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Und wahrlich, ein Pferd, das stolz sich trägt,
ist etwas so Schönes, Bewunderns- und Staunenswürdiges,
dass es aller Zuschauer Augen auf sich zieht.

Keiner wird müde, es anzuschauen, solange es sich in seiner Pracht zeigt!

(Xenophon)

Ob Plié, Chapeaux, Kompliment, Knien, Liegen, Sitzen oder aber auch Piaffe, Spanischer Schritt und Einstieg in die Hohe Schule light – dieses Buch wird Sie und Ihr Pferd auf dem Weg zu einer vertrauensvollen Partnerschaft begleiten.

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Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

In memoriam

Meiner Katzen:

Minka (gestorben 1998 im Alter von 18 Jahren)
Mucki (gestorben 2005 im Alter von 17 Jahren)
Luke (gestorben 2012 im Alter von 15 Jahren)

Und meiner Hunde:

Flora (gestorben 1987 im Alter von 10 Jahren)
Kim (gestorben 2000 im Alter von 13 Jahren)
Elfi (gestorben 2012 im Alter von 10 Jahren)

Sie waren mir Lebensabschnittspartner, Schwester und Bruder, Sohn und Tochter, Freund und Gefährte, Alleinunterhalter und Komiker, Seelentröster und vor allem Lehrmeister.

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden

Titelfoto: Christiane Slawik

Fotos im Innenteil: Christiane Slawik, wenn nicht anders erwähnt

Lektorat der Originalausgabe: Alessandra Kreibaum

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur

nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN 978-3-8404-6149-1

Inhalt

Vorwort

Körperliche und geistige Voraussetzungen

Voraussetzungen des Pferdes

Voraussetzungen des Menschen

Trainingsdauer

Ausrüstung und Vorsicht und Sicherheit

Bauanleitung für die Beinlonge

Bauanleitung für Halsring und Langzügel

Vorsicht und Sicherheit

Freiheitsdressur

Einstieg in die Freiheitsdressur

Appell

Freies Mitlaufen

Fangen spielen

Walzé/Freie Volte

Freestyle Longing

Freiheitsdressur für Fortgeschrittene

Side Pass Special

Side Pass Volté

En Arrière Special

Vor- und Hinterhandwendung Special

Zirzensische Bodenarbeit

Koordinationsübungen

Step Control Basic

Step Control Diagonal

Cross

Balancé

Spielerische Gymnastik

Plié/Da capo

Jambette/Referenz

Chapeaux

Bergziege

Klassische Zirkuslektionen

Der Spanische Schritt

Vorübungen

Die Polka

Der Schulschritt

Die ersten Spanischen Schritte

Der korrekte Spanische Schritt

Das Kompliment

Beinlonge – Fluch oder Segen?

Gewöhnen an die Beinlonge

Kompliment an der Beinlonge

Kompliment an der Hand

Kompliment an der Gerte

Das freie Kompliment

Knien und Ablegen

Der Weg ins Knien an der Hand

Knien an der Gerte

Ablegen über das Knien

Ablegen über das Wälzen oder das Kompliment?

Liegen und Sitzen

Aufrechtes Liegen

Übergang zum flachen Liegen

Variationen des flachen Liegens

Das erste Aufsetzen zum Sitzen

Das korrekte Sitzen

Steigen Step by Step

Warnhinweis!

Das Steigen aus dem Spanischen Schritt heraus

Das Steigen aus der Jambette/dem Chapeaux heraus

Steigvariationen für Fortgeschrittene

Salut und Doppelsalut

Elevade

Bot

Pferdetanz

Die Geschichte des Pferdetanzes

Ausrüstung

Tänze für Einsteiger

Tanz Travers (Kombination aller Seitengänge)

Tanz auf der Stelle (Cross und Balance)

Zirkeltanz

Spanischer Trab/Showtrab

Schaukelpferdchen à la Schulgalopp

Hohe Schule light

Klassische Hohe Schule für Freizeitpferde

„Tänzchen“ – Die Freizietreiterpiaffe Step by Step

Falkade für Einsteiger

Terre à Terre Step by Step

Schulparade – die „gestützte“ Levade

Pesade und Levade – Steigen mit Niveau und Eleganz

Und wie geht‘s weiter?

Vielen Dank und Kontakt

Vorwort

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„Am Anfang hast Du das Pferd, das Du brauchst. Und wenn Du alles richtig machst, dann hast Du irgendwann das Pferd, das Du verdienst.

(Heinz Welz, Pferdetrainer)

Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben, dessen Inhalt mir aus persönlichen Gründen sehr am Herzen liegt. Ich hoffe, dass auch Sie mit Ihrem Pferd durch dieses Buch zu derselben vertrauensvollen und harmonischen Partnerschaft finden, wie es mir mit meinen beiden Pferden, aber insbesondere mit meinem Pferd Shadow vergönnt ist.

