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Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Eine Frau kämpft um Gerechtigkeit – und ihr Glück …

Adam Sinclair stirbt bei einem Flugzeugabsturz und hinterlässt seiner jungen Frau Gemma eine große Schaffarm – und ein schweres Erbe. Denn gerade als Gemma wieder Zuversicht schöpft, fällt ein schrecklicher Verdacht auf sie: War Adam in Schiebereien verstrickt? Und wie viel weiß sie selbst darüber? Sie beteuert ihre Unschuld, doch nur ihre Freundin Jess glaubt ihr – und Ben, ein neuer Tierhändler, der umwerfend aussieht und ganz offensichtlich sein Herz an Gemma verloren hat. Gemeinsam stoßen sie auf Adams dunkles Geheimnis, und Gemma versteht, dass nichts in ihrem Leben so war, wie sie dachte …

Rote Erde, große Gefühle und ein schreckliches Verbrechen – eine mitreißende Australien-Saga!

Über Fleur McDonald

Fleur McDonald wuchs in Orroroo, etwas 300 km nödlich von Adelaide in Südaustralien auf und studierte Agrawissenschaften. 1996 kaufte sie sich dann zusammen mit ihrem Mann eine eigene Farm. Heute bewirtschaften sie über 8.000 Morgen Land. Fleur McDonald hat zwei Kinder und schreibt in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Australienromane.

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Fleur McDonald

Wilder Eukalyptus

Australien-Saga

Aus dem Englischen
von Claudia Geng

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Epilog

Impressum

Für Anthony, Rochelle und Hayden, ihr seid alles für mich.

Für Carolyn und Jeff, denen ich von ganzem Herzen danke,

und für Louise Thurtell, die dieses Buch möglich gemacht hat.

Prolog

Tränen rannen über Gemmas Wangen, als sie vor dem Grab stand, eine einsame Gestalt in der heißen Januarsonne. Die Trauergäste hatten sich in die Kühle des Gemeindehauses zurückgezogen, wo sie ein kleiner Empfang mit Tee und kalten Getränken erwartete.

Die Arme fest um sich geschlungen, wusste Gemma nicht, was am meisten schmerzte: die Tatsache, dass er für immer fort war, oder seine letzten Worte, kurz bevor er starb.

Vor Gemmas geistigem Auge liefen die Bilder ab, wie sie im Pick-up über die Anhöhe fuhr, durch dichte Staubschwaden, die nicht allein von der galoppierenden Herde stammten. Die Luft flimmerte von roten Sandkörnern, und der Wind pfiff Gemma so laut um die Ohren, dass sie weder das Brüllen der Rinderherde noch das Dröhnen des Flugmotors hörte. Sie beobachtete, wie das Flugzeug zur Landung ansetzte, wie schon so oft zuvor … Aber irgendetwas stimmte diesmal nicht. Dort drüben konnte er nicht landen – zu wenig Platz –, und außerdem kam er viel zu schnell herunter. Großer Gott, nein!, hatte es Gemma durchzuckt, als das Flugzeug, das ihr Mann steuerte, auf dem Boden aufschlug.

Vor dem Grab gab Gemma sich innerlich einen Ruck. Du darfst nicht so viel grübeln, sagte sie sich. Du musst stark sein. Sie wandte sich in Richtung Gemeindehaus.

Hätte sie sich nur ein paar Sekunden früher umgewandt, hätte sie einen fremden Mann gesehen, der in der Tür des Gemeindehauses lehnte und derart unverfroren zu ihr herüberstarrte, dass sie sich erschreckt hätte.

Alle Köpfe drehten sich zu Gemma, als sie den Gemeindesaal betrat, und die Gespräche verstummten schlagartig. Gleich darauf begannen die Unterhaltungen wieder, um das lastende Schweigen zu füllen. Irgendeiner drückte Gemma eine Tasse Tee in die Hand, und ein anderer sprach ihr leise sein Beileid aus. Sie nahm alles wie durch einen Nebel wahr.

»Gem?« Die Stimme hinter ihr ließ Gemma herumwirbeln. Beim Anblick ihrer besten Freundin füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.

»Jess«, war alles, was sie herausbrachte.

Jess legte den Arm um Gemma. »Na komm, lass uns verschwinden. Du brauchst hier nicht herumzustehen wie Falschgeld.«

Gemma ließ sich von Jess wegbringen, während die Familienangehörigen, Freunde und Nachbarn ihr schweigend hinterhersahen.

Kapitel 1

Gemma wachte schweißgebadet auf. Wieder dieser Albtraum. Erst das trudelnde Flugzeug, dann, wie sie zur Absturzstelle gerannt war, zu Adam. Sein blutverschmiertes Gesicht und seine verdrehten Gliedmaßen. Ihr lauter Frustschrei, als es ihr nicht gelungen war, die Cockpittür zu öffnen. Da hatte Adam plötzlich die Augen aufgeschlagen.

»Ich schaff es nicht, Gem«, hatte er gekeucht. »Bitte, pass gut auf dich auf. Ich habe es mir mit ein paar gefährlichen Leuten verscherzt. Denen ist zuzutrauen, dass sie dich belästigen, wenn ich nicht mehr bin. Es tut mir so leid. Verkauf die Farm.« Das waren Adams Abschiedsworte.

Obwohl es gerade erst zwei Uhr morgens war, schlug Gemma die Bettdecke zurück und stand auf. Sie schlurfte in die Küche und machte sich einen Malzkakao. Aus leidvoller Erfahrung wusste sie, dass in dieser Nacht keine Hoffnung mehr auf Schlaf bestand. Sie schnappte sich ihren dicken Pullover und ihre Ugg Boots und ging ins Büro, das sie bereits gründlich durchsucht hatte, da sie aus Adams letzten Worten einfach nicht schlau wurde. Sie hatte nichts gefunden. Im Moment verdrängte sie jedoch den Gedanken an Adam und schaltete den Computer an. Es war Zeit, sich um die Buchhaltung zu kümmern und eine Entscheidung zu treffen, was mit den fünfundzwanzigtausend Hektar Land geschehen sollte, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte.

Durch dieses Erbe gehörte Gemma mit ihren neunundzwanzig Jahren zu den Farmern mit dem größten Grundbesitz im ganzen Distrikt, und niemand traute ihr zu, eine so große Farm alleine zu managen, doch genau das tat sie. Und das bis heute. Für die schweren Arbeiten beschäftigte sie zwei erfahrene Männer, obwohl sie sich nicht davor scheute, sich die Hände schmutzig zu machen. Aber Gemma war diejenige, die die Entscheidungen traf und die Verantwortung dafür trug, dass alles rundlief.

