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Table of Contents

Titel

Impressum

Widmung

Widmung

Ein Wort zuvor

Die Legende

ERSTER TEIL

Die Neue

Das Handy

Das Foto

„Die Ehe ist keine Insel, auf der man sich ausruhen kann.“

Die Trennung

Der Auszug

Der Beginn des neuen Lebens

Das erste Mal

Rocky

Chris

„Bei uns sind die Kühe hübscher als die Mädchen!“

Die freie Wildbahn

Frage: Was ist das einzig Wahre in dem Märchen von Hänsel und Gretel? Johns Antwort: Natürlich die Hexe. Hexen erlebe ich jeden Tag am Arbeitsplatz.

Der Untergang des Abendlandes

Ein Saunaklubexperte: „Eine Frau, die nichts kostet, also keine Prostituierte, taugt im Bett nichts!“ Darauf Jonny: „Zeig mir eine Frau, die nichts kostet. Die wurde noch nicht geboren!“ Danach Schweigen.

Zwei in einer Nacht

Das Frankfurter Bahnhofsviertel

Snoopy

„Besoffen Frau fi… gut.“

Wie ein wildes Tier

Mein kleiner Wirbelwind

Krebs

Mit Händen und Füßen

Der Ruhelose

Sondereinsatz für die Polizei

Michelle dreht komplett durch

ZWEITER TEIL

„Mit Macht ausgestattet, in Todesgefahr oder bei einer Prostituierten, nur in solchen Situationen zeigen Männer ihre wahren Gefühle.“

Wie für mich gebacken

„Die große, starke deutsche Eiche wurde in einer einzigen Nacht von einem schlanken Rapier, geführt von zarter rumänischer Hand, in einem Streich gefällt.“

Raluka

„Paradies und Hölle liegen eng beieinander.“

Engel – oder Teufel?

„Es ist ein Zeichen von Stärke, eigene Schwächen zuzugeben.“

Der bemannte Raumflug

Die eisernen Regeln

„Den besten Sex hat man zu dritt: mit der Traumfrau und dem Kater vom gestrigen Bierabend.“

Ede – der Seemann

Zwei selbstständige Unternehmerinnen?

Gänsehaut

Engelslocken

Rosa, die Zigeunerin

Ralukas Traum

„Der größte Unterschied zwischen Männern und Frauen ist: Männer wollen immer, können aber nicht so oft – Frauen können immer, wollen aber meistens nicht. Das ist eine der ganz großen Ungerechtigkeiten der Natur.“

Ede tobt

Der brutale Russe

Das Tribunal

Imma diese Schaisse Papier

Wie sagte meine Oma immer so treffend, wenn sie etwas vergessen hatte und zurückgehen musste: „Wer es nicht im Kopf hat, muss es in den Beinen haben.“ Für die Prostitution müsste es treffender heißen‚ zwischen den Beinen‘.

Die Liebe zu einer Prostituierten

Der Geburtstag

Geächtet

Gemeinsames Abendmahl

„Wie man es vergleicht und rechnet ist belanglos: Ob ich sage, meine rumänische Traumfrau war insgesamt mit 80 Fußballmannschaften, einem kampfstarken Bataillon oder mit allen Männern meines Heimatortes im Bett. Jedenfalls für eine anständige deutsche Frau waren das astronomisch hohe Werte.“

‚Der Tag‘

„Wenn du auf der Straße ein wunderhübsches, anständiges Mädchen siehst, dann gibt es mit Sicherheit ein gleiches, ebenso schönes Mädchen auf unserer großen, weiten Welt, die ihr Geld im horizontalen Gewerbe verdient.“

Edes Ende

Pläne für die gemeinsame Zukunft

Tod des Rivalen

„Was ist schlimmer: Etwas, das man liebt, nie besessen zu haben, oder etwas, das man liebt und besessen hat, um es dann zu verlieren?“

Ein ganzes Meer voller Tränen

Mein neuer Freund

Ein graues Schaf bittet um Gehör

DRITTER TEIL

Die Fahrt – erste Etappe

Die Fahrt – zweite Etappe

Am Strand

Die Suche

Die Rückkehr

Wie in guten alten Zeiten

Unverhofftes Wiedersehen

Das Porträt

Der Streit

Der Kalender

Der Brief

Ralukas Vermächtnis

Die Moral von der Geschichte

Epilog

 

 

 

Jonny Brad

 

 

 

Raluka

Nutten küssen doch auf den Mund

 

 

Eine Liebesgeschichte aus dem

Frankfurter Bahnhofsviertel

 

 

ROMAN

 

 

 

 

©Verlag DeBehr

 

Copyright by: Jonny Brad

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2018

ISBN: 9783957535405

Grafiken Copyright by Fotolia by Nik_Merkulov

 

Widmung

Dieses Buch ist allen Karinas, Aidas, Dianas, Arielles, Sonjas, Marias, Michaelas, Alexandras, Helenas, Jennifers, Julias, Cindys, Britneys und Roxannas oder wie auch immer sie heißen mögen in großem Respekt gewidmet. Sie geben diesem wahrhaft harten Gewerbe ein freundliches und herzliches Gewand.

Ich vergesse auch nicht, die sogenannte „Brandstifterin“ zu erwähnen. Ohne ihren Einfluss auf meine damalige Ehefrau wäre ich vielleicht noch heute verheiratet und das vorliegende Buch wäre wohl nie geschrieben worden.

Besonders danken möchte ich an dieser Stelle meinem allerbesten Freund, der mich auf den meisten schönen und weniger schönen Abenteuern begleitet hat. Er war mir stets ein wahrer Kamerad.

Im Besonderen widme ich diese Geschichte allerdings meiner ganz persönlichen Traumfrau. Danke für die Inspiration und die Unterstützung, die ich von Dir erhalten habe. Du hattest weit über 1000 Männer in Deinem Leben, aber unter ihnen war nur ein einziger, der ein Buch über dich geschrieben hat. Es ist mir ein großer Trost, zu wissen, dass wir auf diesen wenigen Seiten auf ewig für die Nachwelt miteinander vereint bleiben werden. Denn: „Du wurdest im Reich meiner Träume geboren, bist dann in mein Leben getreten, um meine heiß ersehnten Wünsche zu erfüllen, und danach kehrtest Du in die Welt meiner Träume zurück.“

 

Ein Wort zuvor

Vor einigen Jahren hat sich mein Leben innerhalb weniger Monate grundlegend verändert. Bis dahin dachte ich, dass ich den Zenit des Lebens bereits überschritten hatte. Meine Ehe schien nach außen hin glücklich, wir hatten drei tolle Söhne und ich hatte mir fast alle meine Träume in diesem Leben erfüllen können. Doch dem war nicht so, das Schicksal gab mir noch eine Chance, oder wie ich es nannte, ein „zweites Leben“, damit der eine große Traum nach der wahren Liebe in Erfüllung gehen sollte. Doch dazu musste ich mich neu strukturieren und meine Existenz von Grund auf neu gestalten. Das ist heutzutage nichts Außergewöhnliches und auch nichts zwangsläufig Schlimmes, wenn man sich der neuen Situation anpasst und sich nicht unterkriegen lässt. Doch in dieser Zeit der Veränderung passierten einige Dinge, die ich mir nicht auf herkömmliche Weise erklären konnte. Ich kam mir in der Tat mehr als einmal vor, als wäre ich der Hauptakteur in einem Märchen mit wunderhübschen Wesen auf der einen und einer bösen Hexe auf der anderen Seite.

