ERZEUGT DURCH JUTOH - BITTE REGISTRIEREN SIE SICH, UM DIESE ZEILE ZU ENTFERNEN

INHALT

Vorwort

Gastwort von Reiner Meutsch

Meine erste Berührung mit Indonesien

Land und Leute

Reisebericht 2006

Kinder - unsere Zukunft

Reisebericht 2009

Helfen - aber wie?

Reisebericht 2010

Glück macht glücklich

Lernen von den Armen

Reisebericht 2011

Was läuft hier schief?

Reisebericht 2012

Charity als Geschäft mit dem Guten

Reisebericht 2013

Hier kommt Hilfe an

Reisebericht 2014

Unser Kinderhilfsverein

Kinderhilfe konkret

Ein Lächeln schenken

Schlusswort

Dank

Sprichwörter und Zitate

Literatur

ERZEUGT DURCH JUTOH - BITTE REGISTRIEREN SIE SICH, UM DIESE ZEILE ZU ENTFERNEN

Mike Alsdorf

 

Indonesien - Abenteuer Kinderhilfe

 

Auf der Suche nach dem Lächeln der Welt

 

 

Das Buch

 

Als der Autor Mike Alsdorf im Jahr 2000 das erste Mal nach Indonesien reiste, ahnte er noch nicht, welchen Werdegang er einschlagen würde und wie diese Reise sein Leben verändern wird. Bereits auf der ersten Reise lernte er Freunde fürs Leben kennen, empfand Glück und willkommen zu sein. Zahlreiche weitere Reisen nach Asien und speziell nach Indonesien zeigten ihm, dass jeder seinen Teil zum Leben leisten kann.

Er entdeckte eine faszinierende Kultur, eine berauschende Natur, beeindruckende Traditionen und liebenswerte Menschen. Zugleich war jede Reise ein Abenteuer.

Genau mit diesen Definitionen beschreibt Mike Alsdorf seine Reisen, seine Eindrücke und Erlebnisse auf anschauliche Weise. Gerade bei den Reiseberichten, die so nah und emotional geschrieben sind, glaubt der Leser, direkt mit dabei zu sein und eine Entdeckungsreise zu einer fremden Kultur zu unternehmen. Kommen Sie mit, begleiten Sie den Autor – bei seiner Liebeserklärung an ein wunderbares Land.

 

 

Der Autor

 

Mike Alsdorf ist weder hauptberuflicher Journalist, noch hat er Literaturwissenschaften studiert. Er ist vielmehr ein Reisender, der das Schreiben liebt. Beides kombiniert er in diesem Buch.

Seine Begeisterung für das Land Indonesien begann bereits in frühester Kindheit durch regen Briefkontakt mit dem indonesischen Mädchen Sari. Der erste Besuch des Landes war im Jahr 2000. Daraus entstand zunächst eine Privatinitiative „Hilfe für Indonesien“. Seit dem Jahr 2008 ist Mike Alsdorf Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Kinderhilfe Indonesien e.V.“.

 

 

 

„Du kannst nicht alle Not der Welt lindern,

aber du kannst Menschen Hoffnung geben.“

 

(Albert Schweitzer)

 

 

 

 

Vorwort

„Auch der längste Weg

beginnt mit dem ersten Schritt.“

(Chinesisches Sprichwort)

 

 

Bei der Vorbereitung dieses Buches ging es mir immer wieder durch den Kopf, wie ich wohl den entscheidenden ersten Satz niederschreibe. Dabei bin ich auf William Faulkner gestoßen, der es mit seiner Methode immerhin zum Literatur-Nobelpreis gebracht hat: „Schreiben Sie den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt den zweiten lesen will...und dann immer so weiter.“ Das ist doch schon mal eine gute Logik.

Obwohl ich jetzt religiös nicht so bewandert bin, fand ich auch eine Aussage oder sagen wir besser eine Weisheit des Talmud, einer der wichtigsten religiösen Schriften. Darin heißt es: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“ Ein weiser Spruch, wie ich meine.

 

Na dann mal los...

 

Mein kleiner Traum, einmal ein Buch zu schreiben, wird jetzt Wirklichkeit. Nun gut, ich bin gerade einmal bei den ersten Zeilen und der Weg bis zum fertigen Buch ist noch weit und wird sicher auch noch Nerven kosten. Doch es war schon seit langer Zeit mein Wunsch, irgendwann in meinem Leben einmal etwas Selbstgeschriebenes in den Händen zu halten, was man in aller Ruhe durchblättern kann, auch und gerade in den Zeiten des Fortschreitens der Technik.

 

Ein Buch zu schreiben, ist nicht einfach. Das wird mir bereits bei den ersten Seiten bewusst und ich werde von meinen Lektoren sicher noch eine ganze Menge Kritik einstecken müssen, ehe alles so ist, wie man es sich wünscht. Man muss ein Buch nicht nur schreiben, sondern auch lesen können. Dazu muss man sich immer wieder selbst antreiben und überwinden und sich besinnen, mit der Gnadenlosigkeit eines tibetischen Mönchs in seiner safranfarbenen Robe, getrieben von einem eisenstarken Willen und der Absicht, sich selbst auf die Finger, anstatt vorzeitig auf die Schulter zu klopfen. Nur wenn man eine Vision hat und daran glaubt, nur dann wird man ein gutes Buch schreiben. Natürlich gehört dazu auch das gewisse Handwerkszeug und das, was man mitbringt und einbringt.

 

Ein Buch in die Hand zu nehmen ist schon etwas Besonderes. Und für all diejenigen, die ihre Lektüre lieber auf einem E-Book-Reader oder Laptop etc. lesen wollen, gibt es ja dann auch noch die digitale Ausgabe dieses Buches.

 

Ich schreibe dieses Buch auch für all die Menschen, die ihr Leben und ihre Liebe einbringen, um anderen Menschen zu helfen und die ihre Erfahrungen mit mir geteilt haben. Es sind wirklichkeitsnahe und reale Informationen. Dieses Buch gibt Antworten, hinterfragt und lässt genügend Luft zum selber Denken und Besinnen. Viele Reisen als Rucksacktourist bescherten mir unvergessliche Erlebnisse und hinterließen emotionale Eindrücke. Nach meiner Ausbildung stand für mich fest, dass ich die Welt bereisen wollte, um meinen Horizont zu erweitern, anderen Menschen und Kulturen zu begegnen, für mein Leben zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Sicherlich gehört dazu auch eine große Portion Abenteuerlust. Und diese war vorhanden, sonst hätte ich viele Reisen als Rucksacktourist gar nicht unternehmen können.

Als Vorsitzender des Kinderhilfe Indonesien e.V. betrachte ich die Länder und die Menschen, die diese Länder prägen, intensiv und auch mit einem zweiten Blick.

Vielfach wählte ich einen Weg abseits der ausgetretenen Pfade, lebte bei einheimischen Familien und nahm am wirklichen Leben teil, um so das Leben in anderen Ländern bewusst kennen zu lernen.

 

Den Kindern der Welt widme ich dieses Buch. Insbesondere dem Land Indonesien, das mich seit meiner ersten Reise herzlich aufgenommen hat. Dank der Offenheit, Weisheit und Unterstützung wurde ich inspiriert, meinen Beitrag zu leisten.

