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Nr. 20

 

Venus in Gefahr

 

Perry Rhodan verliert viereinhalb Jahre – und ein General greift nach den Geheimnissen der Venus ...

 

von KURT MAHR

 

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Nur Perry Rhodan und Reginald Bull, die beiden Exponenten einer ungestümen, vorwärtsstrebenden Menschheit, wurden auf dem Planeten Wanderer einer Behandlung unterzogen, die für 62 Erdenjahre jeden Alterungsprozess stoppt. An den beiden Terranern hat sich damit ein uralter Menschheitstraum erfüllt – der Traum von der Unsterblichkeit!

Doch jedes Ding hat seinen Preis! – Und als die STARDUST II wieder in das irdische Sonnensystem zurückkehrt, muss dieser Preis bezahlt werden ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Reginald Bull – Perry Rhodans Freund und engster Vertrauter.

Oberst Freyt – Ein Hypnoblock raubt ihm die Initiative.

General Tomisenkow – Er hat den Befehl, einen Planeten zu erobern.

Major Deringhouse – Er macht die Erfahrung, dass Maschinenwaffen irdischer Herkunft den Produkten arkonidischer Supertechnik durchaus gefährlich werden können.

Tako Kakuta – Er ist der einzige, der die Sperre des Positronengehirns überwinden kann.

Crest – Seine hochgespannten Hoffnungen sind grausam enttäuscht worden.

1.

 

Um ihn herum wurde der runde Kommandostand des Riesenschiffes.

Schaltpulte, Kontrolltafeln, Bildschirme, Sessel und Messtische kehrten aus der grauen Konturlosigkeit des Hypersprunges zurück und gewannen die gewöhnten Formen wieder.

Perry Rhodan war der erste, der den Schock der Transition überwand. Kaum später als die Relais der Positronik war sein Gehirn funktionsfähig, begutachtete die Lage und ließ die Augen das Bild aufnehmen, das die Bildschirme zeigten.

Reginald Bull, auf diesem Flug Erster Offizier und Copilot, war über sein Messpult gesunken. Ächzend richtete er sich auf und sah sich mit großen, erstaunten Augen um.

»Wo ... was ...? Ach so! – Es ist immer wieder dasselbe.«

Während der Transition reduzierte sich die nervliche Tätigkeit des menschlichen Körpers auf ein Mindestmaß. Das Ende der Transition war für jeden einzelnen wie ein Erwachen aus Dämmerschlaf oder leichter Bewusstlosigkeit.

»Position!«, forderte Rhodan mit harter Stimme. »Datenvergleich, Kurswerte für Normalflug!«

Bull fing an, sich zu bewegen. Rhodans Kommandos scheuchten auch die anderen auf, die hier, weit in den Kontursessel zurückgelehnt, oder dort, krampfhaft an der Kante eines Tisches sich festhaltend, noch dabei gewesen waren, den Schock des Hypersprunges zu überwinden.

Die Zentrale füllte sich aufs neue mit Emsigkeit. Die Meldungen kamen knapp und präzise.

»Position: R = 6:1012 Meter, Phi = einundachtzig Grad, zwanzig Minuten, Theta = einhundertdreizehn Grad.«

Der Positionsschreiber begann sein eigenartig rasselndes Geräusch und vermerkte auf der eingeschobenen Karte den Standort des Schiffes mit einem roten Punkt.

»Datendifferenz: R minus 108 Meter, Phi plus elf Sekunden, Theta keine Differenz!«

Ein hastiges Lächeln flog über Rhodans Gesicht.

»Genauer geht es nicht mehr«, brummte Reginald Bull.

»Kurswerte für Weiterflug erfragt!«, meldete einer der Navigationsoffiziere, und fügte etwas weniger stramm hinzu: »Da kommen sie schon ...!«

 

*

 

Die STARDUST II stand sechs Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und bewegte sich auf einer Geraden, die zur Mittelebene der Planetenbahnen leicht geneigt war, in das System hinein.

Sie hatte den Hyperraum mit einer Geschwindigkeit von 75% der Lichtgeschwindigkeit verlassen; auf Rhodans Befehl hin wurde die Fahrt bis auf 95% Licht erhöht.