In den nun folgenden Kapiteln werden die ganz großen Gefühle der Menschheit offengelegt. Das Buch handelt von Glaube und Liebe. Der Liebe eines Vaters zu den eigenen Kindern, aber viel mehr noch von der wahren Liebe eines Mannes zu einer Frau. Schließlich geht es um die Hoffnung, zusammen mit dieser Frau glücklich zu werden bis ans Ende aller Tage. Auch die anderen Emotionen werden uns im Verlauf der Handlung begegnen. Treue, Ehre, Stolz und Sehnsucht, aber ebenso Unvernunft, Maßlosigkeit, Leidenschaft und Sex füllen die Erzählung mit dem nötigen Leben.

Gleichfalls ist es die Geschichte einer Freundschaft zweier Männer, die in dieser stürmischen Zeit eine „Renaissance“ ungeahnten Ausmaßes erlebte. Eine Freundschaft, die beinahe ein Menschenleben andauerte und doch mit jedem Tag frischer und jünger wurde. Es handelt von zwei Freunden im besten Mannesalter, die auszogen, um Spaß zu haben und um Versäumtes nachzuholen. Doch sie fanden die wahre Liebe und sie trafen sie an einem Ort, an dem sie für gewöhnlich nicht zu Hause ist. Der Begriff „Liebe“ ist das am meisten missbrauchte Wort auf unserer Welt, aber diese zwei Idealisten wollten es gerade an diesem einen Ort wieder der ursprünglichen Bedeutung zuführen. Ihre Freundschaft war in der heutigen schnelllebigen Zeit etwas ganz Besonderes. Seit Facebook hat jeder User mehrere Hundert „virtuelle Freunde“. Gegenüber der guten alten Zeit hat Freundschaft viel von ihrem früheren Glanz, aber nicht von ihrem Sinn verloren. Denn einen „wahren Freund“ erkennt man erst in Not und Gefahr. „Virtuelle Freunde“ sind in diesem Falle meist schlechte Kameraden und helfen eher selten. Zwischen richtigen Freunden, Chris und John zählten zu dieser aussterbenden Spezies, herrschte Vertrauen, und beide wussten, dass sie sich alles sagen konnten, ohne dass die gegenseitige Toleranz infrage gestellt war. Wenn sie zusammen waren, herrschte immer Sommer, auch wenn es draußen schneite und eisig kalt war. Fast alles unternahmen sie zusammen. Durch die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen gingen sie gemeinsam. Waren sie mit ihren wunderhübschen Mädchen zusammen, dann fühlten sie sich an manchen Tagen wie Könige, das vollste Glas – es war für sie. Doch es gab auch Momente der Einsamkeit und der Trauer, wenn sie von ihnen getrennt waren. Dann waren die gemeinsamen Erinnerungen an sie ihr allergrößter Schatz, ein Reichtum, der mit noch so viel Gold nicht aufzuwiegen ist.

Womöglich handelt es sich bei der Geschichte um gar nichts Fiktives, vielleicht war alles nur ein großer Traum. Oder ist es am Ende gar die Realität gewesen? Was wäre, wenn vieles sich genau so abgespielt hätte, wenn die geschriebenen Worte tatsächlich gefallen wären? Wer weiß, vielleicht sähe die Welt heute nicht besser, aber anders aus?

 

Die Legende

Vor Hunderten von Jahren, damals in den dunklen Tagen des zu Ende gehenden Mittelalters, als noch schwarze Magie und Zauberei in großen Teilen Europas herrschten, da trafen sich auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens die Dienerinnen der Liebe zu einem „Stelldichein“. Aus allen Teilen des Abendlandes kamen sie angereist, um sich in der Walachei zu beratschlagen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Seit den Tagen des Alten Testaments dachten nämlich alle Dirnen der zivilisierten Welt, sie seien mit einem Bann belegt. Einem Fluch, der ihnen auf alle Zeiten das größte Glück auf Erden, die einzige, wahre, reine Liebe verwehren sollte. Die ersten Generationen von ihnen respektierten das und fanden sich mit ihrem Schicksal ab, doch mit dem Ende des Mittelalters und der herannahenden Zeitenwende wollten und konnten die Damen so nicht mehr weiterleben. Sie forderten auch ihren Anteil und ihr Recht an der wahren Liebe, besonders dann, wenn sie einen reichen oder schönen Mann für sich gewonnen hatten.

Auf dem Treffen wollte man beratschlagen, wie man den Bann lockern, wenn nicht gar auf ewig lösen könne. Der Ort der Zusammenkunft, die Walachei, wurde nicht ohne Grund ausgewählt. Moderne Historiker werden logistische und geografische Gründe anführen, da die Ebene in etwa die Mitte der damaligen bekannten Welt darstellte. Doch der wahre Grund lag vielmehr in der Tatsache begründet, dass die Rumäninnen als Meisterinnen ihres Faches galten und eine führende Rolle im „ältesten Gewerbe der Welt“ eingenommen hatten. Ihren Liebeskünsten konnte kein Mann lange widerstehen, auch wenn er als noch so hartherzig und kalt gefürchtet war. Auf einer riesigen Ebene kampierten Tausende von Frauen, jede Volksgruppe für sich. Aus dem Westen kamen die englischen, französischen, deutschen, spanischen, portugiesischen und italienischen Damen. Aus den Weiten Russlands, der Türkei, Polens, Ungarns, Bulgariens und Griechenlands reisten sie an. Nur die Völker des Nordens waren, aus welchen Gründen auch immer, nicht vertreten.

