Cover.jpg

Australien auf einen Blick

Fläche

7.692.024 km² (Weltrang 6, ca. 21,5 mal so groß wie D)

Einwohner

24,9 Mio. Ew.

Einwohnerdichte

3,2 Ew. pro km²

Bevölkerung

88 % Europäischstämmige, ca. 649.200 Aborigines und Torres Strait Islanders (ca. 2,8 % der Bevölkerung), Einwanderer aus nahezu allen Ländern der Welt.

Staatssprache

Englisch, daneben viele Bezeichnungen in den Sprachen der Urbevölkerung.

Hauptstadt

Canberra im Bundesstaat Australian Capital Territory (ACT)

Religion

52 % Christen (u. a. 22,6 % Katholiken, 13,3 % Anglikaner, 0,7 % Lutheraner), 2,6 % Muslime, 2,4 % Buddhisten, 1,9 % Hinduisten, 0,5 % Sikhs; über 30% gehören keiner Religion an.

Flagge

Blau mit dem britischen Union Jack im linken oberen Feld, in der Mitte fünf Sterne und einen Stern links unten.

Nationalfeiertag

Australia Day am 26. Januar

Staatsform

Parlamentarische föderative Monarchie, unabhängiges Mitglied des britischen Commonwealth mit Königin Elizabeth II. als Staatsoberhaupt, Bundesparlament mit Sitz in Canberra.

Größte Städte (Einwohner)

Sydney (5,6 Mio.), Melbourne (5 Mio.), Brisbane (2,5 Mio.), Perth (2,3 Mio.), Adelaide (1,3 Mio.), Gold Coast (640.000), Canberra (406.000), Wollongong (296.000), Hobart (236.000), Geelong (190.000), Darwin (151.000)

Arbeitslosigkeit

ca. 5,7 %

Handelspartner

China, Japan, USA, Großbritannien, Deutschland, Neuseeland, Singapur, Thailand, Indien, Korea

Zukunfts-aussichten

Positives Wirtschaftswachstum dank ergiebiger Boden-schätze, florierender Tourismus.

Problematik

Umweltprobleme, hohe Lebenshaltungskosten, Buschfeuer, Überflutungen, Arbeitslosigkeit

Währung

1 Australischer Dollar (A$) zu 100 Cents

Allgemeiner Überblick

Australien liegt auf der Südhalbkugel zwischen dem 10. und 44. Breitengrad und dem 113. und 154. Längengrad. Es ist der kleinste, flachste und (nach der Antarktis) trockenste Kontinent der Erde und umfasst einschließlich der vorgelagerten Insel Tasmanien ein Staatsgebiet mit einer Gesamtfläche von 7.692.024 km². Es ist damit ungefähr 21,5 mal so groß wie Deutschland.

Darüber hinaus beansprucht Australien einen Teil der Antarktis für sich, das sogenannte „Australian Antarctic Territory“.

Die größte Ost-West-Ausdehnung beträgt zwischen Cape Byron im Osten und Steep Point im Westen 4.500 km. Die Gesamtausdehnung von Nord nach Süd, von Cape York in Queensland bis zur Südspitze Tasmaniens, misst rund 3.900 km. Der Kontinent hat damit ungefähr die gleiche Fläche wie die der USA (ohne Alaska und Hawaii). Allerdings beträgt die Küstenlänge ein Vielfaches derer der Vereinigten Staaten – insgesamt 36.735 km! Im Norden wird Australien durch die Timorsee begrenzt, im Osten durch den Südpazifik, im Westen durch den Indischen Ozean und im Süden durch den südlichen Ozean.

Die Einwohnerzahl wird bald die 25-Mio.-Marke überschreiten. Die Bevölkerungsdichte beträgt rund 3,2 Einwohner pro Quadratkilometer (zum Vergleich Deutschland: 231 Ew/km²). Davon leben die meisten in den Städten und Metropolen der Bundesstaaten New South Wales (Sydney), Victoria (Melbourne), South Australia (Adelaide), Queensland (Brisbane) und Western Australia (Perth).

Die Oberflächengestalt ist überwiegend flach, wobei drei Großlandschaften zu unterscheiden sind: das Ostaustralische Hochland mit der rund 3.000 km langen Great Dividing Range (einer Bergkette, die sich von Nord nach Süd erstreckt), die mittelaustralische Senke und das Westaustralische Tafelland.

Die Jahreszeiten sind denen der Nordhalbkugel entgegengesetzt. Klimatisch liegt rund ein Drittel Australiens in den Tropen, das bedeutet während der Sommermonate monsunartige Regenfälle und hohe Luftfeuchtigkeit. Das Zentrum und Teile der Küstenregion zählen zu den Subtropen mit heißen Sommern und warmen Wintern. Im Süden, in den Staaten New South Wales, Victoria und Südwestaustralien, herrscht mediterranes, gemäßigtes Klima. Möglichkeiten zum Wintersport gibt es in den Snowy Mountains (New South Wales) und den viktorianischen Alpen mit Erhebungen über 2.000 m in den Monaten Juni und Juli.

Die Aborigines, wie in Australien die Ureinwohner genannt werden, kamen vor rund 50.000 Jahren von Südostasien auf den australischen Kontinent. Die Euro-päer, allen voran James Cook, entdeckten Australien erst im 18. Jahrhundert. Die ersten Siedler erreichten den Kontinent am 26. Januar 1788. Dieser Tag wird noch heute als „Australia Day“ gefeiert – ist jedoch von Jahr zu Jahr stärker umstritten und wird von seinen Gegnern als „Invasion Day“ bezeichnet.

Australien ist ein typisches Einwanderungsland: Einer von zehn Bewohnern ist nach dem Zweiten Weltkrieg „Down Under“ angekommen, darunter viele politische Flüchtlinge aus Osteuropa und Asien.

Das Land ist eine selbstständige Nation im Schoße des Commonwealth, das heißt, die Königin von England ist offizielles Staatsoberhaupt. Der Staat hat sein eigenes Parlament, dessen Entscheidungen souverän sind.

Die Wirtschaftsstruktur des Landes hängt vom Export landwirtschaftlicher Güter und von Bodenschätzen ab. Der Aufbau einer profitablen, weiterverarbeitenden Industrie ist oberstes Ziel, um die wertvollen Rohstoffe selbst zu nutzen und gewinnbringende Fertigprodukte zu verkaufen.

Historischer Überblick

Am heutigen Schmelztiegel der Nationen ist erkennbar, dass die Bevölkerungszusammensetzung aus vielen Entdeckungen und Besiedlungen heraus entstanden ist. Die Australier sind weit davon entfernt, ein einheitliches Volk zu sein – zu groß sind die Unterschiede zwischen den Ethnien und Kulturen aufgrund der Einwanderungswellen aus aller Welt. Die ersten Menschen, die auf den Kontinent einwanderten, waren die Ureinwohner, in Australien „Aborigines“ oder „Aboriginal People“ bzw. „Torres Strait Islanders“ genannt. Sie hatten schon lange, bevor die Europäer das Land entdeckten, eine eigene Kultur entwickelt. Ihr Leben war hervorragend an die Erfordernisse des Landes angepasst, ihre soziale Ordnung war gut entwickelt, und ihre Fähigkeiten und Naturkenntnisse verblüffen bis heute. Die weiße Besiedlung Australiens hatte eine verheerende Auswirkung auf die indigenen Völker: Ganze Stämme wurden ausgerottet, und ihre Zahl verminderte sich innerhalb weniger Jahre rapide.

