U1_978-3-8233-7769-6

Ulrike Krieg-Holz / Lars Bülow

Linguistische Stil- und Textanalyse

Eine Einführung

A. Francke Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

1. Text als linguistischer Gegenstand

Im Geschriebenen werden para- und nonverbale Ausdrucksformen etwa durch Großschreibung, Fettdruck, Emoticons u.v.m. kompensiert.

1.1 Textualitätsmerkmale

Vgl. Kirsch 1993, S. 28.

Vgl. Gernhardt, Robert: Mondgedicht. Aus: Ders., Wörtersee. S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1996.

Abgrenzungs- und Gliederungshinweise

Vgl. Gryphius, Andreas (1961): Werke in drei Bänden. 3. Bd. Hildesheim: Olms, S. 102; hier in einer modernisierten Fassung.

Ein Phonem ist das kleinste lautliche Segment (abstrahiert aus dem Schallstrom der Rede), das potentiell eine bedeutungsunterscheidende (distinktive) Funktion haben kann. Den Phonemen lassen sich regelhaft Segmente des Geschriebenen, d.h. Grapheme, zuordnen. Diese Zuordnungen werden Graphem-Phonem-Korrespondenz-Regeln genannt. Sie geben an, welches Segment des Geschriebenen im Normalfall einem bestimmten Phonem entspricht, wobei einem Phonem oder einer Phonemfolge ein einfaches Graphem oder eine Folge von Graphemen zugeordnet sein kann: z.B. [ŋ] <ng> [Rɪŋ] <Ring>. Im Deutschen wird in der Mehrzahl der Fälle einem Phonem genau ein Graphem zugeordnet: z.B. [a] <a> [kalt] <kalt>, [ε] <e> [vεlt] <Welt>.

Verknüpfungshinweise

In der linguistischen Forschungs- und Lehrliteratur werden die Begriffe ‚Kohäsion‘ und ‚Kohärenz‘ sowie die darunter gefassten Phänomene unterschiedlich bestimmt. Mitunter wird hier die Differenzierung anhand von verschiedenen Zeichenklassen vorgenommen, indem die Abgrenzung von Kohäsion und Kohärenz über die Beschaffenheit der jeweils zum Einsatz kommenden Paradigmen erfolgt (z.B. Kohäsion durch Verwendung von Elementen mit abgeschlossenem Paradigma, Kohärenz durch Lexeme aus den offenen Wortklassen; vgl. Fritz 2005, S. 1072).

Hinweise auf die thematische Zusammengehörigkeit

Der Begriff ‚Inferenz‘ bezeichnet den kognitiven Prozess, unausgedrückte, aber zum Textverständnis notwendige Inhalte, durch Implikationen, Präsuppositionen und eigenes Wissen zu ergänzen und zu erweitern.

2.1.1 Textgliederung

Solche Texte können zum Teil auch maschinell erstellt werden wie z.B. Steuerbescheide, Bankauszüge oder Versicherungspolicen.

Unter Involvement wird die innere Beteiligung, das Engagement verstanden, mit dem sich jemand einem Gegenstand oder einer Aktivität zuwendet. Die vorhandene Intensität des Involvements kann im Marketing auch als Aktivierung des Konsumenten aufgefasst werden, d.h. hohes Involvement ist mit einem hohen Aktivierungsgrad verbunden, so dass es den Kunden anregt, sich gedanklich oder emotional mit einem Produkt oder einer Dienstleistung auseinander zu setzen.

Vgl. ADAC-Motorwelt Ausgabe 11, 2011 S. 21.

Solche Abgrenzungshinweise (außersprachlich) bestehen etwa in der farblichen Gestaltung des Anzeigenhintergrunds oder der Abbildung des Produktes, Ganzheitshinweise (innersprachlich) z.B. in bestimmten Angaben zum beworbenen Unternehmen wie dem Slogan als kampagnenübergreifendes Element.

Die Textsortenanalyse ist natürlich keine reine Domäne der Sprachwissenschaft, sondern gehört in Abhängigkeit vom jeweiligen Kommunikationsbereich zum Forschungsgegenstand verschiedenster Wissenschaftsrichtungen. So entstammt die Differenzierung von Anzeigenelementen beispielsweise dem betriebs- bzw. wirtschaftswissenschaftlichen Bereich des Marketings/der Kommunikationspolitik.

Textkonstitution durch grammatische und lexikalische Elemente an der Textoberfläche: Kohäsion

Eisenberg (2006b) weist darauf hin, dass die formale Korrespondenz zwischen einem Pronomen und seinem Bezugsausdruck zwar zwingend erscheinen kann, jedoch nicht die Grundlage des Pronominalgebrauchs darstellt: „Was mit einem Pronomen benannt werden kann, hängt vielmehr zuerst von seiner Bedeutung ab.“ (2006b, S. 180)

Der Begriff ‚Deixis‘ ist besonders wichtig für die funktionale Einordung von Pronomina, er spielt aber auch eine zentrale Rolle bei anderen Wortarten wie den Verben, den lokalen und temporalen Präpositionen und den Raum- und Zeitadverbien.

Vgl. die Ausführungen „Das Zeigfeld der Sprache und die Zeigwörter“ in Bühler (1978, S. 79ff.).

Für die phorische Funktion sprachlicher Elemente findet sich in der Literatur mitunter auch der Begriff ‚Textdeixis‘ oder auch ‚anaphorische Deixis‘.

Die Formen des Demonstrativpronomens derjenige können nur phorisch, d.h. nur kataphorisch gebraucht werden, weil der Bestandteil jen den Verweis auf etwas nachfolgend zu Spezifizierendes enthält.

Die folgenden sieben Beispiele wurden einer Direct Mail der Organisation „Plan“ (2011) entnommen.

Die Verwendung von Abtönungspartikeln war ursprünglich hauptsächlich an das Medium der Mündlichkeit gebunden, gewinnt aber heutzutage im Zuge einer zunehmenden Frequenz innerhalb von computervermittelten Kommunikationsformen auch im Schriftlichen immer mehr an Bedeutung.

Die Darstellung folgt im Wesentlichen der Terminologie und dem Klassifikationsvorschlag der Duden-Grammatik (vgl. Fritz 2006, S. 1085ff.).

Vgl. Weinrich (1993, S. 198ff.).

