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Impressum:

© 2015, Verlag Kern

ISBN 9783957161-031

ISBN E-Book: 9783957161-512

© Inhaltliche Rechte beim Autor

Autorin: Eileen Hank

Herstellung: www.verlag-kern.de

Lektorat: Manfred Enderle

Titelmotive: © Dreamzdesigner | Dreamstime.com

© Ateliersommerland | Dreamstime.com

Umschlagdesign und Satz:

winkler.layout@t-online.de

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Der Hass

Das Niemandsland

Die Finsternis

Das Seeungeheuer

Die schwarzen Vögel

Die Heuschrecken

Weitere Zauberbücher von Eileen Hank

Der Ring mit der Zauberkraft

ist genial und fabelhaft.

Er steht für Gerechtigkeit und Frieden

und dass wir uns gegenseitig achten und lieben.

Der Hass

Am Rande einer kleinen Ortschaft lebte einmal ein kleines Mädchen mit dem Namen Lilli. Es war wunderschön, zierlich und trug viel Wärme und Freundlichkeit in sich. Lilli wohnte bei ihren Großeltern, nachdem ihre Eltern früh verstorben waren.

Eines Tages nahmen die Großeltern Lilli an der Hand und führten sie in das Wohnzimmer. Dort übergaben sie ihr eine kleine, weiße Schatulle. Als Lilli diese öffnete, lag ein glänzender, goldener Ring mit drei verschiedenen, farbigen Steinen darin. Lilli schaute daraufhin erschrocken ihre liebe Oma und ihren lieben Opa an. Etwas Schöneres und Wertvolleres sah sie noch nie. Die Großeltern erklärten der kleinen Lilli, es sei kein gewöhnlicher Ring, sondern ein Zauberring. Nachdem beide schon sehr alt waren und nicht wussten, wie lange sie noch zu leben hatten, gaben sie den Ring an Lilli weiter. Die drei Edelsteine des Ringes stünden für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden, erklärten sie ihr. Der Ring hört nur auf Menschen, die Liebe in sich tragen. Also Lilli, bewahre dein Herz voller Liebe, vermeide Hass, Streit und vor allem Neid. Der Ring wird dich deshalb achten, beschützen und auf dich hören. Du darfst ihn nur für die Gerechtigkeit und den Frieden benutzen. Behüte in gut, vielleicht wirst du ihn eines Tages bitter benötigen. Bevor ein Zauberspruch jedoch in Erfüllung geht, sollst du den Ring an deinen Finger stecken und einen Reim aufsagen und der heißt:

‚Goldenes Ringlein fein, das Sprüchlein ist mein.‘

Nach diesem Spruch darfst du deinen Kummer oder deine Bitte äußern und der Zauberring wird dir helfen. Lilli wusste nicht, was sie vor lauter Staunen erwidern sollte. Sie nahm den Ring behutsam an sich und versteckte ihn in ihrem Nachtkästchen.

Eines Tages hörte Lilli am großen Marktplatz, den Männern beim Reden zu. Sie verstand, es ging um die missratene Ernte vom letzten Jahr und um die miserable Ernte, die sie heuer erwarteten. „Ändert sich nicht bald etwas“, sprach einer der Männer, „hungert das ganze Dorf im Winter. Wir haben keine Vorräte mehr. Die haben wir alle im letzten Winter verbraucht. Wie soll das weiter gehen und was können wir tun? Im schlimmsten Fall müssen alle wegziehen.“

Lilli erschrak und dachte, das Dorf verlassen, oh nein, ich lebe gerne hier und will weiterhin mit meinen Großeltern wohnen bleiben. Lilli überkam plötzlich ein seltsames Gefühl. Das geht nicht mit rechten Dingen zu, dachte sie. Es war richtig, letztes Jahr verzehrten sie zur Ernte noch die Vorräte, um über den Winter zu kommen. Fällt die Ernte heuer wieder so karg aus, bestand die Gefahr einer Hungersnot.

Lilli kam auf eine Idee. Ich nehme meinen Zauberring und frage ihn, was hier nicht richtig ist und wie ich helfen kann. Zuhause schloss sie sich in ihr Zimmer ein, nahm den Ring aus der Schatulle und steckte ihn an ihren Finger.

Anschließend flüsterte sie den Zauberspruch:

„Goldenes Ringlein fein, das Sprüchlein ist mein. Sag, wo ist die Ernte hin und wird dies schlimm?“

Sogleich antwortete der Ring: „Den Großteil der Ernte vom letzten Jahr zerstörte der Hass und dieses Jahr wird er die gesamte Ernte vernichten. Er will das Dorf für sich, darum wächst heuer kaum etwas. Den Dorfbewohnern bleibt nur die Möglichkeit, von hier wegzuziehen.“

„Oh, liebes Ringlein, ich danke dir“, antwortete Lilli. Streifte den Ring ab, legte ihn zurück und rannte ins Nachbarhaus, wo ihr Spielkamerad Max wohnte.