Felszeichnung der Aborigines

Die Ureinwohner Australiens

Die Aborigines (lat. ab origine = von Beginn an) waren von der übrigen Welt lange Zeit getrennt. Neuere Funde gehen davon aus, dass sie bereits vor ca. 60.000 Jahren über eine damals noch existierende Landbrücke von Südostasien in den aus-tralischen Kontinent eingewandert sind. Ihre damalige Anzahl wird auf 750.000 bis 1,5 Mio. geschätzt. Sie lebten (und leben zu einem kleinen Teil noch heute) als Jäger und Sammler und zogen als Nomaden durch das Land. Die Entwicklung zur Sesshaftigkeit wurde von ihnen nie vollzogen, angesichts des Reichtums und der Größe des Landes war dies auch nie notwendig – das Land gab ihnen, was sie brauchten. Jedem Stamm gehörte ein bestimmtes Stück Land, von dessen Ertrag gelebt wurde. Die meisten Ureinwohner kannten die Idee des Eigentums nicht, stattdessen sahen sie sich als Hüter des Landes.

Mit dem Eintreffen der ersten Sträflingstransporte der Briten und der dann folgenden Siedler nach 1788 begann das traurigste Kapitel in der langen Geschichte der Aborigines. Die Besiedlung durch die Briten hatte einen verheerenden Einfluss auf die Ureinwohner, sie wurden gejagt und als „Untermenschen“ behandelt. Dabei hatten sich die Siedler viel von dem Wissen der Aborigines zu Nutze gemacht. Versuche, Stämme umzusiedeln, beschworen Konflikte herauf, denn die spirituellen Bindungen zu ihren Gebieten waren stark. Von den Anfang des 18. Jahrhunderts geschätzten 300.000 Aborigines waren 1947 nur noch rund 75.000 übrig geblieben. Erst in den späten 1950er-Jahren wurde eine menschenwürdigere Behandlung der Ureinwohner zum Thema in Australien, allerdings unterbrochen von Ereignissen wie den Atombombenversuchen der Briten von Maralinga, die von 1953–1964 in der Wüste Südaustraliens stattfanden. Ein Schutz bzw. eine Umsiedlung der dort lebenden Aborigines fand damals nicht statt.

1960 wurden den Ureinwohnern Bürgerrechte zuerkannt (u. a. Wahlrecht), aber erst 1967 ermöglichte eine Verfassungsänderung, dass sie bei Volkszählungen erfasst wurden. Durch das 1976 beschlossene „Aboriginal Land Rights Act“ wurden den ursprünglichen Besitzern bedeutende Stammesterritorien zurückgegeben. Bis in die 1970er-Jahre wurden Kinder von ihren Familien getrennt. Sie wurden in Missionsstationen und bei weißen Familien aufgezogen – man spricht von der „Stolen Generation“. 1983 wurde den Aborigines ein wichtiges Heiligtum, der Uluru (die Bezeichnung „Ayers Rock“ gilt inzwischen als „politisch unkorrekt“), übergeben, weitere Gebiete folgten. Heute zählen sich rund 2,8 % der Australier zur indigenen Bevölkerung (Aborigines und Torres Strait Islanders), insgesamt rund 649.200 Personen.

In vielen Jahrtausenden wuchs die Verbundenheit der Aborigines mit ihrem Land. Den Ur- und Schöpfungsmythos bezeichnet man als Traumzeit („Dreamtime“ bzw. „Dreaming“). Hieraus erwuchsen ihre Gebräuche, Riten und Glaubensvorstellungen. In der Traumzeit entstiegen die Vorfahren der Aborigines der Nacht, um die Erde zu formen. Nach den Legenden der Ureinwohner war Australien einst ein ödes Land ohne besondere Landschaftsmerkmale. Die Figuren der Traumzeit der Traumzeit machten lange und abenteuerliche Reisen und schufen dabei Gebirge, Flüsse, Wasserlöcher (Billabongs), Felsen, Pflanzen und Tiere. Darin hinterließen sie ihren Geist, der von nun an bei den Menschen weiterlebte. Die Wesen der Vergangenheit verließen nach getaner Arbeit die Erde. Die Geschichten der Traumzeit wurden von Generation zu Generation durch Sprache, Gesang und Tanz weitergegeben.

Damals lebten die Nomadenstämme in einfachen Hütten oder unter Windschirmen, die aus Zweigen und Rinde aufgebaut waren. Zur Jagd wurden Langspeere, Bumerangs und Speerschleudern (Woomera) verwendet. Die Frauen trugen oft eine aus Hartholz gefertigte Keule (Nulla Nulla) bei sich, die sie als Waffe verwendeten. Der Bumerang wurde neben der Jagd zum Kampf als Werkzeug und für sportliche Wettkämpfe verwendet. Man unterscheidet den zurückkehrenden und den nicht zurückkehrenden Bumerang (Kylie).

Dot-Painting-Malerin bei der Arbeit

Die Kunst der Aborigines zeigt sich im Schnitzen, Gravieren und Bemalen von Waffen, Rindengefäßen, Seelenhölzern (Tjurungas) sowie anderen Kultobjekten mit geometrischen und figürlichen Motiven. Typisch ist die Darstellung von Tieren, Geistern und Jagdszenen. Im Röntgenstil werden auch innere Organe wiedergegeben. Riesige Felsmalereien in Höhlen und an Felsvorsprüngen stellen Urzeitwesen (Wandjinas mit mundlosen Gesichtern) oder Regenbogenschlangen (Ungud, Erschafferin alles Lebendigen und Ursache von Regen und Fruchtbarkeit) dar. Gemalt wurde mit gelben und roten (Ockererde), schwarzen (Holzkohlenstaub) und weißen (Tonerde-)Farben. Viele Felsbilder wurden (und werden noch heute) in jährlichen, rituellen Handlungen erneuert. Die ebenfalls zu findenden Felsgravuren (Engravings) stellen eine Vorstufe der Malerei dar und sind, was Motive und Darstellungen betrifft, häufig sehr einfacher Natur.

Gefühle und Erlebnisse drücken die Aborigines durch Musik, Gesang und Tanz (Coroboree) aus. Auch die Geschichten der Traumzeit wurden nur mündlich, oft durch Gesang, weitergegeben – ein Grund dafür, dass immer mehr Geschichten für immer verloren gehen. Die Melodien leben von vielen Wiederholungen. Kennzeichnend sind auch die Rhythmusinstrumente: Didgeridoos sind 1 bis 2 m lange Blasrohre, die aus hohlen Eukalyptusstämmen gefertigt werden. Die Rinde wird abgeschält und die Oberfläche verziert. Die hohl klingenden Töne werden durch Atmungstechnik und Lippenbewegungen variiert. Schlaghölzer werden gegeneinander oder an das Didgeridoo geschlagen und bestimmen den Rhythmus. Das Schwirrholz (Bullroarer) wird bei festlichen Anlässen an einer Schnur über dem Kopf geschwungen und erzeugt einen heulenden Ton.

