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Inhaltsverzeichnis

Wie ist das Buch aufgebaut

Der Kosmos-Farbcode

Wie bestimme ich Mineralien und Gesteine?

Die Mineralien und Gesteine

Strichfarbe Blau

Mineralien mit blauer Strichfarbe: von Chalkanthit bis Glaukophan

Strichfarbe Rot

Mineralien mit roter Strichfarbe: von Kermesit bis Hämatit

Strichfarbe Gelb

Mineralien mit gelber Strichfarbe: von Realgar bis Tsumcorit

Strichfarbe Braun

Mineralien mit brauner Strichfarbe: von Zinkblende bis Rutil

Strichfarbe Grün

Mineralien mit grüner Strichfarbe: von Tirolit bis Gadolinit

Strichfarbe Schwarz

Mineralien mit schwarzer Strichfarbe: von Graphit bis Gahnit

Strichfarbe Weiß

Mineralien mit weißer Strichfarbe: von Kaolinit bis Diamant

Gesteine

Magmatische Gesteine

Metamorphe Gesteine

Sedimentgesteine

Vulkanische Gesteine

Kohle und Serpentinit

Alle Mineralien sind innerhalb der Strichfarben nach aufsteigender Härte geordnet.

Glossar

Wie bestimme ich Steine?

Kristallsysteme und Kristallformen

Kubisch

Tetragonal

Hexagonal

Trigonal

Orthorhombisch

Monoklin

Triklin

Erklärfilme und KOSMOS-PLUS APP

Extra: Schöne Edelsteine

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Wie bestimme ich Mineralien und Gesteine?

Welcher Stein ist das? image

Diese Frage stellt sich immer wieder, sei es, dass man beim Spaziergang einen Kieselstein aufhebt, im Gebirge einen Kristall findet, auf der Halde eines Erzbergwerkes golden oder silbern glänzende Brocken findet, über den Bordstein stolpert oder ein schönes Schmuckstück betrachtet. Immer wieder möchte man wissen: Welches Mineral ist das, welches Gestein habe ich vor mir, welcher Edelstein glitzert so schön bunt?

Diese Fragen werden in diesem Buch beantwortet – als ständiger Begleiter auf Wanderungen, auf Reisen, beim Bergsteigen, beim Mineraliensammeln, in Steinbrüchen und auf Halden, auf Mineralienbörsen und auch beim Juwelier.

Mineralien sind mit einer Ausnahme, dem gediegenen Quecksilber, immer fest. Das Mineralwasser mag noch so gut schmecken, das Etikett noch so viele Mineralstoffe nachweisen, es ist flüssig und damit kein Mineral.

Alles, was der Mensch hergestellt hat, vom Fensterglas bis zum

Quarzkristall in der Armbanduhr und zum künstlichen Diamanten, ist kein Mineral. Ein Mineral muss immer natürlicher Entstehung sein. Etwas anders ist es beim Begriff Kristall. Kristalle sind feste chemische Substanzen, deren Atome nach einem einheitlichen gesetzmäßigen Schema angeordnet sind.

Diese gesetzmäßige Anordnung der Atome äußert sich in den ebenen regelmäßigen Flächen, von denen ein Kristall begrenzt ist. Fast alle Mineralien sind Kristalle, auch wenn man es ihnen äußerlich manchmal nicht ansieht. Es gibt nur wenige Minerale, deren Atome nicht gesetzmäßig in Form eines Kristallgitters angeordnet sind, diese nennt man amorph. Bekanntestes Beispiel ist der Opal, der im Gegensatz zum fast genauso zusammengesetzten Quarz keine Kristalle bilden kann.

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© Rupert Hochleitner

Pyromorphit–Kristalle mit gebogenen Prismenflächen werden als „Emser Tönnchen“ bezeichnet.

Edelsteine sind Mineralien, die für Schmuckzwecke verschliffen werden. Um als Edelstein zu gelten, muss ein Mineral verschiedene Vorgaben erfüllen:

Es muss schön sein, also ästhetischen Ansprüchen genügen. Das bedeutet, dass es schön gefärbt sein sollte und im geschliffenen Zustand möglichst glänzen und glitzern sollte. Letzteres ist umso wichtiger, wenn das Mineral, wie etwa der Diamant, im Normalfall farblos ist.