Bei der Repetition/Rekurrenz spielt das referenzielle Verhältnis zwischen einem Wort und seiner Wiederholung eine wichtige Rolle. Hier ist danach zu unterscheiden, ob sich die Realisationen eines Wortes im Sinne von Koreferenz auf dasselbe Referenzobjekt beziehen oder ob es Unterschiede gibt. Verweist das wiederholte Wort – ähnlich etwa wie Personalpronomina – auf dasselbe Objekt oder Lebewesen aus der Realität, liegt eine identische Referenzrelation vor. Demgegenüber liegt eine inklusive Beziehung vor, wenn die Wiederholung nur einen Teil des Referenzbezugs übernimmt. Unterscheidet sich ein Wort und seine Wiederholung eindeutig im Referenzbezug, wird dies als exklusives referenzielles Verhältnis bezeichnet (vgl. Schubert 2008, S. 46f.).

Das Zeichen * zeigt jeweils an, dass es sich um einen ungrammatischen Ausdruck handelt.

Den Ausgangspunkt für das Konzept der Wortfeldtheorie, das von Jost von Trier 1931 entwickelt wurde, bildet partielle Bedeutungsähnlichkeit.

Seme sind die Grundeinheiten der semantischen Analyse, die kleinsten distinktiven Bedeutungskomponenten, mit denen die Gesamtbedeutung von sprachlichen Ausdrücken beschrieben werden kann.

Textkonstitution durch Kontext und Weltwissen: Kohärenz

Neben der Thema-Rhema-Gliederung gibt es in der Grammatikforschung noch zwei weitere Begriffs-Tandems, die sich auf die funktionale Arbeitsteilung zwischen Thema und darauf bezogener Aussage beziehen. Dies ist zum einen das Begriffspaar ‚topic‘ und ‚comment‘: Hier wird davon ausgegangen, dass in einer satzförmigen Äußerung häufig ein im Vorfeld stehender Teil des Satzes das Stichwort präsentiert, auf das sich der Rest als Kommentar bezieht, der dann das Neue in der Gesamtaussage dieses Satzes bildet. Das andere Begriffspaar ist ‚Hintergrund‘ und ‚Fokus‘, wobei als Fokus der Teil der Äußerung bezeichnet wird, der die im Mittelpunkt stehende neue Information enthält. Demgegenüber ist der Rest der Äußerung der Hintergrund. Häufig findet der Begriff ‚Fokus‘ auch Verwendung, wenn es um die Fokussierungsleistung von Akzentverteilungen, spezifischen Lexemen oder bestimmten Wortstellungen geht (vgl. Boettcher 2009b, S. 14).

Dabei wird deutlich, dass in Bezug auf das ‚Thema‘ Überschneidungen zur Kohäsion eines Textes bestehen, denn thematische Elemente werden typischerweise durch grammatische oder lexikalische Formen der Wiederaufnahme (z.B. anaphorische Pronomina, Hyperonyme) realisiert.

2.2 Satzebene

Der Begriff ‚Satzebene‘ bezieht sich hier nicht ausschließlich auf ganze Sätze, sondern auch auf unvollständige syntaktische Strukturen wie Ellipsen und Satzfragmente.

Diese Unterscheidung geht auf Saussure ([1916] 1976) zurück.

Im Gegenwartsdeutschen ist die doppelte Verneinung noch in einzelnen Dialekten wie dem Bairischen gebräuchlich (vgl. Das ist kein Problem nicht. [des is ko problem ned]).

In der Übersetzung von Cramer (vgl. 2001): „So gingen sie dann zum Essen und man unterließ nicht, dem Gaste im reichen Maße so große Ehrerbietung zu erweisen.“

Wortarten

In Zusammenhang mit derartigen linguistischen Kategorien ist zu berücksichtigen, dass es sich vielfach um prototypische Vorstellungen handelt. Das bedeutet, im Zentrum der Kategorie befinden sich diejenigen Elemente, die die größte Anzahl an Gemeinsamkeiten aufweisen. An ihren Rändern nimmt die Anzahl gemeinsamer Eigenschaften ab.

Eine Übersicht über die Darstellung der Nichtflektierbaren in verschiedenen Grammatiken bietet Zitterbart (2010, S. 75ff.).

Der Begriff ‚Konjunktion‘ steht an dieser Stelle sowohl für koordinierende, als auch für subordinierende Konjunktionen (auch: Subjunktionen, s.o.).

Konstituententests

Die Tests führen allerdings nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis.

Häufig können jedoch auch mehrere Konstituenten weggelassen werden.

Der Begriff ‚Valenz‘ bezieht sich darauf, dass Verben Leerstellen für von ihnen geforderte Satzglieder im Syntagma eröffnen.

Zur Beschreibung von Ergänzungen und Angaben; vgl. z.B. Engel (1996) oder Eroms (2000).

Satzbautypen

Attribute sind in Satzglieder eingebettet und somit nicht selbstständige Satzgliedteile.

Der Nebensatz Was er vortrug, […] wird hier sowohl in (22a) als in (22b) als Subjekt (und damit als Satzglied) interpretiert. Für (22b) kann argumentiert werden, dass ein freier Relativsatz vorliegt, der durch das Korrelat das nochmal aufgenommen wird.

Satzarten

Unter Modalität werden nicht nur die Modusformen des Verbs gefasst, Modalität stellt vielmehr eine semantische Kategorie dar, die die Stellungnahme des Textproduzenten durch verschiedene formale und lexikalische Mittel ausdrückt (z.B. Modalverben).

In der traditionellen Beschreibung des Deutschen hat der Imperativ nur zwei Formen: 2. Ps. Sg. (z.B. geh(e) (2. Ps. Sg.) und 2. Ps. Pl. (z.B. geht; vgl. Thieroff/Vogel 2009, S. 21f.).

Klammerstrukturen und Topologie

Weinrich (1993, S. 1032ff.) bezeichnet diese Art der Klammerbildung als ‚Konstitution‘. Neben Verbpartikeln kommen als Nachverb auch Präpositionen, Adverbien, Infinitive oder Präpositional-Adjunkte, die gemeinsam mit dem Vorverb ein Funktionsverbgefüge bilden, in Frage.

Für die funktionale Beschreibung des Themas und der darauf bezogenen Aussage stehen mehrere Begriffspaare zur Verfügung (vgl. Kap. 2.1.2), von denen die sog. ‚Thema-Rhema-Gliederung‘ am prominentesten ist (Thema = das bereits Bekannte, z.B. Sashimi; Rhema = das (relativ) Neue einer Äußerung, z.B. … isst er besonders gerne).

Eine Übersicht der wichtigsten Einschränkungen bietet die Duden-Grammatik (vgl. Gallmann 2006, S. 897f.).

Bei der Textproduktion ist zu beachten, dass die Aufnahmefähigkeit bei der Rezeption von Sätzen grundsätzlich begrenzt ist.

