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Copyright der deutschen Ausgabe © 2016 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-524-4 (Print)

ISBN: 978-3-89845-906-8 (E-Book)

1. Auflage 2016

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs

von ©omtatsat graphic, www.shutterstock.com

Druck: Finidr, s.r.o. Cesky Tesin

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

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Inhalt

Einleitung

Wie ich durch Zufälle einige Geheimnisse lüften durfte

Wenn höhere Gewalt Zufall spielt

Wir sind nicht zufällig geboren

Wenn Jenseitige sich einmischen

Wie Verstorbene sich zu erkennen geben

Kontakte mit Verstorbenen

Wenn Versprechen sich nach dem Tod erfüllen

Wenn Dinge verschwinden und plötzlich wieder da sind

Wenn Erdgebundene Zufall spielen

Wenn man zufällig von jemandem hört oder sich zufällig begegnet

Kleine Zufälle, die uns staunen lassen

Unfälle, die zufällig gut oder tragisch ausgehen

Zufälle in Verbindung mit Tieren

Was haben frühere Leben mit dem Zufall zu tun?

Wenn wir an einen fremden Ort kommen und uns dort auskennen

Was haben Krankheiten mit Zufällen zu tun?

Wer sind die Zufallsbereiter?

Wenn Unsichtbare mit der Elektrik spielen

Die für einen bestimmten Lebenszahlen

Der große Roman in sieben Farben

Wenn Hellseher oder Medien uns mit Zufällen verblüffen

Eingebungen und Vorahnungen, die sich als richtig erweisen

Wenn im Traum Bedeutsames eingegeben oder vorausgesagt wird

Zufälle bei der Entstehung von genialen Schöpfungswerken

Sind Religionen zufällig entstanden?

Wenn an zwei verschiedenen Orten zufällig das Gleiche passiert

Wenn Vorhersagen zufällig eintreffen

Gefahren beim Pendeln und Gläserrücken

Schamanen und Magier

Wenn Aberglaube sich manifestiert

Wenn die Politik von Zufällen bestimmt wird

Können Außerirdische sich einmischen?

Was die Sternzeichen mit Zufällen zu tun haben

Wenn die Unsichtbaren Zufallsspielchen veranstalten

Die eigentliche Bedeutung von Zufällen

Gegner des übernatürlichen Zufallsgeschehens

Zusammenfassung

Was haben die Präsidenten Lincoln und Kennedy gemeinsam?

Nachwort

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Anhang

Über den Autor

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Einleitung

Der Zufall ist das Pseudonym,
das der liebe Gott wählt,
wenn er inkognito bleiben will.

