Mutig aber tot

 

Irmgard Braun klettert seit 30 Jahren, und die Dolomiten sind ihr liebstes Revier im Gebirge. Als echte Insiderin der Kletterszene kennt sie sich aus mit der Psyche des Homo kletteriensis non sapiens, egal ob Wettkampfaffe, Bouldergorilla oder Alpinyeti.

In den achtziger Jahren waren ihre Klettereien für eine Frau eher ungewöhnlich: Sie machte Erstbegehungen im Oberen Donautal und stieg namhafte alpine Routen vor, zum Beispiel die Droites-Nordwand und die „Solleder“ in der Civetta-Nordwestwand. Später kletterte sie erfolgreich in Wettkämpfen und wurde Mitglied der deutschen Sportkletter-Nationalmannschaft.

Ihre Begeisterung fürs Schreiben entdeckte die ehemalige Gymnasiallehrerin als Redakteurin beim Alpin-Magazin und später beim Süddeutschen Verlag Medien-Service. Sie veröffentlichte zahlreiche Artikel nicht nur übers Klettern und schrieb das Sachbuch „Klettern – aber sicher“. Von ihr ist in dieser Reihe bereits der Rother Bergkrimi „Nie wieder tot“ erschienen.

Heute lebt sie als freie Journalistin und Schriftstellerin in München und schreibt Krimis und Fantasy. Ihre Website: www.irmgard-braun.de

Irmgard Braun

Mutig aber tot

Mord am Grödner Joch

Bergkrimi

Bergverlag Rother

Originalschauplätze, Plaisir und Abenteuer

Alle Personen sind frei erfunden. Es gibt keine Alpenvereinssektion „Gelber Enzian“.

Alle beschriebenen Orte und Klettertouren entsprechen der Realität – mit zwei Ausnahmen: das Ferienhaus „Alpenrose“ ist frei erfunden. Und in der Fränkischen Schweiz gibt es keine „Grundlinger Wand“ und keine Route namens „Dareling“.

Ich habe versucht, für Laien verständlich zu schreiben. Fachausdrücke und Slang sollten aus dem Zusammenhang erschließbar sein, und am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit Erklärungen.

Es gibt aber zwei Begriffe, die fürdas Verständnis der Geschichte eine Rolle spielen und vorab erläutert werden sollen: Plaisir und Abenteuer.

Plaisirklettern heißt, dass man in Routen unterwegs ist, die mit zahlreichen soliden Bohrhaken gesichert sind. Bei einem Sturz riskiert man normalerweise keine ernsthaften Verletzungen.

Abenteuerklettern bedeutet, dass man schlecht einschätzbaren Sicherungen von Vorgängern trauen oder selbst welche anbringen muss – und dass diese Sicherungen an einigen Stellen weit auseinanderliegen. Dazu kommen manchmal schwierige Wegfindung und brüchiger Fels.

In solchen Routen zu stürzen, kann lebensgefährlich sein. Sie sind nur etwas für Menschen, die den Schwierigkeiten überlegen sind und viel Erfahrung im Gebirge haben.

PROLOG

1993

Eine so große und schwere Wand hatte Kuni noch nie durchstiegen. „‚Pilastro‘ an der Tofana di Rozes“, das klang wie ein Fanfarenstoß, sprach von Heldentum und Bewährung.

Morgen würde er das Ding zusammen mit seinem Vater durchziehen.

Kuni schob das Würstchen auf seinem Teller hin und her. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Magen.

Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, die berühmte Tour schon hinter sich zu haben.

Aber ihm konnte ja nichts passieren, Papa würde alles vorsteigen. Er war ein hervorragender Bergsteiger, der schon viele Gebirgsrouten im sechsten Schwierigkeitsgrad geschafft hatte – zu einer Zeit, als sechs plus noch als die Grenze des Menschenmöglichen gegolten hatte.

Seit sein Vater wegen seiner Arbeit nach Hannover gezogen war, hatte Kuni ihn nur noch alle paar Monate gesehen. Aber er hatte ihm versprochen, mit ihm im Gebirge zu klettern, sobald er alt genug war, um einen Erwachsenen zu sichern.

Jetzt war Kuni fünfzehn. Bei einem Sturz würde er Papa gut halten können.

Er beobachtete seinen Vater, der sich über ein dampfendes Hirschragout beugte. Ein grauer Haarkranz umrahmte eine kahle Insel auf seinem Schädel, die im Lampenlicht der Hütte glänzte. Er ging auf die sechzig zu.

„Hast du keinen Hunger, Bub?“

„Die Würstchen sind mir zu fett.“

„Angst?“

Kuni schüttelte den Kopf, schaute ihm fest in die Augen. Papa gab sich wortkarg. Vielleicht musste sich ein echter Bergsteiger so benehmen, aber seltsam war es doch. Früher hatte er viel erzählt, von schweren Bergtouren, seiner Firma, seiner neuen Frau.

