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Nr. 490

 

Expedition zur Lebensquelle

 

Kontakt mit der Seele von Pthor

 

von Marianne Sydow

 

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In das Geschehen in der Schwarzen Galaxis ist Bewegung gekommen. Schwerwiegende Dinge haben sich bereits vollzogen – weitere Ereignisse von großer Bedeutung bahnen sich an.

Es begann damit, dass Duuhl Larx, der verrückte Neffe, mit zwei gefangenen Magiern an Bord des Organschiffs HERGIEN durch die Schwarze Galaxis raste und Unheil unter seinen Kollegen stiftete. Es hatte damit zu tun, dass die große Plejade zum Zentrum der Schwarzen Galaxis gebracht wurde und nicht zuletzt auch damit, dass Atlan, der Arkonide, und Razamon, der Berserker, in ihrem Wirken gegen das Böse nicht aufsteckten.

Inzwischen hat die große Plejade den Lebensring um Ritiquian aufgelöst. Der Dunkle Oheim musste seine bisher schlimmste Niederlage einstecken, und die Neffen, die Statthalter des Dunklen Oheims, sterben aus.

Ob damit das Schicksal der dunklen Mächte in der Schwarzen Galaxis endgültig besiegelt ist, bleibt abzuwarten. Der Dunkle Oheim trifft jedenfalls einschneidende Maßnahmen, indem er die Dimensionsfahrstühle zusammenführt und mit ihnen startet.

Auf Pthor indessen gibt es Probleme genug. Nach der im Keim erstickten Verschwörung der Roboter sucht Atlan Kontakt mit der Seele von Pthor und unternimmt die EXPEDITION ZUR LEBENSQUELLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Valschein – Der Bildermagier verschwindet spurlos.

Atlan – Der Arkonide stößt in die Tiefen des Dimensionsfahrstuhls vor.

Koratzo und Copasallior – Die beiden Magier im Kampf mit den Vollstreckern.

1.

 

Einst hatte Atlan dem Bildermagier Valschein den Auftrag erteilt, die Teile des Parraxynts zusammenzusetzen. Valschein war, so hatten die Magier versichert, der Experte für solche Aufgaben, aber angesichts der Tatsache, dass das fertige Parraxynt noch immer nicht zur Verfügung stand, zweifelte der Arkonide allmählich an den Fähigkeiten des Bildermagiers. Er konnte nicht genau bestimmen, wie viel Zeit vergangen war, seit er Valschein diesen Auftrag gegeben hatte – es war inzwischen zu viel passiert, und während seiner Irrfahrt durch die Schwarze Galaxis hatte Atlan häufig ganz andere Interessen haben müssen, als die Tage zu zählen – aber allmählich wurde es Zeit, dass ein Ergebnis vorlag.

Schließlich handelte es sich bei dem Parraxynt doch um nichts anderes als um ein sehr großes Puzzlespiel, dachte Atlan. Es war vielleicht etwas komplizierter als andere Spiele dieser Art, aber Valschein sollte inzwischen wenigstens einen Teil der Bruchstücke zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt haben.

Also machte der Arkonide sich auf den Weg, um dem Bildermagier einen Besuch abzustatten.

Valschein hatte einen Saal im Basisgeschoss der Großen Pyramide bezogen. Wenigstens bezeichnete Atlan dieses Deck des uralten Raumschiffs in Gedanken so, obwohl er wusste, dass es darunter noch viele weitere Räume gab. Wie fast alle Magier, war Valschein allergisch gegen Leute, die zu ihm hineinsahen oder gar ein Schwätzchen mit ihm halten wollten. Selbst das Stimmengemurmel in den häufig benutzten vorderen Gängen hätte ihn bereits gestört. Darum hatte er sich in einen Winkel verzogen, in den so gut wie nie jemand kam.