Die Nominalklammer kann in einzelnen Fällen auch von einem Nullartikel (unbestimmter Artikel im Plural) eröffnet werden (z.B. ungewöhnlich faire Diskussionen).

Flexion

Im deutschen Sprachraum treten bei der Zuordnung des grammatischen Geschlechts vereinzelt regionale Unterschiede auf. So bevorzugen vor allem süddeutsche Sprecher häufig die Variante das Cola gegenüber der im mittel- und norddeutschen Raum gebräuchlichen Form die Cola.

Der Schwa-Laut ist ein unbetonter Vokal, der auch Zentralvokal genannt wird, weil er sich im Zentrum des Vokaltrapezes befindet. Er kommt häufig in Reduktionssilben am Wortende vor (/ge:en/ vs. /ge:n/), wird aber mit dem <e> verschriftet (<gehen>).

Der Nominativ ist der unmarkierte Fall, der kein eigenes Flexionsmorphem besitzt.

Bei Substantiven, die auf einen [s]-Auslaut enden, wird allerdings obligatorisch -es verwendet (z.B. des Witzes).

Der Klassenübertritt von der gemischten in die schwache Klasse betrifft ausschließlich Substantive mit der Wortausgangsstruktur –or (z.B. Tutor, Autor oder Lektor) und gilt noch nicht als normgerecht.

Grundsätzlich verliert die Gruppe der starken Verben seit dem Althochdeutschen (ca. 500/7501050) Mitglieder, während die der schwachen gegenwärtig deutlich ausgebaut wird. Schwache Formen wie backte und melkte treten neben starke wie buk und molk und verdrängen letztere. Dieser Trend ist im oberdeutschen Sprachraum deutlicher ausgeprägt als im Niederdeutschen. Er steht in Zusammenhang mit dem Präteritumschwund, „dessen Grenze gegenwärtig quer von West nach Ost durch den mitteldeutschen Raum verläuft“ (Roelcke 2011, S. 140).

Unter sprachgeschichtlicher Perspektive sollte der Vokalwechsel von rennen zu rannte nicht als Ablaut bezeichnet werden.

Deshalb wird der Konjunktiv I mitunter (z.B. im Schulunterricht) auch als ‚Konjunktiv Präsens‘, der Konjunktiv II auch als ‚Konjunktiv Präteritum‘ bezeichnet.

Würde ist der Konjunktiv II von werden.

Wortbildung

Zwischen Wortschöpfung und Wortbildung kann es zu Überschneidungen kommen. So stellt z.B. googeln eine Kombination aus Wortschöpfung und Wortbildung dar.

Eine Ausnahme bilden gebundene Verbstämme (z.B. waschenWaschmaschine), die kaum ohne Flexiv auftreten.

Substantive können beispielsweise etwas Gegenständliches, Verben etwas Prozesshaftes und Adjektive etwas Qualitatives bezeichnen.

Problematisch scheint die Abgrenzung der Konfixe von den Affixen. Ein mögliches Kriterium dafür ist die Semantik der Einheiten, denn Konfixe haben wie Stämme eine lexikalische Bedeutung, während Affixe primär über eine morphosemantische Funktion verfügen.

Ausnahmen bilden dabei etwa Konfixe (z.B. Geophysik), Buchstaben (z.B. A-Klasse) oder Syntagmen (z.B. Wo-ich-immer-schon-mal-hinwollte-Paket) als Erstglieder.

Explikativkomposita, Possessivkomposita und Rektionskomposita lassen sich als Subtypen des Determinativkompositums auffassen.

3.1 Stil und Stilistik: Allgemeines

Diese Interpretation der Begriffe ‚Performanz‘ und ‚Kompetenz‘ orientiert sich an der Stiltheorie Barbara Sandigs (2006).

Methoden der Stilbeschreibung

In jüngerer Zeit sind derartige Ansätze, die den wertenden, evaluativen Aspekt von Stil in den Vordergrund stellen, weniger in der linguistischen Literatur, dafür aber vielfach in der populärwissenschaftlichen Ratgeberliteratur zu finden (z.B. Wolf Schneider „Deutsch für Profis“; Bastian Sick „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“; Duden. „Der Deutsch-Knigge. Sicher formulieren, sicher kommunizieren, sicher auftreten“).

In der linguistischen Literatur wird die Bezeichnung ‚Werbesprache‘ häufig verallgemeinernd für sämtliche Kommunikationsformen der externen Unternehmenskommunikation als zentralem Bestandteil der Kommunikationspolitik von Unternehmen verwendet. Kommunikationspolitik stellt ein eigenständiges Instrument moderner Unternehmensführung dar, das sich mit der bewussten Gestaltung aller auf den Marktteilnehmer gerichteten Informationen beschäftigt. Seitens der Wirtschaftswissenschaften ist dabei sowohl zwischen verschiedenen Produktbereichen (kurzlebige und langlebige Konsumgüter, Investitionsgüter) und Adressaten (Privatkunden, Firmen) als auch verschiedenen Kommunikationsinstrumenten (Mediawerbung, Direct Marketing, Public Relations, Product Placement, Event Marketing usw.) zu unterscheiden. Mit dem Ausdruck ‚Werbesprache‘ erfolgt hier also eine extreme Erweiterung des Begriffs auf nahezu alle externen Kommunikationsaktivitäten eines Unternehmens.

Das Konzept der Community of Practice wurde erstmals von Lave/Wenger (1991) als Teil einer Theorie des sozialen und situierten Lernens entwickelt und von Eckert/McConnell-Ginet (1992) für die Soziolinguistik nutzbar gemacht. Insbesondere innerhalb der angloamerikanischen Soziolinguistik ist es heute sehr etabliert (‚third wave sociolinguistics‘), es wurde auch mehrfach in der germanistischen Linguistik aufgegriffen (vgl. z.B. Auer 2013).

„So far in variation, style has been treated as a speaker’s situational adjustment in use of individual variables. The other side of style is how speakers combine variables to create distinctive ways of speaking. These ways of speaking are a key to the production of personae, and personae in turn are particular social types that are quite explicitly located in the social order.“ (Eckert 2005, S. 17)

Während ‚Identität‘ in der Moderne noch als etwas verstanden wurde, was dem Individuum inhärent war, etwas, das bspw. im Jugendalter gesucht und entdeckt werden konnte, setzte sich mit der Wende zur Postmoderne ein dynamisches Verständnis von Identität durch (vgl. Butler 1990).

Zentrale Begriffe der Stilanalyse

Die stilistischen Hauptebenen ‚gehoben‘ und ‚abgesenkt‘ werden mitunter auch als „über neutral“ und „unter neutral“ bezeichnet (vgl. z.B. Ludwig 1991).

