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Über das Buch

Hurra! Seit Zora und Leon beide Klassensprecher sind, klappt in der 4 a alles wie am Schnürchen. Von ein paar Meinungsverschiedenheiten und Tortenschlachten mal abgesehen. Als ein Streifenhörnchen in Not ist, hecken sie zusammen einen wilden Plan aus …

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Eine Nase voller Sonne!

Tumult am Pult!

Und noch mehr Überraschungen

Ein Hahn lässt Federn

Sahnespaß bei Königs

Alarm, Alarm

Eine aufregende Nacht

Ein Hörnchen sagt Guten Morgen

Ein knallbunter Plan

Wilde Wasserwelt

Rat von der Hühneroma

Zora greift ein

Kasimir wird eingeschult

Drunter und drüber

Volltreffer

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Uahh!, gähnte Zora. Die Sonne hatte sie viel zu früh wach gekitzelt. Draußen herrschte allerschönster Sommer, dabei waren die großen Ferien schon über vier Wochen vorbei.

Seit Ferienende ging Zora in die Nordstadt-Schule, ganz genau einunddreißig turbulente Vormittage lang. Am Anfang hatte Zora das manchmal einfach vergessen. Besonders wenn ihre Freundin Elli nicht am Gartentor auf sie wartete und sie gemeinsam losradelten. Dann war sie aus Gewohnheit vor ihrer alten Schule, der Sonnenschule, gelandet. Erst wenn sie über den Zaun in den ungepflegten Garten starrte und die Kletterrosen sah, die die Fensterscheiben überwucherten wie ein Dornröschen-Schloss, fiel ihr ein, dass ihre schöne Sonnenschule ja für immer geschlossen blieb. Eine Bibliothek sollte dort einziehen. Aber dafür musste das Gebäude erst einmal renoviert werden. Das kostete viel und die Stadtkasse war leer, sagte Ellis Papa. Der war Bürgermeister und kannte sich mit Geld aus.

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Inzwischen wusste Zora jedoch ganz genau, dass sie in die Klasse von Frau Bernstein ging. Immerhin war sie Klassensprecherin. Zusammen mit Leon aus der Nordstadt. Der Junge brachte sie immer noch in Höchstgeschwindigkeit auf die Palme. Ob sich das jemals ändern würde?

Seufzend quälte sich Zora aus ihrem kuscheligen Bett ins Badezimmer.

Seufzend machte sie Katzenwäsche und hielt das Gesicht unter eiskaltes Wasser. Brrr! Jetzt war sie wach. Seufzend spuckte sie Zahnpasta in das Waschbecken und zog sich seufzend an.

»Morgen, meine Süße«, grüßte die Hühneroma. Sie saß am offenen Fenster, trank pechschwarzen Kaffee und las die Morgenzeitung.

Die Hühneroma war noch früher auf den Beinen als ihre Hühner. Vermutlich, weil sie mal als Briefträgerin gearbeitet hatte. Inzwischen war sie zwar auf Rente, aber ausschlafen mochte sie immer noch nicht.

»Was seufzt du denn so?«, fragte die Hühneroma und sah Zora prüfend ins Gesicht.

»Ich seufze doch nicht«, antwortete Zora. Sie mischte sich warme Milch mit Müsli und löffelte es seufzend, bevor sie ihr Schulbrot einpackte.

»Nicht?«, sagte die Hühneroma. »Kommt mir aber so vor.«

Zora schüttelte energisch ihren Kopf. »Es zischt nur in deinem Hörgerät, Omi. Stell mal die Lautstärke richtig ein.« Sie gab ihrer Oma einen Kuss. »Ich geh schon los. Kannst du Elli ausrichten.« Damit stapfte sie aus der Tür.

»So früh?«, rief ihr die Hühneroma überrascht hinterher. »Was hast du denn vor?«

Zora gab keine Antwort. Sie schickte ihrem Lieblingshuhn Daisy, das im Vorgarten nach Regenwürmern scharrte, einen Luftkuss und schwang sich auf ihr Fahrrad.