Da die Legenden und Mythen der Stämme nur in der jeweiligen Stammessprache weitergegeben wurden, ging im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte durch Entwurzelung und Umsiedlung viel von den Legenden der Aborigines verloren. Aufgrund der Vielzahl der Stämme sprachen die meisten Aborigines übrigens bis zu fünf Sprachen.

Im Folgenden einige wenige Wörter aus verschiedenen Aborigine-Sprachen, die zeigen sollen, wie kompliziert die Vokabeln sind – so gibt es beispielsweise für die verschiedenen Tageszeiten (morgens, mittags, abends) Dutzende von Ausdrücken.

baapanannia

Sonnenaufgang

ilchar-atnitta

Hand

booroowal

Tag

ngingeranggi

Husten

chooka-chooka

Traum

neeyangarra

Adler

doolomai

Gewitter

thonku mundil

Nacht

elleenanaleah

Schönheit

ungunyer-pollip

Schulter

goonagulla

Himmel

wariatanbirik

Hügel

hootoworri

Wolke

willawatta-thuyi

Frau

Die Ureinwohner besaßen außergewöhnliche und umfassende Kenntnisse über Pflanzen und deren Nutzung. Das Wissen um Naturheilverfahren und ökologische Zusammenhänge wird seit einigen Jahren von Wissenschaftlern erforscht, leider können nur noch wenige der sogenannten „Elders“ (Stammesälteste) ihr Wissen mitteilen. Beim Eintreffen der Weißen haben Missionare versucht, die Ureinwohner zum christlichen Glauben zu bekehren. In vielen Fällen gelang dies, dabei gingen die ursprünglichen Glaubensvorstellungen aber nur selten gänzlich verloren und wurden vielerorts parallel weiterpraktiziert. Mit der Aufgabe der Missionsstationen (1982 in Hermannsburg/NT) kehrten viele Ureinwohner in ihre traditionellen Stammesgebiete zurück und leben heute in eigenen Gemeinden (Communities oder Outstations), teilweise nach traditionellen Maßstäben.

Heutige Situation der Aborigines

Reisende, die Kontakt zu Aborigines suchen, werden häufig enttäuscht. Kontakte beschränken sich auf zufällige Begegnungen, es sei denn, man bucht spezielle Touren, die mehr und mehr von Aborigines angeboten werden und unbedingt zu empfehlen sind.

In einer eindrucksvollen Rede erkannte Premier Paul Keating zum Jahr der Ureinwohner 1993 („Year of the Indigenous People“) die Benachteiligung der Aborigines an – ein wichtiger Schritt zum Verständnis zwischen den Völkern. 2008 entschuldigte sich der damalige Premierminister Kevin Rudd offiziell bei der „Stolen Generation“ – indigenen Kindern, die zwischen 1900 und 1960 von ihren Familien getrennt wurden und in weißen Adoptivfamilien aufwachsen mussten. Obwohl viele Aborigines und Torres Strait Islanders jahrzehntelang auf eine solche Entschuldigung gewartet hatten, blieb sie nicht unumstritten – ein Zeichen dafür, dass zwischen „Urbevölkerung“ und „Einwanderern“ noch immer ein gewisses Missverhältnis in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht herrscht. Bestrebungen, dieses Missverhältnis auszugleichen, sind da, die Verbesserungen gehen jedoch oft langsamer vor sich, als es zu wünschen wäre.

info

Was bedeutet die Aboriginal-Flagge?

Unterwegs wird einem irgendwann, bestimmt wahrscheinlich auch häufiger, die dreifarbige Aboriginal-Flagge begegnen. Oben schwarz, unten rot und in der Mitte ein gelber Kreis. Harold Thomas, der erste Aborigine, der an einer australischen Kunstakademie sein Examen ablegte, hatte bei dem Design folgende Gedanken: Rot sind die Mutter Erde und der Ocker, der für Zeremonien benutzt wird. Gelb ist die Sonne, die stets Leben gibt und erneuert. Schwarz ist die Traumzeit, in der alles entstanden ist. Zusammen symbolisieren die Farben die Grundlage des Lebens der Aborigines.

1971 wurde die Flagge erstmals bei einer Demonstration in Adelaide gehisst. Kurz darauf prangte sie auf einem Zelt der Aboriginal-Zeltmission in Canberra. Seit dieser Zeit ist die Flagge ein Symbol der Ureinwohner. Sie hat ihnen Einheit, Stärke und Stolz verliehen. Wann immer heute die Aborigines für ihre Rechte eintreten – die Flagge ist dabei.

Heute ist es gang und gäbe, auf öffentlichen oder staatlichen Gebäuden wie Rathäusern, Bibliotheken, Museen und Theatern neben der australischen Staats- auch die Aboriginal-Flagge zu hissen. Bei sportlichen Großereignissen oder Erfolgen tragen Sportler und Sportlerinnen ebenfalls oft beide Flaggen.

Aufgrund des 1976 erlassenen Aboriginal Land Rights Act wurden den Ureinwohnern wichtige Stammesterritorien zurückgegeben. Beispiele wie das Arnhemland im NT beweisen, dass eine Selbstverwaltung sehr wohl funktionieren kann.

Aboriginal-Künstler lösen sich aus der Isolation und erzielen in der Kunst- und Kulturwelt große Erfolge. Tanz- und Musikgruppen, Schriftsteller und Künstler machen sich zum Sprachrohr der Aborigines und heben sie in das Bewusstsein der übrigen Welt. Die Gemälde und Zeichnungen der Aborigines sind begehrte und wertvolle Sammlerobjekte. Die Muster erscheinen auch auf Stoffen und Kleidungsstücken.

Die europäische Entdeckung Australiens

„Die Wache im Großmast schrie: Land! Land! Und dieser Schrei ward fröhlich von der ganzen Mannschaft wiederholt. Die Küste erschien uns flach und ebenmäßig, und wir folgten ihr einige Meilen. Gegen Abend ward Anker geworfen und am Morgen schiffte man die sechshundertfünfzig Sträflinge aus. Alsbald verbrannte man ihre Lumpen, um zu verhindern, dass, wenn auf dem Schiff der Keim einiger ansteckender Krankheiten existierte, er in die Kolonie eindränge.“

George Barrington (1791)

Im alten Kontinent Europa wurde schon im 13. Jahrhundert vermutet, dass auch auf der anderen Erdhälfte große Landmassen vorhanden sein müssen. Diese nannte man „terra australis incognita“ – das unbekannte Land im Süden.