An den Ausdruck Bulle kann neben seiner abgesenkten Markierung eine negative Konnotation gebunden sein. Darauf wird jedoch an anderer Stelle eingegangen (vgl. Kap. 3.2.3).

Das unpersönliche Subjekt Es … wird hier weggelassen.

Begriffe wie ‚Kommunikationsbereich‘ oder ‚Textsorte‘ ersetzen hier aufgrund der oben genannten Aspekte (vgl. „Methoden der Stilbeschreibung“) die von Eroms verwendete Bezeichnung ‚Funktionalstil‘.

Dem liegt ein weite Auslegung des Begriffs ‚Sprachsystem‘ zugrunde, die Substandardvarietäten (Umgangssprachen, Fachsprachen) und Non-Standardvarietäten einschließt.

3.2.1 Textaufbau

An dieser Stelle werden ausschließlich Beispiele für die anaphorische Verknüpfung von Pro-Formen genannt. Auf die zahlreichen anderen Typen von Anaphern (z.B. Brückenanapher: Auf dem Seitenstreifen parkte ein Mercedes. Der Fahrer stieg aus und kam auf uns zu.) soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Dies entspricht dem von Sandig (vgl. 2006, S. 199ff.) genannten Muster natürlicher Handlungsdurchführung ‚das Wichtigere mit dem größeren Sprachaufwand‘ (vgl. das Prinzip ‚mehr Ton – mehr Bedeutung‘), das u.a. in der Möglichkeit besteht, eine längere und „gewichtigere“ Wortform zu wählen.

Eine zunehmende inhaltliche und strukturelle Komplexität schränkt gleichzeitig die Abbildbarkeit von Thema-Rhema-Relationen ein.

Höflichkeit

Abweichungen von dieser Norm existieren mitunter regional oder milieubedingt.

Die konjunktivischen Formen wirken dabei noch einen Grad höflicher als die Indikativformen.

Morphologische Formvarianten

Die Wahl der Flexionsendung (des Flexionsprinzips) ist bei Substantiven fremdsprachlicher Herkunft von zahlreichen Einflüssen abhängig. Harnisch (1994) gibt als ausschlaggebend für die Wahl zwischen Grund- und Stammformflexion die innere Gliederung der Substantive (Stammerweiterung) an.

Satzlänge, Satzkomplexität und Wortstellung

Sanders (1986) gibt als ermittelte Durchschnittsgröße deutscher Sätze in Zeitungs- und Sachtexten 1520 Wörter an. Demzufolge nimmt Sowinski diese Zahl als mittlere Satzlänge an. Kurze Sätze liegen darunter, lange sind entsprechend wortreicher (vgl. Sowinski 1999, S. 89).

Die o.g. Ad-hoc-Bildung Pfusch-Arzt stellt zudem ein Beispiel dafür dar, dass die enge Berührung zwischen Substantiv und Verbstamm problematisch sein kann. In nicht wenigen Komposita können formal sowie semantisch sowohl ein substantivisches als auch ein verbales Erstglied vorliegen (z.B. Kochmütze (Substantiv) – Kochrezept, Kochsalz (Verbstamm) vgl. Fleischer/Barz 1995, S. 109). Auch wenn die Möglichkeit der Doppelmotivation nicht immer auszuschließen ist, bleibt maßgebend, dass die entsprechenden Wörter nach dem allgemeinen Strukturmodell Verbstamm + Substantiv gebildet und entsprechend paraphrasiert werden können.

Ausgenommen sind hier natürlich Figuren, die eben das intendieren (wie z.B. Parallelismen).

Die topologischen Optionen werden hier vor allem an Aussagesätzen mit Finitum in Zweitstellung skizziert.

In Ausnahmefällen kann sie durch bestimmte Parameter außer Kraft gesetzt werden – beispielsweise dann, wenn das Objekt die phonologisch schwache Form es hat (vgl. Eisenberg 2006b, S. 407).

Mit dem Akzenttest wird versucht, diejenige Wortstellung zu finden, deren Akzeptabilität auch bei Akzentverlagerung erhalten bleibt und somit als die syntaktisch unmarkierte anzusehen ist. Umformtests operieren mit der schrittweisen Reduktion der Bekanntheitsindikatoren, indem die beiden Possessiva seiner/sein durch unbestimmte Artikel ersetzt werden (vgl. Boettcher 2009b, S. 11f.): Er hat sein iPhone seiner Freundin geschenkt. vs. *Er hat ein iPhone seiner Freundin geschenkt. vs. Er hat sein iPhone einer Freundin geschenkt. vs. *Er hat ein iPhone einer Freundin geschenkt.

Die Reihenfolge Subjekt – Prädikat – Objekt gilt für den Verbzweit-Aussagesatz im Deutschen als Grundstellung, als „gerade Wortstellung“. Das Subjekt spielt bei der Vorfeldbesetzung auch insofern eine Sonderrolle, „als es nicht oder nur unter starken Restriktionen gemeinsam mit einem anderen Satzglied das Vorfeld besetzt“ (Eisenberg 2006b, S. 400).

Schichtung des Wortschatzes

Die Konjunktion und ermöglicht jede Form einer neutralen Anreihung, während etwa sowie für die Gliederung komplizierter Reihungen und Anreihungen eines Nachtrags im Sinne von ‚auch noch‘ geeignet ist.

Der Allgemeinwortschatz bildet einen zentralen Bestandteil des Wortschatzes. Bei der Mehrheit der Kommunikationsteilnehmer gehört er zum aktiven Wortschatz.

Die Unterscheidung zwischen den Begriffen ‚Stil-Neutralität‘, ‚Stilwerten‘ und ‚Stileffekten‘ geht zurück auf Eroms (2008).

Neologismen und Okkasionalismen

Okkasionalismen werden auch als ‚Gelegenheitsbildungen‘, ‚Ad-hoc-Bildungen‘, ‚Augenblicksbildungen‘ oder ‚Einmalbildungen‘ bezeichnet.

Unter dem Begriff ‚Wortbildungsbedeutung‘ wird die verallgemeinerbare semantische Beziehung zwischen den zwei Hauptbestandteilen eines komplexen Wortes verstanden. Beispielsweise ist im Falle von verbalen Erstgliedern in substantivischen Komposita die Wortbildungsbedeutung ‚Instrumental‘ (‚B ist Mittel für A‘) relativ stark ausgebaut: z.B. Waschmaschine – ‚Maschine, mit der man wäscht‘.