Während der Arkonide durch die leeren, hallenden Gänge schritt, drängte sich ihm der Gedanke daran auf, wie es in jenen unsagbar fernen Tagen hier ausgesehen haben mochte, als die Tapheen im Auftrag des Dunklen Oheims nach Pthor gekommen waren. Er wusste nicht genau, wie er die Tapheen hätte beschreiben sollen, denn er hatte sie nie gesehen, und auch der Bericht des Dunklen Oheims hatte viele Lücken offen gelassen. Es waren Humanoide gewesen, so viel stand fest, und darüber hinaus Angehörige eines Volkes mit sehr kriegerischen Ambitionen. Bei ihrer Landung waren sie bereits von dem spezifischen Wahnsinn befallen gewesen, den die Nähe des Oheims in ihnen auslöste. Sie hörten auf, nüchtern und technisch zu denken, und tobten statt dessen ungezügelt ihre Aggressionen aus, gaben sich Wutanfällen hin, die denen der Berserker ähnelten. Razamon war daher beinahe davon überzeugt, dass sein Volk von den Tapheen abstammte.

Der Gedanke daran, wie diese Wesen heulend und brüllend vor Wut nur mit Mühe das Schiff auf den Boden gebracht hatten, um dann hinauszustürmen und über die wehrlosen Inselbewohner herzufallen, hatte etwas Bedrückendes. Fast glaubte Atlan, die Geräusche hören zu können, die diese erbarmungslosen Krieger verursacht hatten, und die klamme Kälte, die den inneren Gängen der Pyramide zu eigen war, erschien ihm wie ein Symbol des Todes, der seit jener Zeit in Pthor reiche Ernte gehalten hatte.

Fröstelnd eilte er weiter und erkannte erleichtert hinter der nächsten Biegung das geschwungene Portal, hinter dem Valschein sich eingenistet hatte.

Atlan hielt den schweren Türknauf bereits in der Hand, als ein seltsames Gefühl ihn warnte. Irgend etwas hatte sich verändert. Er spürte es, hätte aber nicht sagen können, woher er seinen Verdacht bezog.

Ärgerlich über sich selbst, stieß er die Tür auf. Sie öffnete sich lautlos und schwang weit zurück. Unwillkürlich hatte er den Knauf losgelassen und stand nun am Eingang, mit einem schnellen Blick den ganzen Saal durchstreifend.

Der Raum war viereckig. An den Wänden hingen ein paar vergilbte Teppiche. Einer davon war am unteren Ende angesengt, ein anderer teilweise zerfetzt. Der einst leuchtend gelbe Teppich, der den ganzen Boden bedeckte, wies ebenfalls Brandspuren auf.

In einer Ecke entdeckte Atlan ein unordentliches Lager. Schlief Valschein etwa auch in diesem Saal?

Atlan dachte erschrocken daran, dass er sich damals herzlich wenig um die Bedürfnisse des Bildermagiers hatte kümmern können. Er hatte Valschein gebeten, sich sofort zu melden, wenn er irgend etwas brauchte, aber der Magier hatte von diesem Angebot niemals Gebrauch gemacht.

Die Bruchstücke des Parraxynts zogen seine Aufmerksamkeit auf sich, und tiefe Enttäuschung kam in ihm auf, gemischt mit Ungeduld und aufkeimendem Ärger.

Valschein hatte nichts zusammengesetzt – absolut gar nichts. Die Teile lagen verstreut auf dem Boden. Einige waren zu kleinen Pyramiden aufgeschichtet, hinter denen der Magier sich verborgen halten mochte.

Atlan trat einen Schritt vor und zuckte zusammen, als etwas ihn wie ein eiskalter Hauch streifte. Noch ein Schritt – da war es bereits vorbei, und er stand vor den ersten Bruchstücken.

»Valschein?«, rief er leise.

Keine Antwort.

Vielleicht war der Magier für einige Stunden nach draußen gegangen – niemand konnte ihm das schließlich verbieten. Andererseits hatte Atlan weder vor der Ankunft in der Schwarzen Galaxis noch in den Tagen seit seiner Rückkehr den Magier jemals draußen zu Gesicht bekommen.

Er ging langsam weiter, vermied es jedoch aus Gründen, die er selbst nicht hätte ausreichend erklären können, das Zentrum des Saales zu durchqueren. Statt dessen schlug er einen weiten Bogen, bis er sicher war, dass Valschein sich nicht in diesem Raum aufhielt. Neben dem Lager fand er ein paar einfache Nahrungsmittel. Sie waren ausnahmslos verdorben und vertrocknet.

Nachdenklich blieb er neben dem Lager stehen und sah sich um.

Was war hier geschehen?

