Inhalt

Cover

Titel

Impressum

1. Das „Land der Frühaufsteher“

2. Die Arche Nebra

3. Die Nachtwanderung

4. Auf den Spuren der Vergangenheit auf Schloss Neuenburg

5. Der Dom zu Naumburg

6. Das Sonnenobservatorium

7. Wilde Tiere und Schokolade

8. Die Rabensage und die Zaubersprüche von Merseburg

9. Halloren und Himmelsscheibe

Spannende Urlaubsabenteuer für Kinder im Grund- und Vorschulalter

Die Autoren

Jörg F. Nowack | Sabrina Pohle

SCHATZSUCHE ZWISCHEN
SAALE UND UNSTRUT 

Lilly, Nikolas und
die Himmelsscheibe von Nebra

Biber & Butzemann

Die schönsten Ausflugsziele zwischen Saale und Unstrut:

www.biber-butzemann.de/​reisetipps

FÜR DORIS KÜTTNER, MEINE VEREHRTE LEHRERIN,

DIE MIR DIE FREUDE AM SCHREIBEN UND LESEN ZEIGTE.

OHNE SIE GÄBE ES DIESES BUCH NICHT.

JFN

Besuchen Sie uns im Internet unter www.biber-butzemann.de oder auf Facebook unter

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© Kinderbuchverlag Biber & Butzemann

Geschwister-Scholl-Str. 7

15566 Schöneiche

1. Auflage, Juni 2015

Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder auszugsweise Speicherung, Vervielfältigung oder Übertragung dieses Werkes, ob elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie oder Aufzeichnung, ist ohne vorherige Genehmigung des Verlags urheberrechtlich untersagt.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

Text: Jörg F. Nowack

Illustrationen: Sabrina Pohle (www.splinteredshard.com)

Layout und Satz: Andrea Jäke

Lektorat: Steffi Bieber-Geske, Martina Bieber

Lektoratsassistenz: Lisa Jaekel, Pia Kollmer, Eva Ribstein, Hanja Runge, Tatjana Schmischke,

Leonie Schultz, Jennifer Trapp

Korrektorat: Peggy Büttner

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

ISBN: 978-3-942428-87-3

 

1.

DAS „LAND DER FRÜHAUFSTEHER“

„Frühaufsteher“ – wie Lilly dieses Wort hasste! Vor allem heute! Obwohl Ferien waren, mussten sie und ihr Bruder Nikolas heute zeitig aufstehen – und das ausgerechnet, um ins „Land der Frühaufsteher“ zu fahren. Mama hatte manchmal echt komische Ideen. Seit ihr Kollege vor einigen Monaten von einer Motorradtour zurückgekommen war und ihr davon erzählt hatte, wollte sie unbedingt dorthin fahren und mit dem Rest der Familie auf Schatzsuche gehen. So richtig überzeugt war Lilly davon nicht. Trotzdem quälte sie sich aus dem Bett und schlich ins Bad. Dort war Papa noch dabei, sich zu rasieren und pfiff ein fröhliches Lied. Auch das noch! Lilly blieb heute wirklich nichts erspart.

Eine halbe Stunde später saß sie gemeinsam mit ihrem Bruder, Mama und Papa beim Frühstück und alle ließen es sich schmecken. Jetzt sah der Tag schon etwas besser aus. Die Koffer, Taschen und Rucksäcke waren gepackt und gleich nach dem Frühstück lud Papa das Gepäck in den Kofferraum des Autos. Als sie eingestiegen waren, gab er auch schon Gas. Kaum lag die Autobahnauffahrt hinter ihnen, wollte Lilly wissen: „Wo liegt denn nun dieses, Land der Frühaufsteher‘, Mama?“

„Davon habe ich noch nie etwas gehört“, ergänzte Nikolas.

„Ich werde euch Bescheid sagen, sobald wir dort sind, einverstanden?“, fragte Mama geheimnisvoll.

Nikolas vertrieb sich die Zeit mit Lesen und Lilly spielte mit ihrer Puppe.

„So, Kinder“, rief Papa nach einer ganzen Weile, „wir nähern uns jetzt dem, Land der Frühaufsteher‘! Gleich dort drüben steht ein großes Schild an der Autobahn.“

Lilly und Nikolas starrten auf die große Tafel, die schnell näher kam, und in der Tat, „Willkommen im Land der Frühaufsteher – Sachsen-Anhalt“ stand dort in großen Buchstaben geschrieben.

„Das gibt es ja wirklich!“, staunte Lilly. „Dann gibt es hier auch tatsächlich echte Schätze?“

„Sicher, hier gibt es viele Schätze zu entdecken“, antwortete Mama. „Die liegen zwar nicht in dunklen Höhlen in Kisten versteckt wie im Märchen, aber ich verspreche euch, wir werden in den nächsten Tagen gemeinsam einige Schätze entdecken.“

Lilly spürte so ein Kribbeln in der Bauchgegend, wie immer, wenn sie aufgeregt war. Auch Nikolas wurde unruhig und fragte neugierig: „Woher wissen wir denn, wo die Schätze liegen?“

„Das werden wir schon herausfinden, wenn wir da sind“, beruhigte ihn Papa.