Gesteine kann man als große geologische Körper beschreiben, die aus vielen Individuen einer oder mehrerer verschiedener Mineralarten aufgebaut sind. So besteht Marmor zum Beispiel nur aus vielen Körnern des Minerals Kalkspat. Granit wird dagegen aus den drei Mineralarten Feldspat, Quarz und Glimmer aufgebaut.

Die Eigenschaften der Mineralien Will man Mineralien bestimmen, so muss man ihre Eigenschaften erkennen. Jede Mineralart besitzt eine Reihe von Eigenschaften, die alle zusammen in ihrer Kombination für das jeweilige Mineral einmalig sind. Das bedeutet, um ein Mineral sicher zu bestimmen, muss man möglichst viele seiner Eigenschaften überprüfen. Das ist bei einigen, wie etwa der Härte oder der Strichfarbe, leicht und es werden keine oder nur leicht erhältliche Hilfsmittel benötigt. Bei anderen Eigenschaften, wie etwa der chemischen Zusammensetzung, bedarf eine exakte Feststellung eines großen apparativen Aufwandes, den der Einzelne normalerweise nicht betreiben kann.

Aus diesem Grunde sind im vorliegenden Buch besonders die Eigenschaften hervorgehoben, die möglichst einfach festzustellen sind, aber doch im Normalfall zur sicheren Bestimmung eines Minerals führen können.

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© Rupert Hochleitner

Achate mit landschaftsähnlichen Zeichnungen werden, wenn sie geschliffen sind, als Landschaftsachate bezeichnet.

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© Rupert Hochleitner

Porphyrischer Granit mit großen Kristallen von Kalifeldspat.

Die Strichfarbe image

Die Strichfarbe erhält man, wenn man mit dem Mineral auf einer unglasierten und daher etwas rauen Porzellantafel einen Strich zieht. Die Farbe der so erhaltenen Spur ist charakteristisch für die Mineralart.

So verschiedenfarbig ein und dieselbe Mineralart auch auftreten mag, die Strichfarbe ist immer gleich. So kann Fluorit farblos, gelb, grün, blau, braun, rosa oder violett sein, seine Strichfarbe ist immer weiß.

Die Härte

Je nachdem, ob ein Mineral das andere ritzt oder von ihm selbst geritzt wird, kann man alle Mineralien nach ihrer Härte ordnen. Da diese Eigenschaft für jedes Mineral charakteristisch ist, wird sie in diesem Buch neben der Strichfarbe als wichtigstes Bestimmungs- und Ordnungsmerkmal verwendet. Man kann die Härte eines zu bestimmenden Minerals am einfachsten feststellen, wenn man es mit den Mineralien der Mohs’schen Härteskala vergleicht. Diese Skala besteht aus einer Folge von zehn Mineralien, von denen jedes alle vor ihm stehenden ritzt.

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© Rupert Hochleitner

Eine Strichtafel ist sehr günstig im MIneralienhandel zu erwerben (etwa 2 Euro).

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Härteskalen, also eine Zusammenstellung der neun Prüfmineralien (Diamant als härteste Substanz wird nicht benötigt), kann man im Mineralienhandel erwerben.

Bei der Härtebestimmung geht man folgendermaßen vor:

Man nimmt als Erstes ein Mineral mittlerer Härte, zum Beispiel Apatit, Härte 5, und untersucht, ob das zu bestimmende Mineral damit geritzt werden kann. Ist das der Fall, macht man mit dem nächstweicheren weiter, bis man zu einem kommt, mit dem man das Mineral nicht mehr ritzen kann. Kann man umgekehrt mit dem zu bestimmenden Mineral das Prüfmineral auch nicht ritzen, dann haben beide die gleiche Härte. Man ist zum Ziel gekommen. Lässt sich das zu bestimmende Mineral dagegen von dem zuerst gewählten Prüfmineral mittlerer Härte nicht ritzen, dann macht man einfach analog mit dem nächsthärteren weiter. Auf diese Weise kann man die Härte eines jeden Minerals im Rahmen der Mohs’schen Härteskala feststellen. Prüfen Sie die Härte immer mit scharfen Kanten und an frisch gebrochenen Stellen! Wischen Sie nach dem Ritzen immer den Staub weg, um sicherzugehen, dass auch wirklich geritzt worden ist und sich nicht nur das Prüfmineral abgerieben hat.

