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Nr. 36

 

Die Seuche des Vergessens

 

Sie haben Angst vor dem großen Vergessen – und schenken einer Kolonialwelt die Freiheit ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Das Jahr 1971 war der Zeitpunkt, da Perry Rhodan – ursprünglich Offizier der US-Space-Force – mit der Rakete STARDUST den Mond erreichte und mittels der dem gestrandeten Arkonidenschiff entnommenen Technik seine Dritte Macht begründete.

Auseinandersetzungen auf der Erde, Invasionen aus dem All, Raumschlachten, Kämpfe auf fernen Planeten – all das hat diese Dritte Macht in der kurzen Zeit ihrer Existenz schon erfolgreich durchgestanden.

Jetzt sind es immer noch die Springer – jene galaktischen Händler, die seit Jahrtausenden ihr Handelsmonopol gegen jeden aufstrebenden Konkurrenten mit Nachdruck zu verteidigen wissen – die für die gesamte Erde eine tödliche Gefahr darstellen.

Perry Rhodan hat bisher alles, was in seiner Macht stand, getan, um zu verhindern, dass die Springer aus der Erde eine versklavte Welt machen. Levtan, der Verräter, bildete dabei eine wichtige Figur in Rhodans Spiel – denn nur durch ihn war es möglich, eine Gruppe von Agenten in die »Große Ratsversammlung« der Springer einzuschmuggeln.

Diese Männer – erprobte Kämpfer des Rhodan'schen Mutantenkorps – taten ihre Schuldigkeit. Jetzt aber tun sie noch mehr: Sie befreien einen ganzen Planeten von der Fremdherrschaft!

DIE SEUCHE DES VERGESSENS dient ihnen dabei als Werkzeug der Befreiung ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

John Marshall, Tako Kakuta, Kitai Ishibashi, Tama Yokida und Gucky – Sie sind das Einsatzkommando, das Goszuls Planet befreien soll.

Enzally – Der einzige Goszul, der die Telepathie beherrscht.

Ralv – Der Führer der rebellischen Goszuls.

Ralgor und Etztak – Zwei Patriarchen der Springer.

Perry Rhodan – Kommandant der STARDUST und Administrator der Erde.

1.

 

Das Wasser in dem Hafenbecken war spiegelglatt. Kein Lufthauch kräuselte die Oberfläche, und man konnte den mit bunten Pflanzen bewachsenen Grund unter dem Kiel des großen Segelschiffes deutlich erkennen. Schwärme merkwürdig geformter Fische zogen ruhig dahin und wichen nur den beladenen Frachtkähnen aus, die damit beschäftigt waren, die Ladung des Seglers zu löschen.

Rings um die halbmondförmige Bucht des Hafens lagen die Häuser der Stadt. Sie klebten an den sanften Hängen der Berge, die bald in ein flaches Hochplateau übergingen, das sich bis zum fernen Horizont erstreckte: Somit unterschied sich das Hinterland nicht sehr von dem Ozean, denn auch er bildete mit dem Himmel eine gerade und durch nichts unterbrochene Linie.

Der Segler war zweifellos ein Kriegsschiff, denn an beiden Breitseiten waren die runden Luken mit den drohenden Mündungen der Kanonen zu erkennen. Trotzdem hatte es eine Ladung mitgebracht, die nun von den Bewohnern des Hafens in Empfang genommen wurde.

Die Mannschaft arbeitete emsig und ohne Unterlass, wenn die rotbraunen Männer mit dem dichten Haarwuchs auch oft miteinander tuschelten und scheue Blicke in Richtung des Hecks warfen. Dann aber schleppten sie gehorsam wieder ihre Bündel zur Reling, wo sie von den wartenden Besitzern der Frachtkähne in Empfang genommen wurden.

Auf dem flachen Oberdeck des Seglerhecks saßen vier Männer und beobachteten das Treiben an Bord des Schiffes mit mehr oder weniger geteilter Aufmerksamkeit. Obwohl man im ersten Augenblick fast meinen konnte, das Löschen der Ladung geschehe in ihrem eigenen Interesse, war das ein Fehlschluss. Diesen vier Männern war es völlig gleichgültig, was in dem geräumigen Bauch des Schiffes lagerte und ob es in die rechten Hände kam oder ins Meer fiel. Einer von ihnen seufzte und sah hinauf zu der strahlenden Sonne, die genauso gut in Tripolis wie in Buenos Aires hätte scheinen können, wenn sie zufällig die Sonne der Erde gewesen wäre. Das aber war sie keineswegs.