Endlich, am Abend eines besonders heißen und schwülen Julitages, wurde ein großes Lagerfeuer in ihrer Mitte entfacht, um das sich die Anführerinnen einer jeden Volksgruppe versammelten. Zu Beginn wurde wild durcheinandergeredet, doch plötzlich stand eine junge, blonde Frau aus dem Westen auf und bat um Gehör: „Ruhe, ihr Frauen, Ruhe! Ihr alle wisst, wieso wir hier sind!“ Wieder setzte Gemurmel ein. „Ruhe, Frauen! Ihr alle habt doch schon von der wahren, reinen Liebe gehört. Der Liebe, bei der es um mehr geht als um die Leidenschaft und die Lust.“ Wieder ein Gewirr aus Hunderten von Stimmen. „Ja, und diese Liebe ist uns schon seit Tausenden von Jahren verwehrt worden. Ich kann und werde das nicht weiter hinnehmen. Ich werde alles tun, damit auch ich dieses unvorstellbar schöne Gefühl des Glücks bekomme. Ich werde darum kämpfen, wie noch nie eine Frau um etwas gekämpft hat. Kameradinnen, wer kämpft mit mir?“ Die letzten Worte wurden förmlich herausgeschrien, beide Fäuste der blonden Frau zeigten Richtung Himmel. Am Anfang waren es nur wenige Damen, die aufstanden und antworteten, doch langsam kam Bewegung in die Gruppe. Nach wenigen Minuten standen fast alle Frauen mit erhobenen Fäusten um das Feuer herum und riefen lauthals: „Ich, ich!“ Nachdem Ruhe in den Haufen eingekehrt war und die Frauen wieder Platz genommen hatten, erhob sich eine uralte, faltige Zigeunerin, die schon an die hundert Winter überstanden hatte, und sprach. Woher sie so plötzlich auftauchte, konnte keine der anwesenden Damen später erklären. Da die Frau schon sehr alt war, stützte sie sich auf einen dicken Stock aus robustem Eichenholz. „Ihr Einfaltspinsel, ihr Törichte, gegen wen wollt ihr denn kämpfen? Die Liebe entsteht nicht im Kampf. Sie ist überall und nirgendwo. Hinter jedem Baum, hinter jedem Busch kann sie versteckt sein. Ihr aber werdet sie in eurem Wahn nie finden!“ Eine junge Griechin erhob sich: „Du altes Weib, du hast ja keine Ahnung, von was wir hier reden. Die Sonne hat dir wohl das Hirn verbrannt? Wir alle hier sind von Gott persönlich verflucht worden, weil wir Dirnen sind. Und du, du willst uns weismachen, dass die reine Liebe hinter jedem Busch, hinter jedem Baum nur auf uns wartet?“ Plötzlich fing die Alte an zu kichern. „Hi, hi, hi. Der Bann, oder wie du ihn nennst, der Fluch, hi, hi, hi, der existiert doch gar nicht und hat auch nie bestanden!“ Erneut setzte großes Gemurmel ein. Die junge blonde Frau aus dem Westen bat das alte Weib weiter zu erzählen. Um die Alte besser zu verstehen, wurde eine Art Podest aus Holz für sie errichtet. Die übrigen Frauen setzten sich im Kreis zu ihren Füßen und lauschten gebannt der folgenden Erzählung. „Der Bann, vor dem ihr so eine große Angst habt … Das seid ihr selbst … oder besser eure Sucht nach Reichtum und Schönheit. Was wollt ihr denn in eurem Leben erreichen? Ihr sucht doch gar nicht die reine Liebe! Ihr träumt doch nur von Geld und schönen Kleidern.“ Getuschel setzte ein. „Stimmt es etwa nicht?“ Wieder wurde palavert. „Dabei ist es so einfach, die wahre Liebe kennenzulernen.“ Eine junge, temperamentvolle Rumänin stand auf. „Du erzählst uns hier Märchen von der wahren Liebe, aber weißt du wirklich, wie wir sie erlangen können?“

„Ja, es ist gar nicht so schwer, wenn ihr unter euren unzähligen Männern einen kennengelernt habt, der euch um seiner selbst willen gefällt, nicht weil er reich ist oder Macht hat. Dann habt ihr ihn lediglich zärtlich auf den Mund zu küssen. Ihr müsst dabei nur an die einzig wahre Liebe denken, alles Weitere geschieht von alleine.“ Die junge Rumänin ist wütend aufgesprungen. „Du lügst. Ohne Leidenschaft und Hingabe geht in unserem Leben gar nichts!“

„Ich lüge nicht, mein junges Ding. Die Liebe ist ein gar mächtiges Gefühl. Stärker noch als der Hass. Es ist die größte Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Mensch zu empfinden in der Lage ist. Ihretwegen wurde gelogen, betrogen, wurden Morde begangen, Kriege geführt und alles, wozu wir Menschen im Leben fähig sind. Das Besondere aber an ihr ist, dass man von ihr nie genug bekommen kann. Sie ist unendlich und kein Mensch wird sie je restlos ergründen können.“

„Dann beweise es uns allen hier und jetzt, dass du keine alte Märchenerzählerin bist.“ Auch die anderen Frauen hatten sich erhoben und forderten lautstark einen Beweis für diese dreiste Behauptung. Die alte Zigeunerin erhob ihre rechte Hand und zeigte sie der aufgebrachten Menge. Die Sonne ging gerade unter, aber einer ihrer letzten Strahlen traf noch den Ring an dem dürren Finger der knöchernen Hand. Alle, auch die weit entfernt sitzenden Dirnen sahen dieses strahlende Funkeln, das nur pures Gold hervorruft. Ein lautes Raunen ging durch die Masse. Auch die Rumänin war beeindruckt und setzte sich wieder. Die Hundertjährige begann erneut mit ihrer alten Stimme zu berichten, dabei funkelten ihre pechschwarzen Augen geheimnisvoll: „Nun gut. Ich habe die Geschichte noch nie erzählt. Ihr aber sollt sie jetzt erfahren. Genauso wie ich sie vor weit über 80 Sommern erlebt habe … Damals war ich eine von euch. Ich lebte nur wenige Täler von hier entfernt. Seit ich mich erinnern kann, musste ich jeden Tag hart auf den Feldern arbeiten. Meine Eltern waren Bauern und starben beide früh an der Pest. Ich wuchs bei einer Verwandten im größeren Nachbardorf auf. Doch die Tante kümmerte sich nicht um mich, sodass ich eines Tages in die nahe gelegene Burg gelangte. Es war zu der Zeit, als ich begann zu einer Frau heranzureifen. Dort lief ich einem Edelmann in die Arme. Er behauptete jedenfalls, einer zu sein. Später erfuhr ich, dass es nur der Stallbursche war. So naiv war ich damals. Ich muss wohl mit meinen langen schwarzen Haaren und den dunklen Augen eine regelrechte Schönheit gewesen sein, denn er fiel im Stall gleich über mich her und verging sich mehrmals an mir. Danach brachte er mich in einen Raum, wo noch weitere junge Mädchen untergebracht waren. Mein Leben verlief danach nach einem festen Plan ab. Im Sommer wurden wir zur Ernte eingeteilt und halfen auf dem Feld. Die Verpflegung und die Unterkünfte waren mäßig. Am Abend mussten wir uns reinigen, bekamen saubere Kleidung und standen dann den Edelleuten zur Verfügung. Sie benahmen sich genauso schlecht zu uns wie der Stallbursche. Ab und zu warf uns einer ein Goldstück zu, um das wir Mädchen uns dann zu meist prügelten. Ich hätte damals wegrennen können, doch ich wollte nicht. Hier hatte ich ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. An die schwitzenden, stöhnenden Männer hatte ich mich schon nach wenigen Tagen gewöhnt. Am frühen Abend, wenn sie noch nüchtern waren, lobten sie mein tolles Haar und meinen wohlgeformten Körper. Das gefiel mir. Die anderen Mädchen waren nicht so beliebt wie ich. Immer öfter bekam ich ein Geldstück zugesteckt, ohne dass es die anderen bemerkten. Auch bei der Feldarbeit wurde mehr Rücksicht auf mich genommen. Ich wurde vom schweren Tragen und von harten Arbeiten befreit. Doch dann nahte der große Tag, an dem ich einen wirklichen Edelmann sah. Ich arbeitete gerade mit den anderen Frauen auf dem Feld, als ich ihn erblickte. Er kam auf einem riesigen schneeweißen Pferd angeritten. Seine silberne Rüstung glänzte im Sonnenlicht. Sein blondes langes Haar wehte im Wind. Alles an ihm strahlte. Sein Anblick blendete mich so stark, dass ich die Hand zum Schutz über meine Augen hielt und sie zusammenkniff. Welch ein herrlicher Anblick für uns Frauen, die am Boden im Dreck wühlten. Wie schäbig sahen wir dagegen aus. Barfuß waren wir alle miteinander. Ein altes Kopftuch bedeckte unser Haar, unsere Kleidung war zerrissen und schmutzig. Wie gebannt starrten wir den Mann an. Er sah aus, als würde er aus einer anderen Welt kommen. Als er nur wenige Schritte an mir vorbeiritt, sah ich ihm direkt in seine Augen. Sie waren blau. So blau wie der Himmel an diesem Tag und in ihnen sah ich kein Fehl und keinen Makel. Gerade als er mich passierte, wehte ein zartes Lüftchen und trug mein Kopftuch davon. Mein langes schwarzes Haar breitete sich aus und flatterte in der kühlen Brise. Der Prinz reagierte sofort. Noch bevor ich dem Tuch hinterherrennen konnte, hatte er seinem Pferd die Sporen gegeben, um es sodann vom Boden aufzuheben. Bedächtig ritt er zu mir zurück und übergab es mir in würdevollster Art und Weise. Er stieg vom Pferd, strich das Tuch glatt, begrüßte mich mit Handkuss und sagte dann: ‚Ich darf doch?‘ Dann bändigte er mein wildes dunkles Haar und schlang zum Schluss gekonnt das Tuch um es. Ich stand die ganze Zeit wie erstarrt da. Zu einer Bewegung war ich nicht mehr fähig. Was bewog diesen edlen Herren, so etwas für mich zu tun? Für mich, die arme, dreckige Dirne, die vor ihm im Morast stand. Schmutzig und beinahe halb nackt. Mit den Worten ‚Auf Wiedersehen, schönes Mädchen‘ schwang er sich auf sein Ross und ritt in die nahe gelegene Burg. Seit diesem Tage hatte sich mein Leben von Grund auf verändert. Dieser eine Mann war mehr wert als alle anderen Männer, die ich kannte. Er mag wohl doppelt so alt wie ich gewesen sein, strahlte aber eine Frische und Lebenskraft aus, wie ich es bis dahin noch nie erlebt hatte. Seinen durchdringenden, aber dennoch wohlwollenden Blick aus seinen leuchtend blauen Augen werde ich bis an mein Lebensende nicht vergessen. In jeder wachen Minute dachte ich an ihn. Der Gedanke, ihm könne etwas zustoßen, drohte mein Herz zu zerreißen. Ich war das erste Mal im Leben verliebt.“