 

 

 

Gastwort von Reiner Meutsch

Liebe Leser,

 

es hat mich sehr geehrt, als Mike Alsdorf mich bat, einige Zeilen als Gastkommentar zu diesem Buch beizusteuern. Ich habe ihn während meiner Weltumrundung in 2010 kennengelernt und war beeindruckt, mit wieviel Herzblut sich die Kinderhilfe Indonesien vor Ort engagiert.

 

Kinder sind unsere Zukunft. Und leider gibt es immer noch viel zu viele Kinder auf dieser Welt, die ohne Unterstützung keine Perspektive für die Zukunft haben. Ihnen fehlt zum Beispiel der Zugang zu Bildung, weil keine Schulen existieren, die Eltern das Schulgeld nicht zahlen können oder den Eltern wichtiger ist, dass die Kinder arbeiten anstatt zu lernen.

 

In vielen Ländern fehlt es an Krankenhäusern und sauberem Wasser für Hygienemaßnahmen, so dass die Kindersterblichkeit enorm hoch ist und es viele Waisenkinder gibt. Auch Hungersnöte sind leider immer noch ein großes Thema.

 

Umso schöner ist es, dass es Vereine wie die Kinderhilfe Indonesien gibt, die sich genau um diese Probleme kümmern und den Kindern durch ihr ehrenamtliches Engagement eine Zukunft ermöglichen! Ich habe selbst das Strahlen in den Augen der Kinder in Banyumas erlebt, die stolz und unendlich dankbar und glücklich waren, dass man ihnen geholfen hat. Das hat mich sehr berührt und gezeigt, wie wichtig Kinderhilfe ist.

 

Ihr Reiner Meutsch

Stiftung FLY & HELP

 

 

 

Meine erste Berührung mit Indonesien

„Wir lernen Menschen nicht kennen,

wenn sie zu uns kommen.

Wir müssen zu ihnen gehen,

um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.“

(J. W. von Goethe)

 

 

Eine junge Dame, sehr hübsch, kommt auf mich zu. Sie hält mir ein Foto entgegen und fragt: „Are you Mike?“ Ich bin überwältigt und überrascht. Sari wollte einen Freund vorbeischicken und auf einmal dieses bezaubernde Mädchen. Sie lächelt mich mit ihren dunklen, brauen Augen an. Ihr Name ist Ari. Wir gehen zum Busstand. Als wir das Flughafengebäude verlassen, glaube ich in einem Backofen zu stehen. Warme Luft strömt mir entgegen, beinahe so, als ob mir ein Fön ins Gesicht gehalten wird. Die Luft ist dazu sehr schwül. Schnell läuft der erste Schweiß, nachdem es im Gebäudekomplex des Flughafens noch angenehm temperiert war.

Beim Busstand wartet bereits Aris Bruder Sumanto. Wir verstehen uns auf Anhieb blendend. Gemeinsam fahren wir circa eine Stunde mit dem Bus der Linie DAMRI zum Bahnhof.

Der Strom von Rußwolken ausstoßenden Bussen, überladenen Lieferwagen, verrosteten und verbeulten Autos, waghalsigen und mutigen Händlern mit ihren Wagen und Ständen und mittendrin unzähligen Mopeds und Motorrollern reißt einfach nicht ab – das perfekte Chaos.

Jakarta ist eine riesige Metropole. Ich bin froh, dass ich die beiden an meiner Seite habe. Jakarta liegt an der javanesischen Nordwestküste, am Fluss Ciliwung.

Niemand kann genau sagen, wie viele Menschen in der indonesischen Hauptstadt leben - die Schätzungen gehen auf 8,4 Millionen. Sicher noch mehr. Was mir sofort auffällt, ist die enorme Ausdehnung der Stadt. Und, wie ich später in einem Bericht lese, sind Hunderttausende vom Land nach Jakarta gekommen, um hier Arbeit zu finden. Die Randbezirke ufern immer weiter aus. Es entstanden dadurch große Slumgebiete, die übersät sind mit ärmlichen Hütten, in denen Menschen leben, ohne Strom und ohne Wasser.

Jakarta wurde ursprünglich von den europäischen (holländischen) Eroberern in `Batavia` getauft. Zuvor hieß es, seit 1527, Jayakarta. Mehr als drei Jahrhunderte blieben die holländischen Kolonialherren, bis zum Ende der 1940er Jahre. Seit der Sprachreform zu Beginn der 1970er Jahre heißt es Jakarta. 1945 wurde die Unabhängigkeit durch den damaligen Präsidenten Sukarno proklamiert. Zu dieser Zeit lebten etwa 600.000 Menschen in der Stadt. Danach explodierte sie förmlich.

Wir schreiben das Jahr 2000. An der Jalan Thamrin (Jalan bedeutet Straße) reihen sich Hochhäuser, Hotels und Bürogebäude aneinander. Nur einen Straßenzug weiter stehen Lehmhütten, Holzbaracken und Notunterkünfte. Dazwischen Abfall, in dem die Menschen mit den Händen nach Verwertbarem wühlen. Ein offen liegender, stinkender Abwasserkanal gibt dem Bild noch einen abschließenden Rahmen. Lastkraftwagen und Busse verpesten mit dicken, schwarzen Abgaswolken die Luft. Die rasante Entwicklung ist hier längst an ihre Grenzen gestoßen. Jahrelang gab es keine Stadtplanung. Busse und Züge sind überfüllt, selbst auf dem Dach der Züge sitzen Menschen. Auch hier in der Hauptstadt gibt es Wassermangel und ungleiche Verteilung. Die Armen säubern ihre Wäsche in Kanälen, in die auch Fäkalien geleitet werden. Diese Wasserläufe dienen auch für das tägliche Bad. Krankheiten sind somit programmiert.

Was werden wohl die nächsten Tage bringen? – denke ich noch so bei mir. Letztendlich gibt es nur eine Antwort: Ich muss es angehen.

 

In meiner Kindheit genoss ich das Privileg, sorgenfrei aufzuwachsen, was ich in erster Linie meinen Eltern zu verdanken habe. Wenn man weiterdenkt, stellt sich die Frage: „Hat nicht jeder auf unserer Welt das Verlangen glücklich zu sein?“ Sicher doch, diesen Wunsch hegt jeder Mensch. Leider ist die Situation jedoch die, dass es deutliche Unterschiede auf der Erde gibt. Haben wir aber nicht auch tief in unserem Inneren den Wunsch, etwas auf dieser Welt zu verändern und sogar zu verbessern? So gibt es bestimmt Situationen in unserem Leben, die uns beeinflusst haben. Ein solcher Moment war für mich meine erste Reise nach Indonesien. Dieser richtungsweisende Moment hat meine Anschauung verändert und mein Gewissen und Denken angeregt. Wir sind verantwortlich für die Dinge, die wir tun, aber auch für die Dinge, die wir nicht tun. Wir alle haben eine Verantwortung, nicht nur für unser eigenes Leben, sondern auch für die Gemeinschaft.

Eins wollte ich irgendwann später nicht bereuen: Dinge, die ich nicht getan habe. Es wird keine bessere Welt geben, wenn jeder nur davon träumt. Erst wenn jeder, im Rahmen seiner Möglichkeiten, handelt und sich einbringt, wird dieser Traum wahr. Verantwortung zeigen für unsere Erde ist unsere Aufgabe. Das wahre Gefühl von Glück ist dann gegeben, wenn wir das bewusst genießen, was wir haben und wenn wir geben.