»Diese Hitze macht mich noch verrückt«, knurrte er und strich sich über den struppigen Vollbart. »Ich werde froh sein, wenn ich diese Bartmatratze endlich abnehmen kann. Welchen Sinn die Maskerade überhaupt noch haben soll, ist mir schleierhaft.«

»Im Augenblick keinen«, gab sein Gegenüber zurück, ein kleiner und schmächtiger Bursche mit jungen, schmalen Japaneraugen über dem Vollbart. »Aber wenn sich an Bord des Schiffes ein Springer sehen lässt, wird die Sache anders.«

»Pah«, machte der erste Sprecher mit einer abfälligen Handbewegung. »Mein lieber Tako, jeder echte Springer wird sofort bemerken, dass wir nichts als gut gelungene Imitationen sind – wenn man ihm Zeit lässt, uns eingehend zu betrachten.«

»Dazu lassen wir ihm eben keine Zeit, John«, sagte der Japaner mit einem flüchtigen Lächeln. »Außerdem ist kaum anzunehmen, dass sie an Bord des Schiffes kommen. Dazu haben sie ja ihre Leute, die Goszuls.«

Die Goszuls waren die Eingeborenen dieser Welt, die von den Springern, einer intelligenten, raumfahrenden Rasse, in eine Kolonie verwandelt worden war. Gleichzeitig benutzten die Springer diesen Planeten als militärischen Stützpunkt und Ausgangsbasis für gemeinsame Operationen gegen eventuell auftauchende Feinde.

Und einer dieser Feinde wiederum war Perry Rhodan, Administrator des Planeten Erde, gegen den sich ihre augenblicklichen Pläne richteten. Daher auch die vier verkleideten Terraner auf dem Heck des Schiffes, das so friedlich und scheinbar harmlos im Hafen des kleinen Kontinents lag, den die Eingeborenen Goszuls »Götterland« nannten.

Ihr geheimer Auftrag lautete, die Springer von Goszuls Planet zu vertreiben, wobei Perry Rhodan als Hintermann unerkannt zu bleiben wünschte. Die vier Männer waren somit auf sich ganz allein angewiesen, denn die Flotte Perry Rhodans stand acht Lichttage entfernt im Raum und wartete ab. John Marshall, fähiger Telepath des Mutantenkorps, betrachtete nachdenklich seine drei Gefährten. Auf Tako Kakuta, dem Teleporter, blieb sein Blick besonders lange hängen.

»Eben«, sagte er schließlich. »Die Goszuls bereiten mir Sorgen. Zwar hat Kitai Ishibashi ihnen einen Hypnoseblock verpasst, aber niemand von uns weiß, wie lange die Behandlung anhält. Wieder selbständig denkend, werden sie Verdacht schöpfen und uns an die Kreaturen der Springer, die so genannten ›intelligenten Goszuls‹, verraten. Vergesst nicht, Freunde, dass die primitiven Eingeborenen die Springer für Götter halten.«

Kitai strich sich über den falschen Bart.

»Die Dauer einer Suggestiv-Behandlung richtet sich nach der mentalen Widerstandskraft des Patienten«, führte er sachlich aus. »Ich kann also nicht sagen, wann die tapferen Matrosen wieder selbständig zu denken beginnen.«

Der vierte Mann lächelte dem Suggestor zu. Er hieß Tama Yokida, war ebenfalls Japaner und Mitglied des Rhodan'schen Mutantenkorps. Seine Fähigkeit war die Telekinese. Nur mit Hilfe seiner gedanklichen Energieströme konnte er räumlich von ihm getrennte Materie bewegen.

»Wir können uns gegen sie verteidigen, falls es nötig sein sollte, mein lieber Kitai. Aber ich hoffe, es wird nicht nötig sein. Je länger wir unbemerkt bleiben, desto besser für unseren Auftrag. Wenn wir erst einmal die notwendigen Ausrüstungsgegenstände besitzen, kann nichts mehr schiefgehen.«

John Marshall räusperte sich.