Australien lag fernab der großen Entdeckerrouten, denen die Forscher im 16. Jahrhundert gefolgt waren, und blieb lange im Dunkel der Geschichte. 1606 landete das holländische Schiff „Duyfken“ mit dem Forscher Willem Jansz an der Küste von Queensland im Golf von Carpentaria. In seinen Berichten war die Rede von „grausamen, schwarzen Wilden“ und Wüsten. Er war bei Landgängen in Scharmützel mit Ureinwohnern geraten und verlor dabei einige Mitglieder seiner Mannschaft. 1616 erreichte sein Landsmann Dirk Hartog die Westküste Australiens, das daraufhin Neuholland genannt wurde. In der Shark Bay hinterließ er jene berühmt gewordene Zinntafel, die er als Beweis seiner Landung an einen Baum genagelt hatte. In den folgenden Jahren landeten weitere Holländer an verschiedenen Stellen des Kontinents – unglücklicherweise immer an wüstenartigen oder schwer erforschbaren Landstrichen, sodass ihre Berichte meist negativer Art waren. Die „Nichterschließung“ Australiens durch die Holländer gleicht daher einer Kette von misslichen Zufällen. 1642 entdeckte der Holländer Abel Janszon Tasman die Insel Tasmanien, zunächst Van-Diemens-Land genannt, und driftete, von Winden abgetrieben, nach Neuseeland. Eine zweite Reise, zwei Jahre später, ermöglichte eine ungefähre Aufzeichnung der Küste von Cape York bis zum Ashbury River in Westaustralien. 1688 landete ein englischer Abenteurer, William Dampier, an der Nordwestküste Australiens und nannte es Neubritannien.

Captain James Cook

Man könnte nun glauben, dass der größte Teil der Küsten schon bekannt war, als Captain James Cook, der allgemein als der Entdecker Australiens gilt, 1770 mit seinem Schiff HMS Endeavour folgte. Es blieb aber Cook vorbehalten, die bedeutendsten und zur Besiedlung geeignetsten Gegenden des Landes zu entdecken. Von Neuseeland kommend, erblickte er die australische Küste zum ersten Mal bei Kap Everard im heutigen Bundesstaat Victoria. Er folgte der Küste in nördlicher Richtung und ergriff im Namen der Königin von England Besitz vom heutigen New South Wales und Queensland. Bei seiner Weiterfahrt entlang der Ostküste durchfuhr er mit Mühe die Klippen des Great Barrier Reef, um an der Nordostspitze abermals zu ankern. Cook benannte das Gebiet nach dem Herzog von York Cape York. Trotz der günstigen Berichte, die Cook und seine Gefährten in der Heimat abgaben, zögerte die britische Regierung und zeigte sich zunächst wenig begeistert für die neuen Besitzungen. Es bedurfte des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und des Verlustes englischer Besitztümer in Amerika, bis erstmals eine Besiedlung Australiens in Erwägung gezogen wurde. London sah das Land zunächst als einen Aufenthaltsort für die Sträflinge an, welche die britischen Gefängnisse überfüllten.

Im Mai 1787 legte eine Flotte von elf Schiffen, die sogenannte „First Fleet“, unter dem Kommando von Captain Arthur Philipp von England ab. Unter den 1.030 Personen befanden sich 736 Sträflinge. Sie landeten am 18. Januar 1788 in der Botany Bay. Wegen ungünstiger Siedlungsbedingungen wurde acht Tage später in Port Jackson vor Anker gegangen, dem heutigen Standort des Sydney Harbour. Philipp nannte die erste Siedlung Sydney Cove – man schrieb den 26. Januar 1788: Der Tag der Ankunft der ersten Flotte ist heute australischer Nationalfeiertag (Australia Day). Damals nahm Philipp auch Besitz von Tasmanien und der gesamten Ostküste. Bis 1792 hielt er das Amt des ersten Gouverneurs von New South Wales inne. 1825 wurden die Grenzen der neuen Kolonie nach Westen bis zum heutigen Westaustralien ausgedehnt.

18011803 umschifften Flinders und Bass den Kontinent erstmalig. Von da an wurde das Land Australien genannt. Bereits Jahrhunderte zuvor war vermutet worden, dass es einen Kontinent im Süden – eine Terra Australis – geben müsste. Von diesem lateinischen Ausdruck – Südland – wurde der Name „Australien“ abgeleitet.

Besiedlung und Kolonisierung

Die ersten Jahre der Besiedlung gestalteten sich mühsam. Durch die monatelangen Überfahrten litten die Menschen an Krankheiten und Schwäche. Die landwirtschaftliche Nutzung der neuen Kolonie New South Wales ging wegen mangelnder Erfahrung und Ausrüstung von Siedlern und Sträflingen nur schleppend voran.

Sträflingsdeportationen

Zwischen 1788 und 1868 wurden insgesamt über 160.000 Strafgefangene von England nach Australien verschifft. Darunter auch solche, die nur wegen unbedeutender Delikte in Großbritannien aufgefallen waren, darunter auch Kinder und Jugendliche. Am Aufbau der neuen Kolonien waren die Sträflinge maßgeblich beteiligt: Der Architekt Francis Greenway gestaltete beispielsweise einige der bedeutendsten Gebäude Sydneys. Viele der Sträflinge blieben zeitlebens in Australien, wurden aus der Gefangenschaft entlassen und beteiligten sich an der Besiedlung und Erforschung des Kontinents. Auf Druck der öffentlichen Meinung in Australien stellte London die Deportationen 1835 ein, in Westaustralien allerdings erst 1868. 1813 fanden Siedler einen Weg über die Blue Mountains in die fruchtbaren Ebenen des Hinterlandes, um neues Weideland urbar zu machen. Gleichzeitig, mit der Fortsetzung der Entdeckungen, wurden Städte gegründet: Melbourne 1835, Adelaide 1836. Viehzüchter und Bauern folgten den von den Forschern entdeckten Routen und begannen mit der Schafzucht – Wolle der Merinoschafe wurde zum ersten Exportartikel.

Selbstständigkeit der Kolonien

1825 wurde Tasmanien eine selbstständige Kolonie, 1829 Westaustralien (unter der Rechtsprechung von New South Wales bis 1834), 1850 Victoria, 1856 Südaustralien, 1859 Queensland. 1863 wurde das Northern Territory der Verwaltung Südaustraliens unterstellt.

Der Goldrausch

Ebenfalls zu dieser Zeit ereignete sich ein Vorfall, welcher sehr großen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung der Kolonien haben sollte. 1851 wurden in Ballarat (VIC) bedeutende Goldvorkommen entdeckt, wenig später in Bendigo (VIC). Auswanderungswillige strebten nach Australien, und in zehn Jahren stieg die Bevölkerung auf über 1 Mio. Einwohner an. 1892/93, als die Goldvorkommen in Coolgardie und Kalgoorlie (WA) entdeckt wurden, gab es eine erneute, große Einwanderungswelle. Die Ausbeutung der Vorkommen brachte gleichzeitig die Entwicklung der Eisenbahnen und die Entstehung der ersten Industrien (Fabriken, Milchverarbeitung) mit sich. Australien vollzog in weniger als einem halben Jahrhundert den Schritt zu einem modernen Staat.

