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Die Texte für dieses Buch sind ausgesuchte Transkripte aus Diskursen von Osho. Alle Diskurse, die Osho vor einer internationalen Zuhörerschaft gehalten hat, sind als Originale publiziert worden und als Original-Audios erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der online Bibliothek „Osho Library“ bei www.osho.com

Titel der Originalausgabe

Ebookausgabe 2019

Copyright © 2005 Innenwelt Verlag GmbH, Köln

eISBN 978-3-947508-12-9

OSHO

Leben
Lieben
Lachen

Ein Lebensfreude-Lesebuch

Inhalt

LEBEN

Verrückt sein heißt vernünftig sein

Nimm das Leben nicht als Rechenaufgabe

Es kommt ganz auf dich an

Es gibt keinen anderen Gott als das Leben

Langeweile ist ein fantastischer Anfang

Zorba the Buddha

Traurigsein hat seine eigene Schönheit

Das Leben muss ein Suchen sein

Jeder sehnt sich danach, total zu leben

Merkt euch: Das Leben ist wild

LIEBEN

Was ist Liebe?

Die innere Musik

Liebe ist der Tanz deines Lebens

Die vier Schritte zur Liebe

Riskiere, sei mutig, liebe

Liebe ist eine sehr zarte Blume

Ehe ist Prostitution

Der wahre Feind der Liebe

Liebe dich selbst

Ein reifer Mensch schenkt Liebe

Die Sehnsucht nach ewiger Liebe

Sexenergie ist Lebenskraft

Mann und Frau ergänzen sich

Sex und Tod

Die Jagd nach dem Orgasmus

Suche nach dem Ort der Hingabe

Ohne sexuelle Gier ist Sex göttlich

LACHEN

Humor ist eine Grundpfeiler von Intelligenz

Durch Lachen werdet ihr in Gott eingehen

Sei in der Welt, aber nicht von der Welt

Mir ist das Lachen so heilig wie das Beten

Ernsthaftigkeit ist eine Krankheit der Seele

Gott muss Sinn für Humor haben

Lachen tut gut – physisch, psychologisch, spirituell

Wenn wir die Welt mit Lachen füllen können

Lachen ist die Essenz von Religion

Über Osho

Leben

Verrückt sein heißt vernünftig sein

Die Welt hat schon so schöne, verrückte Menschen gesehen! Genauer gesagt, alle großen Menschen der Welt sind ein klein wenig verrückt gewesen – verrückt in den Augen der Welt. Man nannte sie verrückt, weil sie nicht unglücklich waren, weil sie nicht in Angst lebten, keine Angst vorm Tod hatten, sich keine Sorgen um Kleinigkeiten machten. Sie lebten jeden Moment aus, mit Rückhaltlosigkeit und Intensität, und durch diese Rückhaltlosigkeit und Intensität wurde ihr Leben zu einer wunderschönen Blüte, sie waren voller Duft, voller Liebe und Leben und Lachen.

Aber das kränkt natürlich Millionen Leute, die um dich herum sind. Sie können den Gedanken nicht zulassen, dass du etwas erreicht hast, was sie verpasst haben; sie werden alles versuchen, um dich herunterzuziehen. Ihre Missbilligung ist nichts anderes als der Versuch, dich unglücklich zu machen, dir deinen Tanz zu verderben, dir deine Freude zu nehmen, damit du dich wieder in die Herde einreihen kannst.

Man muss seinen Mut zusammennehmen – und wenn die Leute behaupten, du bist verrückt, dann freu dich bei dem Gedanken. Sag ihnen: „Ihr habt Recht – in dieser Welt können nur verrückte Leute froh und glücklich sein. Ich habe die Verrücktheit gewählt, und damit Freude, Glück und Tanz; ihr habt die Vernunft gewählt, und damit Unglück, Angst und Hölle – unsere Geschmäcker sind verschieden. Seid ihr nur klug und bleibt unglücklich; aber lasst mich in meiner Verrücktheit zufrieden. Fühlt euch dadurch nicht beleidigt. Ich empfinde euch alle auch nicht als Beleidigung – so viele vernünftige Menschen auf der Welt, und ich empfinde es nicht als Beleidigung!“

Es ist nur eine Frage der Zeit, von ganz wenig Zeit … Sehr bald, wenn sie dich als verrückt akzeptiert haben, werden sie dich nicht mehr belästigen; dann kannst du ins volle Licht treten mit deinem ursprünglichen Wesen, kannst alles Unechte an dir fallen lassen.