„Iss, Kuni. Du brauchst Kraft morgen.“

Kuni schnitt eine Scheibe vom Würstchen ab, spießte es auf die Gabel und schob es in den Mund. Es schmeckte wie gesalzenes Pappmaché.

„Vielleicht sollten wir zuerst eine leichtere Tour machen, ich weiß ja nicht, wie gut du wirklich kletterst“, sagte Papa.

Kuni starrte auf die Planken des Holzbodens. Was sollte das denn heißen? Er hatte seinem Vater doch erst kürzlich ein Foto geschickt, das ihn in einer mit dem siebten Grad bewerteten Route zeigte.

Er räusperte sich. „Ein Sechser ist für mich nicht die Grenze, das weißt du doch.“

Sein Vater legte die Gabel weg und musterte ihn kritisch. „Du hast noch keine große klassische Gebirgstour gemacht und warst nur in Plaisirrouten unterwegs, wie sie dieser Schweizer seit kurzem propagiert. Wenn alles mit Bohrhaken perfekt gesichert ist, braucht man keinen Mut. Der ‚Pilastro‘ ist da ein ganz anderes Kaliber. Dort musst du dich auf rostige Haken gefasst machen und selber Sicherungen legen.“

„Passt schon.“

***

Der Junge war ziemlich still heute Abend. So kannte Norbert ihn gar nicht. Früher hatte er ständig geplappert. Vielleicht war es der Respekt vor der großen Tour.

Den hatte Norbert auch. In den letzten Jahren war er kaum noch am Fels gewesen. Aber das würde sich bald ändern. Er würde sich ein Wohnmobil kaufen, kletternd durch die Alpen ziehen, besser und besser werden und die ganz großen Namen abhaken. Im Klettergarten hatte Norbert einen 65-Jährigen beobachtet, der den achten Schwierigkeitsgrad schaffte …

Und in den Schulferien würde er zusammen mit seinem Sohn unterwegs sein. Er hätte sich mehr um ihn kümmern sollen, aber er war nur für die Firma dagewesen.

Alles umsonst. Sie hatten ihn abserviert.

Norbert beugte sich schnell über seinen Teller, damit Kuni seine Augen nicht sehen konnte. Er zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich kräftig.

Kuni schaute ihn an, sagte nichts. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich.

„Wie geht’s deiner Mama?“

„Gut. Sie freut sich, dass deine zweite Ehe auch nicht geklappt hat.“

Das war ein gezielter Angriff, eine kleine Rache dafür, dass Norbert seinen Sohn und Anita verlassen hatte.

„Dass wir jetzt miteinander klettern, gefällt Mama gar nicht. Sie hat Angst um mich.“

„Ich passe schon auf dich auf.“

Kuni legte Messer und Gabel auf den Teller und stand auf. „Ich bin müde. Ich habe gestern Abend noch auf die Physik-Schulaufgabe gelernt.“

Bisher hatte der Junge nur gute Noten geschrieben. „Brav. Weiter so. Du trittst in meine Fußstapfen. Ich war auch immer der Beste.“

Kuni stand auf. „Gute Nacht.“

Norberts Blick schweifte über die aus unregelmäßig geformten Natursteinen zusammengesetzten Wände mit den Hirschgeweihen, über die langen Tische, die von nur etwa einem Dutzend Leuten besetzt waren. Sie sahen wie Klettersteiggeher oder Wanderer aus, vermutlich hatten sie morgen am „Pilastro“ keine Konkurrenz – ein Glücksfall, die Route war berühmt und entsprechend beliebt.

Es war Ende September, spät im Jahr für lange Touren; die Sonne ging gegen sechs Uhr unter. Abgesehen davon waren die Bedingungen günstig. Nach der langen Schönwetterphase war der berüchtigte Kamin, der „Mulirücken“, bestimmt trocken, und es würde angenehm warm sein in der Südostwand. Erst in der Nacht zum Sonntag zog eine Kaltfront heran.

Vielleicht war es in diesem Jahr die letzte Gelegenheit für eine große Bergtour.

***

Kuni hatte beim Frühstück nur eine Tasse Tee trinken können. Jetzt stand er neben seinem Vater auf dem großen Parkplatz vor der Dibona-Hütte. Es war früh am Morgen und noch duster; das Dach der Hütte hob sich kaum von einem dunklen Waldstreifen ab, und dahinter wuchs die Mauer der Tofana di Rozes empor, eine ungegliederte Masse, in Schatten getaucht und tiefschwarz. Nur die Gipfelwand strahlte im düsteren Rot glühender Kohlen, und das Stück Himmel darüber war von nachtdunklem Blau.

Es sah aus wie bei einem Fantasy-Film vor dem Beginn einer großen Schlacht.

