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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juni 2017

 

FFür die Originalausgabe:

Copyright © Carol Lynne 2007

Originally published in the English language as

»Cattle Valley: Mistletoe«

by Totally Entwined Group Limited, UK

 

The moral rights of the author have been asserted.

 

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-644-8

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

Klappentext:

 

Bauunternehmer Halden Kuckleman hat den Glauben an Gott und die Liebe längst verloren. Trotzdem nimmt er den Auftrag der örtlichen Kirche an, einen der Räume auszubauen, weil es ein Job wie jeder andere ist – solange Pastor Casey Sharp nicht versucht, ihn zu bekehren. Doch als der Termindruck steigt, sieht Halden sich gezwungen, die helfende Hand des attraktiven Pastors anzunehmen, ohne zu ahnen, dass sie ihn auf direktem Weg in die Versuchung führen wird…

 

 

 


 

Widmung

 

 

Für J.P. Bowie, ich bin so froh, dass ich die

Möglichkeit hatte, deine Werke zu lesen.

Möge deine Zukunft so wundervoll wie deine Bücher sein.


 

Kapitel 1

 

 

»Kuckleman Construction«, nahm eine tiefe, ernste Stimme den Anruf entgegen.

»Ähm, ja, hi, ich würde gerne mit Halden Kuckleman sprechen.«

»Am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Hi, Mr. Kuckleman, hier ist Reverend Casey Sharp von der Kirchengemeinde in Cattle Valley. Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht vorbeikommen könnten, um mir ein Angebot für die Fertigstellung des Kirchenanbaus zu machen.« Casey rückte seine Lesebrille zurecht, eine nervöse Angewohnheit aus seinen Grundschultagen. Er begann, sich Sorgen zu machen, dass er so spät im Jahr niemanden mehr finden würde, um die Empfangshalle fertigzustellen, daher war er verzweifelt genug, sich an Halden Kuckleman zu wenden.

»Verzeihen Sie, aber ich arbeite nicht für Kirchen«, sagte Halden.

»Ja, nun, davon habe ich gehört, aber ich bin ziemlich verzweifelt. Der Bauunternehmer, den wir beauftragt haben, hat mitten im Projekt gekündigt und wir haben das Versprechen gegeben, dass das Gebäude bis zur alljährlichen Feier an Heiligabend fertig ist. Ich weiß, Sie sind kein religiöser Mann, Mr. Kuckleman, und wenn Sie gewillt sind, vorbeizukommen und einen Blick auf das Gebäude zu werfen, verspreche ich Ihnen, dass ich nicht versuchen werde, Sie zu bekehren.« Casey biss sich auf die Lippe. Mist, vielleicht hätte er das nicht sagen sollen. Obwohl Halden als überzeugter Atheist stadtbekannt war, hätte Casey möglicherweise einfach den Mund halten sollen. Er war der Neue in der Stadt und sich gleich Feinde zu machen, entsprach nicht unbedingt seiner Vorstellung sich einzufügen.

Am anderen Ende der Leitung erklang ein lautes Seufzen. »Wie viel muss noch gemacht werden?«

»Na ja, der Rohbau steht, drinnen ist allerdings noch nichts gemacht worden. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber es gibt dort noch keine Heizung, immerhin werden Sie vor Schnee und Wind geschützt sein.« Casey blickte durch sein Bürofenster auf den schneebedeckten Boden. Es war erst Mitte November und trotzdem versank die Stadt unter einer einen halben Meter dicken Schneedecke. Er selbst würde definitiv nicht in einem ungeheizten Gebäude arbeiten wollen, aber wenn jemand daran gewöhnt war, bei solchem Wetter draußen zu arbeiten…

»Das Heizungsproblem würde mich nicht stören, bloß die Örtlichkeit.« Casey schwieg. Halden schien es in Betracht zu ziehen, zumindest hatte er nicht aufgelegt.

