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Scarlett Draven

Wolf Lover

Wolf Lover 1





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kurzbeschreibung

 

Als es Luna auf der Flucht vor ihrem Ex-Freund in die Wildnis Kanadas verschlägt, wird sie von einem riesigen Wolf gebissen.

Kurz darauf lernt sie den attraktiven Damien kennen, der ihr ganzes Weltbild auf den Kopf stellt und ihr Herz erobert. Doch er hat ein dunkles Geheimnis.

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

 

Fiktive Personen können – sofern es im Plot nicht vorgesehen ist – weder schwanger noch krank werden und daher auf Kondome verzichten. Im wahren Leben gilt: Safer Sex.

 

 

Die Flucht

 

 

 

Luna

Im Frühling 2014 in der Wildnis von Yukon/Kanada

Als ich am Abend den hinteren Raum unserer Blockhütte betrete, sehe ich, wie mein Freund George Elizabeth von hinten nimmt. Wild und keuchend stößt er in sie. Sein hellbraunes Haar ist verschwitzt, die grünen Augen sind halb geschlossen.

Empört stoße ich die Luft aus. Daraufhin bemerken mich beide und starren mich an.

Elizabeth versucht, ihre Blöße mit einer der einfachen, grauen Decken zu verbergen. Ihre Augen sind vor Schrecken aufgerissen. Doch ich habe schon alles gesehen, inklusive ihrer intimen Tätowierung. George hingegen macht nicht die geringsten Anstalten, sich zu bedecken. Ich sehe seinen dürren Leib und den erigierten, mit ihren Säften benetzten, glänzenden Penis.

»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagt George sichtlich erschrocken. »Es ist nur was Freundschaftliches.«

»Erzähl das deinem Hund, aber das wird nicht mal der dir glauben. Und Sam ebenfalls nicht.« Sam ist Elizabeths Partner, mit dem sie schon seit zwei Jahren zusammen ist. Zu viert sind wir zu dieser Tour aufgebrochen, um auf eigene Faust das Land zu erforschen.

Sam liegt betrunken draußen neben dem Lagerfeuer. Offenbar dachten George und Elizabeth, auch ich käme nicht mehr rein. Damit lagen sie nicht mal so falsch. Wenn ich nicht die Kalziumtablette vergessen hätte, die ich jeden Abend gegen meine Sonnenallergie nehme, hätte ich den Raum auch nicht mehr betreten.

»Kannst du nicht anklopfen? Hier einfach reinzustürzen ist auch keine Art«, sagt Elizabeth patzig.

»Das ist auch mein Raum, zumindest für heute Nacht, und George ist – nein, er war – mein Freund. Du kannst ihn behalten«, sage ich.

Sie sieht mich böse an. »Ich dachte, du wolltest heute Nacht unter dem Sternenhimmel übernachten?«

»Ich sehe keinen Grund, mich rechtfertigen zu müssen, um mein Zimmer zu betreten!«

»He, stell dich nicht so zickig an«, sagt George zu mir.

Ich stemme die Hände in die Hüften. Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit. »Nicht so anstellen soll ich mich?«

Sein Grinsen ist dümmlich. Ob das allein am Alkoholgenuss liegt? »Naja, wegen dieser Bagatelle. Sei froh, dass du überhaupt einen Freund hast. Ich wollte dich doch ohnehin nie«, sagt er. »Du warst nicht das, was ich gesucht habe. Also sei auch nicht so kleinlich.«

Ungläubig starre ich ihn an. »Was? Wie kommst du jetzt darauf? Wie meinst du das?«

»Na, sieh dich doch an, du bist nichts Besonderes.«

»Warum bist du dann mit mir zusammen gewesen?« Das kann doch alles nicht wahr sein.

Er hebt die Achseln. »Naja, was man sucht, findet man ohnehin nicht.«

Ich war die ganze Zeit über nur eine Lückenbüßerin für ihn gewesen. Schmerz durchzuckt mich. Die Tränen treten mir in die Augen, was ich hasse, denn keine einzige davon hat er verdient. Schon oft hat er mir gesagt, ich sei ihm nicht blond genug und sähe nicht aus wie eins dieser Models.

Dabei ist Elizabeth auch nicht blond, sondern sie hat hellbraunes Haar. Meines ist von Natur aus flammenrot und ich habe nicht vor, es wegen dieses Idioten kaputtzufärben. Und wie eine Flamme schieße ich aus dem Raum, in dem mir die Luft plötzlich zum Atmen fehlt. Vor allem aber kann ich seinen Anblick nicht mehr ertragen. Ich will ihn niemals wiedersehen. Mir reicht es.

George folgt mir kurz darauf. Er hat sich eine Jeans angezogen. Wenn ich ohnehin nie das gewesen bin, was er gesucht hat, warum zum Teufel folgt er mir jetzt? Ich werde ihn wohl nie verstehen.

