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Anonym

Süßer Rache-Engel

1

Karl stand am Fußende meines Bettes und teilte mir brutal seinen Entschluß mit.

„Lucia und ich werden in drei Wochen heiraten.“

Das war alles, was er sagte. Ich verstand, warum er so kurz und hart war.

Ich sollte begreifen, daß sein Entschluß unabänderlich war. Ich sollte seine Entscheidung akzeptieren, als wäre sie selbstverständlich wie ein Naturereignis … wie ein Hurrikan oder eins dieser gräßlichen Erdbeben.

Nachdem er mich verlassen hatte, lag ich im verdunkelten Raum und konnte nur an den Umriß seines Körpers denken. Irgendwie schien er sich in die Zimmerwände eingeprägt zu haben.

Aber das war schließlich zu erwarten gewesen.

Fünf Jahre sind für eine Geliebte eine lange Zeit.

Während ich so dalag und die Schatten der Vorhänge beobachtete, erinnerte ich mich an jenen Sommer am Strand. Lucia hielt sich in einem kleinen Cottage unten an der Straße auf, aber damals spielte sie noch keine Rolle in unserem Leben.

Wenn es dunkel war, pflegten Karl und ich zum Wasser hinabzugehen. Bis auf das Rauschen der Brandung war kein Laut zu hören.

Karl legte zuerst seine Kleidung ab und begann über die Dünen zu laufen.

Ich erinnerte mich daran, wie er ausgesehen hatte … wie jeder Muskel seines nackten Körpers beansprucht wurde … wie seine nackten Füße durch den Sand gepatscht waren … wie sein Atem vor Anstrengung kurz und keuchend gekommen war.

Ohne es eigentlich richtig zu begreifen, zog ich mich ebenfalls aus. Die Luft war kalt, und ich schauerte zusammen. Die steife Brise, die vom Meer her wehte, biß in meine nackten Brüste.

Wir rannten, bis wir schließlich erschöpft zu Boden fielen. Ich schmiegte mich in seine Arme.

Niemand kann das Mysterium dessen verstehen, was sich anschließend abspielte.

Ich wurde total offen.

Zum ersten Mal in meinem Leben schien jeder Teil meines Körpers aufzublühen. Mein Körper sehnte sich verzweifelt nach ihm, und ich wußte, daß ich ihn brauchte, um überleben zu können.

Ich nahm seinen Körper in mir auf … zog ihn in mich hinein … verschluckte ihn.

Als ich mich daran erinnerte, begann ich zu weinen. Mein Körper zuckte, als erlebte ich noch einmal dieses köstliche Eindringen … als akzeptierten meine Schenkel noch einmal seine Männlichkeit, die in meine Blume hineingerammt wurde und diese Blütenblätter der Unschuld in Lust verwandelte.

Aber eine Sekunde später verblaßten alle diese Erinnerungen.

Karl wollte mich verlassen.

Karl würde Lucia heiraten.

Ich wiederholte ihre Namen … wieder und immer wieder.

Karl und Lucia … Lucia und Karl … Karl und Lucia.

Ich konnte es nicht akzeptieren. Aber ich begriff, daß es dann für mich nur noch eine einzige Alternative geben würde … die Fenster schließen und den Gashahn aufdrehen.

Ich dachte sehr lange über diese Lösung all meiner Probleme nach. Warum ich es schließlich doch nicht tat, wird für immer ein Geheimnis bleiben.

Zwanzig Minuten später war ich betrunken.

Und ich trank weiter bis zum Hochzeitstag.

Die Hochzeit fand in einer kleinen Kapelle statt.

Karls Vater war da. Und Lucias Eltern. Außerdem ein paar Freunde und einige von Karls Bekannten, mit denen er geschäftlich zu tun hatte.

Alle nickten mir mitfühlend zu.

Ich stand ein wenig abseits, damit ich beide Gesichter beobachten konnte, als Karl und Lucia auf die Frage des Priesters antworteten.

Karl war ernst und zurückhaltend.

Lucia war erregt.

Ich sah, wie ein Muskel auf einer Wange zuckte; eine Reaktion auf ihre Erregung.

Und dann war alles vorbei.

Braut und Bräutigam umarmten sich, und die Gäste drängten sich heran, um zu gratulieren.