Albert Schweitzer

Sicherlich sind Sie auch schon oft über die sogenannten “Zufälle” gestolpert und haben sich vielleicht darüber verwundert. Sie gehen durch die Stadt und denken ganz intensiv an jemanden, zum Beispiel an Ihre Schulfreundin Inge aus der Nachbarstadt, die Sie schon lange nicht mehr gesehen haben – und plötzlich kommt sie Ihnen unerwartet entgegen. Sie mögen ihr sagen: “Das ist aber eine Überraschung! Wie schön, dass wir uns zufällig begegnen. Ich hatte gerade an dich gedacht.” Und sie mag entgegnen: “Das ist ja eigenartig. Ich hatte auch vor wenigen Minuten noch an dich gedacht und hoffte, dich irgendwann einmal irgendwo wiederzutreffen.” Solche angenehmen Überraschungsbegegnungen können sich hin und wieder in unserem Leben ereignen. Wir nehmen sie fast als etwas Selbstverständliches und Erfreuliches hin, ohne uns weiter Gedanken darüber zu machen. Doch wenn Sie sich nun mit der Person in ein Café setzen und unterhalten, kommen Sie vielleicht auch auf das Thema Gesundheit zu sprechen. Sie benötigen dringend eine Hörhilfe. Und die Schulfreundin sagt: “Ich bin zufällig Sprechstundenhilfe bei einem Ohrenarzt. Wir haben vor ein paar Wochen aus Dänemark das neueste und beste Hörgerät bekommen.” Sie: “Das ist bestimmt teuer. Das kann ich mir nicht leisten.” Aber Inge entgegnet: “Wir haben dieses Gerät gratis zum Austesten erhalten. Ich kann dir dieses Probestück für einen Spottpreis vermitteln. Im Geschäft müsstest du dafür jetzt dreitausend Euro zahlen. Komm doch in den nächsten Tagen in unsere Praxis. Ich stelle dir dann den Arzt vor. Dir als meiner besten Schulfreundin wird er dieses schon getestete Hörgerät bestimmt gerne günstig verkaufen.” Was für ein Zufall! Oder Sie werden denken: ‘Was für ein Glück, dass ich Inge begegnet bin.’ Sie mögen diesen doppelten Zufall als ein schönes und zufälliges Geschenk hinnehmen, doch als Sie am nächsten Tag in der Praxis dem Arzt vorgestellt werden, stellen Sie erstaunt fest, dass Sie sich von früher kennen, Sie hatten sich sogar ineinander verliebt und er war Ihr erster Liebhaber gewesen. Doch als er dann zum Studium nach Amerika ging, haben Sie sich aus den Augen verloren. Und er umarmt Sie zum Erstaunen von Inge und nennt Ihren Namen. Welch ein Zufall! Er schenkt Ihnen nun auch das Hörgerät. Sie verabreden sich zu einem Abendessen in einem Nobelrestaurant in Ihrer Stadt – und auf dem Nachhauseweg mögen Sie in der Bahn darüber nachdenken, wie sich alles so zufällig aneinandergereiht hat. Sie stehen vor einem Wunder. Und wenn Sie an diesen Arzt denken, schlägt Ihr Herz schneller. Er war Ihre große Liebe, an die Sie sich noch oft erinnert haben. Sie hatten darüber nachgedacht, wo er jetzt wohl leben könnte und ob er schon verheiratet sei und Kinder habe. Und bei weiteren Abendessen gesteht er Ihnen, dass er sich bisher noch nie für eine Ehefrau entscheiden konnte, da er immer noch an Sie gedacht habe, denn Sie seien seine große Liebe gewesen. Und – na was wohl? Sie beide verlieben sich wieder und heiraten. Jawohl. Das kommt einem wie ein Märchen vor, denn auch in den Märchen wimmelt es nur so von Zufällen. Man denke nur an Hans im Glück. Und ist das Leben nicht oft wie ein Märchen? Werden Sie sich einen Reim darauf machen können, wie alles arrangiert wurde und von wem? Wer hat dafür gesorgt, dass Sie Ihren Traummann, den Sie als verloren glaubten, durch aneinander gekettete Zufälle wiedergetroffen haben? Ein Tiefgläubiger würde jetzt Gott danken, der alles in die Wege geleitet hat. Aber wer sind diese Schicksalsbeziehungsweise Zufallsbereiter, die wir für Gott halten? Dieser Frage geht dieses Buch nach. Bleiben Sie gespannt.

Aber ich werde Ihnen auch vieles über jene Zufälle erzählen, die mir im Leben begegnet sind und die mich schließlich auf die Idee gebracht haben, Zufälle nicht als etwas Gegebenes hinzunehmen, sondern sie zu hinterfragen, um womöglich auch herauszubekommen, wer diese Zufallsbereiter eigentlich sind. So werde ich oft auf Persönliches kommen, Ihnen aber versprechen, Sie nicht damit zu langweilen.

Im Jenseits wurde ich auf meine Aufgabe vorbereitet. Ich sollte wieder Schriftsteller werden, der der stagnierenden Literatur ganz neue Wege und Darstellungsweisen vorstellen sollte. Auch sollte ich Reinkarnationslehrer und Rückführungstherapeut werden, um den Menschen neue Wege der Heilung für das neue Jahrtausend vorzustellen. Mit einem Team von Schriftstellern und einem Team von Ärzten und Heilern wurde mein Lebensweg als Doppelagent geplant. Sie würden mir aus der höheren Welt helfen, meine Erdenmission trotz vieler Umwege und Anfeindungen erfolgreich zu gehen. Und wie sie mich geleitet und durch Zufallserlebnisse aufgeklärt haben, davon möchte ich Ihnen jetzt – falls Sie Lust haben, das zu lesen – berichten.