 

Doch zurück zu meiner ersten Berührung mit Indonesien:

Nachdem ich etwa ein Jahr lang in der Schule Englischunterricht hatte, kam es dazu, dass ich durch einen Briefklub eine Adresse aus Indonesien in meinen Händen hielt. Ich schaute auf den Globus und war fasziniert, wie weit weg dieses Land von meinem Wohnort war. Unglaublich - man kann ja fast von hier aus durchgraben und kommt am anderen Ende der Welt, in Indonesien, heraus. Also schrieb ich einen Brief und schickte auch eine Ansichtskarte von meinem Heimatort mit. Einige Zeit später kam auch tatsächlich eine Antwort. Ganz stolz hielt ich den Brief in meinen Händen, auf dem eine bunte Briefmarke klebte. Im Brief selbst lag auch eine Ansichtskarte mit einer Landschaftsansicht eines Reisfeldes und mit Bergen im Hintergrund. Ich war begeistert. Aus dem Brief erfuhr ich, dass mir ein älterer Herr geschrieben hat. Er erzählte mir über seinen Wohnort und seine Familie und dass er es gut finden würde, wenn ich doch lieber mit seiner Enkelin schreiben würde, da sie in meinem Alter sei.

So begann schließlich meine langjährige Brieffreundschaft mit dem Mädchen Sari Asih Nastiti aus Banyumas. Wir schrieben uns fortan regelmäßig, schickten uns bunte Karten mit verschiedensten Ansichten und berichteten über Land und Leute. Es war ein wunderbarer Austausch.

Natürlich kommt dann auch mal der Gedanke, sich sehen zu können. Doch das war aufgrund der beschränkten Reisefreiheit in der DDR, wo ich lebte, nicht möglich. Aber es war „unser“ Traum.

Nachdem die Grenzen gefallen waren, befanden wir uns zunächst noch in Ausbildung, schrieben aber weiter wie die Weltmeister. Im September 1999 kam ein Brief von Sari mit einer Einladung zu ihrer Hochzeit. Zunächst dachte ich tatsächlich, sie möchte mich einladen, dass wir beide heiraten. Doch es stellte sich heraus, dass sie mich gern als Gast dabei hätte. Ich freute mich `trotzdem` für sie und musste nicht lange überlegen. Wann erhält man schon mal eine Einladung zu einer traditionellen indonesischen Hochzeitszeremonie?

Diese für mich noch fremdartige und exotische Welt auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel wollte ich unbedingt genauer kennenlernen.

Schon von Anbeginn, vom ersten Gedanken an diese Reise, schien das Blut in den Adern schneller zu fließen, das Herz energischer zu pochen und der Körper energiegeladener zu sein.

Es gibt verschiedene Gründe auf eine Reise zu gehen. Entweder fühlt man sich so stark und möchte Bäume, ja ganze Wälder, ausreißen, hat Zeit und auch das nötige Geld und hat den gewissen Entdeckergeist oder aber man ist an einem Tiefpunkt im Leben, ob durch den Job, Arbeitslosigkeit, nach einer Krankheit oder Probleme in der Partnerschaft und möchte einfach nur weg...raus aus dem tristen Alltag. Die große weite Welt scheint sich dann für alles und jeden zu öffnen. Man kennt und erkennt in solchen Momenten keine Grenzen. Doch für viele verebbt diese Euphorie wieder sehr schnell. Das ist zwar schade, doch es muss jeder für sich entscheiden. Ich, für meine Person, hatte meine Entscheidung getroffen: Es geht auf Reise! Ich möchte Neues entdecken! Die Vorbereitungen konnten beginnen. Mein Traum sollte wahr werden und dafür, dass es so wird, bin nur ich allein verantwortlich. Ich war entschlossen.

 

Nun hieß es für mich, die Reise zu planen.

Zur selben Zeit, als ich mich zu dieser Reise entschlossen hatte, wurden in mir zwei Stimmen laut. Die erste Stimme, die vielen Individualreisenden vertraut ist, die manch einer aber nur ungern zugibt, mahnte zur Vorsicht und sagte: Bleib daheim, es ist nicht einfach allein, gerade bei solch einer Reise! Aber die andere Stimme, die, die mir schließlich Mut machte, sagte: So etwas wird Dir sicherlich nicht gleich wieder geboten. Nimm es wahr. Es wird dein Leben bereichern! Und diese zweite Stimme, die nur flüsternd begann, wurde stets lauter, je mehr ich mich mit dem Thema Indonesien befasste. Und diese Stimme sollte Recht behalten.

Ich hatte mir vorgenommen, da ich ja sowieso eine große Strecke fliegen würde, diese Reise mit einem Vorab-Aufenthalt in Thailand zu koppeln. Wenn schon Asien, dann auch gleich richtig. Also flog ich zunächst nach Bangkok und bereiste mit einer kleinen Reisegruppe Zentralthailand bis hinauf nach Chiang Mai. Die Rundreise war eindrucksvoll und als am Abschlusstag alle noch einmal zusammen saßen, wurde auch gefragt, ob ich nun wieder zurück nach Deutschland fliege oder aber noch einen Badeaufenthalt in Südthailand plane. Nun, als ich darauf antwortete, dass ich morgen früh nach Indonesien weiterfliege, wurde es ruhig und die Stimmung war gespannt. Einige sagten mir, dass sie auch gern mal dorthin wollten. Ein Reisender sagte mir: „Sie werden von den Zuständen im Landesinneren von Indonesien schockiert sein“. Er erzählte mir, dass er einige Zeit auf Java gearbeitet hat und viel Armut sah – aber es wäre ein schönes Land mit freundlichen Menschen. Er sollte Recht behalten. Ich verabschiedete mich von ihm, ohne mir so richtig klar darüber zu sein, ob mich seine Worte nicht eher verunsicherten als beruhigten.

Und dann gehen einem wieder viele Gedanken durch den Kopf. Ich ertappte mich dabei, dass ich gedankenverloren am Tisch eines kleinen Straßenlokals saß, das Papieretikett meiner `Lion`-Bierflasche in kleine Schnipsel zerriss und grübelte, was die nächsten Tage bringen würden. Mir war klar, dass ich es einfach herankommen lassen musste und vor allem nichts erwarten durfte. Hier gab es jetzt nur mich und meine Reise.

 

Am 21. März 2000 ist es dann soweit. Um 11:45 Uhr landet das Flugzeug auf dem Flughafen `Sukarno-Hatta International Airport` von Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Beim Aussteigen denke ich kurz an zu Hause. Dort wird man sicher noch schlafen, denn die Zeitverschiebung beträgt immerhin sechs Stunden. Dann geht mir die Frage durch den Kopf: Ob ich erwartet werde? Die Spannung steigt. Ich wusste ja, dass Sari selbst nicht kommen darf, so gebieten es die Hochzeitsbräuche, doch sie wollte versuchen, dass mich jemand empfängt.