Unsere ganze Erziehung schafft eine Spaltung mitten durch unser Bewusstsein. Wir müssen der Gesellschaft, der Masse, der Welt ein bestimmtes Gesicht zeigen – dein wahres Gesicht braucht es nicht zu sein; vielmehr darf es gar nicht dein wahres Gesicht sein. Du darfst nur das Gesicht zeigen, das die Leute sehen wollen, das die Leute gut finden, das für sie, für ihre Ideologien, für ihre Traditionen akzeptabel ist – und dein eigentliches Gesicht musst du für dich behalten.

Diese Spaltung wird so unüberbrückbar, weil du die meiste Zeit in der Masse bist, Leute triffst, mit Leuten zu tun hast. Nur ganz selten bist du allein. Natürlich wird dann die Maske immer mehr Teil von dir, mehr noch als dein wirkliches Wesen selbst.

Und die Gesellschaft weckt in jedem eine bestimmte Angst – die Angst vor Zurückweisung, die Angst, jemand könnte über dich lachen, die Angst, dein Ansehen zu verlieren, die Angst davor, was die Leute wohl sagen werden. Du musst dich an lauter blinde und unbewusste Leute anpassen, du darfst nicht du selber sein. Das ist unsere allererste Tradition bis heute, überall auf der Welt: dass niemand einfach er selbst sein darf.

Sobald der andere ins Spiel kommt, geht es dir weniger um dich selbst; dir geht es mehr darum, was seine Meinung über dich sein wird. Wenn du im Badezimmer allein bist, wirst du fast zum Kind, schneidest du manchmal Fratzen vorm Spiegel. Aber wenn dir plötzlich bewusst wird, dass jemand durchs Schlüsselloch guckt, und sei es nur ein kleines Kind, änderst du dich augenblicklich, wirst du wieder dein normales, altes Selbst – ernst, nüchtern, so wie es die Leute von dir erwarten.

Und das Erstaunliche ist, dass du vor diesen Leuten Angst hast und sie vor dir Angst haben – jeder hat vor jedem Angst. Niemand lässt seine Gefühle zu, seine Realität, seine Authentizität. Dabei will es jeder, denn es ist ausgesprochener Selbstmord, ständig dein ursprüngliches Gesicht zu unterdrücken.

Allein deinem wahren Wesen bist du verantwortlich. Handle ihm nicht zuwider, weil dies Selbstmord bedeutet, Selbstzerstörung. Und was ist der Gewinn? Selbst wenn die Leute dir Achtung erweisen und glauben, dass du ein sehr besonnener, respektabler, ehrbarer Mensch bist: Diese Dinge werden dein Wesen nicht nähren. Sie werden dir kein bisschen mehr Einsicht in das Leben und seine ungeheure Schönheit gewähren.

Du bist allein auf der Welt. Allein bist du auf die Welt gekommen, allein bist du hier und allein wirst du die Welt verlassen. All ihre Meinungen werden zurückgelassen sein; nur deine ursprünglichen Gefühle, deine authentischen Erfahrungen werden noch über den Tod hinaus mit dir sein.

Selbst der Tod kann dir deinen Tanz, deine Freudentränen, die Reinheit deines Alleinseins, deine Stille, deine Heiterkeit, deine Ekstase nicht nehmen.

Das, was der Tod dir nicht nehmen kann, ist der einzig wirkliche Schatz; und das, was dir von irgendwem genommen werden kann, ist kein Schatz – du lässt dich nur zum Narren halten. Deine einzige Sorge sollte sein, jene Eigenschaften zu pflegen und zu schätzen, die du mitnehmen kannst, wenn der Tod deinen Körper, deinen Verstand zerstört – denn diese Eigenschaften werden deine einzigen Gefährten sein. Sie sind die einzig wahren Werte. Und die Menschen, die sie erlangen – sie allein sind lebendig; die anderen geben nur vor zu leben.

Aus: The Hidden Splendor

Nimm das Leben nicht als Rechenaufgabe

Ist es wichtig, eine bestimmte Lebenseinstellung zu haben?

Der sicherste Weg, das Leben zu verpassen, ist, ihm gegenüber eine bestimmte Einstellung zu haben. Einstellungen kommen aus dem Verstand, und das Leben ist jenseits von Verstand. Einstellungen sind unser Werk, unsere Vorurteile, unsere Erfindungen. Das Leben ist nicht unser Werk; im Gegenteil, wir sind nur kleine Wellen auf dem See des Lebens.

Was für eine Einstellung kann eine Welle dem Ozean gegenüber haben? Was für eine Einstellung kann ein Grashalm der Erde gegenüber haben, dem Mond, der Sonne, den Sternen gegenüber? Alle Einstellungen sind egoistisch, alle Einstellungen sind dumm.

