Der Autor

Wassili Grossman – Foto © Vassily Grossman`s Estate

WASSILI SEMIONOWITSCH GROSSMAN (1905–1964) war zunächst einer der anerkanntesten linientreuen Schriftsteller der Sowjetunion. Maxim Gorki hatte dem Chemiker den Weg in die literarische Welt geebnet. Die Erfahrungen während des Krieges, die Katastrophe der europäischen Juden, die auch ihn unmittelbar traf, sowie die vielen Schicksale, denen er als Korrespondent der Armeezeitung Roter Stern begegnete, veränderten sein Leben jedoch von Grund auf, und er wurde zu einem der unbeugsamsten Chronisten seiner Zeit. Das Manuskript von Leben und Schicksal, der zweite Band seines Epos’ über den deutsch-sowjetischen Krieg, wurde 1961 beschlagnahmt, drei Jahre später starb er. Die russische Originalausgabe erschien erst 1980 in der Schweiz und wurde in viele Sprachen übersetzt.

Das Buch

Als Anfang Februar 1943 die 6. deutsche Arme in Stalingrad kapituliert, bedeutet dies nicht nur die Wende im Zweiten Weltkrieg, für die Sowjets ist Stalingrad auch ein Wendepunkt in ihrem Verhältnis zu Diktatur und Terror. Mit großer Anteilnahme beschwört Wassili Grossman Episoden aus dem Kampf an der Wolga, erzählt vom Häftlingsleben und -sterben in deutschen KZ, Gefangenenlagern und in den sowjetischen Gulags, wobei die frappierende Verwandtschaft von Nationalsozialismus und Sowjetregime offengelegt wird. Ob der Physiker Strum, die weitverzweigte Stalingrader Familie Schapownikow und der in einem deutschen Lager inhaftierte Michail Mostoskoi, oder die deutschen und sowjetischen Militärs, Wissenschaftler und Bürger – Wassili Grossman hat die vielen Einzelschicksale zu einem großangelegten Erzählkosmos verwoben, der trotz der Schrecken des Totalitarismus von der einen Hoffnung nicht lässt: der einfachen menschliche Güte, die selbst dann ihre Wirkung zeigt, wenn die äußeren Ereignisse gleichgültig und brutal über sie hinweggehen.

Wassili Grossman

Leben und Schicksal

Roman

Aus dem Russischen
von Annelore Nitschke

Ullstein

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1. Auflage Juli 2020
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2007 / claassen Verlag
© 1980–1991 Éditions l’Age d’Homme and The Estate of Vassili Grossman
© 1992 The Estate of Vassili Grossman
© des Nachworts von Jochen Hellbeck: 2007 Jochen Hellbeck
© des Nachworts von Wladimir Woinowitsch: 2007 Wladimir Woinowitsch
© der Briefe im Anhang: The Estate of Vassili Grossman
Titel der russischen Originalausgabe: Žizn’ i sud’ba (Éditions l’Age d’Homme, Lausanne 1980)
Die vorliegende deutschsprachige Neuübersetzung basiert auf der 1984 erstmals erschienenen Übersetzung, erstellt nach der Originalausgabe von 1980. Sie wurde von Annelore Nitschke unter Vorlage der 2005 im Moskauer Verlag U-Faktorija erschienenen russischen Ausgabe gründlich überarbeitet und um die fehlenden Kapitel und Seiten ergänzt.
Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München
Titelabbildung: © Miloje / shutterstock (Hintergrund); © Dimitris 66 / iStockphoto (Polygon)
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ISBN 978-3-8437-2456-2

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Widmung

Meiner Mutter
Jekaterina Saweljewna Grossman
gewidmet

Personen des Romans

Die Schaposchnikows

Wissenschaftler / Institutsangehörige (Kasan, Moskau)

Kasaner Gesprächspartner Strums

Im »Stalgres«

Militärs auf russischer Seite



Verteidiger des Hauses »sechs Strich eins«

Kommissare bei der Truppe



Militärs auf deutscher Seite

In deutschen Lagern




In russischen Lagern

Lubjanka-Gefangene


Die Gewalthaber

ERSTER TEIL

1

Über der Erde lag Nebel. Die Scheinwerfer der Autos ließen die Hochspannungsleitungen längs der Landstraße aufleuchten.

Es hatte nicht geregnet, doch die Erde war in der Morgendämmerung mit Feuchtigkeit getränkt, und als die Ampel rot aufblitzte, erschien auf dem nassen Asphalt ein verschwommener rötlicher Fleck. Der Atem des Lagers war über viele Kilometer hin zu spüren: Sich immer mehr verdichtend, liefen die Leitungsdrähte, die Landstraßen und Eisenbahngleise auf das Lager zu. Es war ein Raum voller gerader Linien, ein Raum voller Rechtecke und Parallelogramme, welche die Erde, den herbstlichen Himmel, den Nebel zerschnitten.

