cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 167

– Im Auftrag der Menschheit Band 135 –

 

Träume des Vergessens

 

Der Lordadmiral sucht Chapat – und gerät in den Bann der tödlichen Träume

 

von Hans Kneifel

 

img2.jpg

 

Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte Oktober des Jahres 2843.

Lordadmiral Atlan, der seit seinem Besuch auf Komouir, dem auf der galaktischen Eastside gelegenen Fundort wertvoller Schwingkristalle, gerade eine Serie von lebensgefährlichen Abenteuern hinter sich hat, die ihn und seine Begleiter zu hilflosen Spielbällen im Strudel unheimlicher Kräfte machten, entscheidet sich, kaum dass er die Sicherheit seines Hauptquartiers erreicht hat, erneut auf die Reise zu gehen – und zwar diesmal allein und als »Privatmann«.

Grund für das Unternehmen Atlans ist das Wirken eines geheimnisvollen Fremden namens Chapat, der dem Lordadmiral sehr ähnlich sieht und der seit seiner Auffindung auf dem Mond Gostacker schnell von sich reden macht, als er auf Kantanong, dem Show-Planeten der Galaxis, erstmals auftritt.

Lordadmiral Atlan fliegt nach Kantanong, um den Fremden zu treffen, doch er kommt zu spät. Chapat ist bereits geflohen.

Atlan folgt der Spur des Flüchtigen und gerät in den Bann der TRÄUME DES VERGESSENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral sucht seinen Sohn.

Yisa Pindor – Sekretärin einer Künstleragentur auf Kantanong.

Alfo Zharadin – Besitzer der TRAUMPALAST.

Dr. Sassu – Zharadins Vertrauter.

Chapat – Er kämpft um das Vermächtnis seiner Mutter.

Kerilla Vhotan – Eine junge Kolonistin von Herieva.

1.

 

Die zwei Zoll dicke Glasplatte rollte langsam zurück und verschwand in der Wand. Der hochgewachsene Mann im Wildlederanzug, der die Lichtschranke durchbrochen hatte, schien zu zögern. Sekundenlang zeichneten sich Unsicherheit und verborgene Qual in dem braungebrannten, kantigen Gesicht ab. Dann gab sich der Fremde einen Ruck und ging in den großen, kühlen Raum hinein.

Hinter einem Schreibtisch aus Chrom und Glas stand ein junges Mädchen auf. Sie war auffallend gut zurechtgemacht.

Sie schritt auf den Besucher zu, als müsse sie für jeden Schritt zahlen.

»Sir?«, fragte sie höflich.

»Ich hätte gern eine Auskunft. Vielleicht habe ich auch eine Bitte!«, sagte der Mann. Er nahm die dunkle Brille nicht ab, aber er wirkte keineswegs arrogant.

»Für Auskünfte bin eigentlich ich zuständig!«

»Gut. Sagt Ihnen der Name Chapat etwas?«

Plötzlich schien es, als würde sich eine lähmende Stille im Raum ausbreiten. Die leise Hintergrundmusik wirkte nun auffallend laut und aufdringlich.

»Chapat? Sagten Sie Chapat?«

»Dies war der Name!«, bestätigte der Besucher.

Er befand sich im dritten Stockwerk eines mittelgroßen Gebäudes. Er war den Hinweisschildern gefolgt. Jetzt stand er in den Räumen der Künstleragentur Arctyre esclusiv und ahnte, dass er eine Spur gefunden hatte.

»Ich bin sicher, dass wir einen solchen Namen in unserer Kartei haben«, sagte die Sekretärin. Über ihrer linken Brust trug sie ein zierliches Schild. Der Fremde nahm die Brille ab und las: Yisa Pindor.

»Sie würden mir sehr helfen, wenn Sie mir einige Auskünfte über Chapat geben würden«, sagte der Mann. Sie nickte und winkte ihn an ihren Schreibtisch. Als sie genauer hinsah, sagte ihr eine nicht sehr ferne Erinnerung, dass sie diesen Mann kannte oder zumindest schon oft gesehen hatte. Schließlich fiel ihr der Name und die Bedeutung ein, und nun wurde Miss Pindor etwas verlegen.

