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Inhalt

Die Wespenplage

Das letzte Biest

Gefangen!

Die schwärzeste Stunde

Vespix

Der Wespenschwarm

Ausgeräuchert!

Eine neue Verbündete

Himmelskampf

Freya in Gefahr

Die schwarze Fahne

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Mit besonderem Dank an Cherith Baldry
Für Max Wiltshire

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Sei gegrüßt,
tapferer Krieger!

Tom ist freiwillig zu einer neuen Mission aufgebrochen und ich habe die Ehre, ihn mit den magischen Fähigkeiten zu unterstützen, die ich vom größten Zauberer aller Zeiten gelernt habe: meinem Meister Aduro. Viele große Herausforderungen warten auf Tom: ein neues Königreich, eine verlorene Mutter und sechs Biester, die unter Velmals Bann stehen. Tom muss nicht nur um ein Königreich kämpfen, sondern auch um das Leben derjenigen, die ihm am wichtigsten sind. Er muss beweisen, dass Liebe stärker ist als das Böse. Doch ist sie das wirklich? Tom wird es nur herausfinden, wenn er stark bleibt und die Flamme der Hoffnung nicht erlischt. Lasst uns gemeinsam hoffen, dass kein böser Wind sie ausbläst …

Euer Marc
Zauberlehrling von Aduro

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Die Wespenplage

Königin Romaine von Kayonia starrte die Wespe ärgerlich an, die durch das Fenster des Erkerturms geflogen war. Sie schlug nach dem Insekt und als es zu Boden fiel, zertrat sie es mit ihrem Fuß. Der junge Zauberer Marc sprach mit ihr, doch sie konnte ihn nicht verstehen, da seine Stimme von dem lauten Summen der Wespen draußen übertönt wurde.

„Sprich lauter!“, rief sie gereizt.

Marc trat näher heran. „Eure Majestät, die Wespenplage wird immer schlimmer“, berichtete er. „Euer Volk gerät in Panik. Es muss etwas passieren.“

Die Königin stieß einen Seufzer aus und ging im Raum auf und ab. Ihr kupferrotes Haar schwang hin und her und ihre Fingerknöchel waren ganz weiß, so fest hielt sie ihren Stab umfasst.

„Die Wespen haben meine letzten Palastwachen verjagt“, sagte sie grollend. „Alle anderen sind in den Kampf gegen die Aufständischen und Plünderer gezogen. Im Königreich herrscht totales Chaos.“ Sie pochte mit ihrem Stab auf den Boden. „Ich scheue keine Gefahr und stelle mich jedem Feind, aber gegen diese Bedrohung bin ich machtlos! Wie kann ich meinem Volk helfen?“

„Eure Majestät …“, begann Marc, doch er brach ab, als von unten angsterfüllte Schreie zu ihnen hinaufdrangen.

Königin Romaine eilte zum Turmfenster und der Zauberlehrling folgte ihr. Sie lehnten sich aus dem Fenster und sahen auf den großen Platz hinunter.

Unzählige Wespen hatten dort einen wirbelnden Schwarm gebildet. Sie tanzten über dem Boden und verdichteten sich um eine Gestalt. Vor Schreck keuchte die Königin auf, als der Wespenschwarm sich plötzlich aufteilte und die Gestalt offenbarte.

Über dem Platz schwebte ein riesiges Ungeheuer, so groß wie zwei Männer! Vier Flügel flatterten auf seinem Rücken. Ein menschlicher Oberkörper mündete in einen gelb-schwarz gestreiften Unterkörper. An dessen Ende ragte ein langer spitzer Stachel heraus, der grün leuchtete.

„Das muss Vespix, die Wespenkönigin, sein“, wisperte Romaine entsetzt. Sie unterdrückte einen Schrei, als auf einmal mehrere kleinere Wespengruppen ausschwärmten und die Menschen auf dem Platz ohne Vorwarnung angriffen. Sie stachen immer wieder zu und die Leute versuchten vergeblich, die Angreifer abzuwehren. „Wie konnte das nur geschehen?“, fragte die Königin. Ihre Hände waren krampfhaft um den Stab geschlungen.