Langgezogen und leise heulten in der Ferne Sirenen auf.

Die Straße schmiegte sich an die Bahnlinie, und die Lastwagenkolonne, beladen mit Papiersäcken voll Zement, fuhr eine Weile mit fast derselben Geschwindigkeit neben dem endlos langen Güterzug her. Die Fahrer in den Soldatenmänteln sahen nicht zu den Waggons neben sich hinüber, zu den bleichen Flecken menschlicher Gesichter.

Aus dem Nebel tauchte der Lagerzaun auf – Stacheldrahtreihen, die zwischen Pfosten aus Eisenbeton gezogen waren. Baracken bildeten breite, gerade Straßen. In dieser Einförmigkeit kam die ganze Unmenschlichkeit des riesigen Lagers zum Ausdruck.

Unter den Millionen russischer Bauernhütten gibt es nicht zwei Hütten, die einander völlig gleichen, es kann sie auch nicht geben. Alles Lebendige ist einmalig. Zwei Menschen, zwei Heckenrosenbüsche können nicht identisch sein. Das Leben verdorrt dort, wo man mit Gewalt versucht, seine Eigenarten und Besonderheiten auszulöschen.

Mit aufmerksamem Blick verfolgte der grauhaarige Lokführer die an ihm vorbeiziehenden Betonpfosten, die hohen Masten mit den sich drehenden Scheinwerfern, die Betonwachttürme, auf denen hinter dem Rundlauf der Posten am schwenkbaren Maschinengewehr sichtbar wurde. Der Lokführer gab dem Gehilfen mit den Augen ein Zeichen, die Lokomotive pfiff den Warnton. Das elektrisch beleuchtete Schilderhaus tauchte vor ihnen auf, die Autoschlange am heruntergelassenen gestreiften Schlagbaum, das rote Stierauge der Ampel.

Aus der Ferne hörte man die Pfiffe des entgegenkommenden Zuges. Der Lokführer sagte zum Gehilfen: »Da kommt Kamerad Zucker, ich erkenne ihn an seinem frechen Ton. Er hat ausgeladen und fährt leer nach München.«

Der Leerzug begegnete donnernd dem zum Lager fahrenden Transport. Die zerrissene Luft knatterte, graue Lichtstreifen flimmerten zwischen den Waggons hindurch. Plötzlich schlossen sich die Landschaft und das herbstliche Morgenlicht aus den Fetzen wieder zu einem gleichmäßigen Gewebe zusammen.

Der Gehilfe des Lokführers holte einen Taschenspiegel heraus und betrachtete seine schmutzige Backe. Der Lokführer bat mit einer Handbewegung um den Spiegel.

Der Gehilfe sagte mit erregter Stimme: »Ach, Parteigenosse Apfel, glauben Sie mir, wir hätten zum Mittagessen zurück sein können und nicht erst um vier Uhr morgens und völlig erledigt – wenn diese Desinfektion der Waggons nicht gewesen wäre. Als ob wir das nicht bei uns im Depot hätten machen können.«

Der Alte war das ewige Gerede über die Desinfektion leid.

»Gib den langen Ton«, sagte er, »sie leiten uns nicht zur Nebenstelle, sondern direkt zum Hauptausladeplatz.«

2

Im deutschen Lager war Michail Sidorowitsch Mostowskoi zum ersten Mal nach dem Zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale gezwungen, seine Fremdsprachenkenntnisse praktisch anzuwenden. Vor dem Krieg, als er in Leningrad lebte, musste er nur selten mit Ausländern sprechen. Jetzt erinnerte er sich wieder an die Jahre der Londoner und Schweizer Emigration; dort, in der Gemeinschaft der Revolutionäre, hatten sie in vielen Sprachen Europas gesprochen, diskutiert und gesungen.

Sein Pritschennachbar, der italienische Priester Guardi, sagte Mostowskoi, dass die Menschen im Lager sechsundfünfzig verschiedenen Nationalitäten angehörten.

Das Schicksal, die Gesichtsfarbe, die Kleidung, die schlurfenden Schritte, die Einheitssuppe aus Steckrüben und künstlichem Sago, den die russischen Häftlinge »Fischauge« nannten – all das hatten die Tausende von Barackenbewohnern gemein.

