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Freude an einem Hund haben sie erst, wenn sie nicht versuchen, aus ihm einen halben Mensch zu machen. Ziehen sie statt dessen doch einmal die Möglichkeit in Betracht, selbst zu einem halben Hund zu werden.

Edward Hoagland

Christoph & Antje Detmer

Telmo

Unsere Reise mit einem Angsthund

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© 2017 Christoph & Antje Detmer

Umschlag, Grafik: Christoph Detmer

Fotos: privat, Screenshot S. 16, Tierschutzverein Europa

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback 978-3-7439-1397-4
Hardcover 978-3-7439-1398-1
e-Book 978-3-7439-1399-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorwort

Reisepläne

Die Entscheidung rückt näher

Wir finden unseren Hund

Reisevorbereitungen

Was man (Hund) so braucht

Ein defekter Transporter – oder doch nicht?

Uns fällt ein Stein vom Herzen

Die Reise beginnt

Herzklopfen und feucht Augen

Ich bin dann mal weg

Ich fahre hinter eurem Hund her

Aua, er hat mich gebissen

Reisführer

Birgit kommt mit Queeny und Tochter

Vielleicht hätte man ihn besser in Spanien gelassen

Atilla und Co.

Besuche einer Tierärztin und Telmo lernt Schui kennen

Sie wissen, dass Sie Ihren Hund für seine Unsicherheit belohnt haben?

Telmo kommt heute raus

Geboren um zu leben

Report eines Hundes aus einer Perrera

Wir sagen danke

Internet-Adressen

Junkyard-Dogs

Wir waren 25, haben gelebt zwischen Müll und rostigem Eisen,

wurden gejagt und gequält aus reinem Vergnügen,

haben täglich gekämpft um unser Überleben,

wir waren die Junkyard-Dogs.

Wir waren die Ungeliebten, die Gehassten,

die Vergessenen und Namenlosen,

waren die, die niemand haben wollte,

wir waren die Junkyard-Dogs.

Wir sind geflohen vor schlagenden Händen,

sind geflohen vor tretenden Füßen,

sind aus Angst sogar geflohen vor uns selbst,

wir waren die Junkyard-Dogs.

Ein paar Menschen haben uns gerettet,

haben uns die Hand gereicht,

haben uns die Chance auf ein Leben gegeben,

wir waren die Junkyard-Dogs.

Viele sind noch heute das, was auch wir einmal waren,

es gibt sie noch, die Thelmas, Magdas und Dantes,

die Amelies, Telmos und Pippers,

es gibt sie auch heute noch, die Junkyard-Dogs.

Sie leben und sterben auf den Straßen,

werden entsorgt wie nutzloser Müll,

werden zu Tode gequält in Tötungsstationen,

wollen dabei doch nur ihr Leben leben,

es sind die Junkyard-Dogs dieser Welt.

Vorwort

Antje und ich waren noch nicht verheiratet, da stand für uns schon fest, irgendwann würden wir einen Hund haben, irgendwann würde uns eine Fellnase auf unserer Reise durch das Leben begleiten. Beide waren wir mit unterschiedlichen Tieren (auch Hunden) groß geworden und von daher war es vielleicht zwangsläufig, dass wir selbst eine besondere Beziehung zu Tieren haben. Bis es mit einem Hund soweit war, sollten allerdings viele Jahre vergehen denn wir hätten auch aus beruflichen Gründen keine ausreichende Zeit für ihn gehabt. In der Zwischenzeit hatten wir aber nicht auf Tiere verzichtet, zuerst waren es Wellensittiche, dann ein kleiner Gartenteich mit ein paar wenigen und nur kleinen Fischen. Daraus ist bis heute und nach mehreren Umbaumaßnahmen eine großer Koiteich geworden.