Nach ein paar Sekunden fuhr Halden fort: »Sind Sie heute Nachmittag dort?«

Triumphierend stieß Casey seinen Arm in die Luft. »Ja, ich werde den ganzen Tag hier sein.«

»Möglicherweise könnte ich nach dem Mittagessen vorbeikommen und einen Blick darauf werfen. Allerdings kann ich Ihnen nichts versprechen.«

»Ja, natürlich. Mein Haus ist gleich nebenan, da werde ich mich wahrscheinlich aufhalten. Sie können einfach hupen, wenn sie auf den Parkplatz fahren, dann komme ich sofort raus.« Casey schlug das Telefonbuch zu und stellte es ins Regal zurück.

»Bis dann«, sagte Halden und legte auf.

Casey legte den Hörer zurück auf die Gabel und sah sich in seinem Büro um. Er musste noch einige Kartons durchsehen und eine Predigt für Sonntag vorbereiten. Er kratzte sich am Kopf, stand auf und schlenderte in die Küche. Vielleicht würde ihn eine Tasse starker Kaffee in Schwung bringen.

Das Haus fühlte sich noch immer nicht wirklich wie Zuhause an, doch was hatte er erwartet? Er war erst seit zwei Wochen in Cattle Valley, seit zwei sehr einsamen Wochen. Trotz seines gewählten Berufs war Casey ein Mann, der gerne Sex hatte, eine Menge Sex. Das war der einzige Grund, weshalb er sich dafür entschieden hatte, aufs College zu gehen, um seinen Master in Religionswissenschaft zu machen, anstatt in ein Priesterseminar einzutreten.

Jetzt, wo er endlich seinen Traumjob ergattert hatte, schien sein Sozialleben den Preis dafür zu bezahlen. Es war keineswegs so, dass die Bewohner der Stadt nicht freundlich waren. Sie tendierten bloß dazu, Casey auf Abstand zu halten. Er wusste, dass dies ein weiteres Vermächtnis seines Vorgängers Reverend Brian Doles war, doch Casey wollte, dass sie verstanden, dass er nicht wie dieser Mann war. Es käme ihm nicht mal im Traum in den Sinn, einen Liebhaber zu schlagen. Vielleicht brauchte die Stadt einfach die Möglichkeit zu heilen.

Nachdem er sich eine Tasse Kaffee eingegossen hatte, ging Casey träge durch das Wohnzimmer in sein Schlafzimmer. Obwohl die Kartons mit dem Inhalt für Wohnzimmer und Küche bereits ausgepackt waren, säumten die Schachteln mit dem Großteil seiner persönlichen Habseligkeiten noch immer die Wände. Casey hatte sich einfach noch kein Herz fassen können, sich durch die Erinnerungsstücke zu wühlen. Seine Familie zu verlassen und nach Wyoming zu ziehen, war ein großer Schritt für ihn gewesen. Seine Mom hatte noch immer nicht verstanden, warum er hatte gehen müssen.

Vielleicht würde er Kansas City nach Ostern einen kurzen Besuch abstatten. Er vermisste seine Nichten und Neffen bereits, dabei war er gerade erst angekommen. Fotos seiner eng miteinander verbundenen Familie hätten ihn trösten sollen, doch Casey wusste, dass er dadurch nur noch mehr Heimweh bekommen würde.

Er ging an den Kartons vorbei auf das kleine Badezimmer auf der anderen Seite des Wohnzimmers zu. Wenn er Halden Kuckleman kennenlernen würde, sollte er am besten nicht nach seinem eigenen Sperma riechen. Seit er in die Stadt gezogen war, waren Casey und seine Hand beste Freunde geworden. Doch obwohl er sich mehrmals am Tag befriedigte, schien das niemals dieses Verlangen stillen zu können. Als hätte er eine juckende Stelle, die er nicht erreichen konnte.

