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Nr. 1093

 

Testwelt Cheyraz

 

Ein Wissenschaftler im Mittelpunkt – beim Duell der Superwaffen

 

von Detlev G. Winter

 

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Nach neuen Erkenntnissen und Einblicken in die kosmische Bestimmung der Menschheit gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Gegenwärtig schreibt man den Anfang des Jahres 426 NGZ, und die Hanse, die neben dem interstellaren Handel auch der kosmischen Verteidigung dient, fand sich schon mehrmals schweren Anschlägen der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesetzt.

Um dieser permanenten Gefährdung des galaktischen Friedens zu begegnen, haben Perry Rhodan und seine Getreuen schon vieles versucht – mit wechselhaftem Erfolg.

So hat sich die Wiedererweckung der Porleyter, der Vorläufer der Ritter der Tiefe, offensichtlich als Bumerang erwiesen. Denn die Porleyter scheinen sich zum Negativen hin entwickelt zu haben, jedenfalls benehmen sie sich eher wie Gegner denn wie Freunde der Terraner und der übrigen Milchstraßenvölker.

Ungeachtet der bisherigen schlechten Erfahrungen leitet Perry Rhodan eine neue Aktion ein, um die Porleyter zur Einsicht zu bringen. Schauplatz dieser Aktion ist die TESTWELT CHEYRAZ ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Josuar Gandaro – Ein Wissenschaftler mit besonderen Fähigkeiten.

Pert Laagmer – Leiter des Handelskontors auf Cheyraz.

Nego Snaavaj – Kommandant der DRUDEL.

Pierre Cairanne und Silvia Ghass – Zwei Spezialisten in geheimer Mission.

Perry Rhodan – Der Terraner gibt grünes Licht für einen gefährlichen Test.

Danymu-Nedo-Valg und Prudase-Pene-Sarth – Zwei Porleyter auf Cheyraz.

DER TEST (TEIL I)

1.

 

»Wir schleusen jetzt die Sonde aus. Ich dachte mir, du wolltest vielleicht dabei sein.«

Erschrocken blickte Josuar Gandaro auf. Er war so sehr in seine Lektüre vertieft gewesen, dass er nicht gehört hatte, wie sich der Zugang zur Kabine öffnete. Im Rahmen des Schotts stand Nego Snaavaj, der Expeditionsleiter. Josuars Gesicht nahm einen verärgerten Ausdruck an.

»Nicht, dass ich deine Privatsphäre verletzen will«, versicherte der Kommandant schnell. »Aber der Eingang war nicht verriegelt, und ...«

»Es gibt Türmelder«, unterbrach ihn Josuar unwirsch, »und eine Interkomanlage, über die ich jederzeit zu erreichen bin.«

Nego winkte wegwerfend ab.

»Ich bin zufällig hier vorbeigekommen, auf dem Weg zur Zentrale. Die Idee, dich mitzunehmen, entstand ganz spontan. Da halte ich mich nicht mit Türmeldern auf, schon gar nicht, wenn du deine Kabine nicht abgeschlossen hast.« Er zog fragend die Brauen in die Höhe. »Also, was ist? Kommst du mit, oder soll ich alleine gehen?«

Josuars Zorn über die Störung verflog schnell. Er legte die Broschüre beiseite, in der er gelesen hatte, und stand auf. In seinen Augen glomm waches Interesse.

»Die Sonde, sagst du? Ich wusste nicht, dass es schon soweit ist.«

Nego legte ihm die Hand auf den Rücken und schob ihn mit sanftem Druck auf den Korridor hinaus.

»Du weißt vieles nicht, mein Sohn«, meinte er philosophisch, »aber ich bin sicher, dass du das meiste beizeiten lernen wirst.«

Was soll das nun wieder!, dachte Josuar grimmig und verzog die Mundwinkel. Er sagte jedoch nichts. Seit dem Start der DRUDEL gefiel sich der Kommandant zuweilen darin, den wesentlich jüngeren Wissenschaftler übertrieben väterlich zu behandeln. Dabei verkannte er allerdings nie, dass der Forscher die wichtigste Person an Bord war.