Die Brandspuren, ein großes Loch im Teppich, seltsam geformte Splitter, die er hier und da auf dem Boden liegen sah – man hätte annehmen können, dass in dem Saal eine Bombe explodiert war, keine starke allerdings, und es sah auch nicht so aus, als hätte sie Valschein erwischt. Bei näherem Hinsehen entdeckte der Arkonide weitere Spuren: Falten im Bodenbelag, die aussahen, als wäre dort jemand hingefallen, einen bunten Stofffetzen, in dem ein kleiner Gegenstand hängengeblieben war. Atlan musste dreimal hinsehen, ehe er imstande war, das zu akzeptieren, was seine Augen ihm zeigten. Es handelte sich um einen krallenartig gebogenen Fingernagelrest. Schließlich fand er ein kleines Stückchen von einem blutroten, filzigen Gewebe, und damit war der Fall für ihn endgültig klar.

Vollstrecker waren in den Saal eingedrungen und hatten Valschein entführt.

Atlan wollte sich bereits umdrehen und den Saal verlassen, da kam ihm plötzlich ein Gedanke.

Er sah sich um und entdeckte fünf oder sechs Teile vom Parraxynt, die – wie es schien – zueinander gehörten.

Vielleicht tat er Valschein Unrecht, wenn er ihn verdächtigte, die ganze Zeit hindurch untätig hier herumgelungert zu haben. Aber die Herausforderung war zu groß für ihn. Er konnte und wollte nicht glauben, dass es wirklich so schwer sein sollte, dieses Puzzlespiel zu bewältigen.

Er betrachtete die Bruchstücke genau. Deutlich sah er Höcker und Gruben an den Kanten des einen und die ergänzenden Gegenstücke bei einem anderen.

Magie!, dachte er beinahe verächtlich. Mir scheint, hier reicht es durchaus, wenn man gesunden Menschenverstand besitzt. Jetzt wollen wir doch mal sehen!

Er hob das erste Stück auf. Prüfend wog er es in der Hand. Es war schwer und fühlte sich kalt und feucht an. Er ignorierte das Gefühl der Beklommenheit, das ihn befiel, und bückte sich nach einem zweiten Stück. Vorsichtig richtete er es auf, balancierte es aus und hielt das erste Teil darüber.

Er lachte spöttisch auf.

»Passt genau!«, murmelte er und senkte die Hand. Die beiden Stücke berührten sich. Gleichzeitig zuckte ein Schmerz durch seinen rechten Arm und nistete sich in seinem Herzen ein.

Atlan ließ die beiden Teile mit einem Schrei fahren und presste die Hände vor die Brust. Eine brennendheiße Klammer legte sich um sein Herz und schnürte es ein. Er spürte sein Blut heiß in den Schläfen hämmern und taumelte blindlings davon. Er bekam keine Luft, und er glaubte spüren zu können, wie sein Herz unter dem unerbittlichen Druck zerquetscht wurde.

Verschwommen sah er den Ausgang vor sich. Er stürzte und kroch auf allen vieren aus dem Saal hinaus. Als er draußen war, verschwand der Schmerz so plötzlich, wie er gekommen war.

Atlan sank auf dem eiskalten Boden in sich zusammen und blieb minutenlang liegen, ehe er es fertigbrachte, sich wenigstens auf den Rücken zu drehen. Er atmete dankbar die kalte, feuchte Luft ein. Als er die Kälte spürte, die durch seine Kleidung drang, richtete er sich vorsichtig auf.

Ihm war ein wenig schwindlig, und vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, aber sonst war alles in Ordnung.

Misstrauisch blickte er noch einmal in den Saal hinein. Nichts hatte sich verändert. Die Falle war bereit und willens, sich des nächsten Opfers anzunehmen.

Falle?

Atlan stutzte und schüttelte unwillkürlich den Kopf.