Wichtig: Beim Härteprüfen immer die Gegenprobe machen! Wenn das Prüfmineral das zu bestimmende Mineral ritzt, muss immer auch geprüft werden, ob nicht etwa umgekehrt das Prüfmineral geritzt wird. Nur so können Sie sicher sein.

Tenazität

Mit der Tenazität wird beschrieben, wie ein Mineral sich beim Ritzen oder Biegen verhält. Die meisten Mineralien sind spröde, das heißt, beim Ritzen, etwa mit einer Stahlnadel, springt das Ritzpulver weg. Ist das nicht der Fall, so bezeichnet man das Mineral als milde (z. B. Bleiglanz). Kann man eine Ritzspur erzeugen, ohne dass überhaupt ein Pulver entsteht, etwa so, wie man mit dem Messer in Butter schneidet, bezeichnet man das Mineral als schneidbar (z. B. Silberglanz, Gold). Gold kann man darüber hinaus auch zu Blättchen hämmern. Solche Mineralien bezeichnet man als duktil.

Andere Mineralien wiederum sind elastisch biegsam, wie etwa die Glimmer, das heißt, man kann sie biegen und sie kehren nach dem Biegen wieder in die Ausgangsstellung zurück. Unelastisch biegsame Mineralien, wie etwa Gips, verharren dagegen nach dem Biegen in der neuen Stellung.

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© Rupert Hochleitner

Gips-Kristalle lassen sich vorsichtig biegen, kehren aber nach der Biegung nicht mehr in die Ausgangsstellung zurück.

Farbe

Auf den ersten Blick scheint die Farbe die nützlichste Eigenschaft eines Minerals zu sein. Leider ist das nicht der Fall. Zwar gibt es Mineralien, deren Farbe sehr charakteristisch ist, wie etwa der grüne Malachit oder der blaue Azurit. Ein großer Teil der Mineralien tritt jedoch nicht nur in einer Farbe auf, sondern kann in den verschiedensten Farbtönen gefunden werden. So kann Quarz farblos, rosa, violett, braun, schwarz oder gelb sein, Diamant gibt es in den Farben Weiß, Gelb, Grün, Braun, Blau und Schwarz. Dazu kommt noch, dass sich manche Minerale an der Luft mit einer andersfarbigen Schicht überziehen. So ist der Bornit im ganz frischen Bruch rosa metallisch, während er sich nach wenigen Stunden mit einer blau-rot-grün schillernden Oxidationsschicht überzieht. Die Farbe eines Minerals muss also immer an einer frischen Stelle geprüft werden.

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© Rupert Hochleitner

Würfelige Spaltbarkeit beim Steinsalz

Glanz

Jedes unbearbeitete Mineral hat einen ganz bestimmten, für die jeweilige Mineralart charakteristischen Glanz. Dieser Glanz ist allerdings nur schwer messbar. Man kann ihn nur im Vergleich mit Gegenständen des täglichen Lebens beschreiben.

Glasglanz entspricht dem Glanz von einfachem Fensterglas. Er tritt am häufigsten auf.

Metallglanz entspricht dem Glanz von poliertem Metall, wie etwa Alufolie.

Seidenglanz ist ein Glanz, der mit dem wogenden Lichtschimmer auf Naturseide vergleichbar ist.

Pechglanz ist der Glanz von Pech, vergleichbar mit dem von Teerbrocken, wie man sie bei Straßenausbesserungsarbeiten sehen kann.

Fettglanz sieht aus wie der Glanz von Fettflecken auf Papier.

Diamantglanz ist der strahlende Glanz, den man von geschliffenen Diamanten, aber auch von Bleikristallglas kennt.

Minerale mit Perlmuttglanz zeigen einen Glanz, der den Innenseiten mancher Muschelschalen ähnelt, die einen weißlichen Schimmer mit farbigem Lichtschein zeigen.