Obwohl es Adams letzte Bitte gewesen war, hatte Gemma nicht die Absicht, Billbinya zu verkaufen. Ihr Land war gutes, fruchtbares Land. Es lag nördlich der sogenannten Goyder-Line, aber immer noch südlich genug, um etwas mehr Regen abzubekommen als die Gebiete hoch im Norden von South Australia. Dabei hatten etliche Grundstücksmakler Gemma kontaktiert und ihr Kaufangebote unterbreitet, lukrative Angebote, aber ihre Antwort lautete immer nein. Sie wollte die Farm behalten. Die Viehzucht war das Einzige, was sie gelernt hatte und was sie interessierte.

Die anderen Farmer reagierten mit Staunen und Skepsis auf Gemmas Entscheidung.

Als Gemma die Farm mit Adam noch gemeinsam bewirtschaftete, hatte sie allgemeine Anerkennung für ihre Arbeit erhalten. Aber nun, als einzige Frau in einer Männerwelt, weckte sie den Argwohn der Farmersfrauen, die ihre Zeit lieber der Country Women’s Association, der Gartenarbeit oder dem Tennis widmeten statt der Land- und Viehwirtschaft.

Die Männer behandelten sie mit einer Mischung aus Respekt und Verachtung. Gemma wusste, dass die meisten sie für unfähig hielten, die Farm zu leiten. Erst neulich hatte sie bei Hawkins & Jones, dem Großhandel für Farmer, zufällig einen der Kunden sagen hören: »Die Sinclair-Witwe traut sich schon was, aber du wirst sehen – der wird das Farmerspielen ziemlich schnell verleidet sein, wenn ihr das Geld ausgeht. Dann muss sie verkaufen.«

Würde man Gemma fragen, müsste sie zugeben, dass es tatsächlich nicht einfach war, eine so große Farm zu bewirtschaften, aber niemand hatte sie gefragt. Ohne ihre zuverlässigen Viehtreiber Bulla und Garry wäre sie aufgeschmissen. In den letzten sechs Monaten, seit Adams Tod, hatten die beiden häufig Überstunden machen müssen. Sie beklagten sich nie, aber Gemma benötigte dennoch eine weitere Arbeitskraft, um die beiden zu entlasten. Es gab Weiden auf Billbinya, die sie schon wochenlang nicht mehr gesehen hatte, und nur der liebe Gott wusste, in welchem Zustand die Schafe und Kühe dort waren. Ein dritter Mann musste her, beschloss Gemma und machte sich daran, ein Stellenangebot für die Zeitung aufzusetzen.

Nachdem sie den Anzeigentext per E-Mail verschickt hatte, nahm sie sich den Stapel Rechnungen und Briefe vor, die mit der letzten Post gekommen waren. Während sie einen Umschlag nach dem anderen öffnete, wurde ihr Herz immer schwerer. Auf Billbinya wurden überwiegend Hammel gehalten, zusammen mit ein paar Mutterschafen, um den Bestand nachzuzüchten, sowie Rinder. Die Preise für Wolle waren schon seit geraumer Zeit auf dem Tiefstand. Gemma kam immer mehr zu der Überzeugung, dass sie einige grundlegende Dinge auf der Farm ändern musste. Offenbar brachte Wolle derzeit nicht genügend Geld ein, um ihre laufenden Kosten zu decken. Also musste sie einen anderen Weg finden, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern konnte.

Nachdem Gemma ihre Buchhaltung für Mai auf den aktuellen Stand gebracht und die Umsatzsteuer berechnet hatte, ging draußen am Horizont langsam die Sonne auf. Gemma reckte sich auf ihrem Stuhl und erhob sich.

Sie öffnete die Verandatür, die vom Büro auf die Terrasse des geräumigen Farmhauses führte, klappte beide Flügel weit auf und atmete die eisige Morgenluft ein. Das war ihr tägliches Ritual in den acht Jahren, seit sie auf Billbinya lebte.

Die Farm erstreckte sich zum größten Teil über eine sanfte Hügellandschaft. Mitten hindurch floss ein Bach, dessen Ufer riesige alte Eukalyptusbäume und moosbedeckte Felsen säumten.

Der Hof lag am Fuße eines Granitfelsens, umgeben von einer großen Wiese, auf der Efeu und wilde Geranien wucherten. Pfeffer- und Mandelbäume reihten sich am Zaun entlang. Früher einmal gab es einen Obst- und Gemüsegarten für den Eigenbedarf, aber Gemma hatte keine Zeit mehr dafür, seit sie sich alleine um die Farm kümmern musste.

Das Haus war aus Stein gebaut und hatte ein Blechdach. Adams Urgroßvater hatte es errichtet. Die Fenster waren zwar klein, aber das Haus selbst war sehr großzügig gestaltet und verfügte über fünf Schlafzimmer, ein Esszimmer, einen Salon und einen großen Wintergarten, der einen Panoramablick auf die Buschlandschaft bot, die sich bis hoch zu den Bergen erstreckte.

Die Hausseite, auf der das Büro und die Veranda lagen, zeigte hinaus auf flacheres, weites Weideland.

Gemma sah hinüber zu dem Zwinger unter den Bäumen, in dem so früh am Morgen noch alle Hunde dösten, mit Ausnahme ihres treuen Begleiters Scoota. Er hockte vor seinem ausgehöhlten Baumstamm, der ihm als Unterschlupf diente, und lauschte mit gespitzten Ohren auf die Bewegungen seines Frauchens.

Rechts vom Haus stand ein alter Geräteschuppen, in dem die landwirtschaftlichen Maschinen zum Mähen und Düngen der Weiden lagerten. Direkt dahinter lagen die Scheune und die Schafgehege still in der aufgehenden Morgensonne. Die Ochsengehege befanden sich auf einem anderen Teil der Farm, in der Nähe der Viehtreiberhütte, wo Bulla und Garry wohnten.

Gemma beobachtete die goldenen Sonnenstrahlen, die die Blätter der Eukalyptusbäume zum Glänzen brachten. Sie liebte den Tagesanbruch auf der Farm, auch wenn es die Stunde war, in der sie Adam besonders schmerzlich vermisste. Sie waren immer schon bei Morgengrauen zusammen aufgestanden, um beim ersten Kaffee den Sonnenaufgang zu beobachten und sich in Ruhe zu unterhalten. Sie hatten den Tagesablauf besprochen, Entscheidungen getroffen und ihre Zweisamkeit genossen.

Mit einem Anflug von wilder Entschlossenheit verdrängte Gemma ihre Trauer. Sie tauschte ihre Lammfellstiefel gegen Arbeitsschuhe, sprang dann mit einem Satz über das Verandageländer und lief zu ihrem Pick-up, der in dem Carport neben dem Haus stand.

Morgenstund hat Gold im Mund, dachte sie. Sie startete den Motor, und als sie vom Hof fuhr, jauchzte sie laut auf. Sie schüttelte ihr weizenblondes Haar, genoss den Fahrtwind im Gesicht und freute sich auf den bevorstehenden Tag.

