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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2352

 

Griff nach Drorah

 

Unter dem Druck der Terminalen Kolonne – bei den Akonen regt sich der Widerstand

 

Hans Kneifel

 

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Wir schreiben das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einem gigantischen Machtinstrument der Chaotarchen. Die aus der Galaxis gewonnenen »Ressourcen« sollen für Zwecke eingesetzt werden, die dem Entstehen einer Negasphäre in der Nachbargalaxis Hangay dienen sollen. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, die normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden.

Perry Rhodan und seine Weggefährten erhalten mit den sogenannten Friedensfahrern eine Organisation als Verbündete, die erst vergleichsweise kurz besteht, aber von vielen Geheimnissen umrankt ist. Auch der »Nukleus«, ein Geistwesen im Auftrag von ES, und sieben Mächtige aus einem anderen Universum suchen den Schulterschluss mit Terra. Hinzu kommen die USO und ein Geheimstützpunkt in der Charon-Wolke sowie die unter dem Befehl des Imperators Bostich I. stehende imperiale Flotte von Arkon, die jedoch an unbekannten Orten stationiert ist.

Andere Völker stehen alleine und abgeschnitten von allem da. Eines davon sind die Akonen, die älteste Kultur von Lemurerabkömmlingen der gesamten Milchstraße. Der Terminalen Kolonne glückt nunmehr der GRIFF NACH DRORAH …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terranische Resident sucht die Abgeschiedenheit seines Hauses auf, um Kraft zu schöpfen.

Dorn Tevomor – Der Galakto-Psychologe bietet TRAITOR auf friedliche Weise die Stirn.

Jere tan Baloy – Der Raumfahrer muss sich entscheiden, ob er aufgeben oder Widerstand leisten will.

Eniva ta Drorar – Die Akonin verpflichtet sich der Résistance gegen TRAITOR.

Taje Karoon-Baal – Ein Agent des Energiekommandos kämpft sich durch die Rekonvaleszenz.

Prolog

 

Wieder einmal war er allein.

In der Galaxis schrieb man den 25. Juli 1345 NGZ.

Er fühlte sich nicht einsam; aber völlig allein mit seinen Gedanken, Erinnerungen und der Last des Erkennens. Terra darf nicht fallen – das war leicht dahingesagt, und es war leicht, es ebenfalls auszusprechen und andere dadurch zu motivieren.

Aber konfrontiert damit, was TRAITOR alles fertig brachte, bröckelte die Fassade an Zuversicht, die er um sich herum aufgebaut hatte. TRAITOR hatte seinen Sohn gefangen und in die Reihen der Terminalen Kolonne eingegliedert.

Mein Sohn steht auf der Seite des Feindes.

Es war, im Kontext der Invasion der Kolonne, kein weltbewegendes Ereignis, auch wenn Roi einige Geheimnisse an den Feind weitergegeben hatte. Aber manchmal kam es nicht darauf an, ob ein Ereignis objektiv groß war. Für Perry Rhodan war es im Lauf der letzten Tage zunehmend gigantisch geworden, obwohl er es niemals nach außen gezeigt hätte. Nicht einmal Gucky gegenüber gab er es zu, und der Mausbiber war einer seiner ältesten und engsten Freunde. Mit Bully hätte er vielleicht darüber sprechen können, doch dieser war weit entfernt im Einsatz.

Perry Rhodan starrte, ohne richtig wahrzunehmen, was er sah, auf die Windmuster, von denen die dunkelblaue Oberfläche des Goshunsees gefurcht wurde. Bilder scheinbaren Friedens, Grafiken ewigen Vergehens und Neuentstehens.

TRAITOR war für Perry Rhodan zum Synonym für ein gnadenloses Konzept geworden, das die totale Versklavung der Galaxis und die Ausbeutung aller Ressourcen zum Ziel hatte.

Mehr als 17.000 Traitanks – wie die vor Ort befindlichen Standardraumer der Kolonne genannt wurden – belagerten das Solsystem, das sich hinter dem Schutz des TERRANOVA-Schirms verschanzt hatte. Rhodan wusste, dass diese Armada nicht mit den Mitteln vor Ort zu besiegen war. Und dabei hatten sie es erst mit der Vorhut zu tun.

