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Aufbau des Hundetrainings

Man sollte sich im Training immer auch ein Ziel setzen und die Schritte gut planen, mit denen man dieses Ziel erreichen will.

Dazu muss man zunächst einmal resümieren, wie das letzte Training verlaufen ist, ob es Probleme gab und der Hund z.B. Schwierigkeiten bei einer bestimmten Aufgabe hatte.

Um die Fortschritte im Training nachzuvollziehen, eignet sich ein Trainingstagebuch. In diesem Buch kann nach jedem Training aufgeschrieben werden, welche Schwierigkeitsstufe man mit seinem Hund erreicht bzw. welche Probleme es gegeben hat. Es können Distanzen und auch Geländebeschaffenheit festgehalten werden. Ablenkungen, ob bewusst gewählt oder spontan aufgetreten, wie z.B. ein fremder Mensch oder Hund, der mitten in der Trainingseinheit überraschend aufgetaucht ist, können genauso vermerkt werden wie Dauer der Trainingseinheit oder Wetterbedingungen.

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Corinna notiert sich die Fortschritte mit ihrer Aussie-Hündin Grace in einem Trainingstagebuch.

DIE PERSÖNLICHE EINSTELLUNG

Das Training und die Beschäftigung mit dem Hund sollten Mensch und Hund immer Spaß machen. Wenn der Mensch eigentlich keine Lust auf eine bestimmte Beschäftigungsform hat, wird er seinem Hund die Freude daran auch nicht wirklich vermitteln können. Denn Hunde können uns Menschen hervorragend lesen. Sie erkennen an unserer Körpersprache, an unserem Verhalten, wenn wir keine Lust auf etwas haben oder etwa schlecht gelaunt sind, und passen sich in ihrem Verhalten daran an. Der eine Hund wird dabei eher vorsichtig und zurückhaltend sein und die Übungen eher unmotiviert durchführen, da er merkt, dass sein Mensch nicht zufrieden ist. Der andere Hund wird vielleicht unkonzentriert sein, sich schnell ablenken lassen, denn auch sein Mensch scheint ja mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Auch wenn eigentlich gar keine Zeit für eine Trainingseinheit mit dem Hund vorhanden ist und man „nur mal eben schnell“ noch etwas machen will, geht es meistens schief. Der Hund reagiert dabei auf die gestresste Haltung des Menschen.

In all diesen Fällen macht es daher mehr Sinn, das Training mit dem Hund auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Vor allem Beschäftigungen, welche der Hund noch nicht gut beherrscht, sollten Sie dann vermeiden. Suchen Sie sich entweder etwas aus, was Sie und Ihr Hund sozusagen „im Schlaf“ beherrschen, so dass Sie beide sicher sind, was zu tun ist. Oder aber gehen Sie einfach nur spazieren, lassen Sie die Seele baumeln und Ihren Hund einfach Hund sein. Tanken Sie Kraft, indem Sie sich an Ihrem Hund erfreuen, damit Sie dann später wieder gut gelaunt und motiviert mit dem Training starten können.

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Neben dem Training muss immer auch Zeit für einen entspannten Spaziergang sein.

UMFELD GESTALTEN

Bevor Sie nun mit dem Training beginnen, betrachten Sie zunächst einmal das Umfeld. Generell sollte ein Training so aufgebaut sein, dass Sie neue Beschäftigungen in einer für Ihren Hund reizarmen Umgebung aufbauen. Auf welche Reize Sie dabei achten müssen, hängt wiederum von Ihrem Hund ab. Der eine Hund ist bereits abgelenkt, wenn Blätter durch die Luft wirbeln, so dass Sie das Training besser „indoor“ in Ihrer Wohnung starten, dem anderen fallen solche natürlichen Umweltreize gar nicht auf. Dem einen Hund sind fremde Menschen vollkommen egal, der andere freut sich über jede vorbeikommende Person, so dass er sich nicht mehr auf Sie und die Übung konzentrieren kann. Wenn Sie Ihren Hund beim Training beobachten, werden Sie schnell feststellen, welche Reize er problemlos aushalten kann und was ihn schnell ablenkt. Stellen Sie dann eine sogenannte Reizhierarchie auf und beginnen Sie das Training zunächst ohne ablenkende Reize. Erst wenn Ihr Hund die Aufgabe verstanden hat und ohne Zögern ausführt, fügen Sie Schritt für Schritt und Training für Training immer stärkere Reize hinzu, bis Ihr Hund sich auch unter starker Ablenkung voll und ganz auf Sie konzentriert.

SCHWIERIGKEIT ANGEMESSEN STEIGERN

Genauso wie Sie die Ablenkung Schritt für Schritt im Training steigern, müssen Sie die Schwierigkeit angemessen an die Lernfortschritte Ihres Hundes erhöhen. Überfordern Sie Ihren Hund nicht und beginnen Sie zunächst einmal mit einer einfachen Aufgabe. Hat Ihr Hund diese erfolgreich gelöst, können Sie die Schwierigkeit ein wenig erhöhen. Allerdings darf die Steigerung auch nicht zu gering sein, da sich Ihr Hund ansonsten schnell langweilen würde. Der Grund dafür, dass ein Hund unkonzentriert beim Training ist und nicht mehr motiviert mitmacht, ist nicht immer Überforderung, sondern genauso oft auch Unterforderung und Langeweile. Mit ein wenig Erfahrung können Sie bestimmt bald einschätzen, welche Steigerungen Sie bei Ihrem Hund im Trainingsaufbau einplanen können.