An einem anderen Ort, in einem anderen Teil von South Australia, studierte währenddessen ein Mann seine Unterlagen und klopfte dabei nachdenklich mit zwei Fingern auf seine Unterlippe. Er hatte keine Ahnung, wie viel Gemma wusste – falls sie überhaupt etwas wusste. War es Adam gelungen, seiner Frau nach dem Flugzeugabsturz eine Nachricht zukommen zu lassen? Es hieß, Adam sei nach dem Aufprall noch kurz bei Bewusstsein gewesen. Was genau war in diesen letzten Minuten geschehen? Er musste es unbedingt herausfinden 

Kapitel 2

Für Gemma gab es nichts Schöneres, als das eigene Land abzufahren, die saftigen Weiden und die großen Herden mit ihren Jungtieren, die herumtollten, Bocksprünge machten und einander jagten. Über viele Jahre hinweg war hier im Norden kein einziger grüner Grashalm gewachsen. Die Dürre hatte die Weidegründe in trockenen, staubigen Boden verwandelt. Darum war der herrliche Anblick der endlos grünen Wiesen eine Labsal für die Seele.

Gegen halb eins kehrte sie mit ihrem Geländewagen um und fuhr zurück zum Hof, nachdem ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen war. Zu Hause angekommen, stellte sie zunächst den Wasserkocher in der Küche an und ging anschließend direkt ins Büro. Der Anrufbeantworter blinkte.

»Hi Gem, hier ist Jess. Was treibst du? Hast schon eine Ewigkeit nichts von dir hören lassen. Hoffe, es geht dir gut. Ruf mich zurück, wenn du Zeit hast. Bis dann!« Gemma lächelte, während sie Jess’ fröhlicher Stimme lauschte, in der jedoch ein besorgter Unterton mitschwang – sie musste Jess unbedingt anrufen.

»Äh, guten Tag. Hier spricht Mike Martin vom Australian Transport Safety Bureau. Ich möchte Ihnen kurz mitteilen, dass der Unfallbericht zum Absturz der Foxtrott Juliet Papa abgeschlossen ist. Die Unglücksursache war ein Ausfall des Triebwerks, der eine Notlandung erforderlich machte. Daraufhin kollidierte das Fahrwerk mit einem hohen Baum, was schließlich zu einer Bruchlandung mit Todesfolge führte. Sollten Sie dazu weitere Fragen haben, rufen Sie mich an. Ich bin heute den ganzen Tag im Büro zu erreichen.«

»Bruchlandung mit Todesfolge?«, murmelte Gemma, während sie sich die Telefonnummer notierte, die anschließend folgte. Sie lehnte sich gegen den Schreibtisch, und plötzlich hatte sie wieder das Flugzeug vor Augen. Wie es in der Luft geschwankt hatte, wie die Räder unter dem Rumpf weggeknickt waren und wie das Blech sich einer Ziehharmonika gleich zusammenfaltete, als die Maschine auf dem Boden aufschlug.

»Gem, ich bin’s noch mal.« Gemma blickte geistesabwesend auf den Anrufbeantworter. »Ich habe spontan beschlossen, am kommenden Wochenende zu dir rauszukommen. Schätze, ich bin Freitagabend so gegen halb acht da. Ich melde mich kurz, bevor ich losfahre. Freu mich auf dich!«

»Das ist ja super!«, sagte Gemma laut. Die Stimme ihrer Freundin hatte die schlimmen Bilder in ihrem Kopf vertrieben.

»Bist du da, Gemma?« Der Lautsprecher erwachte knackend und rauschend zum Leben, als Bulla, einer ihrer Viehtreiber, sie anfunkte. Gemma drehte sich zu der Funkstation in dem Regal mit den Ordnern um, in denen die letzten drei Generationen ihrer Viehzucht dokumentiert waren, und nahm das Sprechmikrofon in die Hand.

»Ja?«, antwortete sie.

»Gem, ich habe schon wieder ’ne Schafherde mit Zuwachs entdeckt. Schätze, es sind ungefähr vierhundert Stück mehr, als wir dachten. Wir brauchen mehr Material, um die Lämmer zu kennzeichnen.«

»Oh«, stieß Gemma überrascht aus. Adam hatte die Bestandsbücher immer sehr genau geführt, und doch war das nun schon das dritte Mal seit seinem Tod, dass sie eine Herde fanden, deren Zahl sich deutlich vergrößert hatte. »Seltsam. Gut, was soll’s, ich kümmere mich darum. Sonst ist alles okay?«

»Ja. In ungefähr ’ner halben Stunde sind wir da.«

Gemma verabschiedete sich von Bulla und ging anschließend in die Küche, um sich eine Kleinigkeit zuzubereiten. Während sie aß, machte sie nebenbei eine Liste der Besorgungen, die sie in der Stadt zu erledigen hatte. Sie wusste, dass sie Mike Martin zurückrufen musste, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Die Lämmer hatten Vorrang – und Jess, auf die sie sich schon sehr freute.

Gemma war ganz aufgeregt. Jess hatte angerufen – sie war bereits unterwegs –, und Gemma konnte es kaum erwarten, endlich mal wieder weibliche Gesellschaft zu haben. Obwohl sie Adam über alles geliebt hatte, war nicht zu leugnen, dass ihre Freundschaften unter der Ehe gelitten hatten, da sie ihre ganze Zeit der Farm und ihrem Mann widmete. Nicht dass sie sich beklagte – so hatte sie es schließlich gewollt –, aber hin und wieder vermisste sie schon die Partynächte bis zum frühen Morgen mit ihrer lebenslustigen und vor Energie sprühenden Freundin. Jess und Gemma hatten schon viel zusammen erlebt. Beide waren auf Farmen aufgewachsen. Sie waren im selben Bus zur Schule gefahren, bis Jess’ Eltern ihre Farm aufgegeben hatten und nach Port Pirie gezogen waren. Als die beiden Mädchen erfuhren, dass sie auf dasselbe Internat kommen würden, zusammen mit ihren Freundinnen aus der Grundschule, war die Freude unbeschreiblich groß. Seitdem waren Gemma und Jess unzertrennlich.

Natürlich ging Jess nicht mehr ganz so oft feiern, seit sie berufstätig war – in einer Bank, ausgerechnet! Gemma schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn sie daran dachte, welchen Beruf Jess gewählt hatte. Sie hatte erwartet, ihre wilde, unternehmungslustige Freundin würde sich etwas Revolutionäres aussuchen, womit sie die Welt auf den Kopf stellen konnte – doch stattdessen war aus Jess eine langweilige Finanzberaterin geworden. Das war fast so schlimm wie Verwaltungsfachangestellte!

Schmunzelnd legte Gemma Musik auf, mixte sich einen Rum mit Cola und sang laut mit, während sie die Soße für das Lamm zubereitete, das sie eigenhändig gezogen, geschlachtet und gekocht hatte und das jetzt im Backofen schmorte. Die Zucht und das Schlachten lagen ihr, das Kochen allerdings weniger, dachte sie.