Wir hatten uns aber auch immer wieder mit dem Thema Hund befasst. Jedes Mal wenn wir andere Menschen die mit einem Hund unterwegs waren gesehen hatten, hatten wir uns gesagt, so werden auch wir irgendwann mit einem Vierbeiner unterwegs sein. Klar war von Anfang an, da wir selbst sehr aktiv sind, sollte auch der Hund aktiv sein. Damit kam dann auch die Frage auf, was für ein Hund sollte es sein, welche Größe, männlich oder weiblich, welche Rasse sollte es sein? In diesem Punkt konnten und wollten wir uns lange Zeit nicht entscheiden. Dann, eines Abends, hatten wir eine Dokumentation über Straßenhunde und den Tierschutz im südlichen Europa gesehen. Nach dem ersten Schock war uns schnell klar geworden, zumindest die Frage der Rasse hatte sich erledigt. Wir wollten einen Hund und nicht den Vertreter einer bestimmten Rasse. Da es im Tierschutz Hunde gibt die eher leicht und solche, die eher schwer zu vermitteln sind, wollten wir einen Hund adoptieren der mutmaßlich zu denen gehört die schwer zu vermitteln sind. Wir waren jetzt entschlossen einem dieser armen Geschöpfe ein Leben ohne Zwinger und ohne Kampf um das tägliche Überleben zu ermöglichen. Von diesem Moment an hatten wir uns auch nicht mehr gefragt, welcher Hund zu uns passen würde sondern welchem Hund wir gerecht werden könnten. Nach unserer heutigen Erfahrung war das die wichtigste Frage überhaupt.

Inzwischen ist eine Fellnase bei uns eingezogen, Telmo, ein Schäferhund-Mischling aus Spanien. Er begleitet uns seit April 2013 auf unserer Reise durch das Leben und er hat diese Reise spannender, ab und zu auch ein wenig anstrengender aber immer wieder interessanter gemacht.

Einige Namen, sowohl von Personen als auch von Hunden, haben wir aus rechtlichen Gründen geändert. Auf die Nennung von Firmennamen haben wir weitestgehend verzichtet. Den Tierschutzverein Europa, Vera Schmitz (Rütters DOGS-Coach) und Ulrike Zink (Hundeschule Spike & Co.) gibt es tatsächlich. In diesem Buch beschreiben wir auch das Training mit Telmo, weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei um keine Anleitung zur Hundeerziehung oder Problembehandlung bei Hunden handelt. Wer Probleme mit seiner Fellnase hat oder Unterstützung bei der Erziehung benötigt, sollte sich immer an einen Profi wenden, Hunde sind keine Objekte die sich für Experimente eignen.

Durch Telmo haben wir nicht nur sehr emotionale, interessante und oft auch lehrreiche Erfahrungen gemacht. Wir konnten erleben, was sich hinter der Angst eines Hundes verbirgt. Auch deshalb liegen uns die sogenannten Angsthunde ganz besonders am Herzen. Die ehrenamtlichen Tierschützer in Spanien und in vielen anderen Ländern versuchen so vielen Tieren wie möglich zu helfen und gehen dabei nicht nur bis an ihre Grenzen, oft gehen sie auch darüber hinaus. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist möchten wir ihnen mit unserem Buch ein wenig helfen. Ein Teil des Verkaufserlöses geht aus diesem Grund an die spanischen Tierschützer.

Egal ob es sich um Kritik, Lob oder Fragen handelt, wer möchte kann uns gerne schreiben: angsthundtelmo@aol.de

Reisepläne

Die Entscheidung rückt näher

Anfangs hatten wir immer gesagt, wenn Antje und ich das Berufsleben hinter uns lassen, ist genau der richtige Zeitpunkt für einen Hund gekommen denn erst dann können wir uns auch entsprechend um ihn kümmern. Dann, vor einigen Jahren war Gaby, meine ältere Schwester in das Haus eingezogen in dem auch wir unsere Wohnung hatten. Irgendwann war in einem Gespräch die Möglichkeit erwähnt worden, einem Hund nicht erst dann ein neues Heim zu geben, wenn Antje und ich in Rente gehen würden, sondern schon dann, wenn meine Schwester ihren Beruf an den Nagel hängt um den wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Gaby hatte selbst viele Jahre eigene Hunde gehabt und war nur zu gerne bereit, sich in der Zeit in der wir im Büro sein würden, um einen Hund zu kümmern. Aus dieser zuerst vagen Idee war in kürzester Zeit ein fester Entschluss geworden.