Mit meinen Schriftstellerfreunden im Jenseits hatte ich mir ausgedacht, mich als irdischen Schriftsteller in einem nicht zu übersehenden Rahmen auf die Erde kommen zu lassen. So wurde ich in Eisenach in der Schillerstraße geboren, und zwar am 23. April 1939. Es ist der Todes- und wahrscheinlich auch der Geburtstag von William Shakespeare, und dieser Tag sollte später zum “Welttag des Buches” erhoben werden. Und ich wurde der Sohn eines späterhin bekannten Dichters mit dem Pseudonym Molar. Konnte man sich etwas Besseres aussuchen für einen zukünftigen Schriftsteller? Natürlich hat es eine lange Zeit gebraucht, bis ich diese Zusammenhänge nach und nach durch Zufälle entdeckte. Denn es ist auch kein Zufall, dass Mozart in die Familie eines Musikers geboren wurde, der ihn von Kind auf für seine Mission als großer Musiker vorbereitete, so dass er schon in sehr jungen Jahren Violine und Klavier spielen konnte und sogar noch im frühesten Knabenalter die ersten Beweise seines Kompositionstalentes präsentierte. Doch außer dem frühen Musikunterricht bei seinem Vater hatte er sein Talent als Musiker aus einem vorausgegangenen Leben mitgebracht. Einige meinen, er könnte die Wiedergeburt von Johann Sebastian Bach (1685-1750) sein, andere neigen dazu, dass er das mit sechsundzwanzig Jahren allzu früh verstorbene Genies Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) sei, der in gewisser Weise mit seinem berühmten Stabat Mater schon Mozarts Musik einläutete.

Nach dem Tod meiner Mutter (1944) kamen wir als Flüchtlinge auf Umwegen über Internate und die Unterbringung bei fremden Familien nach Meersburg am Bodensee, wo wir in Baracken wohnten. Meersburg ist die Stadt von Deutschlands berühmtester Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Wurde mein Vater deshalb dorthin geführt, um dort seine Gedichte zu schreiben? Und war es Zufall, dass er bei solch einer Zugfahrt eine Baronin traf, der er ein Gedicht übergab und die ihn fragte, warum er Bastschuhe verkaufe, statt den Reisenden seine Gedichte anzubieten? Von da an verteilte er in den Zügen durch ganz Westdeutschland seine Gedichte und verdiente für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich gut. Und ich war es, der in der Baracke seine Gedichtbögen ineinanderlegte, die er dann in großen Stapeln mit auf seine ausgedehnten Reisen nahm, um sie in den Zügen als Festliche Gabe zu verkaufen. Er war sicherlich der erste Dichter, der mit seinen Gedichten eine vielköpfige Familie ernährte. Und ich war sein Dichterlehrling. Ich schrieb damals in der Schulklasse auf mein Löschblatt: “Bewahre stets den Namen dein, denn was du bist, das sollst du sein.” Das war mein erster gereimter Spruch. Er schrieb sich ganz plötzlich von alleine nieder. Ich wusste nicht, was er zu bedeuten hatte. Erst später wurde mir klar, dass ich meinen Vornamen als Dichterpseudonym annehmen sollte. Wer hatte mir diesen Satz diktiert? War es ein Zufall?

Die letzten fünf Jahre vor meinem Abitur verbrachte ich auf dem Inselgymnasium der Nordseeinsel Wangerooge. Und mit sechzehn oder siebzehn mochte es passiert sein, dass ich nachts aufwachte, aus meiner Schultasche ein Heft hervorholte und mein erstes Gedicht aufschrieb, das mir eingegeben wurde.

Dem Unbesiegbaren

Oh Meer,

wie sehr

ich dich liebe.

