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Hermann Hesse hat nicht nur faszinierende Werke geschrieben, die ihn zu einem der weltweit meistgelesenen Schriftsteller gemacht haben, sondern er hat auch ein faszinierendes Leben geführt, und er hat an nicht minder faszinierenden Orten gewohnt. Aus dieser besonderen Konstellation ist das Konzept des vorliegenden Bandes entstanden, der gleichermaßen als kompakte Biografie und als Reiseführer dienen kann.

 Die Lebensreise beginnt in Calw im Nordschwarzwald, wo Hermann Hesse 1877 geboren wird und in seiner Jugendzeit viel erlebt, was er später zu spannenden Erzählungen verarbeitet. Im Kloster Maulbronn wird seine durch den Roman Unterm Rad weltbekannt gewordene Schulzeit lebendig. Die altehrwürdige Studentenstadt Tübingen ist der Ort, an dem er sich von seinen Jugendkrisen befreit und erste schriftstellerische Versuche unternimmt. In Basel, wo er ab 1899 als Buchhändler arbeitet, gelingt ihm mit dem Roman Peter Camenzind der literarische Durchbruch. In Gaienhofen am Bodensee begründet er daraufhin 1904 seine Existenz als freier Schriftsteller sowie als Familienvater. In Bern, wohin er 1912 zieht, zerbrechen während des Ersten Weltkriegs Teile seines bisheriges Weltbildes und auch seine Familie, sodass er, um seine Schriftstellerexistenz zu retten, 1919 allein ins Tessin weiter zieht, wo er hoch überm Luganer See in dem Bergdörfchen Montagnola zunächst eine Zuflucht für den einsamen Steppenwolf findet, aus der schließlich eine dauerhafte Heimat für den geläuterten Glasperlenspieler wird bis zu seinem Tod 1962.

 

Herbert Schnierle-Lutz wurde ein Dreivierteljahrhundert nach Hermann Hesse in Calw geboren und lebt auch dort. Er ist Literaturpädagoge und Verlagslektor. Als Autor hat er u. ‌a. Biografien zu Lessing, Heine, Büchner und C. ‌F. Meyer veröffentlicht. Zu Hermann Hesse sind von ihm u. ‌a. die Publikationen Hermann Hesse und seine Heimatstadt Calw und Calw – Hermann Hesses Gerbersau erschienen. Seit 2003 ist er als freier Mitarbeiter des Hesse-Museums der Stadt Calw im Bereich Ausstellungen und Veranstaltungen tätig und konzipiert auch den alljährlich im Juli in Calw stattfindenden »Gerbersauer Lesesommer«.

 

Im Insel Verlag hat Herbert Schnierle-Lutz herausgegeben:

Hermann Hesse: Jugendland. Erzählungen. insel taschenbuch 4137

Es kommt ein neuer Tag, eine neue Nacht. Ermutigungen. Insel-Bücherei Nr. 1279

Neue Freuden, neue Kräfte. Ermutigungen. Insel-Bücherei Nr. 2501

 

Calw

Stadtinformation Calw

Sparkassenplatz 2, 75365 Calw

Tel.: 0049- (0)7051-167-399

Fax: 0049- (0)7051-167-398

Mail: stadtinfo@calw.de

www.calw.de

 

Hermann-Hesse-Museum

Marktplatz 30, 75365 Calw

Tel.: 0049- (0)7051-7522 oder -939710

Fax: 0049- (0)7051-9352210

Mail: hermann-hesse-museum@calw.de

www.hermann-hesse-museum.de

Öffnungszeiten:

April bis Oktober:

Dienstag bis Sonntag 11-17 Uhr

November bis März:

Dienstag bis Donnerstag und

Samstag, Sonntag 11-16 Uhr

(Karfreitag, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester geschlossen)

Audioguides in Deutsch, Englisch und Japanisch

Führungen nach Vereinbarung in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch

 

Hermann-Hesse-Portal

mit Informationen zu Veranstaltungen und sonstigem Aktuellem:

www.hermann-hesse.de

 

Tübingen

Verkehrsverein Tübingen

An der Neckarbrücke 1

72072 Tübingen

Tel.: 0049- (0)7071-9136-0

Fax: 0049- (0)7071-35070

Mail: mail@tuebingen-info.de

www.tuebingen-info.de

 