Das gilt selbst im Zusammenhang mit der Verwendung von Suchmaschinen (z.B. Google), da diese u.a. den informellen und mündlichen Sprachbereich nur gering (wenn überhaupt) abdecken.

Archaismen

Bei der stilistischen Beschreibung der Lexik kommt es zu Überschneidungen, wenn Wörter mehrfach markiert sind. So stellt der Ausdruck Abwrackprämie zugleich eine Wortneubildung als auch einen Historismus dar.

Regionalismen

Innerhalb des soziolinguistischen Beschreibungsansatzes der Variationslinguistik wird neben räumlichen Sprachvarianten z.B. auch zwischen schichtenspezifischen, situativen und sprachentwicklungsspezifischen Varianten unterschieden.

Mit dem Terminus ‚Isophone‘ werden in der Dialektologie Grenzlinien auf Sprachkarten bezeichnet, die die geographische Ausbreitung bestimmter Lauterscheinungen anzeigen, dementsprechend beziehen sich ‚Isomorphen‘ auf Grenzen morphologischer Formen/Formvarianten, ‚Isoglossen‘ auf die des Wortgebrauchs.

Dialektverwendung auf Speisekarten u.ä. sollen hier außer Acht gelassen werden.

In Kommunikationsformen wie E-Mail oder SMS finden umgangssprachliche Elemente beispielsweise besonders häufig Verwendung.

Zum Identitätskonzept und seiner Entwicklung vgl. Kresic (2006).

Ausnahmen bilden wenige Textsorten wie die Mundartlyrik. Auch in computervermittelten Kommunikationsformen wie Chat-Kommunikation oder E-Mails sind in Zusammenhang mit einer stärkeren Orientierung an Mündlichkeit dialektale Formen erwartbarer.

Weitere Beispiele für territoriale Dubletten und typische lexikalische Merkmale regionaler Umgangssprachen werden im dtv-Atlas „Deutsche Sprache“ genannt (vgl. König 2007).

Fachsprachliche Elemente

Das kann z.B. in Zeitschriften und bestimmten populärwissenschaftlichen Textsorten sein.

Da es in vielen Bereichen des Konsumgütermarktes kaum noch objektive Produktunterschiede gibt, geht es im Marketing weniger um einen Produkt-, sondern vielmehr um einen Kommunikationswettbewerb. Gerade die Verwendung von Pseudofachwörtern belegt, dass das Streben nach einer „Unique Selling Proposition“ immer mehr von dem nach einer „Unique Communication Proposition“ abgelöst wird.

Expressive Lexik

Als klassisches Beispiel für zwei Ausdrücke mit der gleichen Extension, aber unterschiedlicher Intension nennt Frege (1892) die Wörter Morgenstern und Abendstern, die sich beide – jedoch auf verschiedene Weise – auf den Planeten Venus beziehen, wobei Frege das Begriffspaar ‚Bedeutung‘ (Extension) und ‚Sinn‘ (Intension) verwendet.

Diese aktuelle Bedeutung eines Wortes ist wiederum allgemein vom kommunikativen Sinn (der pragmatischen Bedeutung im Sinne einer konversationellen Implikatur; vgl. z.B. Schwarz/Chur 2003, S. 29) abzugrenzen (wie z.B. die Äußerung Hundert! in der situationsspezifischen Bedeutung ‚Du solltest etwas langsamer fahren!‘).

Hier erfolgt eine Orientierung am Bedeutungsbegriff von Meibauer (2001, S. 4f.), der die Bedeutungen semantischer Einheiten im Allgemeinen als kontextunabhängig und die Bedeutungen der pragmatischen Einheiten als im Allgemeinen kontextabhängig charakterisiert.

Ausnahmen bilden beispielsweise die Ausführungen von Schwarz-Friesel (2007) oder Stoeva-Holm (2005), im Rahmen der Gesprächslinguistik die Untersuchung von Fiehler (1990).

Auf die Definition des Begriffes ‚Emotion‘ und die z.T. problematische Abgrenzung desselben gegenüber ähnlichen wie ‚Gefühl‘, ‚Affekt‘ oder ‚Empfindung‘ soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.

Auf die wenigen, nicht prototypischen Interjektionen wie beispielsweise Pst!, He! oder Pfui!, die das Gegenüber zu einem bestimmten Verhalten auffordern (auch: Appellinterjektionen) soll hier nicht eingegangen werden (vgl. dazu z.B. Nübling 2006, S. 604).

Neben den Somatismen gibt es auch Reizwörter aus anderen bildspendenden Bereichen, z.B. der Natur. So eignen sich Wörter wie Sonnenschein, Abend, Meer, Stern usw. wiederum dazu, als äußere Entsprechungen eines seelischen Zustandes zu fungieren.

Zum stilistischen Potential einzelner Wortarten und Wörter

Zur Darstellung grammatischer Bedingungen und Folgen s.o. (z.B. zum Nominalstil).

3.2.4 Generelles zur Verwendung der Einzelelemente

Ausnahmen bilden hier Spillner (1984), der die semantisch-stilistische Leistung lautlicher Ausdrucksmittel untersucht hat, oder Sowinski (1999), der sich allgemein mit lautlichen Erscheinungen der Sprache im Hinblick auf Laut- und Klangstilistik bzw. Phonostilistik beschäftigt hat.

Zu externen und internen Determinanten von Textsorten vgl. Kap. 4.3.

Die Beispiele stellen leicht abgewandelte Aufgaben der Gruppe „Sprachstile erkennen“ aus dem Demotest der Studienstiftung des deutschen Volkes dar (veröffentlicht in „Forschung & Lehre“ 1/14).

Natürlich ist Individualstil insofern eine dynamische Kategorie als jeder Textproduzent permanent äußeren Einflüssen unterliegt und sich auch seine Intentionen im Rahmen von verschiedenen Textherstellungssituationen ändern.

3.2.5 Stilfiguren

Zur Bedeutung einzelner Stilfiguren im Hinblick auf die Konstitution stilistischer Handlungsmuster vgl. Kap. 3.3.3.

Figuren der Auslassung

Hier geht es natürlich nicht um reguläre Ellipsen wie beispielsweise die Koordinationsreduktion, bei der ein identisches Merkmal ausgelassen wird.

Figuren der Hinzufügung

Sie werden deshalb in der Forschungsliteratur – ebenso wie die Klimax, Antiklimax usw. – mitunter als Figuren der Häufung klassifiziert (vgl. Michel 1983, S. 473f.; Fleischer et al. 1993, S. 272ff.).

3.3 Komplexe stilistische Phänomene

Eine Ausnahme stellen hier sog. ‚Vertextungsmuster‘ bzw. ‚Vertextungsstrategien‘ dar, die jedoch selten der stilistischen Beschreibungsebene zugeordnet werden.