»Die Sachen liegen auf dem Grund eines Flusses, ganz in der Nähe des Raumflughafens der Springer, etliche Kilometer von hier entfernt. Dort musste sie Gucky versenken, damit sie nicht in die Hand des Gegners fielen. Ich bin froh, dass er sich wenigstens selbst retten konnte.« Er sah sich suchend um. »Wo ist er überhaupt?«

»Hier bin ich, geliebter Freund«, sagte eine helle und zirpende Stimme dicht hinter John. Der Telepath fuhr herum und starrte verwundert auf die hohe Taurolle, die dicht an der Reling lag. Jetzt bewegte sich die Rolle ein wenig. Oben an ihrem Ende erschienen zwei spitze, behaarte Ohren, dann zwei listig blinzelnde Augen – und schließlich eine lange, spitze Schnauze, an der einige Barthaare zitterten. »Die Vollbärte machen euch so gütig«, zirpte die Stimme weiter, während die schnellen Augen nach allen Seiten sicherten. »Alle Menschen sollten Vollbärte tragen, damit sie gütig und erwachsen aussehen.«

Nach diesem Ratschlag kroch Gucky aus seinem Versteck und ließ sich mitten zwischen den vier Männern am Boden nieder. Hier schien er sich vor jeder unbefugten Entdeckung sicher zu fühlen.

Gucky war in der Tat ein erstaunlicher Anblick.

Man stelle sich die Mischung zwischen einem Biber und einer Maus vor, etwa ein Meter hoch und mit einem rostbraunen Fell bedeckt. Dazu ein breitflächiger Schwanz, der beim Gehen als Stütze dient. Aus größerer Entfernung mochte man Gucky für eine aus Hollywood entlaufene Micky Maus halten, aber wenn man ihn dann näher betrachtete, sah man den Irrtum ein. Gucky konnte auch viel mehr als eine Micky Maus. Gucky, Bewohner eines fernen und einsamen Planeten, war Telekinet, Telepath und Teleporter zugleich. Er war eben Gucky, mehr als nur vollwertiges Mitglied des Mutantenkorps, das im Auftrag Perry Rhodans in den Weiten des Kosmos die Erde gegen alle Angriffe außerirdischer Intelligenzen verteidigte.

»Danke für den Rat«, nickte Kitai ernst und begann, den Mausbiber hinter dem rechten Ohr zu kraulen, was sich dieser mit leisem Schnurren gefallen ließ. »Aber wenn ich mir dich mit einem Vollbart vorstelle ...«

Er ließ die ungeheuerliche Vision unausgesprochen, wobei er mit einiger Mühe das Grinsen verbiss. John hingegen lächelte.

»Gucky mit Vollbart!? Königlicher Anblick! Der ganze Planet hier würde vor Vergnügen aus dem Raum-Zeit-Kontinuum kollern. Ich auch.«

Gucky zischte warnend. John spürte, wie eine unsichtbare Hand ihn langsam in die Höhe hob, und wenn die ganze Situation nicht so ernst gewesen wäre und einen Scherz erlaubt hätte, hätte Gucky ihn jetzt sicher telekinetisch bis an die Reling schweben und dann ins Wasser fallen lassen.

So aber begnügte Gucky sich mit der sanften Warnung.

»Möchte wissen«, zischelte der Mausbiber, »warum ein Bart bei mir lächerlicher wirken sollte als bei euch.«

John Marshall wollte gerade antworten, als sein geschultes Gehirn fremdartige Gedankenimpulse aufnahm. Er winkte seinen drei Gefährten kurz zu und drückte Gucky auf den Boden zurück. Dort konnte ihn niemand sehen, wenn er nicht gerade auf das Oberdeck kam. Fast zwei Minuten lang lauschte er mit halbgeschlossenen Augen, ehe er langsam nickte und Kitai kurz ansah. Während die anderen atemlos in ihrer jeweiligen Stellung verharrten, gab er fast flüsternd bekannt: »Es sind unsere Goszuls – wenigstens einige von ihnen. Sie haben Ihren Hypnoseblock abgeschüttelt, Kitai. Sie machen sich Gedanken, wer wir sind. Wir befinden uns an Bord ihres Schiffes, und sie wissen nicht, wie wir dahin gekommen sind. ›Intelligente Goszuls‹, also durch eine Hypnoschulung der Springer gegangene Eingeborene, sind wir nicht, das haben sie schon herausgefunden. Unsere Ähnlichkeit mit den Springern selbst bedeutet ihnen nicht viel, da sie selbst noch keine zu Gesicht bekommen haben. Also halten sie uns für Fremde – was wir ja auch in der Tat sind. Sie wollen uns überwältigen und den ›Göttern‹ ausliefern.«

Tako, der Teleporter, sah hinab auf das Deck, wo gerade die ersten Götterdiener, so nannten die Eingeborenen ihre plötzlich intelligent gewordenen Rassegefährten, an Bord stiegen, um das Löschen der Ladung für ihre Herren zu beaufsichtigen. Ihnen folgten einige Kampfroboter der Springer als Begleitschutz.