Hesse-Kabinett

Holzmarkt 5, 72070 Tübingen

Tel.: 0049- (0)7071-204-1711

Mail: stadtmuseum@tuebingen.de

www.tuebingen.de/hesse

Öffnungszeiten:

Freitag, Samstag 12-17 Uhr,

Sonntag 14-17 Uhr

Führung: Sonntag 16 Uhr und nach Vereinbarung

 

Hölderlinturm

Bursagasse 6, 72070 Tübingen

Tel.: 0049- (0)7071-22948

Mail: info@hoelderlin-gesellschaft.de

www.hoelderlin-gesellschaft.de

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag

10-12 Uhr und 15-17 Uhr;

Samstag, Sonntag und Feiertage 14-17 Uhr;

Führung um 17 Uhr

 

Maulbronn

Kloster Maulbronn

Klosterhof 5, 75433 Maulbronn

Tel.: 0049- (0)7043-9266-10

Fax: 0049- (0)7043-9266-11

Mail: info@kloster-maulbronn.de

www.kloster-maulbronn.de

Öffnungszeiten (für das Kloster, die Klostermuseen und die Ausstellung »Kloster Maulbronn und die Literatur«):

März bis Oktober:

täglich 9-17.30 Uhr,

letzter Einlass 16.15 Uhr

November bis Februar:

Dienstag bis Sonntag 9.30-17 Uhr,

letzter Einlass: 16.15 Uhr

Führungen:

Während der Öffnungszeiten um 11.15 Uhr und 15 Uhr;

Sonderführungen, in deutscher, englischer, französischer, italienischer oder russischer Sprache, nach Vereinbarung.

 

Gaienhofen

Hermann-Hesse-Höri-Museum

Kapellenstr. 8, 78343 Gaienhofen

Tel.: 0049- (0)7735-440949

Fax: 0049- (0)7735-440948

Mail: hesse-museum@gaienhofen.de

www.hesse-museum-gaienhofen.de

Öffnungszeiten:

15. März bis 31. Oktober:

Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr

1. November bis 14. März:

Freitag und Samstag 14-17 Uhr,

Sonntag 10-17 Uhr

Führungen:

Mai bis Oktober samstags 14.30 Uhr und auf Anfrage

 

Hermann-Hesse-Haus

Hermann-Hesse-Weg 2

78343 Gaienhofen

Tel.: 0049- (0)7735-440 653

Mail: foerderverein@hermann-hesse-haus.de

www.hermann-hesse-haus.de

Haus und Garten sind von Ende März bis Mitte Oktober an bestimmten Wochenenden nach Voranmeldung mit Führungen zu besichtigen.

Terminkalender und Kontaktformular siehe auf www.hermann-hesse-haus.de

 

Basel

Basel Tourist Information

Im Bahnhof SBB sowie im Stadtcasino am Barfüsserplatz

CH-4010 Basel

Tel.: 0041- (0)61-2686868

Mail: info@basel.com

www.basel.com

 

Kunstmuseum Basel

St. Alban-Graben 16

Tel.: 0041-(0)61-2066262

www.kunstmuseumbasel.com

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag

10-18 Uhr

 

Museum der Kulturen

Münsterplatz 20

Tel.: 0041-(0)61-2665600

www.mkb.ch

Öffnungszeiten:

Dienstag–Sonntag

10-17 Uhr

 

Bern

Bern Tourismus Information

Bahnhofsplatz 10a

CH-3011 Bern

(auch beim Bären-Park am Großen Muristalden 6)

Tel.: 0041-(0)31 3281212

Mail: info@bern.com

www.bern.com

 

Schweizerisches Literaturarchiv

Hallwylstr. 15, CH-3003 Bern

Tel.: 0041-(0)58 4629258

Fax: 0041-(0)58 4628408

Mail: arch.lit@nb.admin.ch

www.nb.admin.ch

 

Montagnola

Lugano Tourismusinformation

Ente Turistico del Luganese-Lugano

Palazzo Civico – Riva Albertalli

CH-6900 Lugano

Tel.: 0041-(0)58 8666600

Fax: 0041-(0)58 8666609

Mail: info@luganoturismo.ch

www.luganoturismo.ch

Weitere Informationsbüros am Bahnhof, in Agno ( Airport), Morcote, Tesserete und Caslano

 

Museo Hermann Hesse Montagnola

Fondazione Hermann Hesse

Montagnola, Ra Cürta

Torre Camuzzi

CH-6926 Montagnola

(Gemeinde Collina d'Oro)

Tel.: 0041-(0)91 9933770

Fax: 0041-(0)91 9933772

Mail: info@hessemontagnola.ch

www.hessemontagnola.ch

Öffnungszeiten:

März bis Oktober:

Täglich 10.30-17.30 Uhr

November bis Februar:

Samstag und Sonntag

10.30-17.30 Uhr

Führungen im Museum und in der Umgebung auf Anfrage.