Kurze Zeit später sah Gemma einen aufgemotzten roten Pick-up auf den Hof fahren und eilte nach draußen. Jess besaß einen richtigen Angeberwagen, wie ihn gewöhnlich junge Kerle fuhren, voll ausgestattet mit großen Suchscheinwerfern, Funkantenne und Autogrammen von berühmten Country-Sängern auf der Heckklappe, und über dem Armaturenbrett lag eine Thekenmatte, die Jess aus dem Oodnadatta Pub hatte mitgehen lassen, als sie das Pferderennen besuchten. Der Wagen war immer blitzblank geputzt und sah nur selten schmutziges Gelände. Gemma lief ihrer Freundin mit ausgebreiteten Armen entgegen und fiel ihr um den Hals.

»Jess, da bist du ja endlich!«

»Gem, Süße, wie schön, dich zu sehen.« Jess erwiderte die stürmische Umarmung. »O Mann, ich hatte ganz vergessen, wie weit es ist bis Billbinya. Ich habe nicht daran gedacht, mir für die Fahrt was zu trinken mitzunehmen. Ich bin es eben gewohnt, am Steuer nichts zu trinken. Aber nicht einmal die Polizei verirrt sich nach hier draußen!«

»Du Ärmste, das war bestimmt hart für dich, hundertfünfzig Kilometer ohne einen Tropfen Alkohol.«

»Na ja, da kann man schon Durst bekommen.«

»Offensichtlich«, sagte Gemma trocken.

»Und, wie geht es dir?«, fragte Jess, als sie zum Haus gingen, die Arme locker umeinandergeschlungen.

»Manchmal ist es nicht leicht. Aber ich schlage mich tapfer.«

»Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Irgendwas Neues von deinen Schwiegerleuten?«

»Hey, heute Abend wollen wir uns amüsieren, okay?«, sagte Gemma. »Lass uns morgen über diesen Kram reden.«

Während Gemma den Arm von Jess warm auf ihrer Schulter spürte, empfand sie einen inneren Frieden, den sie seit Adams Tod nicht mehr gekannt hatte. Es war schön, sich fast wieder wie ein Ganzes zu fühlen und zu wissen, dass sie nichts zu befürchten hatte, was auch immer geschehen mochte.

An der Küchentür schlug ihnen ein beißender Geruch entgegen. »Mist! Das ist meine Bratensoße«, rief Gemma und stürzte an den Herd. Jess – eine fantastische Köchin – musste so sehr lachen, dass ihr fast die Tränen kamen.

»Deine Kochkünste sind also nicht besser geworden! Was gibt es denn nun zum Abendessen? Ich habe Kohldampf«, sagte Jess, machte den Kühlschrank auf und nahm sich eine Cola heraus. Knackend öffnete sie die Dose und lehnte sich gegen die Küchenanrichte. »Toast mit Rührei? Oder überbackene Sandwiches?«

»Hör auf! So eine schlechte Köchin bin ich nun auch wieder nicht. Ich koche eben selten, jetzt, wo ich alleine bin. Wir haben ja immer noch den Lammbraten – dann essen wir ihn eben ohne Soße.«

»Lammbraten? Mmm, Lammfleisch hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr!« Jess schob Gemma sacht zur Seite. »Lass mal den Profi ran.« Sie versuchte, von der Soße zu retten, was zu retten war. »Ich glaube, wir müssen mehr davon ansetzen. Wo finde ich Mehl?«

»In der Speisekammer.« Gemma betrachtete Jess. Ihre roten Haare hingen offen über ihre Schultern, und ihre Sommersprossen und grünen Augen stachen von ihrer blassen Haut ab. »Du hast in letzter Zeit wohl nicht viel Sonne gesehen«, bemerkte sie.

»Allerdings«, stieß Jess seufzend aus. »Nun ja, ich arbeite im Büro, da bekommt man nicht viel Sonne ab. Aber …«, sie hob den Zeigefinger, »… dafür wurde ja Make-up erfunden.«

»Du bist so auffallend fröhlich«, sagte Gemma. »Wo drückt der Schuh?«

»Wie du vorhin schon gesagt hast, lass uns morgen über diesen Kram reden«, entgegnete Jess, den Kopf in der Speisekammer. »Ich kann hier nirgendwo Mehl entdecken. Nicht zu fassen, dass du keins im Haus hast – oh, da ist es ja. Gemma Sinclair, das Mehl ist bereits seit einem Jahr abgelaufen! Eines Tages wirst du dir noch eine Lebensmittelvergiftung holen. Na ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen.«

»Ich brauche eben kaum Mehl«, rechtfertigte sich Gemma.

»Na komm, kümmern wir uns um das Essen, und ich erzähle dir den neuesten Klatsch aus der Stadt. Du wirst nicht glauben, wen ich gestern beim Friseur getroffen habe.«

»Wen denn?«, fragte Gemma.

»Gabby Clarke. Kannst du dich noch an sie erinnern, damals in der Schule? Blond, Beine bis in den Himmel, superdünn. Ich wollte zuerst gar nicht glauben, dass sie es ist. An ihrem Rockzipfel hingen gleich drei Blagen.«

»Du veräppelst mich!«, stieß Gemma aus. »Ich wusste nicht einmal, dass Gabby verheiratet ist.«

»Ja, schon seit fünf Jahren, mit irgendeinem Typen aus der Stadt.« Jess schlug sich theatralisch gegen die Stirn. »Oh, und rate mal, mit wem ich letzte Woche einen trinken war.«

»Keine Ahnung. Sag mal, gehst du zwischendurch auch arbeiten?«

»Klar, aber nur, wenn es meine Freizeit erlaubt«, antwortete Jess trocken, lachte aber gleich darauf über ihren Scherz. »Übrigens, du kommst nie darauf, wer seit Neuestem wieder in der Stadt ist«, fuhr sie fort.

»Wer denn?«

»Paige Nicholls.« Ein kurzes Schweigen entstand, und die beiden Frauen dachten an die Tragödie, die zwei ihrer Freunde das Leben gekostet hatte, und an die Rolle, die Paige dabei gespielt hatte.