Zunächst checke ich aus, hole mein Gepäck und gehe zum Ausgang. Dort hält jedoch niemand ein Schild mit meinem Namen hoch. Dafür kommen gleich drei Taxifahrer und wollen mich irgendwohin fahren. Ich warte noch ab.

 

Und dann steht da also Ari – dieses wunderschöne Mädchen...

 

Nach einer guten Stunde erreicht der Bus das Stadtzentrum und wir stehen direkt vor dem Bahnhof von Jakarta. Es ist einer der Hauptbahnhöfe – Gambir Station. Hier erkundigen wir uns nach einem Zug nach Purwokerto. Der Zug um 15:00 Uhr ist bereits ausgebucht. Die nächste Alternative wäre dann um 19:00 Uhr.

Ich löse ein Ticket für den `Bisneszug`. Erst später werde ich erfahren, worum es sich dabei handelt. Da noch genügend Zeit ist, speisen wir Reis mit Huhn, traditionell nur mit den Händen. Anschließend gehen wir zu dem, dem Bahnhofsgebäude vorgelagerten und etwa ein Quadratkilometer großen Unabhängigkeitsplatz, dem Merdekaplatz. In dessen Mitte befindet sich das Nationaldenkmal (Monas), ein 132 Meter hoher Turm mit angedeuteter Flamme, auf dessen Plattform in 115 Metern Höhe wir einen wunderbaren Rundblick über die Hauptstadt genießen. Ins Auge sticht sofort die Istiqlal-Moschee, gebaut aus weißem Marmor und deutschem Stahl. Die zweitgrößte Moschee der Welt bietet Platz für 120.000 Gläubige, wie mir Sumanto (Aris Bruder) sagt. Das Gebäude wurde 1961 fertig gestellt. Etwas weiter westlich befindet sich der Präsidentenpalast.

Jakarta ist eine Metropole der Kontraste, zwischen Tradition und Moderne, Reichtum und Armut. Mir wird auch noch das Nationalmuseum gezeigt. Nach so viel Kultur lassen wir uns eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss schmecken. Das weiße Fruchtfleisch ist saftig und erfrischt herrlich. Der Abend bricht über Jakarta herein. Wir müssen zum Zug. Vorher gehe ich noch auf die Toilette im Bahnhof. Diese scheint eine Badeanstalt zu sein. Der ganze Raum schwimmt. Indonesier waschen sich hier ausgiebig und es herrscht großer Andrang. Ich falle auf als Fremder. Nebenan halten einige Muslime in einem separaten Raum ihr Abendgebet. Auch Sumanto kniet am Boden. Wir holen meine Sachen aus der Gepäckaufbewahrung und gehen zum Bahnsteig.

 

Die folgenden Zeilen schrieb ich zeitnah zu meinen Gedanken auf, die mir während der Zugfahrt durch den Kopf gingen:

 

...Ich hätte viel erwartet, aber das! Hunderte Einheimische stehen auf dem Bahnsteig. Es ist ein Bummelzug. Vollbesetzt mit Kind und Kegel. Ich glaube, ich bin der einzige Ausländer. Irgendwie gespenstisch. Ari und Sumanto bringen mich zu meinem Sitzplatz. Sie sagen einem Indonesier, der mir gegenüber sitzt, dass er mir zu verstehen geben soll, wenn der Zug Purwokerto erreicht. Wir müssen uns verabschieden. Terima kasih – Danke für alles! Ich bin froh, in dieser Fremde, solch netten Leute getroffen zu haben. Ohne ihre Hilfe hätte ich arge Probleme gehabt, mich zurecht zu finden. Leider können mich die Beiden nicht begleiten, da sie in Jakarta leben. Wir werden uns aber zur Hochzeit wiedersehen.

Der Zug setzt sich um 19:05 Uhr in Bewegung. Der Weg ist lang, ca. 400 km durch Central Java, etwa sieben Stunden durch eine dunkle Nacht in Indonesien, fernab von allem bis dahin Vertrauten. Der Zug ist einfach, ein Arbeiterzug. Ein Mann kriecht durch den Zug, singt und bettelt. Von rechts und links gehen unaufhörlich Leute vorbei und bieten Getränke und Speisen an. Kreischende Kinder, vermummte muslimische Frauen, dunkle Gestalten, alte Javaner, irgendwo ein Hühnergegacker und ich mittendrin. Der Zug ist bunt gemischt. Vom Standard her dürfte dieser Zug wohl einer Klasse entsprechen, die es bei uns gar nicht gibt, denke ich noch so bei mir. Was wird das für eine Nacht? Keine Zugdurchsagen, wenigstens erblicke ich einen Ticketkontrolleur. Ich hoffe nur, dass Sari am Bahnhof in Purwokerto steht, wenn der Zug gegen zwei Uhr oder auch drei Uhr ankommt. Die Fenster sind weit geöffnet, eine Klimaanlage gibt es natürlich nicht. In der Luft liegt süßlicher Geruch, irgendjemand scheint einen Joint zu rauchen. Dass dieser Trip ein Abenteuer wird, war mir klar, doch das hier sprengt alle Vorstellungen. Sieben lange Stunden liegen vor mir. Das Großraumabteil ist rappeldicke voll. So eine Zugfahrt würde ich nicht einmal in Deutschland machen. Die Luft ist schlecht. Die Lok zischt und qualmt. Leider sehe ich von der grünen Natur Javas nichts – die dunkle Nacht rauscht vorbei. Genau vor dieser Situation hatte ich mich selbst gewarnt, und nun bin ich mittendrin. Action pur. Regen setzt ein, denn momentan ist noch Regenzeit. Ich schwitze, meine Sachen kleben. Und ehrlich gesagt, habe ich auch ein paar Bedenken. Auf keinen Fall darf ich einschlafen, sonst könnte sich mein Gepäck in Luft auflösen, jagt es mir durch den Kopf. Es ist 22:00 Uhr. Neben meiner Sitzbank, mitten im Gang, breitet jemand eine Zeitung aus und legt sich zum Schlafen nieder. Es wird ruhig im Zug. Ich dusele vor mich hin. Um 22:30 Uhr erreichen wir Cirebon. Auf einmal kommt Bewegung auf, laute Stimmen. Händler gehen von rechts nach links und wieder zurück durch die Gänge und bieten lautstark ihre Waren an. Nach etwa 20 Minuten ist der Spuk, so schnell wie er begonnen hatte, wieder vorbei.

 

Gegen zwei Uhr nachts fährt der Zug endlich in Purwokerto ein. Die Spannung steigt. Beim Aussteigen kommt ein mir bekanntes Gesicht auf mich zugelaufen und ruft: „Mike!“. Es ist Sari. Ein wunderschöner Moment, als wir uns das erste Mal nach über 15 Jahren Briefkontakt sehen. Sie ist mit ihrem Vater und ihrem Bruder gekommen. Wir laden meinen Rucksack in einen kleinen alten Jeep und fahren ins 17 km entfernte Banyumas.

 

Ich tauche ein in eine völlig fremde Welt.