»Wie sollen wir eingreifen?«, fragte der Japaner flüsternd. »Wenn die Konditionierten es merken, hetzen sie uns die Kampfroboter auf den Hals. Wir wollen doch nicht die Maske fallen lassen, oder ...?«

»Auf gar keinen Fall«, stimmte John Marshall zu und überlegte fieberhaft. »Kitai, was sagst du dazu? Kannst du nicht von hier aus ...?«

»Schlecht«, schüttelte der Suggestor den Kopf. »Die sicherste Methode, die Aufrührer wieder unter Kontrolle zu bekommen, ist die direkte Gegenüberstellung. Von hier aus kann ich sie nur mangelhaft beeinflussen, ganz davon abgesehen, dass einige Verwirrung entstehen würde und ich meinen Einfluss nicht bündeln und konzentrieren kann.«

»Mit anderen Worten«, warf der Telekinet Tama Yokida ein, »es ist nicht gut möglich, auf diese Entfernung hin einen einzelnen aus der Masse heraus zu isolieren und gedanklich zu beeinflussen – das wolltest du doch sagen, Kitai?«

Der Suggestor nickte düster und schwieg.

John Marshall gab sich einen Ruck.

»Wir müssen etwas unternehmen, und wenn wir die ganze Bande mit einem Hypnoblock versehen. Die Gedankenströme werden intensiver. Nicht mehr lange, und die Burschen lassen die Arbeit liegen und stürzen sich auf uns. Einer von ihnen fingert schon nach dem Messer.«

Die Goszuls lebten in einer Zivilisation, die sich etwa mit der des 18. Jahrhunderts auf der Erde vergleichen ließ. Messer waren daher eine in den Händen der Eingeborenen sehr wirksame Waffe.

»Die verdammten Roboter!«, knurrte Kitai wütend. »Ich habe noch nie in meinem Leben versucht, einen Roboter hypnotisch unter meinen Willen zu zwingen.«

John lächelte schwach.

»Damit werden wir auch Pech haben, fürchte ich. Aber die Roboter würden es bemerken, wenn ähnliches mit ihren direkten Untergebenen geschähe. Wir stecken also in einer Zwickmühle.«

»Fragen wir Rhodan«, schlug Gucky vor, der immer noch zwischen den Männern hockte und sich bemühte, auf keinen Fall gesehen zu werden. »Er kann uns vielleicht einen Rat geben.«

»Können schon«, dehnte John. »Fragt sich nur, ob er auch will. Ihr wisst, dass die Springer auf keinen Fall erfahren dürfen, wer sich da in ihre ureigensten Angelegenheiten mischt. Klar, unser Miniaturfunkgerät hat eine Reichweite von drei Lichtmonaten, Rhodan ist aber nur acht Lichttage entfernt – aber ich fürchte, uns bleibt keine Zeit mehr, Verbindung mit Rhodan aufzunehmen. Seht nur dort unten!«

Die Köpfe der anderen Männer drehten sich ruckartig zur Seite.

Unten auf dem Deck hatte einer der Lastenträger, sein fest verpacktes Bündel fallen lassen und stand nun heftig gestikulierend bei einem der »Götterdiener« und sprach mit diesem. Nicht weit entfernt bezogen zwei der fünf an Bord gekommenen Kampfroboter Stellung. Diese vollständig positronisch aufgebauten Maschinen besaßen ein normal arbeitendes Gehirn und konnten selbständig Entschlüsse fassen und in die Tat umsetzen, solange sie mit der Kontrollzentrale in Kontakt standen. Ihre eingebauten Energiestrahler machten sie zu fast unüberwindlichen Kampfmaschinen. Für die primitiven Goszuls mussten bereits diese Roboter gottähnliche Geschöpfe sein, denn sie kannten ja nicht einmal die Raumfahrt. In ihren Augen stiegen die Götter vom Himmel herab und fuhren auch wieder in ihn hinauf.