Kuni schluckte. Sollte er seinem Vater sagen, dass er lieber eine Route an einem Berg machen würde, der nicht so groß war?

Er würde zumindest zum Einstieg gehen, oft sah eine Wand von Nahem nicht mehr so bedrückend aus, und durch die Bewegung beim Anmarsch würde er sich bald besser fühlen.

Sein Vater schaute ihn an. „Alles klar?“

„Alles klar.“

Sie marschierten los, auf einem breiten Weg, dessen Verlauf durch den hellen Sand trotz des Dämmerlichts deutlich erkennbar war. Beim Gehen knirschte es, die Karabiner klimperten, und der am Klettergurt angehängte Helm schlug rhythmisch gegen Kunis Oberschenkel.

Während sie auf die Wand zuhielten, floss das Rot vom Gipfel wie ein Lavastrom abwärts und ließ mächtige Felspfeiler aufleuchten, die durch schwarze Schluchten voneinander getrennt waren.

Sein Vater schritt langsam voran. Glaubte er etwa, dass er Kuni schonen musste?

„Papa, können wir nicht ein bisschen schneller gehen? Meine Hände sind kalt.“

„Das wäre dumm. Man sollte beim Anmarsch auf keinen Fall ins Schwitzen geraten, sonst wird die Kleidung feucht und man friert später erst recht.“

***

Wenn Norbert das Tempo beschleunigte, würde er ins Schnaufen kommen, und Kuni würde merken, dass sein Vater keine Kondition hatte. Er hatte in den letzten Jahren nie Zeit für ein Ausdauertraining gehabt. Zum Glück würde seine Kurzatmigkeit beim Klettern nicht auffallen.

Aber bald wäre das kein Problem mehr. Für Norbert begann heute ein neuer Lebensabschnitt.

Der Weg führte nun fast eben durch Latschen und Geröll. Über ihm hing die Wand, eine dunkle Masse, aus der die Formen des Pfeilers kaum hervortraten.

Die Route „Pilastro“ führte mitten durch seinen steilsten Teil. Sie stand schon seit dreißig Jahren auf Norberts Liste. Früher wäre er voller Begeisterung dort hinaufgestürmt. Aber jetzt … hatte er sich da nicht übernommen?

Er blieb stehen und musterte die erste Seillänge, eine von einem Riss durchzogene Verschneidung. Sie war ganz schön steil. Und vermutlich noch feucht nach der kalten Nacht. Trotz der Anstrengung beim Anmarsch fröstelte Norbert. Er wandte sich zu Kuni um. „Magst du anfangen? Das ist nur eine Fünf minus, vierzig Meter, zwei Haken. Aber man kann gut mit Klemmkeilen sichern.“

Kunis Stimme zitterte. „Mir ist kalt, weil wir so langsam gegangen sind.“

„Das gibt sich.“

„Und ich habe einen schiefen Magen wegen der Würstchen gestern. Fang du mal an, Papa.“

Gestern Abend hatte Norbert immer wieder die Skizze mit der Route studiert. Wenn sie abwechselnd vorstiegen, würde derjenige, der die erste Seillänge übernahm, die beiden Dächer erwischen. Die würde Norbert mit Hilfe von Trittschlingen in den Haken bewältigen, in technischer Kletterei war er schon immer gut gewesen. Und Kuni würde sich mit dem „Mulirücken“ herumschlagen müssen. Wenn der Junge tatsächlich den siebten Grad klettern konnte, würde er das schon schaffen.

Norbert machte sich zum Klettern bereit und steckte seine Wanderschuhe in den Rucksack. „Auf geht’s.“

***

Kuni beobachtete seinen Vater, der sich in der Verschneidung nach oben schob. Wie war er nur auf die Idee gekommen, sein Sohn würde vorsteigen? Es war doch selbstverständlich, dass Papa als der Ältere, Erfahrenere das übernahm.

„Nachkommen!“

Kuni arbeitete sich an einer Schuppe empor, die sich kalt und glitschig anfühlte. Zum Glück kam das Seil straff von oben. Er rampfte, kämpfte, angelte einen tief in einer Spalte sitzenden Klemmkeil heraus und schürfte sich den Handrücken auf. Als er seinen Vater erreichte, schwitzte er; er zog seine Jacke aus und steckte sie in den Rucksack.

Papa grinste. „Gar nicht so leicht, was?“

„Geht schon. Ich musste erst mal warm werden.“

„Na dann los.“

Die Wandfläche über Kuni sah dunkelgrau und glatt aus wie Beton. Keile konnte man erst in dem Riss da oben legen. Wenn er vorher abrutschte …

Kunis Mund war trocken, seine Glieder fühlten sich an wie aufgeweicht. Verdammt. Er wollte da nicht hoch. Aber wenn er jetzt einen Rückzieher machte – was würde sein Vater von ihm denken?

