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EIN WORT ZUVOR

Kochen hat in meiner Familie eine lange Tradition. Bei Familienfesten werden stets große Mezze-Tafeln aufgetischt und früher oder später entstehen immer leidenschaftliche Diskussionen, wer den besten Hummus zubereitet. In geselliger Runde werden hitzige Debatten darüber geführt, ob er eher leicht und cremig oder stückig und fest sein sollte. Eins war für mich aber immer schon klar: Den besten Hummus gab es bei meiner Oma. Deshalb stand ich immer Stunden mit ihr in der Küche und habe mir ihre Geheimnisse und Kniffe abgeschaut. Heute koche ich eine moderne israelische Küche. Die Rezepte in diesem Buch sind daher eine Mischung aus klassischen Rezepten, denen ich einen modernen Twist gegeben habe und Gerichten, die man auch in einem hippen Restaurant oder einer lässigen Strandbar in Tel Aviv finden könnte.

Denn eines ist sicher: DIE israelische Küche gibt es nicht. Israel ist ein Einwandererland – ein Melting-Pot verschiedenster Kulturen und somit auch ein kulinarisches Mosaik. Es ist beinahe unmöglich herauszufinden, woher welches Gericht stammt, denn die Küche wird von arabischen, europäischen, afrikanischen und vielen weiteren Einflüssen geprägt. Die Food-Szene ist stets in Bewegung und die levantinische Küche mischt sich mit neuen Zutaten und trendigen Gerichten.

So viel wie in meiner Familie über das Essen diskutiert wird, bei einem Thema sind sich alle einig: Nur die hochwertigsten Zutaten sind gut genug. Also machen Sie es doch einfach so, wie es bei uns Tradition ist – kochen Sie mit frischen, bodenständigen Zutaten und geben Sie Ihren Gerichten mit Gewürzen das gewisse Etwas.

Nun will ich Sie ermutigen, über den Tellerrand zu schauen, in die israelische Küche einzutauchen und die vielen köstlichen Rezepte auszuprobieren. Stav Cohen

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ISRAEL-BUCKET-LIST

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Tel Aviv steckt voller Kontraste – alte Steinbauten, Wolkenkratzer und Bauhaus-Architektur prägen das Stadtbild.

TRADITION TRIFFT MODERNE LÄNDER-QUICKIE

LÄNDER-QUICKIE

Israel ist ein kulinarisches Mosaik – ein Land mit über 60 Nationalitäten. Die verschiedenen Einwanderer aus dem Libanon, aus Syrien, Palästina oder Ägypten haben die Küche durch ihre landestypischen Gerichte geprägt. Durch den kulinarischen Austausch ist ein Paradies für Feinschmecker entstanden. Traditionelle Rezepte, hippes Street-Food und moderne Fusion-Küche spiegeln die Vielfalt Israels auf den Tellern wider.

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Essen in Israel ist ein sinnliches Vergnügen.

1. Hummus wird »gewischt«. Mit einem Pita lädt man so viel auf, wie man kann. Nur keinen Löffel benutzen, das gilt als Fauxpas.

2. Auf dem Carmel Market gibt es kulinarische Trends, wie koscheres Craft Beer, lokales Obst und Gemüse oder Streetfood.

3. Angeblich ist Tel Aviv, nach Tokio und New York, die Stadt mit der dritthöchsten Anzahl an Sushi-Läden bezogen auf die Einwohnerzahl. Was der Döner in Berlin, ist Sushi in Tel Aviv.

4. Der Weinanbau boomt in Israel. Die Herstellung von koscherem Wein beaufsichtigt ein Rabbiner, und ein kleiner Teil des Weins wird zugunsten der Armen verschenkt.

5. Klack, klack, klack: Zu einem gelungenen Tag am Strand gehört für viele Israelis »Matkot« (Strandtennis) einfach dazu.

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In Israel lieben wir knusprig süßes Gebäck wie Baklava. Gut, dass man es an jeder Ecke kaufen kann.

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DIE TOP-5-ZUTATEN

HELDEN DER ISRAELISCHEN KÜCHE
Top 1: Kreuzkümmel

Kreuzkümmel, auch Cumin genannt, stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde schon in der Antike benutzt. Sein intensives Aroma hat so gar nichts mit dem bei uns bekannten Kümmelaroma gemein. Er ist wichtiger Bestandteil der Gewürzmischungen Ras el Hanout und Baharat. Tipp: Ganze Samen vor der Verwendung kurz anrösten!

Top 2: Datteln

Datteln werden gerne mal als »Brot der Wüste« bezeichnet. Kein Wunder, enthält die Frucht der Dattelpalme doch jede Menge fruchteigenen Zucker. Die süßen Früchte kommen meist getrocknet in den Handel, sind je nach Sorte eher fest und trocken bis weich und saftig. Sie schmecken pur, werden aber auch gerne in herzhaften Fleischgerichten verwendet.