Das Leben ist keine Philosophie, es ist keine Rechenaufgabe, es ist ein Mysterium. Nicht einem bestimmten Muster, nicht einer Konditionierung, nicht dem, was man dir darüber erzählt hat, musst du folgen, sondern du musst ganz von vorn anfangen, bei Null.

Jeder einzelne Mensch sollte sich wie der erste Mensch auf Erden vorkommen: er ist Adam oder Eva. Dann kannst du dich öffnen, kannst dich unendlichen Möglichkeiten öffnen. Dann bist du empfänglich, zugänglich; und je empfänglicher du bist, je zugänglicher du bist, desto größer ist die Chance, dass dir das Leben zufällt. Deine Einstellungen funktionieren wie Schranken; dann erreicht dich das Leben nie so, wie es ist, sondern es hat sich deiner Philosophie, Religion, Ideologie anzupassen, und gerade durch diese Anpassung stirbt etwas in ihm. Was du danach in Händen hältst, ist ein Leichnam: Er mag dir wie Leben scheinen, aber er ist es nicht.

Genau das haben die Menschen seit eh und je gemacht. Die Hindus leben nach der Hindu-Einstellung, die Muslime nach der muslimischen Einstellung und die Kommunisten nach der kommunistischen Einstellung. Aber vergesst eine grundlegende, fundamentale Wahrheit nicht: Die Einstellung erlaubt euch nicht, mit dem Leben so in Kontakt zu kommen, wie es ist. Sie verzerrt, sie deutet.

Es gibt eine alte griechische Geschichte: Ein despotischer König hatte ein schönes goldenes Bett, sehr wertvoll, mit Tausenden von Diamanten bestückt; und immer wenn ein Gast im Palast war, bot er ihm das Bett an. Aber er hatte eine bestimmte Vorstellung: Der Gast musste in das Bett passen. Wenn der Gast ein bisschen länger war, dann stutzte ihn der König auf die richtige Größe zurecht. Das Bett war natürlich zu wertvoll, um geändert zu werden, also musste der Gast nach dem Bett zugeschnitten werden – als ob das Bett nicht für den Gast existierte, sondern der Gast für das Bett! Und es ist sehr selten, fast unmöglich, einen Menschen zu finden, der genau in ein vorgefertigtes Bett passt.

Den Durchschnittsmenschen gibt es nicht, bedenkt das; der Durchschnittsmensch ist eine Fiktion, und das Bett war für den Durchschnittsmenschen gemacht. Der König war ein Mathematiker – es waren große Berechnungen vorausgegangen. Er hatte die Größe aller Bürger seiner Hauptstadt gemessen, und die wurde dann durch die Anzahl der Bürger dividiert; so war er zu einem festen Durchschnittswert gelangt. Nun, es gab kleine Kinder in der Hauptstadt, junge Leute, alte Leute, Zwerge, Riesen, aber der Durchschnitt war etwas völlig anderes. Es gab keine einzige Person in seiner ganzen Hauptstadt, die wirklich Durchschnitt war. Mir ist nie ein Durchschnittsmensch begegnet – der Durchschnittsmensch ist eine Fiktion. Wer immer also Gast war, dem drohte Unheil. War er kürzer als das Bett, dann hatte der König große Ringer, um den Menschen zurechtzustrecken. Das muss der Anfang von Rolfing gewesen sein! Ida Rolf muss es von diesem König gelernt haben. Natürlich starb jeder Gast, aber das war nicht die Schuld des Königs – er tat alles mit den besten Absichten der Welt!

Wenn du eine bestimmte Einstellung zum Leben hast, wirst du das eigentliche Leben verfehlen. Das Leben ist unermesslich, keine Einstellung kann es fassen; unmöglich, es in eine bestimmte Definition zu pressen. Deine Einstellung mag wohl einen bestimmten Aspekt abdecken, aber es ist nur ein Aspekt. Und der Verstand hat die Tendenz, das, was er sieht, zum Ganzen zu erklären, und sobald der Aspekt zum Ganzen erklärt wird, hast du bereits die eigentliche Verbindung zum Leben verfehlt. Dann lebst du eingehüllt in deine Einstellung, eingekapselt in eine Art Kokon, und du bist unglücklich. Das freut all eure so genannten Religionen, denn genau das haben sie euch ja immer gesagt – dass das Leben ein Unglück ist.