Die Alte räusperte sich, sie war das viele Reden nicht mehr gewöhnt. Die Gelegenheit nutzte die feurige Rumänin, um einige Worte loszuwerden: „Ja, Alte, du hast leicht reden. Bei so einem mächtig reichen und schönen Mann fällt es einem nicht schwer, die wahre Liebe zu finden. Ich liebe auch den Luxus und das saubere Leben. Ha, ha, ha, war das etwa schon deine ganze Geschichte, du …, du einfältige Zigeunerin?“

„Warte es ab, meine Kleine. Du hast nicht richtig zugehört. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Außerdem sprach ich nur vom ‚Verliebtsein‘. Die wahre Liebe muss sich erst entwickeln. Also … Noch in der gleichen Nacht gab es in der Burg einen großen Tumult. Ich hatte mich die ganze Zeit im Stall versteckt, weil ich an diesem Abend den Edelleuten nicht zu Diensten sein wollte. Am nächsten Tag arbeiteten wir wieder auf dem Feld. Wenige Schritte von mir entfernt begann der Wald. Plötzlich hörte ich ein leises Stöhnen. Die weiter weg arbeitenden Frauen reagierten nicht, sodass ich alleine ins Unterholz ging. Bereits nach einigen Metern stolperte ich über einen Körper, der am Boden lag. Ich drehte ihn vorsichtig um und starrte in ein verbranntes und vernarbtes Gesicht. Der Mann stöhnte: ‚Hilfe, wer seid ihr?‘

‚Ich bin eine junge Zigeunerin, die hier auf dem Feld arbeitet.‘

‚Etwa die, der ich gestern das Kopftuch zurückbrachte?‘ Da erst erkannte ich den Mann. Es war der Prinz, in den ich mich am Tag zuvor Hals über Kopf verliebt hatte. Nichts war mehr übrig von dem schönen Schein. Keine silberne Rüstung, kein weißes Pferd und auch der Glanz seiner blauen Augen war erloschen. Doch trotzdem zog es mich zu diesem Mann hin. ‚Wie kann ich Euch helfen, mein Herr?‘

‚Bring mich fort von hier. Mein Bruder wollte mich töten, um selbst Burgherr zu werden. Wie du siehst, lebe ich aber noch. Schnell, helft mir auf die Beine.‘

‚Einen Moment noch, Herr. Darf ich Euch, bevor wir fliehen, zuerst auf den Mund küssen?‘