»Nehmen Sie bitte Platz!«, sagte sie.

»Danke«, entgegnete ihr Besucher und setzte sich in einen federnden Sessel aus Chrom und Fell. Das Mädchen schaltete die positronische Kartei ein und drehte den Bildschirm so herum, dass sie beide die Scheibe sehen konnten. Dann tippte sie einige Kodeziffern in die Tastatur, schließlich buchstabierte sie den Namen.

Augenblicklich erschienen vier Zeilen in rasender Geschwindigkeit auf dem dunklen Schirm.

»Hier, sehen Sie ... Verzeihung, vielleicht wollen Sie nicht ... aber Sie sind der Arkonide Atlan, nicht wahr?«

Atlan nickte und entgegnete:

»Das ist richtig. Aber Sie müssen es nicht gerade schnell unter die Leute bringen.«

»Ich bin zur Diskretion verpflichtet!«, antwortete Yisa. »Lesen Sie?«

»Ich habe schon gelesen!«

Auf dem Bildschirm standen dreieinhalb Zeilen. Über mehr Informationen verfügte der Speicher nicht.

Chapat war bei Arctyre esclusiv als Arbeitsuchender registriert. Alfo Zharadin, Besitzer der TRAUMPALAST, engagierte Chapat und zahlte die Gebühr, obwohl keine Vermittlung durch das Büro stattfand. Chapat ist durch seinen blauen Kreisel in der Lage, ausdrucksvolle Frauenstimmen zu projizieren. Keine Adresse, keine weiteren Informationen.

Atlan stand auf. Seine Finger öffneten und schlossen sich unruhig um die Kanten der dicken Glasplatte. Das Mädchen blickte ihn leicht verwirrt an. Sie war gewöhnt, mit Menschen umzugehen, die alle Formen von milder Verrücktheit und gesellschaftlichem Irrsinn zeigten; dies war eine der größten Künstleragenturen des Planeten Kantanong.

Atlan aber, ruhig, verschlossen und zurückhaltend, voll innerer Probleme, passte absolut nicht in dieses Schema. Die Erfahrung war für sie vollkommen neu.

»TRAUMPALAST«, murmelte der Arkonide. »Ich bin vor kurzer Zeit gelandet, aber ein Schiff dieses Typs habe ich nicht sehen können.«

»Vermutlich ist Chapat mitgeflogen. Das Schiff befindet sich meiner Information nach jetzt auf dem Flug nach Broelgir, der Ferienwelt.«

»Ich verstehe!«, sagte der Arkonide.

Der Name Chapat ist gefährlich. Wiederhole ihn nicht zu oft! Er wird dich dazu zwingen, dich zu erinnern. Denk an den Schmerz dieser Erinnerung!, flüsterte eindringlich der Extrasinn des Arkoniden.

»Broelgir!«, murmelte Atlan und stand auf. »Ist das der Planet im Giffar-System?«

»Ja. Die teure Ferienwelt. Eine halbe Million Kolonisten und mehr als eine halbe Million Gäste. Sie sind alle steinreich dort!«

»Die Gäste oder die Kolonisten?«, fragte Atlan und rang sich ein Lächeln ab. Der Name Chapats, seines angeblichen Sohnes, brannte wie ein flammender Speer in seinen Gedanken.

»Beide. Kann ich Ihnen sonst noch helfen?«

Langsam schüttelte Atlan den Kopf. Bis hierher hatte ihn die Suche nach Chapat geführt. Hier auf Kantanong endeten die Spuren – und führten weiter nach Broelgir. Er war unruhig und musste diese Unsicherheit klären.

»Sie haben mir sehr geholfen«, sagte der Arkonide langsam. Das Mädchen, das ihn beobachtete, wusste plötzlich, dass er unter starkem Druck stand und sich in einer Stimmung befand, die auf vielfältige Weise zu beschreiben war: melancholisch, niedergeschlagen, von Problemen erschüttert. Atlan verbeugte sich kurz und schloss:

»Ich habe es eilig, und ich befinde mich nicht in der richtigen Stimmung. Ich würde mich gern erkenntlich zeigen.«

Laut lärmend und lachend ging hinter ihnen eine Gruppe von Gästen oder Künstlern vorbei, dem Ausgang zu und verschwanden hinter der Glasscheibe.