Ich ging zu Karl hinüber, schüttelte seine Hand, küßte ihn sanft auf die Wange und spürte die Feuchtigkeit seiner Haut.


Tage vergingen.

Aber ich konnte noch immer nicht zu einer normalen Existenz zurückfinden. Wohin ich auch ging, überall erinnerte ich mich an Karl. Er war zu einem Teil von mir geworden, und daran hatte auch die zehnminütige Hochzeitszeremonie nichts zu ändern vermocht. Ich verbrachte meine Zeit mit langen Spaziergängen durch die Stadt. Oder ich saß auf der Bettkante und trank alles, was mir helfen konnte, die Erinnerungen zu dämpfen.

Drei Wochen nach der Hochzeit bekam ich eine Nachricht von Lucia.

Das junge Paar war von der Hochzeitsreise zurückgekehrt. Lucia lud mich zum Dinner in ihr neues Appartement ein.

Anfangs schwor ich mir, nicht hinzugehen, aber mir blieb an sich gar keine andere Wahl. Stolz oder Formalität bedeuten mir nichts.

Ich mußte Karl sehen.

Ihr Appartement war groß und beeindruckend möbliert. Sowohl Lucia als auch Karl begrüßten mich wie eine Freundin, die sie lange nicht mehr gesehen hatten.

Ich erkannte sofort, daß sie mich — oder die Erinerung an mich — dazu benutzen wollten, ihre Ehe aufzumöbeln. Ich sollte für sie gewissermaßen ein Stützpfeiler sein.

Wir saßen um den Tisch herum und sprachen über tausenderlei Dinge, alle geradezu idiotisch. Aber keiner von uns brachte auch nur ein einziges Mal die Spannung, die im Raum herrschte, zur Sprache.

Karl hielt fast den ganzen Abend ständig den Blick von mir abgewandt.

Ich wußte, daß er immer noch unsicher in bezug auf sich selbst war. Ich wußte, daß er in meiner unmittelbaren Nähe wieder die Leidenschaft in seinem eigenen Körper spüren würde, ganz gleich, wie sehr er auch versuchte, sich zu beherrschen.

Ich beobachtete ihn.

Einmal sah ich, wie er meine Brüste anstarrte, die so bescheiden unter einem Strickkostüm verborgen waren. Ich sah, wie sich seine Lippen öffneten … wie sie sich früher geöffnet hatten, um sich dann sofort um ein Stück zitterndes Fleisch von mir zu schließen.

Lucia lächelte ständig, aber sie legte sehr oft einen Arm um Karl, als wollte sie damit ihren Besitz demonstrieren. Und dann war der Abend vorbei.

Ich verließ das Appartement wieder und ging nach Hause.

Aber ich konnte nicht einschlafen. Es war unmöglich. Ich versuchte, mir Karl und Lucia zusammen im Bett vorzustellen. Ich konnte seine Hände sehen, so sanft und doch so kräftig. Sie glitten über ihren Hintern und befühlten die weichen Kurven ihres Fleisches. Ich konnte mir seinen Mund vorstellen, wie er über ihren Körper wanderte, ihr Fleisch schmeckte und sich zu diesem dreieckigen Mysterium hinabarbeitete, wo seine Zunge schließlich ruhen würde.

Es war in dieser Nacht, daß ich den Entschluß faßte, diese Ehe zu zerstören. Obwohl mein Entschluß der Leidenschaft entsprang, machte ich mich mit eiskalter Logik an die Durchführung.

Während der fünf Jahre, die ich mit Karl verbracht hatte, hatte ich mich oft danach gesehnt, einmal einen erfahrenen und aufgeklärten Liebhaber zu haben. Aber ich war bei Karl geblieben, weil ich seine erotische Brutalität noch viel mehr brauchte. Trotz seiner Unerfahrenheit, trotz der Tatsache, daß er so manche sexuelle Begegnung schrecklich verpatzte … jedesmal, wenn ich mit ihm geschlafen hatte, war es mir immer von neuem wie eine Vergewaltigung vorgekommen. Es gab nur wenig Vorspiel. Nur dieses plötzliche, heftige, beinahe gewalttätige Eindringen … tiefer und immer tiefer in mich hinein, bis ich vor hemmungsloser Ekstase alles andere um mich herum vergaß.

