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Hinweise zur E-Book-Ausgabe

Die E-Books des Reclam Verlags verwenden entsprechend der jeweiligen Buchausgabe Sperrungen zur Hervorhebung von Textpassagen. Diese Textauszeichnung wird nicht von allen Readern unterstützt.

Enthält das E-Book in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, so verweisen diese auf die Printausgabe des Werkes.

Jedes Epochenkapitel beginnt mit einer Checkliste, in der alle wichtigen Begriffe zur Epoche zusammengestellt sind. Diese Begriffe werden in der anschließenden Epochendarstellung im Zusammenhang erläutert. Sie sind im Text fett hervorgehoben und am Rand mit dem Checklistensymbol gekennzeichnet.

Die Checkliste kann auf zwei verschiedene Weisen gebraucht werden:

  1. Vor dem Lesen des Epochenkapitels: Die Checkliste strukturiert den zu lernenden Inhalt vor, indem eine Übersicht über die folgenden Gegenstände geboten wird. (Was erwartet mich? Was ist neu?)

  2. Nach dem Lesen der Epochendarstellung: Die Checkliste kann der Wiederholung des jeweiligen Epochenwissens dienen. (Kann ich die Begriffe erläutern? Dann habe ich das prüfungsrelevante Epochenwissen parat.)

Alle Epochenkapitel haben den gleichen inneren Aufbau. Das erleichtert den Epochenvergleich. Die Zeitleiste zu Beginn des Epochenkapitels unterstützt die leichtere Orientierung im historischen Kontext.

Wer literarische Texte verstehen und interpretieren will, muss sich mit ihren jeweiligen Entstehungszusammenhängen vertraut machen. Denn Literatur ist immer auch Ausdruck der Zeit, in der sie geschrieben wird. Folgerichtig verweisen literarische Werke inhaltlich häufig auf bedeutende historische Ereignisse und spiegeln soziale, gesellschaftspolitische, weltanschauliche und kulturelle Verhältnisse wider, die ihren Entstehungskontext prägen. Eine wichtige Rolle spielen auch poetologische bzw. ästhetische Programme, d. h. Regelwerke oder Erörterungen, in denen jeweils bestimmt wird, was ›gute‹ Literatur ausmacht. Sie beeinflussen die Konzeption von Literatur und bestimmen den literarischen Geschmack ihrer Zeit.

Wissenschaftler erfassen und beschreiben diese historischen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen in literaturgeschichtlichen Abhandlungen. Wie jede Geschichtsschreibung wird auch die deutschsprachige Literaturgeschichte in Epochen eingeteilt. Der Begriff »Epoche« stammt vom griechischen epoché und bedeutet ›Einschnitt‹. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet dieser Begriff einen Teilabschnitt der Literaturgeschichte, dessen Literatur sich aufgrund spezifischer Merkmale (Epochenmerkmale) von der Literatur angrenzender Epochen unterscheidet.

Epochenbegriffe werden in der Regel im Nachhinein, d. h. erst im späteren Rückblick, vergeben oder geprägt; gleichwohl bilden sie unverzichtbare terminologische Hilfskonstruktionen für die Darstellung der komplexen Geschichte der deutschen Literatur. Jeder Epochenbegriff zeigt einschneidende geistes- und kulturgeschichtliche sowie literaturhistorische Veränderungen an, die auch in der jeweiligen Literatur Niederschlag gefunden haben. Vergleichbar mit Schubladen stehen die