Dichte

Die Dichte oder das spezifische Gewicht ist das Gewicht eines Minerals pro Volumeneinheit (angegeben in Gramm pro Kubikzentimeter). Die Dichte zu messen, ist nicht einfach und bedarf präziser Geräte. Trotzdem kann man die Dichte als Bestimmungsmerkmal nützen. Durch einfaches Abwiegen in der Hand kann man feststellen, ob ein Mineral leicht (Dichte unter 2), normal (Dichte um 2,5), schwer (Dichte über 3,5) oder sehr schwer (6 oder höher) ist. Noch besser kann man die Dichte abschätzen, wenn man ein gleich großes Stück eines Minerals mit bekannter Dichte in die andere Hand nimmt und vergleicht.

Spaltbarkeit und Bruch

Zerschlägt man ein Mineral (z. B. mit dem Hammer) oder zerbricht es, so entstehen je nach Mineralart unterschiedlich aussehende Bruchflächen. Das Mineral kann ebene, glatte Spaltflächen haben oder in immer gleiche geometrische Körper zerfallen. Bleiglanz zerfällt zum Beispiel in lauter kleine Würfelchen, Kalkspat in lauter kleine Rhomboeder. Manchmal sind auch die Winkel der Spaltflächen zueinander für die Bestimmung eines Minerals von Bedeutung. Augit kann man zum Beispiel von der ähnlichen Hornblende sehr gut dadurch unterscheiden, weil seine Spaltflächen sich in einem Winkel von etwa 90° schneiden. Hornblende weist dagegen einen Spaltwinkel von etwa 120° auf. Die Spaltbarkeit kann verschiedene Qualitäten von „vollkommen“ bis „nicht erkennbar“ aufweisen.

Die letztere Angabe bedeutet, dass eine Spaltbarkeit wohl existiert, sie aber mit einfachen Mitteln im Normalfall nicht erkennbar ist.

Unter dem Stichwort Bruch werden alle Trennungsflächen beschrieben, die keine Spaltflächen sind. Je nach Aussehen der Flächen kann der Bruch als muschelig (z. B. Bergkristall oder Obsidian), spätig (z. B. Kalkspat oder Feldspat), uneben (z. B. Feldspat) oder hakig (z. B. Gold oder Silber) beschrieben werden.

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© Rupert Hochleitner

Das Gesteinsglas Obsidian zeigt den muscheligen Bruch besonders deutlich.

Fluoreszenz, Phosphoreszenz

Bestrahlt man manche Mineralien mit ultraviolettem Licht, so können sie mehr oder weniger stark in den verschiedensten Farben leuchten. Schaltet man die UV-Quelle ab, so leuchten manche Mineralien noch einige Sekunden nach. Diese Erscheinung nennt man Phosphoreszenz. Beide Eigenschaften sind in der Regel keine charakteristischen Eigenschaften eines Minerals. Einzelne Proben der gleichen Mineralart können ganz unterschiedliche Fluoreszenzfarben zeigen, manche Proben können sogar überhaupt nicht fluoreszieren.

Vorsicht beim Umgang mit UV-Licht. UV-Licht (speziell kurzwelliges) kann die Augen schädigen. Daher immer eine Schutzbrille tragen!

Entstehung und Vorkommen von Mineralien und Gesteinen

Mineralien wachsen in Zeiträumen von vielen Tausenden bis zu Hunderttausenden von Jahren.

Die Bildung von Mineralien wird in drei verschiedene Entstehungsabfolgen unterteilt:

Die magmatische Abfolge umfasst Mineralien und Gesteine, die aus einer heißen Schmelze entweder im Erdinneren (Tiefengesteine) oder an der Erdoberfläche (Vulkanite) entstehen.

Tiefengesteine zeichnen sich dadurch aus, dass sie relativ grobkörnig sind, das heißt, auch die einzelnen Körner der Grundmasse können mit dem Auge erkannt werden.

Vulkanische Gesteine sind sehr feinkörnig, die einzelnen Körner der Grundmasse können mit dem bloßen Auge und auch mit der Lupe nicht erkannt werden.

In der sedimentären Abfolge entstehen Mineralien meistens durch Verwitterung von Mineralien oder Gesteinen, die durch Wasser oder Wind transportiert und später wieder abgesetzt werden.

Sedimentgesteine sind meist deutlich geschichtet, Einzelkristalle der Gesteinsbestandteile sind nicht erkennbar. Häufig enthalten Sedimentgesteine im Gegensatz zu allen anderen Gesteinen Fossilien.