Dies war das feste Band zwischen uns … und ein kräftigeres Band war niemals geschmiedet worden.

Mein Plan war elegant und einfach … wie alle großen Schlachtpläne.

Ich würde beide verführen. Ich wollte sie mit Formen der Liebe bekannt machen, die ihr Verlangen nach ‚normalem‘ Sex vernichten würden. Ich würde beide dazu bringen, einzusehen, daß die Ehe nichts weiter als ein Schwindel war.

Ich projizierte meinen Plan in die Zukunft, und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten waren so schrecklich, daß ich am ganzen Leibe zu zittern begann. Es war — wie ich sehr wohl begriff — ein Plan, der Wagemut und äußerste Hingabe erforderte. Aber das konnte mich nicht aufhalten. Das Leben ohne Karl war für mich bedeutungslos. Diese Tatsache verlieh mir den notwendigen Mut und eine Verwegenheit, wie ich sie noch nie gekannt hatte. Nur … war ich dieser Aufgabe auch wirklich gewachsen? Darin lag mein Hauptproblem.

Verfügte ich über diese erotische Verführungskunst, um eine Ehe auseinanderbringen zu können? Um die normalen geschlechtlichen Bindungen zwischen Mann und Frau vollkommen auflösen zu können?

Stunden vergingen, während ich versuchte, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Schlaf war unmöglich. Aber zum ersten Mal, seit Karl mich von seinem entscheidenden Schritt verständigt hatte, fand ich das Leben wieder lebenswert.

Mein Blick fiel auf die Kerze auf dem Nachttisch.

Karl hatte sie mir einmal gegeben. Er hatte sie in einem Antiqitätengeschäft gefunden und sie mir zum Geschenk gemacht … unter der Bedingung, daß sie niemals angezündet werden sollte, solange unsere Verbindung bestehen würde.

Ich lächelte grimmig vor mich hin. Jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen. Ich riß ein Zündholz an und hielt das kleine Flämmchen an den Docht.

Die Kerze brannte, und ich beobachtete sie. Wie sie im dunklen Raum glühte! Sie schien meine Qual und all mein Verlangen, alle meine Wünsche auf magische Art an sich zu ziehen und mich davon zu befreien. Das konnte ich bald nicht mehr aushalten. Ich drückte die Flamme wieder aus. Aber mein Blick haftete immer noch wie gebannt auf ihrer Form.

Diese Kerze war meine letzte Erinnerung an Karl, mein einziges sichtbares Andenken.

Ich nahm sie vom Nachttisch, hielt sie in den Händen und streichelte sie mit den Fingern, immer auf und ab. Das gehärtete Wachs fühlte sich angenehm kühl an. Ich schloß die Augen und rollte die Kerze zwischen meinen Handflächen, bis das Wachs warm war.

Diese Kerze war auf einmal alles, was ich zu vernichten gedachte.

Aber mein Körper wollte der Vergangenheit Lebewohl sagen und die neue Ära begrüßen.

Ich spreizte die Beine und brachte die Kerze nach unten. Ich berührte damit das Tor zu meiner Weiblichkeit und ließ sie auf den Lippen meiner Vagina liegen.

Meine Fantasie — bereits entflammt vom Plan, den ich entworfen hatte — schaffte den Sprung zwischen Fleisch und Wachs.

In diesem Moment stellte sie Karls Männlichkeit dar, die zwischen meinen Beinen lag. Der warme Docht wurde zur wilden Spitze von Karls Fleisch.

Ich spreizte die Beine noch weiter auseinander, preßte meinen Hintern aufs kühle Laken und bereitete mich auf dieses plötzliche und brutale Eindringen vor.

Ich wußte, daß dieses Eindringen zugleich das letzte sein würde, denn ich baute ja auf meinen gewagten Plan, die sexuelle Beziehung zwischen Karl und Lucia zu zerstören. Um das bewerkstelligen zu können, würde ich zugleich mich selbst berauben müssen. Wenn ich die beiden mit bizarren erotischen Vergnügen verführen wollte, dann würde ich meinen Geist und Körper für die delikaten Perversionen abrichten müssen.

