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Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Kuba möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Buchen Sie eine Oldtimer-Tour und lassen Sie sich durch Havanna oder über die Insel kutschieren. Nicht nur Fans dieser Veteranen geraten beim Anblick der 1950er-Buicks, Cadillacs und Chevrolet-Cabrios ins Schwärmen! Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Falls Sie IHN noch nicht haben: Che Guevara als T-Shirt, Mütze, Tasse, Wandteller, Schlüsselanhänger ...

2.

Eine Salsa-CD muss sein, damit der Urlaub mit Hüftschwung zu Hause weitergeht.

3.

Ein Filmplakat aus der lebhaften Kinoszene Kubas.

4.

Das schon lange gesuchte »Bolivianische Tagebuch« des Che Guevara (auf dem Büchermarkt Plaza de Armas)

5.

Es muss ja nicht gleich der teure »Añejo 15 Años« sein, aber wenigstens eine Flasche Havana Club Rum kriegen Sie problemlos durch den Zoll!

6.

Und noch ein Klassiker: Eine Packung Cubita-Kaffee – für den kubanischen Start in den Tag im kalten Deutschland.

7.

Einen hübschen Fächer aus der »Casa del Abanico« (Havanna-Altstadt) gibt‘s in diversen Formen, Größen und Farben.

8.

Die Lässigkeit und Geduld der Kubaner, die ja nun schon ihr Leben lang Schlange stehen.

9.

Das Staunen darüber, wie in einer sozialistischen Mangelwirtschaft und bei ständigem Stromausfall am Ende doch meist alles klappt, irgendwie ...

10.

Eine Ahnung davon, wie ein Volk seit Jahrzehnten in Armut lebt – und dennoch voller Stolz, Leidenschaft und Erfindungsgabe!

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6x Typisch:

Dafür fährt man nach Kuba > > >

6x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6x Unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

© Dumont Bildarchiv/Tobias Hauser

100 % Kuba-Feeling: Wer bleibt bei solch mitreißenden Rhythmen noch sitzen?

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Das ist...

... Kuba

Die fünf großen Themen rund um die »Königin der Karibik«. Lassen Sie sich inspirieren!

© Karl Baedeker Verlag

Un, Dos, Tres ...

Socialismo im Salsa-Takt! Cuba libre, Chicas und Compañeros. Mögen die zahllosen Klischees den Kubanern weiterhin viele Touristen bescheren. Doch es wird höchste Zeit, sich von einigen (musikalischen) Mythen zu verabschieden – und gleich mal mitzutanzen.

© laif/Figaro/Martin

ADIÓS Klischee Nummer eins: Alle Kubaner können begnadet tanzen! Hasta la vista Klischee Nummer zwei: Die ganze »Zuckerinsel« ein einziger Buena Vista Social Club – allerorten glückselige Herren im Methusalem-Alter, die pausenlos ihren Kontrabass zupfen ...

Dabei weiß doch alle Welt: Die Kubaner haben’s im Blut! »Stimmt gar nicht«, sagt Tanzlehrerin Caruca. »Es gibt viele Kubaner, die nicht tanzen können.« Früher eine berühmte Tänzerin, gibt sie heute mehr oder weniger gelenkigen Ausländern Tanzunterricht in Havanna. Lazaro verteidigt seine Landsmänner, ein bisschen wenigstens: »Tanzen gehört zur Kommunikation bei uns, und naja, ein bisschen Salsa lernt jeder Kubaner oder guckt es sich auf der Straße ab. Sonst lernt man hier einfach keine Frau kennen!«.

Auch wenn es ganz einfach erscheint und man beim Üben dann doch so seine Mühe hat als Nicht-Latina oder -Latino sollte man im Tanzkurs keineswegs verzweifeln, denn man(n) ist selbst in Kuba nicht alleine.

Zutaten der Salsa

Die scharfe »Sauce« besteht aus den Grundrhythmen Son cubano und Mambo, einer Prise Rumba und Cha-Cha-Cha. Wenn die Kubaner Salsa-Tanzen, dann nennen sie das »Casino« oder »Timba«. Bei der »Rueda de Casino«, einer Art Salsa-Ringtanz mit mehreren Paaren, werden auf Kommando gemeinsam bestimmte Figuren im Kreis getanzt – immer schön nach dem Takt der claves, der markanten Klanghölzer. Die Kommandos sind nichts für Zartbesaitete: »Saccala!«, frei übersetzt: »Hol sie Dir!«, darauf folgt ein »Botala«, »Wirf sie weg!«. Ganz anders die Rumba, der wohl erotischste kubanische Tanz (nicht zu verwechseln mit unserer braven Tanzschul-Rumba): »Beim Guaguancó nähert sich der Mann seiner Tanzpartnerin mit eindeutig sexuellen Gesten und versucht, die Frau zu ›impfen‹ – ›vacunar‹, so nennen wir das«, erklärt Caruca. »Und die Frau tut dann so, als ob sie sich wehrt, aber das Ganze ist natürlich nur Koketterie.«

Mittanzen!