Für die Lagerleitung unterschieden sich die Menschen im Lager nach Nummern und nach der Farbe der Stoffstreifen, die auf die Jacke aufgenäht waren: rot bei den politischen Häftlingen, schwarz bei den Saboteuren, grün bei den Dieben und Mördern.

Die Menschen verstanden einander in ihrer Sprachenvielfalt nicht, doch es verband sie das gleiche Schicksal. Fachleute für Molekularphysik und alte Handschriften lagen auf ihren Pritschen neben italienischen Bauern und kroatischen Hirten, die nicht einmal ihren Namen schreiben konnten. Der, der einst bei seinem Koch das Frühstück bestellt und die Haushälterin mit seinem schlechten Appetit in Aufregung versetzt hatte, und der, der gesalzenen Dorsch gegessen hatte, gingen nebeneinander mit klappernden Holzsohlen zur Arbeit und hielten sehnsüchtig Ausschau, ob nicht die Essensträger kämen, die »Kostrigi«, wie sie von den russischen Blockbewohnern genannt wurden.

Die Gemeinsamkeit im Schicksal der Lagermenschen war aus ihren unterschiedlichen Leben entstanden. Ob sich der Blick in die Vergangenheit mit einem Gärtchen an einer staubigen italienischen Straße verband, mit dem bedrohlichen Tosen der Nordsee oder mit dem orangefarbenen Papierlampenschirm im Haus der Führungskader am Rande von Bobruisk – bei allen Häftlingen war es dasselbe: Die Vergangenheit war schön.

Je schwerer das Leben eines Menschen vor der Inhaftierung gewesen war, umso eifriger log er. Diese Lüge diente keinem praktischen Zweck, sie diente der Verherrlichung der Freiheit: Ein Mensch außerhalb des Lagers konnte nicht unglücklich sein.

Dieses Lager galt vor dem Krieg als Lager für politische Straftäter.

Der Nationalsozialismus hatte einen neuen Typus politischer Häftlinge hervorgebracht – Straftäter, die kein Verbrechen begangen hatten.

Viele Häftlinge waren ins Lager geraten, weil sie in Gesprächen mit Freunden Kritik am Hitlerregime geübt oder einen politischen Witz erzählt hatten. Sie hatten keine Flugblätter verteilt, keinen Untergrundparteien angehört. Ihre Schuld bestand darin, dass sie all dies hätten tun können.

Die Inhaftierung von Kriegsgefangenen in politischen Konzentrationslagern war ebenfalls eine Neueinführung des Faschismus. Da gab es englische und amerikanische Flieger, die über deutschem Gebiet abgeschossen worden waren, und Kommandeure und Kommissare der Roten Armee, für die sich die Gestapo interessierte. Sie verlangte von ihnen Aufklärung, Mitarbeit, Beratung und die Unterschrift unter alle möglichen Deklarationen.

Im Lager befanden sich Saboteure – »Drückeberger«, die versucht hatten, eigenmächtig die Arbeit in Rüstungsbetrieben und auf militärischen Baustellen niederzulegen. Dass Arbeiter für schlechte Arbeit in Konzentrationslager eingesperrt wurden, war auch eine Erfindung des Nationalsozialismus.

Im Lager gab es Menschen mit fliederfarbenen Streifen auf den Jacken, deutsche Emigranten, die aus dem faschistischen Deutschland geflohen waren. Auch das war eine Neueinführung des Faschismus: Einer, der Deutschland verlassen hatte, wurde zum politischen Feind, auch wenn er sich im Ausland noch so loyal verhalten hatte.

Die Leute mit grünen Streifen auf den Jacken, die Diebe und Einbrecher, gehörten im politischen Lager zu den Privilegierten: Die Kommandantur stützte sich auf sie bei der Beaufsichtigung der politischen Häftlinge.

Auch die Macht der Kriminellen über die politischen Gefangenen war etwas Neues.

Es gab Menschen im Lager, deren Schicksal so seltsam war, dass man keine Farbe gefunden hatte, die einem solchen Schicksal entsprochen hätte. Doch auch dem indischen Schlangenbeschwörer, dem Perser, der aus Teheran gekommen war, um deutsche Malerei zu studieren, und dem chinesischen Physikstudenten hatte der Nationalsozialismus einen Platz auf den Pritschen, einen Napf trüber Wassersuppe und zwölf Stunden Arbeit auf der Pflanzung bereitgestellt.