Vielleicht ging es doch irgendwie. Die Platte war mit Fünf plus angegeben, im Klettergarten war das für Kuni ein Kinderspiel.

Er atmete tief durch und machte einen Schritt in die Wand. Er fand kleine Griffkerben, setzte die Fußsohlen auf die schiefe Ebene – seine Beine zitterten, bloß nicht abrutschen! Puh. Der Riss. Da ging ein guter Klemmkeil rein. Queren, noch mehr Sicherungen legen. Der Standplatz – krumme Haken, ein Gewirr von Schlingen. Kuni hatte es geschafft!

Seine Brust weitete sich vor Stolz. Er würde diese Riesenwand zusammen mit seinem Vater durchsteigen, er war ein richtiger Bergsteiger, genau wie Papa!

***

Norbert und Kuni wechselten sich in der Führung ab. Der lange Riss, der sich durch den unteren Teil der Wand zog, bot gute Möglichkeiten für Klemmkeile und Friends. Norbert hielt sich hemmungslos daran fest, wenn sein Sohn es nicht sehen konnte. Er musste Kraft sparen. Seine Arme waren lahm, und in seinen Schultern ziepte es, als er das Band erreichte, das den plattigen Teil des Pfeilers von dem überhängenden gelben Gemäuer darüber abtrennte.

„Machen wir eine Pause.“

Norbert ließ sich nieder, nahm den Rucksack von der Schulter, holte die Flasche mit Elektrolytgetränk heraus und trank. Das Zeug rann eiskalt durch die Kehle und schmeckte wie Mottenkugeln mit Süßstoff.

Norbert hatte überhaupt keine Lust darauf, weiterzuklettern. Inzwischen war er sich nicht mehr sicher, ob er die Dächer bewältigen konnte.

„Wie geht es dir, Kuni?“

Ein Handrücken seines Sohnes war blutverkrustet, er war käsebleich.

Norbert wies nach rechts. „Wenn wir auf dem Band ein Stück queren, können wir problemlos abseilen. Weiter oben in der Wand geht das kaum noch. Möchtest du lieber umdrehen?“

***

Nichts wäre Kuni lieber gewesen. Er fühlte sich völlig zerschlagen von der kraftraubenden Risskletterei, bei der er ständig Angst gehabt hatte zu stürzen und die von ihm gelegten Klemmkeile herauszureißen.

Er kaute auf einem Riegel herum. Er war glashart von der Kälte der letzten Nacht.

Papa wäre bestimmt enttäuscht, wenn er jetzt umdrehen musste, weil sein Sohn schlappmachte. Und er würde kein zweites Mal mit ihm auf Tour gehen.

Kuni schluckte das Stück Riegel hinunter. „Ich bin okay. Alles bestens.“

Sein Vater zeigte hinauf zu der gelben Wand, aus der ein Dach herauskragte. „Da oben sieht es schlecht aus mit Klemmkeilen. Wahrscheinlich ist es besser, so viel wie möglich technisch zu klettern, sonst gibt es einen Reißverschluss.“

„Was – was meinst du damit?“

„Wenn du über einer alten Rostgurke fliegst und sie herausrupfst, wird die Sturzenergie so groß, dass die anderen miesen Haken darunter auch noch der Reihe nach herauskommen. Das dürfen wir auf keinen Fall riskieren.“

***

Das war das richtige Stichwort. Kuni hielt sich an allem fest, was die Vorgänger in der Wand gelassen hatten, aber das technische Klettern war manchmal gar nicht so einfach. Beim Nachstieg im ersten Dach verstrickte er sich in einem schaukelnden Wirrwarr aus Schlingen und Karabinern. Das zweite Dach war noch schlimmer. Kuni zerrte, zappelte, alle Glieder krampften, er stöhnte, schluchzte, ruderte mit Armen und Beinen. Als er am Standplatz ankam, hätte er sich beinahe übergeben. Er hängte sich am Haken fest, setzte sich auf das bequeme Band und pumpte wie ein Maikäfer. Dabei fühlte er sich, als hätte ihn jemand mit einem Hammer verprügelt.

Allmählich kam er wieder zu Atem. „Guter Fight, Papa.“

Der nickte ihm zu und reichte ihm ein Bündel Klemmkeile.

„Viel Glück. Die nächste Seillänge ist nicht ganz leicht.“ Kuni blickte zu dem schwarzen Schlund über ihm empor, der unten breit war und nach oben hin schmaler wurde: der „Mulirücken“. Vielleicht hieß dieser Kamin so, weil der Fels einen dort abwarf wie ein bockendes Muli.

Kunis Arme waren schlapp wie nasse Lappen. „Ich glaube, es ist besser, wenn du das machst, Papa. Kamine sind nicht gerade meine Stärke.“

„Na komm schon! Mit Hakenhilfe ist das höchstens ein Sechser. Hast dich doch bisher wacker geschlagen.“

Kuni schüttelte stumm den Kopf. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er wandte sich schnell ab.