All das ist allerdings nicht ganz unproblematisch. Denn weder Epochenbezeichnungen noch die Kriterien, nach denen Literaturepochen und Strömungen definiert und voneinander abgegrenzt werden, sind einheitlich. So wird beispielsweise die Literaturepoche ›Weimarer Klassik‹ oft auch als ›Kunstepoche‹ bzw. als ›Goethezeit‹, die Literaturepoche zwischen 1848 und 1890 als ›bürgerlicher‹ oder ›poetischer‹ Realismus bezeichnet. Auch hinsichtlich der Zeitspanne der einzelnen Literaturepochen gibt es keinen allgemeinen Konsens. Unterschiedliche Epochenbezeichnungen, -einteilungen und -datierungen sind daher die Folge, was mitunter Irritationen hervorruft. So steht zum Beispiel nicht eindeutig fest, wann die Weimarer Klassik endet – bereits mit Schillers Tod 1805 oder doch erst mit Goethes Tod im Jahr 1832? Wann beginnt der ›Vormärz‹? Unmittelbar nach den Karlsbader Beschlüssen (1819) oder erst nach der Julirevolution von 1830? Und bis zu welchem Zeitpunkt kann man von der ›Nachkriegsliteratur‹ sprechen? Wie weit reicht eigentlich der Begriff der ›Gegenwartsliteratur‹ zurück? Und so weiter.

Neben diesen und weiteren offenen Fragen muss betont

Literaturepochen bilden trotz übergreifender Ziele keine homogenen Einheiten. Sie zeichnen sich in der Regel durch ein vielfältiges und daher differenziertes literarisches Leben aus. So besteht beispielsweise die Epoche der Aufklärung aus zwei Phasen: der Frühaufklärung (Verstandesdichtung) und Spätaufklärung (Empfindsamkeit), die von den sehr unterschiedlichen Literaturauffassungen Gottscheds und Lessings geprägt sind. Die Romantik lässt sich in drei einander abgrenzbare Phasen gliedern: Frühromantik, Hochromantik, Spätromantik. Auch hier liegt jeder dieser Phasen ein anderes ästhetisches Programm zugrunde. Folgerichtig können sich Texte aus solchen großen Epochen sowohl thematisch und konzeptionell als auch sprachlich stark voneinander unterscheiden.

Problematisch ist nicht zuletzt die Frage, welcher Autor und welches Werk in welche Epoche eingeordnet werden soll. Goethes und Schillers Werke beispielsweise entsprechen

Aber selbst dort, wo die literaturgeschichtliche Einordnung eines Textes eindeutig zu sein scheint, gilt es zu bedenken: Literarische Werke erschöpfen sich nicht in ihrer Epochenspezifik. Sie können – wie z. B. die Dramen Nathan der Weise (1799) von Gotthold Ephraim Lessing und Faust (1808) von Johann Wolfgang Goethe – ihren jeweiligen historischen Entstehungskontext überdauern und auch in späteren Epochen ihre Bedeutung weiter entfalten.

Bei den folgenden Epochendarstellungen ist also immer mitzuberücksichtigen, dass es sich nicht (nur) um reines Faktenwissen handelt, sondern Entscheidungen getroffen, Schwerpunkte gesetzt, Eindeutigkeiten hergestellt wurden, um den Stoff ›handhabbar‹ zu machen. Der Band bietet Orientierungswissen als Ausgangspunkt für den eigenen vertieften und differenzierten Umgang mit Literatur in ihrer Zeit.

 

Die Epochen von der althochdeutschen Literatur bis zum Reformationszeitalter (7501600) sind nicht aufgenommen, da sie im Abitur nicht relevant sind. Man sollte sich aber bewusst machen, dass dies der zeitlich viel längere Abschnitt ist – aus dem andererseits eine viel geringere Zahl literarischer Werke überliefert ist als aus dem Abschnitt von 1600 bis heute.

Checkliste: • Dreißigjähriger Krieg    • Absolutismus    • göttliche Heilsordnung    • antithetisches Weltbild    • normative Poetik    • poeta doctus    • Wirkungsabsichten    • Stilebenen    • rhetorische Mittel    • Sprachgesellschaften    • reiner Reim    • Metrum auf der Basis der natürlichen Wortbetonung    • Alexandriner    • Schelmenroman    • Sonett    • Auftragsdichtung    • Ordensdrama    • Märtyrerdrama    • Emblem

Das bestimmende und zugleich traumatische Ereignis im Zeitalter des BarockBarock ist der Dreißigjährige Krieg (16181648). Die mit dem Prager Fenstersturz (1618