Sie betraten die Zentrale, als die Vorbereitungen zum Ausschleusen der Sonde gerade in die letzte Phase gingen. Nur zwei der Arbeitsplätze waren besetzt. Silvia Ghass, die Navigatorin, saß vor einem Datensichtgerät und kontrollierte die Übereinstimmung der Kurs- und Verzögerungsvektoren mit den lange zuvor berechneten Sollwerten. Neben ihr verfolgte Pierre Cairanne den auf einem Monitor in Zahlenreihen wiedergegebenen Countdown für den Abstoßimpuls.

Josuar blickte kurz auf den Panoramabildschirm. Die DRUDEL hatte den Überlichtflug unterbrochen und befand sich im Einstein-Raum. Der galaktische Sektor, den sie durchquerte, lag abseits der gebräuchlichen Schifffahrtsrouten, auf halbem Weg zwischen der Erde und dem Zielstern, und war so gut wie nicht frequentiert. Insofern hatten die taktischen Planer des Unternehmens hervorragende Arbeit geleistet. Die Gefahr einer Entdeckung war kaum größer als Null.

Neben dem Kommandanten ließ sich Josuar in einem Kontursessel nieder. Ein kleines, in die Schaltkonsole eingelassenes Wiedergabeelement zeigte den Hangar, wo die Sonde zum Abschuss bereitstand. Es war ein rundes, kaum zwei Meter durchmessendes Ding, das im Licht der Schleusenbeleuchtung silberne Reflexe warf. Im Innern der Kugel befand sich ein leistungsstarker Sender, und auf der Oberfläche ragten mehrere kuppelförmige Antennen- und Funksysteme hervor.

»Wir haben eine Verzögerung von sechzig Stunden programmiert«, erläuterte Nego. »Danach wird sich die Sonde aktivieren und den Funkspruch ausstrahlen, der unsere Freunde auf Cheyraz hoffentlich gehörig verwirrt. Das Ganze ist mit der Symbolkennung einer Hanse-Karawane versehen, die sich auf dem Weg nach Andromeda befindet.«

Josuar kannte zwar den groben Ablauf des beabsichtigten Täuschungsmanövers, nicht jedoch die kleinsten Einzelheiten, die sich die Taktiker ausgedacht hatten.

»Einer hypothetischen Karawane, nehme ich an«, hakte er nach. »Ich meine, eine solche Symbolkennung, wie wir sie simulieren, gibt es in Wirklichkeit gar nicht?«

»Natürlich nicht.« Nego schüttelte lachend den Kopf. »Sie sollen ruhig ein bisschen rätseln und Zeit verlieren, bis sie die Nuss, die wir ihnen vorwerfen, geknackt haben.«

»Achtung!«, meldete Pierre Cairanne lautstark. »Wir haben X minus ... drei ... zwo ... eins ...«

»Ab!«, fiel ihm Silvia ins Wort. »Raus mit dir!«

Das klang so begeistert, als wollte sie die Sonde eigenhändig aus dem Hangar befördern.

Das Startkatapult schleuderte die silberne Kugel in den Weltraum hinaus. Sie entfernte sich rasch.

Nego übernahm die weitere Kontrolle ihres Fluges.

»Position einwandfrei«, verkündete er nach einer Weile. »Rotation korrekt, Kurs wie berechnet.« Er lehnte sich zurück und nickte anerkennend. »Das war Maßarbeit.«

Pierre hob gelassen die Schultern.

»Was hast du anderes erwartet«, meinte er selbstgefällig.

Josuar Gandaro vermochte die unbekümmerte Stimmung der anderen nicht zu teilen. Das Ausschleusen der Sonde war leichtes Raumfahrertraining im Vergleich zu dem, was ihnen noch bevorstand. Das erste Mal seit dem Start von Terra beschlich ihn drückendes Unbehagen. Er dachte an das Testobjekt, das er in seiner Kabine verwahrte.