Tag und Nacht waren die Massentransporte zu den Todeslagern, zu den Konzentrationslagern unterwegs. Die Luft war erfüllt vom Rattern der Räder, vom langgezogenen Pfeifen der Lokomotiven, vom Stampfen der Stiefel Hunderttausender von Lagerinsassen mit fünfstelligen blauen Nummern auf der Kleidung, die zur Arbeit gingen. Die Lager wurden zu Städten des Neuen Europa. Sie wuchsen und breiteten sich aus mit ihren Planierungen, ihren Gassen und Plätzen, ihren Krankenhäusern und Ramschmärkten, ihren Krematorien und Stadien.

Wie naiv und sogar gutmütig-patriarchalisch wirkten die an den Rand der Städte verbannten alten Gefängnisse im Vergleich zu diesen Lager-Städten, im Vergleich zu dem purpur-schwarzen Widerschein über den Krematoriumsöfen, dem Widerschein des Grauens.

Man hätte glauben können, zur Leitung der unübersehbaren Masse Unterdrückter wären riesige, beinahe millionenstarke Armeen von Aufsehern nötig gewesen. Doch das war ein Irrtum. In den Baracken erschienen wochenlang keine Männer in SS-Uniform. Die Gefangenen selbst hatten den Polizeischutz in den Lager-Städten übernommen. Die Gefangenen selbst sorgten für die innere Ordnung in den Baracken, sorgten dafür, dass in ihren Näpfen nur verfaulte und erfrorene Kartoffeln landeten, die großen, guten aber aussortiert und in die Versorgungsbasen der Armee geschafft wurden.

Die Gefangenen waren Ärzte und Bakteriologen in Lagerkrankenhäusern und Lagerlaboratorien, sie waren Hausmeister, die das Lagertrottoir fegten, sie waren Ingenieure, die Licht und Wärme im Lager regelten und für die Wartung der Lagermaschinen verantwortlich waren.

Die Kapos, die grausamen und rührigen Lagerpolizisten, die über dem linken Ärmel eine breite gelbe Armbinde trugen, die Lager-, Block- und Stubenältesten – sie hatten den gesamten Ablauf des Lagerlebens ihrer Kontrolle unterstellt, von allgemeinen Angelegenheiten des Lagers angefangen bis zu den allerprivatesten Dingen, die sich nachts auf den Pritschen abspielten. Die Häftlinge hatten Zugang zu den geheimsten Vorgängen des Lagerstaates – sogar zur Aufstellung der Selektionslisten und zur »Bearbeitung« der Untersuchungsgefangenen in den »Dunkelkammern« – kleinen Betonkäfigen. Wäre das Kommando verschwunden, dann hätten die Häftlinge wohl selbst den Hochspannungsstrom im Stacheldraht weiter fließen lassen, damit nicht alle auseinanderliefen, sondern weiterarbeiteten.

Diese Kapos und die Blockältesten dienten dem Kommandanten, und doch seufzten und weinten sie manchmal über jene, die sie zu den Krematoriumsöfen abführten …  Allerdings trieben sie diese Gespaltenheit nicht bis zur letzten Konsequenz: Ihre eigenen Namen setzten sie nicht auf die Selektionslisten. Besonders schlimm erschien Michail Sidorowitsch, dass der Nationalsozialismus nicht volksfremd mit der Arroganz eines Junkers mit Monokel im Auge ins Lager trat. Der Nationalsozialismus lebte ganz selbstverständlich in den Lagern; er setzte sich nicht vom einfachen Volk ab, er machte volkstümliche Witze, über die man lachte, er war Plebejer und gab sich einfach, er kannte eben Sprache, Seele und Geist derer, denen er die Freiheit geraubt hatte.

3

Mostowskoi, Agrippina Petrowna, die Feldärztin Lewinton und der Fahrer Semjonow waren von den deutschen Soldaten, die sie in einer Augustnacht am Rande von Stalingrad gefangen genommen hatten, zum Stab der Infanteriedivision gebracht worden.

Agrippina Petrowna wurde damals nach einem kurzen Verhör freigelassen; der Dolmetscher hatte ihr, auf Anweisung des Feldgendarmen, einen Laib Erbsenbrot und zwei rote Dreißigrubel-Scheine zugesteckt. Semjonow teilte man der Gefangenenkolonne zu, die ins Stalag im Bezirk des Vorwerks von Wertjatschi transportiert werden sollte. Mostowskoi und Sofja Ossipowna Lewinton wurden zum Stab der Heeresgruppe gebracht.

Dort hatte Mostowskoi Sofja Ossipowna zum letzten Mal gesehen. Sie stand in der Mitte des staubigen Hofs, ohne Feldmütze, die Rangabzeichen waren von der Uniform abgerissen, und der düstere, hasserfüllte Ausdruck ihres Gesichts und ihrer Augen erregte in Mostowskoi Entzücken und Bewunderung.