Die Erde stand auf der abgewandten Seite des Systems. Nach den Kursberechnungen würde das Schiff die Sonne in einem Abstand von weniger als 40 Millionen Kilometern passieren.

Venus und Mars befanden sich auf dieser Seite der Sonne in Opposition.

Die Transition war glücklich und mit einem unerwartet niedrigen Fehler verlaufen. Niemand machte sich die Mühe festzustellen, ob die Mars-Venus-Opposition sich mit dem Datum vertrage, das der Bordkalender über dem Pilotsitz zeigte:

29. Januar 1976.

 

*

 

»Anruf an Gobi-Zentrale!«

Der Funkoffizier schaltete das Telekom-Gerät ein und regulierte auf die Sendeenergie, die nötig war, um mit dem Funkspruch bis zur Erde durchzudringen.

»Ich möchte Oberst Freyt sprechen«, ergänzte Rhodan.

Er beobachtete den jungen Offizier, wie er an dem komplizierten Gerät hantierte.

Sie sind alle müde, dachte er. Zeit, dass wir zur Ruhe kommen. Die Wanderer-Geschichte war mehr als die Jungens vertragen können.

Von Zeit zu Zeit sah er zum großen Eintrittsschott hinüber. Reginald Bull erwischte einen seiner Blicke und lächelte bitter.

»Sie lassen sich nicht sehen, wie?«

Rhodan schüttelte den Kopf.

»Gott sei Dank nicht. Ich kann mir nicht helfen ... ich komme mir den Arkoniden gegenüber ziemlich schäbig vor.«

Bull machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Es ist nicht deine Schuld. Er hat entschieden, dass weder Thora noch Crest, noch irgendein anderer Arkonide jemals mit dem Physiotron behandelt werden darf. Er ...«

»Ach was«, unterbrach ihn Rhodan heftig. »Er, Er und immer wieder Er. Wir fangen langsam an zu glauben, Er sei der liebe Gott, was?«

Und im selben Augenblick die heisere, panikgeschlagene Stimme des jungen Funkoffiziers: »Die Erde gibt keine Antwort, Sir!«

Von einem Atemzug zum anderen vergaß Rhodan, was ihn eben noch aufgeregt hatte. Mit zwei, drei weiten Schritten stand er neben dem Telekom-Gerät und überflog die Kontrollen.

»Alles in Ordnung, Sir«, sagte der Funker, »wenn Sie das meinen. Das Gerät funktioniert, und Sie sehen am Echo, dass der Ruf ankommt. Es liegt an der Erde, Sir!«

Rhodan sah es.

»Lassen Sie mich!«, fuhr er den Funker an.

Der junge Offizier wich aus seinem Sitz. Rhodan zwängte sich vor das Gerät. Mit fliegenden Fingern tippte er den automatischen Ruf in den Sender, sah den grünen Reflexpunkt auf der Oszillatorscheibe und wartete.

Nichts.

Die Erde blieb stumm.

Rhodan hatte Mühe, seine Erregung zu verbergen.

Noch ein Ruf. Noch einmal die automatische Ruftaste hämmernd hinuntergedrückt.

Der grüne Reflex.

Und dann das Flackern auf dem Bildschirm.

Oberst Freyts Gesicht, misstrauisch zunächst, aber dann mit strahlenden Augen und lachendem Mund, als er seinen Gesprächspartner erkannte.

»Chef! Sind Sie das?«

Rhodan hatte keinen Sinn für eine Willkommensszene.

»Was ist los? Machen Sie eine ordentliche Meldung und sagen Sie, warum wir Sie dreimal anrufen mussten, bevor Sie antworteten!«

Freyt erstarrte. Das Lachen verschwand; aber die Augen strahlten noch immer.

»Oberst Freyt in Galakto-City!«, meldete er. »Empfangsbereit. Ich habe auf Ihre ersten beiden Anrufe nicht geantwortet, weil ich sie für eine Falle hielt, Sir!«

»Eine Falle?«

»Ja, um unseren Standort ausfindig zu machen. Ich bin angewiesen, im Zusammenhang mit dem Hyperfunk größte Vorsicht walten zu lassen.«

Rhodan nickte.