Die eigentliche Streitmacht, eine gigantische Armee, würde in kurzer Zeit eintreffen. Und dann … Würden sie letztlich alle das Schicksal Michael Reginald Rhodans teilen? In den schwärzesten Stunden des Tages schien ihm das manchmal unausweichlich.

Einem vagen Impuls folgend, hatte sich Rhodan vor einigen Stunden in seine Villa am Goshunsee zurückgezogen. Wenigstens für kurze Zeit wollte er allein sein. An diesem Ort war – in einer besseren Zeit, in einer besseren Welt und in einem herrlich altmodischen »Bungalow« – sein Sohn aufgewachsen. Sein Sohn … von den Medizinern der Terminalen Kolonne zu einer Hälfte eines Dualwesens missgestaltet.

Michael – oder Roi, wie er sich die meiste Zeit seines Lebens über genannt hatte, um aus dem Schatten seines Vaters treten zu können – war über die Jahrhunderte ein so fester Faktor in Perry Rhodans Leben geworden, dass es kaum vorstellbar war, ihn plötzlich zu verlieren oder sogar gegen ihn zu kämpfen. Ja, Rhodan hatte schon viele Menschen verloren, die ihm nahe gestanden hatten: Lebensgefährtinnen ebenso wie Kinder, und jedes Mal tat es weh. Aber weder Thora noch Mory, Gesil, Thomas, Suzan oder Eirene hatten so lange zu seinem Leben gehört wie Roi.

Ein stilles Drängen hatte ihn bewogen, in die einst vertraute, warme Umgebung zurückzukehren und aus der Erinnerung an einzelne Stationen seines Lebens etwas Kraft zu schöpfen, innerlich zur Ruhe zu kommen. Roboter hatten das geräumige Haus sauber und bewohnbar gehalten, obwohl niemand mehr darin lebte. Ungehindert ging sein Blick durch die Panoramascheibe seines ehemaligen Büros. Ein Farbfleck lenkte ihn ab: Dort pflügte ein bunter, winziger Sportkatamaran mit nachmittäglichem Westwind vor der Kulisse des Uferwaldes über den See.

Ein Zeichen, dachte Rhodan und gönnte sich ein winziges Lächeln, dass die Terraner sich der Angst nicht ergaben, sondern sich Normalität schufen, wo immer es ging. Ehe er recht wusste, was er tat, fand er sich vor einer Wand wieder, die von mehreren Hologrammen geziert wurde. Es traf ihn wie ein Stich ins Herz, als er das Brustbild einer schönen, rotblonden Frau betrachtete. Sie schien ihn missbilligend zu mustern, wie die silberhaarige, rotäugige Schönheit links und die Schwarzhaarige mit den flammenden Augen rechts davon.

Nein, ich werde nicht verzagen. Er würde um seinen Sohn kämpfen, wie er auch um die Freiheit der ganzen Galaxis kämpfte. Die Mediker der Milchstraße kannten bisher kein Mittel, eine Komponente eines Dualwesens wieder in ein eigenes Leben zurückzuführen, doch das musste nichts heißen. Die moderne Medizin vermochte so vieles … Sie benötigten lediglich Zeit und Versuchsobjekte. Der Ara Zheobitt hatte es geschafft, das Leben des arkonidischen Imperators zu retten, wider alle Wahrscheinlichkeit. Da sollte es doch möglich sein, Roi ins menschliche Leben zurückzuholen.

»Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um unserem Sohn zu helfen«, flüsterte Rhodan dem Hologramm zu. Er wird nicht dazu verurteilt sein, ein ewiges Leben als Dualer Kapitän für die Mächte des Chaos zu führen.

Er ließ den Blick zu der schwarzhaarigen Schönheit gleiten und spürte wieder diesen Schauder, das Züngeln schwarzer Flammen, den er in ihrer Gegenwart anfangs stets empfunden hatte. Gesil!

Erinnerst du dich überhaupt noch an mich? So lange bist du schon jenseits der Materiequellen, dass du mich wahrscheinlich längst vergessen hast. Aber was würdest du, eine Fast-Kosmokratin, unternehmen, wenn du wüsstest, was die Mächte des Chaos hier anrichten? Welchen Rat würdest du mir geben? Gesil war es einst gewesen, die den Herrn der Elemente im Solsystem besiegt hatte. Was würde sie ihm raten, wenn sie wüsste, was der Galaxis nunmehr bevorstand?