Der Empfang in der Großfamilie ist herzlich, alles nette Menschen und sie geben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Sie reichen mir einen Begrüßungstee und gegen drei Uhr gehen die Lichter aus. Das Haus ist massiv, aber einfach. Es gibt mehrere Räume, da hier eine Großfamilie zusammen lebt. Neben den Eltern wohnen im Haus noch Sari und zwei ihrer Schwestern, ihr Bruder und ein Onkel. Eine der Schwestern ist verheiratet und auch ihr Ehemann sowie eine gemeinsame Tochter wohnen hier. Es gibt keine Dusche, warmes Wasser kommt nicht aus der Leitung. Dafür gibt es einen großen Trog, aus dem man mittels Topf das Wasser schöpft und über sich gießt.

Erschöpft sinke ich auf meine Matratze, die auf dem Boden liegt. Doch obwohl ich mehr als müde bin, verbringe ich die erste Nacht mit einem Wirrwarr in meinem Kopf. So viele Eindrücke und Gefühle schießen durch mein Gehirn, wie tausend Gedankenblitze. Als ich dann wohl doch irgendwann einschlafe, werde ich bald wieder wach, denn dieses Mal sind es richtige Blitze. Ein heftiges Tropengewitter ist aufgezogen und Regen peitscht gegen den Fensterladen. Vielleicht ein Willkommensgruß? Ich jedenfalls bin in diesem Moment für mich angekommen. Und ich bin froh, ein festes Dach über dem Kopf zu haben. In den Folgetagen sollte ich mich noch oft an diese Gefühle und Situation erinnern, gerade dann, wenn ich die ärmlichen Behausungen der Dorfbewohner besuche.

Meine erste Nacht in Indonesien ist kurz. Gegen sechs Uhr höre ich Stimmen, eine halbe Stunde später stehe auch ich auf. Die Vögel zwitschern, Hühner gackern, Menschen spazieren auf dem Dorfweg am Haus vorbei, Kinder gehen zur Schule – alles geht besinnlich vor sich.

Feste Essenszeiten gibt es nicht. Die Menschen essen, wenn sie hungrig sind. Zum Frühstück gibt es Tee und eine javanesische Teigspeise. Die ersten Stunden nach meiner Ankunft in Indonesien waren so vollgepackt mit Erlebnissen, mit dem Treffen anderer Menschen, mit einer schnellen Abfolge vieler Sachen und natürlich auch mit einer Portion Müdigkeit nach der Anreise, dass ich erst jetzt so richtig wahrnehme, wo ich eigentlich bin. Ich sitze gerade auf der Terrasse des Hauses und empfange die verschiedenen Gerüche der Pflanzen um mich herum. Auf dem Tisch vor mir steht ein frisch gekochter Tee, der köstlich duftet. Schon auf dem Weg zur Dusche hatte ich aus der Küche den Geruch der frisch zubereiteten Teigspeisen eingeatmet.

Sari geht mit mir durch ein paar Dorfstraßen zu ihrer Großmutter Mrs. Rasam. Die Augen der Menschen, denen wir begegnen, sind voller Neugier auf mich gerichtet. Ich komme mir vor, wie ein König, ein Entdecker einer neuen Welt. Mrs. Rasam begrüßt uns herzlich. Es gibt Obst und viele Fragen. Auf dem Rückweg wieder die vielen Blicke. Freundlichkeit strahlt mir entgegen. Es ist heiß und die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Mein Blick geht von der Terrasse rüber zu den Bananen- und Kokosstauden. Es ist alles neu für mich. Wie in vielen indonesischen Häusern dient die überdachte Terrasse dem geselligen Beisammensitzen sowie dem Empfang von Gästen. Aufgrund des tropischen Klimas ist es ein angenehmer Ort, wo immer ein wenig Luft geht. Das Leben spielt sich sowieso eher draußen ab.

Am späten Vormittag werden wir von einer Freundin von Sari abgeholt. Yogi besitzt ein Auto. Wir fahren nach Purwokerto. Unterwegs begegnen wir Saris jüngerer Schwester Sampurni und einer Freundin. Zusammen mit vier jungen javanesischen Schönheiten fahren wir zum Nationalpark nach Baturraden. Eine wunderschöne Natur. Die grüne Vegetation, Tiere, Flüsse, Wasserfälle – traumhaft. Die Bergspitze des Mount Slamet, dem zweithöchsten Berg Javas mit 3.428 Metern, ist in Nebel gehüllt.

Zur Mittagszeit machen wir traditionellen Lunch. Wir sitzen auf dem Boden, an niedrigen Tischen und essen Reis mit Hühnerfleisch. Gabeln und Löffel stehen nicht bereit und ein Messer benutzen Indonesier grundsätzlich nicht beim Essen. Es ist ein einfacher Straßenimbiss. Dafür stehen kleine Schalen mit Wasser auf dem Tisch, die zum Händereinigen dienen. Wir essen also mit den Händen, wobei ausschließlich mir der rechten Hand gegessen wird, da die linke Hand als unrein gilt.

Anschließend fahren wir die Bergstraße wieder hinunter und schlendern noch durch den kleinen Park. Die Mädels gehen nacheinander in die Moschee zum Beten. Auf Java ist der Islam Hauptreligion. Die Zeit vergeht und wir sehen einen herrlichen Sonnenuntergang mit Blick auf den `Gunung Slamet`. Das Auto streikt und die Frontscheinwerfer fallen aus. Wir schieben das Auto zur Straßenseite, zu einer Art Schrottplatz. Doch es stellt sich heraus, dass es eine Werkstatt ist. Eine zerfallene Holzhütte mit alten Metall- und Autoteilen und abgefahrenen Reifen, doch ohne richtiges Werkzeug und Licht. Es ist mittlerweile dunkel. Mit einem Feuerzeug sucht der Monteur den technischen Defekt. Der junge Indonesier aus der Werkstatt schleppt uns fünf ab zu sich nach Hause. Dort, fernab von jeglicher Zivilisation, gibt es Licht und Werkzeug. Gleich stehen sechs `Automechaniker` um das Fahrzeug und der Schaden wird behoben. Wir fahren weiter, doch kurz darauf fällt der Motor erneut aus. Mehrere Javaner schieben für ein paar Rupiah das Auto an. Große Touren sind heute nicht mehr drin. Yogi möchte mich unbedingt aber noch ihren Eltern vorstellen. Der Empfang ist sehr nett. Es gibt viele Fragen und eine Tasse Tee. Gegen 21:00 Uhr sind wir wieder zu Hause. Sari und ich essen noch eine Portion Reis und anschließend singen wir Karaoke. Vor dem Essen habe ich noch meine Gastgeschenke verteilt. Es sind kleine Präsente für jedes Familienmitglied und die Freude ist groß. Sari schenkt mir eine Kette aus Sulawesi, die sie dort für mich gekauft hat. Die Kette ist ein Symbol – zwei Steine, die an einer Schnur zusammenhängen. Sari sagt: „Stone to stone – Heart to heart...”. Wir schauen uns lächelnd in die Augen.

Nach fünf Stunden Schlaf stehe ich um 6:30 Uhr auf. Zum Frühstück gibt es Tee und einen kleinen Imbiss. Ich gehe mit Sari durch die Dorfstraßen. Neugierige große braune Augen lächeln mich an. Ich fühle mich wohl. Wir gehen vorbei an einer Schule, zu einer Quelle, von der die Menschen glauben, dass sie Kraft und Gesundheit gibt. Viele Indonesier praktizieren zwar die Lehren ihrer Religion, nehmen jedoch auch den Aberglauben ernst. Sie glauben an Geister und Dämonen, bringen Opfergaben zu heiligen Orten, wie zu einem Fluß oder Berg.