Bei der metamorphen Abfolge entstehen die Mineralien und Gesteine durch sich ändernde Druck- und Temperaturverhältnisse in einer gewissen Tiefe unterhalb der Erdoberfläche.

Metamorphe Gesteine sind oft deutlich geschichtet und gefaltet, Einzelkristalle der Gesteinsbestandteile sind meist erkennbar.

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© Rupert Hochleitner

Granit besteht aus Feldspat, Quarz und Glimmer (hier schwarzer Biotit)

Magmatische Bildungen

Intramagmatische Lagerstätten sind Anreicherungen von Mineralien innerhalb von Tiefengesteinskörpern. Aus solchen Lagerstätten werden besonders die Metalle Chrom, Platin und Nickel gewonnen. Ein besonderer Typ des Auftretens von Mineralien in magmatischen Gesteinen stellen die Kimberlit-Pipes dar. Es handelt sich um riesige vulkanische Explosionsschlote, die mit einem speziellen Gestein, dem Kimberlit, gefüllt sind, der oft eingewachsene Diamantkristalle enthält.

Pegmatite sind sehr grobkörnige Gesteine, die Spalten eines älteren Gesteinskörpers ausgefüllt haben. Sie bestehen hauptsächlich aus Feldspat, Quarz und Glimmer. Feldspat wird als Rohstoff für die Porzellanindustrie gewonnen, Glimmer dient als Isoliermaterial und neuerdings auch zur Herstellung von Autolacken.

Zusätzlich enthalten Pegmatite oft eine ganze Reihe von Mineralien, oft auch Edelstein-Mineralien, die in großen Kristallen im Gestein eingewachsen sind, so z. B. Beryll, Topas, Turmalin und viele andere.

Pneumatolytische Lagerstätten sind in der Tiefe unserer Erde aus heißen Gasen entstanden. Mineralien, die in solchen Bildungen auftreten können, sind z. B. Zinnstein, Fluorit, Topas und Turmalin. Aus pneumatolytischen Lagerstätten wird besonders Zinn, seltener auch Wolfram gewonnen.

Hydrothermale Gänge

Mit Gang bezeichnet man die Ausfüllung einer Spalte im Gestein mit Mineralien, die jünger als das Gestein sind. Gänge enthalten häufig offene Hohlräume, in denen Kristalle frei wachsen können, darunter auch Edelsteinmineralien, wie z. B. Amethyst. Hydrothermale Gänge enthalten wichtige Erzminerale, aus denen man Metalle gewinnt, wie z. B. Kupfer, Zink, Blei, Silber oder Gold.

Einen Spezialfall stellen die alpinen Klüfte dar: Diese Risse und Spalten im Gestein enthalten wunderschöne und zum Teil sehr große Exemplare von Bergkristall, Rauchquarz, Citrin, Hämatit oder Feldspat.

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© Rupert Hochleitner

Wechsellagerungen von Erzmineralien (hier Sphalerit) und Gangartmineralien (hier Quarz) sind typisch für hydrothermale Gänge.

Vulkanische Bildungen

Beim Abkühlungs- und Verfestigungsprozess glutflüssiger Lava sondern sich die in der Schmelze enthaltenen Gase ab. Ein Teil tritt an der Oberfläche des Lavastroms aus, ein Teil bleibt aber auch in Form von „Gasblasen“ im schnell fest werdenden Gestein stecken und bildet auf diese Weise mehr oder weniger runde Hohlräume, die viele Zentimeter, selten auch Meter groß sein können. Diese Hohlräume können im Laufe des Abkühlungsprozesses des bereits festen Gesteins durch eindringende heiße Lösungen mit Mineralbildungen gefüllt werden. Riesige Vorkommen solcher Mineralbildungen in Brasilien und Uruguay liefern große Mengen von Amethyst und Achat. Viele Zeolithmineralien, wie Phillipsit, Chabasit oder Stilbit haben in diesen Hohlräumen ebenfalls ihre Hauptvorkommen.

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Eine Amethystdruse ist ein mit Amethyst-Kristallen gefüllter Hohlraum in einem vulkanischen Gestein.