Als Shadow in mein Leben trat, hatte er Angst vor Menschen und ich Angst vor Pferden. Eigentlich keine sonderlich guten Voraussetzungen. Shadow hatte gelernt, dass Menschen unzuverlässig, launisch und vor allem auch gewalttätig sind, und für sich entschieden, dass Angriff die beste Verteidigung ist.

Das erste Jahr mit Shadow war daher sehr spannend. Doch gerade durch die Zirkuslektionen fanden wir einen Draht zueinander. Denn dies war für uns beide völlig unbelastetes Neuland. Und als Shadow dann an einem kalten Dezembermorgen im Jahr 2000 – elf Monate nachdem ich ihn gekauft hatte – zum ersten Mal seinen Kopf in meinen Schoß legte und die Augen schloss, da war es, als wäre ein Schalter bei uns beiden umgelegt. Ich werde diesen Moment ebenso wenig vergessen wie meine erste große Show im darauffolgenden Sommer vor knapp 6000 Zuschauern; oder das erste Mal, als ich mit Shadow ohne Angst und völlig frei durch die Wälder des Schwarzwalds galoppieren konnte und mein Vertrauen in mich und mein Pferd wiedergefunden hatte.

Zirkuslektionen sind mehr als nur Show. Sie können Leben verändern, wenn man sie nicht als Pudeldressur versteht und auch nicht zum Zwecke der Selbstdarstellung ausführt. Zirkuslektionen, Freiheitsdressur und auch der Persische Pferdetanz können den Weg zu einer unglaublich tiefen, vertrauensvollen Partnerschaft mit dem Pferd ebnen.

Körperliche und geistige „Voraussetzungen

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               „Überlege einmal bevor Du gibst,

               zweimal bevor Du annimmst,

               und tausendmal bevor Du verlangst.“

(Marie von Ebner-Eschenbach)

Wenn ich mir die Berichterstattung mancher deutscher Pferdemagazine anschaue, wundere ich mich „in Sachen Zirkus“ immer häufiger: Angeblich seien Zirkuslektionen kinderleicht, bedürften keiner Vorbereitung und jedes Pferd in jedem Alter könne alle Tricks erlernen.

Rein theoretisch ist zwar jedes Pferd zu Galopppirouetten, zu Einer-Tempi-Wechseln und zu Piaffe und Passage fähig und kann auch locker sein eigenes Stockmaß überspringen. Aber beim Springen oder Dressurreiten kommt auch niemand auf die Idee, dass diese Lektionen in einem zweitägigen Seminar in Gruppenstunden ohne Vorkenntnisse zu erlernen und hinterher perfekt zu beherrschen sind.

Wem es nicht wichtig ist, ob das Pferd im Kompliment den Rücken hängen lässt, ob es das Steigen durch Psychodruck „lernt“ oder beim Spanischen Schritt die Hinterbeine mehr oder minder vergisst, der mag mit ein paar kleinen „Tipps und Tricks“ oder einem Schnupper-Wochenendkurs klarkommen. Für alle jedoch, die diese faszinierende Arbeit wirklich erfassen und pferdegerecht einstudieren wollen – und zwar ausschließlich zum Wohle des Pferdes und nicht zur Selbstdarstellung –, für die habe ich dieses Buch verfasst.

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Die Basis aller Übungen in diesem Buch ist Vertrauen! (Foto: Ingo Ehrmeier)

Voraussetzungen des Pferdes

Bevor Sie mit der in diesem Buch beschriebenen Arbeit beginnen, sollten Sie sich vergewissern, dass Ihr Pferd körperlich gesund ist und muskulär gut dasteht. Die Übungen beginne ich immer erst, wenn das Pferd sein Größenwachstum definitiv beendet hat. Da es hier von Rasse zu Rasse extreme Unterschiede gibt, rate ich, bei jungen Pferden die Wachstumsfugen röntgen zu lassen.

Ist das Pferd ausgewachsen, gilt es, das Augenmerk auch auf die Muskulatur und den Sehnen- und Bänderapparat zu lenken. Gerade bei den frühreifen Rassen kommt es manchmal vor, dass die Sehnen und Bänder den schnellen Wachstumsschüben kaum hinterherkommen und absolut nicht belastbar sind. Wer ein junges Pferd zwischen zwei und sechs Jahren besitzt, dem rate ich, vor allem Geduld mitzubringen. Vor der zirzensischen Arbeit sollten Sie das junge Pferd muskulär, koordinativ und mental schulen. Vorübungen finden Sie auch in meinen Büchern Junges Pferd, was nun? (Cadmos, 2007) und Mit Pferden spielen (Cadmos, 2009).

Doch auch erwachsene Pferde sollten zunächst auf ihre körperliche Verfassung überprüft werden, ehe man die teilweise anstrengenden und komplexen neuen Bewegungen verlangt. Als Vorbereitung zur Zirzensik ist die Arbeit an Longe und Doppellonge sehr empfehlenswert (Buchtipps: Becker, Horst: Das Athletische Pferd; Tillisch, Karin: Kreative Doppellongenarbeit). Auch die koordinativen Fähigkeiten des Pferdes sollten vor der Zirkusarbeit geschult werden.