»Das weiß ich. Aber Sie konnten sich ausrechnen, dass wir ungefähr um diese Zeit zurückkehren würden, nicht wahr?«

»Nein, Sir, das konnte ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie mit der Rückkehr soviel Schwierigkeiten haben würden. Es wäre ...«

»Schwierigkeiten?«, schrie Rhodan. »Es war die glatteste Rückkehr, die ich je erlebt habe!«

Aber Freyt ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.

»Es wäre zur Vermeidung von Missverständnissen vielleicht besser gewesen, Sir, wenn Sie mich seit Ihrem letzten Spruch vom Dezember 1975 wenigstens einmal über die neue Lage informiert hätten, falls Ihre Verhältnisse das erlaubten, meine ich.«

Rhodan furchte die Stirn.

»Hören Sie, Freyt, wie viele Anrufe brauchen Sie im Laufe eines Monats, um über die Lage informiert zu sein? Ich denke ...«

»Eines Monats?«, unterbrach ihn Freyt schreiend. »Ihr letzter Anruf kam im Dezember 1975, Sir!«

Rhodan wurde stutzig. »Na und? Heute haben wir den 29. Januar 1976, nicht wahr?«

Es war Freyt anzusehen, dass er an Rhodans Verstand zu zweifeln begann. Rhodan sah seine zusammengekniffenen Augen und fing an zu verstehen, dass sich in der Zwischenzeit etwas ereignet hatte, wovon sie nichts wussten.

»Heute, Sir«, sagte Freyt, so ruhig er konnte, »haben wir den 24. Mai 1980!«

Das Gespräch war laut genug geführt worden, so dass ein paar von den umstehenden Offizieren es mithören konnten.

Rhodan spürte die plötzliche, atemlose Stille. Er hatte eine Reihe abenteuerlicher Ideen, während er Freyt ins Gesicht starrte und darauf wartete, dass seine Leute hinter ihm sich wieder zu regen begannen.

»Also gut«, sagte er schließlich, und seine Stimme klang so unbeteiligt, dass jedermann sich fragte, ob ihm ein Sprung über viereinhalb Jahre hinweg überhaupt nichts ausmache, »irgendwo haben wir anscheinend ein paar Jahre ausgelassen. Wie ist es Ihnen inzwischen ergangen, Freyt?«

Freyt atmete auf. Er hatte Komplikationen befürchtet.

»Schlecht, Sir«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Die Erde ist davon überzeugt, dass mit Ihnen nicht mehr zu rechnen sei. Der Ostblock errechnet sich daraus eine Chance, während die Asiatische Föderation und die NATO sich weiterhin bemühen, eine wahre Weltregierung zustande zu bekommen. Im Ostblock hat es eine Art Umsturz gegeben, und seitdem sieht es so aus, als wolle es über kurz oder lang nun doch zu einem dritten Weltkrieg kommen.

Ich habe bisher nicht versucht, die Entwicklung zu beeinflussen, weil ich ...«

Rhodan winkte ab.

»Es ist gut, Freyt. Wir werden in spätestens einer Stunde gelandet sein, und dann wollen wir weiter sehen.«

Er unterbrach das Gespräch und drehte sich mitsamt dem Sessel so herum, dass er Reginald Bull sehen konnte.

Bull schien ziemlich ratlos.

»Wo waren wir so lange?«, fragte er.

Rhodan hob die Schultern.

»Wir werden uns den Kopf darüber zerbrechen müssen ... später. Vielleicht gilt auf Wanderer eine andere Zeit. Wichtig ist vorerst nur, dass auf der Erde anscheinend eine Menge Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten.«

 

*

 

Wenige Minuten später passierte die STARDUST die Höhe der Marsbahn. Mars stand etwa zwanzig Millionen Kilometer seitab.

Das Schiff schickte sich an, die Erdbahn zu überqueren – nur die Bahn, die Erde selbst stand jenseits der Sonne – als Rhodan einen Anruf von der Orterstelle erhielt.

Die Stimme, die die Meldung machte, klang verwundert.

»Materieortung, Sir.«

»Position?«

Der Mann gab sie.

»Das ist, von uns aus gesehen«, fügte er hinzu, »jenseits der Venus!«

»Setzen Sie die Beobachtung fort!«, befahl Rhodan. »Geben Sie mir Bescheid, sobald Sie Genaueres wissen!«

Dann schaltete er das Gerät ab und starrte auf den Bildschirm, der über seinem Platz hing.