***

Der Junge war fertig. Und dabei hatte Norbert gehofft, er würde dieses widerliche Kaminmonster übernehmen. Ihm grauste davor. Noch nie hatte er sich in einer Wand derartig schwach gefühlt.

Wäre es besser abzuseilen? In der überhängenden Wand mit den schlechten Haken wäre das ein kompliziertes und gefährliches Unternehmen. Und mit welcher Begründung sollte er das tun? Was würde sein Sohn von ihm denken, wenn er zugab, dass er sich vor einem Sechser fürchtete?

Er musste da durch, egal wie.

Norbert unterdrückte ein Ächzen und kletterte los.

In dem Loch herrschte dämmriges Licht. Die Wände schimmerten grünlich, der Fels fühlte sich schleimig an. Stellenweise war er mit Algen und Moos überzogen, trotz des Prachtwetters in letzter Zeit. Vielleicht hatte sich wegen der kalten Nächte Kondenswasser gebildet.

Die Haken waren zu weit auseinander, um alles technisch zu klettern. Norbert musste sich in der finsteren, wie mit Schmierseife ausgekleideten Röhre mit Händen und Füßen auf Gegendruck emporarbeiten. Bei jeder Bewegung war er knapp daran, abzuglitschen, die Haken taugten nichts, er wagte nicht, sich daran auszuruhen, und quetschte sich tief in den Spalt hinten im Kamin. Sein Brustkorb wurde von den Wänden wie von einem Schraubstock zusammengepresst, er bekam kaum Luft. Dummheit. So würde er nicht weiterkommen.

Er wand sich wieder ein Stück heraus, bis nur noch eine Körperhälfte eingeklemmt war und er das Gefühl hatte, er könnte jeden Moment herausrutschen und in den dunklen Schacht hinunterstürzen. Er drückte und presste und keuchte, schrappte mit Ellbogen und Knien über den Fels, kam höher – endlich, ein rostzerfressener Haken – klick. Weiter einen Überhang hinaus an Schlingen, von denen einige nicht dicker waren als Schnürsenkel. Über ihm baumelte ein verblichenes Seilstück, er reckte sich, kam nicht hoch genug, um sich daran festzuhalten – zuerst galt es, sich auf diesem Tritt aufzurichten, der aussah wie mit Froschlaich überzogen …

***

„Aaaaaaaaa!“ Der Schrei hallte an den Wänden wider, es schepperte, rasselte, Papa schoss im Kamin nach unten, klatschte gegen eine Wand, wurde an die gegenüberliegende Seite geschleudert und wieder zurück. Das Seil in Kunis Hand straffte sich mit einem Ruck.

Sein Vater hing nur einen Meter über ihm in der Luft und brüllte vor Schmerzen.

***

Die Berge standen schwarz gegen den Nachthimmel. Windböen fuhren heran und heulten um die Felsen.

Kuni hockte auf dem Absatz, schlotterte an allen Gliedern und rieb sich die vor der Brust gekreuzten Arme. Seine Kehle war rau von seinen Schreien nach Hilfe, er brachte kaum noch einen Ton hervor.

Papa drückte sich an ihn und wimmerte leise. Er hatte nur einen Schuh an, sein Fuß war zu einem Klumpen angeschwollen; die rechte Hand, von der zwei Finger in unnatürlichem Winkel abstanden, lag schlaff auf seinem Oberschenkel. Sein Helm hatte ein Loch mit sich verzweigenden Sprüngen wie ein kaputtes Ei.

An einem der Standhaken baumelte ein Bündel mit Schlingen und Karabinern, an denen vier alte Haken hingen. Papa hatte sie bei seinem Sturz aus der Wand gerissen.

„Ist dir kalt, Kuni?“

„Ja.“

„Nimm meine Jacke.“

Mit einem Aufstöhnen zog sein Vater den Anorak aus und reichte ihn herüber. Ihre Blicke trafen sich.

„Danke, Papa.“

Sein Vater wies nach Westen. „Wir müssen uns auf einiges gefasst machen.“

Kuni schaute in die Richtung. Über den Gipfelaufbau der Tofana rollte eine dunkle Wolke und löschte die Sterne aus.

Irgendwann döste Kuni ein und wachte mit zu Eisklötzen erstarrten Händen und Füßen auf. Flocken trieben gegen sein Gesicht. Auf den Schultern und Knien seines Vaters lag eine dünne Schneeschicht.

 

2014

Henrik würde nicht aus diesem Urlaub zurückkehren.

Aus der Granitschale stieg der fettige Geruch von Erdnüssen. Noch mal fünf Flips dazu. Mit dem Stößel stampfen, zerquetschen. Ekelhaftes Knirschen.

Die Gelegenheit war ideal. Jeder in der Gruppe wusste von Henriks Erdnussallergie. Jeder würde verdächtig sein.