3.3.1 Zur Typologie stilistischer Handlungsmuster

In Bezug auf die Konstitution von Texten können inhaltlich determinierte Handlungsmuster deshalb auch als Verknüpfungshinweise angesehen werden.

Linneweh (vgl. 1984, S. 51f.) untersucht ausgehend von vier Denkstilen, die bei kreativen Tätigkeiten am häufigsten Verwendung finden, inwiefern jeder dieser Denkstile zu spezifisch eigenen Ergebnissen bei der Lösung werblicher Kommunikationsaufgaben führt bzw. welcher dieser Denkstile zur Kodierung von bestimmten Anzeigenformen besonders geeignet ist. Dabei differenziert er zwischen dem logischen, dem pragmatischen, dem kreativen und dem phantastischen Denkstil. Als grundlegend für diese Unterscheidung nimmt er den jeweiligen Anteil von konvergenten und divergenten Denkoperationen an, die eine entscheidende Rolle beim kreativen Denken spielen und in notwendiger Ergänzung zueinander stehen.

3.3.2 Inhaltlich determinierte stilistische Muster

Anstelle des Begriffs ‚Vertextungsstrategien‘ begegnet z.B. auch ‚Darstellungsarten‘, vgl. Fleischer/Michel (1977); ‚Texttypen‘, vgl. Werlich (1975) oder ‚Vertextungsmuster‘, vgl. Heinemann (2000).

Eroms (2008, S. 83ff) differenziert den Tempusgebrauch am Beispiel von prototypischen Erzähltexten, den Märchen. Demnach wird im Falle von Märchen, die ja in der Regel eingeleitet durch die Formel es war einmal eine Begebenheit aus einer fernen Vergangenheit in die Gegenwart holen, nahezu durchgängig das Tempus Präteritum verwendet. Lediglich Gesprochenes wird als wörtliche Rede im Präsens wiedergegeben und Ereignisse, die vor dem Orientierungszeitpunkt liegen, natürlich durch das Plusquamperfekt, als Hintergrundtempus.

Eine ausführlichere Übersicht der narrativen Strukturmerkmale findet sich in Hausendorf/Kesselheim (2008, S. 93). Sie enthält absolute und relative Episodenmerkmale, Iterationsmerkmale, implizite und explizite Hinweise auf die Erzählwürdigkeit, den Aufbau eines Kontrasts von Verlangsamung und Beschleunigung sowie das Präteritum als Leittempus der erzählten Welt.

In seiner spezifischen Funktion, ein vergangenes Geschehen auszudrücken, ist das Präsens stilistisch markiert. Tritt es in fiktionalen Texten als Erzähltempus und damit als ein konventionalisiertes Stilmittel auf, wird es in der Regel als ‚episches Präsens‘ bezeichnet. Der Begriff ‚szenisches Präsens‘ fokussiert die Vergegenwärtigung einer Situation aus der Vergangenheit, indem die erzählten Ereignisse so geschildert werden, als ob sie simultan abliefen (vgl. Kap. 3.2.2). In dieser Funktion kommt das Präsens mit Vergangenheitsbezug auch als sog. ‚historisches Präsens‘ vor (z.B. In diese Weimarer Situation wird Christianes Vater am 12. November 1725 hineingeboren. Ihm ergeht es anders als Goethes Vater, der …).

Die Natürlichkeitstheorie ist ein linguistischer Ansatz, der die Sprecher mit ihren produktiven und rezeptiven Fähigkeiten in den Vordergrund stellt. Dabei geht es im Wesentlichen darum, was für den Sprecher besser oder schlechter ist, was weniger oder mehr markiert ist. Obwohl die Konzepte der Markiertheit und Natürlichkeit vor allem in der Phonologie und der Morphologie Anwendung fanden (vgl. Dressler 1980, Mayerthaler 1981, Wurzel 1984) und eine umfassende stilistische Analyse unter dem Natürlichkeitsaspekt nicht möglich scheint, fasst Sandig (2006, S. 191ff.) für den Bereich der stilistischen Handlungsmuster zentrale Natürlichkeitsprinzipien zusammen, für die sie bestimmte ‚Sequenzmuster‘ formuliert. Diese Sequenzmuster, die Texte ‚natürlich‘ machen, unterteilt sie in vier Gruppen: (1) ‚auf das Wahrnehmungssystem bezogen‘, (2) ‚der Wahrnehmung des thematisierten Gegenstandes folgend‘, (3) ‚wie ein Gegenstand wahrgenommen werden soll‘ und (4) ‚die Sequenzmuster Figur – Grund und Grund – Figur‘.

Neben solchen räumlichen Darstellungen entsprechen natürlich auch zeitliche Abfolgen, die der Ordo naturalis nach dargestellt werden (z.B. bisher – jetzt, früher – heute) der Natürlichkeit im oben genannten Sinne.

Wird gegen diese Muster verstoßen bzw. die Abfolge umgekehrt, ist dies insofern stilistisch wirksam, als dass die entsprechende Äußerung ein erhöhtes stilistisches Potential hat und beispielsweise zu Hervorhebungen genutzt werden kann: Wer sich für einen Mercedes entscheidet, kauft viel mehr als ein Auto.

Nicht immer wird das Erklären als eigenständiges Handlungsmuster betrachtet, beispielsweise bestimmt Eroms (2008) das Erklären, die Exposition, als eine Unterart des Beschreibens mit einer speziellen Variante, die dem Argumentieren verwandt ist.

Das gehäufte Auftreten solcher Abtönungspartikel ist auch charakteristisch für verschiedene Formen der computervermittelten Kommunikation (E-Mail, Chat usw.), die sich in hohem Maße an Mündlichkeit orientieren.

Einige Autoren wie z.B. Eggs (2000, S. 397) betonen die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen Argumentieren und Begründen, d.h. zwischen einfachen Ursache/Folge-Beziehungen und Argument/Konklusions-Beziehungen. Dabei sind Argumente sprachliche Handlungen, die erlauben, von etwas explizit oder implizit Gesetztem – den Prämissen – auf etwas anderes als das Gesetzte – die Konklusion – zu schließen. Demnach werden mit dem Satz Wegen der zwei Airbags ist der neue VW Passat noch sicherer. im engeren Sinne keine Argumente vorgebracht, es handelt sich vielmehr um eine Behauptung, in der durch die Präpositionalphrase wegen der zwei Airbags ein Grund für die noch größere Sicherheit des neuen VW Passat genannt wird. Von derartigen Begründungen unterscheiden sich Argumente, wie sie die folgenden Beispiele enthalten: Der neue VW Passat ist noch sicherer, denn er hat zwei Airbags. Der neue VW Passat hat zwei Airbags, deshalb ist er noch sicherer.