Ich rammte die Kerze hinein, und meine wilden Schreie wurden als Echo von den Zimmerwänden zurückgeworfen.

Tiefer und tiefer drang die Kerze ein. Mein Körper empfing sie mit aller Freude und Liebe, deren er fähig war. Ich hielt die Augen fest geschlossen. Mein Puls hämmerte wie wild. Ich begann die Kerze hineinzustoßen und herauszuziehen … mit der gleichen brutalen Gewalt, die Karl angewandt hatte, wenn er in mich eingedrungen war. Meine Fantasie beschwor sein Gesicht herauf. Ich konnte seine Augen und seine Stirn sehen, und ich konnte seine Arme um mich spüren und fühlen, wie sich seine Finger in mein Fleisch gruben.

„Karl … Karl …!“ rief ich in meiner Leidenschaft.

Dann löste diese Stange aus Wachs die schönsten Gefühle in meiner Blume aus, und ich spürte das Herannahen eines Orgasmus.

Jetzt packte ich die Kerze fest mit beiden Händen und schwang sie wie ein Berserker.

Eine Sekunde später wurde ich vom Höhepunkt überwältigt. Mein Körper geriet in exquisite Zuckungen. Atemlos und zu jeder Bewegung unfähig lag ich schließlich auf dem Bett. Ich ließ die Kerze zu Boden fallen. Sie stellte jetzt nicht länger Karls Männlichkeit dar. Ich starrte sie an. Jetzt war sie nur noch eine Stange aus Wachs, immer noch feucht von den Säften meiner Vagina, ausgelöst durch schier unglaubliche Verzückung.

Dann schloß ich die Augen.

In ein paar Tagen würde ich mit der Ausführung meines Planes beginnen.

Ich würde einen Mann und eine Frau verführen … indem ich sie mit Vergnügen bekannt machen würde, von deren Existenz sie jetzt überhaupt noch nichts wußten, ja nicht einmal ahnten. Nach Durchführung meines Planes würden beide die Vorstellung von normalem, nur auf die Genitalien beschränktem Sex einfach lächerlich finden … genau wie die Vorstellung, daß es Sex nur zwischen Mann und Frau geben kann. Und damit würde dann auch ihre Ehe zur lächerlichen Farce werden.

Mit diesen Gedanken schlief ich schließlich ein.

Und in dieser Nacht vergaß ich auch das Problem von Gut und Böse. Ich war dabei, ein ganz neues Arrangement zwischen Körpern aufzubauen … zwischen drei Zentren der Lust: Karl, Lucia und mir selbst.

Ein solches Unterfangen war viel zu großartig, um in der Sprache der Ethik darüber zu reden.

Ich würde — wie ich wußte — die Heilige der Lust werden.

2

Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf, duschte und bereitete mich sorgfältig auf einen Besuch in Karls Büro vor. Als Vorwand für diesen Besuch wollte ich eine Anzahl von Briefen benutzen, die er mir im Laufe der Jahre geschrieben hatte.

Ich zog ein einfaches Kleid mit Blumenmuster an. Es verbarg eher die natürliche Form meines Körpers als sie zu akzentuieren. Ich wollte das Bild einer bescheidenen Frau präsentieren, die zu einem rein geschäftlichen Besuch gekommen war.

Als ich in seinem Büro ankam, begrüßte mich seine Sekretärin zwar sehr ruhig, aber ihr Gesicht verriet doch so etwas wie Schock.

„Ist Karl da?“

Sie wurde nervös und rannte beinahe in sein Büro.

Ich hörte leises Stimmengemurmel, dann kam die Sekretärin wieder heraus und ließ die Tür offen.

Ich ging hinein.

Karl saß hinter seinem Schreibtisch. Auch er machte einen sichtlich nervösen Eindruck.

„Warum bist du hergekommen?“ fragte er.

Ich beantwortete seine Frage nicht sofort, sondern setzte mich erst einmal auf einen Stuhl ihm gegenüber. Dann holte ich die Briefe aus meiner Handtasche.

„Hier sind sie, Karl. Ich dachte, daß du sie wahrscheinlich ganz gern haben möchtest.“

Ich legte die Briefe auf den Schreibtisch.