Casey stellte seine Tasse auf dem Waschbecken ab, zog sich aus und betrachtete sich selbst im Spiegel. Er wusste, dass er ein attraktiver Mann war. Die vielen Männer, die zu Hause um seine Gunst gebuhlt hatten, bewiesen das, aber wie sahen ihn die Leute in Cattle Valley? Ja, er trug die meiste Zeit eine kleine Brille mit Drahtgestell, doch er glaubte nicht, dass sie ihn wie einen Idioten aussehen ließ. Vielleicht war der Haarschnitt, auf den seine Mutter bestanden hatte, zu kurz. Casey fuhr sich mit der Hand über seinen blonden Schopf. In Anbetracht seines neuen Berufs schien ihm sein Haar nicht zu kurz zu sein, eigentlich sogar genau richtig. Er musste irgendetwas an sich haben, das Männer in dieser Stadt nicht anzog.

Das Klingeln des Telefons lenkte seinen Blick vom Spiegel weg. Er sah an sich herab und fragte sich, ob er den Anruf entgegennehmen sollte oder nicht. Er war so nackt wie am Tag seiner Geburt und im Haus zog es ab und zu. Plötzlich besorgt, dass es Halden sein könnte, der anrief, um abzusagen, sprintete Casey mit wippendem, nacktem Schwanz zum Telefon.

»Hallo«, keuchte er.

»Äh, hi, Casey?«

»Hi, Nate.« Casey lächelte. Nate Gils und seine Partner waren bisher seine einzigen echten Freunde.

»Habe ich dich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt?«, fragte Nate.

»Nein, ich wollte bloß gerade unter die Dusche springen. Ich habe es geschafft, Halden Kuckleman dazu zu überreden, einen Blick auf das Gebäude zu werfen.« Casey setzte sich auf die Couch, da ihm bewusst war, dass vorbeifahrende Autofahrer möglicherweise durch das Fenster sehen konnten. Er wusste, dass es nicht gut aussehen würde, wenn sie ihren neuen Reverend dabei beobachteten, wie er nackt in seinem Haus herumlief.

»Tja, herzlichen Glückwunsch.« Nate kicherte. »Dafür, dass du Hal dazu bringen konntest vorbeizukommen, nicht dazu, nackt zu sein. Ich bin mir sicher, dass du das schon seit einer ganzen Weile machst.«

»Ja, ich bin ein Profi darin, mich auszuziehen, allerdings nicht in letzter Zeit.« Casey lachte. Das Schönste an Nate war, dass er nicht verstecken musste, wer er wirklich war.

»Du wirst noch weggeschnappt, bevor du überhaupt weißt, was los ist. Hör mal, ich habe mich gefragt, ob du Lust hast, später mit mir Mittagessen zu gehen.«

Casey strich mit einer Hand über seinen entblößten Schwanz, das arme, vernachlässigte Ding. »Es müsste ein frühes Mittagessen sein. Ich bin mir nicht sicher, wann Halden vorbeikommt. Er hat nur gesagt, irgendwann nach dem Mittagessen.«

»Um elf bei Deb’s?«, fragte Nate.

»Klingt gut. Wir treffen uns da.« Casey legte auf und ging zurück ins Bad. Wo er ein Date mit heißem Wasser und seiner Hand hatte.

 

***

 

Als er Nate entdeckte, bahnte sich Casey einen Weg durch den überfüllten Diner. »Hey«, sagte er und rutschte seinem Freund gegenüber in die Sitznische.

»Also«, begann Casey und zog seinen Mantel aus, »wie geht's mit dem Fitnessstudio voran?«

Nate hob die Schultern und legte seine Speisekarte weg. »Gut, langsam. Wir haben jetzt endlich den Mietvertrag unterschrieben. Rio ist in Houston, um mit irgendeinem Bekannten über den Kauf von einigen Geräten zu reden.«

»Oh, deshalb hast du mich also gefragt, ob wir zusammen essen gehen«, neckte ihn Casey.