Mit einem schnellen Blick überzeugte sie sich davon, dass Ellis Vorhänge noch zugezogen waren. Die Schlafmütze kroch ja immer auf dem letzten Drücker aus den Federn. Dann radelte sie flott los – Richtung Sonnenschule. An diesem Morgen spürte Zora nämlich ein heftiges Ziehen in ihrer Brust. Links, auf der Höhe des Herzens. Sie kannte das Gefühl. Es war Sehnsucht. Sehnsucht nach ihrer Schule, Sehnsucht nach früher, Sehnsucht nach dem grünen Klassenzimmer.

Nur ein ganz klein wenig Sonnenschulen-Luft schnuppern! Mit einer Nase voll Sonnenschule ließ sich die Nordstadt-Schule viel besser aushalten. Zora hatte sich schon ein paarmal in ihre alte Schule geschlichen, obwohl das eigentlich verboten war. Schließlich war das Gebäude baufällig. Aber solange es niemand bemerkte, konnte auch niemand mit ihr meckern.

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Zora radelte langsamer.

Hach! Da war sie: Ihre süße alte Schule.

Das Tor war mit einem dicken Vorhängeschloss versperrt. Aber Zora kannte natürlich die zwei lockeren Zaunlatten, die man bloß zur Seite schieben musste, um auf den Schulhof zu gelangen.

Sie bremste und sprang vom Sattel. Doch hoppla! Was war das denn? Irgendjemand hatte wohl vergessen, die Latten wieder in ihre alte Position zu rücken.

Zora tippte darauf, dass Astrid die Missetäterin war. Sie hatte sich früher um das Vogelhäuschen gekümmert und fütterte die Singvögel nach wie vor mit Meisenknödeln.

Eilig schob Zora die Latten wieder hinter sich zusammen.

Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ausatmen, einatmen.

Wie herrlich es aus dem Schülergarten nach Kräutern duftete!

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Plötzlich hörte Zora ein leises Klirren. Es kam vom Kellerfenster ganz in der Nähe. Überrascht riss sie die Augen wieder auf. War sie etwa nicht alleine?

Zoras Herz begann zu rasen.

Hilfe! Ein Einbrecher in der Sonnenschule! Das durfte echt nicht sein. Darüber, dass es sich jemand in dem leer stehenden Haus gemütlich machen könnte, hatte sie noch gar nicht nachgedacht.

Was konnte der Typ erbeuten? Höchstens ein paar vergessene Aufsatzhefte oder uralte Brötchenkrümel. Das musste sie sofort Elli erzählen.

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Zoras neue Schule war ganz anders als die baufällige Sonnenschule. Sie war todschick mit Hallenbad und einem riesigen Spielplatz – aber die Sonnenschüler waren gar nicht neidisch auf die Schüler der Nordstadt gewesen. Ganz im Gegenteil. Sie liebten die Sonnenschule heiß und innig!

Nachdem das Dach der Sonnenschule zusammengekracht war, wurden die Sonnenkinder jedoch einfach mit den Nordschülern zusammengelegt – und das gab erst einmal ganz schön viel Streit. Inzwischen kamen beide Schulen aber recht gut miteinander aus. Meistens jedenfalls.

Zora kurvte auf den Schulhof und sicherte ihr Fahrrad. Ellis Fahrrad stand schon da. Ein Glück. Sie sauste die Treppen hinauf.

Ahhhh! Im letzten Moment bremste sie ab, bevor sie mit einem Fahrradkurier zusammenprallte. Der Mann balancierte einen riesigen Karton vor sich her. »Hast du keine Augen im Kopf?«, herrschte er sie an.

Zora blieb die Spucke weg. Der Typ war ja dreist.

»Und selber?«, gab sie frech zurück.

»Tut mir leid«, antwortete der Fahrradkurier. »Aber ich suche überall die Klasse von Frau Bernstein.« Er sah echt verzweifelt aus.

Zora hatte Mitleid.

»Frau Bernstein ist meine Klassenlehrerin. Hier«, erlöste sie ihn und riss die Tür auf.