Top 3: Granatapfel

Die leuchtend roten Früchte, auf Hebräisch »rimon« genannt, sind eine Augenweide und aus Israels Küchen nicht wegzudenken. Hat man erst einmal die kleinen Kerne aus der Frucht gelöst, kommt man in den Genuss des fruchtigen, süß-säuerlichen Aromas. Die rosa bis dunkelroten, Vitamin-C-haltigen Kerne verfeinern in der israelischen Küche sowohl süße als auch herzhafte Gerichte.

Top 4: Kichererbsen

Die unscheinbare Hülsenfrucht hat es echt in sich: Kichererbsen sind reich an Eiweiß und Ballaststoffen und daher ganz besonders für die fleischlose Ernährung wichtig. Sie sind die Hauptzutat für Hummus (cremiges Kichererbsenmus) und Falafel (knusprige Kichererbsenbällchen), spielen aber auch sonst eine zentrale Rolle in Israels Küchen und stehen beinahe täglich auf dem Speiseplan.

Top 5: Tahin

Die cremige Sesampaste wird durch das Mahlen von rohen oder gerösteten Sesamsamen gewonnen. Mal fällt sie heller, mal dunkler aus. Sie schmeckt kräftig nussig bis herb oder sogar bitter. Das Öl, das sich manchmal oben absetzt, einfach gründlich unterrühren, dann ist die Paste wieder sämig. Am besten lagert man sie kühl und dunkel. Unerlässlich ist sie in Hummus, der Kichererbsenpaste.

Die orientalische Küche besticht durch die Vielzahl ihrer Gewürze, die Tajines, Falafeln & Co. ihr wunderbares Aroma verleihen. Darum war es gar nicht so leicht für mich, die fünf wichtigsten Zutaten für die Küche Israels festzulegen. Denn auch Olivenöl, Zitronen, Couscous, Tomaten, Petersilie und Lamm gehören zu den Top-Zutaten. Aber kochen Sie sich doch einfach durch die Rezepte dieses Buches und kreieren Sie Ihre persönliche Hitliste!

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MEZZE

Auf hebräisch bedeutet »Mezatim« so viel wie zahlreiche Schälchen mit kalten Kleinigkeiten als Vorspeise in die Mitte des Tischs zu stellen. Während man munter plaudert und das Beisammensein genießt, bedient man sich nebenher an den köstlichen Mezze.

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PITA

פיתה

Pita geht beim Backen stark auf. Kein Wunder, dass sich die Brote nach dem Abkühlen toll füllen lassen. Aber natürlich können Sie damit auch einfach die köstlichen Dips vom Teller aufnehmen …

Für 8 Stück

Zubereitung: ca. 30 Min.

Gehzeit: ca. 2 Std.

Backzeit: ca. 10 Min.

Pro Stück ca. 245 kcal

7 g E

3 g F

47 g KH

½ Pck. Trockenhefe

1 TL Honig

500 g Weizenmehl (Type 550)

2 TL Salz

AUSSERDEM

Mehl zum Arbeiten

Öl für die Schüssel

1 Hefe, Honig und 100 ml lauwarmes Wasser in einer kleinen Schüssel verrühren und 10 Min. an einem warmen Ort gehen lassen. Danach das Mehl in eine Rührschüssel geben, Hefemischung, Salz und 210 ml lauwarmes Wasser zugeben und den Teig mit den Knethaken des Handrührgeräts oder in der Küchenmaschine 5 Min. zu einem elastischen, glatten Teig verkneten.

2 Den Teig zur Kugel formen und in einer mit Öl ausgestrichenen Schüssel abgedeckt 1–2 Std. bei Zimmertemperatur bis zum doppelten Volumen gehen lassen. Anschließend auf der bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten und in acht gleich große Stücke à ca. 100 g schneiden. Diese mit den Händen zu Kugeln rollen und dann zu Kreisen von ca. 12 cm Durchmesser flach drücken. Die Teigkreise auf zwei Bögen Backpapier legen. Abgedeckt ca. 10 Min. gehen lassen.

3 Den Backofen auf 240° vorheizen, dabei ein Backblech mit aufheizen. Das heiße Blech aus dem Ofen nehmen, das erste Backpapier mitsamt den Teigkreisen darauf ziehen und das Blech in den Ofen (Mitte) schieben. Die Pita-Brote ca. 8–10 Min. backen, bis sie sich ballonartig aufgebläht haben und leicht gebräunt sind. Danach aus dem Backofen nehmen und abkühlen lassen. Mit den übrigen Teigkreisen genauso verfahren.

Tipp: Frisch aus dem Ofen schmecken Pita-Brote am besten. Sie lassen sich aber auch gut tiefkühlen. Zum Aufbacken reichen 3 Min. in dem auf 180° vorgeheizten Backofen. Bleiben die Brote länger im Ofen, werden sie hart. Pita sollte man stets warm servieren.

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HARISSA

חריסה

Für 12 Portionen

Zubereitung: ca. 20 Min.

Pro Portion ca. 30 kcal

1 g E

2 g F

2 g KH

30 g getrocknete milde Chilischoten

10 g getrocknete scharfe Chilischoten

2 Knoblauchzehen

2 EL Zitronensaft

2 EL Olivenöl

2 TL Tomatenmark

½ TL Salz

1 TL gemahlener Kreuzkümmel

1 TL gemahlener Koriander

½ TL getrocknete Minze

AUSSERDEM

1 Schraubglas à 120 ml

1 Die getrockneten Chilischoten (beide Sorten) mit kochend heißem Wasser übergießen und abgedeckt 15 Min. quellen lassen. Dann in ein Sieb abgießen und abtropfen lassen, das Wasser nicht verwenden. Die Chilischoten in einen hohen Rührbecher geben.