Karl sah sie an, griff danach und brachte sie schnell in einer Schublade unter. Er drückte die Lade mit einem leisen Knall zu und blickte mich an.

Seine Augen verrieten Angst und Erwartung.

In diesem Moment hätte ich doch beinahe die Nerven verloren. Aber während ich ihn beobachtete, begriff ich mehr und mehr, daß er mir gehörte. Falls jemals eine Frau einen Mann besessen haben sollte, so besaß ich Karl.

„Du siehst ja so erschrocken drein, Karl“, sagte ich.

Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann stand er auf und begann nervös im Büro hin und her zu gehen. Schließlich blieb er vor dem Schreibtisch stehen und sagte: „Es ist alles vorbei.“

Ich lächelte ihn an und erwiderte: „Natürlich ist alles vorbei, aber wir sind doch erwachsen. Wir können doch immer noch eine intelligente Unterhaltung führen, oder? Das hat doch gar nichts mit deiner Ehe zu tun.“

Armer Karl! In ihm tobten jetzt wohl so viele widersprüchliche Gefühle, daß er nicht imstande war, mich richtig anzusehen.

„Nun … ich habe diese Briefe zurück“, sagte er. „Was gibt’s denn sonst noch?“

Er stand am Fenster und blickte auf die Stadt hinaus.

Dies war der Moment der Wahrheit für mich. Ich hatte einen sehr verwickelten Plan entworfen. Aber … würde ich auch imstande sein, ihn auszuführen?

Karl trug seinen braunen Tweedanzug, der mir immer am besten gefallen hatte. Es war ein Anzug, der Karls Sanftheit betonte und seine Fähigkeit oder Neigung zu gewalttätigem Sex verbarg.

Trotz seiner Leidenschaft und seines Verrats an mir war Karl im Grunde genommen ein sanfter und schwacher Mann. Das wußte ich. Sein Leben bestand aus einer ganzen Reihe größerer Leidenschaften, und jede von ihnen führte ihn in einen unbekannten Bereich. Karl hatte schon vor vielen Jahren die Kontrolle und Herrschaft über sich selbst verloren. Jetzt waren es die Frauen, die seinem Leben die Richtung gaben.

Fünf Jahre lang war ich es gewesen. Jetzt bewegten wir uns beide in verschiedene Richtungen.

Würde ich mich ihm noch einmal anschließen können?

„Ja“, antwortete ich. „Da ist noch etwas anderes. Als deine Ex-Geliebte habe ich wohl ein gewisses Anrecht darauf, zu erfahren, ob du mit Lucia glücklich bist.“

„Sehr glücklich.“

„Das hört sich ja sehr überzeugend an.“

„Lucia ist eine wundervolle Frau.“

Danach herrschte ziemlich lange Schweigen.

Ich raffte all meinen Mut zusammen, stand schließlich auf und ging zu ihm hinüber. Ich legte meine Hand sehr, sehr sanft auf seinen Arm. Ich konnte jeden Muskel in seinem gespannten Körper spüren.

Karl zog sich heftig zurück, drehte sich um und funkelte mich wütend an.

„Was willst du?“

Ich gab ihm keine Antwort darauf, weil es nicht möglich war, mit Worten auszudrücken, was ich wollte.

Wie eine Vision tauchte wieder dieses Bild vor meinem geistigen Auge auf … Karl und Lucia zusammen im Bett. Ganz deutlich konnte ich mir die beiden vorstellen; Karl von Leidenschaft gepackt, Lucias Körper bereit, ihn zu empfangen.

Meine Hand berührte erneut diesen Anzugstoff. Meine Fingerspitzen spielten damit. Dann sagte ich zu Karl: „Du bist ein Kind, Karl. Solange wir zusammen waren, wußte ich, daß du ein Kind bist, aber ich habe es dir nicht gesagt. Ich habe dir nicht gesagt, daß der Körper zu mehr bestimmt ist als nur zu diesen kurzen Zeitspannen der Lust, wenn wir — wie die Tiere — übereinander hergefallen sind.“

Als Reaktion auf diese Beleidigung verkrampfte sich sein Körper. Ich bestritt seine Sexualität, also glaubte er, daß ich auch seine Männlichkeit in Frage stellen wollte.