Wer mit einem Seniorenpferd oder einem Pferd, das aufgrund von Krankheit oder Körperbau Einschränkungen hat, Zirkuslektionen einstudieren möchte, der bespreche sich zuvor am besten mit seinem Tierarzt oder einem Pferdeosteopathen. Auch dann gibt es sicherlich Übungen, die für die Gesundheit des Pferdes förderlich sein können.

Mental muss das Training dem Wesen des Pferdes angepasst sein und die Grundvoraussetzung der in diesem Buch beschriebenen Arbeit ist Vertrauen. Das Pferd muss Sie auf der einen Seite als Chef respektieren, doch dieser Respekt darf nicht auf Angst begründet sein. Ein guter Chef wird nicht gefürchtet, sondern geliebt!

Voraussetzungen des Menschen

Seit vielen Jahren gebe ich nun schon Kurse zu Zirkuslektionen und habe am eigenen Körper gespürt, dass das Einstudieren dieser Lektionen auch dem Menschen einiges abverlangt. Er begibt sich in ungewohnte Haltungen und führt komplexe Bewegungen aus, um dem Pferd beim Erlernen der neuen Lektionen zu helfen. Als allgemeine körperliche Vorbereitung für die Zirzensik kann ich nur empfehlen, die gesamte Muskulatur durch regelmäßiges Schwimmen zu kräftigen sowie eine bessere Koordination und Beweglichkeit durch Thai-Chi oder Qigong zu erreichen.

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„Problempferd“ Shadow fasste durch Zirkuslektionen wieder Vertrauen zum Menschen. (Foto: Ingo Ehrmeier)

Es ist auch sehr von Vorteil, die eigenen Bewegungen stets kontrollieren zu können. Hektische, unkoordinierte Bewegungen sind insbesondere in der Freiheitsdressur kontraproduktiv. Durch die asiatische Bewegungslehre lernen Sie, fließende Bewegungen in absoluter Konzentration und vor allem innerer Gelassenheit auszuführen.

Was die geistigen Voraussetzungen anbelangt, gilt hier das Gleiche wie prinzipiell im Umgang mit Pferden: Der Mensch muss seine eigenen Emotionen stets im Griff haben und darf Gefühlen wie Zorn, Wut oder Angst nicht nachgeben. Freude hingegen sollten Sie Ihrem Pferd immer deutlich zeigen. Aufbrausende Naturen oder Menschen, die sich selbst auf Kosten des Pferdes in den Vordergrund stellen wollen, werden mit der hier vorgestellten Methode wenig erfolgreich sein. Ein ruhiger, fairer und durch positive Bestätigung geprägter Umgang mit dem Partner Pferd ist der Schlüssel zum Erfolg.

Trainingsdauer

Um Zirkuslektionen und vor allem später auch den Pferdetanz erlernen zu können, sollte Ihr Pferd in der Lage sein, sich für mindestens zehn Minuten am Stück auf eine Sache zu konzentrieren. Das hört sich nach wenig an, aber es ist viel! Im Lauf der Zeit habe ich bei meinen Pferden eine kleine Formel herausgefunden: Pro Lebensjahr erhöht sich bei entsprechender Förderung die Konzentrationsspanne um eine Minute pro Jahr. In dieser Zeitspanne erfolgt immer die Arbeitsphase, in der neue Lektionen einstudiert und bekannte Übungen gefestigt werden. Hinzu kommen zehn Minuten individuelles Aufwärmen und fünf bis zehn Minuten „Chill-out“.

Wer diese Formel berücksichtigt, der kommt auf 20 bis 40 Minuten pro Trainingseinheit. Allerdings ist es kontraproduktiv, jeden Tag Zirkuslektionen zu üben. Von fünf Trainingseinheiten in der Woche sollte nur eine Einheit Zirzensik sein. Dann hat das Pferd ausreichend Zeit, über die Trainingsstunde nachzudenken, und man erzielt die besten Resultate. Auch meine beiden Showpferde trainieren in der Hauptsaison maximal zweimal die Woche ihre Zirkuslektionen und den Pferdetanz, in der Regel aber auch nur einmal in der Woche. Der Rest der Zeit teilt sich für meine Pferde wie folgt auf:

·  Eine Trainingseinheit Konditions- und Muskelaufbau (Longe, Doppellonge)

·  Eine Trainingseinheit Koordinationstraining (Bodenarbeit, klassische Handarbeit)

·  Zwei Trainingseinheiten Reiten mit den Schwerpunkten aerobe Ausdauer und Lektionstraining

·  Eine Trainingseinheit „einfach nur Spaß“: Ausritt, Spazierengehen, Lernspiele etc.

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Wenn schon etwas zum Naschen, dann bitte gesund für Pferd und Mensch: Datteln, Bananenchips, Apfelringe & Co. sind nicht nur wertvolle Energiespender, sondern manchmal kaum teurer als die zusammengepressten, gezuckerten Leckerlis aus dem Pferdefachhandel.

Ausrüstung und Vorsicht und Sicherheit

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(Foto: Ingo Ehrmeier)