Meine Triebe

verflüchten

vor dir,

wenn ich steh

und seh

deine Gewalt.

Keine Gestalt

kann befehlend

dich zwingen.

Das Siegen gewohnt,

schonst du

keinen Gegner.

Wenn ein Verwegner

dir trotzt,

so muss er bereu’n.

Niemals brauchst du

zu fürchten

die Kräfte des andern.

Was dir gehört,

bleibt ungestört

in deiner Mitte.

Was ich erbitte,

ist kein Sieg.

Es ist ein Schau’n,

ein Grau’n

vor allein

dem Unbesiegbarsein.

Ich schrieb es gedankenlos wie in einer Halbtrance bei Dunkelheit auf, um die anderen beiden Klassenkameraden in ihren Betten nicht aufzuwecken. Und von nun an geschah es bis in meine frühe Studentenzeit hinein, dass ich nachts schlaftrunken aufwachte mit dem inneren Aufruf, ein Gedicht aufzuschreiben, das mir diktiert wurde, weshalb ich immer schon einen Schreibblock und einen Kugelschreiber neben meinem Bett liegen hatte. Lange dachte ich, dass mein Unterbewusstsein mich die Gedichte aufschreiben ließ. Doch schon mit achtzehn gelangte ich in eine nihilistische Phase, die mich an meinem Dasein und dem Leben zweifeln ließ. Ich verfiel in heftige Depressionen, aus denen es nur einen Ausweg zu geben schien: den Selbsttod. Und die Gedichte, die ich in dieser etwa drei Jahre anhaltenden Phase in den Nächten durchbekam, waren Schmerzensschreie, ja sogar Selbstmordgedichte. Konnten diese mir auch aus höheren Quellen zugefallen sein? Oder war es doch eher meine Seele, die sich kundtat? Wenn ja, weshalb? Schließlich hatte ich diese Schreckensphase überwunden. Und so schrieb ich nachts ein Gedicht auf, das folgendermaßen lautete:

Vielleicht werd ich mal wissen,

was durch die Lüfte spricht,

und seh mit Wonnegüssen

das Licht,

das meine Seele bricht.1

Damals wusste ich noch nicht, wer mir diese Gedichte zufällig durchgegeben hatte. Doch kehrte nun eine Wende ein. Ich durfte die große Liebe zu einer Medizinstudentin erfahren – und dann auch den bittersten Liebesschmerz,2 der mich schließlich, um diesen zu überwinden, den Rucksack packen ließ, um die Welt per Anhalter zu bereisen. Es war alles genau so vorgesehen gewesen – auch dass diese Liebe, um den Wert der Liebe zu begreifen, ein Ende nehmen sollte. So konnte ich auch, wie von mir im Jenseits gewünscht, mein Vorhaben, die ganze Welt zu umrunden, angehen. Es war also kein Zufall, dass meine Geliebte sich einem anderen zuwendete. Unser Geistführer sorgt dafür, dass wir nach Möglichkeit unsere geplanten Ziele auch einhalten. Später erst sollte ich aus höherer Quelle erfahren, dass alle intensiven Liebesbande, ob sie von kurzer oder von langer Dauer sind, schon vor der Inkarnation genau geplant werden. Mit dem entsprechenden Partner ist die Begegnung schon abgemacht, so dass man sich plötzlich irgendwo begegnet und aufeinander zugeht. Man trifft nicht zufällig irgendjemanden, auch wenn es so scheinen mag. Aber noch war ich nicht hellhörig genug, was die vielen Zufälle, die uns im Leben begegnen, zu bedeuten haben. Das sollte noch eine ganze Weile dauern.

Doch in den nächsten Jahren – vor allem auf meiner fünfeinhalbjährigen Weltreise als Tramper und während der zweieinhalbjährigen Durchquerung Afrikas per Anhalter – klärte sich vieles auf. Und es bedurfte vier ganz spezieller Zufälle, um dem auf die Spur zu kommen, der mir diese Zufälle präsentierte.