„Was wir miteinander hatten, ist zu Ende, aber ich kann dir immer noch von Nutzen sein, wenn auch auf andere Art. Glaube mir, Karl … obwohl oder gerade weil du verheiratet bist, kann ich dir immer noch sehr viel vom Leben zeigen.“

Jetzt weiteten sich seine Augen.

Ich wußte, daß er sich bemühte, ein plötzlich aufsteigendes Verlangen zu unterdrücken. Ich sah die feinen Schweißperlen auf seiner Stirn glitzern.

„Hör auf mich, Karl. Ich habe dich verloren, aber ich bin dir immer noch treu ergeben. Es ist eine absolut selbstlose Ergebenheit. Ich will weiter nichts, als daß du in deinem Leben restlose Erfüllung findest.“

Meine Hand befand sich jetzt zwischen seinen Beinen. Obwohl ich sehr erregt war, hatte ich mich vollkommen unter Kontrolle. Ich begann mit meinem Experiment.

Karl stand stocksteif da, als ich den Reißverschluß an seinem Hosenschlitz aufzog.

„Nicht …!“ protestierte er schwach.

„Karl, du mußt deine Hemmungen verlieren und dich gehenlassen“, sagte ich. „Ich bin doch nicht hergekommen, um dich zu veranlassen, Lucia untreu zu werden.“

Meine eigenen Worte klangen mir seltsam in den Ohren. Ich wußte nicht, ob ich selbst glaubte, was ich da eben gesagt hatte.

Karl hielt die Augen geschlossen, als ich meine Hand in seine Hose schob und nach seinem Glied griff, das schlaff zwischen seinen muskulösen Schenkeln hing.

Kaum hatte ich dieses Organ berührt, das für mein Leben fünf Jahre lang so wichtig gewesen war, da rieselte ein Schauer durch meinen Körper. Mein Gesicht lag auf seiner Brust. Ich spürte den rauhen Stoff auf meiner zarten Haut. Es war ein glorioses Gefühl.

Seine Männlichkeit begann zu wachsen. Die Adern und Muskeln seines Schaftes begannen unter meinen Fingern anzuschwellen.

Karls Körper entspannte sich. Er war in eine Sache hineingeraten, über die er keine Kontrolle mehr hatte.

Die Stange in meiner Hand wurde immer härter und steifer, bis ich spürte, wie dieses mir so vertraute brutale Verlangen in Karl wach wurde. Ich wußte, daß er sich jetzt weiter nichts wünschte, als mich besteigen zu können und sein Geschlechtswerkzeug in das weiche Mysterium zwischen meinen Beinen zu versenken.

Ich sprach sehr sanft zu ihm.

„Nein, du darfst nicht untreu werden, Karl. Ich bin hergekommen, um dir eine andere Form von Glück zu bringen. Ich bin hier, um dir eine Welt zu zeigen, die du noch nie zuvor erlebt hast.“

Meine Hände massierten die harten Kugeln.

Das beruhigte ihn für einen Moment.

Er rief meinen Namen.

Ich hätte nie geglaubt, daß es mir so unendliche Freude bereiten könnte, meinen eigenen Namen zu hören.

Ich packte seinen Schwanz und zerrte ihn aus der Hose. Das steife Organ schnellte heraus.

In diesem Moment bildeten wir eine Gruppe: Karl, ich selbst und dieser mächtige Penis.

Noch nie zuvor hatte ich mich derartig wie ein Teil einer anderen Person gefühlt.

Ich kniete mich auf den Boden und blickte zu ihm auf.

Seine Augen funkelten, und sein Blick schien sich in meine Augen bohren zu wollen.

Er wartete sichtlich gespannt auf diese neue Welt, die ich ihm zu zeigen versprochen hatte.

Ich wußte, daß er in diesem Moment weder an Lucia noch an mich dachte.

Er war sich lediglich meiner Anwesenheit, meiner Hände bewußt, die sein Organ so schnell in einen Zustand höchster Erregung versetzt hatten.

Meine Lippen waren feucht und zitterten. Mir war zumute, als sollte meine Zunge gleich auf eine große Reise gehen.

Näher und immer näher brachte ich meinen Mund an diese harte, wippende Stange, bis sie nur noch knapp einen Zoll davon entfernt war.