»Es ist mein Job, Auskünfte zu geben«, beharrte Yisa. »Es freut mich, wenn Sie etwas erfahren konnten. Sind Sie persönlich interessiert?«

Atlan nickte und sagte nach einer kurzen Weile:

»Es gibt im Augenblick nichts, das wichtiger ist. Ich bin mehr als nur interessiert. Ich bin verpflichtet.«

Er lächelte ihr zögernd zu und verließ den Raum. Er ging mehrere Treppen hinunter, vorbei an exotischen, gepflegten Gewächsen. Der kleine Gleiter, den er gemietet hatte, brachte ihn langsam zurück zu seinem Hotel. Ununterbrochen drehten sich seine Gedanken um zwei Begriffe.

Chapat ...

Broelgir ...

Verdränge den Namen aus deinem Gedächtnis! Sonst überfällt dich die Erinnerung jetzt! Es ist bald zu spät! Du musst dein Hotelzimmer erreichen!, dröhnte der Extrasinn.

Der Gleiter bog in die Auffahrt zu dem kleinen Hotel in der Nähe des Raumhafens ein. Atlan warf die Tür zu und winkte den Robot herbei. Schweißüberströmt und mit bleichem Gesicht, die Augen hinter der dunklen Brille verborgen, ging er mit unmenschlicher Beherrschung geradeaus und an der Rezeption vorbei.

Chapat ...

Als er sich in den Lift schwang, um den Höhenunterschied der drei Stockwerke zu überwinden, sah er, dass seine Hände zitterten. Entlang der Wirbelsäule fühlte er ein stechendes Kribbeln. Er knickte in den Knien ein, als er den Korridor erreichte und sich aus der Antigravröhre schwang.

Chapat!

Er ging auf die Tür zu und stolperte. Er kannte diesen Effekt. Jedes Mal, wenn ein bestimmtes Schlüsselerlebnis oder die ständige Wiederholung eines Namens ein bestimmtes Geschehen in seiner Erinnerung aktivierte, schlug sein photographisch exakter Verstand zu. Er produzierte Erinnerungen, die eindringlicher waren als das reale Erleben, weil sie Atlan erschöpften, ohne dass er sich wehren konnte.

Hinein! Schnell! Niemand darf deine hilflose Lage erkennen! Du bist der Chef der USO!

Die Tür des Zimmers schloss sich hinter ihm. Er taumelte hilflos in den Raum und fiel schwer in seinen Sessel.

Chapat ...

Atlan schloss die Augen. Er hing hilflos zwischen den Polstern. Der Name seines vermeintlichen Sohnes dröhnte in seinem Schädel. Immer mehr schmolzen die zwölf Jahrtausende zwischen dem wirklichen Ereignis und jetzt zusammen.

Zu spät! Du wirst wieder an der Erinnerung leiden!, schrie der Extrasinn. Atlan hörte die Warnung nicht mehr. Es war wirklich zu spät.

Er erinnerte sich.

 

*

 

Vor rund zwölf Jahrtausenden, auf der Suche nach dem Stein der Weisen, hatten sie das Raumschiff gefunden. Ratlosigkeit und der Zwang, zu handeln, hatten diese Monate und Jahre seiner frühesten Jugend gekennzeichnet. Und die Namen seiner Freunde: Fartuloon, Farnathia, Eiskralle, der aus seiner Erinnerung verdrängt war, und ... Ra.

Ra, sein Freund und Widersacher.

Auf dem Planeten Frossargon hatte Vorry, der Magnetier, das Schiff aufgebrochen. Ischtar, die Goldene Göttin, war bewegungslos unter der Energieglocke aufgebahrt gewesen. Sie lag da wie tot. Wie ein Blitz hatte es Atlan getroffen.

 

*

 

Halb besinnungslos murmelte Atlan in das leere Zimmer hinein:

»Ich hatte damals noch nicht die Möglichkeit, mich zu wehren. Ich war noch nicht reif. Alle diese Erfahrungen ...«

Ich unterlag Ischtars Ausstrahlung.