Es ist Sonntag und das trübe Wetter macht nicht gerade Lust auf einen Spaziergang in der Natur. So langsam geht es auf Weihnachten zu, noch ein paar Geschenke besorgen, überlegen welches Essen wir für die Familie kochen und darauf freuen ein paar Tage auszuspannen. Es schellt, Gaby will mit uns eine Idee besprechen und unsere Meinung dazu hören. „Ich habe mir überlegt schon mit 63 in Rente zu gehen, was haltet ihr davon?“ „Super, je eher, je besser“, antwortet Antje. „Vielleicht kann Christoph mal im Internet nachsehen ob das überhaupt geht und wie viel ich dann weniger bekomme. Wenn es zu viel ist, kann ich das natürlich nicht machen“. Schnell habe ich den Laptop hochgefahren und gehe auf die Suche nach Informationen über den Renteneintritt mit 63 Jahren. Nachdem ich mehrere Artikel gelesen habe steht fest, sie kann früher in Rente gehen, wie hoch die finanzielle Einbuße sein wird, lässt sich jedoch nicht genau sagen. Also suche ich noch schnell den für sie zuständigen Rentenberater heraus und schreibe die Kontaktdaten auf einen Zettel. Gaby will morgen noch vor der Arbeit anrufen und sich weiter informieren. „Mensch, wenn das tatsächlich klappen sollte, dann könnten wir schon nächstes Jahr einen Hund adoptieren“, freut sich Antje. „Ja, aber wartet damit bis ich mit dem Rentenberater gesprochen habe“, bremst Gaby. Klar, das machen wir aber wenn es klappt…. Wir unterhalten uns noch eine ganze Zeit über das „was wäre wenn“ und auch als Gaby schon längst wieder gegangen ist, kennen wir den restlichen Abend nur noch ein Thema.

Der erste Arbeitstag der Woche vergeht relativ schnell da mein Schreibtisch voll mit Arbeit ist. Gegen 18:30 Uhr bin ich zu Hause. Schon auf der Fahrt habe ich mich gefragt, ob Gaby mit dem Rentenberater gesprochen, ob sie vielleicht sogar schon Antje angerufen und ihr berichtet hat. Ich habe die Jacke noch nicht ausgezogen, da erfahre ich schon, Gaby hat noch nicht angerufen, wir müssen warten bis sie von der Arbeit kommt. Eigentlich bin ich im Gegensatz zu Antje ein sehr geduldiger Mensch aber als sie um 21:00 Uhr immer noch nicht da ist, werde ich langsam unruhig. Endlich, es ist ein paar Minuten nach halb Zehn. Kaum hat es geschellt, bin ich auch schon an der Wohnungstür. Am Gesicht meiner Schwester sehe ich schon, dass das Gespräch mit dem Rentenberater zumindest nicht völlig negativ war. „Also, am 28. Dezember habe ich einen Termin beim Rentenberater“ sagt sie, „14:30 Uhr, es wäre mir ganz recht, wenn Christoph mitkommt, geht das?“ Klar geht das. „Was hat er denn gesagt?“, will Antje wissen. „Nur das ich im nächsten Frühjahr in Rente gehen kann. Er hat mir zwar eine ungefähre Summe genannt aber den genauen Betrag kann er mir erst bei unserem Termin ausrechnen. Ich muss auch noch ein paar Unterlagen heraussuchen und dann mitnehmen.“Innerlich bin ich mir sicher dass es mit Gabys Rente klappt und als Antje nachfragt, ist Gaby sich schon ziemlich sicher, dass sie in absehbarer Zeit Rentnerin ist.

Dank des üblichen hohen Arbeitsaufkommens vor Weihnachten vergeht die restliche Woche wie im Flug und am Samstagnachmittag sitzen wir beide vor dem Laptop, wir wollen unseren Urlaub planen. An die Nordsee soll es gehen, das ist schon seit unserem letzten Urlaub klar, auch dass es Sylt sein soll. Jetzt geht es darum ein Ferienhäuschen zu finden in dem Hunde erlaubt sind. Nach einer Stunde haben wir ungefähr 10 Häuser in der engeren Auswahl. Dann ist es Zeit für das Abendessen, morgen wollen wir uns die in Frage kommenden Häuser nochmal genauer ansehen und nach Möglichkeit eine Entscheidung treffen.