3.3.3 Strukturell determinierte stilistische Muster

Eine detaillierte Darstellung zu textexternen und textinternen Determinanten von Textsorten und Aspekten der Textsortenklassifikation erfolgt im vierten Kapitel.

Der Begriff ‚Paraphrase‘ referiert darauf, dass der Bezugsausdruck und der umschriebene Ausdruck weitgehend bedeutungsgleich sind. Im Extremfall sind es nahezu identische Reformulierungen, d.h., im Falle von Verkürzungen geht es mit Ausnahme des ausgelassenen Elements/Satzgliedes um wörtliche Wiederholungen.

Eine Klassifikation von festen Wendungen kann unter semantisch-strukturellen Gesichtspunkten erfolgen, wobei semantische Kriterien wie Idiomatizität und lexikalisch-semantische Stabilität entscheidend sind. Diese können ergänzt werden durch strukturelle Aspekte wie die Unterscheidung zwischen Wortgruppenstrukturen und Satzstrukturen. Demzufolge kann etwa differenziert werden zwischen Phraseolexemen, Phraseoschablonen, Nominationsstereotypen (z.B. gesunder Menschenverstand) und kommunikativen Formeln (z.B. Nichts für ungut!). Den Kernbereich der Phraseologismen bilden die Phraseolexeme, d.h. feste Wendungen, die die Merkmale idiomatisch und stabil aufweisen. Sie sind kommunikativ-grammatisch mehr oder weniger variabel (z.B. Tempus, Person). Ein typisches Beispiel ist: die Augen gehen auf. Phraseoschablonen unterscheiden sich von Phraseolexemen zunächst durch die fehlende lexikalisch-semantische Stabilität. Es sind syntaktische Strukturen (Wortgruppen oder Sätze), deren lexikalische Füllung zwar nicht fest ist, aber eine syntaktische Idiomatizität aufweist (z.B. zum Lachen bringen; Es ist zum Davonlaufen. vgl. Fleischer 1983, S. 318f.).

Bei Sandig (2006, S. 206) wird „Kontrastieren/Gegensätze aufbauen“ als eigenständiges textstilistisches Handlungsmuster aufgeführt.

Diese Form des Kontrastierens bezeichnet Sandig (2006, S. 478) mit dem Sequenzmuster „eine unerwartete Wendung (machen)“, das u.a. konstitutiv für Witze ist. Denn die Wirkung von Witzen basiert auf einem Überraschungseffekt, häufig darauf, dass etwas Nebensächliches plötzlich fokussiert wird, wobei die Pointe ein Hinweis auf die Art der überraschenden Wendung ist.

Unter einem Platzhalter-Element werden sprachliche Zeichen verstanden, deren Funktion darin besteht, eine in einer syntaktischen Struktur nicht besetzte grammatische Position auszufüllen.

Techniken wie das Umdeuten werden terminologisch mitunter anders erfasst. So spricht etwa Felder (2010) von sog. ‚semantischen Kämpfen‘, die sich im Versuch äußern, „in einer Wissensdomäne bestimmte sprachliche Formen als Ausdruck spezifischer, interessengeleiteter und handlungsleitender Denkmuster durchzusetzen“ (Felder 2010, S. 544).

Zur Emotionalisierung als Möglichkeit der Lösung von Bewertungsaufgaben vgl. Fiehler (2001).

Im Grenzbereich zwischen einfachen und komplexen Satzfragmenten sind Beispiele wie die oben genannten anzusiedeln (ein starker Partner oder ein charismatischer Begleiter), die sich nur durch die Verwendung des unbestimmten Artikels vom einfachen Satzfragment unterscheiden.

In Zusammenhang mit der Untersuchung von Zeitungsüberschriften, Titeln, Werbeslogans usw. unterscheidet Dittgen zwischen „semantisch-lexikalischen Verdichtungen“ (z.B. Null Bock auf Ziegen), „semantisch-thematischen Verdichtungen“ (z.B. Löwenbräu nimmt kräftigen Schluck) und „semantisch-grafischen Verdichtungen“ (z.B. FALLOBST), bei denen mithilfe der Typografie oder der Schriftart die Bedeutung unterstrichen wird. Auch Mehrdeutigkeiten, Phraseologismus-Abwandlungen, Inkompatibilitäten und Zusammenziehungen gelten bei Dittgen als mögliche Teilverfahren des Verdichtens (vgl. Dittgen 1989).

Mit allen Typen strukturell determinierter stilistischer Muster geht eine Operation wie ‚Verdichten‘ einher, z.B. beim Verkürzen durch Auslassung oder mithilfe bestimmter Interpunktionszeichen (z.B. Brille: Fielmann).

Zu verbal-visuellen Beziehungen und ihre Bedeutung für die Textanalyse vgl. z.B. Stöckl (1997) und (2004), Androutsopoulos (2000).

Mit der Bezeichnung ‚affektiv‘ wird ganz allgemein ‚Affektivität‘ als die Gesamtheit des menschlichen Gefühls- oder Gemütslebens gemeint.

In der antiken Rhetorik wird mit der Affekterregung (affectus) im Allgemeinen beabsichtigt, den Redner, den Richter oder die Meinung des Publikums für sich zu gewinnen. Die Mittel zur Erregung der Affekte werden dabei vor allem für den Schlussteil einer Rede als geeignet angesehen. Sie umfassen die Gesamtskala der Gefühlsregungen von ihren Extrempunkten ‚pathos‘ und ‚ethos‘, ‚movere‘ (‚mitreißen/entsetzen‘) und ‚delectare‘ (‚erfreuen/unterhalten‘; vgl. Ueding/Steinbrink 2005, S. 276).

Mit solchen nicht-faktiven Verben ist stets die Information verbunden, dass die Proposition im dass-Satz nicht wahr ist: z.B. präsupponiert die Äußerung Egon gibt vor, dass Nastassja seine Frau ist. zugleich ‚Nastassja ist nicht Egons Frau‘.

Die Aufstellung zeigt, dass hier nur zeichengebundene Präsuppositionstypen erfasst werden. Sog. pragmatische Präsuppositionen, die auf der Basis eines gemeinsamen Hintergrundwissens funktionieren, das den Kommunikationspartnern wechselseitig bekannt ist oder als gegeben vorausgesetzt wird, werden hier nicht berücksichtigt.

