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Nr. 5

 

Atom-Alarm

 

Das fremde Schiff kommt aus dem Sonnensystem. – Ist es die Vorhut einer großen Flotte?

 

von KURT MAHR

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Was man nicht für möglich gehalten hätte, ist eingetreten! Das auf dem Mond notgelandete Raumschiff der Arkoniden, einer menschenähnlichen Rasse, die ein großes Sternenreich beherrscht, ist durch einen Überraschungsangriff der irdischen Großmächte vernichtet worden, und nur zwei Arkoniden haben den Angriff überlebt. Diese beiden Überlebenden befinden sich bei Perry Rhodan in Sicherheit – dem Menschen, der das Schiff der Arkoniden entdeckte und der mit Hilfe der Errungenschaften der überlegenen Arkonidentechnik seine so genannte Dritte Macht aufbaute.

Perry Rhodan hat bereits den lange drohenden Weltkrieg verhindert, und nun, da durch das Auftauchen einer neuen Gefahr aus dem All der ATOM-ALARM ausgelöst wird, ist es wieder die Dritte Macht, die wirkungsvoll eingreift ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Chef der Dritten Macht.

Reginald Bull – Perrys Freund und rechte Hand.

Tako Kakuta – Er verdankt die Fähigkeit der Teleportation der Atombombe von Hiroshima.

Crest und Thora – Die beiden einzigen Überlebenden der arkonidischen Raumexpedition.

Jesse Morgan – Ein junger Mann, der von Beruf aus neugierig ist.

Captain Zimmerman – Offizier des Geheimdienstes. Er glaubt nur an das, was er sehen kann.

Allan D. Mercant – Chef der internationalen Abwehr. Seine Mitarbeiter halten ihn für einen Gedankenleser.

1.

 

»Sie werden das nicht begreifen können! Sie werden keinen einzigen Impuls verstehen. Ihr Gehirn wird durcheinandergeraten, und Sie ...«

Thora unterbrach sich mitten im Satz, weil ihr die Worte nicht so schnell einfielen, wie ihr hektischer Eifer es verlangte.

Wie einfach sie zu durchschauen ist, dachte Perry Rhodan. In Wirklichkeit macht sie sich gar keine Sorgen um mein Gehirn. In Wirklichkeit will sie mich davon überzeugen, dass ich zu unterentwickelt bin, um ihre Geheimnisse zu begreifen.

»Was würde es Ihnen ausmachen?«, fragte er zurück. »An mir verlieren Sie nichts – und Rhodan als lallender Narr wäre sicherlich ein genugtuender Anblick für Sie. Oder nicht?«

Sie spürte, dass sie auf ein falsches Gleis geschoben werden sollte. Sie ärgerte sich darüber, weil ihm das so einfach gelang.

»Darum geht es nicht«, antwortete sie knapp. »Die Psychobänder sind nur eine begrenzte Anzahl von Malen bespielbar, und man sollte sich vor jeder Vergeudung hüten. Besonders dann, wenn der Misserfolg so klar vorauszusehen ist wie in diesem Fall.«

Perry Rhodan drehte die Fläche der rechten Hand nach oben.

»Oh, Sie tun mir unrecht, Thora«, sagte er bittend, »haben wir nicht alles verstanden, was uns bisher vorgesetzt wurde?«

Thora schnippte mit den Fingern.

»Was Sie bisher gelernt haben, ist nicht so viel im Vergleich zu dem, was Ihnen jetzt bevorsteht.«

Rhodan wandte sich nach Crest um. Dieser machte ein überaus ernstes Gesicht, wie es seine Art war. Man musste ihn kennen, um aus der Bewegung seiner Stirnhaut erkennen zu können, wie sehr er sich amüsierte.

Tausend Fiktiv-Programme für eine einzige solche Situation, dachte Crest. Herr aller Welten! Die intelligenteste aller Arkonidinnen und ein Halbgott von einem Mann ... und sie benehmen sich wie kleine Kinder.

In Wirklichkeit ging es um ernste Dinge. Thora hatte nach einigem Widerstreben nichts mehr dagegen gehabt, dass den beiden UNTERENTWICKELTEN Rhodan und Bull einige Kenntnisse der arkonidischen Wissenschaften durch die hypnotische Lehrmethode zugänglich gemacht würden. Jetzt jedoch, da Rhodan den Antrag gestellt hatte – um der größeren Wirksamkeit willen sollten ihnen auch die letzten Geheimnisse eröffnet werden – leistete sie energischen Widerstand.