So, das Frühstück ist beendet, die Spülmaschine eingeräumt und die Laptops gestartet. Nach 2 Stunden (eine für uns sehr kurze Zeit) haben wir das passende Haus gefunden. Jetzt noch den Zeitraum angeben in dem wir es gerne buchen wollen. Toll, noch frei, also direkt zur Buchung und die Anzahlung überweisen. Auch wenn es mit Gaby‘s Rente noch nicht sicher ist, es kann nicht schaden wenn wir uns schon mal informieren, wie das mit der Adoption eines Hundes aus dem Ausland funktioniert. Ich gebe „Vermittlungsorganisation Hund Ausland“ in die Suchmaschine ein. 293 000 Treffer, geht’s noch? Die Suchmaschine hat nur 0,44 Sekunden gebraucht um meine Suchanfrage erfolgreich auszuführen aber was glauben die eigentlich wie lange wir brauchen um uns da durchzulesen?! Da wir weder Lust noch Zeit haben um die nächsten Monate vor dem Bildschirm zu verbringen, klicken wir aufs Geratewohl ein paar der Treffer an, meistens handelt es sich um Vereine oder Organisationen die Hunde aus dem südlichen Ausland vermitteln, ab und zu stoßen wir auch auf Beiträge aus Foren. Nach ein paar Stunden geben wir auf. So hat das keinen Zweck, wie sollen wir aus der ungeheuren Zahl der zu vermittelnden Hunde den einen finden der bei uns einziehen soll? Die Suche wird wohl nicht so einfach werden wie wir uns das vorgestellt haben. Wenigstens haben wir jetzt einen Überblick darüber, wie eine Adoption abläuft, darauf lässt sich aufbauen. Bevor wir nach einem Hund suchen, werden wir zuerst nach einer seriösen Organisation suchen. Gut, dass wir noch ein wenig Zeit haben.

Schneller als gedacht ist dann Weihnachten. Beim gemütlichen Abendessen an Heiligabend erzählen wir meiner Mutter von Gabys Absicht, nach Möglichkeit bald in Rente zu gehen. Sie freut sich natürlich für sie und hofft im Stillen darauf, sie dann oft und regelmäßig zu sehen. So ganz zufällig und nebenbei werfen Antje und ich ein, dass wir uns dann einen Hund anschaffen wollen. Zuerst ungläubiges Staunen, „einen Hund wollt ihr? Habt ihr euch das auch gut überlegt? So ein Tier macht Arbeit, ihr müsst damit auch regelmäßig raus, wie wollt ihr das machen, ihr arbeitet doch?“ „Klar haben wir uns das gut überlegt“, sagt Antje, „und wir haben schon mit Gaby gesprochen, sie will mit dem Hund Gassi gehen und tagsüber kann er zu ihr hoch damit er nicht alleine ist.“ Von meiner Mutter kommt dann noch das Argument, dass ein Hund Geld kostet. „Ja Mutter, ein Hund kostet Geld, das wissen wir, auch das wir vielleicht öfter mit dem Sauger durch die Wohnung müssen, wissen wir. Aber das stört uns nicht, unsere Entscheidung steht“, ist meine Antwort an sie. „Was soll es denn für ein Hund sein? Ein Labby, die sind doch so lieb. Oder so ein schöner Golden Retriever?“ will sie wissen. „Weder noch, es wird ein Mischling aus dem Tierschutz, aus dem Ausland, aus Spanien, Griechenland oder so.“ erklärt Antje. Bei meiner Mutter herrscht Schweigen. Dann hakt sie nach, „Warum denn aus dem Tierschutz?“ „Weil es da mehr als genug Hunde gibt die niemand haben will und wir wollen einen Hund“, antwortet Antje und ich füge noch hinzu, dass wir keinen Hund von einem Züchter brauchen, „wir wollen mit dem Hund weder auf Ausstellungen noch wollen einen Hund, bei dem es darauf ankommt, dass er irgendwelchen Standards entspricht. Wir wollen einfach dass ein Hund ein schönes Heim bekommt.“ Gaby fügt noch hinzu, dass sie unsere Idee gut findet, obwohl sie selbst früher reinrassige Irische Setter hatte. Meine Mutter merkt, dass unsere Entscheidung gefallen ist und wir wechseln das Thema.