Hierzu gehören etwa auch kontra-faktische Präsuppositionen, die einen irrealen Konditionalsatz erfordern: Die Äußerung Wenn du mein Freund wärst … präsupponiert beispielsweise zugleich ‚Du bist nicht mein Freund‘ (vgl. Meibauer 2001, S. 48).

Bei diesem Beispiel ergibt sich durch die Verwendung des emotionalen Ausdrucks Heimweh eine Nähe zu den Strukturen des sechsten Typs, ebenso wie beim o.g. BMW-Beispiel aufgrund der argumentativen Ähnlichkeit mit einer rhetorischen Frage.

4. Textsorten und Textklassifikation

Damit wird gewissermaßen an dem Gegenstück einer Feststellung Bachtins angesetzt: „Wo Stil ist, da ist auch eine Textsorte.“ (Bachtin 1979, S. 244)

4.1 Vorschläge zur Textsortenklassifikation im Überblick

Als Textsorten werden dabei beispielsweise auch Telefongespräche und Interviews bewertet.

Als Beispiel hierfür kann etwa die Subkategorie ‚Anzahl der Rezipienten‘ genannt werden, innerhalb derer das Textklassenkonzept ‚Ausweis‘ den Eintrag ‚Menge‘ enthält, das Textklassenkonzept ‚Feuilleton‘ die Einträge ‚Menge‘ und ‚Masse‘.

In späteren Darstellungen werden die situativen Kriterien noch durch die Situationsklasse ‚Kanal/Medium‘ ergänzt (vgl. Heinemann/Heinemann 2002, S. 147).

Heinemann/Viehweger beziehen die Begriffe ‚Textklasse‘ und ‚Textsorte‘ auf empirisch nachgewiesene Klassifizierungen von Texten und Gesprächen, die auf Alltagsklassifikationen referieren und das Wissen über eine Textsorte bündeln (vgl. auch Dimter 1981). Im Gegensatz dazu wird der Terminus ‚Texttyp‘ als theoriebezogene Kategorie zur wissenschaftlichen Klassifikation von Texten verstanden.

Vgl. z.B. die Darstellung von Schmidt (1980), der die Textfunktion mit den Kommunikationsabsichten des Produzenten gleichsetzt und somit auf der obersten Ebene zwischen ‚informierenden‘, ‚aktivierenden‘ und ‚klärenden‘ Texten unterscheidet.

4.2 Zum Textsortenbegriff

Ob Anzeigentexte wie die genannten Beispiele Heiratsanzeige und Bekanntschaftsanzeige überhaupt den journalistischen Textsorten zugeordnet werden sollten oder hierfür eine ganz andere Ordnung angenommen werden müsste, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden.

Gansel/Jürgens (2009, S. 72) weisen darauf hin, dass die systematische Kategorie ‚Gattung‘ nicht mit dem literaturwissenschaftlichen Begriff ‚Gattung‘ übereinstimmt.

4.3.1 Situative Aspekte

Obgleich Multimedialität vor allem als Charakteristikum moderner Massenmedien anzusehen ist, wird strikte Monomedialität als ein eher seltener Grenzfall beschrieben (vgl. Adamzik 2004, S. 76).

Dass sie dem Medium gleichzeitig zugewandt sind, gilt nur für die elektronischen Medien, und auch nur dann, wenn nicht von Speichermöglichkeiten Gebrauch gemacht wird (vgl. z.B. Burger 2005, S. 5.).

4.3.2 Funktionale Aspekte

Im Rahmen der Sprechakttheorie kann nach Searle (1969) zwischen dem Äußerungsakt (Artikulation sprachlicher Elemente), dem propositionalem Akt (Inhaltsformulierung der Äußerung), dem illokutionären Akt und dem perlokutionären Akt differenziert werden. Dabei gibt der illokutionäre Akt die kommunikative Funktion einer Sprechhandlung an (z.B. behaupten, feststellen). Wirkungen illokutionärer Akte, die der Sprecher/Textproduzent beabsichtigt, führen zu perlokutionären Akten.

Bereits Renner (vgl. 2007, S. 338) hat am Beispiel der Unterhaltung deutlich gemacht, dass die perlokutionäre Funktion von Texten in eine andere Kategorie fällt.

Entsprechend der betriebswirtschaftlichen Lehr- und Forschungsliteratur wird an dieser Stelle zwischen Marketingzielen und Marketingstrategien unterschieden. Während Marketingziele zukunftsbezogene Vorgaben, sog. „Sollzustände“ darstellen (vgl. Meffert 1991, S. 41), ist die Anwendung bestimmter Strategien eine Kanalisierung, mit deren Hilfe die Konzeption und Umsetzung der einzelnen Aktivitäten vollzogen wird. Nach Bruhn (2005, S. 689) lassen sich beispielsweise in Bezug auf das Direct-Marketing folgende Strategiegruppen unterscheiden: Bekanntmachungsstrategie, Zielgruppenerschließungsstrategie, Informationsstrategie, Imageprofilierungsstrategie, Konkurrenzabgrenzungsstrategie und Kontaktanbahnungsstrategie.

Lüger (2005) unterscheidet in seiner Typologie von Pressetexten zwischen „informationsbetonten“, „meinungsbetonten“, „auffordernden“, „kontaktorientierten“ und „instruierend-anweisenden Texten“.

Konativ- und kognitiv-orientierte Ziele gehören neben den affektiv-orientierten zu den psychologischen Zieldimensionen, die langfristig die Umsetzung ökonomischer Ziele unterstützen sollen. Kognitiv-orientierte Marketingziele bestehen z.B. in der Vermittlung von Informationen über Sonderangebote und Sonderaktionen, der Vermittlung von Kenntnissen über die Leistungsmerkmale von Produkten, der Vorbereitung von Produkteinführungen oder der Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Produkten und Marken (vgl. Bruhn 2005, S. 675). Konativ-orientierte Marketingziele beziehen sich auf die Reaktionen des Rezipienten als Ergebnis einer Beeinflussung, d.h. auf deren äußeres Verhalten in Form eines bestimmten Informations- oder Kaufverhaltens. Hierzu gehören u.a. Neukundengewinnung, Direktkauf oder auch Formen der Kundenbindung, wie Kontaktpflege, Reaktivierung inaktiver Kunden u.v.m. (vgl. Bruhn 2005, S. 675f.).

4.3.3 Thematische Aspekte

Rundfunknachrichten stellen keinen prototypischen Vertreter des hier zugrunde gelegten Textsortenbegriffs dar, weil ihnen als textuelle Grundvoraussetzung die schriftliche Fixierung fehlt und es fraglich ist, ob es sich nicht doch um eine Textsortensammlung handelt.