Während Farnathia vor Eifersucht halb krank war, während alle anderen Freunde aus dem Schiff getrieben wurden, verführte Ischtar – was ihr leicht und schnell gelang – mich, den jungen Atlan. Diese Stunden sind noch heute frisch in meiner Erinnerung. Ich spüre ihre Haut unter meinen Fingerspitzen, ich weiß, wie sich ihr Haar anfühlte, ich erinnere mich an die Höhepunkte unserer Leidenschaft.

Ich habe es nicht geglaubt.

Aber sie sagte mir, dass wir einen Sohn zeugen würden. Sie kenne das Geheimnis des ewigen Lebens und würde es an ihn weitergeben.

Unser gemeinsamer Sohn wird Chapat heißen ...

Das waren ihre Worte gewesen.

Zuerst hatte ich mich gegen die Verführung gewehrt. Aber etwas wie ein hypnotischer Bann zwang mich damals, mich von ihr verführen zu lassen. Mein Widerstand war nicht sehr echt und nicht ehrlich, aber ich wollte Ra nicht verletzen, dessen Leidenschaft ihn halb wahnsinnig gemacht hatte.

Und als ich das Schiff verließ, erschöpft und glücklich, aber skeptisch und in der Vorahnung kommender Gefahren und Auseinandersetzungen, drehte ich mich um und sah Ra, der den riesigen Eber ritt und auf mich zupreschte. Ich konnte nicht mehr ausweichen, obwohl ich mit der Schnelligkeit reagierte, die mich Fartuloon gelehrt hatte.

Ra ritt mich nieder und verletzte mich schwer.

Und während ich hilflos dalag, musste ich zusehen, wie Farnathia und Ischtar miteinander kämpften.

Ischtar erschoss Farnathia, die starb, ohne mir zu verzeihen. Ischtars geheimnisvolle Geräte heilten mich in kurzer Zeit, während Vorry den Eber besiegte und Ra betäubt zurückschleppte. Der Wahnsinn war für kurze Zeit in der kleinen Gruppe unserer Freunde ausgebrochen.

»Und nur Chapat ist geblieben ... von all diesem Irrsinn!«, murmelte ich.

Ischtar zeigte mir die Spur des Kometen, dann, nach einer langen Zeit, in der Ra im Doppelpyramidenschiff blieb und mit verschlossenem Gesichtsausdruck zurückkam, startete das Schiff der Goldenen Göttin.

Und ich wusste nichts mehr.

Bis ich wieder mit dem Namen Chapat konfrontiert wurde und erkannte, dass dies mein Sohn sein musste ...

 

*

 

Atlan öffnete die Augen und fand sich schwitzend, ausgelaugt und matt in dem Sessel seines Hotelapartments wieder. Langsam stand er auf und fühlte die Schwäche in seinen Knien.

Du hast dich erinnert. Nur ein kurzer Abschnitt deines Lebens, aber ein inhaltsreicher, flüsterte der Extrasinn. Du wirst keine Ruhe haben, ehe du nicht deinen Sohn – oder den vermeintlichen Sohn, denn es kann ein Schwindel sein! – gefunden hast.

Suche ihn!

»Ich muss es tun!«, sagte Atlan und zog sich langsam aus. Dann wankte er ins Bad, nahm ein Aufmunterungspräparat und gab sich der Robotbehandlung durch Duschen, Bestrahlungen und Massagen hin. Eine Stunde später fühlte er sich besser und konnte daran gehen, die nächsten Schritte seiner Suche sorgfältig zu überdenken und die Lage zu analysieren.

Er musste nach Broelgir!

2.

 

»Ich kann mir nicht denken, dass es einen Frachterkapitän gibt, der sich nicht ein paar Solar dazuverdienen möchte!«, sagte der Mann, der neben dem Ersten Navigator auf dem Barhocker hing und einen äußerst eigentümlichen Eindruck machte. Unwillig hob Fram Enzyk die Hand und deutete auf einen bärtigen Mann am anderen Ende der Theke.