Wir finden „unseren“ Hund

Wir haben den 28. Dezember, ich war mit Gaby bei ihrem Rentenberater. Der Hund kann kommen, Gabys letzter Arbeitstag wird der 29. März sein. Ich kann es kaum abwarten Antje die Neuigkeit zu erzählen, verzichte aber darauf sie auf dem Handy anzurufen weil ich unbedingt ihr Gesicht dabei sehen will. 20 Minuten später sind wir zu Hause. „Und, wie ist es gelaufen, was hat der Typ gesagt, kannst du die Rente einreichen?“, überfällt sie uns. „Ja, ich habe den Rentenantrag sogar schon gestellt, ab 1. April bin ich Rentnerin und das Geld reicht auch“, kommt umgehend Gabys Antwort. Die Beiden fallen sich in die Arme. Wir haben es meiner Schwester gegönnt, nicht nur weil wir uns jetzt endlich einen Hund holen können auch weil sie jeden Tag drei, manchmal auch vier Stunden mit der S-Bahn unterwegs war um zur Arbeit und wieder zurück nach Hause zu kommen. Das Thema hat sich jetzt zu unser aller Erleichterung erledigt. Einer gezielten Suche nach einem Hund steht nun nichts mehr im Weg.

Meine Augen fangen langsam an zu brennen und ich habe das Gefühl, dass sie sich langsam aber sicher der Form des Laptops anpassen. Es ist der 01.02.2013, wie in den letzten Wochen auch sitzen wir wieder seit Stunden vor dem Laptop und suchen nach Hunden. Inzwischen haben wir mit dem Tierschutzverein Europa auch eine Organisation gefunden, die nach unserer Überzeugung seriös und verantwortungsvoll ist. Es werden nicht nur Hunde vermittelt, Tierschutzorganisationen vor Ort werden auch unterstützt. Es gibt wie bei einigen anderen auch eine obligatorische Vor- und Nachkontrolle, einen Schutzvertrag und sogar eine übersichtliche Homepage auf der sich alle Informationen leicht finden lassen. Warum weiß ich nicht mehr aber wir haben uns dafür entschieden einen Rüden zu adoptieren. Dunkle, große, alte und kranke Hunde sind schwerer zu vermitteln als kleine helle und natürlich gesunde Tiere. Na ja, allzu groß soll unser Hund nicht sein, schließlich haben wir kein großes Haus mit einem Garten in Parkgröße. Auch möchten wir einen eher jungen Hund mit dem man zusammenwachsen kann. Außerdem sind Antje und ich emotionale Menschen, als ersten eigenen Hund eine Fellnase adoptieren von der wir uns wegen des Alters nach kurzer Zeit schon wieder trennen müssen? Nein, das wollen wir nicht. Da die zur Vermittlung stehenden Hunde alphabetisch aufgeführt sind, fängt Antje am Ende und ich am Anfang an. Immer wieder glauben wir den richtigen gefunden zu haben, lesen seine Geschichte, sehen uns die Bilder an. Aber genau so oft fragen wir uns, gibt es nicht vielleicht einen anderen Hund der die Adoption nötiger hätte? Ist die Entscheidung für einen Hund nicht gleichzeitig die Entscheidung gegen alle anderen?

„Bei welchem Buchstaben bist du?“, fragt Antje. „G, warum?“. „Scroll mal runter nach „T“ und sieh dir mal den Telmo an“. Bevor du dir die Bilder ansiehst musst du den Text lesen. Also scrolle ich bis ich den Namen „Telmo“ lese. Natürlich springt mir zuerst sein Foto ins Auge, der Gesichtsausdruck dieses Hundes spricht Bände. Ich lese den Text.