„Ich bin auch schon ganz gespannt auf die ältesten Zaubersprüche der Welt und würde gerne mehr darüber erfahren“, sagte Mama.

„Richtige echte Zaubersprüche?“, wollte Lilly ganz aufgeregt wissen, und auch Nikolas sah man die Neugier schon an der Nasenspitze an.

„Ja, echte Zaubersprüche!“, bestätigte Mama. „Und richtig alt sind sie auch. Aber bis wir sie kennenlernen, vergehen noch ein paar Tage. Heute erkunden wir erst mal eine uralte Darstellung des Himmels und dann ziehen wir in unser Hotel ein.“

Papa verließ die Autobahn und sie durchfuhren eine hügelige Gegend. Schließlich kamen sie am Rande einer Stadt entlang und fuhren bald in einem Dorf über eine kleine Brücke.

„Seht ihr, wie komisch das Haus dort oben aussieht?“, fragte Mama, aber Papa war schon weitergefahren und die Kinder hatten nichts mehr sehen können.

„Macht nichts, gleich sehen wir es von Nahem!“, versprach er.

Nach ein paar hundert Metern bog er auf einen Parkplatz ein und alle stiegen aus. An einem Imbiss stärkten sie sich mit Rostbratwürsten. Als sie aufgegessen hatten, schulterten sie ihre Rucksäcke und machten sich auf den Weg. Es ging bergauf. Immer wieder kamen ihnen Leute entgegen, die sich angeregt unterhielten. Nach einer Weile sahen sie links auf dem Berg ein außergewöhnliches Gebäude. Es war gelb und seine Enden wie die einer Banane leicht nach oben gebogen. „Das ist das Haus von Herrn Kakmann!“, rief Lilly begeistert.

„Wie bitte?“, fragte Papa verwirrt, während Mama anfing zu lachen und Nikolas zustimmend nickte.

2.

DIE ARCHE NEBRA

„Hier in der Arche Nebra wurden einige Szenen für, Bibi & Tina‘ gedreht. Im Film ist sie das Haus des fiesen Geschäftsmannes Herr Kakmann“, klärte Mama Papa auf. Der erzählte, dass es sich in Wirklichkeit um ein Gebäude handelte, das in der Nähe der Fundstelle eines großen und bedeutenden Schatzes als Besucherzentrum errichtet worden war. Als Lilly und Nikolas mit ihren tausend Fragen nicht lockerließen, setzten sie sich auf halbem Weg auf eine Bank und Papa begann zu erzählen.

„Vor einigen Jahren – ihr wart beide noch nicht geboren – machten sich zwei Schatzjäger auf, um am Mittelberg in der Nähe von Nebra nach Orden und Münzen zu suchen, um sie zu Geld zu machen. Dazu benutzten sie Metallsuchgeräte, sogenannte Detektoren. Sie staunten nicht schlecht, als sie statt kleiner Gegenstände auf einmal einen großen Teller aus Metall und außerdem zwei Schwerter, Beile, einen Meißel und Armreifen fanden. Das Gesetz besagt, dass Schätze jeder Art dem Bundesland gehören, auf dessen Territorium sie gefunden wurden. Doch das interessierte die beiden Männer nicht. Sie verkauften die Gegenstände weit unter ihrem Wert. Vermutlich hatten sie nicht die blasseste Ahnung, welch bedeutenden Fund sie gemacht hatten. Zudem zerstörten sie die Fundstelle, als sie die Gegenstände selbst ausgruben. Das taten sie sehr stümperhaft, sodass die große Scheibe, die sie zuerst für einen alten Deckel gehalten hatten, am Rand sogar beschädigt wurde. Auf allerlei Umwegen gelangten die Scheibe und die anderen Gegenstände in die Schweiz. Dort konnte ein mutiger Mann sie mit Hilfe der Schweizer Polizei den Kunstschmugglern entreißen und so kam die Scheibe schließlich ins Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Hier entpuppte sich dieser Fund als eine wahre Sensation. Die bronzene Scheibe enthielt goldene Einlegearbeiten und war mindestens 3.600 Jahre alt. Sie entstand also, noch bevor die ägyptischen Pyramiden gebaut wurden. Außerdem, so stellte sich bei den Untersuchungen der Wissenschaftler des Museums heraus, handelte es sich bei der Abbildung auf der Bronzescheibe um die älteste bekannte konkrete Darstellung des Himmels weltweit. Die Schatzdiebe wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. Die Scheibe aber gilt seitdem als Weltsensation. Sie gehört zum UNESCO-Dokumentenerbe, Memory of the World‘, was so viel wie, Erinnerungen der Welt‘ bedeutet. Und weil sie hier im Wald bei der Stadt Nebra gefunden wurde, bekam sie den Namen, Himmelsscheibe von Nebra‘. Hier in der Arche Nebra kann man mehr über die Geschichte der Himmelsscheibe erfahren. Das Gebäude wurde extra für die Ausstellung entworfen und gebaut. Aber nun lasst uns weitergehen!“

Also stiefelten sie weiter den Hügel empor. Auf dessen Spitze wuchs das Gebäude immer weiter in die Höhe. Als sie davorstanden, war es viel größer, als es von unten ausgesehen hatte.