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Betty Schmidt

Sammelband: Lunadar 1+2

Das Erbe der Carringtons & Der Orden der Meander





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Vorwort

Sammelband:

 

Lunadar I: Das Erbe der Carringtons

&

Lunadar II: Der Orden der Meander

 

© 2016 Betty Schmidt

 

1. Auflage

 

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Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind vorbehalten. Das Buch darf ohne Einwilligung der Autorin weder vollständig noch in Teilen schriftlich, elektronisch oder in anderer Form reproduziert werden. Davon ausgenommen sind Buchrezensionen, -besprechungen und Ähnliches. Diese dürfen kurze Abschnitte zitieren.

Personen, Orte und Handlungen innerhalb des Buches sind frei erfunden und entstammen der Fantasie der Autorin. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Orten oder Ereignissen sind Zufall und un­beabsichtigt.

 

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Buch Design:

Charming Designs - https://supr.com/charmingdesigns

 

Bilder im Cover:

Anja Kaiser/Fotolia.com, Clker.com, Graphicstock.com, Pixabay.com

 

Lektorat & Korrekturen:

Ulrike Fair, Lina Lieblich, Jutta Schmidt, Thomas Hohn, Alexandra Höchtl, Michaela Sipek, Juliette Manuela Braatz

 

weitere Mitwirkende:

Jessica Holmes, Arlette Heiner, Nicole Ziegler, Tina Barth, Steffi v. d. Driesch, Manfred Lukaschewski und die kreativen Mitglieder der Fantasy und Autoren Foren:

http://www.fantasy-schreibforum.com

& http://www.fantasy-foren.de

 

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Dieses E-Book beinhaltet Teil 1 und 2 der Fantasy Reihe Lunadar.
 
Bisher erschienen:

1. Das Erbe der Carringtons (Buch 1)
1.1 Überraschende Wendung (Extra-Szene zu Buch 1)
1.5 Sarahs Interview (Charakterinterview in Form einer Szene)
2. Der Orden der Meander (Buch 2)
Magische Weihnachten (Kurzgeschichte)
 
Aus Verständnisgründen wird empfohlen, die Bücher in der angegebenen Reihenfolge zu lesen.
 
Das Abenteuer beginnt ...
 
~ eine unerfahrene Hexe ~
~ eine Welt voller Magie, übernatürlicher Wesen und Gefahren ~
~ ein Geheimnis, das sie das Leben kosten könnte ~
~ eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und Verrat ~
 
Nach dem Tod ihrer Mutter entwickelt Sarah Lewis magische Fähigkeiten. Fasziniert von der neuen Welt, die sich ihr offenbart, findet sie jedoch heraus, dass das Leben einer Hexe nicht nur verführerisch, sondern auch tödlich sein kann. Umgeben von Magie, Dämonen, Werwölfen, Vampiren und einem mysteriösen Verfolger, der sie einfach nicht in Ruhe lassen will, versucht sie, die Geheimnisse ihrer Vergangenheit aufzudecken. Darüber hinaus muss sie lernen, sich selbst zu verteidigen, um sich zu schützen und das Leben, und den Willen, des Mannes zu retten, in den sie sich mehr als nur ein bisschen verlieben könnte.
 
Das Abenteuer geht weiter ...
 
Nach ihrem turbulenten Eintritt in die Welt des Übernatürlichen möchte Sarah sich erholen und genießen, dass sie noch am Leben ist. Dazu gehören Dates mit Ryan, der Einzug in ihr neues Haus mit ihren besten Freundinnen und sich am Strand zu entspannen. Was sie nicht gebrauchen kann, sind die Feinde ihres Vaters und einen skrupellosen Jäger, für den alles Übernatürliche automatisch böse ist. Natürlich interessiert es niemanden, was sie möchte. Ryan ist distanziert, Damien schikaniert sie und bevor sie weiß, wie ihr geschieht, wird sie nicht nur verfolgt, sondern beobachtet auch noch einen Mord. Langweilig scheint das Leben einer Hexe zumindest nie zu werden.

 

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Altersempfehlung: 16+

 

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Warnung: Wer keine Cliffhanger mag, sollte den Epilog von Lunadar 2 erst kurz vor Erscheinen des dritten Teils der Reihe lesen. Das Buch an sich hat eine abgeschlossene Geschichte, der Epilog ist eine Überleitung zum nächsten Band, sozusagen eine Art Teaser.

 

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Vielen Dank an alle, die mir geholfen haben! Ohne Euch wären meine Bücher nicht möglich. Vor allem möchte ich mich bei meiner Mutter bedanken, die immer an mich geglaubt und mich unterstützt hat, und bei Ulrike, die mir ständig mit Rat, Ideen, Verbesserungsvorschlägen und Korrekturen zur Seite steht.

 

Another person who deserves a very big thank you is my American friend Jess, who was always there to listen to my troubles, helped me plot and agreed to make me a great homepage.