Crest jedoch gab Thora zu verstehen, dass sie beide nichts hätten, worauf sie sich verlassen könnten, als die Tatkraft der Unterentwickelten und dass man der Hilfe, die die Unterentwickelten ihnen leisteten, einen wesentlich höheren Wirkungsgrad verleihen könne, wenn man ihnen die nötigen Kenntnisse mitteile.

Es bedurfte dazu jedoch noch der Autorität, die Crest als Mitglied der herrschenden Arkonidendynastie auch über Thora besaß, um die Kommandantin von ihrem Widerstand gegen Rhodans Antrag abzubringen.

Rhodan, den Thoras Hartnäckigkeit mehr berührt hatte, als er es sich selbst eingestehen mochte, sagte zum Abschluss: »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Ich meine, dass Sie es an mich und meinen Kameraden Bull nicht verschwendet haben.«

Und zu Thora im besonderen bemerkte er: »Mit der Zeit werde ich Sie davon überzeugen können, dass mir nichts im Sinne liegt, was Ihnen Nachteile bringt oder Ihren Stolz verletzt.«

Er hielt es für nötig, dies hinzuzufügen, obwohl er wusste, dass Thora für solche Beteuerungen nicht empfänglich war. Noch nicht.

 

*

 

»Der Teufel soll dich holen!«, sagte Reginald Bull mit vollem Ernst und aus tiefer Brust.

Dabei bemühte er sich, den Schreck zu verbergen, den Tako Kakuta ihm eingejagt hatte, als er dicht neben ihm aus dem Nichts auftauchte.

Tako lächelte über sein rundes Kindergesicht.

»Warum Teufel?«, fragte er in seiner hohen Stimme. »Ich habe Besseres verdient. Ich bringe gute Nachrichten.«

»Gute Nachrichten?«, fragte Bull. »Woher sollte es auf dieser Welt gute Nachrichten geben?«

»Von Tai-Tiang«, lächelte Tako. »Er hat eingesehen, dass er auch mit seiner Pionierdivision der Dritten Macht nichts anhaben kann. Seine Leute ziehen ab.«

Bull war sicher gewesen, dass Tai-Tiang nichts anderes übrigbleiben würde, nachdem sie seinen Stollen zerschnitten hatten, mit dem er unter dem Schutzschirm hatte durchdringen und das Arkonidenboot hatte in die Luft sprengen wollen. Trotzdem hörte er Takos Nachricht mit Erleichterung.

»Danke, Tako«, sagte Bull mit einem kleinen Seufzer.

»Auf Wiedersehen, Sir«, sagte Tako und verschwand.

Bull starrte nachdenklich auf die Stelle, an der der Japaner eben noch gestanden hatte. In den vergangenen Monaten hatte er sich daran gewöhnt zu glauben, dass Erstaunliches und Verblüffendes für einen schockgeprüften Mann wie ihn nur noch von den Arkoniden zu erwarten sei. Es würde eine Weile dauern, bis er sich an den Gedanken gewöhnte, dass Tako Kakuta nicht in Wirklichkeit ebenfalls ein Arkonide war, sondern in Wirklichkeit ein Erdmensch, und bis er nicht mehr darüber erschrak, dass ein Teleporter aus der Luft heraus neben ihm auftauchte und nach einer Weile wieder in die Luft hinein neben ihm verschwand.

Reginald Bull dachte über die überaus seltsame Gabe der Teleportation nach, die ihm, obwohl Tako sie ihm mehrmals täglich demonstrierte, immer noch nicht wesentlich glaubwürdiger oder weniger unheimlich erschien als ein Pferd, das Guten Tag sagte, als er von der Wand her ein Summen hörte und das sanfte Gleißen des Telekombildschirmes die kühle Dämmerung des Raumes unterbrach.

Auf dem Schirm erschien Rhodans Gesicht.

»Ich möchte gern etwas mit dir besprechen, Bully«, sagte Rhodan. »Hast du Zeit?«

»Für dich immer! In deiner Kabine?«

»Ja. Crest ist auch hier.«

Bull nickte und verließ den Raum. Hinter ihm erlosch der Bildschirm.

»Wir haben vor«, erklärte Rhodan, als Bull seine Kabine betrat, »die Erde für ein paar Tage hinter uns zu lassen.«

Bull horchte auf.

Crest ergänzte: »Für den Rest der Hypnoschulung sollten Sie beide soviel Ruhe wie möglich haben. Aber außer dem, Ihnen Ruhe zu verschaffen, erfüllt unser Ausflug noch einen anderen Zweck.