Materieortung in der Nähe der Venus-Bahn!

Es gab nichts, was der Dritten Macht, was Rhodan kostbarer war und was er nötiger brauchte als den Stützpunkt auf der Venus mit seinen gewaltigen Abwehrwaffen und dem riesigen Positronengehirn.

Bedeutete die Ortung, dass jemand sich anschickte, auf der Venus zu landen?

Rhodan lächelte bitter. Er hatte geglaubt, er könne im Triumph nach Hause zurückkehren. Er hatte einen übermächtigen Gegner geschlagen, die Topsider, er hatte das Geheimnis des ewigen Lebens gefunden, er hatte Kenntnisse erworben, die nicht einmal Crest und Thora, die beiden Arkoniden, besaßen, und er hatte die Zusicherung des Wanderer-Wesens, dass es der Menschheit gegeben sein werde, die Galaxis zu beherrschen.

Das waren Gründe genug, um die Heimkehr zu einem Triumphzug zu machen.

Der Orter meldete sich, atemlos und voller Aufregung: »Weitere Ortungsergebnisse, Sir! Das da vorn sind wenigstens vierhundert einzelne Objekte, Sir. Raumschiffe oder so etwas Ähnliches. Ziemlich klein. Volumen pro Einzelobjekt nicht mehr als dreißigtausend Kubikmeter.

Sie nähern sich der Venus. Offenbar haben sie die Absicht, dort zu landen.«

Rhodan fuhr auf.

»Wir ändern den Kurs, meine Herren!«, sagte er mit harter Stimme. »Wir fliegen Venus an. Das Schiff befindet sich ab sofort in höchster Alarmbereitschaft.«

Ohne hinzusehen, hieb er den Hebel des Alarmgebers nach unten. Sirenengeheul erfüllte die langen Gänge und die Räume des Riesenschiffes.

Die STARDUST war in die Heimat zurückgekehrt, aber das erste, was sie zu tun hatte, war, die Geschützklappen fallen zu lassen und dem Gegner zu zeigen, mit wem er sich da eingelassen hatte.

 

*

 

Oberst Freyt wusste von nichts. Rhodan benachrichtigte ihn von der Kursänderung, während die STARDUST in die neue Bahn schwenkte. Er schien nicht erfreut; aber er verstand, dass die Venus wichtig war.

Von der Gobi-Zentrale aus war keine Bewegung im Raum beobachtet worden. Niemand konnte sagen, wer sich da im Venus-Gebiet zu schaffen machte.

Nur Rhodan hatte eine Vermutung. Vorläufig erschien sie ihm selbst noch einigermaßen abenteuerlich; aber es gab keine andere. Freyt wäre es nicht entgangen, wenn eine Flotte von vierhundert Schiffen aus dem Hyperraum in das irdische Sonnensystem eingeflogen wäre.

Also kamen sie nicht aus dem Hyperraum.

Oberst Freyt bekam Wartebefehl.

 

*

 

General Tomisenkow sah zu, wie sein Zelt aufgebaut wurde. Er hatte sich leicht angezogen, wie es die Klimaverhältnisse auf dieser Welt erforderten. Er trug kurze Hosen und ein am Hals weit geöffnetes Hemd. Die Schulterstücke mit den Rangabzeichen waren nach vorn gerutscht und baumelten über dem Schlüsselbein.

Tomisenkow nahm die Mütze ab und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Dann sah er seinen Adjutanten an.

»Scheußliches Wetter, nicht wahr?«

Der Adjutant beeilte sich zu versichern, dass das Wetter in der Tat scheußlich sei.

Der Adjutant kam aus Sewastopol, und im Sommer war das Wetter in Sewastopol nicht wesentlich anders als hier. Aber General Tomisenkow hatte den größten Teil seines Lebens in Ochotsk verbracht, und in Ochotsk froren die Leute sogar im Juli.

Es war nicht gut, General Tomisenkow zu widersprechen – in welcher Angelegenheit auch immer.

»Aber wir werden die Sache bald hinter uns haben«, fuhr Tomisenkow fort. »Dann brauchen wir uns nicht mehr jede halbe Minute den Schweiß von der Stirn zu wischen.«

Er wischte ein zweites Mal.