»Fragen Sie ihn doch selbst!«, murmelte er. »Sehen Sie nicht, dass ich mit dem Mädchen sprechen möchte?«

Nicht mehr als vierzig Gäste saßen in der Raumhafenbar. Es war eine der vielen Kneipen, die sich hier befanden; ein schmaler Schlauch, ebenerdig, mit einer langen Theke, die fast die Hälfte des Raumes einnahm, einigen Bänken und Sitzen, tiefhängenden Lampen und dem dichten Qualm aus Rauch exotischer Tabake, menschlicher Ausdünstungen, den vielen Gerüchen fremder Pelze, Leder und Rauschmittel. Das Mädchen, mit dem der Navigator sprach, schien nicht hierher zu passen.

»Ich sehe!«, sagte der Fremde. Er hob sein Glas und nahm einen langen Schluck. »Wie heißt Ihr Käpten?«

»West Eis.«

»Wie?«

»Sie haben sich nicht verhört, Mann. Vermutlich nimmt er Sie mit. Aber erwarten Sie nicht zuviel.«

Der hochgewachsene Mann nickte, glitt vom Hocker und hinkte, indem er den linken Fuß nachschleppte, entlang der stehenden und sitzenden Gäste auf den Mann mit dem blauen Bart zu. Der Navigator warf ihm einen langen Blick nach, ehe er sich wieder seiner privaten Beschäftigung widmete.

Was störte ihn an diesem Mann?

Das schulterlange, schwarze Haar war über den Ohren mit breiten Lederbändern zusammengehalten. Die stechenden schwarzen Augen hatten einen kühlen, wissenden Ausdruck gehabt. Eine Narbe, die vom rechten Mundwinkel bis fast zum Ohr reichte, machte das Gesicht unsymmetrisch und gab dem Unbekannten etwas Dämonisches, Undurchsichtiges. Jedenfalls war er nicht der Typ des ruhigen, stillen Mannes, den es nicht ins Abenteuer trieb. Inzwischen hatte der Schwarzhaarige in seinem groben Leinenanzug den Kapitän erreicht und tippte ihm auf die Schulter.

»Käpten Eis?«

Ein mittelgroßer, breitschultriger Mann in abgetragener Uniform. Er drehte sich halb herum und legte den Kopf schief.

»Ja?«

»Ihr Navigator sagte mir, dass Sie vielleicht einen Passagier brauchen könnten. Ist das möglich?«

Der Kapitän grinste listig und drehte sein leeres Glas um. Der Schwarzhaarige grinste.

»Wohin wollen Sie?«

»Genau dorthin, wohin Sie morgen früh starten.«

Eine Hand streckte sich nach vorn, ergriff das Glas des Kapitäns und stellte es auf die klebrige Theke. Ein Wink, und das Barmädchen verstand. Sie wechselte das leere gegen ein volles Glas aus. Weißer Schaum stand auf dem honiggelben, eiskalten Bier.

»Ich gehe mit einer Ladung Sportgeräte, Boote, Motoren und ähnlichem Kram nach dem Giffar-System.«

»Ich möchte ins Giffar-System. Genauer: Ich möchte mich auf Broelgir umsehen. Haben Sie eine Passage frei, Käpten?«

»Ist die Polizei hinter Ihnen her, die SolAb oder die USO?«

Der Mann mit der Narbe lachte sarkastisch.

»Nein. Auf Ehre. Nicht einmal die Gläubiger. Ich kann zahlen. Nehmen Sie mich mit?«

»Gepäck?«

»Nicht viel. Zwei Koffer, eine Schultertasche.«

»Hundert Solar. Verpflegung extra – wir haben einen guten Koch.«

»Also hundertfünfzig Solar. Wann startet die SANTA VERENA?«

»Sie haben sich umgesehen, wie?«

»Ja. Wann?«

»Morgen Vormittag elf Uhr. Sie können ausschlafen. Wir sind pünktlich, also kommen Sie nicht an den leeren Startplatz.«

»Ich danke Ihnen. Anzahlung?«

Der Kapitän sah den Mann mit der Narbe voll an. Unter lockigem, blauen Haar leuchteten grüne Augen, die Haut voller Falten. Der Bart war voll Bierschaum.

»Jemand, der mein Bier bezahlt, braucht keine Anzahlung zu leisten.«