 

Darüber hinaus geht ein ganz dickes Dankeschön an Lina und Thomas, die mich kaum kannten und trotzdem einverstanden waren, für mich das Korrekturlesen zu übernehmen. Danke für eure ehrliche Meinung und all die wertvollen Tipps!

 

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich auch bei euch, den Lesern, zu bedanken. Zum einen für eure Geduld und zum anderen für all die lieben Worte, die ich nach Teil 1 über Facebook, meinen Blog und auf anderen Wegen erhalten habe. Als Autorin freue ich mich natürlich, wenn meine Bücher gekauft werden. Noch wichtiger ist es mir allerdings, dass sie euch gefallen, vielleicht sogar ein Lächeln auf euer Gesicht zaubern. Deshalb freue ich mich ganz besonders über Rückmeldungen & Rezensionen. Vielen Dank! <3

 

Und nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und eine zauberhafte Reise durch Lunadar!

Lunadar 1: Das Erbe der Carringtons

Lunadar

 

 

Band I

 

 

Das Erbe der Carringtons

 

 

Betty Schmidt

 

 

Fantasy-Roman

1. Magie

Es war bereits dunkel. Nur der sanfte Schein der Straßenlaternen erhellte den Bürgersteig ein wenig. Ein leichter Wind wehte. Sarah Lewis zog ihre Jacke enger, um sich warm zu halten. Mit jedem Schritt schien es jedoch kälter zu werden. Oder war es gar nicht die Kälte, die sie beunruhigte? Sie fühlte sich unsicher. Vielleicht hätte sie nicht allein nach Hause gehen sollen? Eigentlich brauchte sie nur fünf­zehn Minuten von der Party, auf der sie gewesen war, bis zu ihrem Studentenwohnheim. Jetzt kam es ihr sehr weit vor.

Verunsichert sah sie sich um. Nichts. Nur Dunkelheit. Sie war allein. Langsam ging sie weiter, lauschte angespannt. Da war doch etwas. Hinter ihr. Abrupt blieb sie stehen. Schritte verhallten. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Eine Gänsehaut ließ sie erschauern. Hastig suchte sie die nächtliche Straße ab. Nichts. Bildete sie sich das alles ein? Vermutlich. Sie seufzte über sich. Dennoch ging sie schneller. Das unangenehme Gefühl wollte nicht von ihr ablassen.

Plötzlich hörte sie ein Knacken. Direkt hinter ihr. Leise nur. Für sie klang es laut wie ein Pistolenschuss. Erschrocken wirbelte sie herum und starrte in das von Dreck verschmierte Gesicht eines Mannes. Unter seiner Kapuze konnte sie nur einen grimmigen Mund erkennen. Ihr Herz fing an, laut zu schlagen. Blitzschnell griff er nach ihrer Tasche. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Wäre sie nicht so überrascht gewesen, hätte Sarah ihm die Tasche aus Angst überlassen. Stattdessen klammerte sie sich mit aller Kraft daran fest.

 „Gib her, Göre“, rief der Mann und zog fester. Sarah roch seinen nach Alkohol stinkenden Atem.

Als sie immer noch nicht losließ, zog er ein Messer. Starr vor Angst, verfolgte sie die blitzende Klinge, die in rasender Geschwindig­keit näher kam. Sie kniff die Augen zu, ließ die Tasche los und betete, dass er sie nun in Ruhe ließ. Abgesehen von einem leichten Ziehen in ihrem Magen passierte nichts. Sie blinzelte zaghaft und sah sich um. Der Mann war verschwunden, die Gefahr gebannt.

Mit hämmerndem Herzen atmete Sarah ein und aus, bevor sie ihre Umgebung genauer wahrnahm. Verwirrt drehte sie sich einmal um ihre Achse. Der Raum wurde nur notdürftig von einer Straßenlampe durch das Fenster beleuchtet, dennoch erkannte Sarah, dass sie in ihrem Zimmer stand. Das Ziehen in ihrem Magen fiel ihr wieder ein. Als sie es gefühlt hatte, war ihr nicht klar geworden, was es bedeutete. Sie hatte sich unbewusst in Sicherheit gebracht. Erleichtert atmete sie auf, schaltete das Licht ein und setzte sich auf ihr Bett.

Das Gesicht in den Händen vergraben, saß sie für einige Minuten still. Es war wieder geschehen. Seit Monaten passierten ihr bereits seltsame Dinge. Sarah konnte sich die Ereignisse nicht erklären und hatte sich immer gewünscht, sie würden aufhören. Diesmal tat sie das nicht. Der Mann hätte auf sie einstechen und sie töten können, wenn sie nicht wieder auf mysteriöse Weise von einem Ort verschwunden und an einem anderen aufgetaucht wäre.

