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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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11.

12.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2318

 

Der Dunkle Obelisk

 

Wettlauf mit der Zeit – Terra wartet auf einen Psionten

 

Uwe Anton

 

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Im Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – entspricht dem Jahr 4931 alter Zeit – bedroht die Terminale Kolonne TRAITOR die Menschheitsgalaxis. Dieser gigantische Heerwurm der Chaosmächte hat bereits überall in der Milchstraße seine Kolonnen-Forts errichtet.

Dank ihrer Dunkelfelder sind weder Forts noch Raumschiffe der Terminalen Kolonne von den galaktischen Völkern zu orten. Die Bewohner der Milchstraße können sich praktisch nicht gegen TRAITOR zur Wehr setzen. Nur die Terraner konnten den Chaos-Stützpunkt in der Nähe des Solsystems aufspüren und vernichten.

Damit stellen sie allerdings die Ausnahme dar. Kaum jemand zweifelt, dass die Milchstraße nicht gerüstet genug ist, um sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Selbst im Herzen des Kristallimperiums vermochte die gesamte arkonidische Flotte nichts gegen die TRAITOR-Raumschiffe auszurichten.

Wie auf der Kristallwelt, so soll es bald überall ein Symbol für die Macht des Chaos geben: Dort steht, unberührt von galaktischer Einflussnahme, DER DUNKLE OBELISK …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Fawn Suzuke – Die Botin des Nukleus droht zu vergehen.

Perry Rhodan – Der Terranische Resident zweifelt an der Weisheit einer seiner Entschlüsse.

Radek Beibel – Der Sicherheitsbeauftragte der Whistler-Werke wird aus dem Verkehr gezogen.

Marreli Nissunom – Die hilfsbereite Schohaakin wagt alles.

Trim Marath und Startac Schroeder – Die beiden Mutanten werden dringend auf Terra gebraucht.

1.

 

»Analyse HSH achtundsiebzig, 26. September 1344 NGZ, Uhrzeit …« Malcolm S. Daellian fragte sich, zum wievielten Mal er die Holoaufzeichnung aus dem Quintatron der Experimentalfabrik HWG-01 im Zwiebus-Krater auf Luna nun ansah und analysierte.

Exakt 1000 Gramm Howalgonium wurden von Antigravfeldern genau im Zentrum des Käfigtransmitters gehalten und mit einem Puls von 8192 Hertz ent- und wieder an gleicher Stelle rematerialisiert. Zur gleichen Zeit erfolgte jeweils im Moment der Entstofflichung der mit identischer Frequenz gepulste Quintronenbeschuss, während die entmaterialisierte Ballung im Hyperraum um 0,7942 Grad gedreht wurde.

Er überprüfte die Werte der exakt justierten Hyperdim-Rotation ein weiteres Mal. Sie wichen nicht einmal um einen zu vernachlässigenden Prozentsatz von den Parametern ab, die er vorgegeben hatte.

Daran konnte es also nicht liegen. Das in der Experimentalfabrik hergestellte HS-Howalgonium entsprach genau den Spezifikationen. Und doch war der neue Kristallschirm des Solsystems bei der ersten Funktionsprobe vor gut einem halben Jahr nach wenigen Sekunden Betrieb zusammengebrochen und hatte seitdem nicht wieder aktiviert werden können. Die hyperladungsstabilisierte Variante des fünfdimensional schwingenden Quarzes schien den Anforderungen, die im Zusammenhang mit dem Kristallschirm an Hyperkristalle gestellt wurden, nicht gewachsen zu sein. Trotz der unbestritten ausgezeichneten Qualität – und obwohl HS-Howalgonium bereits der stabilste, ergiebigste Hyperkristall der bekannten Milchstraße war.

Daellian schwebte in seinem Sarg ein paar Zentimeter höher und ließ die Aufzeichnung noch einmal abspielen. Er und sein Team hatten beim LORETTA-Problem ein paar Fortschritte gemacht und einige Fehlerquellen entdeckt. Doch dabei handelte es sich ausschließlich um mindere technologische Probleme, die mittlerweile samt und sonders gelöst waren. Daran konnte es nicht liegen. Das Problem war das Howalgonium selbst.

Daellian hatte Geduld gelernt. Die brauchte er auch, war er doch praktisch nicht mehr als ein Gehirn in einem Medotank, umgeben von ein paar wenigen Fetzen sterblichen Fleisches, die jedoch kaum mehr als Matsch waren, verblasste Erinnerungen an ein körperliches Leben.