Es ist nicht anzunehmen, dass unser Schiff auf dem Mond völlig vernichtet worden ist. Ich glaube nicht, dass irdische Raketen eine solche Vernichtungskraft haben. Ich denke, wir werden eine Reihe wichtiger Dinge bergen können, wenn wir uns Zeit dazu nehmen.«

Der Start des Schiffes wurde für den übernächsten Tag festgesetzt, in der Zwischenzeit entwickelte die Besatzung – Rhodan und Bull allen voran – eine Aktivität, die die Gänge des Bootes widerhallen ließ.

Seiner Funktion entsprechend verfügte das Boot über eine Gruppe von Reparaturrobots. Rhodan erachtete jede Sekunde der Zeit, während der sie untätig und reglos in den Laderäumen herumstanden und -lagen, für nutzlos vertan. Er ließ Crest daher ein Steuerprogramm für die Robots ausarbeiten.

»Wann ist das Programm fertig?«, erkundigte sich Rhodan.

»In zehn Minuten.«

»Donnerwetter!«, entfuhr es Rhodan. »In zehn Minuten schon?«

Crest nickte und drehte sich seinem Pult zu. Rhodan ging hinaus und merkte sich die Uhrzeit.

In Gedanken versunken bog er um eine Gangecke. Er hatte nicht gehört, dass sich von der anderen Seite jemand näherte, und prallte infolge seines Schwunges frontal mit Thora zusammen.

»Oh, entschuldigen Sie!«, sagte er lächelnd und doch ein wenig verlegen.

Sie schien guter Laune zu sein. Sie musterte ihn spöttisch.

»Wenn Sie noch mehr Energie entwickeln«, meinte sie, »werden Sie eines Tages in der Lage sein, durch die Wand hindurch um die Ecke zu sehen.«

Rhodan nickte.

»Und wenn Sie«, erwiderte er, »es eines Tages fertigbringen, Ihre Nase weniger hoch zu tragen, werden Sie ein annehmbares Frauenzimmer sein!«

Thora kniff den Mund zusammen, wandte sich mit einem Ruck ab und verschwand um die Biegung des Ganges. Seufzend nahm Rhodan seinen Weg wieder auf.

Tako Kakuta wartete auf ihn. Rhodan gab ihm einen Stapel von Blättern, auf denen er sich Notizen gemacht hatte und sagte: »Lies dir alles durch, Tako! Wir wollen nachher darüber reden.«

»Ja, Sir!«

Tako machte sich unverzüglich daran, Rhodans Notizen zu studieren. Rhodan zögerte noch eine Weile, dann machte er sich auf den Rückweg zu Crest.

»Sie kommen eben recht«, sagte dieser. »Ich bin gerade fertiggeworden.«

Mit einem Lift fuhren sie zu den Lagerräumen der Robots hinunter.

»Ich habe für jeden von ihnen ein Programm«, sagte Crest nicht ohne Stolz. »Sie werden sich wundern, was die Maschinen alles fertiggebracht haben, wenn wir zurückkommen.«

Es gab etwa zwanzig Robots mit verschiedenen Funktionen. Die Arkoniden hatten sich bei keinem von ihnen die Spielerei erlaubt, ihn menschlich zu gestalten. Die meisten von ihnen sahen aus wie simple Maschinen, die jemand auf Raupenbänder montiert hatte. Rhodan wusste, dass sie außerdem noch Stemmklauen hatten, mit denen sie sich auf Hindernisse hinaufhoben, die die Raupen nicht ohne Hilfe überwinden konnten.

Das Programm, das Crest für jede der Maschinen erstellt hatte, befand sich auf einem hauchdünnen Plastikstreifen.

»Er enthält alle nötigen Impulse«, erklärte Crest.

Dann machte er sich daran, den Robots die Programme einzugeben. Diese Tätigkeit beschränkte sich darauf, den Plastikstreifen – bei jeder Maschine an einer anderen Stelle – in einen Schlitz einzuführen und zu warten, bis die Maschine zu summen begann und zum Signal dafür, dass sie arbeitsbereit war, den Streifen in sich hineinfraß.

»Nach so langer Pause«, erklärte Crest, »wird die Aktivierung ein paar Sekunden in Anspruch nehmen.«

Ein paar Sekunden schienen Rhodan eine lächerliche Zeitspanne zu sein, verglichen mit der Geschäftigkeit, die die Maschinen sodann entwickelten. Mit bienenähnlichem Summen gerieten sie in Bewegung, entfernten sich von ihrem bisherigen Standort, wichen einander sorgfältig aus, wenn sie sich in die Quere zu kommen drohten, und marschierten auf den Lift zu, mit dem Crest und Rhodan vor ein paar Minuten heruntergekommen waren. Rhodan begann zu lachen, nachdem die letzte Maschine hinaufgefahren war.