Es hatte kurz nach dem Tod ihrer Mutter begonnen, vor etwas über einem Jahr. Sarah erinnerte sich noch genau und sah es beinahe vor ihren Augen. Es war ein kalter, verregneter Tag gewesen und der Bus hatte - wie üblich - Verspätung. Eine Gruppe von Mitschülern tuschelte ein paar Meter entfernt. Ihren verstohlenen Blicken zufolge, ging es wahrscheinlich um den Tod von Sarahs Mutter. Es war die Sensation in Tohosé, dem kleinen Ort, in dem Sarah aufwuchs. Noch nie hatte es dort einen Raubmord gegeben. Viele schienen geradezu erpicht auf blutige Geschichten zu sein und zerrissen sich die Mäuler. Sarah hasste es, zusätzlich zu ihrem Verlust, auch noch im Mittelpunkt zu stehen. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Zum Glück wurden ihre Mitschüler mit einem Auto abgeholt, bevor sie dumme Fragen stellen konnten. Der Bus kam allerdings immer noch nicht, und Sarah sah ihre neugierige Nachbarin von Weitem kommen. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als endlich zu Hause zu sein und sich in ihrem Bett verkriechen zu können. In der nächsten Sekunde stand sie in ihrem Zimmer.

Vorfälle wie diesen gab es im Verlauf der folgenden Monate mehrere. So sehr Sarah auch versuchte, nicht darüber nachzudenken oder sich einzureden, dass es eine plausible Erklärung gab, sie glaubte es nicht mehr. Einen Blackout zu haben oder sich in Gedanken zu verlieren, sodass die Zeit an einem vorbeiraste, war zwar möglich, aber dass es immer wieder passierte, war lächerlich. Wahrscheinlich würden die Meisten darauf bestehen, dass es nach dem Schock, den sie durch den Verlust ihrer Eltern erlebt hatte, nicht ungewöhnlich war, mal abzuschalten und nicht mitzubekom­men, wie die Zeit verging. Es klang auch einleuchtend. Allerdings gab es ein Problem bei dieser Erklärung. Egal wie weggetreten sie auch sein mochte, wenn sie wieder zu sich kam, müsste Zeit vergangen sein.

Sarah blickte zur Uhr auf ihrem Nachttisch. Vor zehn Minuten hatte sie die Party verlassen. Um bereits hier zu sein, hätte sie rennen müssen. Und wenn sie gerannt wäre, müsste sie außer Atem sein. Nein, sie war nicht gerannt, und es war auch keine Zeit verstrichen, zwischen ihrem Verschwinden von der Straße und dem Auftauchen in ihrem Zimmer.

Was passierte mit ihr? Stimmte etwas mit ihr nicht? War sie anders? Sofort fielen ihr Filme über Menschen mit Fähigkeiten ein: Hexen, Superhelden, Mutanten. Ein Schauer lief ihren Rücken hinunter. Sie konnte doch kein Mutant sein. Nein, bestimmt nicht. Handelte es sich vielleicht um … Magie. Sie hörte beinahe das Lachen ihrer Mutter, als sie das Wort dachte. Amanda Lewis hatte ihr bei jeder Gelegenheit mitgeteilt, was sie von Magie und dem Übernatürlichen hielt: absolut gar nichts. Geschichten über Zauberei, Vampire, Werwölfe und dergleichen gab es schon immer. Sarah fand diese interessant und aufregend. Als Kind glaubte sie sie sogar, aber ihre Mutter redete ihr das mit der Zeit aus. ‚Glaubst Du nicht, wir hätten schon längst Berichte und Videoaufzeichnungen über Vampire und andere Wesen gesehen, wenn es sie gäbe? Nein, das Übernatürliche ist nicht real und darüber auch nur nachzudenken, ist reine Zeitverschwen­dung“, sagte Amanda immer wieder. Sarah glaubte ihr. Warum auch nicht? Es kam ihr so vor, als wüsste ihre Mutter alles und die hätte ihre Tochter niemals angelogen. Aber vielleicht hatte sie es doch nicht besser gewusst? Sarah konnte sich eher mit dem Gedanken an Magie anfreunden als damit, eine Mutantin zu sein. Fantasy mochte sie mehr als Science Fiction.