Es ist mir gleichgültig, was seine Motivation ist, ich muss weg von hier, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Wenn ich hierbleibe, besteht die Gefahr, dass ich ihn erwürge, und wegen dieses Idioten will ich garantiert nicht in den Knast wandern. In diesem Moment hasse ich ihn wie niemals zuvor jemanden in meinem Leben.

Adrenalin schießt durch meinen Leib, als ich über die Wiese hetze, gefolgt von George. Was will er noch von mir? Er soll mich verdammt nochmal in Ruhe lassen!

So schnell ich kann, renne ich in den dunklen Wald. In Kanada gibt es Bären, Wölfe und was weiß ich noch, aber im Moment ist mir das sowas von egal. Sie greifen meistens auch nur unter bestimmten Umständen an. Auf jeden Fall sind sie mir lieber als George.

Immer tiefer laufe ich in den dunklen Wald hinein. Mein Atem geht schnell, mein Herz rast. George ist leider noch immer hinter mir.

»Warum folgst du mir überhaupt?«, schreie ich wütend, auch wenn das dumm ist, denn dadurch wird er mich leichter finden. Aber ich will ihn dazu bewegen, mich endlich in Ruhe zu lassen.

»Du bist meine Freundin.«

»Nicht mehr, und ich bin auch nicht so dumm, zu dir zurückzukehren. Lass mich verdammt nochmal in Ruhe! Ich will dich nie wiedersehen. Verschwinde!«

»He, mach nichts Unüberlegtes. Wir sind zusammen hier hingefahren. Ich hab halt ‘n bisschen viel Bier erwischt, kann doch jedem mal passieren. Mit Lizzy ist‘s nichts Ernstes, sie hat doch einen Freund. Sie bedeutet mir nichts.«

»Ebenso wenig, wie ich dir bedeute? Mir reicht’s. Lass mich doch endlich in Ruhe! Und Sam wird das wohl auch nicht mitmachen.«

»Das hat er schon mehrfach mitgemacht. Dem gebe ich dafür ein Budweiser aus und gut ist es. Auch du solltest das nicht so ernst sehen. Sei froh, dass du überhaupt einen Freund hast. So besonders gut siehst du nicht aus.«

Weil er ja so toll aussieht … Eigentlich ist er nicht mal Durchschnitt, aber ich gebe nichts auf Äußerlichkeiten, sondern mehr auf den Charakter. Er hat nichts davon zu bieten. Wie man sich doch in einem Menschen irren kann …

Verdammt, das Arschloch kommt näher. Was wird er tun, wenn er mich erreicht? Er wird mich vermutlich zwingen, mit ihm zurück zur Hütte zu gehen. Den Abend mit ihm und Lizzy zu verbringen, kann ich nicht ertragen, selbst wenn das bedeutet, stattdessen in einer Höhle irgendwo im Wald zu übernachten. Das ist immer noch besser, als diesen Idioten zu erwürgen und dafür in den Knast zu wandern.

»Danke für das überaus nette Kompliment, aber danke nein, ich habe lieber gar keinen Freund als dich. Verschwinde endlich, du Arschloch!«, rufe ich.

Noch näher kommt er, bald hat er mich. Den kann man aber auch gar nicht abwimmeln. Ich sollte wirklich aufhören, mich mit ihm zu unterhalten. Es bringt ja ohnehin nichts.

»Du weißt aber schon, dass es hier wilde Tiere gibt, Luna? Kehr um, gleich bist du in dem Gebiet, in dem es vor Wölfen nur so wimmeln soll. Dort würde ich nicht reingehen, wenn ich du wäre. Schon gar nicht bei Nacht.«

Natürlich übertreibt er gnadenlos, er will mir nur Angst machen. Das kann er gut, außer Sprüche klopfen. Wie habe ich auf diesen Blender nur hereinfallen können?

»Pah, jeder Wolf ist mir lieber als du«, stoße ich hasserfüllt aus, und ich meine jedes Wort davon so. In diesem Moment verliere ich den Halt und rolle einen Abhang zwischen den Bäumen herunter, die hier nicht besonders dicht stehen. Ein Schrei entweicht meiner Kehle.

Dann lande ich auf etwas Weichem. Ich spüre Fell unter meinen Fingern und ertaste einen großen, muskulösen Leib. Ein Wolf! Ich bin direkt auf einem gelandet. Wie viel Pech kann man eigentlich haben?

Zum weiteren Nachdenken komme ich nicht, denn der riesige Wolf fährt herum und beißt mich ins Schienbein. Vor Schmerz und Schrecken schreie ich auf.

Mein Blick begegnet dem des Wolfes. Die glühenden Augen haben etwas Bannendes an sich, fast erscheint es mir, als erkenne ich darin große Intelligenz. Nie werde ich sein Aussehen vergessen, falls das nicht ohnehin die letzten Minuten meines Lebens sind.

Blut tropft von seinen Lefzen. Er sieht verdammt gefährlich aus und ist riesengroß. Er duckt sich, ohne den Blick von mir zu wenden. Gleich wird er mich anspringen und mir den Rest geben. Mein Herz hämmert wie verrückt, es flimmert vor meinen Augen. Schwärze hüllt mich ein.