Da gab es nichts zu beschönigen.

Daellian fühlte sich in diesen Stunden auch geistig ausgelaugt. Er hatte so vieles ausprobiert, um dem Geheimnis des HSH auf die Spur zu kommen. Das Problem war lösbar, daran zweifelte er nicht. Es fragte sich nur, wie und wann. Hinsichtlich des Wie tappte Daellian noch immer im Dunkeln. Manchmal wünschte er sich sehnlichst Myles Kantor zurück.

Was das Wann anging … Zeit war das dringendste Problem. Nur allzu gut waren ihm die mahnenden Worte in Erinnerung geblieben, die Fawn Suzuke, die Botin des Nukleus, an Perry Rhodan gerichtet hatte: Das Solsystem darf nicht fallen, weil es dringend benötigt wird.

Dieser Spruch hatte sich mittlerweile nicht nur in den Kreisen der Waringer-Akademie und der Solaren Residenz auf ein einprägsameres Terra darf nicht fallen! reduziert.

Terra darf nicht fallen! Wollten sie auch nur die geringste Chance haben, das Solsystem gegen die Übermacht der Terminalen Kolonne TRAITOR zu halten, konnten sie auf den Schutz eines funktionsfähigen Kristallschirms nicht verzichten.

Das Gellen einer Sirene unterbrach seinen Gedankengang.

»Ortungs-Alarm aus der Solaren Residenz!«, sagte die Stimme der Akademie-Positronik. »Die Kantorschen Ultra-Messwerke melden übereinstimmend ein Fremdobjekt an der Grenze des Solsystems.«

 

*

 

»Holo-Projektion!« Daellian schwebte ein paar Zentimeter zurück, und die optischen Systeme des Medotanks erfassten die dreidimensionale Darstellung eines scharfkantigen, elegant wirkenden Diskus von ovalem Grundriss.

Daten wurden eingeblendet: Länge 810 Meter, größte Breite 610 Meter, größte Dicke 95 Meter. Die Hülle schimmerte in einem tiefen Schwarz.

Zweifellos Ricodin-Verbundstoff, dachte Daellian. Wie diese gesamte Kolonnen-Technik!

Von ihren Polen zogen sich grellweiß leuchtende, etwa zehn Meter breite und zwei Meter tiefe Furchen bis zu der Kante, den Emissionen zufolge vermutlich multifunktionelle Projektoren, wie sie aus ersten Untersuchungen geschlossen hatten. Das Emissionsmaximum lag jeweils an den Polen sowie den acht Einbuchtungen entlang der Diskuskante.

Hätte Daellian noch einen funktionsfähigen Körper gehabt, hätte er jetzt genickt. Es handelte sich um einen Traitank der Terminalen Kolonne, um ein Kampfraumschiff, gegen das die Einheiten der LFT sich nach ihrem derzeitigen Kenntnisstand nicht einmal ansatzweise verteidigen konnten.

Daellian wusste, was nun geschah. Perry Rhodan würde im Rahmen des Falls Mandelbrot Vollalarm für das gesamte Solsystem auslösen. Die Einheiten der Heimatflotte machten sich zum Verteidigungsfall bereit, auch wenn keiner eine Ahnung hatte, womit sie eigentlich gegen eine solche Einheit kämpfen sollten.

Der Chefwissenschaftler der LFT wartete gespannt ab. Das Raumschiff der Terminalen Kolonne verharrte oberhalb der Ekliptik jenseits der Oortschen Wolke, eine dunkle Scheibe, die allein schon wegen ihrer Färbung bedrohlich wirkte.

Zehn Minuten verstrichen ereignislos, was den Traitank betraf. Daellian rief auf einem weiteren Holo Messreihen der Hyperraumdrehung des HS-Howalgoniums im Transmitterkäfig auf.

Eine halbe Stunde später – der Traitank hatte seine Position nicht verändert – bedauerte der Wissenschaftler, dass er nicht in den Hyperraum selbst sehen und sich überzeugen konnte, dass das Kilo Howalgonium tatsächlich um exakt 0,7942 Grad gedreht wurde.

Nach einer Stunde wartete der Traitank noch immer am Systemrand. Er nahm weder Kurs auf das Systeminnere, noch entwickelte er eine sonstige erkennbare Aktivität.