Das erste Bundesparlament

1850 stimmte das britische Parlament einem Gesetz zu, das den Kolonien die Macht verlieh, ihre eigene Verfassung festzulegen. Damit und mit der Entwicklung von besseren Verkehrswegen zeichnete sich eine Bewegung zugunsten der Zusammenfassung der einzelnen Kolonien zu einem gemeinsamen Bundesstaat ab. Dieser wurde als Mitglied des britischen Commonwealth am 1. Januar 1901 ausgerufen. Vorläufige Hauptstadt war Melbourne, in der am 9. Mai 1901 das erste Bundesparlament vom Herzog von York und Cornwall (dem späteren König Georg V.) eröffnet wurde.

Die Erforschung des Kontinents

Die Erforschung des Inselkontinents hat über 100 Jahre gedauert. Dies ist nicht weiter verwunderlich, bedenkt man die immense Fläche von 7,7 Mio. km², die ex-tremen Klimabedingungen im Outback, die undurchdringlichen Regenwälder im Norden und die mangelhafte Ausrüstung der ersten Forschungsteams. Nur nach und nach wurden die verschiedenen Teile des Landes erschlossen. Erstes Ziel war zunächst die Entdeckung neuer Weideflächen. Deshalb wurden zunächst die Küsten- und Gebirgsregionen im Südosten erforscht. Die Great Dividing Range wurde 1813 von den Entdeckern Wentworth, Blaxland und Lawson überquert. Die fruchtbaren Täler um Bathurst eigneten sich vorzüglich zum Aufbau der Schafzucht. Die Flusssysteme im Südosten, Murray, Darling und Murrumbidgee, wurden in den Folgejahren kartografiert. Einen Namen machte sich hierbei der Engländer Charles Sturt. Die These vom riesigen Binnenmeer, das man in der Mitte Australiens vermutete, wurde dabei widerlegt.

Burke and Wills Expedition

1838 wagte John Eyre zum ersten Mal die Ost-West-Durchquerung. Am Lake Eyre, im heutigen Südaustralien, wandte er sich nach Westen und erreichte drei Jahre später die heutige Stadt Albany am King George Sound. Er war der erste Forscher, der dabei die trostlose Nullarbor Plain von Ost nach West durchquerte. Die Aborigines waren in den Entdeckerjahren nicht nur feindlich gesinnt. In vielen Fällen, wie bei Eyre, ermöglichte nur ihre Begleitung die erfolgreiche Durchführung der Expedition.

Der Deutsche Ludwig Leichhardt emigrierte 1842 aus Deutschland, um dem Kriegsdienst zu entkommen. 1844/45 trieb er genügend Geld und Leute auf, um das Gebiet von Brisbane bis Darwin zu erkunden. Die Expedition erwies sich als außerordentlich beschwerlich und er galt längst als verschollen, als sich Leichhardt und seine verbliebenen Kameraden in Port Essington einfanden. Nach ihrer Rückkehr wurden sie in Sydney als Helden gefeiert. 1848 endete seine dritte große Expedition, diesmal von Ost nach West, vermutlich tragisch. Die Spur der Forscher verlor sich, und Leichhardt blieb für immer verschwunden.

Einen tragischen Ausgang nahm auch die Expedition von Robert O’Hara Burke, W. J. Wills und William King. Sie brachen 1860 von Melbourne auf, um die erste Süd-Nord-Durchquerung zu schaffen. Die Regierung hatte dafür eine hohe Belohnung ausgesetzt. Die Gruppe erreichte zwar den Golf von Carpentaria, fand aber das Versorgungslager am Cooper Creek auf dem Rückweg bereits verlassen. Burke und Wills starben den Hungertod, während sich King, unterstützt von Aborigines, retten konnte. John Stuart erreichte 1862 die Nordküste beim heutigen Darwin und legte damit den wichtigen Grundstein für den Bau der Telegrafenleitung. Der spätere Stuart Highway folgte auf ähnlicher Route. Die Gebrüder Forrest durchquerten Australien 1872 erstmals von Ost nach West im Landes-inneren. Die Telegrafenleitung von Nord nach Süd über Alice Springs wurde im gleichen Jahr fertig gestellt. Im Nordwesten erforschten die Forrest-Brüder wenige Jahre später die Kimberley-Region.

An der Erforschung des Binnenlandes haben zu großen Teilen Giles, MacKinley, MacIntyre und Warburton beigetragen. Dass es noch viel zu entdecken gab, zeigte die Entdeckung des Pintubi-Stammes im Jahre 1959, der bis dahin noch nie ein weißes Wesen zu Gesicht bekommen hatte.

Abenteuer lassen sich auch in neuerer Zeit noch erleben: 2009 umrundete die Deutsche Freya Hoffmeister auf einer 13.750 km langen Expedition den Kontinent paddelnd im Kanu. Outback-Touren lassen sich noch heute im Allradfahrzeug unternehmen und erfordern trotz moderner Navigationsinstrumente noch immer ein wenig Abenteuergeist.

Bevölkerung

Die Einwanderung nach Australien erlebte am Ende des 19. Jahrhunderts einen tiefen Wandel. Durch eine wirtschaftliche Rezession mehrte sich der Widerstand der weißen Bevölkerung gegen die ungehemmte Zuwanderung der vielen Asiaten, insbesondere die der Chinesen. Das Parlament beschloss daraufhin die „White Australia Policy“ – für nichteuropäische Immigranten wurde beispielsweise das Schreiben eines Diktats in einer europäischen Sprache zur Pflicht. Die Bevölkerungszahl nahm in den Folgejahren nur geringfügig zu.

Schulkinder in Perth

1942 folgte der Angriff der Japaner auf Darwin und Broome und versetzte die australische Gesellschaft in einen Schockzustand. „Mutter England“ war mit sich selbst beschäftigt und konnte nicht zu Hilfe gerufen werden. So begann die australische Regierung nach dem Krieg, die Einwanderung voranzutreiben. Man war der Meinung, dass nur ein bevölkerungsstarkes Australien in der Lage sei, sich zu verteidigen. Die Einwanderungspolitik sah vor, dass mindestens die Hälfte der Einwanderer Briten sein mussten. Bis 1965 kamen über 2 Mio. Menschen nach Australien, die meisten aus Großbritannien (ca. 900.000), Italien, Deutschland und den Niederlanden. Mehr als eine halbe Mio. Australier haben heute deutsche Vorfahren. 1966 wurde die Immigration Policy gelockert, die Folge war der Zustrom vieler Asiaten (aus Indonesien, Vietnam, China etc.) und Südeuropäer (Griechen, Italiener, Jugoslawen, Libanesen). Australien, das bis dahin zu 90 % aus Angelsachsen bestand, sah sich mit großen Umwälzungen konfrontiert. Ganze Stadtteile, Schulen und Geschäfte waren nun in den Händen der Neuankömmlinge. So gilt z. B. Melbourne heute als drittgrößte griechische Stadt der Welt.

Die deutschen Einwanderer und Nachfahren gründeten über 300 deutsche Vereine im ganzen Land. Nach 1945 bis heute zog es rund 200.000 Deutsche nach „Down Under“. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind mehr als 7,5 Mio. Menschen nach Australien eingewandert. Um jedoch in das Land zu kommen, muss zunächst das strenge und langwierige Auswahlverfahren der Einwanderungsbehörde bewältigt werden.