»Mein Gott!«, stöhnte er. »Ich hätte niemals geglaubt, dass es so etwas wirklich gibt!«

»Sie werden staunen«, antwortete Crest, »was die Robots alles können. Sie sind echte Robots ... bis zu einem gewissen Maße besitzen sie die Fähigkeit selbständigen Denkens und Handelns. Ich wüsste nicht, was aus der arkonidischen Kultur ohne diese Maschinen hätte werden sollen.«

 

*

 

Die Robots verließen das Schiff nicht auf geradem Wege, sondern erst, nachdem sie die Dinge zusammengesucht hatten, die das Programm ihnen auftrug, mit hinauszunehmen.

Als Rhodan seinen Plan fasste, hatte er die Idee gehabt, dass nichts von der Zeit vergeudet werden dürfe, die sie zur Verfügung hatten, um ihre weitgesteckten Aufgaben zu erfüllen. Rhodan sah eine Chance, die es sich wahrzunehmen lohnte, dass er sich die Einzelbauteile eines überschnellen Schiffes mit unbegrenztem Aktionsradius von der irdischen Industrie würde beschaffen können, wenn er exakt definierte Aufträge erteilte. Der Zusammenbau der Teile jedoch musste im Schutz des Energieschirmes geschehen. Angesichts der irdischen Verhältnisse – dieses Bedenken betraf die augenblickliche Politik der Großmächte ebensosehr wie den Charakter des Menschen im allgemeinen – wäre es ein unverantwortliches Wagnis gewesen, auch den Bau des eigentlichen Schiffes der Industrie zu überlassen.

Rhodan wusste, dass der Platz unter der Energiekuppel ausreichte, um eine Endfertigung dort aufzubauen. Er hatte jedoch niemals daran gedacht, die gesamte Produktion auf einem Areal von kaum achtzig Quadratkilometern zusammenzupressen.

Es begeisterte ihn, mit welcher Rastlosigkeit und Zielstrebigkeit sich die Robots an die Arbeit machten. Nachdem sie das Boot von allem befreit hatten, was sie draußen zu ihrer Tätigkeit brauchten, stapelten sie die ausgebooteten Gerätschaften zunächst an einer abgelegenen Stelle und begannen dann, den Boden zu planieren.

Rhodan zweifelte nicht daran, dass ein erheblicher Teil der nötigen Arbeit geleistet sein würde, wenn sie von ihrem Flug zurückkehrten.

 

*

 

Tako Kakuta hatte die Lektüre der Notizen beendet. Als Rhodan seine Kabine betrat, saß Tako in einem Gelenksessel und starrte nachdenklich in die Luft.

»Alles verstanden?«, fragte Rhodan knapp.

»Ja, Sir. Es wird ziemlich schwierig sein.«

Rhodan nahm sich einen Stuhl und setzte sich dicht vor Tako.

»Hör zu, Tako«, begann er eindringlich, »es geht um ernste Dinge. Wenn wir Crest und diese Frau als Verbündete behalten wollen, dann müssen wir ihnen ein Schiff bauen, das den nötigen Aktionsradius hat. Wenn wir sie nicht in ihre Heimat zurück- und wieder herbringen können, dann werden wir steinalte Männer sein, bevor wir etwas zuwege gebracht haben, vor dem die Erde Respekt hat. Wir brauchen Crests Hilfe, und um Crests Hilfe in vollem Maße zu erlangen, brauchen wir ein tüchtiges Schiff.«

»Ja, Sir, ich verstehe«, sagte Tako.

»Sie werden hinter dir her sein«, fuhr Rhodan fort. »Die Geheimdienste werden dich jagen, und du wirst dich ständig in acht nehmen müssen. Du wirst eine Menge Leute finden, die um des Geldes willen mit uns ins Geschäft kommen wollen und bereit sind, alles zu liefern, was wir brauchen. Aber glaub' nur nicht, dass nicht auch welche darunter sind, die dir ein fabelhaftes Angebot machen und die Polizei benachrichtigen, sobald du ihnen den Rücken zukehrst. Verlass dich niemals allein auf deine besondere Begabung. Der Geheimdienst wird fünf oder sechs Tage brauchen, um dahinterzukommen, dass du ein Teleporter bist. Von da an werden sie sofort scharf schießen – auch aus dem Hinterhalt, wenn es nötig ist.