Nach zwei Stunden rief Daellian von ihm entwickelte theoretische Formeln zur sogenannten Hyperladungsstabilisation der pseudostabilen, am Rand des Hyperraums angesiedelten Konzentration von Hyperbarie auf. Unter den neuen Hyperimpedanz-Bedingungen verflüchtigte sie sich bei jeder Belastung sehr schnell und ließ das Howalgonium wirkungslos werden.

Bei der bisherigen Vorgehensweise entstanden pro Kilogramm Howalgonium 560 Gramm der neuen HS-Variante, während die restlichen 440 Gramm als Verlust abgeschrieben werden mussten, da sie spurlos im Hyperraum verschwanden. Vielleicht ließ sich die Wirkung des Howalgoniums verbessern, wenn man von vornherein einen höheren Verlust einkalkulierte, etwa 50 Prozent statt 44 …

Nach drei Stunden nahm die Kolonnen-Einheit Fahrt auf, drehte ab und verschwand. Malcolm S. Daellian musste sich eingestehen, dass er eine ungeheure Erleichterung verspürte.

Andererseits war ihm jedoch klar, dass der Traitank nicht umsonst am Rand des Sonnensystems aufgetaucht war. Das Schiff hatte irgendetwas überprüft oder ermittelt. Was genau, darüber konnte man nur spekulieren.

Daellian war sich sicher, dass es nichts Gutes für Terra bedeuten konnte.

Die Zeit war in der Tat der kritische Faktor. Sie wurde allmählich knapp. Die Chaotarchen und ihre Truppen dachten zwar in anderen Zeit-Maßstäben als Menschen oder sonstige niedere Lebewesen, doch das Auftauchen des Feindschiffes machte mit brutaler Deutlichkeit klar, dass sie jederzeit mit Aktivitäten der Terminalen Kolonne rechnen mussten.

Und Malcolm S. Daellian war bislang der Reaktivierung des Kristallschirms um keinen einzigen Schritt näher gekommen.

 

*

 

»Vollalarm für das Sonnensystem aufheben«, sagte Rhodan. »Kurs des Traitank hochrechnen.«

Er fragte sich kurz, wer den Begriff Vollalarm geprägt hatte. Hätte er etwa Halbalarm für das Sonnensystem geben sollen oder Fünfundsiebzig-Prozent-Alarm? Aber das war nur ein Anflug von Galgenhumor. Oder ein Versuch, die schreckliche Anspannung, die ihn drei Stunden lang im Griff gehalten hatte, so schnell wie möglich zu verdrängen.

Wie konnte man mit solch einer Anspannung leben? TRAITOR konnte jederzeit zuschlagen, und die Milchstraße war ihr völlig schutzlos ausgeliefert. Das traf auch auf die Erde zu, auf die LFT, der seine größte Sorge galt, sogar wenn es ihnen als Einzigen gelungen war, zumindest das Kolonnen-Fort zu beseitigen. Das allerdings eher durch Glück oder die Kombination glücklicher Umstände.

Wenn die Terminale Kolonne nun erneut tätig werden sollte, war Terra nicht bereit. Das hatte das Auftauchen eines einzigen Feindschiffes erneut unter Beweis gestellt. Welche Abwehrmöglichkeiten hätten sie im Ernstfall gehabt? Keine!

Der Resident empfand es als Glücksfall, dass die breite Öffentlichkeit, soweit sie über TRAITOR informiert war, die Kolonne im ultimaten Ausmaß ihrer Bedrohung nicht zur Kenntnis zu nehmen schien. Die Terraner machten weiter, bauten dank ihres Erfindungsreichtums und Engagements ihre Wirtschaft wieder auf, die 1331 NGZ einen derart herben Rückfall erlebt hatte, dass sie sich bis heute noch längst nicht völlig erholt hatte. Es war, als könnte nicht morgen, nicht in drei Stunden schon alles zu Ende sein. Sie hatten ihre Sorgen, lebten ihr Leben und scherten sich ansonsten einen Dreck um TRAITOR.

Das hatte Rhodan schon öfter erlebt, praktisch bei jeder großen Krise. Menschen und ihre galaktischen Verwandten schienen über die Fähigkeit zu verfügen, selbst in größter Not einfach weiterzumachen und auf ein Wunder zu hoffen.