Australische Kriegsbeteiligungen

1914 folgte Australien zusammen mit Neuseeland im ANZAC („Australian and New Zealand Army Corps“) der Mutter England in den Ersten Weltkrieg. Im April 1915, an der Seite der Briten, mussten sie im Kampf gegen die Türken in Gallipoli eine verlustreiche Niederlage erleben. Die Australier beklagten 8.587 Opfer. Am 25. April, dem „Anzac Day“, wird alljährlich der Toten (im Volksmund „Anzacs“) gedacht. Im Ersten Weltkrieg fielen insgesamt 60.000 Australier, davon allein 23.000 an der Westfront. 1918 erhielt Australien Deutsch-Neuguinea zugesprochen. In Australien wurde durch den Ersten Weltkrieg erstmals so etwas wie Gemeinschaftsgefühl und Nationalbewusstsein geschaffen.

1938 folgte Australien unter Premier Robert Menzies dem amerikanischen Beispiel und verhängte ein Wirtschaftsembargo gegen Japan, danach wurde die Mobilmachung von rund 1 Mio. Soldaten durchgeführt. Die drohende japanische Invasion ließ noch bis 1942 auf sich warten. In der Zwischenzeit kämpften und fielen australische Soldaten in Europa (besonders auf Kreta), Nordafrika und Malaysia. Die Japaner rückten unaufhaltsam näher: Nach dem Überfall auf den amerikanischen Stützpunkt Pearl Harbour/Hawaii nahmen sie am 15. Februar Singapur ein. Am 19. Februar 1942 wurden Darwin und Broome in Nordaustralien bombardiert, später folgten Cairns und Townsville. Vororte von Sydney wurden von U-Booten beschossen. Eine Alliierten-Flotte unter US-General MacArthur stoppte die japanischen Aggressoren in der „Schlacht im Korallenmeer“. Im australischen Neuguinea wurde die japanische Infanterie kurz vor dem wichtigen Stützpunkt Port Moresby im September 1942 zurückgeschlagen. Die sogenannten Dschungelsoldaten wurden zu australischen Helden stilisiert. Der Zweite Weltkrieg kostete 35.000 Australiern das Leben.

1951 gründete Australien mit Neuseeland und den USA den ANZUS (Australia New Zealand USA) Sicherheitspakt. 1954 trat Australien der SEATO (South East Asia Treaty Organisation) bei, mit ein Grund für die Beteiligung am Vietnamkrieg. Australier kämpften auch in Korea und in Sarawak (Malaysia). Die US-Stützpunkte in Australien sind heute höchst umstritten – die Proteste richten sich insbeson-dere gegen atomgetriebene Schiffe und U-Boote, die in australische Häfen einlaufen. Eine starke Friedensbewegung demonstrierte gegen das Engagement Austra-liens im Golfkrieg 1991, als im Auftrag der UNO gekämpft wurde. Seit 1999 stellen die Australier das größte Kontingent an Friedenstruppen in Osttimor und 2003 schickte das Land 2.000 Mann in den Irakkrieg. Ende 2012 befanden sich in Afghanistan im Rahmen der „International Security Assistance Force“ (ISAF) 1.550 Soldaten.

Wirtschaft

Von 1929–1933 litt Australien unter der Weltwirtschaftskrise. Die Abhängigkeit von Weizen- und Wollexporten begann sich zu rächen: Als die Preise weltweit nachgaben, stieg die Arbeitslosigkeit und besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen kamen in Existenznöte. Hatte sich Australien lange Jahre ganz auf seine Landwirtschaft und den Export agrarischer Produkte verlassen, so begann man nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Aufbau einer Industrie, die jedoch bis heute weitgehend auf dem reinen Abbau und Export von den reichlich vorhandenen Rohstoffen (Eisenerz, Bauxit, Blei, Zink, Kupfer, Uran u. a.) basiert. Bei der Uranförderung gerät die Regierung in Gewissensnöte: Da die Vorkommen oft in den Gebieten der Aborigines zu finden sind, sind lange Verhandlungen nötig. Australien selbst betreibt kein Kernkraftwerk kommerziell, es existieren zwei kleine Forschungsreaktoren in Lucas Heights (30 km von Sydney), wo auch Isotope für die Nuklearmedizin produziert werden. Die 1990er-Jahre waren von einer Konsolidierung und Öffnung der Wirtschaft geprägt. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Labor-Regierung unter Paul Keating, die eine breite Privatisierungsoffensive staatlicher Betriebe durchgesetzt hat. Die Kooperation mit den südostasiatischen und südpazifischen Staaten wurde durch die Mitgliedschaft und Stärkung der APEC (Asian Pacific Economic Cooperation) gestärkt.

Im letzten Jahrzehnt bis in die jüngste Zeit treffen immer wieder Dürre-perioden oder Überschwemmungen die Landwirtschaft, während die Metropolen von einem Bauboom und vom Rohstoffhunger Chinas profitieren. Die globale Finanzkrise 2008 traf Australien kaum – im Gegenteil: Dank eines hohen Zinsniveaus, politischer Stabilität und guter Zukunftsprognosen wurde Geld bevorzugt in sicheren „Aussie-Dollars“ angelegt. Viele Jahre ohne nennenswerte Rezession sind eine stolze Bilanz, doch Gefahren lauern: Ein hohes Preisniveau im Inland und Exportprobleme heimischer Produkte sind die Folge. Für die „Locals“ ist es oftmals günstiger, den Urlaub in Bali oder in den USA zu verbringen als im eigenen Land.

info

Warum ist Australien so teuer?

Australien-Reisende wissen zwar, dass der fünfte Kontinent kein billiges Reiseland ist, doch ist man angesichts der vor Ort verlangten Preise teilweise regelrecht geschockt. Dinge des Alltags wie Lebensmittel, Restaurantbesuche oder Eintrittsgelder sind – je nach Region – gerne mal doppelt so teuer wie in Deutschland. Doch woran liegt dies?

Die boomende Minen-Industrie hat das Lohnniveau enorm angehoben und andere Wirtschaftssektoren mussten nachziehen, um Mitarbeiter halten zu können.

Die Einführung eines Mindestlohns unter der Labor-Regierung Rudd/Gillard (2007–2013) mit hohen Zulagen an Wochenenden und Feiertagen erhöhte das Lohnniveau immens. Um diese Löhne zu finanzieren, mussten allerorten entsprechend die Preise erhöht werden.

Der immer noch recht starke Aussie-Dollar und ein schwacher Euro verhindern für Touristen attraktive Reisepreise.

Zeittafel

v. Chr.

ca. 50.000

Die ersten Aborigines wandern von Norden nach Australien ein.

ca. 30.000

Funde belegen erste Siedlungen und Gräber der Urbevölkerung.

ca. 10.000

Tasmanien löst sich vom Kontinent ab.

n. Chr.

600–1400

Chinesen, Malayen und Araber reisen bereits nach Australien.

1606

Der Holländer Willem Jansz landet an Queenslands Küste, der Portugiese Luis de Torres durchfährt die Torres Strait.

1616

Der Holländer Dirk Hartog landet an der Küste Westaustraliens.