Nachdem sie Max alleine angetroffen hatte, flüsterte sie ihm leise ins Ohr, was ihr das Zauberringlein erzählt hatte. „Das ist ja schrecklich, wir werden verhungern. Das darf nicht geschehen. Das verhindern wir. Uns muss etwas einfallen“, sagte Max. Sie trafen sich mehrmals und überlegten hin und her. Leider wussten sie keinen Rat oder eine Lösung. Eines Tages sagte Lilli: „Max, ich frage nochmal den Zauberring, vielleicht ist er imstande uns zu helfen.“

Erneut ergriff sie den Ring, steckte ihn an und fragte:

„Goldenes Ringlein fein, das Sprüchlein ist mein. Sag, was sollen wir tun, damit wir nicht hungern nun?“

Der Ring gab ihr zur Antwort: „Liebe Lilli, du musst den Hass besiegen. Er zerstört euch alle im Dorf. Ihr werdet hungern und langsam sterben.“

Nachdem Lilli dies gehört hatte, erschrak sie und weinte.

Lilli fragte den Ring noch einmal:

„Goldenes Ringlein fein, das Sprüchlein ist mein. Wie kann ich das Dorf und die Menschen retten, ohne sie zu erschrecken?“

Abermals antwortete der Zauberring: „Lilli, das ist keine leichte Aufgabe. Der Hass wohnt in einem Land, das Hässlichkeit heißt. Es herrscht Dürre, Dunkelheit, Staub und Dreck. Er ist grausam, er tötet und foltert. Du besiegst ihn nur mit deiner Liebe, die du in dir trägst. Um euch alle zu retten, bist du gezwungen, in dieses Land zu gehen und ihn zu töten.“

Nach diesen Worten erschrak sie und wurde furchtbar traurig.

Sie dachte, ich will nicht sterben. Nein. Lieber gehe ich in das Land Hässlichkeit und versuche alles, damit der Hass zerstört wird. Ich frage Max, ob er mitkommt, zusammen sind wir stärker und ich bin nicht so alleine. Auch wenn ich fürchterliche Angst habe. Ich nehme den Zauberring mit, ich glaube, er hilft uns bestimmt. Wir sind immerhin dann zu dritt. Sie legte den Ring zurück und rannte so schnell sie vermochte zu Max, erzählte ihm alles und bat ihn mitzukommen.

Max war nicht ganz wohl dabei, er verspürte schreckliche Angst. Er wollte Lilli jedoch nicht im Stich lassen.

Beide packten am nächsten Tag ihre Rucksäcke und begaben sich mit dem Zauberring auf den Weg in das Land Hässlichkeit.

Bis zum Nachmittag kamen sie bereits in Ortschaften, die sie nicht mehr kannten. Gegen Abend fragten sie Bauern, ob sie in ihren Scheunen übernachten könnten.

Die Tage vergingen. Sie marschierten durch Felder, Ortschaften und Wälder.

Einmal schritten sie durch einen Wald, der extrem dicht bewachsen war. Sie kämpften sich durch das Dickicht, zerrissen sich dabei die Kleidung und zerkratzen sich die Haut. Der Hunger und der Durst kamen hinzu. Sie nahmen zu wenige Essensvorräte mit. Manchmal erhielten sie von fremden Menschen ein Stück Brot. Es gab jedoch immer welche, die sie mit den Worten „Gesindel, haut ab“ verscheuchten. Erschöpft, mutlos und traurig sanken beide nach Wochen der trostlosen Wanderschaft auf den feuchten Waldboden nieder und weinten entsetzlich.

„Ich bin am Ende, ich bin am Ende“, murmelte Lilli vor sich hin, „ich will den Zauberring befragen, vielleicht weiß er einen Rat.“

Sie holte ihn aus der Jackentasche, steckte ihn an und sagte:

„Goldenes Ringlein fein, das Sprüchlein ist mein. Sag mir, was sollen wir tun, es ist schrecklich nun.“

Der Ring fing zu sprechen an: „Liebe Lilli, ihr seid jetzt Wochen unterwegs. Es ist noch ein kurzes Stück und ihr erreicht die Grenze zum Land Hässlichkeit. Das Ziel liegt vor Augen. Aber Vorsicht! Bereits an der Grenze sind Wachposten, die nehmen jeden gefangen, foltern und töten. Im Land Hässlichkeit dringt ihr in das kolossale Schloss vor und vernichtet den grässlichen Hass. Er richtete bereits sehr viel Unheil an. Viel Glück dabei.“

Lilli steckte ihren Zauberring nach diesen Worten traurig wieder ein.

„Los Max, weiter, auch wenn wir erschöpft und am Ende unserer Kräfte sind!“, rief Lilli.

Währenddessen fiel ihnen auf, dass die Gegend immer staubiger und trockener wurde. Jeder Baum und Strauch war dürr. Es herrschte kein Leben auf diesem Land. Plötzlich sahen sie von Weitem dunkle Umrisse eines gigantischen Schlosses. Die dicken Mauern waren schwarz wie die dunkelste Nacht und alles sah schrecklich gespenstisch aus. Max und Lilli verspürten große Angst. Sie gingen in die Hocke und betrachteten alles noch einmal aus der Ferne mit einem mulmigen Gefühl. „In dieses ungeheure Schloss sollen wir gelangen, das darf nicht wahr sein. Das schaffen wir nie“, flüsterte Lilli.

„Wir schaffen das ganz bestimmt, Lilli, hab nur Mut. Siehst du die Wachposten. Überall sind Männer in schwarzer Kleidung. Sie tragen ein riesiges Schwert, das glänzt wie pures Silber. Wir warten bis es dunkel wird, damit sie uns schwerer erkennen. Anschließend kriechen wir bis zum Schloss. Später sehen wir weiter, was wir als Nächstes tun“, sagte Max.