Vielleicht sogar mit einer gewissen Berechtigung, dachte Rhodan. Wunder hatte es in den letzten drei Jahrtausenden immer wieder gegeben.

»Kurs des Traitank extrapoliert!«

In der Solaren Residenz herrschte zielgerichtete Aktivität, die ein Außenstehender vielleicht für Hektik oder noch Schlimmeres gehalten hätte. Hier liefen alle Fäden zusammen, hier wurden alle wichtigen Entscheidungen getroffen.

»Ich höre«, sagte Rhodan.

»Das Schiff ist auf Kurs Richtung Hayok gegangen. Weitere Informationen stehen aufgrund des Mangels an Daten nicht zur Verfügung.«

»Danke.« Beim Sternenarchipel Hayok stand ein weiteres Kolonnen-Fort. Entwickelte sich der Sternenarchipel wieder zum Brennpunkt? Braute sich dort etwas zusammen? Oder gab es eine völlig andere Ursache, die Rhodan nicht erahnen konnte? Etwas viel Banaleres?

»Über die Funkbrücke Kontakt mit Hayok aufnehmen!«, befahl er. »Ich brauche eine aktuelle Lageanalyse. Und fordert unsere Stützpunkte in der Nähe des Archipels zu besonderer Wachsamkeit auf. Ich möchte sofort informiert werden, falls sich dort etwas Ungewöhnliches tut.« Er überlegte kurz. »Und dann möchte der Residenz-Koordinator bitte in mein Büro kommen, falls er gerade abkömmlich ist.«

2.

 

Rhodan fragte sich, ob er genauso müde und übernächtigt aussah wie der älteste noch lebende Mensch. Homer G. Adams’ Oberkörper wirkte noch verkrümmter als sonst. Zweifellos Einbildung, doch irgendwie erschien Rhodan das Bild mehr als passend.

»Neue Katastrophen?«, fragte der Residenz-Koordinator für Wirtschaft, Finanzen und Strukturwandel im Rang eines Residenz-Ministers und schloss die Tür hinter sich. »Kolonnen-Einheiten auf dem Mars? Ein Fort über der Venus?«

Rhodans Lächeln wirkte blass. »Nein, nichts Akutes, Homer, ich … wollte nur mal mit jemandem sprechen.«

Adams setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn aus müden Augen. »Und da die meisten Unsterblichen in der Milchstraße unterwegs sind, bist du auf mich gekommen.«

Rhodan schüttelte erschöpft den Kopf. Auch wenn andere Wegbegleiter seit Jahrtausenden ihm vielleicht näher standen, bei allem, was sie seit den Tagen der Dritten Macht gemeinsam durchgestanden hatten, hatte sich durchaus so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.

Und Vertrauen.

»Ich frage mich«, sagte er nachdenklich, »ob die dreigeteilte Strategie der Regierung die richtige ist. Nach dem Fehlschlag mit der Aktivierung des neuen Kristallschirms müssen wir sie zumindest in Frage stellen.«

Adams seufzte leise. Fast hätte Rhodan erwartet, dass er die Augen verdrehte. »Richtig, wir wollen mit dem Kristallschirm das Solsystem und die Erde schützen. Und das …«

»… ist uns bislang nicht gelungen«, unterbrach Rhodan den Freund, »obwohl wir dazu in der Lage sein sollten. Wir haben die Sonnenzapfung entwickelt und können HS-Howalgonium erzeugen.«

»Bostichs Chefwissenschaftler Aktakul ist dem unseren zumindest ebenbürtig, doch auch das Arkon-System hat sich noch nicht wieder in einen Kristallschirm gehüllt. Sicher, die Probleme müssen behoben werden …«

»… doch in der Praxis sind wir noch weit davon entfernt«, stellte Rhodan unmissverständlich klar.