»Einen wunderschönen guten Morgen. Marzipantorte Klasse Clara Bernstein!«, rief der Kurier ins Klassenzimmer.

Frau Bernstein war noch nicht da. Natürlich nicht. Es war ja auch noch Zeit bis zum Unterrichtsläuten.

Elli und Astrid standen am geöffneten Fenster und versuchten ein Vogelhäuschen an der Außenwand anzubringen. Ein paar Nordstädter tauschten ihre Ergebnisse von der Mathe-Hausaufgabe aus. Und Timo, der beste Freund von Leon, malte konzentriert eine Glückwunschkarte.

»Ich brauche eine Unterschrift«, sagte der Kurier und stellte den Karton auf das Klassenbuch. »Auf eure Lehrerin kann ich aber nicht mehr warten.«

»Ich mach das«, bot Zora an. »Ich bin die Klassensprecherin hier.«

Timo hob die Hand. »Halbe Klassensprecherin!«, korrigierte er sie.

»Pah.« Zora holte ihren Füller aus dem Rucksack und schrieb in schönster Schrift Zora Sturm auf den Lieferschein.

»Na, dann guten Appetit«, verabschiedete sich der Kurier. »So hätte ich mir Schule auch gewünscht.« Er verschwand.

»Krass«, sagte Zora. »Ich glaube, Frau Bernstein spendiert uns Kuchen. Ich liebe Marzipan.«

»Frau Bernstein ist wirklich nett!«, rief Elli. »Zora, wo warst du denn heute so früh? Hilf uns mal, bitte. Wir kriegen das Häuschen nicht auf den Haken.«

Sie hatte schon einen ganz roten Kopf vor Anstrengung.

Zora legte bereitwillig mit Hand an. »Aus dem Keller der Sonnenschule kommen unheimliche Geräusche«, berichtete sie dabei leise. Musste ja nicht jeder aus der Klasse mitkriegen. »Vielleicht ein Einbrecher.«

»Wer bricht denn in eine leere Schule ein?«, fragte Elli ungläubig.

»Keine Ahnung«, flüsterte Zora nachdenklich.

Astrid kicherte. »Vielleicht ein Schulgeist, der die Kinder vermisst.«

Zora verdrehte die Augen. Astrid war noch richtig kindisch.

»Und rate mal, wer die Latten vom Geheimgang nicht verschlossen hat, Astrid?«, flüsterte sie ihrer Mitschülerin ins Ohr.

»Häh?«, sagte Astrid verwirrt. »Wer denn? Auch der Geist?«

Zora runzelte die Stirn. »Willst du mich verschaukeln? Du, wer sonst?«

Astrid schüttelte heftig den Kopf. »Ich war das nicht!«, rief sie.

»Natürlich warst du es«, empörte sich Zora. »Gib es wenigstens zu.«

»Ich war es aber wirklich nicht!«, verteidigte sich Astrid mit Tränen in den Augen. »Ich bin doch nicht doof.«

»Heulsuse.« Zora marschierte aufgebracht auf ihren Platz zurück und holte ihre Mathesachen aus dem Rucksack.

»Na, schon wieder Streit?« Leon tauchte grinsend in der Tür auf. »War das friedlich, bevor ihr unsere Klasse überfallen habt«, witzelte er.

»Klappe!«, fauchte ihn Zora an.

Leon runzelte die Stirn. Zum Glück erschien in diesem Moment Frau Bernstein.

»Guten Morgen, Kinder!«, rief sie gut gelaunt und steuerte schwungvoll auf ihr Pult zu. Da entdeckte sie das Paket auf dem Klassenbuch. »Nanu?«

Frau Bernstein schaute auf den Absender. »Von deinen Eltern, Leon«, sagte sie überrascht.

Leon lief nach vorne an das Pult. »Das ist meine Geburtstagstorte, Frau Bernstein. Ich habe Pappteller und Gabeln im Rucksack.«

Einige Kinder trommelten begeistert auf ihre Tischplatten.