2 Knoblauch schälen, grob hacken. Mit 2 EL Zitronensaft, Olivenöl, Tomatenmark und Gewürzen zu den Chilischoten geben und alles fein pürieren. Das Püree nach Belieben mit Salz und Zitronensaft abschmecken.

3 Die Paste in ein sauberes Schraubglas füllen, das Glas fest verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. So gelagert ist Harissa mindestens 1 Woche haltbar.

Tipp: Wer es richtig scharf mag, nimmt weniger milde und dafür mehr scharfe Chilischoten. Getrocknete Chilischoten erhalten Sie zum Beispiel in arabischen oder türkischen Läden.

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ZA’ATAR

זעתר

Für 12 Portionen

Zubereitung: ca. 15 Min.

Pro Portion ca. 50 kcal

2 g E

3 g F

5 g KH

6 EL heller Sesam

2 EL Sumach (türkischer oder arabischer Lebensmittelladen)

6 EL getrockneter Oregano

6 EL getrockneter Thymian

3 TL Meersalz

AUSSERDEM

1 Schraubglas à 120 ml

1 Sesam in einer beschichteten Pfanne ohne Fett bei kleiner Hitze goldbraun rösten, dabei mehrmals umrühren.

2 Gerösteten Sesam abkühlen lassen, dann in einen Mörser geben. Sumach, Oregano, Thymian und Salz zum Sesam dazugeben und im Mörser grob zermahlen.

3 Die fertige Würzmischung in das Schraubglas geben.

Tipp: Za’atar wird gerne zu Fladenbrot gegessen. Dafür ein Stück Fladenbrot abbrechen, in etwas Olivenöl tunken und danach in das Za’atar stippen.

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SCHARFE TAHIN-SAUCE

רוטב טחינה חריף

Für 4 Portionen

Zubereitung: ca. 25 Min.

Pro Portion ca. 490 kcal

13 g E

40 g F

18 g KH

2 Bio-Zitronen

250 g Tahin (Sesampaste)

2 Knoblauchzehen

½ Bund Koriandergrün

1 kleine rote Chilischote

50 g Pinienkerne

1 EL Olivenöl

Meersalz

1 Eine Zitrone heiß waschen, abtrocknen und die Schale fein abreiben. Dann beide Zitronen halbieren und den Saft auspressen. Tahin, 125 ml Wasser, Zitronenschale und -saft in einen hohen Rührbecher geben und mit dem Pürierstab zu einer cremigen Masse mixen.

2 Knoblauch schälen, fein hacken. Koriander abbrausen, trocken schütteln. Die Blättchen von den Stängeln zupfen und klein schneiden. Die Chilischote waschen, halbieren, Stielansatz, weiße Trennwände und Kerne entfernen. Die Chilihälften klein schneiden. Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett bei kleiner bis mittlerer Hitze unter Rühren goldbraun rösten und herausnehmen.

3 Das Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und den Knoblauch darin kurz anbraten – er darf nicht stark bräunen, sonst schmeckt er bitter! Koriander und Chili dazugeben und ganz kurz mit anbraten. Die Tahin-Mischung hinzufügen und erwärmen. Die Sauce mit etwas Meersalz abschmecken und die Pinienkerne unterrühren.

Tipp: Die scharfe Tahin-Sauce passt zu Pita-Brot oder als feuriger Dip zu Gemüse.

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ZHUG

סחוג

Für 8 Portionen

Zubereitung: ca. 30 Min.

Pro Portion ca. 70 kcal

0 g E

6 g F

1 g KH

1 Bund Petersilie

2 Bund Koriandergrün

1 kleine grüne Chilischote

2 Knoblauchzehen

1 Msp. gemahlener Kardamom

½ TL gemahlener Kreuzkümmel

½ TL gemahlener Koriander

5 EL Olivenöl

2 TL Zitronensaft

Salz

1 Petersilie und Koriander abbrausen, trocken schütteln. Die Blättchen von den Stängeln zupfen und grob schneiden. Chilischote waschen, halbieren, Stielansatz, weiße Trennwände und Kerne entfernen. Die Chilihälften grob hacken. Knoblauch schälen, grob hacken.

2 Kräuter, Chili, Knoblauch, Kardamom, Kreuzkümmel, gemahlenen Koriander und Öl in einen hohen Rührbecher geben und mit dem Pürierstab zu einer cremigen Masse mixen. Mit Zitronensaft und Salz abschmecken.

Tipp: Zhug-Reste in ein sauberes Schraubglas füllen, mit Olivenöl bedecken und im Kühlschrank aufbewahren. So ist es ca. 1 Woche haltbar. Zhug passt zu vielen Gerichten, die ein bisschen kräuterwürzige Schärfe vertragen können. Unerlässlich in Sabich!