„Karl … verstehst du?“

Ich wußte genausowenig wie Karl, was ich eigentlich mit dieser Frage meinte.

Er langte nach unten und fuhr mit einer Hand durch mein Haar.

Es war eine so vertraute Geste, daß ich Mühe hatte, jetzt die Tränen zurückzuhalten. Ich senkte einen Moment meinen Blick, und als ich wieder aufsah, war der Zeitpunkt zum Handeln gekommen.

Wir kamen zusammen.

Meine Lippen teilten sich für sein gequältes Fleisch. Meine Lippen öffneten sich und empfingen die heftige Gewalttätigkeit seiner Liebe.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Was ich bisher nur in der Theorie geplant hatte, wurde nun in die Wirklichkeit umgesetzt. Alles hing vom Erfolg oder vom Versagen meiner Lippen ab.

Sein harter Schaft tobte wie ein Hurrikan in meinem Mund.

Ich hielt meine Lippen fest darum gepreßt und gab ihm meine Liebe … ja, ich gab diesem Teil von ihm alles, was ich hatte.

Meine Zunge peitschte das zuckende Organ. Meine Lippen glitten daran auf und ab.

Dann hörte ich Karl keuchen, und ich spürte das Zittern seines gesamten Körpers.

Ich wußte, was gleich passieren würde.

Eine Sekunde später zuckte sein Körper heftig zusammen, erstarrte einen Moment regungslos … und dann spritzte der heiße Samen in meinen Mund.

Ich fiel zurück und verlor in der grenzenlosen Freude dieses Augenblicks beinahe das Bewußtsein.

Danach sprach keiner von uns auch nur ein einziges Wort. Das Schweigen währte sehr lange.

Dann setzte sich Karl wieder hinter seinen Schreibtisch, griff nach einem Bleistift und begann geistesabwesend damit zu spielen.

„Verstehst du jetzt, was ich meine, Karl?“ fragte ich schließlich, als das Schweigen zu drückend wurde.

„Ich verstehe überhaupt nichts.“

„Aber du mußt doch verstehen! Du und ich … wir beide befinden uns jetzt in verschiedenen Bereichen. Daß du mit einer anderen Frau verheiratet bist, ist absolut perfekt. Jetzt können wir die Tiefen unserer Emotionen mehr und besser denn je zuvor erforschen.“

Er deutete auf seine Hose und sagte sarkastisch: „Meinst du vielleicht das mit den Tiefen unserer Emotionen?“

„Das ist nur ein Anfang, Karl … nichts weiter.“

Ich stand auf und wollte das Büro verlassen.

Er rief meinen Namen. Nur ein einziges Mal. Wie ein Kind, das plötzlich seine Eltern verloren hat.

Ich machte die Tür leise hinter mir zu.

Ein Gefühl des Triumphes durchströmte meinen Körper. Ja, es war nur ein Anfang gewesen, dachte ich. Aber Karl hatte zu begreifen angefangen.

Meine Lippen hatten ihm zu einem Erlebnis verholfen, das ihm Freude und Entsetzen zugleich bereitet hatte. Es würde nicht lange dauern, bis er mehr davon haben wollte. Ich hatte für Karl eine neue Tür aufgestoßen und ihn über die Schwelle geführt. Karl begann zu begreifen, wie ein Körper noch benutzt werden konnte.

Das von mir geplante Dreieck begann sich zu formen. Es würde ein Dreieck werden, das keinem anderen ähnelte. Sein kläglicher Tonfall, als er vorhin meinen Namen gerufen hatte, ließ mich einen Teil der Wahrheit bereits ahnen.

Karls Leben war auf Treibsand gebaut. Er wurde mit unwiderstehlicher Gewalt in die Tiefe gezogen, weil er die Tiefen seines eigenen Körpers nicht verstehen konnte. Jetzt hatte ich ihm einen Rettungsring zugeworfen. Wenn Karl aus diesem Treibsand wieder herauskommen wollte, würde er nach diesem Rettungsring greifen und meine Bedingungen akzeptieren müssen.

Nachdem ich das Büro verlassen hatte, wanderte ich viele Meilen in der Stadt herum.