Nach dem dritten Verhör trieben sie Mostowskoi zu Fuß zur Bahnstation, wo ein Güterzug mit Getreide beladen wurde. Zehn Waggons waren zur Beförderung junger Mädchen und Burschen abgestellt worden, die man zur Arbeit in Deutschland eingeteilt hatte – Mostowskoi hörte Frauenschreie, als der Transport abfuhr. Er wurde in ein kleines Dienstabteil in einem Waggon zweiter Klasse gesperrt. Der ihn begleitende Soldat war nicht grob, doch wenn Mostowskoi Fragen stellte, nahm sein Gesicht den Ausdruck eines Taubstummen an. Dennoch spürte man, dass er ausschließlich mit Mostowskoi beschäftigt war. So bewacht ein erfahrener Zoowärter schweigend und angespannt die Kiste, in der sich das ihm anvertraute Tier während der Bahnfahrt unruhig hin und her bewegt. Als der Zug über das Territorium des polnischen Generalgouvernements fuhr, kam ein neuer Fahrgast ins Abteil – ein polnischer Bischof, ein grauhaariger, hochgewachsener, schöner Mann mit tragischen Augen und vollem, jünglingshaftem Mund. Er begann sogleich, Mostowskoi von den Gewaltakten zu erzählen, die Hitler am polnischen Klerus verübt hatte. Er sprach Russisch mit starkem Akzent. Nachdem Mostowskoi auf die katholische Kirche und den Papst geschimpft hatte, verstummte er und antwortete auf dessen Fragen nur noch einsilbig und auf Polnisch. Ein paar Stunden später wurde er in Posen aus dem Zug geholt.

Mostowskoi wurde unter Umgehung von Berlin ins Lager gebracht. Es schien ihm, als hätte er schon Jahre in dem Block verbracht, in dem die für die Gestapo besonders interessanten Gefangenen verwahrt wurden. Im Sonderblock herrschte kein solches Hungerleben wie im Arbeitslager, doch war es das leichte Leben von Versuchstieren, die Märtyrer werden sollten. Den einen ruft der Aufseher an die Tür – es stellt sich heraus, dass der Kamerad ihm den günstigen Tausch seiner Tabakration gegen die Essensportion vorschlägt, und befriedigt grinsend kehrt der Mann zu seiner Pritsche zurück. Den Nächsten ruft er genauso; der geht mitten aus einem Gespräch zur Tür, und sein Gesprächspartner braucht das Ende der Erzählung gar nicht mehr abzuwarten. Knappe vierundzwanzig Stunden später kommt ein Kapo zu der Pritsche, befiehlt dem Aufseher, die Lumpen einzusammeln, und irgendwer erkundigt sich beim Stubenältesten Keise, ob man die frei gewordene Pritsche belegen könne. Mostowskoi hatte sich längst an den ungeheuren Wirrwarr ihrer Gespräche gewöhnt: Man sprach von der »Selektion«, den Krematoriumsöfen, den Fußballmannschaften des Lagers: Die beste ist die der Moorsoldaten von der Pflanzung, die vom Revier ist auch nicht schlecht, die von den Küchen haben einen guten Stürmer, die polnische Mannschaft hat eine miserable Verteidigung. Die dutzend- und hundertfachen Gerüchte über neue Waffen und Zwistigkeiten unter den nationalsozialistischen Anführern waren gang und gäbe. Die Gerüchte waren immer schön und falsch – Opium für das Lagervolk.

4

Gegen Morgen hatte es geschneit, und der Schnee war bis zum Mittag liegen geblieben. Die Russen empfanden Freude und Trauer, Russland wehte zu ihnen herüber, breitete unter ihren armen, zermarterten Füßen sein mütterliches Tuch aus, bedeckte die Barackendächer mit reinem Weiß. Von weitem sahen diese ganz vertraut aus, wie im Dorf daheim.

Aber diese Freude, die für einen Augenblick aufgeleuchtet hatte, vermischte sich im Nu mit Traurigkeit, ertrank in Traurigkeit.

Der Gehilfe des Unteroffiziers vom Dienst, der spanische Soldat Andrea, kam zu Mostowskoi und sagte in gebrochenem Französisch, dass sein Kamerad, der Schreiber, einen Brief gesehen habe, in dem von einem älteren Russen die Rede war, dass der Schreiber ihn jedoch nicht habe lesen können, weil der Kanzleivorsteher das Papier an sich genommen habe.

»Auf diesem Papier steht wohl die Entscheidung über mein Leben«, dachte Mostowskoi und freute sich über seine Ruhe.