Auf dem Rückweg kaufen wir an den Straßenständen Lebensmittel, Vogeleier und Früchte. Nachdem wir uns im Haus kurz frischgemacht haben, gehen wir `Soto` essen, eine traditionelle javanesische Suppe. Mit Saris jüngster Schwester fahren wir danach mit dem überfüllten Landbus nach Purwokerto. Sari kauft für die Hochzeitsfeier Lebensmittel und Früchte und bestellt Blumen. Die Auswahl ist riesig. Es duftet in allen erdenklichen Tönen und die Farbenvielfalt der exotischen Pflanzen ist unbeschreiblich. Orchideen in allen Farben, reinweiße Jasminblütenzweige, Kakteen mit Blüten und vieles mehr. Auf dem Markt gehen wir von Stand zu Stand und der Duft der exotischen Gewürze wird von meiner Nase aufgesaugt. Sari nennt mir einige der typisch indonesischen Gewürze: Chili, Ingwer, weißer Pfeffer, Zimt, Muskat, Gewürznelke, Zitronengras.

Es ist Regenzeit und es schüttet vom Himmel. Im Einkaufsmarkt sind wieder alle Augen auf mich gerichtet. Ich lächle und die Leute lächeln zurück. Mit einem Kleinbus fahren wir, mit mindestens 15 Personen total überfüllt, zum Busplatz. Ein Mann ist für den Ein- und Ausstieg verantwortlich. Er hat im Fahrzeug aber keinen Platz mehr und hängt deshalb halb draußen. Das gleiche im Bus. Theoretisch passen gar nicht so viele Menschen in den Bus und bei jedem, der an der Straße steht wird noch gehupt und lautstark gerufen, ob er mit möchte. Wir kommen jedenfalls wieder gut in Banyumas an. Eine Fahrradrikscha bringt uns mitsamt Einkauf durch den Regen zum Haus. Dort sind die Vorbereitungen für das Hochzeitsfest bereits weit vorangeschritten. Auf dem Schotterplatz vor dem Haus haben Nachbarn ein großes Vordach aus Metallträgern und Wellblech errichtet. Die Frauen haben den ganzen Tag Speisen zubereitet und Dekorationen gebastelt.

Dann kommen Männer und ich werde gebeten, in das Haus zu gehen. Sie vollziehen mit Sprechgesängen traditionelle javanesische Beschwörungen. Ich nutze die Zeit zum Aufschreiben meiner Erlebnisse in meinem Zimmer. Der Raum ist nicht groß, einfach, keine Klimaanlage, keine Fensterscheiben, nur Holzlamellen, ein Bett, ein kleiner Schrank, kein Tisch, aber ein Stuhl. Unterhalb der schwachen Glühlampe, die nur an einem Draht baumelt, sitzt eine Eidechse.

Der `Gecko` – er kann an der Decke laufen und frisst Plagegeister. Der Gecko ist ein Superheld der Tierwelt. Und täglich grüßt der Gecko. Lang wie ein Finger, graubrauner Körper mit Punkten, schwarze Augen. Oder auch groß wie der Unterarm eines erwachsenen Mannes, blasse Farbe mit kleinen Punkten. In Indonesien ist es unmöglich, den Echsen aus dem Weg zu gehen. Gerade eben zum Beispiel: Ich laufe von der Küche ins Nachbarzimmer und zähle unterwegs drei Geckos. Einer huscht unters Bett, einer flitzt hinter den Schrank und einer sitzt direkt vor mir, außen am Holzfenster. Kein Grund, den Kammerjäger zu rufen. Der Gecko ist der Kammerjäger. Der Hund mag zu Recht als des Menschen bester Freund gelten, aber die kleinen Helferlein leisten auch gute Dienste. Sie machen Jagd auf Moskitos, Spinnen, Ameisen, Fliegen und Schaben. Sie sind wie Insektenspray – nur ungiftig. Sie sind völlig harmlos und sehr nützlich.

Geckos haben weder Pelz noch Frisur, aber an ihren Füßen und Zehen wachsen winzige Haare. Die feinen Lamellen sind vorne aufgespalten, und so entwickeln sie zwischen Geckofuß und Untergrund Anziehungskräfte. In der Physik nennt man diesen Effekt `Van-der-Waals`-Kräfte. Für uns schwer nachzuvollziehen, weil wir ohne Tricks und Hilfsmittel keine glatten Wände hoch laufen können. Geckos haben an ihren Sohlen aber enorme Haft-kraft, dass sie damit 140 Kilogramm heben könnten. Soviel wiegt ein neugeborener Elefant. Obwohl sie wie Magneten an Wänden hängen, sind Geckos sagenhaft flink. Wer diese Echsen fangen will, muss reaktionsschnell sein – und auch rasch die Hand wieder wegziehen können. Denn zumindest die größeren Exemplare, die nach dem Klang ihrer Rufe genannten Tokkees, wissen sich bei Angriffen zu wehren. Sie beißen dann auch mal einen Finger blutig und lassen nicht so einfach wieder los. Auf der Flucht kann der Gecko außerdem seinen Schwanz abknipsen und ihm dem Feind sprichwörtlich zum Fraß vorwerfen. Diese Körperendung wächst dann wieder nach, wenn auch nicht so stattlich wie zuvor. Wenn er Luft holt (auch das kann man hören, es ist ein regelrechtes Anlaufnehmen mit dem Atem) und losbrüllt, lohnt es sich, mit zu zählen. Gibt er mehr als sieben Laute von sich, verheißt das Glück...so sagt man jedenfalls.

Obwohl sich dem Gecko wohl kaum eine schlechte Eigenschaft nachsagen lässt, fühlen sich manche Leute in geschlossenen Räumen trotzdem unwohl in der Gesellschaft der kleinen Krokodile. Wie wird man ihn also los? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn Sie einen Gecko aus ihrem Haus scheuchen, kommen am nächsten Morgen zwei zurück. Superhelden lassen sich eben nicht einfach rausschmeißen.

Ich passe mich den Lebensgewohnheiten an. Ich bin Gast in einer fernen Fremde, bei einer anderen Kultur, im Haus einer vorher mir unbekannten Familie, mitten im javanesischen Dschungel. Aber ich fühle mich weder fremd, noch unwohl...ich bin glücklich.

 

Am nächsten Tag, es ist ein Tag vor der Hochzeit, findet eine Reinigungszeremonie statt. Gegen 9:00 Uhr kommen die ersten Gäste zum Teil in traditionellen Kostümen. Die Terrasse wird zum Thronsaal gestaltet, reichlich verziert und dekoriert.