Buddha sagt: Geburt ist Unglück, Jugend ist Unglück, Alter ist Unglück, Tod ist Unglück – das ganze Leben ist nichts als eine lange, lange Tragödie. Wenn du mit einer Einstellung beginnst, wirst du finden, dass Buddha vollkommen Recht hat; du bist selbst ein Beweis dafür.

Aber ich möchte euch sagen, dass das Leben kein Unglück ist und dass ich absolut nicht einer Meinung bin mit Buddha. Das Leben wird zum Unglück, aber das ist euer Werk; ansonsten ist Leben ewige Freude.

Aber um diese ewige Freude zu kennen, müsst ihr mit offenem Herzen, mit offenen Händen kommen. Geht nicht mit geschlossenen, geballten Fäusten an das Leben heran. Öffnet eure Hände. Geht mit unendlicher Unschuld ins Leben hinein. Einstellungen sind schlau: Du weißt schon Bescheid, ohne gekostet zu haben, ohne erfahren zu haben, ohne gelebt zu haben. Du hast schon bestimmte Schlüsse gezogen, und da diese Schlüsse schon a priori in dir sind, findest du sie natürlich vom Leben bestätigt. Nicht etwa, weil das Leben sie bestätigt, sondern weil dein ganzes Denken nach Mitteln und Wegen, Argumenten und Daten suchen wird, die sie stützen.

Ich lehre euch ein Leben ohne Einstellungen. Das ist einer der Grundpfeiler meiner Erfahrung: Wenn du wirklich wissen willst, was ist, dann wirf jede Philosophie, jeden „Ismus“ weg. Dann gehe mit offenen Händen völlig nackt in die Sonne hinaus, um nachzusehen, was ist.

In der Vergangenheit nahm man an, dass die Sinne wie Tore sind, dass die Realität von unseren Sinnen aus zu unserem innersten Sein gelangt. Jetzt beweist die jüngste Forschung etwas anderes: Unsere Sinne sind nicht einfach nur Tore, sie sind auch Wächter. Nur zwei Prozent aller Informationen werden durchgelassen, achtundneunzig Prozent müssen draußen bleiben. Alles, was gegen deine Lebenseinstellung verstößt, wird ferngehalten, und nur zwei Prozent sickern durch. Nun, ein nur zweiprozentiges Leben zu leben, heißt gar nicht zu leben. Warum sich für ein bloß zweiprozentiges Leben entscheiden, wenn man hundertprozentig leben kann?

Du fragst: Ist es wichtig, eine bestimmte Lebenseinstellung zu haben?

Es ist nicht nur nicht wichtig, sondern es ist gefährlich, eine Lebenseinstellung zu haben. Warum nicht dem Leben seinen Tanz, seinen Gesang lassen, ohne jede Erwartung? Warum können wir nicht ohne Erwartungen leben? Warum können wir nicht das, was ist, in dieser seiner Reinheit sehen? Warum sollten wir uns ihm aufzwingen? Und niemand wird dabei der Verlierer sein. Wenn du dich dagegen dem Leben aufzwingst, wirst du der einzige Verlierer sein.

Es ist besser, das Leben nicht zu benennen, es ist besser, ihm keine Struktur zu geben, es ist besser, sein Ende offen zu lassen, es ist besser, es nicht zu kategorisieren, es nicht zu etikettieren. Dann wirst du die Dinge sehr viel schöner erfahren, du wirst sie kosmisch erfahren; denn die Dinge sind nicht wirklich getrennt.

Die Existenz ist ein organisches Ganzes, sie ist eine organische Einheit. Der kleinste Grashalm, das kleinste Blatt an einem armseligen Baum ist so wichtig wie der größte Stern. Das kleinste Ding ist auch das größte, weil alles eine Einheit ist, weil alles die ganze Bandbreite enthält. Sobald du anfängst zu trennen, fängst du an willkürliche Linien, Definitionen zu schaffen. Und genau auf diese Art geht man am Leben und seinen Mysterien immer wieder vorbei. Wir alle haben Einstellungen; das ist es, was uns quält. Wir alle blicken von einem bestimmten Gesichtspunkt aus, darum verarmt unser Leben; denn jeder Gesichtspunkt kann höchstens eindimensional sein, und das Leben ist multidimensional. Du musst flüssiger werden, fließender, mehr zergehen und schmelzen; du darfst kein Beobachter sein. Es gibt nichts, das gelöst werden muss!

Nimm das Leben nicht als Rechenaufgabe; es ist ein außerordentlich schönes Mysterium. Trinke davon – es ist reiner Wein! Werde daran zum Trunkenbold.

Aus: Die Gans ist raus

Es kommt ganz auf dich an …

Ist nicht das Leben am Ende doch nur Unglück?