»Keine Sorge«, flüsterte Andrea, »wir kriegen es schon noch heraus.«

»Vom Lagerkommandanten?«, fragte Guardi, und seine riesigen Augen glänzten schwarz im Halbdunkel. »Oder vom Vertreter der Sicherheitshauptverwaltung Liss persönlich?«

Mostowskoi wunderte sich, wie verschieden Guardis Wesen bei Tag und bei Nacht war. Tagsüber redete der Geistliche über die Suppe, über die Neuankömmlinge, sprach mit den Nachbarn den Tausch von Essensportionen ab, schwelgte in Erinnerungen an das scharfe, mit Knoblauch gewürzte italienische Essen.

Die kriegsgefangenen Rotarmisten kannten seinen Lieblingsspruch »Tutti caputti«; wenn sie ihn auf dem Lagerplatz trafen, schrien sie ihm schon von weitem zu: »Papascha Padre, tutti caputti«, und lächelten, so als hätten ihnen diese Worte Hoffnung gemacht. Sie nannten ihn »Papascha Padre« in der Meinung, »Padre« sei sein Vorname.

Eines späten Abends zogen die im Sonderblock verwahrten sowjetischen Kommandeure und Kommissare Guardi damit auf, ob er denn wirklich das Gelöbnis der Ehelosigkeit eingehalten habe.

Guardi hörte, ohne zu lächeln, dem Kauderwelsch aus französischen, deutschen und russischen Brocken zu.

Dann sprach er, und Mostowskoi übersetzte seine Worte. Die russischen Revolutionäre seien ja auch um einer Idee willen in die Katorga und aufs Schafott gegangen. Weshalb also zweifelten seine Gesprächspartner daran, dass ein Mann um einer religiösen Idee willen auf die vertraute Nähe zu einer Frau verzichten könne? Solch ein Verzicht sei doch nicht vergleichbar mit dem Opfer des Lebens.

»Na, sagen Sie das nicht«, meinte der Brigadekommissar Ossipow.

Nachts, wenn die Lagerinsassen eingeschlafen waren, wurde Guardi ein anderer. Er kniete auf seiner Pritsche und betete. Es schien, als könne alles Leiden der Lagerstadt in seinen leidenschaftlichen Augen, in ihrer gewölbten, samtenen Schwärze versinken. Die Adern spannten sich unter der braunen Haut seines Halses an, als arbeite er angestrengt, sein langes, apathisches Gesicht bekam einen glückseligen, wenn auch schwermütigen Ausdruck und war zugleich von Entschlossenheit erfüllt. Lange betete er, Michail Sidorowitsch schlief unter dem leisen, schnellen Geflüster des Italieners ein und wachte gewöhnlich nach eineinhalb bis zwei Stunden wieder auf; dann schlief Guardi schon. Der Italiener schlief heftig, im Schlaf gleichsam seine beiden Wesenshälften, die des Tages und die der Nacht, verschmelzend, er schmatzte mit den Lippen, knirschte mit den Zähnen, ließ donnernd Winde fahren, dann sprach er plötzlich wieder wunderbar getragene Gebetsworte über die Barmherzigkeit Gottes und der heiligen Mutter Maria.

Niemals machte er dem alten russischen Kommunisten wegen seines Unglaubens Vorhaltungen, sondern fragte ihn oft über die Sowjetunion aus.

Der Italiener nickte, wenn er Mostowskoi zuhörte, so als billige er die Erzählungen über geschlossene Kirchen und Klöster, über den riesigen Grundbesitz, den der Sowjetstaat dem Synod genommen hatte.

Seine schwarzen Augen ruhten traurig auf dem alten Kommunisten, und Michail Sidorowitsch fragte ärgerlich:

»Vous me comprenez?«

Guardi lächelte sein gewohntes Alltagslächeln, mit dem er über Ragout und Tomatensauce zu sprechen pflegte.

»Je comprends tout ce que vous dites, je ne comprends pas seulement, pourquoi vous dites cela.«

Die im Sonderblock untergebrachten russischen Kriegsgefangenen waren nicht von der Arbeit befreit, deshalb traf sich Mostowskoi nur in den späten Abend- und Nachtstunden zum Gespräch mit ihnen. Nicht zur Arbeit gingen General Guds und Brigadekommissar Ossipow.

Häufiger Gesprächspartner Mostowskois war ein seltsamer Mensch unbestimmbaren Alters, Ikonnikow-Morsch. Er schlief am schlechtesten Platz der ganzen Baracke, neben der Tür, wo er im kalten Durchzug lag und wo auch ein riesiger Kübel mit Ohrenhenkeln und schepperndem Deckel stand – die Latrine.