Sapto, der Bräutigam, kniet vor seinen Eltern nieder und wird instruiert und beschworen. Später kniet dann auch Sari zu Füßen ihrer Eltern und wird mit Worten bedacht. Als nächstes wird Sapto von seiner Familie nach einem alten Ritual mit sieben Kellen Wasser mit Blütenblättern übergossen und somit gereinigt. Anschließend muss sich auch Sari dieser Prozedur unterziehen. Sari wirkt dabei noch sehr gelöst. Innerlich, so sagt sie mir, ist sie sehr angespannt. Die angehenden Eheleute dürfen sich an diesem Vormittag jedoch nicht sehen. Sari und Sapto kennen sich bereits seit ihrer Ausbildungszeit. Beide waren auch aktiv bei den Pfadfindern und aus anfänglicher Freundschaft wurde Zuneigung und Liebe. Es ist keine arrangierte Ehe. Sari studierte Rechtswissenschaften, fand jedoch anschließend keinen Job. Auch Sapto absolvierte ein Studium und ist nun Vertreter für Keramikfliesen. Hauptsächlich ihm obliegt es nach der Hochzeit, die Familie zu ernähren. Viele Frauen in Indonesien, insbesondere in den ländlichen Regionen, teilen dieses Schicksal. Fehlende Arbeitsplätze sowie Kindererziehungszeiten lassen die Frauen zu Hausfrauen werden.

Nach dieser traditionellen Prozedur wird es im Haus wieder ruhiger. Erst am Nachmittag ist dann wieder reger Betrieb. Der ganze Hof ist voller Gäste. Es wird gegessen, getrunken und sich unterhalten. Ich mache mich auch schick und geselle mich zu den Bekannten und Verwandten der Familie. Sari winkt mich in ihr Zimmer. Sie sieht wunderschön aus. Das lange schwarze Haar ist hochgesteckt, ihre dunklen Rehaugen strahlen Wärme aus. Wir unterhalten uns über unsere Freundschaft. Sari sagt mir, sie empfindet mir gegenüber Schuldgefühle und sie werde mich nach der Hochzeit weiter in ihrem Herzen tragen. Ich bin gerührt, fühle ich doch das gleiche. Diese Gefühle kommen daher: Sari schrieb mir, etwa ein halbes Jahr zuvor, dass sie sehr viel für mich empfindet. Über die Jahre hat sich zwischen uns eine besondere Vertrautheit aufgebaut. Da sie jedoch einer angesehenen Familie des Dorfes entstammt und den Traditionen verpflichtet ist, konnte sie mir nicht konkret sagen, was sie fühlt. In ihrer Kultur ist es vorgesehen, dass der Mann den ersten Schritt macht. Jedenfalls hatte ich zu jener Zeit, als sie mir diesen Brief schrieb, die Lage nicht richtig eingeschätzt. Erst im Nachhinein, genauer gesagt seit gestern weiß ich von ihr, was sie mit ihrem Brief bezwecken wollte. Nämlich, dass ich ihre tiefen Gefühle verstehe und wir mehr als eine Brieffreundschaft entstehen lassen. Das rührt mich noch immer, wenn ich daran denke.

Die nächste Prozedur startet dann um 19:00 Uhr. Diverse Ansprachen von Familienmitgliedern und Gästen werden gehalten, Geschenke werden an beide Familien übergeben. Den ganzen Tag über kommen Gäste, Nachbarn, Familienmitglieder, über 200 Leute, so schätze ich. Während im Hof die Feierlichkeiten laufen, sitzen fleißige Frauen im Haus und bereiten die Speisen für den morgigen Festtag zu. Ich geselle mich dazu und packe auch mit an. Wir alle sitzen im Schneidersitz auf Decken auf dem Boden. Es ist eine lustige und nette Gesellschaft. Es wird gealbert und gelacht.

Zwischendurch muss ich mein Gewand für morgen anprobieren. Man fragte mich einen Tag zuvor, ob ich gern auch in der javanesischen Tracht an der Hochzeitsfeier teilnehmen möchte. Da gab es nicht viel zu überlegen. Ich freute mich riesig. Dann höre ich Saris Stimme. Sie möchte mich neuen Gästen vorstellen. Für Sari ist heute ein langer und anstrengender Tag. Sie muss bis Mitternacht in ihren äußerst engen Sachen aufbleiben. Ich habe ihr versprochen, ihr an ihrem letzten Singleabend bis zuletzt Gesellschaft zu leisten. Saris Vater bittet Sari und mich auf das Hochzeitssofa für ein Foto. Ich fühle mich wie ein König oder wie der Ehemann... Wir müssen beide schmunzeln.

 

Der nächste Tag beginnt für mich um 6:00 Uhr. Heute ist der Tag der Hochzeit! Es herrscht schon reges Treiben im Haus und auf dem Hof. Nach dem Frühstück habe ich noch Gelegenheit mit Sapto zu sprechen. Er ist ein feiner Mann und kommt aus einer guten Familie. Seine Eltern hatten mich gestern schon eingeladen, sie auch mal in Yogjakarta zu besuchen. Dann ist es an der Zeit, dass ich mich mit dem traditionellen javanesischen Gewand ankleide. Dabei wird mir natürlich geholfen. Der Gehrock ist extrem eng gewickelt und erlaubt nur kurze Schritte. In die Gürtelschärpe bekomme ich rückseitig einen Dolch, den `Keris`, gesteckt. Diesen tragen nur die engsten Familienangehörigen. Der Keris (oder auch Kris) ist ein kurzer Dolch, dem eine Magie zugesprochen wird. Die Klinge ist meist wellenförmig, wie eine Schlage, geformt.

Die ersten Gäste erscheinen. Ich werde vorgestellt. Fast immer die gleichen Fragen nach Alter, Beruf, verheiratet und wie ich Indonesien finde. Die meisten Gäste sind in traditionelle Gewänder gehüllt, ein höchst feierlicher Moment. Ich erblicke Sari, die vier Stunden lang gestylt wurde. Sie trägt ein dunkles samtweiches Kostüm, eine Art langen Blazer sowie einen Sarong. Der Blazer ist reich verziert mit goldfarbenen Stickereien. Der Wickelrock ist ebenfalls mit Goldtönen versetzt und mit einem typischen Motiv der Region Banyumas versehen. Ihre schwarzen Haare sind hochgesteckt. Die Konturen ihrer Haaransätze wurden mit schwarzer Farbe nachgezogen. Neben einem goldfarbenen Diadem bestimmen frische Jasminblüten den Kopfschmuck. Die schneeweißen Blüten, die wie kleine Perlen aussehen, sind zu einem Gebinde zusammengesteckt und verlaufen vom Kopf bis hinunter zur Taille. Jasmin (übersetzt `Melati`) ist eine der vier Nationalblumen Indonesiens. Aus der indonesischen Geschichte geht hervor, dass diese Blume seit jeher als heilig gilt. Die kleinen Blüten duften sehr süß. Sie symbolisieren Reinheit, Anmut und Aufrichtigkeit. Vor allem hier auf der Insel Java wird diese Blume bei Hochzeitszeremonien verwendet. Sari sieht bezaubernd aus, so wunderschön, wie eine Prinzessin. Ich kann meine Komplimente nicht zügeln. In wenigen Stunden wird sie verheiratet sein und einen neuen Lebensabschnitt beschreiten. Alles ist bunt und farbenfroh, doch dieser Schein trügt. Farben können Armut zwar überdecken, aber nicht wegzaubern.