Es kommt auf dich an. Das Leben an sich ist eine leere Leinwand; es wird, was immer du daraufmalst. Du kannst Unglück malen, du kannst Glück malen.

Diese Freiheit ist deine Großartigkeit. Du kannst diese Freiheit so benutzen, dass dein ganzes Leben zu einer Hölle wird, oder auch so, dass dein Leben zu einer Sache von Schönheit, Segen, Glück wird, zu etwas Himmlischem. Es kommt ganz auf dich an; der Mensch hat volle Freiheit.

Darum gerade gibt es so viel Qual, denn die Menschen sind dumm und sie wissen nicht, was sie auf die Leinwand malen sollen. Es kommt auf dich an: Das ist das Großartige am Menschen. Das ist eines der größten Geschenke Gottes an dich. Keinem anderen Tier ist das Geschenk gemacht worden, frei zu sein; jedem Tier wird ein bereits festgelegtes Programm mitgegeben.

Alle Tiere sind vorprogrammiert, nur der Mensch nicht. Ein Hund bleibt zwangsläufig ein Hund, und zwar für immer; nichts anderes ist möglich, es gibt keine Freiheit. Er ist vorprogrammiert, alles ist eingebaut. Der Funktionsplan ist da, er wird ganz einfach diesem Plan folgen: Er wird ein Hund sein. Es gibt für ihn keine Wahl, er hat keine Alternative. Er ist ein absolut fixiertes Wesen. Abgesehen vom Menschen ist alles vorprogrammiert.

Die Rose muss eine Rose sein, der Lotus muss ein Lotus sein, der Vogel wird Flügel haben, der Vierbeiner wird auf vier Beinen laufen. Der Mensch ist vollkommen frei. Das ist das Schöne am Menschen, das Großartige.

Das unermessliche Geschenk Gottes ist Freiheit. Ihr seid unprogrammiert geblieben, ihr bringt keinen Funktionsplan mit. Ihr müsst euch selbst erschaffen, ihr müsst Selbst–Schöpfer sein. Es kommt also ganz auf dich an. Du kannst ein Buddha werden, ein Bahaudin, oder du kannst ein Adolf Hitler werden, ein Benito Mussolini. Du kannst ein Mörder werden oder ein Meditierer. Du kannst dir gestatten, zu einer wunderschönen Blüte des Bewusstseins zu werden, oder du kannst zum Roboter werden. Aber denke daran, du bist verantwortlich – und nur du und niemand sonst.

Ein Optimist ist jemand, der morgens ans Fenster tritt und sagt: „Guten Morgen, Gott!“

Ein Pessimist ist jemand, der morgens ans Fenster tritt und sagt: „Guter Gott, schon wieder Morgen?“

Es kommt ganz auf dich an. Es ist derselbe Morgen, vielleicht dasselbe Fenster, vielleicht wohnen der Pessimist und der Optimist beide im selben Zimmer – aber es kommt auf dich an. Und was für ein Unterschied – ob du sagst „Guten Morgen, Gott“ oder ob du sagst „Guter Gott, schon wieder Morgen“!

Ich habe ein altes Sufi-Gleichnis gehört:

Zwei Schüler eines großen Meisters gingen im Garten des Meisters spazieren. Es war ihnen erlaubt, jeden Tag dort zu gehen, morgens und abends. Das Gehen war eine Art Meditation, eine Gehmeditation – genauso wie Zenleute Gehmeditation machen. Man kann nicht vierundzwanzig Stunden lang still sitzen – die Beine brauchen ein wenig Bewegung, das Blut braucht ein wenig Zirkulation – deshalb meditiert man im Zen und im Sufismus ein paar Stunden lang sitzend und dann beginnt man, im Gehen zu meditieren. Aber die Meditation geht weiter: Ob gehend oder sitzend, der innere Fluss bleibt derselbe.

Beide waren sie Raucher. Beide wollten sie den Meister um Raucherlaubnis fragen. Also beschlossen beide: „Also morgen! Schlimmstenfalls kann er nein sagen – aber wir wollen ihn fragen. Und es scheint kein so frevelhafter Akt zu sein, im Garten zu rauchen; im Hause selbst werden wir nicht rauchen.“

Am nächsten Tag trafen sie sich im Garten. Der eine wurde wütend – wütend, weil der andere rauchte – und sagte: „Was soll das heißen? Ich habe auch gefragt, aber er hat einfach glatt abgelehnt und nein gesagt. Und du rauchst? Hältst du dich nicht an seine Anordnungen?“

Der andere sagte: „Aber zu mir hat er ja gesagt.“

Dies schien ausgesprochen ungerecht. Und der Erste sagte:

„Ich werde gehen und augenblicklich nachfragen, warum er zu mir nein und zu dir ja gesagt hat.“

Der andere sagte: „Warte einen Augenblick! Erzähle mir bitte, worum du gebeten hast.“

Er sagte: „Worum ich gebeten habe? Ich habe ganz einfach gebeten: ‚Darf ich beim Meditieren rauchen?‘ Da hat er nein gesagt und ganz böse ausgesehen.“

Der andere begann zu lachen; er sagte: „Jetzt weiß ich, was los ist. Ich habe gefragt: ‚Kann ich beim Rauchen meditieren?‘ Er hat ja gesagt.“

Es kommt immer drauf an. Nur ein kleiner Unterschied, und schon ist das Leben etwas völlig anderes. Nun, es ist ein großer Unterschied, zu fragen: „Kann ich beim Meditieren rauchen?“ Es ist einfach hässlich; aber zu fragen „Kann ich beim Rauchen meditieren?“, das ist vollkommen in Ordnung. Gut! Wenigstens meditierst du.

Das Leben ist weder Glück noch Unglück. Das Leben ist eine leere Leinwand, und man muss sehr kunstfertig damit umgehen.

Ein Landstreicher klopfte an die Tür des Gasthauses „Zum Georg mit dem Drachen“.

„Haben Sie für einen armen Mann vielleicht einen Bissen zu essen übrig?“, fragte er die Frau, die an die Tür gekommen war.

Sie brüllte „Nein!“ und knallte die Tür zu.

Einige Minuten später klopfte der Landstreicher noch einmal. Dieselbe Frau kam zur Tür.

„Könnte ich einen Bissen zu essen haben?“,

sagte der Landstreicher.

„Verschwinde, du Nichtsnutz!“, schrie die Frau.

„Und untersteh dich, zurückzukommen.“

Nach ein paar Minuten klopfte der Landstreicher erneut an.

„Pardon“, sagte er,

„aber könnte ich mal mit Georg sprechen?“

Das Leben ist das Gasthaus „Zum Georg mit dem Drachen“. Auch du kannst mal fragen, ob du mit Georg sprechen darfst.

Aus: The Secret

Es gibt keinen anderen Gott als das Leben

Wie lebt man ein Leben, das frei ist?

Meine Botschaft ist sehr einfach. Lebe das Leben so gefährlich wie möglich. Lebe das Leben total, intensiv, leidenschaftlich, denn außer dem Leben gibt es keinen anderen Gott.

Friedrich Nietzsche sagt, Gott ist tot. Das ist falsch, denn Gott hat es von vornherein nie gegeben. Wie kann er da tot sein? Das Leben ist, ist immer gewesen, wird immer sein. Erlaube – und ich wiederhole es nochmals – erlaube dem Leben, Besitz von dir zu ergreifen.

Die so genannten Religionen der Vergangenheit haben euch genau das Gegenteil erzählt. Sie sagen: „Entsagt!“ Ich sage: „Freut euch!“ Sie verneinen das Leben, ich bejahe es. Sie sagen, das Leben ist etwas Verkehrtes, Illusorisches. Und sie schaffen eine abstrakte Vorstellung von Gott, die nichts anderes ist als eine Projektion ihres eigenen Hirns. Und sie beten diese Projektion an. Es ist so unintelligent, so ausgesprochen dumm, dass man sich fragt, wie Millionen von Menschen an solch einen Unsinn glauben konnten. Das, was ist, wird um dessentwillen geleugnet, was eine bloße Abstraktion des Hirns ist. Gott ist nur ein Wort. Sie aber sagen, Gott ist real.

Das Leben ist die wirkliche Realität … Du fühlst es mit deinem Herzschlag, es pulsiert in deinem Blut, es ist überall: in den Blumen, in den Flüssen, in den Sternen. Und sie sagen, dies alles ist Maya, alles nur Illusion. Sie sagen, dass es aus demselben Stoff gemacht ist, aus dem die Träume sind. Und sie erfinden einen Gott – und natürlich erfindet jeder einen Gott nach seinem eigenen Ebenbilde. Also hat es Tausende von Göttern gegeben.

Sie sind eure Einbildung. Ihr könnt einen Gott mit vier Köpfen machen, ihr könnt einen Gott mit tausend Händen machen. Ihr habt es völlig in der Hand, ihr bestimmt die Spielregeln. Und was diese Leute alles erzählen … sie vergiften den Geist der anderen.