Sarah seufzte. Mutmaßungen brachten nichts. Genauso wenig würde es ihr helfen, die Tatsache zu ignorieren, dass sie immer wieder von einem Ort verschwand und an einem anderen auftauchte. Es passierte und hörte sicher nicht auf, weil sie es sich wünschte. Nein, sie musste den Tatsachen ins Auge sehen, ihre Ängste überwinden und herausfinden, warum das alles geschah. Da es immer wieder passierte, egal wo sie sich aufhielt und wer sich in ihrer Nähe befand, deutete alles darauf hin, dass Sarah es selbst unbewusst auslöste. Sie musste mehr über Magie und übernatürliche Fähigkeiten in Erfahrung bringen. Vielleicht würde sie dadurch lernen, was auch immer sie tat, zu kontrollieren. Denn so konnte es nicht weitergehen. Was wenn sie es weiterhin aus Versehen machte und dabei etwas Schlimmes passierte? Sie könnte in einer Wand landen! Oder vor einem Auto. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Sie würde dieses ‚Verschwinden’ in den Griff bekommen! Einen Namen dafür zu finden, wäre auch nicht schlecht. Was machte sie da eigentlich? Beamen? Nein, das klang zu sehr nach Star Trek. Teleportation? Das hörte sich auch seltsam an, aber besser als beamen. Bis sie mehr darüber herausfand, würde sie ihre seltsame Fähigkeit Teleportieren nennen. Sarah lächelte. Jetzt hatte ihr Problem wenigstens einen Namen und erschien ihr seltsamerweise gleich erträglicher. Oder vielleicht war es erträglicher, weil sie ohne diese Fähigkeit wahrscheinlich niedergestochen worden wäre?

Sarah holte tief Luft und versuchte, nicht mehr daran zu denken, dass sie beinahe, wie ihre Mutter, das Opfer eines Raubmordes geworden wäre. Unruhig und ängstlich, stand sie auf und ging zum Fenster, um zu prüfen, ob es verschlossen war. Danach verließ sie ihr Zimmer, durchquerte den Gemeinschafts­raum der Wohneinheit, die sie sich mit zwei anderen Studentinnen teilte, und kontrollierte die Wohnungstür. Abgeschlossen. Sarah fasste in ihre Jackentasche und holte ihren Schlüssel heraus. Erleichtert schloss sie die Augen. Zum Glück hatte sie ihn in die Jacke und nicht ihre Handtasche gesteckt, die ihr gestohlen worden war. Sonst hätte sie mit Sicherheit kein Auge zugetan.

„Sarah?“, fragte plötzlich eine Stimme.

Erschrocken drehte Sarah sich um, schnappte nach Luft und versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. Einen Moment später ging das Licht an.

„Selina! Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du dich nicht immer so anschleichen sollst?“

Selina Matar lächelte, und schon fühlte Sarah sich besser. Wie immer, wenn sie ihre Freundin sah, kam es ihr so vor, als würde die Sonne aufgehen. Sarah wusste nicht, wie sie das machte. Vielleicht hatte Selina die Gabe, andere aufzuheitern oder jeder reagierte so auf seine beste Freundin. Sarah wusste es nicht und es war ihr auch egal. Sie war einfach nur froh, nicht mehr allein zu sein.

„Bist du okay?“, fragte Selina. „Du siehst blass aus.“

„Ja, ja, alles in Ordnung“, erwiderte Sarah, zog ihre Jacke aus und strich sich ihre langen, braunen Haare aus dem Gesicht. „Ich bin nur etwas schreckhaft heute und mir ist kalt. Am besten mache ich mir einen Tee.“

„Gute Idee“, sagte Selina und lief zum Wasserkocher. „Ich könnte auch was Warmes vertragen.“

Sarah hängte ihre Jacke auf und ging zum Schrank, um Tassen zu holen. Warmer Tee würde ihr gut tun und ihr etwas geben, auf das sie sich konzentrieren konnte, während sie sich beruhigte. Selina würde sonst merken, dass etwas nicht stimmte. Sie wollte ihre Freundin nicht beunruhigen. Und außerdem, was sollte sie ihr erzählen? Ich wurde überfallen, aber es ist alles okay, ich habe mich in Sicherheit teleportiert? Ja, super Idee, das klang reif für die Klapsmühle.

„Sarah!“

Sie drehte sich um, als sie die beharrliche Stimme ihrer Freundin vernahm.

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich rede mit …“ Selina brach ab und sah Sarah eindringlich an. „Was ist los? Und sag nicht wieder, dass alles in Ordnung ist. Du zitterst ja.“

Sarah blickte zu der Tasse, die sie aus dem Schrank geholt hatte und fest umklammert hielt. Sie zitterte tatsächlich. Schnell stellte sie das Gefäß weg, bevor sie es fallen ließ. Selina nahm ihre Hand und zog sie zum Sofa.

„Setz dich und erzähl. Vor mir kannst du sowieso nichts verheim­lichen, das weißt du doch.“

Seufzend sank Sarah auf die Couch. Selina kannte sie zu gut. Etwas vor ihr zu verheimlichen, war nicht leicht. Sie waren seit der ersten Klasse befreundet, hatten sich seitdem beinahe jeden Tag gesehen und fast alles zusammen gemacht. Nun teilten sie sich eine Wohneinheit im Studentenwohnheim. Niemand kannte Sarah besser. Sie hatte Selina immer alles anvertraut. Sie wünschte sich, es wäre immer noch so. Aber aus einem ihr unerfindlichen Grund, hatte sie es nicht übers Herz gebracht, ihrer besten Freundin von den seltsamen Vorkommnissen zu erzählen, die ihr seit Monaten schlaflose Nächte bereiteten.