 

Literaturcafé Boccadoro

(in der Nähe des Museums; Speisen, Getränke, Lektüre, freier Internet-Point)

Tel.: 0041-(0)91 9933750

boccadoro@hessemontagnola.ch

Öffnungszeiten:

März bis Oktober:

Täglich 10.30-18 Uhr

November bis Februar:

Samstag und Sonntag

10-16.30 Uhr

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Herbert Schnierle-Lutz

Auf den Spuren von
Hermann Hesse

Calw, Maulbronn,
Tübingen, Basel, Gaienhofen,
Bern und Montagnola

Insel Verlag

 

 

Auf den Spuren von Hermann Hesse ist die überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe des 1997 erstmals im insel taschenbuch unter dem Titel Hermann Hesse – Schauplätze seines Lebens erschienenen Bandes.

 

 

 

eBook Insel Verlag Berlin 2017

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4454.

© Insel Verlag Berlin 2017

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Umschlagabbildungen: Hermann Hesse im April 1937 (Vordergrund, © Martin Hesse); Hermann Hesse, Cortivallo, 1923 (Hintergrund, © Hermann Hesse-Editionsarchiv, Dr. Volker Michels, Offenbach/Main)

Umschlaggestaltung: Schimmelpenninck. Gestaltung, Berlin

eISBN 978-3-518-74508-2

www.suhrkamp.de

Inhalt

Vorwort

 

Calw: Geburts- und Heimatstadt Hermann Hesses und das »Gerbersau« seiner Erzählungen

Hermann Hesses Calwer Zeit 1877-1881 und 1886-1895

»Hermann-Hesse-Stadt Calw«

Ankunft in Calw auf den Spuren Hesses

Rundgang auf Hesses Spuren durch Calw

Weitere Gänge in Calw auf Hermann Hesses Spuren

Wanderungen nach Hirsau, Zavelstein und Teinach

 

Maulbronn: Grenzstation zwischen Kindheit und Erwachsenwerden

Hermann Hesses Maulbronner Zeit 1891/92

Ankunft in Maulbronn und Rundgang durch das Kloster

Spaziergang zu Hesses Lieblingssee, dem Hohenacker See

 

Tübingen: Erste Schritte auf dem Weg zur Selbstständigkeit

Hermann Hesses Tübinger Zeit 1895-1899

Rundgang durch Tübingen auf Hesses Spuren

Auf den Spuren des Pressel'schen Gartenhauses

 

Basel: Kinderheimat und Ort der künstlerischen Reifung

Hermann Hesses erste Basler Zeit 1881-1886

Hermann Hesses zweite Basler Zeit 1899-1904

Auf Hermann Hesses Spuren durch Basel

 

Gaienhofen: Etablierung als Schriftsteller und Familienvater

Hermann Hesses Gaienhofener Zeit 1904-1912

Anreise nach Gaienhofen

Rundgang durch Gaienhofen auf Hesses Spuren

 

Bern: Zeit der Krise und der Entscheidung für das Künstlertum

Hermann Hesses Berner Zeit 1912-1919

Rundgang durch Bern und Gang zum Melchenbühlweg

Das Haus am Melchenbühlweg 26

Schloss Bremgarten und Landhaus ›Lohn‹ in Kehrsatz

 

Montagnola: Fluchtpunkt, Wahlheimat und Ort der endgültigen künstlerischen Entfaltung

Hesses Zeit in Montagnola 1919-1962

Anfahrt nach Montagnola

Hermann Hesses Grab auf dem Friedhof von Sant' Abbondio

Rundgang durch Montagnola auf Hermann Hesses Spuren

Spaziergänge in der Umgebung von Montagnola

Auf den Spuren Klingsors von Montagnola nach Carona

Von Carona zur Wallfahrtskirche Madonna d'Ongero

 

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis





»Letzten Endes muss alle Kunst, und namentlich die Dichtung, ihre Daseinsberechtigung daran erweisen, dass sie nicht nur Vergnügen macht, sondern auch direkt ins Leben wirkt, als Trost, als Klärung, als Mahnung, als Hilfe und Stärkung beim Bestehen des Lebens und beim Überwinden des Schweren.«