»Das ist ja interessant. Ich frage mich, warum sie wieder hier ist.«

Jess zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ist mir auch egal.«

Sie schwatzten fröhlich den ganzen Abend weiter und genossen ihr Beisammensein. Gegen Mitternacht reckte sich Gemma und sagte: »Mensch, so lange war ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr auf. Ich sollte ins Bett. Morgen früh muss ich mich als Erstes um die Färsen kümmern. Ich habe nämlich Bulla und Garry das Wochenende freigegeben.«

»Ja, ich bin auch reif fürs Bett. Wo schlafe ich?«

»Im selben Zimmer wie beim letzten Mal. Zweite Tür rechts. Weißt du noch, wo das Bad ist?«

»Ja. Was ist mit dem Abwasch?«

»Der kann bis morgen warten. Möchtest du mich morgen früh begleiten?«

»Um wie viel Uhr brichst du auf?«

»So gegen halb sechs.«

»Vergiss es! Sorry, Gem, aber in diesem Fall fährst du wohl besser ohne mich los.«

»Schlaf gut, Jess«, sagte Gemma lächelnd. »Schön, dich bei mir zu haben.«

Jess beugte sich vor, um ihre Freundin zu umarmen. »Ich bin auch froh, hier zu sein. Mein letzter Besuch ist schon viel zu lange her. Gute Nacht.«

Es ist ein gutes Gefühl, jemanden im Haus zu haben, dachte Gemma, als sie unter ihre Bettdecke kroch. Und zum ersten Mal seit Monaten fiel sie sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Kapitel 3

Um fünf Uhr stand Gemma auf, machte sich einen Kaffee und schaute hinaus in den kalten, klaren Morgen. Am Horizont schimmerte fahl das erste Tageslicht. Gemma mochte die Sonne sehr, aber als sie das Radio anschaltete, um den Wetterbericht zu hören, hoffte sie auf Regen. In diesem Jahr hatte es zwar schon verhältnismäßig oft geregnet, aber Gemma konnte nie genug davon haben.

Um halb sechs war es draußen schon fast hell, und Gemma schrieb für Jess eine Notiz, dass sie nicht vor acht Uhr zurück sein würde, obwohl sie davon ausging, dass Jess dann ohnehin noch in den Federn lag.

Gemma band ihren Hund Scoota los, der zur Begrüßung ausgelassen um ihre Beine jagte, stieg dann in den Pick-up und machte sich auf zu der Koppel, auf der die Färsen weideten, in Gedanken bei Jess. Irgendetwas stimmt mit Jess nicht, dachte Gemma, aber sie wusste, dass Jess erst darüber reden würde, wenn sie es für richtig hielt. Die Freundinnen hatten sich schon öfter in der Wolle, weil Jess sich von Gemma bedrängt gefühlt hatte. Dabei hatte Gemma nur helfen wollen.

Auf ihrer Tour über die Weiden musste Gemma immer wieder Gattertore öffnen und schließen, und sie überquerte etliche Weideroste, bevor sie schließlich die Färsenkoppel erreichte. Sie zählte ungefähr hundert Tiere; hier schien alles in Ordnung zu sein. Gemma beschloss, am Nachmittag nochmals rauszufahren und nach der Herde zu schauen.

Jess war aufgewacht, als Gemmas Wagen vom Hof fuhr. Nachdem sie sich eine Weile im Bett herumgewälzt hatte, ohne wieder einschlafen zu können, beschloss sie, dass ein Kaffee nicht schaden konnte, statt weiter herumzuliegen und vor sich hin zu grübeln. Also stand sie auf und zog sich an. Wenig später ging sie mit einer dampfenden Kaffeetasse hinüber in den Salon und schürte das Feuer im Kamin. Dann spazierte sie durch den Raum und blieb vor der Wand stehen, an der Gemmas Hochzeitsfoto hing. Nachdenklich betrachtete sie Adam und fragte sich laut: »Warst du wirklich der hinterhältige Schuft, für den ich dich halte?«

Jess verharrte lange vor dem Bild, während sie an ihrem Kaffee nippte und sich die Gespräche mit Adam in Erinnerung rief, auf der Suche nach einem Zusammenhang mit den Gerüchten, die in der Stadt kursierten. Aber ihr fiel nichts ein. Sie seufzte, stellte ihre Tasse weg und ging nach draußen. Instinktiv wandte sie sich in Richtung Scheune, am Hundezwinger vorbei. Gemma war eine Hundenärrin und besaß immer mindestens ein halbes Dutzend, egal ob die Hunde zur Arbeit taugten oder nicht. Jess band Scuba los, den Hofhund; er konnte sie auf ihrem Spaziergang begleiten. Scuba war ein Labradormischling, in dem sich ein Dutzend verschiedene Rassen fanden. Er hatte vorher einem alten Planierraupenfahrer gehört, der ihn einschläfern lassen wollte, als er ihn nicht mehr mit zur Arbeit nehmen konnte. Heutzutage hatten viele Farmer etwas dagegen, wenn die Landarbeiter ihre eigenen Hunde mitbrachten.

Jess war nicht sehr oft auf Billbinya gewesen.

Während Scuba um ihre Beine herumtollte, marschierte sie weiter und betrat die Scheune. Schon seit ihrer Kindheit liebte sie den Geruch von Lanolin, der allen Scherschuppen anhaftete, und den öligen Glanz auf den Holzoberflächen. Die Trennbalken waren völlig abgewetzt von unzähligen Schafleibern, die im Laufe der Jahre an dem Holz entlanggeschrammt waren. Jess atmete den Geruch in der Scheune tief ein und genoss die Stille, bevor sie wieder nach draußen ging und den Blick über die Landschaft schweifen ließ.

Sie schlenderte in Richtung Bach weiter, beugte sich zu Scuba herunter, um ihn zu tätscheln, und hob ein Stück Wurfholz auf. »Soll ich es ihr sagen?«, fragte sie den Hund.

Als Gemma auf das Farmhaus zuging, konnte sie bereits von draußen riechen, dass es Eier mit Speck gab. Sie betrat die Küche und sagte: »Ich hätte nicht gedacht, dich schon so früh auf den Beinen zu sehen.«

»Oh, ich bin durchaus in der Lage, früh aufzustehen – aber glücklicherweise kann ich es mir meistens aussuchen. Möchtest du Kaffee?«, fragte Jess.

»Was glaubst du denn?«

»Und, was steht heute auf dem Plan? Hast du zu tun?«, fragte Jess, während sie sich um den Kaffee kümmerte und den Speck in der Pfanne wendete.

»Nein, ich stehe dir voll zur Verfügung. Was möchtest du gerne machen?«

»Ich habe mir überlegt, es wäre ganz nett, mal wieder unter freiem Himmel zu schlafen. Wir könnten runter zu der Stelle am Bach, wo wir früher immer waren, als du mit Adam frisch zusammen warst. Wir nehmen die Schlafsäcke mit und machen uns ein hübsches Lagerfeuer – du weißt schon, so wie früher, bevor wir alt und vernünftig geworden sind.«

Gemma nickte langsam, während sie sich mit der Idee anfreundete. »Ja, campen im Winter. Ein warmes Feuer, die kalte Luft und ein bisschen Portwein, um uns von innen zu wärmen. Klingt großartig. Ich muss allerdings vorher noch mal nach den Färsen sehen, dann können wir aufbrechen.«

»Du hast einen neuen Wagen«, bemerkte Jess, nachdem sie am späten Nachmittag ihre Rucksäcke und den Proviant auf der Ladefläche des Pick-ups verstaut hatten.