Ich sage dir, das Leben ist die einzige Wahrheit, die es gibt. Es gibt keinen anderen Gott als das Leben. Lass dich also ergreifen und besitzen: vom Leben in all seinen Formen, Farben, Dimensionen – vom ganzen Regenbogen, allen Tönen der Tonleiter. Wenn du dies Einfache schaffst – und es ist einfach, denn es ist nur eine Frage des Loslassens. Treibe den Fluss nicht an, lass dich vom Fluss zum Ozean tragen. Er ist bereits auf dem Weg dorthin. Entspanne dich nur, sei nicht verkrampft und versuche nicht, spirituell zu sein. Trenne nicht zwischen Geist und Materie.

Die Existenz ist unteilbar, Geist und Materie sind einfach zwei Seiten ein und derselben Medaille. Entspanne dich, beruhige dich und fließe mit dem Fluss. Sei ein Spieler, sei kein Geschäftsmann, und du wirst mehr über Gott erfahren; denn der Spieler kann riskieren. Der Spieler ist nicht berechnend, er kann, was er hat, aufs Spiel setzen. Denkt an die Spannung des Spielers, wenn er alles riskiert, und wartet … was wird jetzt passieren? Genau in diesem Augenblick kann sich ein Fenster öffnen. Genau dieser Augenblick kann zu einer Transformation der inneren Gestalt werden.

Sei ein Trunkenbold, betrunken vom Leben, vom Wein der Existenz. Bleibe nicht nüchtern. Der Nüchterne bleibt tot. Trinke den Wein des Lebens. Es hat so viel Poesie und so viel Liebe und so viel Kraft. Du kannst es jeden Augenblick Frühling werden lassen. Rufe einfach den Frühling herbei und lass die Sonne und den Wind und den Regen ein.

Es liegt an dieser Botschaft, dass alle spirituell Gesinnten gegen mich sind; denn sie glauben, dass ich Gott leugne. Ich leugne Gott nicht. Zum ersten Mal wird Gott durch mich in die rechte Perspektive gerückt: ich mache ihn lebendig, ich bringe ihn euch näher, näher als euer eigenes Herz. Denn er ist euer eigentliches Sein, nichts Losgelöstes, nichts weit Entferntes, nichts da droben im Himmel, sondern hier – jetzt. Ich versuche, die ganze Vorstellung von „Dort“ und „Dann“ auszumerzen.

Mein ganzes Weltbild besteht aus Hier und Jetzt, denn es gibt keinen anderen Ort als das Hier und keine andere Zeit als das Jetzt.

Aus: Guida Spirituale

Langeweile ist ein fantastischer Anfang

Ich habe entdeckt, dass ich mir einfach langweilig bin und keinen Lebenssaft spüre. Du hast uns geraten, uns so zu akzeptieren, wie wir sind. Ich kann das Leben nicht akzeptieren, wenn ich weiß, dass mir etwas wie innere Freude entgeht. Was tun?

Wie wir hören, gibt es eine neue Art von Beruhigungsmittel, eins, das nicht entspannt, sondern man fährt auf seine Verspanntheit erst richtig ab! Probier’s aus! Probier’s und probier’s und probier’s noch mal – sei Amerikaner! Aber nicht öfter als drei Mal. Probier’s, probier’s und probier’s noch mal, und dann hör auf, denn man muss ja nicht albern sein!

Du fragst: Ich habe entdeckt, dass ich mir einfach langweilig bin

Das ist eine fantastische Entdeckung. Ja, wirklich! Nur wenige Menschen sind sich ihrer Langeweile bewusst, und sie sind gelangweilt, total gelangweilt. Jeder weiß es, nur sie selbst wissen es nicht. Zu wissen, dass man gelangweilt ist, ist ein guter Anfang; jetzt kommt es darauf an, ein paar Dinge zu verstehen. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Langeweile empfindet. Das ist ein außerordentliches Privileg, es gehört zur Würde des Menschen. Habt ihr je einen gelangweilten Büffel oder einen gelangweilten Esel gesehen? Sie langweilen sich nicht. Langeweile bedeutet, dass du das falsche Leben führst.