„Ich wurde überfallen … jemand hat meine Tasche gestohlen … und er hatte ein Messer“, sagte sie auf einmal. Sie konnte oder wollte Selina nichts von ihren ‚Teleportations-Problemen’ erzählen, aber was sonst noch diese Nacht geschehen war, musste sie nicht verheimlichen. Wozu hatte man denn Freunde?

„Was?“, rief Selina. Schockiert rutschte sie auf dem Sofa näher. „Bist du verletzt? Was ist passiert? Hast du die Polizei gerufen?“

Als sie das beunruhigte Gesicht ihrer Freundin sah, bekam Sarah ein schlechtes Gewissen. So schlimm war es gar nicht gewesen, oder? Sie hatte diese ungewöhnliche Fähigkeit, mit der sie aus heiklen Situationen herauskam. Allerdings konnte sie diese nicht kontrollieren. Vielleicht war sie also doch in Gefahr gewesen?

„Nein, ich bin nicht verletzt“, sagte sie schnell, um Selina nicht weiter zu verunsichern. „Ich konnte entkommen.“ Sie schüttelte sich beim Gedanken daran, was alles hätte passieren können. Plötzlich war ihr eiskalt. Sie nahm eine Decke vom Ende der Couch und wickelte sich darin ein. Danach erzählte sie Selina detaillierter, was geschehen war … alles, außer wie sie entkam. Selina hörte besorgt zu, stellte ein paar Fragen und machte ihnen einen Tee.

Eine halbe Stunde später saßen die Freundinnen aneinan­der gekuschelt auf dem Sofa und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Es hatte Sarah gut getan, sich Selina anzuvertrauen, auch wenn sie einen Teil verschwieg. Zumindest fühlte sie sich weniger allein und nicht mehr so ängstlich.

„Du solltest Anzeige gegen Unbekannt erstatten“, unterbrach Selina die Stille. „Die Polizei findet den Mann bestimmt.“

„Ja, vielleicht“, murmelte Sarah und trank ihren Tee aus. Dann stand sie auf. „Jetzt gehe ich aber erst mal ins Bett. Ich bin müde.“

„Okay, aber wenn irgendwas ist, wenn du was brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.“

„Ein Zimmer weiter?“, erwiderte Sarah mit einem Versuch zu lächeln, war sich aber nicht sicher, ob sie es schaffte.

„Gute Nacht“, rief Selina.

„Schlaf gut“, erwiderte Sarah wie automatisch, diesmal ein echtes Lächeln auf den Lippen.

„Und träum schön“, beendete Selina ihr nächtliches Ritual, das sie als Kinder gestartet hatten, wenn sie beieinander übernachteten.

Als Sarah ihre Zimmertür hinter sich schloss, fühlte sie sich wirklich besser. Sie zog ihren Schlafanzug an, schnappte sich ihren Laptop und legte sich auf ihr Bett. Es war an der Zeit, im Internet zu recherchieren. Vorher konnte sie sowieso nicht schlafen. Auch wenn es geholfen hatte, mit Selina zu reden, plagten sie immer noch hunderte von Fragen. Sie wollte endlich ein paar Antworten finden.

 

Am nächsten Tag machte sich Sarah nach ihrer letzten Vorlesung auf den Weg in die Altstadt. Bei ihrer Internetrecherche hatte sie einen Magie-Laden in Lunadar, der Stadt in der sie seit ein paar Monaten studierte und wohnte, entdeckt. Das Gebäude befand sich in der Nähe eines Restaurants, in dem sie und Selina öfter aßen. Seltsam, dass sie den Laden noch nie bemerkt hatte. Als sie davor stand, wunderte sie das allerdings nicht mehr. Der Eingang war in einer Seitengasse und ziemlich unscheinbar. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihn jemand zufällig fand. Wenn es mein Geschäft wäre, würde ich wenigstens ein größeres Schild über die Tür hängen, das Kunden anlockt, dachte sie. Aber das war nicht ihr Problem. Sie hatte ein anderes. Konnte ihr hier jemand helfen? Wahrscheinlich nicht. Aber nun bin ich hier und kann mich auch umsehen. Tief einatmend nahm sie ihren Mut zusammen und trat ein.

Von innen sah der Magie-Laden einladender aus. Mystische Symbole zierten die Wände, die hell-orange schimmerten. Sarah wusste nicht, was sie bedeuteten. Vermutlich sollten sie magisch aussehen und auf Kunden professionell wirken. Weiße und rötliche Lampen wechselten sich ab und gaben dem Raum eine angenehme Atmosphäre. Es roch nach Räucherstäbchen, aber nicht zu streng. Sarah relaxte und merkte, dass sie sich wohlfühlte. Noch vor wenigen Minuten war sie angespannt und unsicher gewesen, jetzt fühlte sie sich wie ausgewechselt. Wahrscheinlich war alles in diesem Laden Unsinn und Geldmacherei, aber wenigstens war es nicht unheimlich.