»Ja.« Gemma strich über das Armaturenbrett des neuen weißen Toyota Land Cruiser, während sie ihn über die holprige Weide lenkte. »Den habe ich mir nach Adams Tod geleistet. Auf dem Hof stehen nur lauter alte Klapperkisten. Ich dachte, wenn ich die Weiden abfahre und so lange Strecken alleine unterwegs bin, brauche ich ein verlässliches Auto.«

»Gute Idee. Der reinste Horror, mitten in der Pampa liegenzubleiben und auf fremde Hilfe warten zu müssen«, sagte Jess. Kurz darauf erreichten sie auch schon ihren alten Campingplatz. Es sah alles noch genau so aus, wie Jess es in Erinnerung hatte – eine geschützte Stelle direkt am Bach, gesäumt von hohen Kieferbäumen, einem moosbewachsenen Granitfelsen und einem weichen Kiesstrand.

Als Gemma das Feuer schürte, lachte sie und sagte: »Ich glaube es nicht, dass wir das tatsächlich tun. Wie alt sind wir eigentlich? Wir sollten uns doch wie verantwortungsbewusste Erwachsene verhalten. Aber es kommt mir vor, als wären wir wieder fünfzehn und würden auf der Farm meiner Eltern campen, um ungestört laute Musik zu hören und heimlich zu rauchen.«

»Hey, möchtest du Bacardi-Cola? Lass uns feiern wie früher. So oft werden wir nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen.«

»Klingt gut.« Während Jess die Getränke aus der Kühlbox nahm, richtete Gemma das Lager her.

Sie legte Holz nach und holte dann aus einer Kiste auf der Pritsche einen Grillrost, Fleisch und Mehl.

»Willst du etwa Buschbrot backen? Großartig! Obwohl … Wie alt ist das Mehl noch mal?«

Gemma warf eine Handvoll Mehl nach Jess. »Los, mach dich nützlich. Wickel die Kartoffeln in Alufolie und leg sie anschließend in die Glut. Wenn schon, dann machen wir es richtig.«

»Ah, eine Nacht unter freiem Himmel ist genau das, was ich seit Langem brauche«, sagte Jess etwas später, während sie sich gegen ihren Rucksack lehnte und versonnen ins Feuer starrte. »Sag, Gem, wie geht es dir wirklich? Du hast noch nicht viel von dir und der Farm erzählt.«

Gemma nahm ihre Getränkedose, hockte sich auf ihren Rucksack und sah Jess an.

»Ich komme zurecht. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt – nein, das kam jetzt falsch rüber. Es ist verdammt schwer, ich vermisse Adam unheimlich, und ich würde alles tun, um ihn zurückzubekommen … Ich muss mich jetzt um so viele Dinge kümmern, was ich mir früher nie hätte vorstellen können. Aber ich kann es.«

»Natürlich kannst du das«, meinte Jess entrüstet.

»Ja, aber trotzdem gibt es noch so vieles, was ich Adam gerne gefragt hätte, und das frustriert mich. Und dass ich abends ohne ihn ins Bett muss, dass ich niemanden habe zum Kuscheln und zum Reden …« Gemmas Stimme wurde immer weicher. Sie schlug die Augen nieder und fingerte nervös an ihrer Bacardi-Cola-Dose herum. »Ich fühle mich ein bisschen einsam. Manchmal bekomme ich tagelang niemanden zu Gesicht außer Garry und Bulla. Ich bin immer richtig froh, wenn die Viehhändler kommen. Dann kriege ich endlich ein paar Neuigkeiten aus der Gegend zu hören und habe mal jemand anderen zum Reden. Jemanden, der sich mit dem Geschäft gut auskennt und neue Ideen mitbringt.«

Gemma stand auf und stellte sich an den Klapptisch, um den Teig für das Buschbrot zu bearbeiten.

»Aber ich denke, es ist ganz gut, dass ich so viel zu tun habe. So komme ich wenigstens tagsüber nicht ins Grübeln. Es ist nicht leicht, so eine riesige Farm kostendeckend zu managen. Ich meine, ich habe zwar früher mal ein bisschen Buchhaltung gemacht, aber in den letzten Jahren hat sich ausschließlich Adam darum gekümmert. Er hatte den Überblick, wann die großen Ratenzahlungen fällig waren, zum Beispiel der Kredit für den neuen Traktor oder die Hypothek an seine Eltern. Um ehrlich zu sein, ich habe keinen Schimmer, wie er das mit den Raten hinbekommen hat. Manchmal reicht das Geld auf dem Konto nicht einmal, um die Löhne zu bezahlen, geschweige denn irgendwelche Kredite. Ich habe keine Ahnung, wie ich die nächste Rate an Adams Eltern aufbringen soll, aber mir fällt schon was ein. Sind ja noch ein paar Monate.«

Stille breitete sich aus, die nur vom Knistern des Feuers unterbrochen wurde. Jess bemerkte, dass der Klapptisch wackelte, weil Gemma den Teig härter knetete, als nötig war – das einzige Anzeichen, dass sie innerlich aufgewühlt war. Jess konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre Freundin ihre Trauer noch nicht richtig verarbeitet hatte. Gemma war schon immer gut darin gewesen, ihre Gefühle zu unterdrücken.

Ohne von ihrem Teig aufzuschauen, sagte Gemma: »Ich finde eigentlich, dass ich meine Sache ganz gut mache. Aber neulich in der Stadt habe ich zufällig jemanden sagen hören, ich würde mich nur als Farmerin aufspielen. Das hat mich sehr getroffen. Ich weiß, dass die Leute über mich reden, aber es tut schon weh, wenn man so etwas mitbekommt.« Sie hob den Blick und lächelte traurig. »Das ist kein Spiel, Jess. Ich versuche ernsthaft, die Farm zu leiten.«

»Oh, Gem, ich würde nie auf die Idee kommen, dass dir die Sache nicht ernst ist. Ich habe schon immer gewusst, dass du das Zeug dazu hast. Das war doch immer dein größter Wunsch – weißt du noch, auf unserem stinkfeinen Internat hattest du ständig Heimweh. Unsere Gemma braucht das weite, offene Land!«

»Ich vermisse Adam jeden Tag, aber das Leben geht weiter, und ich will das Beste daraus machen«, sagte Gemma leise.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Teig und murmelte etwas, das Jess nicht verstehen konnte.

»Was hast du gesagt?«, fragte Jess.

»Ich sagte, ich wünschte, dass ich Adam fragen könnte, wie es zu den großen Abweichungen bei den Viehbeständen kommt«, wiederholte Gemma.