Deswegen kann diese Einsicht ein so großes Ereignis werden: „Ich langweile mich und es muss etwas passieren; eine Transformation ist nötig.“

Denk also nicht, es sei schlimm, dass du gelangweilt bist – es ist ein gutes Zeichen, ein guter Anfang, ein sehr vielversprechender Anfang. Aber bleib nicht dabei stehen. Warum langweilt man sich? Man langweilt sich, weil man in den toten Verhaltensmustern lebt, die einem andere mitgegeben haben. Gib diese Muster auf, komm aus diesen Mustern heraus! Fang ein eigenständiges Leben an. Nur der authentische Mensch langweilt sich nicht, der Pseudomensch kann nicht anders als sich langweilen. Der Christ langweilt sich, der Jaina langweilt sich, der Parse langweilt sich, der Kommunist langweilt sich, weil sie alle ihr Leben zweiteilen. Ihr wirkliches Leben bleibt unterdrückt, und sie fangen an, ein unwirkliches Leben vorzutäuschen. Nur unwirkliches Leben schafft Langeweile. Wenn du deiner Bestimmung folgst, wirst du dich niemals langweilen.

Am Tag als ich mein Elternhaus verließ, um zu studieren, wollten meine Eltern, mein Vater, meine Familienangehörigen, dass ich Naturwissenschaftler werde – ein Naturwissenschaftler hatte viel größere Zukunftschancen! – oder zumindest Arzt oder Ingenieur. Ich weigerte mich. Ich sagte: „Ich werde das tun, was ich tun möchte, weil ich kein langweiliges Leben führen will. Als Naturwissenschaftler mag ich zwar Erfolg haben – mag ich Ansehen, Geld, Macht und Prestige bekommen – doch tief im Innern werde ich gelangweilt bleiben, weil es nicht das ist, was ich schon immer tun wollte.“ Sie waren schockiert, weil sie im Philosophiestudium keine Zukunft sahen; Philosophie ist das ärmste Fach an den Universitäten. Widerstrebend stimmten sie zu, wohl wissend, dass ich mir meine Zukunft verbauen würde. Später aber sahen sie, dass sie sich geirrt hatten. Es geht nicht um Geld, Macht und Prestige; es geht darum, was man im Innersten tun möchte. Tu es, ohne Rücksicht auf das Resultat, und deine Langeweile wird sich auflösen. Offenbar folgst du Ideen anderer; offenbar machst du alles richtig, machst du alles so, wie es sich gehört …

Genau das sind die Grundsteine der Langeweile. Die gesamte Menschheit langweilt sich; denn der, der Mystiker hätte werden sollen, ist Mathematiker; der, der Mathematiker hätte werden sollen, ist Politiker; der, der Dichter hätte werden sollen, ist Geschäftsmann. Jeder ist woanders. Niemand ist, wo er sein sollte. Man muss etwas riskieren. Die Langeweile kann in einem einzigen Moment vergehen, wenn du bereit bist, zu riskieren.

Du fragst mich: Ich habe entdeckt, dass ich mir einfach langweilig bin … Du bist dir langweilig, weil du nicht aufrichtig mit dir gewesen bist, weil du nicht ehrlich mit dir gewesen bist, weil du dein eigenes Sein nicht respektiert hast. Und du sagst: Ich fühle keinen Lebenssaft. Wie fühlt man den Lebenssaft? Der Lebenssaft strömt nur, wenn du das tust, was du tun möchtest, was auch immer es ist.

Vincent van Gogh war ungeheuer glücklich, wenn er nur malen konnte. Kein einziges Gemälde wurde verkauft, niemand fand ihn je gut; und er litt Hunger, er starb vor Hunger, denn sein Bruder gab ihm nur eine kleine Geldsumme, damit er wenigstens überleben konnte. Damit fastete er immer vier Tage in der Woche und aß an drei Tagen. Er musste die vier Tage fasten, denn woher sollte er sonst seine Leinwand, seine Farben und Pinsel nehmen? Er war ungeheuer glücklich – seine Lebensenergie strömte.

Er starb mit nur dreiunddreißig Jahren. Er beging Selbstmord; aber sein Selbstmord ist weit besser als euer so genanntes Leben, denn er beging erst Selbstmord, nachdem er genau das gemalt hatte, was er hatte malen wollen. An dem Tag, als er, wie es sein sehnlichster Wunsch gewesen war, das Bild eines Sonnenuntergangs vollendete, schrieb er in einem Brief die Worte: „Mein Werk ist vollendet, ich habe mich erfüllt; unendlich zufrieden verlasse ich diese Welt.“

Er beging Selbstmord, doch ich will es nicht Selbstmord nennen. Er lebte total, er ließ die Kerze seines Lebens mit ungeheurer Intensität an beiden Enden zugleich abbrennen. Du magst hundert Jahre lang leben, aber dein Leben wird nur knochentrocken sein, eine Last, eine tote Last.

Du sagst: Du hast uns geraten, uns so zu akzeptieren, wie wir sind. Ich kann das Leben nicht akzeptieren – wenn ich weiß, dass mir etwas wie innere Freude entgeht.