‚Ja, aber schnell, denn hier sind wir nicht sicher‘ Ich beugte mich zu diesem entstellten Gesicht hinunter. Zärtlich berührten sich unsere Lippen, der Funke sprang über. Seit diesem Tage spürte ich, dass sein und mein Schicksal auf alle Zeiten miteinander vereint waren. Gemeinsam flohen wir in den Wald. Trotz seiner schweren Verwundung überlebte er. Fortan hinkte er mit dem linken Bein und auch sein Augenlicht war nicht mehr das beste. Man hatte ihn zuerst gefoltert und zum Schluss mit einem glühenden Schwert geblendet. Dieser Mann hatte alle weltlichen Güter verloren. Macht, Reichtum und Besitz waren nicht mehr vorhanden. Ihm schien das alles aber nicht viel bedeutet zu haben, denn er machte keine Anstalten, nachdem er genesen war, sie zurückzufordern. Stattdessen begann er zu töpfern und ich zu nähen. Auf dem Wochenmarkt verkauften wir unsere Sachen. Wir waren arm, aber glücklich. Jeder Tag mit diesem Mann zusammen war ein Geschenk für mich. Er hatte nichts mehr, trotz allem gab er nicht auf. Das Einzige, was ihm geblieben war, war sein Mut, ein neues, gänzlich anderes Leben zu beginnen. Ein Leben in Armut, mit harter Arbeit und ein Leben mit mir und unserer gemeinsamen Liebe. Obwohl dieser Mann in seiner einfachen Kleidung nichts mehr Äußerliches mit dem strahlenden Edelmann zu tun hatte, begann ich, ihn wahrhaftig zu lieben. Ich liebte an ihm, dass er immer fröhlich war. Nie habe ich ihn verzweifelt oder ratlos gesehen, egal wie hart das Leben zu ihm war. Jeden Tag begann er voller Mut und Tatendrang. Er klagte nicht über schlechtes Wetter oder zu wenig Essen. Er war ausgeglichen und zufrieden mit dem, was er hatte. Ich liebte an ihm seine Höflichkeit mir gegenüber. Nie war er böse mit mir, auch wenn ich versehentlich einen seiner Töpfe zu Boden fallen ließ. Auf ihn konnte ich mich bedingungslos verlassen. Sein Wort galt zu allen Zeiten und unter allen Umständen. Er war, obwohl er Lumpen trug und arm wie eine Kirchenmaus war, noch immer der strahlende Prinz, der Ritter in seiner silbernen Rüstung geblieben. Die wahre Liebe hatte uns vereint. Ich fühlte mich so, als hätte es das Leben davor nie gegeben. Wir beide waren glücklich und konnten nicht mehr ohne den anderen leben. So beschlossen wir nach einigen Monaten zu heiraten. Die Hochzeit war schlicht, aber würdevoll. Viele neue Freunde waren mit dabei. Es gab kein reiches, aber ein gutes Mahl. Für unsere goldenen Ringe hatten wir beide hart gearbeitet. Schon wenige Wochen nach der Trauung war ich schwanger. Ich dankte täglich dem Himmel, dass mein Gatte nicht mehr der reiche Prinz war, sondern ein armer Töpfer. Hier in unserem bescheidenen Heim war ich die uneingeschränkte Königin. In der Burg wäre ich von zahllosen Hofschranzen und Scharlatanen umgeben gewesen, die unsere Liebe in wenigen Monaten zerstört hätten. Auch wollte ich unser Kind nach unseren Wünschen und Vorstellungen erziehen. Niemand Fremdes sollte mir da hineinreden. Es gab für mich damals nichts Herrlicheres, als mit diesem Mann und künftig unserem Kind gemeinsam bis an das Ende unserer Tage zusammenzuleben. Ich schwelgte so in meinen Zukunftsplänen, während ich zu Hause am Nähen war, als es an der Haustür rumorte. Ich dachte, es wäre mein Gatte, der spät abends vom Markt zurückkam, doch ich sollte mich bitter täuschen. Drei marodierende und betrunkene Söldner stürmten in unser Haus und vergewaltigten mich, weil ich keinen Branntwein für sie hatte. Sie wollten gerade verschwinden, da erschien mein Angetrauter und stellte sie zur Rede. Ein Schwertstreich des dritten Mannes, der im Halbdunkel hinter der Tür gestanden hatte, streckte ihn nieder. Qualvoll starb er in meinen Armen, aber nicht ohne mir vorher seine ewige Liebe gestanden zu haben. Er war sehr gläubig und sagte mir, dass er an der Himmelspforte auf mich warten werde. Danach schloss er für immer die Augen. Noch in der gleichen Nacht verlor ich unser Kind. Ich zündete danach das Haus an und wollte die Gegend verlassen, um in der Ferne als Näherin mein Geld zu verdienen. Während ich das brennende Haus betrachtete, sprang ein glimmender Scheit aus der Glut und steckte mein Kleid in Brand. Plötzlich brannte auch ich lichterloh. Ich spürte keinen Schmerz. Erst nach einigen Augenblicken war ich mir der Gefahr bewusst, in der ich mich befand, so in Trauer war ich. Ich warf mich auf den Boden und rollte mich verzweifelt im Staub, um die Flammen zu ersticken. Fortan war mein bis dahin makelloser Körper entstellt. Auch verfärbten sich meine pechschwarzen Haare in dieser einen Nacht. Am nächsten Morgen waren sie aschgrau. Ich fühlte mich mit einem Schlag um Jahrzehnte gealtert. Das Einzige, was ich von meinem geliebten Gatten übrig behielt, ist dieser goldene Ring. Danach war ich nie mehr mit einem Mann zusammen.“

Die letzten Worte fielen der Alten sichtlich schwer. Die anderen Frauen sahen, wie eine dicke Träne die alte, faltige Wange hinunterlief. Ein Raunen ging durch die Masse. Plötzlich sprang die hitzköpfige junge Rumänin auf und ergriff das Wort. „Du elende Lügnerin. Den goldenen Ring, den du als Beweis vorgibst, den hast du doch irgendwo einem reichen Mann gestohlen, der ist dir doch viel zu groß. Deine ganze Geschichte ist erstunken und erlogen. Ich soll wegen so ein bisschen Liebe auf alle schönen Dinge dieses Lebens verzichten? Ich soll niemals mehr teure Kleider tragen und edlen Schmuck anlegen – nie mehr wieder? Und wo bleibt die Leidenschaft und die Hingabe? Sie hast du mit keinem Wort erwähnt. Du bist eine arme Lügnerin und ich hasse dich für dein sentimentales Geschwätz. Seht her, ich spucke aus vor dieser hässlichen, alten Zigeunerin.“ Die junge temperamentvolle Frau spuckte der Alten drei Mal kräftig vor die Füße. War die Hundertjährige bis dahin ruhig und teilnahmslos geblieben, so änderte sich das schlagartig. Sie richtete sich ganz langsam auf und erhob ihren knorrigen Eichenstock. Drei Mal stieß sie ihn Richtung Himmel. Plötzlich zogen dunkle Wolken herauf. Blitze durchzuckten die bis dahin klare Sommernacht. Entfernter Donner war zu hören, der jedoch rasch näher kam. „Hört alle her! Wer keinen Respekt vor der wahren, reinen Liebe hat, der soll zusammen mit seinem Volk bestraft werden. Ich verfluche dich und deine Stammesangehörigen für die kommenden 1000 Jahre. Auf dass ihr erst wieder Anteil an der wahren, reinen, ewigen Liebe haben werdet, wenn eine von euch einen Mann findet, der arm ist und euch um eurer selbst willen liebt. Aber das ist noch nicht alles. Er muss doppelt so alt sein wie ihr, strahlend blaue Augen haben und blondes Haar tragen. Ist das gegeben und ihr küsst ihn auf den Mund, dann hat eine von euch vielleicht das Glück, der wahren Liebe zu begegnen. Der Fluch von euch allen ist aber erst genommen, wenn es einer zusätzlich gelingt, das zu erreichen, was mir leider für immer versagt blieb. Ein Kind eurer gemeinsamen Liebe heil in diese grausame Welt zu bringen. Der Name dieser Frau, der das alles gelingt, wird auf alle Zeiten unter euch den Ruf einer Königin genießen.“

Nach diesen Worten, die die Alte förmlich herausgeschrien hatte, sackte sie zusammen und starb auf der Stelle. Ihr verkrümmter Körper wurde von den Rumäninnen unter lauten Schmährufen in bunte Tücher gehüllt und sogleich in die noch immer gewaltig lodernde Glut geworfen. Die junge hitzköpfige Frau wurde dabei von ihren Landsleuten auf den Schultern getragen und wie eine Siegerin gefeiert. Die Dirnen der anderen Völker verließen noch in der gleichen Nacht diesen traurigen Ort.