Sarah ging weiter in den Raum und sah sich genauer um. Eine Seite war voller Schmuck, darunter Armbänder, Ringe und Amulette. Auf der anderen Seite des Ladens befanden sich Regale mit Büchern. In der Mitte stand die Kasse auf einem Schränkchen, das Tarot-Karten und Zaubertrick Artikel enthielt. Sarah schmunzelte. Einer ihrer früheren Mitschüler hatte versucht, Mädchen mit Zaubertricks zu beeindrucken. Dauernd gab er vor, Geldstücke hinter Ohren hervorzuziehen. Wegen dieser Art von Magie war sie wirklich nicht hier. Aber was hatte sie erwartet? Zaubertränke und Hexen, die vor ihren Augen Zaubersprüche aufsagten, die auch noch funktionierten? Sie unterdrückte ein Lachen und schlenderte zu den Schmuck-Regalen. Sie wollte sich vor allem die Bücher genauer ansehen, war aber neugierig auf die Ketten. Selina hatte bald Geburtstag. Vielleicht würde sie hier etwas Schönes finden. Sie ignorierte die Armbänder und Ringe zugunsten der Amulette. Es gab einige mit Fledermäusen, Wölfen, Hexen auf Besen, Drachen und anderen mystischen Wesen. Sie lief weiter und die Anhänger veränderten sich. Nun gab es Symbole, von denen Sarah nur wenige kannte. Eines sah wie ein Kreuz mit einer Schlaufe aus, ein anderes wie drei Monde aneinander. Daneben gab es welche mit verschiedenen Arten von Sternen. Sarah erkannte ein Pentagramm. In einem Film, den sie vor Jahren gesehen hatte, wurde es als Symbol für Teufelsanbetung auf Mordopfern hinterlassen. Sarah erinnerte sich, wie ihre Mutter darüber gelacht hatte.

„Gute Wahl“, sagte eine Stimme, und Sarah bemerkte, dass sie nicht mehr allein war. Eine junge Frau in ihrem Alter, mit roten, lockigen Haaren, stand neben ihr und deutete auf die Kette, die Sarah in Gedanken verloren angestarrt hatte. „Das Pentagramm ist ein Schutzsymbol.“

Sarah musterte sie und fragte sich, ob sie wirklich daran glaubte.

„Außerdem ist es sehr beliebt und wird am meisten gekauft“, fügte die junge Frau hinzu.

Sarah mochte die offene Art ihres Gegenübers.

„Ariana Henley, ich arbeite hier. Der Laden gehört meiner Mutter.“ Sie streckte ihre Hand aus und Sarah ergriff sie.

„Sarah Lewis, und ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich die Kette nehme.“

„Ah, noch ein bisschen unschlüssig. Falls du Fragen hast, was die Symbole bedeuten, ich erkläre dir gern alles.“

„Ist es so offensichtlich, dass ich mich hiermit nicht auskenne?“, fragte Sarah.

„Ein wenig, aber ich habe dich hier auch noch nie gesehen. Die meisten unserer Kunden kenne ich bereits.“

Das macht Sinn, dachte Sarah. So versteckt, wie der Eingang des Ladens ist.

„Das Pentagramm ist also ein Schutzsymbol?“, hakte sie nach. „Ich habe in einem Film gesehen, dass es für Teufelsanbetung steht.“

Lachend schüttelte Ariana den Kopf. „Du solltest nicht alles aus dem Fernsehen glauben. Mit dem Teufel hat das Pentagramm eigentlich gar nichts zu tun. Allerdings benutzen es einige Unwissende in ihren Teufelsanbeter-Kulten. In dem Fall steht es aber andersrum.“ Sie nahm den Anhänger der Kette, die Sarah angeschaut hatte, und drehte das Symbol, bis die Spitze des fünf-zackigen Sterns nach unten zeigte.

„Du scheinst viel über Pentagramme und Magie zu wissen. Bist du … bist du eine Hexe?“, fragte Sarah vorsichtig und fühlte sich gleich darauf ziemlich dumm. Dass Ariana erneut lachte, machte die Sache auch nicht besser.

„Sehe ich etwa aus wie eine Hexe?“, erwiderte die Verkäuferin. „Abgesehen von den roten Haaren, die laut vieler Geschichten und Märchen natürlich auf eine Hexe hindeuten müssen.“

Sarah schmunzelte. Obwohl sie sich bescheuert vorkam, gab ihr Ariana nicht das Gefühl, sich über sie lustig zu machen. Bestimmt wurde sie als Verkäuferin eines Magie-Ladens nicht zum ersten Mal gefragt, ob sie eine Hexe sei und fand das Ganze nur noch amüsant.