»Jetzt haben wir sechzig Stunden Zeit«, sagte er beklommen. »Dann wird es ernst.«

 

*

 

Einer der wichtigsten Faktoren der Vorausplanung bestand darin, den Aufenthalt im Normalraum, der zum Ausschleusen der Sonde nötig war, so kurz wie irgend möglich zu gestalten. Kein uneingeweihter Beobachter durfte auf die Idee kommen, dass die DRUDEL ihren Flug unterbrochen hatte, und daraus womöglich die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn die Porleyter den geringsten Verdacht schöpften, war das gesamte Unternehmen von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Der Wiedereintritt in den Hyperraum vollzog sich deshalb mit bemerkenswerter Eile. Als Josuar die Zentrale verließ, hatte das Schiff den Metagrav-Vortex – ein künstlich projiziertes Pseudo-Black-Hole, das den Übertritt in die nächsthöhere Dimension erst ermöglichte – bereits passiert und bewegte sich im Schutz der Grigoroff-Schicht mit hohem Überlichtfaktor auf sein Ziel zu.

Vor wenigen Tagen noch war diese Art des Fortkommens durch das von dem porleytischen Hyperraumdestruktor erzeugte Störfeld unmöglich gewesen. Heute dagegen zeugte nichts mehr von dem katastrophalen Einfluss. Der Flug verlief ohne Schwierigkeiten.

Immerhin, überlegte Josuar, hatten es die Porleyter verstanden, den Völkern der Milchstraße ihr technisches Wissen und ihre Macht in großem Maßstab zu demonstrieren.

Diese Macht zu unterwandern, die Vorherrschaft zu brechen, die die Porleyter sich auszuüben anmaßten – darin lag der einzige Zweck der DRUDEL-Expedition. Das Instrument, das dazu verhelfen sollte, befand sich in Josuars Kabine; er verstand seine Funktionen und konnte es bedienen. Die Feuerprobe allerdings musste es erst noch bestehen, und der Wissenschaftler war keineswegs sicher, ob sie erfolgreich verlaufen würde. Der Test, zu dem sie unterwegs waren, konnte ebenso gut misslingen und in einer tödlichen Katastrophe enden.

Dennoch musste es versucht werden – im Interesse der Freiheit und Selbstbestimmung aller Völker.

Als er in den Korridor einbog, der die Wohneinheiten der Besatzungsmitglieder miteinander verband, sah er Danyella vor dem Eingang zu seiner Kabine stehen und den Türmelder betätigen. Augenblicklich schlug sein Herz höher. Wie üblich, war er bemüht, sich nichts von seinen Empfindungen anmerken zu lassen. Er konnte freilich nicht verhindern, dass ihm die Freude im Gesicht geschrieben stand.

Sie hörte ihn kommen und wandte sich ihm zu. Sie lächelte.

»Du hast dich nicht etwa in der Tür geirrt?«, fragte er.

»Wohl kaum. Ich wollte mich zu einem Kaffee einladen.«

Ihre Augen hatten einen spitzbübischen Ausdruck angenommen. Josuar trat an ihr vorbei und öffnete das Schott.

»Dann komm. Du kannst dich bei mir wie zu Hause fühlen.«

Sie setzte sich, während er zum Getränkeautomaten ging und seine Wünsche programmierte. Wie Josuar selbst, gehörte auch Danyella zu dem 26-köpfigen Spezialteam, das in einem Geheimlabor des HQ-Hanse bis vor wenigen Tagen experimentiert hatte. Dort waren sie sich erstmals begegnet und auf Anhieb gute Freunde geworden.

Josuar gestand sich ein, dass er sie auch auf andere als kameradschaftliche Art mochte. Sie war eine attraktive junge Frau, die jederzeit freundlich und ausgeglichen wirkte. Das von schulterlangen rotbraunen Haaren umrahmte Gesicht strahlte Weiblichkeit und Intelligenz in gleichem Maß aus. Bei Leuten, die ihr Vertrauen genossen (wozu sich auch Josuar zählen durfte), beklagte sie sich manchmal darüber, dass die Natur ungerecht mit ihr umgegangen sei: Ihr Becken hielt sie für zu breit, dafür waren ihr andere feminine Merkmale zu wenig ausgeprägt.