Um eine Falle im normalen Sinne handelte es sich ganz sicher nicht. Er war zwischen den Bruchstücken herumgewandert, und es war ihm nichts geschehen. Er hatte sogar ein Teil vom Parraxynt in die Hand nehmen können, ohne etwas zu spüren. Erst als er versuchte, zwei Teile aneinanderzufügen, war es losgegangen. Er fragte sich, was geschehen mochte, wenn er den Versuch unternahm, etwas nach draußen zu bringen, aber er probierte es wohlweislich nicht aus, denn er ahnte, womit er es zu tun bekommen hatte:

Das Parraxynt wurde durch eine magische Sperre geschützt. Solange diese Sperre existierte, würde niemand an die Teile herankommen, beziehungsweise das mit ihnen tun können, was nun einmal nötig war, wenn man die Pläne des Dunklen Oheims durchkreuzen wollte. Es gab nichts, was man gegen solche magischen Sperren unternehmen konnte – es sei denn, ein anderer, stärkerer Magier befasste sich damit.

Atlan hatte keine Ahnung, wo Valschein in der Hierarchie der Magier von Oth gestanden hatte, aber nach der gerade leidvoll erlebten Erfahrung neigte er dazu, ihn ziemlich weit oben einzuordnen. Im Grunde spielte jedoch die Rangfolge jetzt keine besondere Rolle mehr, denn die Mehrzahl der Magier schlief ohnehin irgendwo in jenem Gewirr von Höhlen, das Kennon, Sator Synk und Bördo unter der Ebene von Kalmlech entdeckt hatten.

Ärgerlich und besorgt zugleich begab Atlan sich auf die Suche nach Copasallior und Koratzo. Er hoffte, dass sie einen Weg finden würden, um die unersetzlichen Teile des Parraxynts von diesem unheilvollen Bann zu befreien.

 

*

 

Er bestand darauf, die beiden Magier zu begleiten, als sie Valscheins Saal aufsuchten, obwohl er spürte, dass ihnen seine Gegenwart in diesem Augenblick peinlich war. Offenbar waren sie der Ansicht, dass Valschein einen schlimmen Fehler begangen hatte – womit sie nach Atlans Meinung nicht ganz Unrecht hatten – und selbst Koratzo liebte es gar nicht, derartige Fehler eingestehen zu müssen, selbst wenn ein ganz anderer Magier sie begangen hatte.

Weder Copasallior noch Koratzo betraten den Saal so schnell, wie Atlan es getan hatte. Sie blieben dicht vor der Tür stehen und schienen zu lauschen – der Himmel mochte wissen, worauf. Dann sahen sie einander an, und Koratzo nickte.

»Wenn ihr miteinander sprecht, dann würde ich gern auch etwas hören«, bemerkte Atlan missmutig. Er kannte die Eigenheiten des Stimmenmagiers. Koratzo zog es mitunter nicht nur in gefährlichen Situationen vor, auf dem Umweg über hörbar gemachte Gedanken und lautlose Stimmenübertragung Gespräche zu führen, bei denen man keinen Ton hörte.

»Es ist kein Geheimnis«, bemerkte Copasallior ruhig. »Wir sind nur ein wenig verwundert. Du bist wirklich durch diese Tür gegangen?«

»Was soll die Frage?«, erkundigte Atlan sich ärgerlich.

»Als du damals in der Großen Barriere das Budella in die Flucht geschlagen hast«, sagte Copasallior bedächtig, »da hat das Goldene Vlies dir geholfen. Wir wissen längst, dass du auch ohne diesen Anzug nicht immer für magische Kräfte greifbar bist, aber diese Sperre hättest du spüren müssen.«

»Da war etwas Kaltes, das mich streifte«, erinnerte der Arkonide sich.

»Andere Leute hätte es todsicher verjagt«, bemerkte Koratzo nüchtern. »Und es hätte noch schlimmer kommen können.«

»Nun gut«, murmelte Atlan. »Könnt ihr es beseitigen?«

Copasallior verschränkte demonstrativ alle sechs Arme vor der Brust. Atlan wusste, was diese Geste bedeutete: Von dem Weltenmagier hatte er keine Hilfe zu erwarten.

Seufzend wandte er sich an Koratzo.

»Ich verstehe nichts von diesen Dingen«, sagte er und bemühte sich dabei um Geduld. »Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann bitte ich um Entschuldigung, aber verrate mir um Himmels willen, wie wir an die Teile des Parraxynts herankommen!«

»Wir können die Sperre öffnen«, sagte Koratzo zögernd.

»Worauf wartest du noch?«

Koratzo sah zu Copasallior hinüber.

»Überrede ihn!«, forderte Atlan wütend.