Sedimentäre Bildungen

Oxidations- / Zementationszone Dort, wo eine Lagerstätte bis an die Erdoberfläche reicht, ist diese in Aussehen und Mineralgehalt stark verändert. Der Gang enthält keine sulfidischen Erze mehr, das häufigste Mineral ist das Eisenhydroxid Limonit, mit ihm verwachsen oder in seinen Höhlungen aufgewachsen findet man Oxidationsmineralien, wie z. B. Malachit, Azurit, Wulfenit, Vanadinit, Zinkspat und viele andere.

Seifen

Seifenlagerstätten entstehen, wenn Mineralien bei der Verwitterung von Gesteinen oder Lagerstätten freigelegt, mit dem Wasser weitertransportiert, dabei angereichert, und wieder abgelagert werden. Es sind hauptsächlich Mineralien, die sich durch ihr hohes spezifisches Gewicht und durch ihre chemische Widerstandsfähigkeit auszeichnen, wie z. B. , Gold, Platin, Granat, Ilmenit, Rutil, Monazit sowie zahlreiche Edelsteinmineralien, wie z. B. Diamant, Rubin, Saphir, Chrysoberyll, Topas, Spinell und viele andere.

Metamorphe Bildungen

Typische Mineralien, die in metamorphen Gesteinen und hier insbesondere in Marmoren vorkommen, sind der Rubin und der Spinell, seltener auch der Saphir. In Gneisen oder Glimmerschiefern finden sich manchmal schöne Kristalle von Granat oder sogar Smaragd.

Mineralien und Gesteine sammeln

Die einfachste, aber auch teuerste Möglichkeit, eine Mineraliensammlung anzulegen, ist, die Mineralien zu kaufen. Dafür gibt es Spezialgeschäfte in Städten, aber auch in Urlaubsgebieten. Ein besonders umfangreiches Angebot finden Sie auf den Mineralienbörsen.

In der Regel ist es jedoch günstiger, befriedigender, aber auch anstrengender, seine Mineralien selber zu sammeln. Zum Anlegen einer Gesteinssammlung ist das sogar der einzige Weg, da Gesteine für Sammlungszwecke kaum im Handel angeboten werden.

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© Rupert Hochleitner

Gesteine werden als sogenannte Handstücke gesammelt. Das abgebildete Stück ist ein Diorit

Zum Sammeln benötigt man Werkzeuge, wie etwa einen Geologenhammer, einen Fäustel zum Zerschlagen größerer Brocken und verschiedene Meißel. Solche Werkzeuge kann man zum Teil im Baumarkt erwerben.

Speziell für das Mineraliensammeln hergestellte Werkzeuge findet man, genauso wie z. B. Härteskalen, Strichtafeln, Lupen, in Spezialgeschäften.

Mineralien bestimmen

1. Prüfen Sie die Strichfarbe, damit stellen Sie fest, in welcher Abteilung des Buches Sie suchen müssen.

2. Stellen Sie die Härte fest. Damit bleiben innerhalb der Gruppe gleicher Strichfarbe nur noch wenige Mineralien übrig, um die es sich handeln könnte.

3. Prüfen Sie die weiteren im Text angegebenen Eigenschaften. Unter dem Stichwort ähnliche Mineralien erfahren Sie, mit welchen Mineralien das von Ihnen favorisierte Mineral verwechselt werden könnte und welche Merkmale Ihnen bei der Unterscheidung helfen können.

Gesteine bestimmen

Stellen Sie als Erstes fest, um welche Gesteinsgruppe es sich handelt. Benutzen Sie dazu die folgenden Beschreibungen : Entstehung und Vorkommen von Mineralien und Gesteinen

Haben sie die Gruppe des Gesteins ermittelt, versuchen Sie, die Hauptgemengteile zu bestimmen. Bei der Unterscheidung von Kalkstein und anderen ähnlich aussehenden Gesteinen leistet verdünnte Salzsäure oft gute Dienste.

Haben Sie die Hauptgemengteile identifiziert, können Sie das Gestein bereits einer der abgebildeten Gesteinsarten zuordnen. Auffallende Nebengemengteile lassen manchmal noch eine genauere Bestimmung zu (z. B. Hornblende-Granit).