„Naja, eine Warze hast du nicht und auch keinen Besen in der Hand, auf dem du davonfliegen könntest“, witzelte Sarah. Natürlich glaubte sie nicht, dass auch nur eines der Hexen-Stereotype stimmte. Falls sie selbst eine Hexe war, widerlegte sie diese. Eine Warze hatte sie zum Glück nicht auf der Nase, ihre Haare waren dunkelbraun, nicht rot, und auf einem Besen konnte sie schon gar nicht fliegen.

Ariana lachte abermals. „Gut, dass wir das geklärt hätten. Und um auf deine Frage zurückzukommen, nein, ich bin keine Hexe, aber ich weiß eine Menge über Magie und das Übernatürliche.“

„Glaubst du auch daran?“, wollte Sarah wissen. Die Rothaarige bedachte sie mit einem Blick, den Sarah nicht deuten konnte. Es kam ihr fast so vor, als würde sie versuchen, direkt in sie hineinzusehen. Sarah wüsste zu gern, was in diesem Moment in Ariana vor sich ging. Gedankenlesen wäre eine hilfreiche Fähigkeit. Das Einzige, was Sarah bisher, mehr oder weniger aus Versehen, hinbekommen hatte, war allerdings Teleportieren. Und dann war da noch das Schweben. Sie war schon öfter aufgewacht und hatte das Gefühl gehabt, ein paar Zentimeter über ihrem Bett zu schweben. Sobald sie die Sache genauer untersuchen wollte, war sie jedoch zurück auf die Matratze gefallen und konnte sich, sobald sie richtig wach war, nie sicher sein, ob sie alles nur geträumt oder sich eingebildet hatte. Aber egal, ob sie schweben konnte, diese Fähigkeit würde ihr auch nicht helfen, herauszufinden, was die Verkäuferin des Hexen-Ladens dachte.

„Was ich glaube, ist bedeutungslos“, antwortete diese nach einer Weile und bedachte Sarah mit einem verschwörerischen Blick. „Wichtiger ist, was die Kunden annehmen.“

Sarah runzelte die Stirn. Wollte sie damit andeuten, dass sie alles vertreten würde, solange es ihr half, etwas zu verkaufen? Falls sie das beabsichtigte, glaubte Sarah ihr nicht. Ihr Gefühl wies eher darauf hin, dass Ariana ihr etwas verheimlichte. Wusste sie mehr über Magie, als sie zugab? Hatte sie vielleicht sogar gelogen und war doch eine Hexe?

Bevor Sarah genauer nachfragen konnte, wurde sie von der Türglocke abgelenkt. Eine ältere Frau kam in den Laden. Als sie Sarah erblickte, nickte sie ihr auf eine seltsame Weise zu. Es kam Sarah beinahe so vor, als würde die Frau glauben, sie zu kennen oder als würden sie ein Geheimnis teilen und sich wissend zunicken. Sie wusste nicht, wie sie auf diese Gedanken kam, aber sie erinnerte sich, dass ihr in Lunadar schon zweimal jemand auf die gleiche Weise zugenickt hatte. Sie kannte die Personen nicht und war sich unsicher, ob sie jemanden neben oder hinter ihr gemeint hatten. Diesmal befand sich allerdings niemand außer ihr und Ariana, die mit dem Rücken zu der Frau stand, im Laden. Sarah strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte die Frau an. Wahrscheinlich war sie einfach ein freundlicher Mensch und hätte jedem, den sie in diesem Laden antraf, auf die gleiche Weise zugenickt. Sarah schüttelte ihren Kopf über ihre seltsamen Gedanken und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ariana. Die hatte sich jedoch zu der Kundin gedreht.

„Frau Karras, schön Sie wiederzusehen. Ihre Bestellung ist da. Ich hole sie gleich, oder kommen Sie am besten mit.“ Sie deutete auf eine Tür hinter der Kasse, die Sarah erst jetzt bemerkte. Bevor sie ging, drehte Ariana sich noch mal zurück. „Ich bin gleich wieder da. Du kannst dich so lange ja weiter umsehen.“

Sarah nickte und beobachtete, wie Ariana und die Kundin verschwan­den. Für einen Moment wurde sie neugierig, was sich hinter der Tür befand, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Bestimmt handelte es sich um ein Hinterzimmer, das als Lagerraum diente. Sie drehte sich wieder zu den Ketten und nahm zwei mit Pentagrammen. Eine davon würde sie Selina zum Geburtstag schenken und die andere selbst behalten. Falls Ariana recht hatte und das Pentagramm ein Schutzsymbol darstellte, konnte es nicht schaden, eines zu haben. Wenn nicht, sahen die Ketten zumindest schön aus.