Jetzt einen Trichter auf die mit „Powerman’s Drink“ gefüllte Flasche setzen, die zermahlenen Flips hineinrieseln lassen. Verdammtes Händezittern. Noch einen Schuss Erdnussöl.

Es war praktisch, dass Henriks Lieblingsgetränk eine trübe orangefarbene Flüssigkeit war. Die winzigen Krümel würden darin nicht auffallen. Aber sie würden innerhalb von ein paar Stunden auf den Boden der Flasche sinken, und das Öl stieg zur Oberfläche. Es war wichtig, das Ganze noch einmal durchzuschütteln, bevor Henrik damit auf Tour ging.

Es reichte, wenn er durch das Getränk eine halbe Erdnuss zu sich nahm.

1. KAPITEL

Samstag, 9. August

Wie eine Pavianhorde wuselten Menschen über die Felswände neben der Straße, Kinder plärrten, Motorräder röhrten.

Das war nicht gerade Natur pur. Aber für Gero hatte der Weißenstein einen großen Vorteil: Man traf nirgendwo sonst in der Fränkischen Schweiz so viele Kletterer. Etwa vierzig Prozent von ihnen waren Frauen. Und Gero war auf der Suche.

Eine Gruppe Kursteilnehmer, kenntlich an Helmen und Socken in den Schuhen, starrte mit offenen Mündern zu einer Kletterin hinauf, die einen Überhang emporturnte. Sie war klein und hatte muskulöse Schultern, ihr kurzes schwarzes Haar war asymmetrisch geschnitten.

„Hallo Gero, grüß dich.“

Thomas’ Stimme. Gero drehte sich um. Das lange Gestell seines Freundes kam auf ihn zu. Er sah ernst, ja grimmig drein, wie meistens. Sie umarmten einander.

Gero trat zurück und beobachtete weiter die Dunkelhaarige, die jetzt am Haken hing und sich ausruhte. Gesichert wurde sie von einem älteren Mann mit einem Quadratschädel und krausem grauem Haar. Sein Bäuchlein überwölbte den Klettergurt, aber in seinen stämmigen Beinen und Armen schien eine Menge Kraft zu stecken.

Thomas nickte ihm zu. „Hallo Wilfried.“ Dann wandte er sich an Gero. „Hier gibt es zu viele Gleichgesinnte. Gehen wir woanders hin.“

„Moment noch, ich will sehen, ob das Mädel die Stelle packt.“

Sie hatte ein hübsches Profil mit einer Stupsnase. Jetzt kletterte sie wieder los. Ihre Bewegungen waren geschmeidig.

„He, Gero! Ich rede mit dir!“

„Äh – was hast du gesagt?“

„Ich habe dich gefragt, ob du eine Idee hast, wo wir hingehen könnten. Mir ist es hier zu voll.“

„Ich würde gern noch ein bisschen bleiben“, erwiderte Gero. „Nur zum Aufwärmen.“

Thomas sah ihn an und schüttelte langsam den Kopf. „An dieser Frau beißt du dir die Zähne aus. Sie ist hart wie Granit.“

„Ich liebe Granit. Kennst du sie?“

„Ja. Sie heißt Clara und gehört zur Klettergruppe meiner Sektion. Und jetzt komm, ich will endlich weg von diesem Volksfest.“

Das Gelb der Rapsfelder leuchtete vor dem dunklen Saum des Waldes, zum offenen Autofenster wehte ein giftig-süßlicher Geruch herein. Vor ihnen ratterte und schepperte ein Traktor. Die Straße war zu schmal, um zu überholen, Thomas zockelte hinterher, als hätte er alle Zeit der Welt.

„Bitte tu nicht so, als seist du ein Fisch“, sagte Gero. „Was ist los mit dieser Clara? Bist du bei ihr abgeblitzt?“

„Du weißt doch, dass ich mich seit – seit damals nicht mehr für Frauen interessiere.“

Gero musterte das Gesicht seines Freundes von der Seite. Seine dunkelbraunen Augen hätten zu einem romantischen Dichter gepasst. In seinem schwarzen Haar zeigten sich erste silbergraue Fäden, von der Nase zum Mund zogen sich Falten, obwohl er so alt war wie Gero, erst Mitte dreißig.

Der Traktor bog in einen von Weißdornhecken gesäumten Feldweg ab. Vor ihnen tauchte eine Gruppe Fachwerkhäuser zwischen Apfelbäumen auf.