1642

Abel Tasman, ebenfalls ein Holländer, entdeckt Tasmanien.

1688

Der Brite William Dampier erkundet die Nord- und Westküste. Wegen negativer Berichte wird von weiteren Expeditionen abgesehen.

1770

James Cook geht am 29. April in der Botany Bay mit der Endeavour vor Anker. Im Namen Großbritanniens annektiert er den Ostteil, den er New South Wales nennt.

1788

Arthur Philipp erreicht am 26. Januar mit dem Sträflingstransport First Fleet nach achtmonatiger Fahrt Port Jackson, das spätere Sydney. Er wird erster Gouverneur der Kolonie New South Wales.

1793

Die ersten freien Siedler treffen ein.

1797

John MacArthur führt das Merinoschaf ein.

1802/1803

Flinders und Bass umsegeln den Kontinent und nennen ihn nach der Terra Australis („Südliches Land“) Australien.

1807

Zum ersten Mal wird Wolle nach England exportiert.

1813

Wendworth, Blaxland und Lawson überqueren auf der Suche nach Weideland die Blue Mountains.

1825

Die Kolonie Tasmanien wird gegründet, es folgt 1829 Westaustralien.

1835

Gründung von Melbourne.

1844/1845

Der Deutsche Ludwig Leichhardt erkundet die Ost-Nord-Route über Land durch den australischen Kontinent. Er verschwindet bei einer weiteren Expedition spurlos.

1845

Der Goldgräber-Aufstand Eureka Stockade wird niedergeschlagen. In der Folge wird aber ein allgemeines Wahlrecht durchgesetzt.

1851

Goldfunde in Victoria lösen einen Einwanderungsboom aus. Bereits 1860 leben in Australien über 1 Mio. Menschen.

1859

Der Norden von New South Wales wird als Queensland zur eigenständigen Kolonie.

1860

Die Burke-und-Wills-Expedition endet tragisch, nachdem sie von Melbourne aus den Golf von Carpentaria erreicht hat – beide verhungern.

1861

John Stuart durchquert Australien von Adelaide bis ins spätere Darwin – die Grundlage für die Telegrafenleitung von Südaustralien über Alice Springs nach Darwin im Jahre 1872.

1868

Der letzte Sträflingstransport landet in Westaustralien.

1892/1893

Goldfunde in Westaustralien (Coolgardie und Kalgoorlie) führen zum zweiten Goldrausch.

1901

Australien wird am 1. Januar zum Commonwealth ernannt. Das erste Bundesparlament tagt in der vorläufigen Hauptstadt Melbourne. Die Bevölkerung zählt (ohne Aborigines) 3,7 Mio. Einwohner. Die White Australia Policy beginnt.

1908

Canberra wird zum Ort der künftigen Hauptstadt gewählt. Ab 1911 entwirft der Amerikaner Walter Burley Griffin die Stadt.

1914–1918

Australien tritt in den Ersten Weltkrieg ein und kämpft an der Seite Englands.

1917

Die transkontinentale Eisenbahnverbindung von Adelaide nach Perth wird fertiggestellt.

1920

Qantas (Queensland And Northern Territory Aerial Service) wird in Longreach gegründet.

1927

Canberra wird neue Bundeshauptstadt.

1928

Der „Royal Flying Doctor Service“ wird gegründet.

1932

Eröffnung der Sydney Harbour Bridge.

1939–1945

Australien beteiligt sich am Zweiten Weltkrieg und ist 1942 durch die japanischen Bombardierungen auf Darwin und Broome direkt betroffen.

1945–1960

Mehr als 3 Mio. Einwanderer werden von Programmen der australischen Regierung angelockt. Unter Führung der Liberal Party (Robert Menzies) floriert die Wirtschaft.

1950–1953

Australien beteiligt sich am Koreakrieg.

1951

Der ANZUS-Pakt zwischen Australien, Neuseeland und den USA wird abgeschlossen, es folgt der SEATO-Pakt 1954.

1952

Im Northern Territory werden Uranvorkommen entdeckt.

1956

Olympische Spiele in Melbourne.

1965–1972

Australier kämpfen im Vietnamkrieg. Nach Antikriegsprotesten und einem Regierungswechsel werden die Truppen 1972 von Labor-Chef Graham Whitlam heimgeholt.

1962

Wahlrecht für Aborigines.

1963

Im Streit um West-Neuguinea kommt es zu Spannungen zwischen Australien und Indonesien.

1966

Abschaffung des englischen Pfunds – Einführung des Australischen Dollar.

1967

Die „White Australia Policy“ wird aufgehoben, zum ersten Mal werden die Ureinwohner bei der Volkszählung mitgezählt.

1970

Die transkontinentale Eisenbahnverbindung Sydney – Perth ist durchgehend.

1972

Die Labor Party gewinnt die Wahlen und stellt bis 1975 die Regierung. Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht.

1973

Eröffnung des Sydney Opera House.

1974

Der Wirbelsturm Tracy verwüstet Darwin.

1976

Der „Aboriginal Land Rights Act“ regelt die Rückgabe von Stammesterritorien an die Urbevölkerung.

1975–1983

Malcolm Fraser von der Liberal Party gewinnt die Wahlen. Unter ihm kommt es zu einem Abbau sozialstaatlicher Leistungen.

1985

Ayers Rock wird den Aborigines zurückgegeben und heißt offiziell „Uluru“.

1983–1992

Wahlsieg der Labor-Partei unter Bob Hawke. Er regiert bis 1992.

1986

Queen Elizabeth II. unterzeichnet den „Australia Act“. Damit werden Legislative und Exekutive zur Angelegenheit Australiens. Die australische Wirtschaft schlittert in eine tiefe Rezession – es folgen Streiks, Arbeitslosigkeit und der Rückzug ausländischer Investoren.

1987

Nach schweren Zusammenstößen zwischen Aborigines und der Polizei fordern die Ureinwohner im Oktober 1987 die Souveränität ihres Volkes.

1988

Australien feiert 200-jähriges Bestehen mit großen Festlichkeiten.

1992

Bob Hawke wird in einer Kampfabstimmung von der eigenen Partei gestürzt. Finanzminister Paul Keating wird neuer Premierminister. Kontroversen über die Bindungen zur britischen Monarchie beim Besuch der Queen im Februar 1992.

1993

Wahlsieg der Labor-Partei unter Keating.

1996

Wahlsieg der Liberaldemokraten unter John Howard.

1999

Das Volk entscheidet: Die Queen von England bleibt Staatsoberhaupt von Australien.

2000

Olympische Spiele in Sydney.

2001

Howard verweigert afghanischen Flüchtlingen die Einfahrt in australische Gewässer.

2002

Rekord-Dürreperiode und Buschbrände im Südosten.

2003

Australien folgt den USA und Großbritannien in den Irak-Krieg. Freihandelsabkommen mit China. Wirtschaftsaufschwung hält an.

2004

Arbeitslosenquote bei 5,8 %. Howard wird zum vierten Mal als Regierungschef bestätigt.

2005

Australiens Wirtschaft floriert. Die Konjunktur wird von der Konsumfreude der Australier und dem hohen Rohstoffbedarf der Weltmärkte angetrieben.