Salsa-Tanzen ist eigentlich ganz einfach: Man muss immer nur auf der Stelle tippeln, sodass Pobacken und Brüste wackeln, mal schneller, mal langsamer, ab und zu »Un-dos-tres«-Schritte nach hinten machen, dann nach vorne, sich im Takt einmal um 360 Grad drehen (auf dem richtigen Bein!), den Hüftschwung nicht vergessen, ach, und die Arme ... Sie merken schon, ganz so einfach ist es doch nicht, aber für gekonnte Schritte, Drehungen und Figuren gibt es mittlerweile mehrere Tanzfestivals mit Workshops (z. B. »Baila en Cuba«,) und Tanzschulen, v. a. in Havanna und Santiago.

© laif/Figaro/Martin

Gut aufgepasst! Da das Salsa-Tanzen gar nicht so leicht ist, ist es besser, man lässt sich den Hüftschwung von den Profis richtig vormachen.

Zurück im Tanzkurs

Also nur Mut – lassen Sie sich nicht von den vielen Anweisungen beirren und von Supertänzern einschüchtern! »Die Deutschen denken beim Tanzen zu viel nach«, sagt Caruca schmunzelnd. »Ich bin schon gefragt worden, wie hoch und in welchem Winkel sie den Arm halten sollen ...« Ihr Tipp: viel Salsa hören und immer üben, z. B. beim Zähneputzen. Denn wer vorher nie Salsa gehört und den (kubanischen) Tanzstil ausprobiert hat, ist schnell mit den komplizierten Drehungen und Figuren überfordert. Eine Schülerin vergleicht Salsa-Tanzen mit Skilaufen, eine andere sogar mit Autofahren!

Alte Liebe Rostet Nicht

Oldtimer-Fans können sich auf der Insel kaum sattsehen: Chevrolets, Studebakers, Lincolns, Plymouths und Cadillacs mit steilen Heckflossen – alle mit mehr als 50 Jahren auf dem Fahrgestell.

mauritius images/Watkins/Alamy

DAS kubanische Zauberwort für vieles heißt »paciencia« – Geduld, auch auf Kubas engen Nebenstraßen. Hier zuckelt der moderne Mietwagen auch schon mal als Schlusslicht im Schneckentempo hinter einer Armada seltsam aus der Zeit gefallener Vehikel: vorneweg ein Abgas spuckender russischer Traktor, dicht gefolgt von einer Pferdekutsche, dahinter ein DDR-Laster Marke IFA-W50 mit zusammengedrängten Kubanern auf der Ladefläche und ein Buick, der nur mit Mühe und viel Getöse endlich als Letzter zum Überholen ansetzt. »Adelante en combate« (»Weiter im Kampf«) spornt ein Propagandaplakat die hier über den Hügel schnaufenden Oldtimer an. Ist man dann endlich in Havanna angekommen, geht die Zeitreise weiter.

Liebevoll gepflegt

Etwa 50 000 amerikanische PS-Dinosaurier rollen und scheppern noch durch Kuba. Wie konnten die Straßenkreuzer im Land des Mangels so lange überleben? Im feinen Bezirk Miramar traut man oft kaum seinen Augen: Da steht eine schwarze Ford-Limousine Baujahr 1928, als wäre sie gestern erst vom Band bei General Motors gerollt. Fahrbereit und blitzeblank, vier Türen und vorne aufklappbare Windschutzscheibe. Die meisten Oldtimer jedoch sind heute nur noch von viel Liebe und Fantasie zusammengehaltene, klappernde Rostlauben: farbig gescheckt, denn Lack ist knapp und teuer, der Auspuff hustet schwarze Wolken, der Lada-Motor stottert und der Fahrgast spürt jede Sprungfeder und jedes Schlagloch. Pablos ganzer Stolz ist sein 1948er Dodge. Er fährt noch mit Originalmotor, betont der Privat-Taxista, allerdings mit: Kerosin! »Das kostet nur ein Fünftel des teuren Normalbenzins, aber es frisst auch langsam den Motor auf«, klagt der Kubaner. Wer Kuba nach der Revolution im Januar 1959 fluchtartig Richtung USA verließ, musste sein Schmuckstück auf vier Rädern zurücklassen, wie Haus und Grundstück. Ab 1961 wurden auch die Auto-Importe nach Kuba eingestellt und ersetzt durch den quadratisch-praktischen Lada aus der Sowjetunion und auf dem Land fährt bis heute die gute alte Pferdekutsche. Wer hätte das gedacht: Heute stehen die US-amerikanischen Preziosen als vaterländisch-nationales Kulturgut, als »patrimonio nacional«, unter Denkmalschutz in Kuba, ihre Ausfuhr ist verboten.