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Wie ich durch Zufälle einige Geheimnisse lüften durfte

Ich stand als Achtundzwanzigjähriger auf meiner Trampreise um die Welt üblicherweise meist schon am frühen Morgen an der Ausfahrtstraße eines Ortes, um die ersten Lastwagen anzuhalten. So befand ich mich auch eines frühen Morgens in Indien an der südlichen Ausfahrtstraße von Poona und hielt meine rechte Hand hoch, um einen der vorbeifahrenden Lastwagen anzuhalten. Warum hatte noch keiner angehalten? An mir lief eine Gruppe von weiß gekleideten Männern vorbei, die, mit einem weißen Mundschutz versehen, in der Hand einen weißen Beutel trugen, während auf der anderen Körperseite ein kleiner Besen baumelte. Dann kam wieder solch eine Gruppe von etwa fünf Männern vorbei – und dann noch eine Gruppe von ebenso gekleideten Frauen. Schließlich fragte ich einen neben mir Stehenden, ob es hier irgendwo eine Seuche gebe, die diese Leute bekämpfen sollten. Aber er entgegnete, dass dies Mönche und Nonnen der Jains, einer indischen Religionsgemeinschaft, seien. Da ich nun mehr über die Jains beziehungsweise Jainas, wie sie von Indern genannt werden, wissen wollte, schlug er mir vor, mich zu deren Anführer, Seiner Heiligkeit Archaria Sri Tulsi, zu bringen. Bei ihm angekommen, kniete ich mit auf meiner Brust gefalteten Handflächen nieder und gab ihm zu verstehen, dass ich gerne mehr über die Jainas wissen wolle. Er winkte einen Mönch herbei, der übersetzen sollte – wie ich erfuhr, war er ein ehemaliger Professor. Er sagte mir, dass sie nun weiterziehen müssten, gingen sie doch jeden Tag etwa fünfzehn Kilometer auf ihrem langen Marsch durch ganz Indien. Ich könne sie aber, wie er mir sagte, begleiten, und er werde die Unterhaltung übersetzen. Wer hatte es arrangiert, dass ich auf einmal neben einer in ganz Indien berühmten Heiligkeit auf dem heißen Teerpflaster gehen durfte und ihm viele Fragen stellen konnte? Damals hielt ich dieses Ereignis noch nicht für höhere Einmischung.

Ich erlebte viel bei den Jainas und übersetzte auch Schriften Seiner Heiligkeit vom Englischen ins Deutsche. Und mir wurde erklärt, dass sie nie ein Tier töten würden, selbst keinen Moskito. Wenn sie sich bei Dunkelheit niedersetzen, muss zuerst der Boden unter ihnen gefegt werden, damit man sich nicht zufällig auf ein Insekt setzt. Und das weiße Tuch vor dem Mund soll sie davon abhalten, dass sie aus Versehen eine Fliege verschlucken. Nur zum Essen und Trinken klappen die Mönche und Nonnen ihre Mundbedeckung kurz nach oben. Und ihre Anhänger, die oft tagelang mit ihnen marschieren, nehmen immer ihre Hand vor den Mund, sobald sie sich mit ihnen unterhalten, um ebenfalls Ahimsha zu demonstrieren, also Gewaltlosigkeit in jeder Hinsicht, auch Mücken und Fliegen gegenüber. Ich fand es albern und sprach, ohne die Hand vor den Mund zu nehmen, mit ihnen, weshalb ich von einigen Jainasanhängern empört angesehen wurde.