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„Das ist das Werk des bösen Magiers Velmal“, erklärte Marc. „Er reist durch Euer Königreich und wo er auftaucht, verbreitet er Angst und Schrecken unter den Menschen. Vespix ist ein Biest, das unter seinem Bann steht. Die Wespenkönigin wagt sich bis in Eure Hauptstadt vor. Das kann nur bedeuten, dass auch Velmal nicht weit weg ist. Er –“

„Sieh doch!“ Königin Romaine unterbrach ihn und deutete nach unten. Vespix hatte sie entdeckt und flog zum Turm hoch, dicht gefolgt von dem bedrohlichen Wespenschwarm. Das Biest surrte am Fenster vorbei und starrte die Königin angriffslustig an, bevor es über ihnen verschwand.

Romaine hielt sich am Fensterbrett fest, als der Turm plötzlich zu wackeln begann. „Sie wagt es, die Mauern meines Schlosses anzugreifen!“, rief sie.

Immer mehr Wespen surrten durch das Turmfenster herein und flogen zielsicher auf Romaine zu. Die Königin schrie erschrocken auf, als sie von mehreren Wespen gleichzeitig angegriffen wurde. Die vielen Stiche der Insekten brannten ihr auf der Haut und bald war sie übersät von roten Flecken.

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Marc streckte die Hände aus und murmelte eilig einen Zauberspruch. Sofort bildete sich eine Blase aus schimmerndem blauem Licht, die sich schützend um die Königin und den Zauberer schloss. Wütend flogen die Wespen gegen die Blasenwand, prallten aber immer wieder von ihr ab.

„Wie soll ich meinem Volk helfen, wenn ich hier drin festsitze?“, fragte die Königin verzweifelt.

„Es gibt nur einen, der uns jetzt noch retten kann“, antwortete Marc. „Ein Held, der Kayonia von der Tyrannei des bösen Magiers befreit.“

Königin Romaine fing eine Wespe ein, die mit in der Blase gefangen war. Sie schloss ihre Finger um das Insekt, ohne den schmerzenden Stich der Wespe zu beachten.

„Dieser Held sollte sich beeilen, sonst sind wir verloren“, murmelte sie.

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Das letzte Biest

„Tom, bist du verletzt?“, fragte Elenna besorgt.

Tom saß am Waldrand auf dem Boden und hielt sich seinen schmerzenden Kopf. Das Blut pochte in seinen Adern und es fühlte sich an, als würde sein Kopf jeden Moment platzen. Tom hatte wieder eine Vision von seiner sterbenden Mutter gehabt, die ihm der böse Zauberer Velmal geschickt hatte. Tom wollte die schrecklichen Bilder vergessen, aber Freyas lebloses Gesicht hatte sich tief in sein Gedächtnis gebrannt. Er sah sie immer noch vor sich.

„Ich darf jetzt nicht aufgeben“, dachte er. „Ich bin kurz davor, die letzte Zutat für den Heiltrank zu finden, der meine Mutter retten wird.“

Silver schleckte Tom mit seiner feuchten Zunge über das Gesicht. Tom sah hoch. Elenna und der Wolf knieten neben ihm und blickten ihn besorgt an. Hinter ihnen stieß Storm ein beunruhigtes Wiehern aus.

„Es geht mir gut“, sagte Tom heiser. Er rappelte sich auf und versuchte, das Zittern in seinen Beinen zu unterdrücken. Er straffte die Schultern. „Velmal wird mich nicht davon abhalten, diese Mission zu Ende zu bringen“, schwor er. „Wir müssen nur noch ein Biest besiegen!“

„Was ist auf dem Amulett zu sehen?“, fragte Elenna.

Tom zog das magische Amulett an einer Lederschnur aus seinem Hemd und betrachtete die Landkarte, die sich auf der Rückseite bildete. Ein Weg führte nach Südosten.

„Meaton“, las Tom das Wort vor, das auf einmal erschien. „Das ist unser nächstes Ziel.“

„Sieh dir das an!“ Elenna deutete auf das winzige Bild eines Schlosses mit Türmen, Wehrmauern und einer Fahne, die auf dem höchsten Turm wehte. „Meaton muss die Hauptstadt sein, in der auch Königin Romaine lebt. Sie … Oh nein!“

Vespix