Den Chaosmächten kam es keineswegs »nur« darauf an, die Galaxien in der Umgebung um die Negasphäre Hangay aus machtpolitischen Gründen zu beherrschen, obwohl das beherrschte Hinterland eines ihrer klaren Ziele war. Dazu würden sie einen Chaotender einsetzen – und zwar einen, der erst gebaut werden musste, und zwar aus den Mitteln der Lokalen Galaxiengruppe.

»VULTAPHER!«

Rhodan stieß den Namen aus wie einen Fluch. VULTAPHER würde die entstehende Negasphäre Hangay gegen die Aktionen der Ordnungsmächte beschützen, und Bestandteile des Chaotenders würden die wichtigsten Planeten der Milchstraße sein, samt deren Bewohnern mitsamt allen Ressourcen, umgestaltet zu »Kabinetten«.

Besonders schaurig wurde diese Vorstellung durch den Umstand, dass Rhodan bereits einige der geplanten Kabinette kannte, denn sie waren durch die ominösen Dunklen Obelisken bereits seit längerem markiert worden: Arkon, Olymp, Drorah, Archetz, Nosmo und Gatas. Weitere würden folgen, daran ließen die Berichte der neuen Verbündeten Terras keinen Zweifel.

Gesils Hologramm schwieg, wie nicht anders zu erwarten.

Erste Schatten hoher Gebäude erreichten das Seeufer. Ein trügerisches Idyll, an dessen Anblick Rhodan keine Freude zu empfinden vermochte. Der Katamaran war längst fort. Rhodan seufzte. Auch der Augenblick, in dem er sich völlig privat geben durfte, war vorüber. Er musste zurückkehren in die stählerne Orchidee der Solaren Residenz zu seinen Freunden, ins Zentrum aller, womöglich noch schlimmerer Informationen, und dort würde er das tun, was von ihm erwartet wurde: Tatkraft zeigen und Optimismus verbreiten.

Als er den Raum verließ, fiel sein letzter Blick auf das Hologramm der schönen Arkonidin, deren feines Haar in einer unmerklichen Brise wehte.

Kämpfe, kleiner Barbar einer unbedeutenden Welt im äußersten Winkel des Imperiums, schien Thora ihm zuzurufen, nur halb spöttisch. Zeig es ihnen, wie du es allen gezeigt hast. Wahre deine Ehre und behaupte deinen Platz in der Galaxis!

Dann war er fort, und Stille kehrte wieder ein in den Bungalow am Goshun-See, der erneut in die atemlose Stille verfiel, in der er jedes Mal auf die Rückkehr seines Eigentümers wartete.

1.

 

Akon-System, 26. Juli 1345 NGZ; Hauptstadt, um Mittag, nahe dem Impuri-Turm am Rand des Stadtbezirks Konar-Kon-Isir:

Über dem Turm, einem der höchsten zivil genutzten Gebäude des Hauptstadt Konar, schwebte reglos und bedrohlich wie eine seltsam geformte Gewitterwolke der Diskus eines Traitanks.

In allen Teilen der 35-Millionen-Stadt an der Konar-Bucht standen Bewohner und betrachteten irritiert, voll böser Ahnungen, neugierig oder in stummer Verzweiflung die Vorgänge. Vor etwa zwei Stunden waren die schlangengesichtigen Soldaten der Terminalen Kolonne in den Turm eingedrungen und hatten begonnen, ihn mit Waffengewalt zu räumen. Zu den Wartenden und Schaulustigen kamen die vertriebenen Bewohner des riesigen Gebäudes, das einem Bündel schlanker hoher Röhren mit unterschiedlichen Durchmessern und Höhen glich, die von Sendemasten, allegorischen Figuren und rotierenden Kunstwerken gekrönt waren.

Die Morgensonne spiegelte sich in verwirrenden Mustern in den stählernen und gläsernen Fassadenteilen dieses Wahrzeichens, das selbst die Spitzkuppel des Ratspalasts überragte. Über die riesige Hauptstadt Drorahs hatte sich in diesen Stunden eine ungewöhnliche Stille gelegt, die ebenso bedrohlich wirkte wie der einzelne lauernde Traitank.