Dem Hyperphysiker gefiel sie so, wie sie war. Ihr ganzes Auftreten, ihre Persönlichkeit mit allen Stärken und Schwächen berührten ihn auf höchst angenehme Weise, und er ließ keine Gelegenheit aus, ihr das in Form von kleinen Aufmerksamkeiten und Komplimenten immer wieder nahe zu bringen. Damit erschöpfte sich aber auch schon das, was er ihr von seiner Sympathie offenbarte. Ansonsten gab er sich eher verschlossen und ängstlich bemüht, tiefere Empfindungen zu verbergen. Es war noch nie seine Stärke gewesen, in zwischenmenschlichen Beziehungen die Initiative zu übernehmen.

Er griff nach den mit dampfendem Kaffee gefüllten Bechern und setzte sich zu ihr. Danyella hielt die Broschüre in den Händen, die er auf dem Tisch hatte liegen lassen, und blätterte darin.

»Was ist STAC?«, fragte sie.

Josuar stellte die Getränke ab und lehnte sich zurück. Es behagte ihm nicht, dass sie ihn so direkt darauf ansprach.

»STAC ...«, wiederholte er verlegen. »Nun, wie soll ich das beschreiben ...?«

Sie blinzelte ihm schnippisch zu.

»Ist es schwer? Oder zu kompliziert für mich?«

»Nein, nein«, sagte er hastig. »Aber man kann es kaum jemandem richtig erklären, der ihn nicht kennt.«

»Ihn?«, echote sie verständnislos und betrachtete das Deckblatt der Broschüre. »Wen meinst du damit? Weidenburn etwa?«

Josuar nickte ergeben.

»Weidenburn. Genau den.«

»Du kennst ihn?«

»Ich habe ihn auf einer Kundgebung gesehen. Was er sagte, war sehr beeindruckend und hat mich überzeugt.«

»Soweit mir bekannt ist, hält sich Weidenburn für eine Art Weltverbesserer«, meinte Danyella kopfschüttelnd. »Er ist Anführer einer Sekte, nicht wahr?«

»So einfach kann man es nicht sagen«, wand sich Josuar. Das Gespräch wurde ihm immer unangenehmer. »Man muss zugeben, dass er einige nachdenkenswerte Ideen hat.«

Danyella verzog das Gesicht.

»Für meine Begriffe ist er ein Scharlatan, der die momentan unbefriedigende Situation vieler Menschen schamlos ausnutzt. Wären die Porleyter nicht aufgetaucht, er hätte schwerlich mehr als eine Handvoll Anhänger gewonnen.«

»Das glaube ich nicht«, widersprach Josuar bestimmt. »Es liegt an seiner revolutionären neuen Weltanschauung, dass so viele Leute hinter ihm stehen, zum großen Teil auch an seiner Überzeugungskraft ...«

»Er versucht, andere für dumm zu verkaufen«, blieb sie bei ihrer Einschätzung. Sie drehte die Broschüre in den Händen und hielt ihm das Deckblatt entgegen. »Du brauchst doch nur den Titel dieses altmodischen Heftes zu lesen, dann weißt du alles. Wisst ihr, wohin die Hanse-Schiffe fliegen?, fragt Weidenburn. So ein Quatsch! Die DRUDEL ist ein Hanse-Schiff. Und? Wohin fliegen wir?«

»Nach Cheyraz«, sagte Josuar. Sie hatte nicht verstanden. Wie auch?

Danyella legte die Broschüre auf den Tisch zurück und griff nach dem Kaffeebecher.

»Na bitte. Ich weiß es, du weißt es, alle wissen es! Was also soll der Unsinn?«

2.

 

Vor vier Monaten noch hatte es auf dem Parkplatz von Gleitern und Bodenfahrzeugen geradezu gewimmelt. Viele Menschen waren in ihrer Freizeit von hier aus zu Ausflügen in die Natur oder zu privaten Exkursionen um den Planeten gestartet. Ständiges Kommen und Gehen hatte den Eindruck lebendiger Geschäftigkeit erweckt.

Jetzt war alles anders.

