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Sindy Lange

Mein neuer Nachbar

So lernte ich meinen neuen Nachbarn kennen.





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So lernte ich meinen neuen Nachbar kennen.

 

 

 

 

 

 

Ich arbeitete bei einer großen Firma, im Berliner Stadtteil Neukölln. Dort war ich die Sekretärin des Verkaufsleiters. Täglich musste ich mich gegen indirekte sexuellen Angriffen einiger Mitarbeiter erwehren. Nur weil ich jung war, alleinstehend und gut aussehend, glaubten viele, ich sei Freiwild und machten mich sexuell an. 

 

Gewiss, ich muss zugeben, dass mir diese Annäherungsversuche gefielen. So konnte ich immer austesten, wie ich bei den Männern ankam, und wie sie auf mich reagierten. Aber ob ich, und mit wem ich ins Bett ging, das bestimmte immer noch ich selber.

 

Wenn ich mir neue Kleidung kaufte, machte ich das immer über das Internet. Dort habe ich ein Rückgaberecht, das ich für meine Zwecke gut ausnutzen konnte. Ich zog mir die zugeschickte Kleidung an und wartete auf die Reaktion der männlichen Mitarbeiter. Waren diese positiv, behielt ich die Kleidung. Reagierten die Mitarbeiter nicht, schickte ich sie wieder zurück. Auch konnte ich mir so immer das neuste Outfit auswählen, das ich an Wochenenden in die Disco anzog und anschließend wieder zurücksandte. Ich hatte so immer die neuste Mode.

 

Als ich an diesem Freitagabend von meiner Arbeit im Büro nach Hause kam und das bevorstehende Wochenende genießen wollte, bemerkte ich, dass die Eingangstür der Nachbarwohnung, die schon seit längere Zeit unbewohnt und leer stand, von einem jungen Mann geöffnet wurde, den ich noch nie zuvor dort angetroffen hatte.

 

Früher lebte in dieser Wohnung eine alte Frau, eine Großmutter, die bereits sehr alt war. Sie konnte sich kaum noch selbstständig fortbewegen. Mit ihrem Rollator kam sie kaum die Treppen hoch, also konnte sie das Haus auch nicht verlassen.

„Ist der Enkel von ihr aufgetaucht“, dachte ich für mich, „Will er die Wohnung räumen“?

 

Der junge Mann öffnete die Wohnungstür und versuchte jedoch verschiedene Möbelstücke in die Wohnung herein zu tragen, die vor der Wohnungstür im Flur abgestellt waren. Es waren mehrere Koffer, Stühle und ein kleiner Tisch. Weitere Koffer und Umzugskisten hatte ich zuvor unten an der Haustür gesehen. Ich glaubte zuerst, es wäre Sperrmüllabfuhr.

 

„Guten Tag“, sagte ich zu ihm und ging anschließend an ihm vorbei, in Richtung meiner Wohnung, die auf der gleichen Etage lag, blieb dann aber doch stehen, als er zurückgrüßte.

 

Er hob die Augen und antwortete schwer atmend: „Hallo"!

 

„Haben sie diese Wohnung gekauft oder konnten sie diese Wohnung mieten“?

 

„Ich bin dein neuer Nachbar, Dietmar, Dietmar Zimmermann, ich habe die Wohnung gemietet“!

 

Ich streckte ihm meine Hand zur Begrüßung hin. Der junge Mann stellte die schweren Koffer auf den Boden ab und streckte mir seine Hand zur Begrüßung entgegen.

 

„Hallo, ich bin Lisa“, sagte ich, nachdem ich seine Hand ergriffen hatte.

 

„Ja, dies war die Wohnung meiner verstorbenen Großmutter, hier werde ich einige Reparaturen vornehmen und dann selbst als Nachmieter einziehen.

 

Gestern habe ich den neuen Mietvertrag unterschrieben und den Schlüssel erhalten.

 

„Wow, noch so jung und du willst alles selbst reparieren“, reagierte ich.

 

„Lass mich dir wenigstens helfen, die Gegenstände hier in die Wohnung zu tragen. Wie ich sehe, sind sie sehr schwer“.
„Richtig, sie sind verdammt schwer“, schnaufte er.

 

„Ich habe immer noch ein paar Pakete mit kleinen Sachen an der Haustür unten stehen, die muss ich auch noch hochholen“!

 

„Lass mich helfen, ich bringe sie hoch und stelle sie dir, hier vor die Tür, dann brauchst du sie nur noch hineintragen“.

 

„Wie meinst du das“?

 

„Ich meine, du trägst sie dann nur noch in deine Wohnung, das geht schneller“!

 

„Denn wenn du sie noch lange unten an der Haustür unbeaufsichtigt stehen lässt, werden sie eventuell gestohlen, also lass dir ruhig von mir helfen, ich mache es gerne“!

 

Ich, als seine neue Nachbarin, galoppierte schnell die Treppe hinunter, und schnappte mir mit jeder Hand einen der schweren Koffer und schleppte sie die Treppen hoch, in den dritten Stock. Die vollen Koffer waren wirklich sehr schwer und ich habe sie mit aller Mühe gerade so geschafft.

 

Als ich endlich oben ankam, stellte ich sie an die Wand, befreite meine Hände von dem schweren Gewicht und richtete meine Brille wieder, die bei der Schlepperei etwas verrutscht war und musste heftig schnaufen.