Ein halbes Jahr vor meinem Abflug kniete ich in Madras vor Seiner Heiligkeit nieder, um zum Abschied seinen Segen zu bekommen. Und was passierte? Sie werden es nicht glauben. Ich hatte in diesem Augenblick eine Fliege auf meiner Zunge. Hätte ich sie jetzt herausgenommen, hätte der Acharia lächelnd seine Hände ausgebreitet, um zu sagen: “Nun weißt du, warum wir den Mund bedeckt halten. Denn wir wollen nie ein Tier töten, selbst eine Fliege nicht.” Und was machte ich in meiner Verlegenheit? Was hätten Sie an meiner Stelle getan? Ich schluckte die Fliege hinunter. Es war bis dahin das einzige Mal in meinem Leben, dass ich eine Fliege im Mund hatte. Warum gerade in jenem Augenblick? Wer hatte mir diese Fliege wohl in den Mund gezaubert? Oder war sie wirklich nur aus Versehen zufällig dort hineingeflogen, um zu sehen, ob auf meiner Zunge etwas Leckeres zu naschen sei? Aber dass sich dieser Zufall ausgerechnet bei der letzten Begegnung mit Seiner Heiligkeit ereignete … Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein? Das gab mir noch lange zu denken. Noch glaubte ich nicht an die Möglichkeit, dass unsichtbare Geister der Jainas diesen Zufall demonstrierten, um mir eine Lektion zu erteilen.3

Ich nannte mich schon längst Tom, da mein deutscher Vorname für Ausländer oft sehr schwer auszusprechen oder zu behalten war. Aber dieses Zufallsereignis in Indien sollte drei Jahre später in Kanada noch getoppt werden. Denn einem ungläubigen Thomas, der ich in vielem noch war, muss man mehrere Zufallsereignisse präsentieren, bis er zu einem gläubigen Thomas heranreift. Und diesen neuen Vornamen Tom hatte ich mir (zufällig?) aus Verehrung für Thomas Mann ausgesucht und weil ich ein zweifelnder Thomas war, der erst dann etwas als bewiesen ansah, wenn er es selbst erlebt hatte. Drei Jahre später4 stand ich in Alaska bei Nieselregen an dem damals teilweise noch ungepflasterten Highway, der über zweitausend Kilometer durch das kanadische Yukon nach Alberta führte. An einer Brücke stehend, unter der ein reißender Fluss dahinströmte, hatte ich Glück, dass mich ein junges Brüderpaar über die durch den immer stärkeren Regen glitschig gewordene Straße mitnahm. Und einige Stunden später hörten wir im Radio, dass jene Brücke eingestürzt war. Sie setzten mich in Edmonton ab, wo ich von Hippies ein leer stehendes Haus als Unterkunft empfohlen bekam. Und nun ereignete sich der Zufall meines Lebens … Können Sie mir noch folgen?

Am nächsten Tag ging ich durch die Stadt. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig lief ein junger bärtiger Mann. Ich blieb stehen und rief ihn auf Französisch an: “Hey, Jacques, comment ça va?”, da ich unwillkürlich an einen Franzosen dachte, mit dem ich einige Zeit auf Bali verbracht hatte. Der Mann blieb stehen. Aber als ich auf die andere Straßenseite ging, sah ich, dass ich einem vollkommen anders aussehenden Mann entgegenschritt. Jacques war blond, jener aber dunkelhaarig. Jacques war rasiert, jener trug aber einen dunklen Bart und war darüber hinaus auch noch um einen halben Kopf kleiner als mein Freund. Ich entschuldigte mich und sagte, dass ich ihn mit einem Franzosen verwechselt habe. Er entgegnete, dass er Franzose sei. Ich erklärte ihm weiterhin, dass ich an einen Franzosen namens Jacques gedacht habe, mit dem ich in Bali in einem Zimmer gewohnt hatte. Und er antwortete: “Das ist mein bester Freund. Ich kam wohl nach dir nach Bali, und er hat mir von dem deutschen Tramper erzählt. Ich komme gerade aus Paris. Jacques hat geheiratet, und ich war sein Trauzeuge.” War das nicht ein ungeheurer Zufall? Ich sprach einen wildfremden Mann an und dann … Ist Ihnen schon einmal etwas Ähnliches passiert? Wohl kaum.