Wenige Wochen später traf die Hitzköpfige einen reichen, gut aussehenden Mann, der ihr hoffnungslos verfallen war. Er überhäufte sie mit Schmuck und teuren Kleidern. Doch sie liebte den Mann nicht und wurde auch nicht glücklich mit ihm. Bereits nach wenigen Jahren trennten sich die beiden. Ihren ganzen Reichtum hatte sie verloren. Kurz darauf starb sie arm und allein. Noch auf dem Totenbett bereute sie ihr schäbiges Verhalten gegenüber der Zigeunerin. Doch es war zu spät für sie und ihre Sippe. Auch nach dem Ausstieg aus dem Gewerbe blieb der Fluch bestehen. Hatte eine rumänische Frau einmal den Weg der Liebesdienerin eingeschlagen, dann gab es kein Zurück mehr für sie. Das große Glück der wahren Liebe sollte ihr auf ewig verwehrt bleiben. Es sei denn, man wird die auserwählte Frau sein, die dereinst den Fluch besiegen wird.

In den kommenden Jahrhunderten mag es der einen oder der anderen rumänischen Dirne gelungen sein, der wahren, reinen Liebe zu begegnen. Die Rumäninnen waren bei den Männern schon immer wegen ihrer heißen und innigen Küsse sehr beliebt. Der Fluch wurde von Generation zu Generation durch Erzählungen an Lagerfeuern bis in die heutigen Tage weitergetragen.

 

ERSTER TEIL

Der 80. Geburtstag

Morgens um 6 Uhr in einem Altenwohnheim in der Gegend zwischen Frankfurt am Main und Gießen. Die Sonne ist gerade aufgegangen und ihr heller Lichtschein ist hinter den dunkelbraunen Vorhängen in einem der vielen Zimmer zu erkennen. Von draußen dringt Vogelgezwitscher an unser Ohr, denn der Frühling ist ins Land eingezogen. Eine resolute, stämmig gebaute Pflegerin, Anfang sechzig, betritt den einfach eingerichteten Wohnraum, schaltet das Licht an und weckt den ersten Schläfer. „Herr Gringer, aufwachen, es ist Zeit zum Fiebermessen. Außerdem müssen Sie noch Ihre Medizin einnehmen. In Ihrem Alter heilt ein Beinbruch nicht mehr so schnell wie bei einem Zwanzigjährigen.“ Die Frau rüttelt an der Schulter des alten Mannes. Der kommt langsam zu sich, ist aber noch halb im Schlaf und spricht vor sich hin: „Raluka?“

„Nein, hier ist Schwester Tanya!“, gibt die Pflegerin barsch zurück. „Wachen Sie endlich auf, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit für Sie. Es gibt noch andere Menschen, die meine Hilfe benötigen.“ Langsam erhebt sich der alte Mann und setzt sich auf die Bettkante. Kaum sitzt er, bekommt er von Schwester Tanya lieblos ein Fieberthermometer unter den Arm geschoben und vier bunte Tabletten auf das Tablett vor sich gelegt. Während die Pflegerin die übrigen Zimmergenossen weckt, massiert Herr Gringer sein linkes Bein. Der Oberschenkel ist durch eine über 30 Zentimeter lange, frische Narbe gezeichnet. Herr Gringer selbst sieht, trotz seines beachtlichen Alters, noch auf eine bestimmte Art und Weise jugendlich aus. Es muss wohl an seinen meerblauen Augen liegen, die noch immer nicht ihren alten Glanz verloren haben und in gewissen Situationen übermütig zu strahlen anfangen. Ansonsten ist er groß und schlank gewachsen, die noch verbliebenen grauen Haare sind fein säuberlich nach rechts gescheitelt. Alles in allem eine gepflegte und von den übrigen Mitbewohnern geachtete und respektierte Persönlichkeit. Nachdem Schwester Tanya auch die beiden anderen bettlägerigen alten Herren des Zimmers geweckt hat, geht sie noch einmal bei Herrn Gringer vorbei und zieht gefühllos das Thermometer unter dem Arm hervor.

„36,9 Grad. Also wieder kerngesund. Ihre vier Tabletten haben Sie ja noch immer nicht genommen. Muss ich denn erst laut werden, damit Sie hören?“ Bedächtig nimmt daraufhin Herr Gringer ein Glas Wasser in die Hand und schluckt die Pillen der Reihe nach. Ab und zu nippt er an dem Wasserglas. „Ein Pils wäre mir jetzt lieber“, sagt er zu sich gewandt. Schwester Tanya tut so, als hätte sie seine letzte Bemerkung überhört. Sie wendet sich zum Gehen, verharrt plötzlich, dreht sich um und reicht Herrn Gringer die Hand. „Übrigens, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 80. Geburtstag.“ Herr Gringer ist überrascht: „Ist heute schon wieder der 15. April? Die Zeit verrinnt ja wie im Fluge.“

„Ja, der 15. April 2045.“ Die Pflegerin begibt sich zur Tür. Im Türrahmen dreht sie sich noch einmal zu Herrn Gringer um: „Und noch etwas. Ihr alter Freund, Herr Brammer, ist zu den Lebenden zurückgekehrt. Er hat die Herzoperation gut überstanden und ist heute Abend wieder im Haus.“ Daraufhin schließt sie die Tür und stampft davon.

Im Aufenthaltsraum des Altenwohnheims ist auf einem großen, runden Tisch ein Geburtstagskuchen mit der Zahl 80 aufgebaut. Eine dicke Kerze brennt. Der Raum ist wie alles im Altenwohnheim schlicht und zurückhaltend eingerichtet. Er besteht nur aus einigen Tischen und Stühlen. An dem einen Ende des Zimmers steht ein Fernsehgerät. Wie gewöhnlich läuft der Nachrichtenkanal, doch der Ton wurde bewusst leise eingestellt. Es ist später Nachmittag, in der Mitte der Runde befindet sich John Gringer, er hat ein kleines, blondes Mädchen auf seinem Schoß sitzen. Um ihn herum postiert sind seine drei Söhne mit ihren Ehefrauen. Die ältesten der insgesamt fünf Enkelkinder, die schon auf die zwanzig Lenze zugehen, möchten aufbrechen. Ihre Eltern spüren die Unruhe und erheben sich langsam. Die Gäste verabschieden sich alle höflich per Handschlag bei Herrn Gringer. Da sagt das jüngste Enkelkind, das kleine, blonde Mädchen: „Opa, du musst doch noch die Kerze auspusten und dir was wünschen.“ Herr Gringer erhebt sich, klemmt sich zwei Krücken unter den Arm und tritt vor die Kerze, holt kräftig Luft und pustet, was das Zeug hält. Das Kerzenlicht erlischt schlagartig. Die kleine Blondine strahlt und fragt: „Opa, was hast du dir denn gewünscht?“ Die Mutter der Kleinen schaltet sich ein: „Natascha, du weißt doch, wenn Opa den Wunsch verrät, dann geht er nicht in Erfüllung. So, und jetzt sag brav Tschüs zu deinem Opa.“ Mit einer Kusshand und einem zärtlich hingehauchten „Tschüs“ verabschiedet sich die Kleine von ihrem Großvater.