2007

Die konservative Regierung unter John Howard wird durch eine Labor-Regierung unter Kevin Rudd abgelöst. Die Wirtschaft Australiens boomt. Arbeitslosenquote unter 4 %.

2008/2009

Die Wirtschafts- und Finanzkrise erfasst kurz Australien.

2010

Julia Gillard übernimmt den Vorsitz der Labor-Partei und wird als erste Frau Premierministerin. Die Rohstoffexporte boomen und sorgen für einen starken Austral-Dollar.

2011

Flutkatastrophe und Überschwemmungen in Queensland. USA und Australien bestätigen, dass im Zuge der verstärkten US-Präsenz in der Region bis zu 2.500 US-Soldaten im Norden Australiens stationiert werden sollen

2012

Einführung einer CO²-Steuer zum 1. Juli.

2013

Hitzewelle und Überschwemmungen zum Jahresanfang. Die Konservativen unter Tony Abbott gewinnen die Wahlen.

2014

Diskussion um Umwelthemen, Abschaffung der CO²-Abgabe und den Schutzstatus des Great Barrier Reef, das durch neue Kohleverladehäfen bedroht ist.

2015

Abbott wird durch ein Misstrauensvotum abgewählt, und Malcolm Turnbull wird Chef der Konservativen und Premierminister.

2016

Trotz starker Stimmverluste wird Turnbull bei der Wahl im Juli im Amt bestätigt. Als erste Aborigine wird die Labor-Politikerin Linda Burney ins Repräsentantenhaus gewählt.

2017

Australien führt die gleichgeschlechtliche Ehe ein.

2018

Malcolm Turnbull tritt auf parteiinternen Druck als Premierminister und Parteivorsitzender zurück. Sein Nachfolger wird Scott Morrison. In New South Wales herrscht die schwerste Dürre seit Jahrzehnten.

Geografischer Überblick

Geologie

von Dipl.-Geologe Gerrit Wirth, München

Die von rotem „Bulldust“ bedeckten, bis an den Horizont reichenden Landschaften im endlosen australischen Outback, die surrealen Schluchten der Bungle Bungle Range oder die grandiose Kulisse der MacDonnell Ranges – das geologische Geschehen der letzten 3,5 Mrd. Jahre hat markante Spuren im Gesicht der aus-tralischen Landmasse hinterlassen. Der rote und zugleich flachste Kontinent der Erde beherbergt neben Landschaften von archaischer Schönheit einige der ältesten Landoberflächen und Flusssysteme dieser Erde sowie enorme Rohstoffreserven.

Die eigenständige geologische Entwicklung Australiens begann vor mehr als 230 Mio. Jahren, im späten Perm, mit dem allmählich einsetzenden Zerfall des großen Südkontinents Gondwana. Von diesem „Land der Gonds“ – aus Afrika, Madagaskar, Südamerika, Indien, der Antarktis und Australien sowie Neuseeland bestehend – lösten sich zunächst Afrika, Madagaskar und Indien. Durch fortschreitende Dehnungsvorgänge entstand dabei zwischen Indien und dem heutigen Westaustralien der westaustralische Trog. Vor ungefähr 40 Mio. Jahren schließlich trennte sich Australien endgültig von den benachbarten Anteilen (Antarktis, Neuseeland) der verbliebenen Gondwana-Masse und trat eine Reise nach Norden an, die erst vor etwa 15 Mio. Jahren mit der Kollision Australiens und der Asiatischen Platte endete.

Heute lassen sich in Australien mehrere geologische Großstrukturen unterscheiden, deren z. T. eigenständige Morphologie das Ergebnis eines jeweils abweichenden geologischen Aufbaus ist:

Von West nach Ost breiten sich auf einer Fläche von mehr als 900.000 km² die leicht gewellten, im Durchschnitt 200–400 m hohen Ebenen des Westaustralischen Schildes in das Landesinnere aus. Dieses Schild wird aus zwei stabilen Erdkrustenblöcken präkambrischen Alters (ca. 3,9 Mrd.–570 Mio. Jahre alt) aufgebaut – dem Yilgarn-Kraton im Süden sowie dem Pilbara-Kraton im Norden. Hier finden sich zum überwiegenden Teil Gesteine magmatischen Ursprungs (meist Granite) und metamorpher Entstehung (vorwiegend Gneise und Granulite), darunter die Meeberri-Gneise in der Umgebung von Newman/Pilbara, die mit etwa 3,65 Mrd. Jahren Alter ältesten Gesteine Australiens. Einzelne Hügelketten mit präkambrischen Gesteinen vulkanischer Herkunft, meist Basalten und Diabasen, erheben sich aus den weitflächigen Granit- und Gneisarealen. Diese oft Gold führenden vulkanischen Gesteine werden von präkambrischen Sedimenten, wie z. B. Dolomiten oder Kalksteinen, begleitet. In Dolomiten des mittleren Westens, unweit der Kleinstadt Marble Bar, wurden einige der ältesten bekannten Lebensspuren gefunden – 3,6 Mrd. Jahre alte Algenfossilien. Einige hundert Kilometer westlich, in der Shark Bay, entstehen noch heute vergleichbare Sedimentstrukturen durch die Stoffwechseltätigkeit von Blaualgen (Stromatoliten).

Östlich des Westaustralischen Schildes dehnen sich große Becken aus, welche im Paläozoikum (570 Mio.–248 Mio. Jahre) und im Mesozoikum (248 Mio.–65 Mio. Jahre) mit marinen und terrestrischen Sedimenten verfüllt wurden. Einige dieser Sedimentbecken, wie das Officer-Becken, das Amadeus-Becken und das Eucla-Becken, reichen mit ihren Sedimentgesteinen bis weit in das Northern Territory und South Australia. Durch die seit Jahrmillionen arbeitende Verwitterung wurden die Konglomerate, Sand-, Ton- und Kalksteine zu den endlosen Ebenen im „Outback“ Australiens einnivelliert. Diese Sedimentbecken sind heute von den Sand- und Schuttmassen der großen australischen Wüsten (Great Sandy Desert, Gibson Desert, Victoria Desert, Tanami Desert) bedeckt.

Aus diesen gelegentlich leicht welligen Steppen- und Wüstenlandschaften erheben sich im Landesinneren einige mittelgebirgsartige Gesteinskomplexe vorwiegend präkambrischen Alters. Diese Mittelgebirgszüge, wie z. B. die MacDonnell Ranges, die Harts Range oder die Musgrave Ranges, werden von einigen Geologen der „transaustralischen Faltungszone“ zugeordnet. Aus dem Verwitterungsschutt dieser präkambrischen Mittelgebirge entstanden jüngere, altpaläozoische Sedimentgesteine, die heute zwischen diesen Ost-West-verlaufenden Bergketten an einigen Stellen zu Tage treten, etwa bei den Olgas, am Uluru und im Watarrka National Park (Kings Canyon).

Als geologisch eigenständiger Komplex von ebenfalls präkambrischem Alter (ca. 2–1,75 Mrd. Jahre alt) bedeckt das Kimberley-Beckenspektakulärsten Reste