Als ich meine Weltreise nach fünfeinhalb Jahren wegen einer schweren Erkrankung abrechen musste und zurück nach Deutschland transportiert wurde, nahm ich mir vor, nach meiner Referendarzeit an einem Berliner Gymnasium als Deutsch- und Geschichtslehrer meine in Afrika unterbrochene Trampreise fortzusetzen.5 Eine Kollegin gab mir, dem allen Übernatürlichen gegenüber ungläubig Eingestellten, ein spirituelles Buch von Arthur Ford, ein amerikanischer Pfarrer und Medium, zu lesen. Ich las dieses Buch, wobei ich mich fragte, was daran so interessant sein sollte. Dieses Medium setzte sich in Kirchen oder Gemeindesälen vor die Versammelten hin, schloss die Augen und ließ durch sich einen Geistführer namens Fletcher sprechen. Nach einigen Durchsagen und der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum fragte Mr. Ford, wer mit einem Verstorbenen in Kontakt treten wolle. “Wer von Ihnen”, so fragte er, “ist Bürgermeister, Lehrer, Polizist oder Arzt, also eine Person, von der man annehmen kann, dass sie sich vorher nicht mit mir abgesprochen hat?” Es meldete sich ein Polizist, der auf die Bühne gebeten wurde. Nachdem dieser nach dem Namen und dem Todesjahr der verstorbenen Person gefragt worden war, sagte Fletcher, dass dieser Onkel schon neben ihm stehe. Um einen Beweis zu erhalten, dass es sich wirklich um seinen Onkel handelte, fragte der Polizist den Unsichtbaren, ob er ihm sagen könne, was er als Fünfjähriger mit ihm auf einem Spaziergang erlebt habe, wonach beide sich das Versprechen gegeben hatten, zu Hause nicht die Wahrheit zu sagen. Und der Onkel beschrieb, dass sie unter einem Kirschbaum angekommen seien. Auf die Bitte des Jungen hin habe er ihn hochgehoben, um an die oben hängenden Kirschen zu kommen. Doch beim Klettern brach ein Ast und der Junge fiel herunter, wobei er sich den Fuß verstauchte, so dass er nach Hause getragen werden musste. Ich konnte es nicht glauben, dass ein Geist einem Irdischen einen Beweis geben konnte, und zweifelte noch daran, dass es Geister, Jenseits und Reinkarnation geben sollte. Das waren doch alles nur Erfindungen von leichtgläubigen, unkritischen Menschen. Ich konnte nur das als wahr annehmen, was ich selbst erfahren hatte. So legte ich das Buch zur Seite und flüsterte in den Raum hinein: “Wenn es euch Geister wirklich geben sollte, dann klopft dreimal.” Ich wartete einige Augenblicke. Ich wusste ja, es gibt keine Geister. Jedoch wiederholte ich die geflüsterte Bitte. Und mit einem Mal klopfte es an der Tür meiner Wirtin, und sie rief im Schlaf: “Herein!” Es gab für mich keinen Zweifel, dass wirklich geklopft worden war und dass ich die Stimme der Wirtin deutlich vernommen hatte. Jetzt hatte ich meinen ersten Beweis, dass Geister sich bemerkbar machen können. Dieses Erlebnis änderte mit einem Schlag mein Denken und bereitete mich vor für meine Afrikareise. Ich war nun offen für all das Übernatürliche, was ich erleben sollte. Dieses Erlebnis war kein Zufallserlebnis, denn es war von höherer Seite geplant gewesen – so wie alles, was noch auf dieser “Reise zu den Geistern Afrikas” und auf der “Reise ins spirituelle Afrika” von mir erlebt werden sollte.6

Als ich auf meiner Trampreise durch Afrika nach Nairobi kam, suchte ich eine Buchhandlung auf, um mich mit neuen Büchern zu versorgen. In dem Fach für spirituelle Literatur nahm ich bis auf ein in Rot gebundenes Buch jedes in die Hand, um es zu prüfen. Mit einem bezahlten Buch in der Hand wollte ich den Laden wieder verlassen, aber ich wurde von einer unsichtbaren Kraft herumgedreht und zu jenem Buch, das ich vorher unbeachtet gelassen hatte, geführt. Nun nahm ich es in die Hand. Es war die Biographie über Uri Geller von Professor Andrija Puharich.7 Dies sollte der Beginn einer Freundschaft mit dem berühmten “Löffelbieger” werden, denn ich war später nicht nur der Herausgeber seines Buches, sondern durfte ihn auch als Übersetzer auf der Bühne begleiten, wo er Wunder über Wunder zelebrierte.