Hermann Hesse im März 1961 in einem Brief

 

 

»Mir das Leben leicht und bequem zu machen, habe ich leider niemals verstanden. Eine Kunst aber ist mir immer zu Gebote gestanden: die Kunst, schön zu wohnen.«

Hermann Hesse 1954 in Dank ans Tessin

Vorwort

Das faszinierende Leben und Werk des Schriftstellers Hermann Hesse weckt auch heute noch, über ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, das Interesse vieler Leserinnen und Leser. Der vorliegende Band will für dieses Interesse zweierlei zur Verfügung stellen: zum einen eine kompakte Biografie, die den Lebensweg Hermann Hesses übersichtlich und mit zahlreichen Originalzitaten vermittelt, und zum anderen einen Reiseführer, mit dem an die Lebensorte des Dichters gereist werden kann, um sein Leben und Werk dort noch intensiver nachvollziehen zu können – wobei diese Reise gegebenenfalls auch daheim im Lesesessel vonstattengehen kann.

Hermann Hesse hat stets aus seiner eigenen Biografie heraus geschrieben, und entsprechend stehen hinter vielen Schauplätzen seiner Werke die Schauplätze seines Lebens, die sich oft noch vor Ort auffinden lassen.

Das Hauptthema seiner Werke ist der Lebensweg und die Lebensgestaltung – ein Thema, das sich beim Lesen vielfältig verknüpft mit der Biografie des Lesers und dadurch erhellende Reflexionen des eigenen Lebens in Gang setzen kann. Hierdurch hat sich um Hermann Hesse eine der größten Lesergemeinden der Neuzeit gebildet. Sein Werk ist rund um den Globus in nahezu 70 Sprachen mit über 150 Millionen Büchern verbreitet.

Unzählige Leser haben den Erkenntniswert, der in Hesses Werk steckt, dankbar wahrgenommen, und Schriftstellerkollegen haben diesen Sachverhalt ebenfalls gewürdigt; so schrieb z. ‌B. Luise Rinser 1947 dazu:

 

»Alles was Hesse schrieb, ist ein Spiegel seines eigenen Lebens. Alles ist Bekenntnis. Die Beschränkung auf Selbstdarstellung und Bekenntnis kann manchem als Mangel erscheinen. Aber der Mangel ist zugleich höchster Vorzug, denn nichts in seinem Werk ist bloß ›Literatur‹; nirgendwo ist etwas Oberflächliches, eitel und spielerisch Hinzuerzähltes. Alles, was er sagt, trägt das Zeichen der Wahrheit, des eigenen Erlebens, trägt den Glanz von schwer erkauftem Glück und die Spuren von Tränen, schlaflosen Nächten und heftigen Auseinandersetzungen mit den Schwierigkeiten seines eigenen Wesens und mit den Fragen und dem Schicksal der Zeit.«

Aus: Hermann Hesse im Urteil seiner Zeitgenossen,
Edition Isele 1996, S. 25

 

Der Schriftsteller Gerhard Roth bekannte 1993:

 

»Ich las Hesse jedes Mal, wenn etwas umstürzte in mir. Hesse gibt Antworten auf die religiösen Zweifel, Sehnsüchte und geheimen Gedanken. Er hatte einen hellen Verstand, ein waches Auge und sah weit in die Zukunft, bis in die Mitte des menschlichen Herzens.«

Aus: Hermann Hesse im Urteil seiner Zeitgenossen,
a. ‌a. ‌O., S. 67

 

Und der Schriftsteller Michael Kleeberg bestätigte 2012 anlässlich von Hermann Hesses 50. Todestag dessen weiterbestehende Wirkung:

 

»Hermann Hesses gesamtes Werk war beständige Selbstanalyse, Spiegelung und Prüfung der eigenen Lebenssituation, Glasperlenspiel auf dem Thema der biografischen Konstellation und magisches Theater seiner individuellen Entwicklung. Und so wird es auch immer Leser geben, die auf jeder Lebensstufe von der Dynamik zwischen Ich und Welt in seinem Werk profitieren.«

Aus: Michael Kleeberg: Ist das Zen? In:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18. März 2012

 

Sein Werk vermag also ein verlässlicher Begleiter auf dem gesamten Lebensweg zu sein. Unterm Rad und Demian sind Bücher des Werdens aus den jugendlichen Krisen heraus; Siddhartha und Der Steppenwolf thematisieren die Gestaltung des Erwachsenenlebens; und Das Glasperlenspiel ist ein Erziehungsroman und eine Lebensutopie, entworfen aus dem gesammelten Wissensschatz des fortgeschrittenen Alters heraus.