Die Zeremonie beginnt um 10:00 Uhr. Ich nehme zunächst in den Sitzreihen im Hof bei der Hochzeitsgesellschaft Platz. Doch Sari winkt mich heran, ich soll bitte nicht allzu weit von ihr weichen. Sie möchte mich an ihrer Seite wissen. Ihre Familie ist auch immer bestrebt, dass ich den besten Platz bekomme. Ich darf mich auf die Terrasse zu den engsten Familienmitgliedern setzen. Die Eltern von Sapto und Sari sitzen an einem Tisch auf der Terrasse, dazu Mitglieder vom Stadtrat sowie der Imam der örtlichen Moschee. Es ist eine muslimische Hochzeit – häufig eine Kombination aus Religion und regionaler Tradition. Sapto betritt ehrwürdig die Terrasse. Anschließend wird auch Sari zu ihrem Platz geführt. Ein bewegender Moment. Ich sitze direkt dabei, in der ersten Reihe. Ein großer Papierbogen wird ausgefüllt. Unterschriften und Siegel werden darauf gesetzt. Sari schaut die ganze Zeit ernst zu Boden. Als sich unsere Blicke kreuzen, ein ganz kurzes, verlegenes Lächeln. Wir sind uns sehr vertraut. Die gesamte Zeremonie verläuft unter den Augen einer Frau, die penibel darauf achtet, dass die Tradition eingehalten wird und dass die Kleidung immer richtig sitzt. Nachdem die Trauung vollzogen ist, nimmt das Brautpaar auf dem Thronsofa Platz. Das erste Foto mit den Frischvermählten gehört den beiden Elternpaaren. Der Hof ist voller Menschen, auch im Haus ist reger Betrieb. Überall werden Snacks und Mahlzeiten zubereitet und Drinks (ohne Alkohol, da Islam) gereicht. Ich lasse mir die scharfen Speisen schmecken, auch wenn ich nicht immer genau weiß, was ich da gerade esse. Dann bildet sich eine Marschaufstellung. Das Brautpaar geht stolz mit den Eltern und Geschwistern über den Hof, entlang sämtlicher Gäste. Ich habe die Ehre, mich mit Saris Schwester Sampurni, als meiner heutigen Partnerin, dem kleinen Zug anzuschließen. Zunächst, jedenfalls als ich die ersten Tage hier war, wurde ich von vielen Leuten im Dorf für Saris Ehemann gehalten. Nun glauben viele, Sampurni und ich sind ein Paar...

Ich bin von der Zeremonie und dem Ablauf total überwältigt. Es ist auch für mich ein bedeutender Moment in meinem Leben. Wenn ich einmal heirate, dann wünsche ich mir auch solch eine Zeremonie...aber vielleicht dann doch weniger als 500 Gäste.

Die einzelnen Familienmitglieder, Onkel, Tanten, Nachbarn und Freunde lassen sich mit dem Paar fotografieren. Immer wieder kommt dabei an mich die Anfrage, ob ich bitte mit auf das Foto komme. Ich fühle mich geehrt. Menschen, die ich bisher nicht kannte, sind so herzlich und nett.

Am Nachmittag richtet sich ein Vertreter des Stadtrats mit einer Ansprache an die Familien. Gleich darauf werde ich als `special-guest` willkommen geheißen. Viele der Familienmitglieder und Freunde kenne ich bereits seit den letzten Tagen bzw. durfte ich auch schon zu Hause besuchen. Sie nicken mir freundlich zu, begrüßen mich oder winken und lächeln. Solch eine ehrliche Freundlichkeit habe ich bei meinen Reisen in andere Länder selten empfunden. Kurz darauf fahre ich mit Sampurni, ihrer Freundin und einer Tante im überfüllten Bus zum Hospital, um einer Verwandten einen Krankenbesuch abzustatten. Als wir wieder zurückkommen, ist der Hof fast leer. Wir essen etwas. Nach Einbruch der Dunkelheit treffen wieder die Gäste ein und auch neue Gäste kommen hinzu. Am späteren Abend spielt eine Musikgruppe traditionelle indonesische Musik, unterstützt auch von Gamelan-Instrumenten. Es ist eine tolle Stimmung und die alten Lieder fliegen durch die Nacht. Dann wird es ruhig. Saris Vater geht auf die Bühne und richtet eine Ansprache an mich. Er spricht auf Indonesisch, doch Kus (Hardy), der an diesem Tag, zusammen mit seinem Bruder Bowo, für die Fotos verantwortlich ist und den ich auch bereits die vergangenen Tage als neuen Freund kennengelernt habe, übersetzt für mich. Saris Vater sagt, dass er und seine Familie sehr erfreut, stolz und glücklich sind, dass ich zu Saris Hochzeit gekommen bin. Er singt ein altes javanesisches Volkslied extra für mich. Ich bedanke mich ergriffen und überwältigt mit „Terima kasih – Vielen Dank“. Wow...was für ein Augenblick... seine ruhige Stimme zu hören und mit welcher Überzeugung und Hingabe er dieses Lied singt. Ich bekomme Gänsehaut in dieser schwülwarmen Nacht. Später setze ich mich noch mit Sari zusammen. Sie wirkt ein wenig geschafft vom langen Tag. Doch sie lächelt. Unsere Blicke sprechen Worte. Wir wissen beide, was wir füreinander empfinden. Sari sagt mir, dass ich ganz fest in ihrem Herzen verankert bin und dass sie glücklich sei. Es ist ein seltsames Gefühl. Über den ganzen Tag haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Wir schwören uns ewige Freundschaft und dass wir uns niemals vergessen werden.

Am nächsten Morgen, wir sitzen mit der gesamten Familie auf der Terrasse beisammen, überreicht Sapto seiner Ehefrau Sari ein Geschenk. Es ist die Tradition einer muslimischen Hochzeit, nach der Hochzeitsnacht eine `Mitgift` (Morgengabe) an die Braut zu überreichen. Die Mahr, auch so kann es genannt werden, ist ein großer Bilderrahmen, in dem sich hinter Glas einige Geldscheine, einem Fächer gleich, sowie einzelne Münzen befinden. Die Mitgift hat auch symbolischen Charakter. Damit zeigt der Ehemann seiner Frau, dass er für sie sorgen wird und sie abgesichert ist.

Später fahre ich mit Sampurni und ihrer jüngeren Schwester mit dem Bus nach Purwokerto. Es geht vorbei an endlosen Reisterrassen auf denen Reisbauern ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Angekommen, besuchen wir den Markt und kaufen Obst und Gewürze. Wieder zurück in Banyumas, begleite ich Sampurni zu ihrer Tante Mrs. Rasam. Mit einer Pferdekutsche fahren wir auf den auf einem kleinen Berg gelegenen Friedhof, wo Mr. Rasam ruht. Als wir wieder zurück sind, werden wir bereits von Sapto, Sari, Hardy und Yogi erwartet. Yogi möchte sich von mir verabschieden und lädt uns dazu alle zu ihrer Familie ein. Dort treffe ich auch Ari aus Jakarta wieder. Ich lade alle zu einem Abendessen in ein typisches Warung (Straßenrestaurant) ein, wo das Essen vorzüglich ist. Am Abend hat Saris Familie Nachbarn und Freunde eingeladen. Der Vater spricht und bedankt sich für die Nachbarschaftshilfe bei der Vorbereitung der Hochzeit. Zwischendurch fährt das Brautpaar mit mir zum Dorfvorsteher. Er möchte dem Paar gratulieren und sich mit mir unterhalten.