachlichkeit.

Wir hatten sehr intensiv gearbeitet und es war schon nach eins. Bei mir meldete sich der Magen. "Wollen wir nicht erst mal Mittag machen?" Jockel meinte leise "ja", mit den Gedanken voll und ganz bei der Sache. Katja äußerte sich nicht. Sie war wie immer total auf ihre Arbeit konzentriert, ein Zustand in dem sie kaum ansprechbar war. Nur Miriam hatte meine Worte eilfertig aufgenommen, den 'Startschuss' gehört und gleich Wasser aufgesetzt. "Möchtest du Tee haben, liebster Buckie?" Was da plötzlich in Miriam gefahren war, wusste ich nicht. Sie hatte noch nie Buckie zu mir gesagt und dieses 'liebster', das war ja nun absolut daneben. Sicher wollte sie einfach wieder mal nur nett sein, oder war mir spontan zugetan, weil ich mit der Frage ihre Langeweile unterbrochen hatte. Ich spürte sofort, dass Gunnar diese Anrede sehr missfiel. Aber so war eben Miriam, immer ein bisschen unbedacht, immer ein bisschen unsensibel, was die Situation betraf. Um bei Gunnar keine Konkurrenzgedanken aufkommen zu lassen, sagte ich: "Lass mal, äh, ich mach mir den selber." Mittlerweile hatte auch Miriam mitbekommen, dass sie mit ihrer übertrieben vertraulichen Anrede ins Fettnäpfchen getreten war. So sensibel war sie nun doch. Ich brühte gleich Katjas Lieblingstee mit auf und stellte ihn an ihren Platz am Frühstückstisch. Wir saßen schon alle, als Katja endlich kam. "Ich hab dir deinen Lieblingstee gemacht", sagte ich zu ihr. Sie lächelte. "Du bist soo gut!" Da war er wieder, der Satz. Ich fand es zwar ein bisschen übertrieben, wegen einer Tasse Tee, aber Katja meinte es total ehrlich, wie es schien. Sicher war das wieder so etwas, was ihr zu Hause bei ihrem Silvio nicht passierte.

Als wir dann alle so zusammensaßen war Fröhlichkeit wieder erlaubt. Fühlbar befreit machten wir Witze und Witzchen, unterhielten uns kreuz und quer und auch Gunnar ließ erkennen, dass er nicht nachtragend war. "Ich war heute Früh schon beim Friseur", meinte er stolz im Hinblick auf sein Timing. Mir entwischte ein kurzes halblautes Lachen, für das ich mich selbst hätte gleich knuffen können. Soviel zum Thema Sensibilität, dachte ich. Gunnar hatte, seit ich ihn kenne, bis auf ein paar dünne Härchen an Schläfen und Nacken eine nahezu komplette Glatze und spottete damit jener Behauptung, dass eine Glatze etwas mit Testosteronmangel zu tun habe. Mein Lachen fand er nicht witzig, vielleicht auch, weil mein Kopf keinerlei Anzeichen einer Glatzenbildung zeigte. "Ja - hahaaa!" Gunnar war überhaupt sehr empfindlich, was Bemerkungen über seine Person betraf. Ich konnte sicher sein, dafür demnächst die Retourkutsche einstecken zu müssen. Gunnar schlug niemals sofort zurück. Seine Art zurückzuschlagen war eher subtil, aber so sicher wie der Wechsel der Jahreszeiten.

Nachdem ich meine Pausenbrote gegessen hatte, trank ich meinen Tee, der immer noch sehr heiß war. Mir brach der Schweiß aus. Die sommerliche Wärme staute sich regelrecht in unserer Frühstücksecke, was sich für meinen Schweißausbruch als sehr ungünstig erwies. Ich musste aufstehen, um mir etwas Kühlung zu verschaffen, brubbelte, "das ist ja nicht auszuhalten in der Ecke", und, "die Ecke und der heiße Tee sind eine sehr ungünstige Kombination". Gunnar lachte, "Jaja, siehst du, das kommt davon!" Alle lachten. Jockel lenkte dann, gewollt oder ungewollt von mir ab, rückte mit einer sensationellen Neuigkeit heraus. "Ich kauf mir ein Haus." "Hey, wie?!" Katja war es, die etwas irritiert fragte. "Ich will raus aus der Stadt. Meine Eltern unterstützen mich da finanziell. Eigentlich kauft meine Mutter das Haus. Die kriegt auch ohne weiteres den Kredit." Gunnar der Unternehmer sah jetzt etwas neidisch aus. Er mit seiner Dreizimmerwohnung. "Schenkt dir deine Mutter das Haus?" "Nee! Wir müssen das schon abzahlen, natürlich in Raten, die uns 'ne Bank nie bewilligen würde." "Und wo ist das Haus?" "In Wiesenthal." "Das is' doch bei Bernau, wenn ich nicht total falsch liege." "Ja, stimmt, is' 'n bisschen verkehrsungünstig, aber umso günstiger ist der Preis." "Aha." Jockel nannte den Preis nicht. "Es ist kein besonders tolles Haus, aber ganz romantisch, ein wenig zusammengebastelt, wenn ich das mal so despektierlich sagen möchte, ein ehemaliger kleiner Bauernhof mit einer scheunenartigen Toreinfahrt." "Was?" "Ja, die Einfahrt ist tatsächlich eine Art Scheune oder großer Schuppen, durch den man hindurch fährt. Da kann man Brennholz stapeln." "Brennholz? Habt ihr keine Heizung?", fragte natürlich Miriam, die Frau aus der Stadtwohnung. "Na doch! Eine Zentralheizung, die man so ziemlich mit allem, was brennt, beschicken kann." "Macht ja 'n bisschen Arbeit, so 'ne Heizung", meinte Gunnar, der zu Hause auch nur an einem Knopf zu drehen brauchte, um ein warmes Zimmer zu bekommen. "Ja schon, aber dafür sind wir draußen in der Natur - ach und ein kleines Fließ bildet die Grenze nach unten hin, das heißt, das Fließ gehört bis zur Mitte noch zum Grundstück." Jockel klang total begeistert. "Is' ja toll", sagte Katja, "und wann gibst du deine Einweihungsparty?" "Soweit isses noch lange nicht", gab Jockel ausweichend zu verstehen. "Wir wohnen ja noch nicht mal dort, dauert bestimmt noch zwei Monate, bis es soweit ist." "Vergiss uns aber nicht!" "Nee nee..." Gunnar mahnte abrupt, doch gut gelaunt zur Arbeit. "Wollt ihr nicht mal wieder was tun?"