Die russischen Häftlinge nannten Ikonnikow-Morsch den »Latrinenalten«, hielten ihn für schwachsinnig und behandelten ihn mit geringschätzigem Mitleid. Er besaß eine unglaubliche Widerstandskraft, wie sie sonst nur Schwachsinnigen und Idioten eigen ist. Nie erkältete er sich, obwohl er die vom Herbstregen durchnässten Kleider nicht auszog, wenn er sich schlafen legte. Es schien, als könne tatsächlich nur ein Schwachsinniger mit einer solch klaren, hellklingenden Stimme sprechen.

Mit Mostowskoi schloss Ikonnikow-Morsch folgendermaßen Bekanntschaft: Er trat an Mostowskoi heran und schaute ihm lange schweigend ins Gesicht.

»Was hat der Genosse Gutes zu sagen?«, fragte Michail Sidorowitsch und lächelte spöttisch, als Ikonnikow in singendem Tonfall meinte: »Gutes sagen? Aber was ist gut?«

Diese Worte versetzten Michail Sidorowitsch in die Zeit seiner Kindheit, wenn der ältere Bruder aus dem Priesterseminar nach Hause kam und mit dem Vater ein Streitgespräch über theologische Probleme führte.

»Das ist eine Frage mit langem Bart«, sagte Mostowskoi, »darüber dachten schon die Buddhisten und die ersten Christen nach. Und auch die Marxisten haben sich nicht wenig angestrengt, eine Antwort zu finden.«

»Und, haben sie eine gefunden?«, fragte Ikonnikow in einem Tonfall, der Mostowskoi zum Lachen brachte.

»Unsere Rote Armee«, sagte Mostowskoi, »die ist gerade dabei, eine zu finden. Aber in Ihrem Tonfall schwingt, mit Verlaub, etwas Salbungsvolles mit, schwer zu sagen, was es ist – etwas Popenhaftes oder auch Tolstojanisches.«

»Wie sollte es auch anders sein?«, sagte Ikonnikow. »Ich war ja Tolstojaner.«

»Aha, da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte Michail Sidorowitsch. Der sonderbare Mensch begann ihn zu interessieren.

»Sehen Sie«, sagte Ikonnikow, »ich bin davon überzeugt, dass die Repressalien, mit denen die Bolschewiken nach der Revolution die Kirche belegten, der christlichen Idee von Nutzen waren, denn die Kirche befand sich vor der Revolution in einem erbärmlichen Zustand.«

Michail Sidorowitsch erwiderte gutmütig: »Sie sind ja ein richtiger Dialektiker. Auf meine alten Tage ist es mir noch vergönnt, ein Wunder aus dem Evangelium zu erleben.«

»Nein«, konterte Ikonnikow düster, »denn für Sie heiligt der Zweck die Mittel, Ihre Mittel aber sind erbarmungslos. In mir sehen Sie kein Wunder, ich bin kein Dialektiker.«

»Ach so«, sagte Mostowskoi, plötzlich gereizt, »womit kann ich Ihnen denn sonst dienen?«

Ikonnikow, in der Pose eines Soldaten in Habtachtstellung, antwortete: »Lachen Sie mich nicht aus!« Seine Stimme klang tragisch. »Ich bin nicht zum Witzemachen zu Ihnen gekommen. Am fünfzehnten September vorigen Jahres habe ich die Hinrichtung von zwanzigtausend Juden gesehen – Frauen, Kinder, Greise. An dem Tag habe ich begriffen, dass Gott so etwas nicht hätte zulassen können, und mir wurde klar, dass es Ihn nicht gibt. In der heutigen Finsternis sehe ich eure Kraft, sie kämpft mit dem furchtbaren Bösen.«

»Na denn«, sagte Michail Sidorowitsch, »reden wir halt.«

Ikonnikow arbeitete auf der Pflanzung im Sumpfgebiet der zum Lager gehörenden Ländereien, wo ein System riesiger Betonröhren verlegt wurde, das den Fluss und die schmutzigen Bächlein, die die Niederung sumpfig machten, ableiten sollte. Die Arbeiter in diesem Bereich hießen »Moorsoldaten«; gewöhnlich wurden hier die Leute eingesetzt, die der Lagerleitung besonders missliebig waren.