»Ich hasse es. Jede Sekunde, die er nicht da ist, ist für mich die reinste Qual.« Nate fuhr sich mit der Hand durch die Haare und blickte aus dem Fenster. »Während ich hier die Renovierung beaufsichtige, tourt er mit irgendeinem Freund durch ganz Texas.«

»Wie lange ist er schon weg?«

»Seit gestern Morgen.«

Casey lachte und schüttelte den Kopf. »Wenn man dir so zuhört, könnte man meinen, er wäre schon seit einer Woche weg.«

»Na ja, es fühlt sich zumindest wie eine Woche an«, schmollte Nate.

Stella kam zu ihnen herüber, um ihre Bestellung entgegenzunehmen, bevor sie ihr Gespräch fortsetzen konnten. »Ich nehme das Chili und eine Zimtrolle.« Casey steckte seine Speisekarte in den kleinen Ständer und wartete darauf, dass Nate bestellte.

»Warum nimmst du immer diese seltsame Kombination?«, fragte Nate.

»Was, Chili und Zimtrolle? Damit bin ich aufgewachsen.« Casey zuckte mit den Schultern. »In der Schule war es immer mein Lieblingsmittagessen. Ich schätze, mir ist nie wirklich in den Sinn gekommen, dass es seltsam ist.«

»Ihr Menschen aus Kansas seid ein bisschen verrückt, was euer Essen betrifft. Zum Beispiel, wenn ihr eine Coke bestellt, obwohl ihr eigentlich Dr. Pepper haben wollt, das ist echt komisch, Mann.«

Casey kratzte sich am Kiefer. »Das sagen die meisten Leute zu Hause statt Sprudel oder Limo. Wenn jemand fragt, ob man eine Coke haben will, sagt man: Ja, bring mir Dr. Pepper.« Casey dachte darüber nach und schüttelte den Kopf. »Du hast recht. Wir sind ein Haufen Freaks.«

Sie unterhielten sich über das Fitnessstudio, bis ihr Essen kam und sie es sich schmecken ließen. Nach einer Weile bekam Casey nichts mehr runter und schob seinen Teller von sich. »Ich schwöre dir, das ist das letzte Mal, dass ich mit dir irgendwohin gehe«, sagte er und sah Nate an.

Nate nahm seine Serviette und begann, sich den Mund abzuwischen. »Warum, habe ich Essensreste überall im Gesicht?«

»Nein, es ist, weil fast jeder geeignete Mann, der hier reingekommen ist, versucht hat, mit dir Blickkontakt aufzunehmen, während sie mich komplett ignorieren.« Casey nahm seine Brille ab und rieb sich über die Augen. Er war einfach frustriert.

»Hey, verkauf dich nicht unter Wert, du bist ein verdammt gut aussehender Mann«, sagte Nate, als er seinen Blick durch den Diner schweifen ließ.

»Okay, wenn ich so verdammt gut aussehe, wie kommt es dann, dass sie dich alle anstarren?«

Nate zuckte mit den Schultern und hob die Hände. »Ich habe zwar gesagt, dass du verdammt gut aussiehst, aber das hier…«, Nate deutete auf sich selbst, »… ist das perfekte Gesamtpaket und noch einiges mehr. Außerdem hilft es, dass sie wissen, dass ich nicht mehr auf dem Markt bin. Ein bisschen wie die verbotene Frucht.« Nate konnte seinen ernsten Gesichtsausdruck nicht länger aufrechterhalten und brach in Gelächter aus. »Ich mach nur Witze. Gib den Leuten Zeit, sie werden schon zu dir kommen.«

»Das hoffe ich doch, denn das Zölibat ist nicht mein Ding.« Casey zog sein Portemonnaie hervor und legte Geld für seinen Teil des Essens auf den Tisch. »Ich muss los. So schwer, wie es war, Halden dazu zu bringen aufzukreuzen, wäre es echt ärgerlich, wenn ich zu spät kommen würde.«