Wir gingen an unsere Arbeit, während Gunnar typischerweise mit Miriam 'was zu erledigen hatte'.

Katja ging dann auch bald, weil sie ihren Sohn heute früher abholen musste. Als sie gegangen war, sagte ich zu Jockel: "Katja ist 'ne tolle Frau." "Wie kommst du jetzt darauf?" "Weil ich grade wieder gesehen habe, wie sie läuft." "Läuft sie nicht wie jede andere?" Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf, "m-m! Musst mal genau hinsehen, dann weißt du was ich meine." "Wieso interessiert dich ihr Gang?" "Er interessiert mich nicht, er nimmt mich gefangen. Ich muss einfach hinsehen, wenn sie läuft. Da spürst du die erotische Power, die in ihrem schönen Unterleib steckt." Jockel sah mich geradezu entgeistert an, mit halboffenem Mund. "Ey! Das klingt ja richtig verknallt!" "Ach! Ich bin nur allgemein verliebt in das weibliche Geschlecht", wiegelte ich ab. "Ich find Frauen schön, ich finde sie schon aus ästhetischen Gründen attraktiv. Für mich sind sie die Krone der Schöpfung, nicht der Mann. Wenn du dir mal einen weiblichen Körper richtig angesehen hast, kommst du zwangsläufig zu der Überzeugung. Kennst du Luigi Colani?" "Wer ist das?" "Ein Berliner Designer, ein irrer Typ übrigens, der meiner Meinung nach die Körperlichkeit der Frau verinnerlicht hat, denn seine Entwürfe zeigen meistens ungewöhnliche runde, abgerundete Formen selbst bei richtig großen Objekten, wie LKW’s oder Loks." "Aha?" "Jaaa, und die Rundungen sind doch das Schöne am Körper einer Frau, da wirst du mir doch zustimmen, aber vielleicht hast du ja deine Frau noch nicht so genau angesehen." "Najaa." "Beim Aktzeichnen, da wird es so richtig deutlich. Ich zeichne lieber eine Frau, als einen Mann." "Du zeichnest?" "Ich zeichne und male, naja eigentlich hab ich mal gemalt, und Katja wäre eine Frau, die ich sehr gerne zeichnen, malen würde - nackt." Wieder dieser entgeisterte Blick. "Hast du ihr das gesagt?" "Nee, würde ich mir bei ihr nicht trauen. Katja schwebt für mich irgendwie ganz weit oben, begehrenswert aber unnahbar." "Ich könnte sie ja für dich fragen." "Untersteh dich! Vielleicht sagst du ihr auch noch, dass ich mich nicht traue." "Nee, mach ich nicht - ich mach's nicht! Aber mit unnahbar hast du sie ganz richtig eingeschätzt. Ich kenn sie ja noch von meiner Lehrausbildung." "Ihr habt beide zusammen gelernt?" "Jo, im VEB. Ich war nicht der einzige männliche Näher. Die beiden anderen wollten Textilgestaltung studieren, brauchten einen artverwandten Beruf, naja, jedenfalls war sie die Unantastbare, hat sich auf keinen noch so kleinen Flirt eingelassen. Vielleicht auch, weil sie da schon mit Silvio zusammen war, dem großen Motorradfreak. Den hat sie ja irgendwie bewundert." "Wieso hat? Bewundert sie ihn heute nicht mehr?" "Na... ich denk mal, da ist einiges weggebröckelt", sagte Jockel in seiner typischen wissend grinsenden Art. "Weggebröckelt! Ist ja lustig!" "Ja, von der Bewunderung ist da nicht mehr viel übriggeblieben, was ich so mitgekriegt habe", meinte er, "ist ja auch egal." Mir war das nicht egal. Für mich war das ein weiteres Steinchen in meinem Mosaik, aber das sagte ich Jockel nicht.

Katja hatte zu ihrer eigenen Schönheit, zu ihren eigenen Reizen, wie ich feststellen konnte, einer Art Missverhältnis entwickelt, war wenig überzeugt davon, schön zu sein. Das lag vielleicht auch wieder daran, wie ihr Mann mit ihr umging, ihre Reize wenig oder gar nicht beachtete. Wie sehr Katja an sich zweifelte, ist mir eines Morgens deutlich geworden, als ich ihr aus einem inneren Bedürfnis heraus und weil ich so beeindruckt von ihr war, ein harmloses Kompliment machte. Sie war grade aus dem Auto ihres Mannes gestiegen und kam schräg über die Straße auf unsere Werkstatt zu. Ihre Art zu gehen, dieser leicht federnde Gang, mit dem sie die Bewegung ihrer weiblichen Hüften auf eine sehr erotische Weise abzufangen schien, ihre Beine, die ich an diesem Tag zum ersten Mal unverhüllt sehen durfte, weil Katja wegen des