»Dafür ist der zweite Punkt unserer Strategie ein voller Erfolg«, hielt Adams dagegen. »Projekt BACKDOOR funktioniert zufrieden stellend. Wir können jederzeit eine Transmitter-Verbindung nach draußen herstellen.«

»Sofern es uns gelingen sollte, den Kristallschirm in Betrieb zu nehmen.«

»Stell dich nicht so an. Die Transmitter-Verbindung ist auch jetzt schon nutzbar und bringt uns nicht unbeträchtliche wirtschaftliche Entlastung.«

Rhodan zuckte die Achseln. »Kommen wir zu Standbein Nummer Drei: Die Umrüstung der RICHARD BURTON für die Expedition nach Hangay geht nur schleppend voran – dabei brauchen wir sie als aktive Gegenwehr gegen die Terminale Kolonne, zur Suche nach der SOL und zu einer wie auch immer gearteten Abwehr der dort entstehenden Negasphäre. Das Schiff ist halb zerlegt, aber nicht ansatzweise flugfähig. Erstens steht noch nicht genügend HS-Howalgonium zur Verfügung, zweitens fehlen noch diverse Schlüsseltechnologien, deren Entwicklung stockt, und drittens … selbst wenn das Schiff flugbereit wäre und eine Chance hätte, die Distanz nach Hangay zu überwinden, stellt sich mir noch immer die Frage, ob ich es verantworten kann, die RICHARD BURTON als Einzelschiff loszuschicken, oder ob wir nicht doch eine vergleichbar gut ausgerüstete Begleitflotte bereitstellen müssten …«

Adams breitete die Arme aus. »Wir haben es noch nie mit einer Bedrohung zu tun gehabt, wie sie von TRAITOR ausgeht. Da sind alle Strategien, auch dreigeteilte …«

Bevor er den Satz beenden konnte, kündigte ein Summton an, dass jemand eine Holo-Verbindung mit dem Büro des Residenten herstellen wollte. Rhodan hatte die Anweisung erteilt, in der nächsten halben Stunde nur in Ausnahmefällen gestört zu werden; es musste also wichtig sein.

War der Traitank zurückgekehrt? Und hatte gleich eine ganze Flotte mitgebracht?

»Entschuldigung«, sagte er und aktivierte die Verbindung.

Die dreidimensionale Abbildung Salomon Hidalgos, eines seiner Adjutanten, bildete sich. »Noviel Residor für dich. Eine Alarm-Meldung.«

Rhodan seufzte leise. Vollalarm, Alarm-Meldungen … TRAITOR machte einen normalen Umgang auf dieser Regierungsebene nahezu unmöglich. »Bitte durchstellen, Salomon.«

Residors hageres Gesicht erschien in dem Holo. »Wir haben in einer der Cafeterias der Universität von Terrania eine wichtige Beobachtung gemacht«, kam der TLD-Chef ohne Umschweife zur Sache. »Ich spiele sie dir ein.«

Das Bild wechselte. Es zeigte einen großen, hellen Raum, darin mehrere schmucklose Tische. Nur wenige davon waren besetzt.

Dann erfasste das Aufnahmegerät eine Gestalt. Sie wirkte verloren, als sie zu einem der Tische trat, sich umschaute, durch den Raum blickte.

Rhodan kniff die Augen zusammen. Die Konturen der Gestalt wirkten verschwommen, er konnte ihr Gesicht kaum ausmachen. War der Holo-Sensor schadhaft? Und täuschte er sich, oder stoben dann und wann winzige Funken von ihr empor?

Dann erkannte er sie.

»Das ist Fawn Suzuke«, flüsterte er, »die Botin des Nukleus der Monochrom-Mutanten …« Sie war ihm erstmals vor der schicksalhaften Aufbaukonferenz der Völker in der Solaren Residenz erschienen, die solch ein katastrophales Ende genommen hatte, und ihre Warnung hallte ihm noch immer in den Ohren: Es wird deine Aufgabe und die der Menschheit sein, unter allen Umständen das Solsystem zu halten. Auch gegen die Terminale Kolonne TRAITOR, sosehr sich das anhört wie ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man einmal die Kolonne kennt.

Das Solsystem darf nicht fallen, weil es dringend benötigt wird.

Die Cafeteria wurde vom Abbild Residors ersetzt. »Davon gehen wir ebenfalls aus«, bestätigte er, »obwohl eine eindeutige Identifizierung nicht gegeben ist. Nach dieser ersten Sichtung bin ich aktiv geworden und habe weitere eruieren können. Fawn Suzuke ist mehrfach in Terrania erschienen, jedes Mal an Orten, an denen sie auch bei ihren ersten Zusammentreffen Marc London gefunden hat.«

Marc London … Der Psi-Korresponder war offensichtlich dazu fähig, Fawn Suzukes Pseudokörper stabil halten zu können. Marc London, den er zur Unterstützung Atlans auf die Mission »Charon-Wolke« geschickt hatte und dessen Rückkehr zur Erde noch ungewiss war.