»Du verstehst das falsch«, murmelte Koratzo. »Ich brauche die Hilfe des Weltenmagiers nicht – ich kann es auch alleine tun. Valschein war kein sehr starker Magier. Er hatte nur eine hervorstechende Eigenschaft, und das war die Fähigkeit, mit unübertrefflicher Geduld Bilder zusammenzusetzen.«

»Er hat sich selbst übertreffen!«, bemerkte Atlan mit einem bezeichnenden Blick auf das Durcheinander im Saal.

»Das Parraxynt ist nicht irgendein Bild!«, sagte der Stimmenmagier gelassen. »Abgesehen davon ist die Bezeichnung ›Bildermagier‹ in mancher Weise irreführend. Normalerweise hat Valschein sich mit anderen ›Bildern‹ befasst. Ich habe sehr oft mit ihm zusammengearbeitet. Man konnte ihm einen Wust von Informationen übergeben, Bruchstücke sozusagen, Einzelbeobachtungen aller Art – er brachte sie miteinander in Zusammenhang, sortierte aus, was nicht dazugehörte, und ergänzte das, was fehlte. Das war der Hauptgrund dafür, dass wir ihn auf das Parraxynt angesetzt haben. Wir müssen davon ausgehen, dass wir längst noch nicht alle Stücke gefunden haben. Wenn überhaupt jemand imstande gewesen wäre, trotzdem die komplette Botschaft zu ermitteln, dann wäre das Valschein gewesen.«

»Du sprichst in der Vergangenheit von ihm!«, stellte Atlan erschrocken fest.

Koratzo wandte sich ab und blickte in den Saal hinein.

»Wahrscheinlich lebt er noch«, sagte er nachdenklich. »Du sagst, dass du Spuren gefunden hast, die auf die Vollstrecker hindeuten.«

Atlan trat ungeduldig einen Schritt nach vorne. Koratzo sah für einen Augenblick aus, als wollte er den Arkoniden mit Gewalt zurückhalten, und Copasallior hob gar zwei Hände und schickte sich an, mit seinen knochigen Fingern auf den Arkoniden zu deuten – was normalerweise zur Folge gehabt hätte, dass Atlan sich an irgendeinem anderen Ort wiedergefunden hätte.

»Lasst doch den Unsinn!«, knurrte der Arkonide ärgerlich. »Kommt mit, es passiert nichts!«

Für einen Augenblick war es sehr still.

»Lass ihn gehen«, sagte Koratzo dann. »Er durchdringt die Sperre, ohne einen Schaden anzurichten.«

»Worauf wartet ihr!«, fragte Atlan.

»Wir können dich nicht begleiten«, sagte Copasallior düster. »Was willst du da drin?«

»Ich dachte, ihr würdet gern selbst die Spuren begutachten.«

»Das ist nicht nötig«, behauptete Copasallior schroff.

»Es reicht, wenn du etwas mitbringst, was die Vollstrecker zurückgelassen haben«, schwächte Koratzo hastig ab. »Aber berühre das Parraxynt nicht!«

»Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Atlan grimmig und ging auf die Stelle zu, an der der Stofffetzen lag. Er sammelte alles ein, was auf die Vollstrecker hindeutete, soweit es sich mitnehmen ließ, dann kehrte er zu den Magiern zurück. Koratzo nahm ihm das Stückchen Tuch aus der Hand. Er berührte es so vorsichtig, als wäre es glühendheiß, ließ es schließlich für einen Augenblick auf seiner Handfläche liegen und warf es angewidert zu Boden.

»Es waren die Vollstrecker«, murmelte er und schüttelte sich. »Bei Kir Ban – diese Wesen sind so bösartig, dass sie fast an den Dunklen Oheim selbst heranreichen!«

»Und nun? Wisst ihr jetzt endlich genug?«

»Ja«, sagte Koratzo. »Ich glaube schon. Die Vollstrecker haben die Magier nicht getötet, sondern nur eingeschläfert und verschleppt. Valschein ist mit einiger Wahrscheinlichkeit noch am Leben. Wir wollen nicht diejenigen sein, die ihn umbringen.«

»Was soll das heißen?«, fragte Atlan verblüfft.

Koratzo sah ihn überrascht an, und selbst Copasallior gab seine abweisende Haltung zum Teil auf.