Das betonierte Feld am Nordrand der Stadt lag wie ausgestorben im Licht der Nachmittagssonne. Nur drei Fahrzeuge standen auf dem Platz, zwei davon waren Dienstgleiter der Kosmischen Hanse. Seit die Porleyter das Leben auf Cheyraz kontrollierten und das Parkfeld zum Ausgangs- und Endpunkt ihres täglichen Inspektionsflugs machten, hatten sich private Benutzer schon bald zurückgezogen und waren auf andere Plätze ausgewichen.

Zorc Kallman und Bruno Raytz konnte das nur recht sein. In aller Ruhe und unbeobachtet hatten die beiden Ingenieure die Manipulation an dem dritten Fluggerät vorgenommen. Es war ein Personengleiter, den die Porleyter regelmäßig benutzten und der eigens für deren anatomische Bedürfnisse umgebaut worden war.

Vom Dach eines flachen Gebäudes beobachteten die Männer den Parkplatz. Seit Stunden kauerten sie hinter der niedrigen Brüstung und warteten. Insbesondere für Bruno gestaltete sich der Anschlag zu einer Nervenprobe. Seine Hände waren feucht, auf der Stirn perlten kleine Schweißtropfen. Er blinzelte unruhig in die Sonne.

»Warum kommen die heute nicht? Ob sie etwas gemerkt haben?«

Zorc saß mit dem Rücken gegen die Brüstung gelehnt und hielt den Impulsgeber in der Hand. Auch er schwitzte. Um die Mittagsstunden erzeugte die Sonne Temperaturen bis zu 35 Grad Celsius, und die stets feuchte Luft in dieser Region tat ein übriges, um den Menschen den Schweiß aus den Poren zu treiben. Vielen setzte dieses Klima zu; die Zeiten der größten Betriebsamkeit waren dementsprechend vormittags und abends.

»Sie haben nichts gemerkt«, sagte Zorc beruhigend. »Du weißt, dass sie ihren Kontrollflug jeden Tag zu einer anderen Stunde antreten. Wir müssen Geduld haben.«

»Sie starten immer, solange es noch hell ist«, erinnerte ihn Bruno an ihre gemeinsamen Beobachtungen. Kurz blickte er auf seine Uhr. »In einer Stunde ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden. Sie waren noch nie so spät dran, und das gibt mir zu denken.«

»Keine Panik, mein Freund! Vielleicht sind sie irgendwo aufgehalten worden.«

Bruno hob etwas den Kopf und starrte in die Ferne. Das Handelskontor lag in einer Ebene, die von den Bewohnern Nebelloch genannt wurde. In einem nach Süden offenen Dreiviertelkreis war es von langen Bergketten umgeben, deren mächtigste Gipfel bis in eine Höhe von zehntausend Metern reichten. Die Feuchtigkeit fing sich hier und wurde von starken Regenfällen immer wieder auf einem überdurchschnittlichen Niveau gehalten. Selten, dass die Luft über längere Zeit trocken und die Sicht klar blieb.

Knapp 50 Kilometer außerhalb der Stadt, in nördlicher Richtung, lag am Hang des Berges Tritun die Großfunkstation, die das Ziel der regelmäßigen porleytischen Inspektionsflüge war. Bruno strengte seine Augen an, aber durch den Dunst vermochte er nicht einmal den Berg selbst wahrzunehmen, geschweige denn die Stahlkuppel des Stützpunkts. Fünfzig Menschen arbeiteten dort unter der Leitung der Hanse-Spezialistin Ingmar Jäntinger. Die Station diente als Teil einer Funkbrücke für Hanse-Karawanen zwischen Andromeda und der Milchstraße.

Brunos Aufmerksamkeit wurde durch eine Bewegung abgelenkt, die unten auf der Straße entstand. Rosaroter Schimmer leuchtete zu ihm herauf.

»Da!«, stieß er gepresst hervor. »Da sind sie.«

Zorc machte hastig ein Zeichen, dass er sich ruhig verhalten sollte. Er zog die Knie an und drehte sich langsam herum. Vorsichtig spähte er über die Brüstung.

Nebeneinander bewegten sich die Porleyter in ihren halb aufrecht gehenden, gepanzerten Körpern über den Parkplatz. Sie hatten die Kardec-Gürtel umgeschnallt und eingeschaltet. Der parapsionische Schutzschild umfloss sie wie ein dünner Ölfilm.