»Das ist jemand, den du kennenlernen solltest. Der Mann hat einen großartigen Körperbau. Als die ersten Gerüchte in Umlauf kamen, dass wir ein Fitnessstudio eröffnen, stand Hal als Erster auf der Matte. Nachdem ich einen Blick auf ihn geworfen hatte, habe ich ihm gesagt, dass er sich eher als Trainer denn als Mitglied eignen würde. Allerdings hat er mein Angebot ausgeschlagen. Hat gesagt, er wäre niemand, der mit Menschen arbeiten könnte. Soweit ich gehört habe, hat er nur einen richtigen Freund in der Stadt und das ist Gill. Das Lustige ist, dass ich nicht gewusst habe, dass Gill überhaupt Freunde in der Stadt hat, so schweigsam, wie er ist. Frag mich nicht, was die beiden machen, wenn sie sich treffen, weil ich mir sicher bin, dass sie sich nicht mit Reden die Zeit vertreiben.«

»Du meinst, du denkst, dass da was läuft?«, fragte Casey, während er in seinen Mantel schlüpfte.

Nate schüttelte den Kopf. »Nee, soweit ich das verstanden habe, sind sie nur Freunde.«

Casey nickte und schüttelte Nate die Hand, bevor er ging. Er stieg in seinen kleinen Honda und fuhr nach Hause. Als er sein Haus erreichte, fühlte er sich ausgelaugt. Er hasste es, durch den Schnee zu fahren. Die Menschen hier dachten sich nichts dabei. Vielleicht brauchte er einen Wagen mit Allradantrieb.

Als er aus dem Auto stieg, bog ein riesiger, viertüriger Pick-up auf den Parkplatz ein. Dem Schriftzug an der Seite des schwarzen Lastwagens nach zu urteilen, handelte es sich um Halden. Nach einem flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild im Fenster überquerte Casey den Hof in Richtung Parkplatz.

Caseys Füße strauchelten, als Halden aus dem Pick-up stieg. Oh, wie unfair. Das ist, als würde man einem hungernden Mann ein Steak unter die Nase halten. Halden hatte den Körperbau eines jeden Mannes, von dem er sich je angezogen gefühlt hatte. Groß und mit breiten Schultern kam Halden auf ihn zu. Haldens Gesichtszüge konnte er nicht erkennen, da er einen schwarzen Cowboyhut tief in die Stirn gezogen hatte, doch die Art, wie er sich bewegte, ließ Casey annehmen, dass er aus der Nähe betrachtet genauso lecker sein würde.

Als er sich auf wenige Meter genähert hatte, streckte Casey die Hand aus. »Mr. Kuckleman?«

Caseys Hand verschwand in einem festen Griff, beinahe zu fest. »Nennen Sie mich Hal.«

Der Versuch, den Handschlag zu erwidern, brachte Casey fast um. Was körperliche Stärke anging, war er Hal definitiv nicht ebenbürtig. Bei näherer Betrachtung war Hals Gesicht tatsächlich lecker. Er hatte nicht die typischen attraktiven Gesichtszüge, doch wenn man alles zusammennahm, war der Effekt wirklich nett.

»Okay, Hal, ich bin Casey.« Er ließ Hals Hand los und deutete zur Rückseite der Kirche. »Wie Sie sehen können, steht der Rohbau, aber das war's eigentlich auch schon.«

Während sie zu dem Anbau hinübergingen, rieb sich Hal über den Nacken. »Gestatten Sie mir die Frage, warum der ursprüngliche Bauunternehmer das Projekt nicht beendet hat?«

Casey öffnete die Seitentür und führte Hal in den großen, offenen Raum. »Nichts Aufregendes. Jeff Hutton hat den Job begonnen, dann jedoch darum gebeten, den Vertrag wegen einiger persönlicher Probleme aufzulösen.«