Auf meiner Reise quer durch Afrika wurde ich auf wunderliche Weise zu verschiedenen Medien geleitet. In einer spiritistischen Kirche ging ein Medium durch die Reihen und übergab an einige der Versammelten Botschaften von Jenseitigen. Dies führte bei einigen der Angesprochen dazu, dass sie weinen mussten, wurden ihnen doch von den Verstobenen Botschaften und Hinweise übermittelt, die für sie wichtig waren. Ich wurde gefragt, ob ich einen Peter kennen würde. Ich antwortete mit Ja. Und mir wurde mitgeteilt, dass er nicht wisse, wo ich mich im Augenblick in Afrika befinde. Er mache sich Sorgen, ich möge ihm schreiben. Welcher Jenseitige hatte mir diese Botschaft mitteilen wollen? Sicherlich war es eines meiner verstorbenen Familienmitglieder. Oder hatte dieses Medium einfach aufs Geratewohl geraten? War das Zufall, dass es vor mir stehen blieb und den Namen meines Bruders nannte? Aber wie konnte es wissen, dass es sich bei dem Namen nicht um den eines Jenseitigen handelte wie bei den anderen, sondern dass er noch auf Erden war und sich Sorgen um meinen Verbleib machte? Das konnte kein Zufall sein, denn das Medium kam von außerhalb und hatte vorher keinen Kontakt mit mir gehabt. Wenn man also die Nennung des Namens meines Bruders noch als bloßen Zufall gelten lassen könnte, blieben doch die weiteren Aussagen jenseits des bloßen Zufalls.

Und schließlich lernte ich Arthur Garside kennen, den “Botschafter Gottes”. Seitdem er dieses Amt von Jesus zugeteilt bekommen hatte, bestand sein Leben nur aus Zufällen – wenn man nicht wüsste, dass diese Zufälle ihm “von oben” geschickt wurden. Um nur ein Beispiel zu geben: Bei einem Ehepaar, das ich auch kennenlernen durfte, wohnte Arthur oft auf seinen Durchreisen. Und einige Male passierte es, dass er vor diesem Ehepaar stand und dass David, wie er Jesus nannte, durch ihn sprach. Plötzlich verwandelte sich Arthurs Aussehen, und vor ihnen stand Jesus im hellen Licht und redete sie direkt an. Arthur pflegte schon um acht Uhr abends ins Bett zu gehen, stand aber um drei Uhr auf, da es dann immer Zeit war, sich mit David schriftlich in Verbindung zu setzen und seine nächsten Anweisungen zu erhalten oder an der neuen Fassung des Neuen Testaments weiterzuschreiben, das David ihm diktierte. Doch vor Mitternacht, das Ehepaar war noch wach, kam er aus dem Schlafzimmer heraus und sagte, dass er sein Köfferchen zu packen hätte, denn David habe ihn aufgeweckt und gesagt, dass er heute Nacht noch nach dem zweitausend Kilometer entfernten Rhodesien (Namibia) reisen solle. Doch das Ehepaar hielt ihm entgegen, dass es um diese Zeit keinen Bus, Zug und auch keinen Flug gebe, um dorthin zu gelangen. Auf einmal läutete es an der Tür. Ein Nachbar war es, der sagte, dass er ein Telegramm aus Rhodesien erhalten habe, in welchem ihm mitgeteilt worden war, dass seine Frau nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liege. Er werde nun sofort losfahren, und er bat sie, sich in seiner Abwesenheit um seine Katze und die Pflanzen zu kümmern. War es nun Zufall, dass Arthur mit gepacktem Köfferchen schon als Mitfahrer bereitstand? Hier wird klar, wie Zufälle arrangiert werden. Und es war sicherlich kein Zufall, dass ich später Arthurs Neues Testament herausgeben sollte, das den Titel trägt Ich bin das Licht – die allumfassende Liebe.8