„Vergiss Clara“, sagte Thomas. „Sie ist eine harte Nuss.“

„Hauptsache, sie ist keine dumme Nuss.“

Sie passierten das Ortsschild, Thomas bremste auf genau fünfzig herunter. „Sie hat Informatik studiert, liest viel und klettert mindestens zweimal pro Woche. Trotzdem: Lass die Finger von ihr!“

„Ich habe sie ja noch gar nicht angefasst!“

Thomas grinste schief. „Und das solltest du auch nie tun, Gero, du eignest dich nicht als Fast Food. Gebrochene Herzen säumen ihren Weg.“

Thomas gelang es wieder einmal, einen Felsen zu finden, an dem man allein war, einen mit Algenschleim überzogenen Klapfen, der seinen Namen „Streugut“ voll und ganz verdiente. Aber Thomas war Alpinist, ihm graute vor nichts, und er schaffte es tatsächlich, eine Route hinaufzueiern. Gero schämte sich kein bisschen, nur nachzusteigen. Hinterher erklärte er mit bitterer Ironie: „Für mich als Boulderer ist es einfach toll, völlig neue Bewegungserfahrungen zu machen. Und jetzt habe ich Hunger.“

Er zog ein zerknautschtes Schinkensandwich und eine Flasche Cola light aus seinem Rucksack und ließ sich auf dem Seil nieder. Thomas setzte sich ihm gegenüber auf den Rucksack; sein Menü bestand aus Apfelschorle und Vollkornkeksen mit Amaranth. Eine Weile aßen sie schweigend. Dann sagte Gero: „Du, Thomas. Du weißt doch, wie ich damals mit Siebzehn war …“

Thomas’ dunkle Augen musterten ihn. „Hast du damit noch ein Problem?“

Gero atmete tief durch. Sein Freund würde ihn verstehen.

„Ja. Gestern habe ich einen Hausbesuch gemacht. Bei einem sieben Jahre alten Mädchen. Ihre Lehrerin hatte mich angerufen, weil sie wieder einmal nicht in die Schule gekommen war. Es war neun Uhr morgens, ihr Vater war sturzbesoffen, er hat gebrüllt und die Kleine ins Gesicht geschlagen. Ich habe ihn gepackt, er hat mich angespuckt, und dann – ich war nahe dran –“

Gero schluchzte auf.

Thomas legte seine Hand auf Geros Arm.

Bis zum Abend besuchten die beiden noch zwei weitere Felsen, wahre Inseln der Stille und laut Thomas „nichts für schnellen Konsum“.

Als sie zur Abendessenszeit im Gasthof „Zur Guten Einkehr“ in Morschreuth einliefen, fühlte sich Gero völlig zerschlagen, seine ursprünglich roten Hosen hatten Tarnfarben angenommen. Thomas dagegen sah aus wie immer: schwarze Kleidung mit leichtem Grauschleier vom Magnesiapulver.

Die Terrasse im Schatten von Kastanien war voll besetzt, Wanderer und sehnige Kletterergestalten hockten vor Kellerbier und Schnitzeln, die über den Tellerrand hingen. An einem Holztisch mit Bänken saßen ein paar Leute, auf die Thomas jetzt zusteuerte, unter ihnen Clara und der grauhaarige Krauskopf namens Wilfried, der sie gesichert hatte.

„He, Thomas!“, rief ein großer blonder Kerl, der Gero bekannt vorkam.

„Hallo zusammen“, erwiderte Thomas und warf Gero einen Blick zu. „Ist es dir recht, wenn wir uns dazusetzen?“

„Logo.“

Gero schob sich in die Bank, schräg gegenüber von dem angeblich so gefährlichen Mädchen. Er lächelte in die Runde und sagte: „Hallo, ich bin der Gero.“

Ihre Augen waren grau. Und dieser volle, weiche Mund …

„Hi, ich heiße Henrik“, brach die laute Stimme des Blonden in Geros Betrachtungen. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Henrik Behr. Dieses kantige Gesicht hatte er schon in Kletterzeitschriften gesehen. In der Szene war Behr für seine kühnen Erstbegehungen bekannt.

Ein Kellner mit Spitzbart stellte Henrik einen Salat mit Putenstreifen hin und Clara einen Kaiserschmarrn. Gero bestellte ein Schäufele.

„Na wie war’s denn heute so, Thomas, was habt ihr zerrissen?“, fragte Henrik.

„Wir haben in der ‚Krone‘ in Gößweinstein jeder zwei Stück Kuchen bezwungen“, erwiderte Thomas. „Aber der Eisbecher war dann ein echtes Ausdauerproblem. Ich habe ihn nicht geschafft.“

Clara lachte. „Du musst mehr trainieren, Thomas.“

Henrik ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Ich wollte nur wissen, ob ihr irgendwelche tollen Routen probiert habt, ich suche gerade nach einem neuen Projekt.“

„Wie schwer soll’s denn sein?“, fragte Thomas.

Henrik trug ein ärmelloses T-Shirt; er kreuzte seine Arme vor der Brust, was seine Bizepse hervorquellen ließ. „So ungefähr neun plus.“

„Hmm“, machte Thomas. „Da musst du ja seit dem letzten Wochenende ganz schön in Form gekommen sein.“

Henrik runzelte die Stirn. „Was soll das denn heißen?“

Die rundliche Blonde an seiner Seite legte eine Hand auf seinen Arm. Er schüttelte sie ab.