»Große Abweichungen?«, fragte Jess mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

»Wir haben einen unerklärlich hohen Zuwachs an Mutterschafen, was bedeutet, dass wir auch mehr Lämmer haben. Seltsam, Adam war sonst immer so genau mit den Zahlen. Bulla sagt, Adam kannte die Größe jeder einzelnen Herde auswendig. Aber plötzlich haben wir Zuwächse von bis zu fünfhundert Tieren. Das ist ungewöhnlich viel. Nächste Woche kommt der Viehhändler, dann zählen wir den kompletten Bestand, Schafe und Rinder. Ich muss bis zum dreißigsten Juni ein genaues Ergebnis haben, weil dann die Steuer fällig ist.«

Jess zögerte kurz. Das war praktisch ihr Stichwort. »Weißt du, Gem …«

Aber Gemma war noch nicht fertig. »Adam saß oft am Computer, um das Herdbuch zu aktualisieren, auch wenn es gar keine Änderungen gab, wie er dann immer behauptete, aber ich dachte halt, er plant für den nächsten Tag oder so.« Sie zuckte mit den Schultern und schenkte Jess ein strahlendes Lächeln. »Na gut, der Teig ist jetzt fertig und kann auf das Feuer. Außerdem brauche ich einen neuen Drink.«

Jess klappte den Mund auf, um jetzt zu reden, schloss ihn aber gleich wieder. Die Gelegenheit war verstrichen.

Nachdem sie gegessen hatten, rollte Jess ihren Schlafsack neben der Feuerstelle aus. Dann streifte sie ihre Stiefel ab und schlüpfte in die wärmende Hülle. Gemma legte einen dicken Ast ins Feuer und folgte anschließend Jess’ Beispiel.

»Hast du immer noch Ärger mit Ian und Joan?«, fragte Jess.

»Ah, die bösen Schwiegereltern … Nein, eigentlich nicht. Adams Tod hat sie so sehr erschüttert, dass sie ihren Schmerz an mir ausgelassen haben. Sie konnten anfangs nicht verstehen, dass Adam mir die Farm vererbt hat, statt sie wieder an seine Eltern zu überschreiben, aber ich glaube, das Thema ist mittlerweile gegessen. Solange sie ihr Geld bekommen, ist alles in bester Ordnung. Wenn ich in der Stadt bin, besuche ich sie regelmäßig, und hin und wieder rufen sie an, um sich nach mir zu erkundigen, aber im Grunde haben wir nicht viel miteinander zu schaffen. Ian ist der Meinung, eine Frau ist nicht imstande, eine Farm zu leiten. Ich lasse ihn in dem Glauben, dass mein Vater mich bei allen Entscheidungen berät.«

»Und wie steht Billbinya finanziell da? Ist es wirklich so schlimm, wie du vorhin angedeutet hast?«, fragte Jess vorsichtig.

»O nein, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Die Viehwirtschaft ist eben ein schwieriges Geschäft. Das Konto ist permanent in den Miesen, aber ich kriege das schon irgendwie geregelt. Egal, was ist eigentlich mit dir? Ich sehe dir doch an, dass irgendwas nicht stimmt. Hast du Liebeskummer?«

Jess’ Magen schnürte sich zusammen. »Was soll mit mir sein?«, sagte sie in unbefangenem Ton. »Bei mir läuft alles bestens. Ich schufte wie ein Ochse und habe kaum Freizeit, aber sonst geht es mir prima.«

»Aha«, sagte Gemma, die die Antwort zwar nicht überzeugend fand, aber dennoch darauf verzichtete weiterzubohren. »Und was ist mit deinem Freund … wie heißt er noch gleich? Brad, Chad, Gonad?«

»Brad!«, stellte Jess empört richtig und beugte sich vor, um in Gemmas Schlafsack zu boxen. »Er ist einfach wunderbar«, fügte sie schwärmend hinzu.

»Sind sie das nicht alle am Anfang?«, entgegnete Gemma spöttisch.

»Brad ist anders«, erwiderte Jess.

»Das sagst du jedes Mal.«

»Aber diesmal stimmt es. Er ist groß, dunkelhaarig …«

»Groß, dunkelhaarig und sieht gut aus«, fiel Gemma ihr ins Wort. »Was machst du eigentlich, wenn dich mal ein hässlicher Mann anspricht, Jess?«

»Brad ist wirklich fantastisch«, fuhr Jess unbeirrt fort. »Er ist Agraringenieur und lebt erst seit anderthalb Jahren in Pirie. Vor Kurzem hat er sich selbstständig gemacht, nachdem er zuvor für eine große Viehagentur tätig war. Brad meint, als Selbstständiger kann er mehr verdienen.«

»Und warum ist er anders? Was gefällt dir an ihm besonders gut?«

»Na ja«, druckste Jess herum, »das kann ich dir nicht sagen – aber du kannst es dir ja sicher denken!«

»Ich hätte erst gar nicht fragen sollen«, sagte Gemma und lachte auf.

»Nein, im Ernst, Brad ist wirklich anders. Er hört mir zu, er redet mit mir, wir verbringen gerne unsere Zeit gemeinsam. Das Leben kann sehr einsam sein. Ich meine, ich habe zwar einen großen Freundeskreis, aber du bist die Einzige, die mich richtig gut kennt. Und bei Brad habe ich das Gefühl, dass er mich immer besser versteht. Trotzdem ist er kein Weichei, wenn du verstehst, was ich meine. Und man kann mit ihm jede Menge Spaß haben.«

»Tja, Jess, dann hoffe ich mal, dass Brad dein wahrer Traumprinz ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du tatsächlich ernst machen willst!«

»Ja, ich weiß, was du meinst, ich auch nicht. Aber noch habe ich keine kalten Füße bekommen, obwohl wir wirklich viel Zeit miteinander verbringen.«

Sie streckten sich in ihren Schlafsäcken aus und betrachteten den Sternenhimmel und die Funken, die das Feuer durch die Luft wirbelte, ohne ein weiteres Wort zu wechseln.

Kapitel 4

In den darauffolgenden Wochen hatte Gemma viel zu tun. Vor lauter Arbeit kam sie nicht einmal dazu, in die Stadt zu fahren. Auf ihre Stellenanzeige hatten sich einige Männer beworben, und sie führte ein paar Vorstellungsgespräche, aber keiner der Bewerber stach heraus. Da Gemma dringend eine zusätzliche Arbeitskraft benötigte, stellte sie wider besseres Wissen Jack Marshall ein, einen Mann Mitte dreißig, der den Großteil seines Lebens auf Farmen oben im Norden Australiens verbracht hatte. Jack war ein großer Mann mit einem dichten, buschigen Bart und einem abgebrochenen Schneidezahn, der zu sehen war, wenn er lächelte. Er war in einem weißen Pick-up gekommen, auf dessen Heckscheibe das geschmacklose Porträt einer nackten Blondine klebte. Jack machte einen ziemlich mürrischen Eindruck, aber seine Arbeitszeugnisse waren tadellos. Er war noch nie unangenehm aufgefallen, was für ihn sprach. Während Bulla und Garry weitab vom Hof wohnten, auf einem anderen Teil der Farm, würde Jack schließlich in der Schlafbaracke neben der Scheune sein Quartier beziehen, in nicht allzu weiter Entfernung vom Haus.