Nachdem die Gäste den Raum verlassen haben, erhebt sich ein Mann, etwa Mitte siebzig, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hat, und geht auf Herrn Gringer zu. Er ist etwa zehn Zentimeter kleiner als Herr Gringer und trägt volles, lockiges, schlohweißes Haar. „Na, John, altes Haus, dass du mal so alt wirst, hast du wohl nicht geglaubt?“

„Warte es ab, Klaus, da kommst du auch noch hin. Du bist mir ja von meinen Cousins am dichtesten auf den Fersen.“

„Was heißt dicht, das sind fast sechs Jahre.“ In dem Moment geht die Tür auf und ein mittelgroßer, älterer Herr mit Glatze betritt den Raum. Unter dem linken Arm trägt er eine Krücke. Der Mann ist Ende siebzig und hat einen mächtigen Brustkorb, ein Indiz dafür, dass er früher viel Sport getrieben hat. „Mensch, Jonny, alter Freund. An deinem Ehrentag darf ich doch nicht fehlen.“

„Servus, Chris, ich dachte, du wärst schon längst in der Hölle.“ Die beiden Senioren bewegen sich, beide auf Krücken gestützt, aufeinander zu. „Alles Gute zu deinem 80.“ Chris Brammer drückt seinem alten Freund und Kameraden kräftig die rechte Hand. „Schön, dass deine Herzoperation so gut verlaufen ist.“

„Und was macht der Oberschenkel?“

„Na ja, es geht so, wie du siehst. Komm, setzt dich zu Klaus und mir.“ Chris und Klaus begrüßen sich herzlich. Auch sie kennen sich schon seit mehreren Jahrzehnten. Nach Chris Brammer kommen noch etliche weitere Mitbewohner in den Aufenthaltsraum. Die meisten von ihnen sind weiblichen Geschlechts und teilweise schon über 90 Jahre alt. Viele sitzen im Rollstuhl, andere wiederum sind nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Der Großteil von ihnen postiert sich um den Fernseher herum. Teilnahmslos glotzen sie auf den Bildschirm. Klaus: „John, ich wollte dich noch was fragen. Was hast du dir denn gewünscht, als du vorhin die Kerze ausgeblasen hast?“ Chris meint: „Na, was soll er sich denn schon gewünscht haben? Natürlich, dass seine einzige wahre, große Liebe in sein Leben zurückkehrt.“

„Es ist doch nicht etwa diese Zigeunerin, von der er vor beinahe 35 Jahren so geschwärmt hat?“ Chris nickt und fragt dann John: „Träumst du noch immer jede Nacht den gleichen Traum? Den Traum, dass sie zu dir zurückkehrt?“

„Ja, nur heute Morgen hat mich die alte Gewitterziege geweckt. Gerade wollte ich meinen blonden rumänischen Engel, der weiß Gott keine Zigeunerin war, in die Arme nehmen, da blökt dieses Vieh los.“

„Du meinst Schwester Tanya?“, fragt Chris.

„In den Arm nehmen? Um Gottes willen, nicht dieses alte Mannweib. Meine einzig wahre Liebe wollte ich gerade an mich drücken, da wurde ich jäh aus diesem schönsten aller Träume geweckt!“ In dem Moment hören sie die Ansagerin im Fernsehen: „In wenigen Minuten beginnt unsere einstündige Dokumentation ‚Prostitution in Frankfurt 2010-2015‘. Wieso verkauften damals hauptsächlich junge Rumäninnen in Deutschland ihren Körper für bares Geld? Roxanne, heute 55, berichtet aus eigener Erfahrung von der käuflichen Liebe.“ Chris: „Das müssen wir unbedingt schauen.“

 „Mich wundert es, dass der Sender bei seinen Recherchen nicht auf uns beide gestoßen ist“, scherzt John. Klaus darauf: „Ihr zwei Angeber. Ich habe damals gelesen, dass etwa 1,6 Millionen Männer täglich den Dienst von so einer Frau in Anspruch genommen haben.“ John: „Hier geht es aber um Frankfurt. Frankfurt am Main, das war das Revier von Chris und mir. Du als anständiger Familienvater, der beinahe fünf Jahrzehnte mit ein und derselben Frau zusammen lebt, zusammen isst und zusammen schläft, kannst überhaupt nicht erahnen, was wir beide damals gemeinsam an Schönem und Schlimmem durchlebt und durchlitten haben.“

 „Ruhe. Die Doku beginnt“, fordert Chris. Gebannt starren die drei alten Männer auf den Bildschirm, so als müsste jeden Moment eine Welt verändernde Neuigkeit über die Mattscheibe flimmern. Doch von Minute zu Minute entkrampfen sich ihre Gesichter. John: „Mensch, ist das langweilig. Man sieht ja überhaupt nichts von damals.“

 „Sei ehrlich, du hast ja nur gehofft, deine Kleine noch einmal zu sehen“, neckt ihn Chris. In dem Moment ertönt aus dem Bildschirm: „So, Roxanne, nun verraten Sie uns doch einmal, wieso Sie vor über 30 Jahren bei den Männern so begehrt waren. Was trieb die Männer denn massenweise zu Ihnen?“ Roxanne: „War es Lieba!“

„Sie meinen wohl die körperliche Liebe, die Wollust, das Verlangen nach ihrem Körper?“

 „Nein, ich meinen die Lieba. Normal Lieba. Verstäähst du? Männers sein verliebt in Roxanne gewesen.“

„Sind Sie sich sicher? Viele Ihrer Kunden waren doch verheiratet und lebten in einer glücklichen Beziehung mit einer deutschen Frau und häufig auch mit Kindern.“

 „Ich sein sicher. Nixx Irrtum meglich. Viele Männers wollen Essen gehen mit mir oder Kino gucken. Nix immer nur Sääx, Sääx, Sääx. Ich oft bekam Blumen und kleine Geschänck von die Männers. Manche Männers richtig raiisch, hatten viel Geld, großes Haus, dickes Auto, kamen fast jeden Tag zu mir.“

„So, meine Damen und Herren, damit haben wir wohl alle nicht gerechnet. Die wahre Liebe trieb die Männer damals in Scharen zu den rumänischen Prostituierten.“

John meint: „Ja, so ganz stimmt das wohl nicht. Beim ersten Mal mit so einem Mädchen sieht man nur den tollen Körper. Aber sobald man öfter zu einer geht, sieht man auch, was dahintersteckt, und dann wird es gefährlich. Was sagst du, Chris?“

„Stimmt. Ab dem zweiten Mal musst du höllisch aufpassen, dass du dein Herz nicht verlierst. Dann wird es ernst. Der Begriff ‚einer Frau verfallen sein‘, hat dann eine ganz neue Bedeutung.“