Sie war Ausdruck der erzwungenen Lethargie, die ganz Konar und Drorah und das System befallen hatte. Jegliche Kommunikation zwischen den Welten und Stützpunkten war ebenso untersagt wie jeder Start eines Schiffs; woher und wohin auch immer. Die Bereiche des täglichen Lebens waren den wenigsten Einschränkungen unterworfen. Viele Einrichtungen und Verwaltungen der untersten und mittleren Ebene arbeiteten nur dank der Eigeninitiative der Funktionsträger mehr oder weniger unbelästigt, wenngleich lückenhaft. Preise und Dienstleistungen unterlagen einer schwer verstehbaren Willkür: das eine war unerschwinglich geworden, das andere kostete so gut wie nichts.

Vom Restaurantdach des Einkaufscenters reichte der Blick ohne Hindernisse zum Turm und zur Antennenspitze des Ratspalastes mit dem Dunklen Obelisken. Solina saß neben Jere an einem Tischchen. Sie hatten halb geleerte Gläser vor sich. Der Wirt des Restaurants hatte sich vor einem Monat im Getränkelager erhängt; die Bedienung bewegte sich gleichgültig und schien die Programmierung der Hilfsroboter nicht zu beherrschen. Trotzdem war der hagere Exkapitän seine Bestellung losgeworden.

»Sieh genau zu, Solina«, sagte Jere leise und blies auf den Schaum seines Bieres. Der ehemalige Maphan, dessen Bewegungen ebenso lässig waren wie seine Kleidung, unterdrückte ein Schaudern. »Es ist einmalig. Wir erleben den Anfang vom Untergang Akons mit.«

Die Historikerin wandte den Blick von den Vorgängen am Turm, versuchte mit großen, graugrünen Augen in tan Baloys bitterem Gesicht zu lesen und zuckte dann mit den Schultern.

»Niemand begreift wirklich, was hier passiert.«

»Es passiert nicht nur hier, und viele haben es begriffen – und auf ihre Art reagiert«, murmelte der Exchef der LAS-TOÓR, die zusammen mit einigen hundert der Raumflotte ohne Flugauftrag auf dem Galtos-Raumhafen stand. »Wir jedenfalls sind arbeitslos. Sämtlicher Funktionen enthoben. Nutzlos.«

Er legte seine auffallend große Hand beruhigend auf die seidenbraune Haut ihres Unterarms; seine langen, schmalen Finger zitterten nicht und vermittelten der Historikerin die innere Ruhe des 80-Jährigen. Tan Baloys Agoraphobie, seine Furcht vor offenen Flächen, schien in den vergangenen Stunden gegenstandslos geworden zu sein.

Die Usurpation seitens der Kolonne bedeutete einen Angriff auf das persönliche Selbstwertgefühl aller Akonen und, da Gegenwehr der Bürger sinnlos erschien, eine bittere Einsicht, die nur ohnmächtige Wut hervorrief. Drorah, das Zentrum, nicht irgendein Kolonialplanet, wurde von den Mor’Daer beherrscht. Seit Anfang November des vergangenen Jahres aber, seit die TRAITOR-Direktive verkündet worden war, herrschte unerklärter Krieg zwischen dem Energiekommando und den Besatzern. Weder Jere tan Baloy noch Solina Tormas beteiligten sich aktiv daran. Sie warteten ab; ebenfalls in ohnmächtiger Wut und mit zunehmender Verzweiflung.

»Da passiert etwas«, sagte tan Baloy einige Sekunden später. Er ließ das Bierglas sinken und deutete auf den Traitank.

»Eine neue, kleinere Invasion.« Solina nestelte an dem großen, kupferfarbenen Haarknoten in ihrem Nacken.

Bis vor wenigen Minuten waren nur die schlangengesichtigen Soldaten zu sehen gewesen, die bei der distanzierten Betrachtung mit ihren riesigen Strahlerwaffen wie überzeichnete Karikaturen wirkten, und hin und wieder eine Mikro-Bestie. Auch jene Assassinen der Kolonne könnte man ihrer Erscheinung halber durchaus belächeln, schließlich ähnelten sie extrem geschrumpften Halutern – wenn nicht die ganze Galaxis um ihre mörderische Durchschlagskraft wüsste, seit sie ein Blutbad im Herzen des Terraner-Reiches angerichtet hatten.