 

Nachdem Sarah sich mindestens eine halbe Stunde bei den Büchern umgesehen hatte, kamen Ariana und Frau Karras zurück. Die ältere Frau bedankte sich und verließ den Laden. Was auch immer die beiden im Hinterzimmer gemacht hatten, hatte doch länger gedauert. Sarah fand das nicht weiter schlimm. Es hatte ihr genügend Zeit gegeben, in Ruhe die Regale durchzustöbern. Einige von den Büchern schienen interessant zu sein. Sie suchte sich zwei davon aus: „Einführung in die Welt der Magie“ und „Magische Wesen von A bis Z und deren Fähigkeiten“. Für den Anfang würde sie sich die beiden anschauen und danach überlegen, ob sie noch welche kaufen sollte. Vielleicht standen in diesen auch Empfehlungen für weitere Bücher. Falls sie überhaupt hilfreich sind und nicht nur unnützen Schrott enthalten, dachte Sarah skeptisch. Auch wenn ihre Fähigkeiten etwas mit Zauberei zu tun hatten, bedeutete das noch lange nicht, dass alles, was sie über Magie und das Übernatürliche las, stimmte. Trotzdem musste sie mit ihren Recherchen irgendwo anfangen.

An der Kasse entdeckte Sarah ein Schmunzeln auf Arianas Gesicht.

„Du hast wirklich keine Ahnung vom Übernatürlichen, was? Wieso willst du dich darüber informieren?“, wollte die Verkäuferin wissen, als sie die Preise in die Kasse tippte.

„Reine Neugier“, erwiderte Sarah ausweichend. Es war auch nicht gelogen. Nachdem sie den Magie-Laden gesehen hatte, war sie neugieriger als zuvor, ob das Übernatürliche existierte und welche Gerüchte stimmten. Ihre persönlichen Gründe behielt sie für sich. Sie mochte Ariana zwar, kannte sie aber nicht.

Ariana schien nicht überzeugt zu sein, nickte jedoch und packte die Bücher und Ketten ein. Nachdem Sarah bezahlt hatte, reichte sie ihr den Beutel mit den Einkäufen, zögerte aber.

„An deiner Stelle würde ich mich von alldem fernhalten.“ Sie deutete im Laden herum.

Überrascht sah Sarah sie an. Was sie überraschte, war allerdings nicht, dass jemand, der in einem Laden arbeitete und versuchen sollte, mehr zu verkaufen, ihr riet, nicht wiederzukommen, sondern wie sie es sagte. Sarah wusste nicht einmal, was sie an Arianas Worten so besonders fand, aber sie lösten eine Gänsehaut bei ihr aus.

„Soll das eine Warnung sein?“, fragte sie zaghaft.

Ariana starrte sie an, aber Sarah konnte nicht deuten, was sie dachte. Nach einem Moment schien die Verkäuferin sich eines Besseren zu besinnen und schüttelte leicht den Kopf, als würde sie sich amüsieren.

„Ich wollte dir nur einen Tipp geben, nicht deine Zeit zu ver­schwenden.“

Sarah runzelte die Stirn. Aus einem ihr unerfindlichen Grund glaubte sie Ariana kein Wort. Die Warnung hatte ehrlich geklungen, der Tipp nicht im Geringsten.

„Ich entscheide, womit ich meine Zeit verschwende“, erwiderte sie, drehte sich um und ging. Als sie den Laden verließ, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Eigentlich mochte sie Ariana. Davonzurennen war unfreundlich und half ihr kein bisschen. Vielleicht hätte Ariana ihr mehr verraten, wenn sie öfter in den Laden gekommen wäre und sie sich besser kennengelernt hätten. Diese Möglichkeit hatte sie sich mit ihrem Verhalten vermutlich ruiniert. Aber falls sie noch einmal in den Laden gehen sollte, konnte sie immer noch versuchen, mit einer Entschuldigung alles wieder hinzubiegen.

In Gedanken verloren, schenkte Sarah ihrer Umgebung keine Beachtung und stieß beinahe mit einer Gruppe junger Leute zusammen, die in der Nähe des Ladens standen. Sie hielt gerade noch rechtzeitig an und machte einen Bogen um die Jugendlichen. Dabei hörte sie, wie ein Mädchen sich verabschiedete: „Bis heute Abend im Pandora.“ Daraufhin lief sie zum Magie-Laden und verschwand darin, während ihre Freunde weitergingen. Pandora, überlegte Sarah. Hatte sie nicht schon mal davon gehört? War das nicht der Club, in den ihre Mitbewohnerin Kelly letzte Woche mit ihrem neuen Freund gehen wollte? Kelly meinte, es wäre ein Geheimtipp. Vielleicht sollte sie ihre Freundin danach fragen. Wenn jemand, der in einem Magie-Laden einkaufte, dorthin ging, konnte sie dort vielleicht Antworten finden. Einen Versuch war es wert.