Der etwas intelligentere Diener der Springer, von denen in normalen Zeiten nicht mehr als zwanzig auf Goszuls Planet weilten, hörte aufmerksam zu, was der Eingeborene ihm zu berichten hatte. Sein Blick wanderte über das Deck des Seglers und blieb schließlich auf der Treppe zum Oberdeck haften.

Dann nickte er, schob den Berichterstatter beiseite und schritt auf diese Treppe zu. Wie es schien, gedachte er, den vier verdächtigen Individuen auf dem Oberdeck einen Besuch abzustatten. Zum Glück kam ihm nicht der Gedanke, einen der Kampfroboter als Geleitschutz mitzunehmen.

John Marshall tastete nach dem Gehirn des Goszuls. Aha, man hatte ihm berichtet, an Bord des Seglers befänden sich merkwürdig aussehende Fremde, die vielleicht für die Götter interessant wären. Außerdem konnte John den Namen des Mannes erkennen. Geragk hieß er.

Marshall nickte Kitai kurz zu. Die beiden Mutanten arbeiteten gut zusammen. Geragk würde später von Bord des Schiffes gehen, ohne sich an irgend etwas erinnern zu können.

Der »Götterdiener« stieg die Holzstufen zum Oberdeck empor und blieb an der Reling plötzlich stehen, als seien seine Füße festgenagelt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die vier Männer, die er im ersten Augenblick für die gefürchteten Springer halten musste. Noch dachte sein Gehirn normal und konnte die Lage erfassen.

Springer? Hier auf dem Segler der Primitiven? Was hatte das zu bedeuten?

Er verbeugte sich tief, aber in seinen Augen flackerten Zweifel. John stellte fest, dass Geragk fieberhaft nach einer Erklärung suchte. Die Springer beherrschten zwar diesen Planeten, aber sie waren viel zu stolz, sich um die Angelegenheiten der Eingeborenen zu kümmern, geschweige denn, sich derart unter sie zu mischen.

»Verzeiht, ihr hohen Herren«, begann er zögernd und starrte verbissen auf die Holzplanken zu seinen Füßen, als könne er dort den Text zu seiner beabsichtigten Entschuldigung finden. »Aber der Kapitän dieses Schiffes ist verwirrt, so erlauchte Gäste auf seiner winzigen Barke vorzufinden. Darf ich fragen, ob ich behilflich sein kann?«

Nun, das war eine relativ geschickte Formulierung. John lächelte.

»Es ist gut, Geragk, dass du kommst. Wir haben eine Inspektionsreise unternommen, aber wie dir bekannt ist, kennen uns die Primitiven nicht. Wir wollen keine Gewalt anwenden, daher werden die Roboter dafür sorgen, dass wir ungehindert von Bord gehen können.«

John erkannte, dass seine Worte den Goszul keineswegs beruhigten. Geragk war fest entschlossen, den unerklärlichen Vorfall zu melden. Es blieb also keine andere Möglichkeit, als ihm die Erinnerung zu nehmen und eine falsche Sinneswahrnehmung einzusuggerieren. Kitai übernahm den Fall.

Der Japaner veränderte seine Stellung nicht. Er blieb sitzen und richtete lediglich seinen Blick auf Geragk, der seinerseits die unbequeme Musterung mit sichtlichem Unbehagen über sich ergehen ließ. Aber nicht sehr lange.

Seine Züge verklärten sich plötzlich. Er lächelte zuvorkommend, verneigte sich noch tiefer und berührte mit der Stirn fast den Boden. Dann machte er wortlos kehrt und stieg wieder auf das Mitteldeck hinab, wo er Kurs auf jenen Goszul nahm, der ihn auf die Fremden aufmerksam gemacht hatte.

John Marshall kniff die Augen zusammen.

»Nur eine Atempause, Kitai. Du kannst sie nicht alle der Reihe nach suggestiv beeinflussen. Ich fürchte, uns hilft nur eine Massenkur, wenn wir nicht handgreiflich werden wollen – und ich möchte es der Kampfroboter wegen nicht. Beim geringsten Verdacht verwandeln die sich in feuerspeiende Festungen.«

»Ich lasse sie ins Wasser fliegen«, kündigte Gucky zwitschernd an.

John legte den Finger auf die Lippen.