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Telmo im Zwinger einer Tierpension in Spanien. Obwohl er zum ersten Mal in seinem Leben in Sicherheit ist, ausreichend verpflegt wird und sogar eine Tierpsychologin in ihrer Freizeit mit ihm arbeitet, die Angst ist immer noch stärker.

Quelle: www.tierschutzverein-europa.de

Name: TELMO

Geschlecht: Rüde

Rasse: Mischling

Alter: Februar 2012

Schulterhöhe: 63 cm.

Augenfarbe: ein blaues Auge und eine braunes Auge

Hallo, ich bin Telmo!

Egal ob blau oder braun – aus beiden Augen spricht die Angst. Alles ist neu hier, und ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Nur gut, dass ich hier meine vielen Freunde um mich habe, das ist das einzige, das mir im Moment Sicherheit gibt.

Ich wurde zusammen mit 24 anderen Hunden auf einem LKW-Schrottplatz gefunden und von den Leuten von ADPCA mit einer Käfigfalle eingefangen. Das war gar nicht so einfach, denn wir waren sehr misstrauisch und kamen nicht freiwillig angelaufen. Nicht für alle Leckerlis der Welt! Kein Wunder: Bisher hatten wir nur Kontakt zu bösen Menschen, die sich einen Spaß daraus machten, uns zu misshandeln. Als ob es uns nicht schon schlecht genug ging – wir hatten dort weder Futter noch Wasser und mussten uns täglich auf die Suche nach Essensresten machen oder Mäuse fangen. Auf manchen Bildern sehe ich mager aus – so als ob man auf meinen Rippen Harfe spielen könnte. Aber das ist nur der Schatten des Zwingergitters. Außerdem bekommen wir hier so tolles Futter, dass ich leicht mein Normalgewicht erreichen und halten kann.

Wenn es allein nach den Tierheim-Kapazitäten gegangen wäre, würden wir immer noch auf dem Schrottplatz leben. Denn die ADPCA hat eigentlich weder Zeit, Platz noch Geld, so viele Hunde auf einmal einzufangen und aufzunehmen. Aber die Helfer hatten – wie immer – ein gutes Herz. Jetzt wohne ich in einer Hundepension in der Nähe von Zaragoza. Das ist der pure Luxus, und der kostet jeden Tag eine ordentliche Stange Geld. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich hier raus und unsere eigene Familie finden. Bis es soweit ist, suchen wir Sponsoren, die dem Tierheim finanziell unter die Arme greifen, denn 25 Hunde fressen jeden Tag säckeweise Trockenfutter!

Bis zu meiner Ausreise vergeht ja ein bisschen Zeit für Organisatorisches, und diese Zeit werde ich nutzen, meine Ängste abzulegen und mich zu einem ganz normalen Junghund zu entwickeln. Dafür haben wir tatkräftige Hilfe von einer Hundepsychologin, die an ihren freien Tagen zu uns kommt, um mit uns zu trainieren. Mein Vertrauen wächst von Tag zu Tag, denn hier mache ich endlich mal gute Erfahrungen mit Zweibeinern.

Die erste Hürde ist genommen, und ich bin zuversichtlich, dass ich auch die zweite schaffen werde: den Weg in ein neues Zuhause, wo ein gemütliches Kissen, liebe Menschen und viele Streicheleinheiten auf mich warten. Ich habe mein Leben ja noch vor mir, und wenn Ihr mir Liebe und Aufmerksamkeit schenkt, mit mir die Hundeschule besucht und mich immer gut behandelt, dann weiche ich Euch nicht mehr von der Seite. Aber bitte habt am Anfang ein wenig Geduld mit mir, bis ich mich eingelebt habe.

Warum Ihr Euch bei so vielen Hunden gerade für mich entscheiden sollt? Gute Frage, denn Angst ist erst einmal keine gute Grundlage. Aber vielleicht seht Ihr ja gerade das als Herausforderung. Dann könnt Ihr täglich beobachten, wie ich mehr Vertrauen und Selbstvertrauen gewinne. Und das ist doch ein triftiger Grund, mich zu adoptieren, oder?

Ich komme mit einem EU-Ausweis, geimpft, gechipt, kastriert und voller Hoffnung zu Euch.

Quelle: www.tierschutzverein-europa.de