Die Stimme von Thomas klang sachlich. „Ich wundere mich, weil ich dir in einer Route mit dem interessanten Namen ‚Jürgen würgen‘ zugeschaut habe.“

„Das war eine Scheißtour für acht minus, die Schlüsselstelle total unübersichtlich“, verteidigte sich Henrik. „Und außerdem war ich da schon total platt.“

Die beiden wurden durch den Kellner unterbrochen, der Thomas eine Apfelschorle brachte und Gero ein Hefeweizen.

Gero beobachtete die anderen und trank sein Bier. Offenbar waren alle hier am Tisch Mitglieder der Klettergruppe der Alpenvereinssektion „Gelber Enzian“. Thomas hatte Gero erzählt, dass dort nicht jeder aufgenommen wurde, nur „Bergsteiger schärferer Richtung“, wie es in der Vereinssatzung hieß. Gero fiel durchs Raster, er war noch nie im Gebirge geklettert. Ein Felsblock von drei Metern Höhe genügte für einen passionierten Boulderer wie ihn, um raffinierte Bewegungen auszuprobieren und sich auszutoben. Andererseits – er hatte schon Fotos von Felstürmen gesehen, die ihn lockten, dort einmal hinaufzusteigen …

Das Gespräch drehte sich jetzt um die Planung einer Ausfahrt in die Dolomiten in der dritten Augustwoche.

„Henrik hat ein wunderschönes Ferienhaus in der Nähe von Kolfuschg gefunden“, sagte die Frau, die neben Henrik saß, „dort kann man –“

„Ja, ein Wahnsinnsgebiet!“, rief Henrik aus. „Da gibt es echt für alle etwas! Geile Alpintouren, Klettersteige und Routen mit jeder Menge Bohrhaken für Leute, die eigentlich nichts im Gebirge verloren haben.“

Mit elegantem Schwung stellte der Kellner Gero ein dampfendes, würzig riechendes Schäufele hin. Er schnitt ein Stück ab und schob es in den Mund. Es zerging auf der Zunge.

Gero hätte sich gerne mit Clara unterhalten, aber ein rotblonder kleiner Kerl namens Max redete ununterbrochen auf sie ein. Sie wandte sich von ihm ab, prostete Thomas und Gero zu, aber Max ließ sich nicht beirren und quasselte weiter, wobei er immer näher an Clara heranrückte, obwohl er am Rand der Bank saß und eigentlich genug Platz hatte. Als er nach seinem Bierkrug griff, schoss Claras Hand vor, schnappte seinen Humpen – Max langte ins Leere. Verwirrt starrte er Clara an.

Sie trank einen Schluck. „Danke, das Kellerbier ist hier wirklich gut.“ Ihre Stimme war zuckersüß. „Und jetzt würde ich gerne auch einmal etwas sagen.“

„Äh, ja, was –“

„Wenn ich wissen will, wie man ‚Magnet‘ oder ‚Metallica‘ klettert, schaue ich in climbing.de nach oder frage jemanden, der diese Routen wirklich gemacht hat!“

Max gab keine Antwort. Seine helle Haut lief rosa an, er zog den Kopf ein.

Henrik brach in schallendes Gelächter aus. „Armer Max! Wenn du schon länger bei uns wärst, dann wüsstest du, dass mit Clara nicht gut Kirschen essen ist.“ Er beugte sich zu Max und flüsterte verschwörerisch und dennoch gut für alle hörbar: „Die ist eine richtige Emanze, die frisst kleine Männer.“

Clara lächelte und zwinkerte Gero zu. „Die großen Brocken finde ich appetitlicher.“

Gero wurde warm. Er war über einen Meter neunzig groß und hatte breite Schultern.

Er hatte Mitleid mit Max, der mit verkniffener Miene in sein Bier starrte, aber nun konnte er sich endlich mit Clara unterhalten. Er erzählte ihr, dass er Sozialarbeiter war und eine Klettergruppe für straffällig gewordene Jugendliche aufgezogen hatte. Sie fragte nach der Vorgeschichte seiner Schützlinge, ihren psychischen Problemen und wie das Klettern ihnen helfen konnte. So viel Interesse an diesem Thema hätte Gero von einer Computerspezialistin nicht erwartet. Verdammte Vorurteile! Er war nicht besser als diese Typen, die Dunkelhäutige oder Dicke in Kästchen sortierten.

Gegen zehn Uhr abends breitete sich in der Gruppe Aufbruchsstimmung aus.

„War nett dich kennen zu lernen, Gero“, sagte Clara. „Hättest du Lust, mit in die Dolomiten zu fahren?“

Gero musste über die Antwort nicht nachdenken.