Strichfarbe Blau

Chalkanthit, Kupfervitriol

CuSO4 • 5 H2O

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Der blaue Chalkanthit bildet selten prismatische bis linsenförmige Kristalle, häufiger stalaktitische Aggregate oder Krusten und derbe Massen. Er entsteht bei der Verwitterung kupferhaltiger Erze, seine Bildung ist abhängig von den Niederschlägen. In größeren Mengen findet er sich nur dort, wo es selten regnet und trocken ist. Chalkanthit ist leicht wasserlöslich, die Lösung ist charakteristisch blau. Gelöstes Kupfervitriol wird in manchen Ländern auch heute noch als Spritzmittel im Weinbau verwendet.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 2 ½

> Dichte 2,2–2,3

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Kaum erkennbar

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von sulfidischen Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Azurit ist im Gegensatz zu Chalkanthit nicht wasserlöslich.

Strichfarbe Blau

Lirokonit, Linsenerz

Cu2Al(AsO4)(OH)4 • 4 H2O

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Wissenswertes

Lirokonit bildet blaue bis blaugrüne tafelige, typisch linsenförmige Kristalle und derbe Überzüge, oft in Drusen im Limonit. Es entsteht bei der Verwitterung arsenhaltiger Kupfererze. Seinen deutschen Namen verdankt das Linsenerz den typisch linsenförmigen Kristallen.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 2–2 ½

> Dichte 2,95

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Schlecht

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Azurit und Malachit haben eine andere Farbe und brausen mit Salzsäure, die linsenförmige Kristallform ist sehr charakteristisch.

Strichfarbe Blau

Linarit

PbCu[(OH)2/SO4]

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Wissenswertes

Linarit bildet tintenblaue, prismatische bis seltener tafelige, oft flächenreiche Kristalle, häufiger ist er krustig, erdig. Er kommt meist in Begleitung von Cerussit vor und entsteht dort, wo Blei- und Kupfererze gemeinsam verwittern. Beim Betupfen mit Salzsäure wird Linarit durch die Bildung von Bleichlorid oberflächlich weiß.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 2 ½

> Dichte 5,3–5,5

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Erkennbar

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Blei-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Während Linarit weiß wird, braust Azurit beim Betupfen mit Salzsäure auf.

Strichfarbe Blau

Boleit

Pb9Cu8Ag3Cl21(OH)16 • H2O

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Wissenswertes

Die intensiv blauen Kristalle ähneln Würfeln. Sie sind auf- und eingewachsen oder bilden regelrechte Krusten. Besonders gut ausgebildete Kristalle finden sich in Hohlräumen antiker Schlacken.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 3–3 ½

> Dichte 5,1

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Vollkommen

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Diaboleit und Cumengeit sind sehr ähnlich und kommen oft mit Boleit zusammen vor. Sie haben aber immer eine andere Kristallform.

Strichfarbe Blau

Azurit, Kupferlasur

Cu3[OH/CO3]2

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Azurit bildet säulige bis tafelige Kristalle, kugelige Gruppen und Krusten, radialstrahlige Aggregate, am häufigsten ist er aber derb und erdig. Wegen seiner blauen Farbe wurde das Mineral auch als Farbpigment in der Malerei verwendet, war aber wegen seiner geringeren Haltbarkeit weit weniger wertvoll als Lapis-Lazuli. Durch Kontakt zum Luftsauerstoff kann sich der blaue Azurit unter Beibehaltung der Kristallform in grünen Malachit umwandeln. In Gemälden bedeutet das, dass z. B. der blaue Himmel im Laufe der Zeit grün wird.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 3 ½

> Dichte 3,7–3,9

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Vollkommen

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Charakteristisch für Azurit ist das Brausen beim Betupfen mit verdünnter Salzsäure.

Strichfarbe Blau

Connellit

Cu19Cl4SO4(OH)32 • H2O

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© Christian Rewitzer

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Wissenswertes

Connellit bildet blaue nadelige, oft zu Büscheln verwachsene Kristalle. Der mit einfachen Mitteln nicht unterscheidbare Buttgenbachit enthält im Gegensatz zu Connellit Stickstoff. Manchmal findet er sich auch in antiken Schlacken.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 3

> Dichte 3,41

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Nicht erkennbar

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Azurit ist nie so nadelig, Cyanotrichit ist mit einfachen Mitteln kaum zu unterscheiden, ist aber etwas heller blau.