Ikonnikows Hände waren klein; dünne Finger und kindliche Fingernägel. Er war lehmverschmiert und nass von der Arbeit zurückgekommen, ging zu Mostowskois Pritsche und fragte:

»Erlauben Sie, dass ich mich neben Sie setze?«

Er setzte sich, lächelte und strich sich, ohne seinen Gesprächspartner anzusehen, über die Stirn. Seine Stirn war irgendwie merkwürdig – nicht besonders groß, gewölbt, hell, so hell, als existiere sie getrennt von den schmutzigen Ohren, den Händen mit den abgebrochenen Fingernägeln und dem dunkelbraunen Hals.

In den Augen der russischen Kriegsgefangenen, Menschen von einfacher Herkunft, war er ein obskurer und unverständlicher Zeitgenosse.

Ikonnikows Vorfahren waren seit Peter dem Großen von einer Generation zur andern Geistliche gewesen. Erst die letzte Generation der Ikonnikows schlug einen anderen Weg ein; alle Brüder Ikonnikows erhielten, nach dem Wunsch des Vaters, eine weltliche Ausbildung.

Ikonnikow hatte am Technischen Institut in Petersburg studiert, war dann aber begeisterter Tolstoi-Anhänger geworden. Im letzten Studienjahr hatte er sein Studium abgebrochen und war als Volksschullehrer in den Norden des Permer Gouvernements gegangen. Er verbrachte ungefähr acht Jahre auf dem Lande, dann zog er nach Süden, nach Odessa, heuerte auf einem Frachter als Maschinist an, war in Indien, in Japan und lebte in Sydney. Nach der Revolution kehrte er nach Russland zurück und trat in eine bäuerliche Landkommune ein. Dies war schon lange sein Traum gewesen; er glaubte, dass die kommunistische Landarbeit zum Reich Gottes auf Erden führen werde.

Während der allgemeinen Kollektivierung hatte er Transportzüge gesehen, die mit den Familien enteigneter Großbauern vollgestopft waren. Er hatte gesehen, wie abgezehrte Menschen in den Schnee fielen und nicht wieder aufstanden. Er hatte »geschlossene«, ausgestorbene Dörfer mit vernagelten Fenstern und Türen gesehen. Er hatte eine verhaftete Bäuerin gesehen, eine abgerissene Frau mit abgearbeiteten, dunklen Händen, an deren Hals die Adern hervortraten – die Leute aus dem Konvoi betrachteten sie voller Entsetzen: Sie hatte, vor Hunger wahnsinnig geworden, ihre beiden Kinder gegessen.

In dieser Zeit begann er – ohne die Kommune zu verlassen – das Evangelium zu predigen und Gott um Rettung für die Opfer anzuflehen. Es endete damit, dass er eingesperrt wurde, doch stellte sich heraus, dass Elend und Schrecken der dreißiger Jahre seinen Verstand getrübt hatten. Nach einem Jahr Zwangsbehandlung in der Gefängnisnervenklinik kam er frei, zog nach Weißrussland zu seinem älteren Bruder, einem Biologieprofessor, und fand mit dessen Hilfe Arbeit in der technischen Bibliothek. Doch die düsteren Ereignisse hatten ihn für immer gezeichnet.

Als der Krieg begann und die Deutschen Weißrussland erobert hatten, sah Ikonnikow die Qualen der Kriegsgefangenen, die Judenhinrichtungen in den Städten und Dörfern Weißrusslands. Er verfiel wieder in eine Art hysterischen Zustand und flehte Bekannte und Freunde an, die Juden zu verstecken. Er selbst versuchte, jüdische Kinder und Frauen zu retten. Bald wurde er angezeigt und geriet, wie durch ein Wunder vom Galgen verschont, ins Lager.

Im Kopf des zerlumpten, dreckigen »Latrinenalten« herrschte das Chaos, er vertrat unsinnige, groteske Grundsätze einer Überklassenmoral.

»Da, wo Gewalt ist«, erklärte Ikonnikow Mostowskoi, »herrscht Kummer und fließt Blut. Ich habe das große Leiden der Bauern gesehen, die Kollektivierung aber wurde im Namen des Guten durchgeführt. Ich glaube nicht an das Gute, ich glaube an die Güte.«

»Wir werden uns, Ihrem Rat folgend, darüber entsetzen, dass Hitler und Himmler im Namen des Guten aufgehängt werden. Ohne mich – ich werde mich nicht entsetzen«, erwiderte Michail Sidorowitsch.

»Fragen Sie Hitler«, sagte Ikonnikow, »und er wird Ihnen erklären, dass auch dieses Lager um des Guten willen da ist.«

Während dieser Streitgespräche mit Ikonnikow schien es Mostowskoi, als wären alle seine logischen Argumente so wirkungsvoll wie Messerstiche, mit denen man einer Medusa beizukommen sucht.