Die Baracke bot sich als Unterkunft an, da bei Bulla und Garry kein Platz war. Es gab acht Zimmer, die normalerweise nur während der Schur belegt waren. Gemma hatte keinen vierten Geländewagen, den sie Jack zur Verfügung stellen konnte, darum bat sie Garry, das alte Motorrad wieder flottzumachen, das hinten im Geräteschuppen vor sich hin rostete.

Am letzten Junitag erhielt Gemma einen Anruf von Ned Jones, einem der Geschäftsführer von Hawkins & Jones, Viehagentur und Farmwirtschaftsgroßhandel. Ned schaute regelmäßig auf Billbinya vorbei, wenn er in der Gegend war. Seit Wochen opferte er bereitwillig seine Zeit, um Gemma dabei zu helfen, den kompletten Viehbestand von Billbinya zu zählen. Ned war ein Mann mittleren Alters mit einem stattlichen Bierbauch, einem großen Hut und einem sonnenverbrannten Gesicht, da er sich meistens draußen aufhielt, und er war immer zu Scherzen aufgelegt. Für Gemma verkörperte Ned einen klassischen Viehhändler der alten Schule.

Als Ned vor dem Rindergehege hielt, saß er nicht alleine im Wagen. Gemma ging hinüber, um ihn zu begrüßen.

»Hi, Ned, wie geht’s?«

»Hallo, Gemma, alles klar? Mir geht es gut.« Ned hievte sich aus dem Wagen und deutete mit seiner schwieligen Hand auf die Beifahrerseite. »Gemma, dieser junge Bursche hier ist Ben Daylee. Er arbeitet seit Kurzem für uns. Ben, das ist Gemma Sinclair.«

Gemma sah zu dem jungen Mann hinüber, während dieser aus dem Wagen stieg. Sie hatte eigentlich einen jungen Auszubildenden erwartet, musste jedoch überrascht feststellen, dass Ben in ihrem Alter war. Während sie ihn musterte, verschlug es ihr den Atem, und sie errötete leicht. Sie hoffte, dass es niemand bemerkte. Ben sah einfach blendend aus.

Gemma reichte ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Wissen Sie auch, worauf Sie sich eingelassen haben, mit dem da als Chef?« Sie deutete auf Ned.

Ben lächelte. Perfekte Zähne. War irgendetwas an ihm nicht perfekt?, fragte sich Gemma im Stillen.

»Sicher, aber weiß Ned auch, worauf er sich mit mir eingelassen hat? Ich kann ihm bestimmt noch das eine oder andere beibringen.«

»Darauf wette ich«, sagte Gemma. »Gut, dann gehen wir mal zu den Ochsen …« Sie wandte sich um und marschierte voraus zum Gehege, während Ned und Ben ihr folgten.

»Schöne Tiere«, bemerkte Ben anerkennend, als sie die Herde begutachteten.

»Danke. Mein Mann und ich haben sie von meinem Vater gekauft. Er züchtet Angus. Kennen Sie sich mit Rindern aus?«

»Ich bin auf einer Rinderfarm aufgewachsen. Meine Eltern besitzen im Süden viertausend Morgen Land. Sie züchten übrigens ebenfalls Angus.«

»Oh, welcher Stammbaum?«, fragte Gemma, mehr, um Bens Wissen zu testen als aus aufrichtigem Interesse. Viele Neulinge in der Branche dachten, sie verstünden etwas vom Geschäft, obwohl sie in Wirklichkeit nur wenig Erfahrung besaßen.

»Im Wesentlichen züchten wir drei Blutlinien. Wir arbeiten überwiegend mit künstlicher Befruchtung und Embryotransfer. Der Samen stammt von amerikanischen Deckstieren.« Ben erzählte detailliert von der Rinderzucht seiner Eltern, während Gemma aufmerksam zuhörte. Kein Zweifel, er kannte sich mit Rindern aus.

»Ich helfe hin und wieder auf der Farm meiner Eltern aus, wenn die Kühe künstlich besamt werden«, sagte Gemma. »Vor ein paar Jahren habe ich sogar einen Fortbildungskurs gemacht. Aber hier auf Billbinya benötige ich dieses Wissen nicht, weil ich selbst keine Rinder züchte. Ich kaufe sie lieber bei anerkannten Züchtern. Meistens bei meinem Vater, aber auch bei anderen, um identische Blutlinien zu vermeiden.«

»Okay«, unterbrach Ned das Gespräch, »fangen wir mit der Arbeit an.«

Der gesamte Rinderbestand durchlief den Treibgang, während Ben und Ned zählten. Bulla und Jack kümmerten sich um einen reibungslosen Ablauf im Gehege, und Garry sorgte für Nachschub von den Weiden. Nachdem alle Rinder gezählt waren, lud Gemma die beiden Viehagenten zu einem Kaffee ins Haus ein, während Garry, Bulla und Jack die Herden auf ihre Koppeln zurückbrachten.

Ned addierte die Stückzahlen, die er sich in den vergangenen Wochen notiert hatte, und erläuterte anschließend Gemma das Ergebnis, nachdem sie sich zu ihm an den Küchentisch gesetzt hatte.

»Also, Gemma, unsere Zählungen decken sich nicht mit Adams Buchhaltung. Fast alle Schafherden sind größer als dokumentiert. Manche haben einen Zuwachs von bis zu fünfhundert Tieren, im Schnitt sind es um die hundertfünfzig. Dafür stimmen die Zahlen bei den Rindern einigermaßen, sieht man von den Mastochsen ab, wo wir siebzig Tiere mehr gezählt haben. Was mir allerdings Sorgen macht, ist, dass Adam vor ungefähr zehn Monaten einen Vertrag mit einer Mästerei abgeschlossen hat über die Lieferung von dreihundert Jungochsen. Dabei gibt euer Bestand das gar nicht her. Ihr habt fünfhundert Rinder plus die siebzig Mastochsen, aber die verkauft ihr normalerweise auf der Jungtierschau im Januar. Woher willst du die dreihundert Ochsen nehmen, die du laut Vertrag liefern musst?«

Gemma fiel der Teelöffel aus der Hand, der klirrend auf dem Tisch landete. »Was für ein Vertrag? Adam hat mir nichts davon gesagt!«

»Der Vertrag mit dem Mäster, den Adam schon seit drei Jahren beliefert. Du weißt schon, der Mastbetrieb am anderen Ende der Stadt.«

»Oh«, entgegnete Gemma verwirrt und überlegte fieberhaft. Vertrag? Seit drei Jahren? »Hab ich wohl vergessen«, stammelte sie. »Äh, ich muss noch mal fragen, Ned – wie viele Ochsen muss ich liefern?«

»Dreihundert.«

Gemma schüttelte konsterniert den Kopf.

»Haben wir auch wirklich alle Tiere gezählt?«, fragte Ned.