Strichfarbe Blau

Cyanotrichit, Kupfersamterz

Cu4Al2[(OH)12/SO4] • 2 H2O

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© Rupert Hochleitner

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Der intensiv blaue Cyanotrichit ist nadelig bis langtafelig, haarförmig, büschelig, radialstrahlig. Er bildet oft samtartige Überzüge auf dem Muttergestein und wird deshalb auch Kupfersamterz genannt.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 3 ½–4

> Dichte 3,7–3,9

> Glanz Glasglanz bis Seidenglanz

> Spaltbarkeit Keine

> Bruch Uneben

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Azurit ist viel dunkler, Connellit lässt sich mit einfachen Mitteln nicht unterscheiden, Agardit ist etwas grünlich und hat keinen blauen Strich.

Strichfarbe Blau

Langit

Cu4(SO4)(OH)6• 2 H2O

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© Rupert Hochleitner

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Langit bildet blaue bis grünlich blaue Kristalle, Kristallrasen, dendritische Aggregate und bevorzugt krustige Überzüge. Er ist oft eine sehr junge Bildung und findet sich auf Stollenwänden und manchmal sogar auf Holz, mit dem die Stollen ausgezimmert wurden.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 3–4

> Dichte 3,48–3,50

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Schlecht

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten und in alten Schlacken, meist als sehr junge Bildung.

Ähnliche Mineralien

Azurit braust beim Betupfen mit Salzsäure und ist dunkler blau, Linarit ist dunkler blau und wird beim Betupfen mit Salzsäure weiß.

Strichfarbe Blau

Cornetit

Cu3PO4(OH)3

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Die blauen Kristalle von Cornetit sind kurzprismatisch, oft gerundet. Er bildet Krusten und ganz typische radialstrahlige oder sonnenförmige Aggregate auf dem Muttergestein. Seltener sind Bildungen in Form von regelrechten Stalaktiten.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 4 ½

> Dichte 4,10

> Glanz Glasglanz

> Spaltbarkeit Keine

> Bruch Uneben

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten.

Ähnliche Mineralien

Azurit braust beim Betupfen mit Salzsäure, Linarit kommt in einer anderen Paragenese vor und wird beim Betupfen mit Salzsäure weiß.

Strichfarbe Blau

Lasurit, Lapis-Lazuli

Na8[S/(AlSiO4)6]

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Lapis-Lazuli bildet selten eingewachsene Rhombendodekaeder, meist derbe, körnige, dichte Massen. Charakteristisch ist die blaue Farbe des Minerals in Vergesellschaftung mit weißem Calcit, meist golden gesprenkelt durch kleine Pyrit-Einschlüsse. Das ästhetische Aussehen macht Lapis-Lazuli zu einem beliebten Schmuckstein, der bereits in den Gräbern ägyptischer Pharaonen gefunden wurde. Wegen seiner Lichtbeständigkeit ist Lapis-Lazuli das wertvollste natürliche Blaupigment, das besonders bei den Darstellungen der Mutter Gottes verwendet wurde.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 5–6

> Dichte 2,38–2,42

> Glanz Glasglanz, auf dem Bruch Fettglanz

> Spaltbarkeit Kaum erkennbar

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In natriumreichen Marmoren.

Ähnliche Mineralien

Azurit braust beim Betupfen mit verdünnter Salzsäure. Gefärbter Jaspis, sogenannter „Deutscher Lapis“, hat keine Pyrit-Einschlüsse.

Strichfarbe Blau

Crossit

Na2(Mg,Fe)3(Fe,Al)2[(OH)2/Si8O22]

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© Rupert Hochleitner

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Wissenswertes

Der blaugraue Crossit ist ein typisches Mineral der Blauschieferfazies, von Gesteinen, die schnell in große Tiefen transportiert wurden. Er bildet dort prismatische, tafelige Kristalle, faserige, nadelige, oft strahlige Massen. Crossitreiche Blauschiefer werden manchmal als wertvolle Dekorationsgesteine verwendet.

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Wichtige Eigenschaften

> Härte 6

> Dichte 3,10–3,20

> Glanz Diamantglanz

> Spaltbarkeit Vollkommen

> Bruch Muschelig

> Tenazität Spröde

Vorkommen

In natriumreichen kristallinen Schiefern.

Ähnliche Mineralien