 

Wer an die Orte reist, an denen Hermann Hesse gelebt hat, wird bestätigen können, dass er »die Kunst, schön zu wohnen« außergewöhnlich gut beherrscht hat. Auch ohne den literarischen Bezug wären diese Orte alle eine Reise wert:

Da ist zunächst die schöne Fachwerkstadt Calw mit ihren Gassen, Plätzen und Winkeln, am Rande des Nordschwarzwaldes in das idyllische Nagoldtal eingebettet, in der Hermann Hesse 1877 geboren wurde und einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend erlebte und dessen Kleinstadtleben er später in seinen Gerbersauer Erzählungen umfassend und nuancenreich schilderte.

Maulbronn, wo er einen Teil seiner Schulausbildung erhielt und dabei Dramatisches erlebte, ist mit seiner zum UNESCO-Weltkulturerbe beförderten Klosterstadt sicherlich einer der Höhepunkte bei jeder Kulturreise durch Deutschland.

Tübingen, die auf einem Bergrücken überm Neckartal erbaute altehrwürdige Universitätsstadt, in der Hermann Hesse seine Buchhändlerausbildung absolvierte und seine ersten Bücher schrieb, gehört zweifellos ebenfalls zu den ebenso pittoresken wie quicklebendigen Schätzen Deutschlands.

Basel, das Hermann Hesse zwischen seinem vierten und neunten Lebensjahr kennenlernte und in dem er später als Buchhändler arbeitete und seine Schriftstellerkarriere mit seinem Erstlingsroman Peter Camenzind startete, hat mit seiner in das Rheinknie gebauten traditionsreichen Stadt und seinen zahlreichen Museen viel zu bieten.

Gaienhofen, auf der Halbinsel Höri am Untersee des Bodensees gelegen, verzaubert nicht nur durch die Landschaft und durch den nach Süden über den See gehenden Blick in Richtung Alpen, sondern auch durch die Kulturlandschaft, die sich in den letzten 120 Jahren gebildet hat, indem hier nicht nur Hermann Hesse »seine erste legitime Werkstatt« als Schriftsteller aufbaute, sondern auch zahlreiche andere Künstler.

Bern, wohin Hermann Hesse mit seiner Familie danach zog, muss man unbedingt auch einmal gesehen haben – diese hoch über der schäumenden Aare erbaute Hauptstadt der Schweizer mit ihren stolzen Bürgerhäusern und brunnengeschmückten Gassen.

Und Montagnola, hoch über Lugano auf der Collina d'Oro gelegen, dem »goldenen Hügel«, der als Halbinsel vom Luganer See umgeben ist, kommt dem Ideal einer südlichen Landschaft sehr nahe, auch wenn der Reichtum Luganos in den letzten Jahrzehnten zu baulichen Eingriffen in die Landschaft und Architektur geführt hat, die dieser nicht immer zuträglich sind.

 

Die Kapitel des vorliegenden Bandes orientieren sich an den oben genannten Lebensorten entlang von Hermann Hesses Lebensweg. Alle Kapitel haben einen identischen Aufbau:

Im ersten Teil wird ein Überblick über die biografischen Geschehnisse am jeweiligen Ort vermittelt, bevor im zweiten Teil Informationen zur Anreise an den Ort gegeben werden und im dritten Teil ein ausführlicher Rundgang auf Hermann Hesses Spuren beschrieben wird, der an alle Schauplätze führt, die sich mit dem Leben und Werk in irgendeiner Weise verbinden, wobei dies mit Zitaten Hesses belegt und veranschaulicht wird. Hinweise zu Museen und Sehenswürdigkeiten runden die Information ab.

Biografie, Literatur, Kultur, Stadt- und Landschaftserkundung verbinden sich solchermaßen zu einem Erlebnis, von dem der Verfasser wünscht, dass es Hermann Hesses Forderung gerecht wird:

»Reisen sollte stets Erleben bedeuten, und etwas Wertvolles erleben kann man nur in Umgebungen, zu welchen man eine seelische Beziehung hat.«

Im Frühjahr 2017

Herbert Schnierle-Lutz