Sicher wird es aber auch immer einmal dazu kommen, dass Sie zu schnell vorangegangen sind, die Schwierigkeit doch zu schnell gesteigert haben und eine Übung schiefgeht. In diesem Fall ignorieren Sie einfach die falsche Ausführung der Übung. Bestrafen oder korrigieren Sie Ihren Hund jetzt nicht, denn das würde er nicht verstehen. Da die Steigerung der Schwierigkeit einfach zu groß war und Ihr Hund die Aufgabe in dieser Form noch gar nicht verstanden hat, wäre es unfair, ihn nun für eine falsche Ausführung zu bestrafen. Da er gar nicht wusste, was er eigentlich machen sollte, kann er eine Strafe nicht mit der gestellten Aufgabe und seiner gezeigten Handlung verknüpfen. Es wird somit kein Lerneffekt erfolgen. Verringern Sie daher einfach bei der nächsten Übung die Schwierigkeit deutlich, so dass Ihr Hund die Aufgabe auf jeden Fall schaffen kann. Er soll jetzt nicht durch viele falsche Übungen demotiviert werden. Hat er die Aufgabe gut erfüllt, können Sie nun die Schwierigkeit wieder steigern, aber bitte in kleineren Schritten als zuvor.

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Der Weiße Schweizer Schäferhund Cody hat bereits einen guten Trainingsstand, so dass Corinna mit ihm auch unter großer Ablenkung im öffentlichen Park trainieren kann.

SCHADE / FALSCH

Anfangs sollte man besonders viel Wert darauf legen, dass der Hund bei einer Aufgabe gar keinen Fehler machen kann. Das Verhalten soll sich festigen, der Hund soll nach Möglichkeit gar keine anderen Ideen zur Lösung der Aufgabe entwickeln, keine anderen Varianten eines Verhaltens ausführen.

Wird ein Verhalten jedoch sicher gezeigt, kann es sogar förderlich für das Training sein, wenn ab und an ein Fehler passiert. Der Hund lernt zum einen, mit Frust umzugehen, denn er muss ertragen, dass er dieses Mal keine Belohnung erhält. Zudem kann er die richtige Ausführung von anderen nicht gewünschten Ausführungen abgrenzen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Mensch den Hund nicht für eine falsche bzw. nicht gewünschte Ausführung des Verhaltens korrigiert, denn letztendlich hat der Hund die Übung ja nicht bewusst falsch gemacht. Er hat einfach noch nicht gelernt, das Verhalten wirklich in allen Situationen und Reizlagen auszuführen. Das falsche bzw. unerwünschte Verhalten wird daher einfach ignoriert, der Hund erhält keine Belohnung. Dann startet man die Übung erneut, wie bereits beschrieben in einer etwas einfacheren Variante, damit der Hund danach wieder eine Belohnung erhalten kann. Der Mensch kann dem Hund durch ein entsprechendes Signal wie z.B. „Schade“ oder „Falsch“ noch verdeutlichen, dass die gerade gezeigte Handlung leider nicht zum Erfolg geführt hat, er keine Belohnung erhält und die Übung nun von vorn gestartet wird. Neue Chance, neues Glück.

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Der Mischlingsrüde Jack kann das Signal „Bleib“ bereits auf weitere Distanzen problemlos ausführen.

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Macht Jack einen Fehler und steht auf, obwohl Moni ihm „Bleib“ signalisiert hat, beginnt sie die Übung einfach noch einmal von vorn, verringert aber den Abstand zu Jack.

ZEITEN EINHALTEN

Viele Menschen trainieren zu lange mit ihrem Hund. Es ist aber auch schwer, gerade dann, wenn es gut läuft und so richtig Spaß macht, aufzuhören und das Training zu beenden. Den Spruch „Einmal mache ich noch“ hat mit Sicherheit jeder Hundehalter schon einmal gehört. Leider ist es dann oftmals genau dieses eine Mal zu viel gewesen. Die Übung geht schief, die bisher optimal verlaufene Trainingseinheit ist gestört. Nun heißt es die Schwierigkeit deutlich zurückzunehmen, damit der Hund beim nächsten Mal die Aufgabe in jedem Fall erfüllen und das Training positiv beendet werden kann. Denn mit einem Misserfolg möchten weder Mensch noch Hund aus einer Trainingseinheit gehen.

PAUSEN

Ein Hund kann sich je nach Trainingsstand nicht länger als 10 bis 15 Minuten am Stück konzentrieren. Trainieren Sie daher maximal drei mal ca. 10 Minuten am Stück hintereinander, jeweils mit einer kurzen Pause dazwischen. Erfahrene Hunde können in der Pause warten, während andere Hunde an der Reihe sind. Anfänger sollten die Pause wirklich auch als Pause nutzen können. Denn auch Zuschauen und Warten, während andere Hunde trainieren, ist für einen Hund, der dies noch nicht gelernt hat, anstrengend und keinesfalls entspannend. Gönnen Sie Ihrem Hund daher anfangs eine wirkliche Auszeit, in welcher er z.B. ein wenig herumlaufen und schnüffeln darf.

Auch ein Tag Pause hat sich beim Training von neuen Beschäftigungsformen gut bewährt. Gerade, wenn man im Training das Gefühl hat, nicht weiterzukommen und auf der Stelle zu treten, wirkt ein Tag Pause oftmals Wunder. Der Hund braucht diese Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten. Häufig funktioniert eine Übung, die beim letzten Training gerade so geklappt hat, dann problemlos, und man kann direkt einen Schritt weitergehen, die Schwierigkeit erhöhen. Das bedeutet aber nicht, dass Ihr Hund am Pausentag nichts erleben darf bzw. Sie gar nicht mit ihm trainieren dürfen. Spaziergänge, bei denen Ihr Hund einfach seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen darf, sind natürlich immer erlaubt. Genauso dürfen Sie auch Beschäftigungsformen mit Ihrem Hund trainieren, die er bereits erlernt hat und sicher beherrscht.

AUFMERKSAMKEIT TRAINIEREN