In diesem Augenblick kam ein Mann mit einem Bogen Papier in der Hand zwischen den halb aufgebauten Zelten hervorgestürzt.

»Meldung!«, schrie er von weitem. »Meldung an den General!«

Tomisenkow drehte sich um.

»Gib her!«, brummte er.

Rasch überflog er die kurze Meldung. Der Adjutant sah, wie sein Gesicht sich rötete.

»Warum lauft ihr erst lange mit Papieren herum!«, schrie er die Ordonnanz an. »Warum schießt ihr nicht?«

Die Ordonnanz stand stramm.

»Lauf, Bursche!«, brüllte Tomisenkow ihn an. »Sag ihnen, sie sollen das Ding abschießen!«

Die Ordonnanz stob davon. Tomisenkow griff seinen Adjutanten am Arm und zog ihn mit sich.

»Sie haben etwas geortet«, erklärte er, »was sie zuerst für einen Himmelskörper hielten, weil es so groß ist. Aber es vollführt gelenkte Bewegungen. Also wollten sie von mir wissen, was sie tun sollten.«

Er sah seinen Adjutanten verschmitzt an.

»Wissen Sie, was es ist?«, fragte Tomisenkow.

»Nein, Herr General.«

»Dann will ich es Ihnen sagen: man hat viel von jenem amerikanischen Major erzählt, Perry Rhodan – erinnern Sie sich? – und den Riesenschiffen, in denen er in der Weltgeschichte herumfliegt.

Ich meine, er hat von unserer Venus-Aktion etwas schneller Wind bekommen, als wir vermuteten, und jetzt will er uns ins Handwerk pfuschen.«

Der Adjutant war blass geworden.

»Perry Rhodan?«

Tomisenkow nickte eifrig.

»Wahrscheinlich. Ich habe mir schon immer gewünscht, mit ihm zusammenzutreffen. Anscheinend ist es jetzt soweit.«

Im selben Augenblick begann der Boden zu dröhnen. Weit vorn im Dschungel machten sich acht Abwehrraketen auf den Weg und schossen orgelnd in den verhangenen Venushimmel.

Tomisenkow lachte. »Er wird sich wundern, wenn er so warm empfangen wird!«

 

*

 

»Landung in vier Minuten! Schutzschirme?«

»In Ordnung!«

Rhodan sah sich um. In der Zentrale waren mit ihm und dem Ersten Offizier Reginald Bull zusammen nur noch vier Mann. Die anderen hatten ihre Posten bei den Mannschaften, in den Orter- und Geschützständen wieder übernommen.

Auf den Bildschirmen dehnte sich der wolkenverhangene Himmel der Venus. Es wurde dunkler.

Allein die Ultrarot- und Mikrowellenorter erfassten die Oberfläche des heißen Dschungelplaneten. Ein Flussdelta, das in rasender Schnelligkeit auf den Beobachter zuzukommen schien. Eine Küste, eine Dschungelinsel –

»Ortung! Kampfraketen!«

Ein heller Blitz auf den Bildschirmen. Bläulichweiß und schmerzend für die überraschten Augen.

Aber kein Geräusch war zu hören. Unbeirrbar verfolgte das gewaltige Schiff weiter seinen Kurs.

Bull meldete unbeteiligt: »Nuklearer Sprengsatz, Spaltzünder, Wirkung eine Megatonne TNT!«

Dann drehte er sich um und fragte verblüfft: »Was ist das?«

Rhodan lächelte amüsiert. Über den Bildschirm zuckte ein zweiter Blitz.

»Was kann das sein, das mit altmodischen Raketen solcher Sprengkraft nach einem Raumschiff schießt?«

Er überließ es Bull, die Antwort zu finden. Er rief den Orter an und erfuhr, dass die Flugbahnen der Kampfraketen bis zu ihrem Ursprungsort bekannt waren. Sie kamen vom nördlichen Polarkontinent, dicht oberhalb der Küste.

Die Geschützstände warteten umsonst auf den Feuerbefehl. Rhodan entschloss sich anders.

Er übernahm die STARDUST in Eigensteuerung, drückte das Schiff bis tief hinunter, fast auf die Oberfläche des Meeres und jagte in hoher Fahrt auf die Küste des Nordkontinents zu.