Du bekommst einen arkonidischen Schutzanzug, der dir eine Menge helfen wird. Aber für deine Sicherheit verantwortlich bist in letztem Sinne du selbst.«

Tako nickte und wiederholte: »Ja, Sir, ich verstehe.«

»Es bleibt dir überlassen, wo du mit der Arbeit anfangen willst. Vielleicht hast du bei privaten Unternehmern am meisten Glück. Ich – werde dir eine exakte Aufstellung der Dinge geben, die wir brauchen, bevor du aufbrichst. Crest meint, ein solches Schiff werde einen Durchmesser von mindestens dreihundert Metern haben müssen. Es wird Leute geben, die dich für einen Narren halten, wenn du Baugerüste für einen dreihundert Meter hohen Plastikbau haben willst oder Fusionsgeneratoren mit hundert Millionen Megawatt. Außerdem ist darauf zu achten, dass nicht eine Firma soviel Einzelteile liefert, dass sie daraus erraten kann, wozu sie verwendet werden.

Du solltest dich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies die schwierigste Aufgabe ist, die dir jemals einer gestellt hat. Du hast Zeit bis zu unserem Start, um dich darauf vorzubereiten.«

Rhodan stand auf. Tako erhob sich ebenfalls und verneigte sich. Rhodan lächelte und schlug ihm mit der Hand auf die Schulter.

»Mach deine Sache gut, Tako!«, sagte er. »Von dir hängt eine ganze Menge ab.«

 

*

 

Rhodan beschäftigte sich damit, das Verzeichnis aufzustellen, das er Tako mitgeben wollte. Es waren eine Menge Dinge, die innerhalb kürzester Zeit besorgt werden mussten.

Den Überlichtantrieb konnte die irdische Industrie nicht liefern. Crest hoffte, in dem zerstörten Kreuzer Bauteile zu finden, die er verwenden konnte. Der Rest würde in Einzelteilen bestellt und an Ort und Stelle zusammengebaut werden müssen.

Rhodan erfasste ein Gefühl prickelnder Spannung, wenn er bedachte, dass keine siebzig Stunden mehr vergehen würden, bevor er das Geheimnis des Überlichtantriebs erfuhr.

Er starrte vor sich hin in das matte Kunstlicht seiner Kabine und ließ seine Gedanken gehen, wohin sie wollten.

Bull kam hereingestürmt, ohne sich vorher anzumelden. Er war aufgeregt und keuchte.

»Klein gibt das Signal!«, sagte er hastig. »Wir müssen Tako hinausschicken.«

»Klein?«

Bull nickte.

»Ich meine, wir sollten uns beeilen. Klein wird nicht lange unter Tai-Tiangs Augen in der Wüste herumkriechen wollen.«

Rhodan setzte das Telekom in Betrieb. Takos lächelndes Gesicht erschien auf dem Bildschirm.

»Erkläre es ihm!«, forderte Rhodan Bull auf.

»Klein hat das verabredete Signal gegeben«, sagte er zum zweiten Mal. »OPQ auf dem 6,3 MHz-Band. Er wartet an der verabredeten Stelle, und du solltest dich so schnell wie möglich auf den Weg machen.«

Tako nickte.

»Sofort, Sir.«

Er nahm sich nicht einmal Zeit, das Telekom auszuschalten. Sie sahen, wie er spurlos von der Stelle verschwand, an der er eben noch gestanden hatte.

Leutnant Klein, Agent auf drei verschiedenen Wegen – erstens und von Beruf Agent der IIA, zweitens und aus eigener Überzeugung Agent für Frieden und Völkerverständigung, drittens Verbündeter der Dritten Macht und als solcher wiederum eine Art von Agent – hatte sich mit seinen beiden Gesinnungsgenossen Kosnow und Li, wie man es von ihnen erwartete, den Truppen Tai-Tiangs angeschlossen und war mit ihnen wahrscheinlich auch zurückgegangen. Wenn er das Wagnis auf sich nahm, aus der Sicherheit des Militärlagers wieder bis in die Nähe der Kuppel vorzudringen, dann musste er einen triftigen Grund dafür haben.

OPQ auf dem 6,3 MHz-Band bedeutete eine kleine Erhebung, etwa sechs Kilometer vom Südufer des Sees in südwestlicher Richtung entfernt. Klein standen für seine Verabredungen mit Rhodans Leuten mehrere Rufarten zur Verfügung. Jeder der Rufe bedeutete für Klein und den, der sich mit ihm treffen wollte, einen anderen Treffpunkt.