Jetzt aber lösten sich aus dem Diskus, aus Öffnungen, die der Kommandant und Solina von ihrer Position aus nicht sehen konnten, nach und nach ein Dutzend fliegender Objekte und näherten sich in einer Kette dem Fuß des Impuri-Turms. Sie sahen ebenso seltsam aus wie viele Gerätschaften der Invasoren.

»Gleiter. Ungefähr 22 Meter lang«, brummte Jere und nahm einen tiefen Schluck. Die braun schimmernden Fluggeräte ähnelten längs halbierten Eiern, deren gewölbte Oberfläche eine Struktur aufwies, die an ein offen gelegtes Hirn mit allen seinen Windungen und Furchungen denken ließ. Der Boden schien völlig plan zu sein. In langsamem Flug sanken sie zu Boden, und aus ihren Luken tappten und zuckten zwei Meter große, etwa drei Meter lange, bernsteinfarbige Insektenwesen mit sechs grün-grau gefärbten langen Gliedmaßen.

»Neue Scheußlichkeiten, die gegen uns eingesetzt werden«, sagte Solina tonlos. Jere tan Baloy nickte schweigend. An den matt glänzenden Körperpanzern der Wesen klebten und hingen viele Gürtel und unterschiedlich große Taschen in schrillem, signalfarbigem Gelb. Schnell, stakend, aber scheinbar unbeholfen drangen sie in den Turm ein. An den Eingängen erwarteten sie vogelähnliche Ganschkaren, die mit fremdartigen Apparaten, vielleicht Messgeräten, hantierten.

»Ein Schlag nach dem anderen in das Gesicht eines jeden Akonen.« Jere leerte bedächtig sein Glas. »Diese Ungeheuer marschieren in unsere wichtigsten Gebäude, als wären sie deren Besitzer.«

»Das bedeutet, dass sie sich tatsächlich als neue Besitzer fühlen, als Herren des Akon-Systems.« Auch Solina wusste, dass sämtliche Ratsmitglieder, die sich nicht irgendwo auf Drorah versteckten, im Ratspalast ermordet worden waren. Eine globale Regierung gab es nicht mehr – nicht einmal ansatzweise. Und zwischen den Eroberern und unbekannten Gruppen tobten auf dem gesamten Planeten vernichtende Kämpfe. Unbekannte Gruppen?

Es waren höchstwahrscheinlich Mitglieder des Energiekommandos, die erbitterte, aber wenig koordinierte Gegenwehr leisteten und auf die demoralisierte Bevölkerung keine Rücksicht nahmen. Nichts unterstrich mehr, dass Akon mit dem Rücken zur Wand stand.

Jere tan Baloy erhob sich. Unter der samtenen Bräune war seine Haut fahlgrau.

»Gehen wir. Ich kann mir das nicht länger betrachten, ohne mich zu etwas Unsinnigen hinreißen zu lassen.«

Solina nickte. Sie verließen die Plattform und bewegten sich inmitten vieler anderer Bewohner, die nichts Rechtes mit ihrer Zeit anzufangen wussten, über den kleinen, von Bäumen gesäumten Platz auf ein Laufband zu, das in die Richtung ihres Wohnviertels auf der Garoth-Halbinsel dahinkroch. Die städtische Versorgung mit Energie war augenscheinlich noch sicher, denn die Terminale Kolonne mischte sich nicht übermäßig in rein lokale Belange ein. Aber andere Probleme wuchsen: Die Bewohner litten unter der Improvisation, die anstelle planmäßiger Strukturen herrschte und die jede Versorgung, ob nun mit Medizin, Lebensmitteln oder Verbrauchsgütern, erschwerte.

Wenn es so weitergeht oder vielmehr, wenn zunehmend nichts mehr weitergeht, haben wir bald auf ganz Drorah so etwas wie einen Rückfall ins barbarische Zeitalter, dachte die shaghominggeborene Historikerin.