„Verfallen ist gewaltig untertrieben. Verhext haben die uns. Wir konnten keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Morgens nach dem Aufwachen galt der erste Gedanke ihnen und abends der letzte. Es war eine herrlich beschissene Zeit“, sagt John. Chris bestätigt: „Erst haben sie nur unseren Körper besessen, dann zusätzlich unseren Geist und zum Schluss noch unsere Seele. Teilweise war es beängstigend, welchen Einfluss sie auf uns ausübten.“ Klaus schaltet sich wieder ins Gespräch ein: „Das glaube ich euch nicht. Ihr wart doch beinahe doppelt so alt wie die Mädchen, gestandene Männer, die mit beiden Beinen im Leben standen. Du, John, noch als dreifacher Familienvater. Das sagt mir doch mein gesunder Menschenverstand, dass das einfach nicht geht.“ John stutzt: „Wartet mal, Männer. Diese Roxanne, die kommt mir irgendwie bekannt vor. Die habe ich vor langer Zeit einmal gesehen. Wartet, gleich habe ich es. Auf mein Personengedächtnis ist noch immer Verlass gewesen … Scheiße. Bei der Kleinen war ich damals, relativ am Anfang der stürmischen Zeit. Sie war eine von den ganz wenigen, die ihren Job wirklich genossen haben. Viele Mädchen machen so eine Arbeit ja nur wegen des vielen Geldes, das sie zu verdienen erhoffen. Sie aber hat den Job wirklich und tatsächlich geliebt. Ich bekam das zu spüren. Damals war ich ja noch neu im Geschäft. Wir haben also so ‚zusammengearbeitet‘, da hatte ich Lust auf eine neue Position und sagte ihr das auch. Darauf erwiderte sie so ganz trocken und natürlich in diesem schönen gebrochenen Deutsch ‚Isch raiiten gerad so schön auf dir rum, da kannst du …‘ Äh, Moment mal. Langsam, Kameraden, solche intimen Details aus meinem Liebesleben erzähle ich erst später. Ihr wisst ja wann. Spanne euch damit ja schon lange genug auf die Folter.“

Chris: „Mir hast du die Geschichte schon vor über dreißig Jahren erzählt.“

John: „Hast mich ja am Anfang auch ein bisschen therapiert, da musste ich wohl auspacken. Bis wir dann die Rollen getauscht haben.“

Klaus: „Ich kenne die Geschichte nicht und mich vertröstest du schon über 30 Jahre auf deinen 80. Geburtstag. An diesem einmaligen, weit in der Zukunft liegenden Tag wolltest du mir als einzigem Verwandten alles beichten. Und dein 80. Geburtstag ist heute. Leg los, ich bin ganz Ohr.“ John fragt: „Chris, als mein alter Therapeut, soll ich wirklich?“ Chris erwidert: „Nur zu.“

„Okay. Also … In ihrem Fernseher lief gerade so ein alter Heimatfilm, ich glaube es war ‚Der Förster vom Silberwald‘ und dieses Luder von Roxanne hüpfte in gefährlicher Art und Weise auf mir herum, sodass ich es ein bisschen mit der Angst zu tun bekam und auf die bewährte Mundpropaganda ausweichen wollte. Klaus, du verstehst? Hast du dir das entsprechende Fachvokabular in den letzten drei Jahrzehnten angeeignet? Chris und ich haben diese Sprache damals aus der Praxis gelernt, sozusagen ‚en passant‘, zusätzlich zu den anderen Sachen, die uns seinerzeit beigebracht wurden. Mithilfe dieser Sprache lassen sich tatsächlich viele Dinge leichter und bildlicher erklären.“ Klaus: „Jetzt erzähl schon, wenn ich etwas nicht verstehe, melde ich mich.“

„Nun gut, ich wollte jedenfalls nicht, dass Roxanne mir die Anakonda zu sehr verbiegt. Wollte ja noch ein paar andere Mädels glücklich machen. Wisst ihr, was sie antwortete? Sie sitzt gerade so gut, es macht ihr einen Riesenspaß, außerdem wäre es ein absolutes No-Go nach so einem Ritt zur Mundarbeit überzugehen. Nicht, dass sie Mundarbeit nicht gerne macht, das sei ja im Grunde genommen für sie keine Arbeit, sondern Spaß und reines Vergnügen. Bumm, da war ich aber platt. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Chris witzelt: „Stell dir die Nummer mal mit der Gewitterziege vor.“Alle drei Männer fangen gewaltig an zu lachen. Klaus: „Schwester Tanya hätte dich glatt durch die Matratze gedrückt. Hahaha.“

„Mein Glück, das Roxanne klein und zierlich war. Sonst säße ich heute nicht hier. Hahaha“, lacht John.

In der Zwischenzeit wurde von der Pflegeleitung der Fernsehapparat ausgeschaltet. Die meisten Bewohner lesen noch etwas oder machen Kreuzworträtsel. Das Gespräch unserer Freunde nimmt an Intensität und Lautstärke noch einmal deutlich zu. Chris: „Jonny, weißt du noch in dem einen Klub? Wo ich ausgenommen wurde wie eine Weihnachtsgans? Kurz ‚vorher‘ Kondom runter und die Erbmasse für ein ganzes rumänisches Dorf fand seinen Weg durch die Speiseröhre in den Magen von Anna Maria oder wie auch immer das Mädel hieß. Der Spaß hat mich statt eines Fünfzigers das Doppelte gekostet.“ Bei der letzten Bemerkung fangen die drei alten Herren gewaltig zu grölen an. Wie Teenager geben sie sich die ‚Five‘, lachen und schlagen sich auf die Schenkel. Chris legt nach: „Die Nächste bekam eine Ladung ins Haar. Festiger für die Frisur sozusagen.“ John fügt hinzu: „Und ich habe einmal nicht den richtigen Eingang gefunden. Bei der Zigeunerin sah es da unten so dunkel aus, ich hatte keine Ahnung, wo ich mich im Moment geografisch befand. Nachdem ich so zwei, drei Mal unsicher herumgestochert habe, sagte sie ganz cool: ‚Bist schon richtig, Schatzi, machen nixx in A...‘“ Der Geräuschpegel steigt nach der letzten Bemerkung noch mehr an und ist kaum zu überbieten. Bis auf zwei ältere Damen schütteln alle übrigen Anwesenden nur verzweifelt die Köpfe. Die zwei sitzen wie unbeteiligt dabei und lächeln die ganze Zeit. Sie sind taub. Beim Rest ist es nicht sicher, ob sie die letzten Bemerkungen akustisch und inhaltlich verstehen konnten. Das ist ihren alten, faltigen Gesichtern leider nicht zu entnehmen.

Die drei Senioren geraten jetzt völlig außer Kontrolle und sprechen alle gleichzeitig. Man versteht nur noch Wortfetzen, wie „nimmst du Zähne“, „schneller fertig“, „Bisswunden“, „Anakonda“ und „Tage lang kein Gefühl mehr“, da wird plötzlich die Tür aufgerissen und Schwester Tanya erscheint. „So, meine Herren, es wird Zeit ins Bett zu gehen. Es ist schon spät! Auch wenn in diesem Gebäude vor vielen Jahren einmal ein Saunaklub untergebracht war, ist bei mir ab 22 Uhr Schlafenszeit.“ Klaus Stäbler verabschiedet sich stumm von seinen beiden Freunden und verlässt fluchtartig den Raum. Chris Brammer schimpft vor sich hin: „Das ist ja schlimmer als beim Barras.“ Und John Gringer lässt sich zu der Bemerkung hinreißen: „Früher hatte ich um diese Uhrzeit gerade den zweiten Beischlaf mit einer unserer Damen hinter mir.“

„Keine Widerrede, meine Herren, jetzt geht es alleine ins Bett.“ Artig klemmen sich John und Chris die Krücken unter die Arme und marschieren Richtung Zimmer.

 

Die Neue