Hal nickte und lief weiter im Raum umher. »Also, worüber reden wir hier? Wird es ein großer Raum sein oder soll er aufgeteilt werden?«

Casey bedeutete Hal, ihm zu folgen, und ging zu der provisorischen Werkbank, die an einer Wand aufgebaut worden war. Er entrollte die Entwürfe, damit Hal sie inspizieren konnte. »Wie Sie sehen können, ist es grundsätzlich dieser eine große Raum, mit Ausnahme der Sanitäranlagen hier drüben und einer zweckmäßigen Küche. Wir werden unsere eigenen Kirchenveranstaltungen hier abhalten, den Raum aber auch an andere Gruppen oder Privatpersonen vermieten.«

Hal rollte die Blaupausen zusammen. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich die hier mitnehme? Ich muss sie mir genauer ansehen, bevor ich sagen kann, wie viel es kosten wird und ob es pünktlich bis Heiligabend beendet werden kann. Ich werde ehrlich sein, der Zeitrahmen wird das größte Problem darstellen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Feier abzuhalten, obwohl noch nicht alles fertig ist?«

Da ihn diese hellblauen Augen anstarrten, fand Casey es schwer, überhaupt zu denken. »Ähm, na ja, ich schätze, das würde davon abhängen, wie viel noch nicht gemacht worden ist.«

»Es geht größtenteils um Verschönerungsarbeiten; es wird etwas Zeit brauchen, um alles zu verkabeln und die Rohrleitungen einzubauen, bevor wir uns überhaupt an die Wärmedämmung und Rigipsplatten machen können.« Hal verengte die Augen ein wenig und beugte sich vor. »Ich werde Geschwindigkeit nicht über Qualität stellen, wenn Sie es also nur gemacht haben wollen und sich nicht darum scheren, wie, bin ich nicht Ihr Mann.«

Oh doch, das bist du, dachte Casey. »Ich schulde es den Gemeindemitgliedern, dafür zu sorgen, dass die Arbeit ordentlich gemacht wird, also werden Sie von mir keinen Widerspruch hören.«

»Na gut.« Hal machte sich auf den Weg zur Tür, hielt dann jedoch inne und wandte sich um. »Ich muss ehrlich zu Ihnen sein. Es sieht so aus, als würde es ein schlechter Winter für jemanden in meiner Branche werden. Ich schätze, dass ich dieses Projekt übernehmen werde, doch Sie müssen wissen, dass es wegen des Geldes sein wird und damit ich über den Winter etwas zu tun habe. Ich hege nicht den Wunsch, von Ihnen oder irgendjemand anderem ins Gelobte Land geführt zu werden.«

»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nach einem Bauunternehmer und nicht nach einem weiteren Mitglied für meine Gemeinde suche.« Casey war ein wenig verärgert darüber, dass Hal dachte, er würde versuchen, ihn zu bekehren.

Hal hielt die Entwürfe hoch und nickte. »Ich werde sie mir ansehen und Ihnen so schnell wie möglich zurückgeben.«

»Das wäre sehr nett von Ihnen«, sagte Casey, während er Hals festem Hintern durch die Tür hinaus und auf den Parkplatz folgte.

Als er in seinen Pick-up stieg, rief Hal: »Übrigens, haben Sie die Materialien schon bestellt oder werde ich das tun müssen?«

Casey kratzte sich am Kopf und trat näher an Hals Lastwagen heran. »Das Meiste haben wir bereits in meiner Garage gelagert. Die Rigipsplatten sind allerdings noch nicht bestellt worden, genauso wenig wie Farbe, Verkleidung und dieser ganze Kram.«

»Okay, gut zu wissen. Ich ruf Sie später an. Es war nett, Sie kennenzulernen, Casey.«

»Ebenso.« Casey schaffte es zu lächeln. Als er zurücktrat und zusah, wie Hal davonfuhr, fragte er sich, ob sich Hal allen Menschen oder nur Männern der Kirche gegenüber so reserviert verhielt.