Improvisation ist alles

Dass die Oldtimer nach einem halben Jahrhundert socialismo tropical noch am Leben sind, verdanken sie einem schier unglaublichen Erfindungsgeist und einer Improvisationskunst, die man nur in Kuba findet. Zwangsläufig, denn seit dem US-Handelsembargo sind Ersatzteile unbekannt. Was auf den ersten Blick nicht passt, wird umgeschweißt und in millimetergenauer Handarbeit passend gefeilt. So wird ein russischer oder chinesischer Motor zum Dieselantrieb in einem Chevy. Dichtungen sind aus Deckeln von russischen Rindfleischbüchsen oder aus Graphitpappe, die Bremsbeläge aus alten Traktorreifen. Und so rollen die amerikanischen Straßenkreuzer hoffentlich noch lange durch jede Krise in Kuba. Im Rhythmus der Schlaglöcher klappernd, aber auf immer und ewig – hasta siempre!

Mitfahren!

Einmal als Fahrgast versinken in voluminösen Ledersitzen – möglich ist dies im Particular-Taxi. Eine solche Taxitour, eingequetscht zwischen einem Liebespärchen und einer Hausfrau mit vollen Tüten quer durch Havanna kostet kaum einen Euro. Es geht aber auch komfortabler (und teurer): Immer mehr Privatchauffeure bieten ihre Dienste in Havanna vor dem Capitolio am Parque Central und am Malecón an, an vielen Busbahnhöfen und vor großen Hotels.

© getty images/Claude Le Tien

Auf Den Spuren Der Rebellen

. . . wandeln kann man in Kuba an vielen Orten, ob in unzähligen kleinen Heimatmuseen oder in gigantischen Helden-Gedenkstätten wie dem Che-Memorial in Santa Clara. Aber nirgendwo kommt man dem Mythos (und Durchhaltewillen) der Revolutionäre wohl so nahe wie in der Sierra Maestra.

© Dumont Bildarchiv/Tobias Hauser

© getty images/G. Antes/Kontributor

Die Sierra Maestra war ein relativ unwegsames Gebiet, in dem nur sehr wenige Bauern lebten. Nicht zuletzt deswegen war sie als Ausgangspunkt und Rückzugsgebiet des Guerillakampfs bestens geeignet.

Mitwandern!

Wem der Pico Turquino zu strapaziös erscheint, der erreicht Castros Comandancia de la Plata auf einer bequemen 6-km-Wanderung: ein Freiluftmuseum mit Barracken-Hospital, Funkstation von »Radio Rebelde« und »Casa de Fidel« mitsamt Fluchttunnel und schwedischem Kühlschrank

»ADELANTE comandante!« »Immer vorwärts«, bergauf und bergab führt der Weg auf den Pico Turquino. Hat man seine 1974 m erklommen, präsentiert sich der landeshöchste Gipfel meist wolkenverhüllt. Nur der Volksheld José Martí wartet auf der Plattform als Büste, dichtes Buschwerk versperrt den Blick. Doch hier oben lassen sich die Strapazen zumindest erahnen, die der zwei Jahre andauernde Guerillakampf in den Bergen vor rund 60 Jahren mit sich brachte.

Rückblende: 2. Dezember 1956

Fidel Castro und seine 81 teils seekranken Genossen, die compañeros der »Bewegung 26. Juli«, gingen nach der Überfahrt aus ihrem Exil in Mexiko mit der überladenen Motoryacht »Granma« an der Südostküste Kubas an Land. Doch die Rebellen wurden an der Playa Coloradas schon von den Regierungstruppen erwartet, die sofort das Feuer eröffneten.

Die nur 18 überlebenden Guerilleros, darunter Castros Bruder (und heutiger Präsident) Raúl und Ernesto (»Che«) Guevara, flohen mit ihrem Comandante en Jefe in die 250 Kilometer lange Bergkette. Daraufhin ließ Diktator Fulgencio Batista verbreiten, dass auch Castro getötet worden sei. Also lud der Comandante mit dem Gespür für PR-Coups mehrere Starjournalisten aus den USA zu sich ins Hauptquartier und auf den Gipfel des Pico Turquino. Herbert L. Matthews schrieb mit seinem Artikel in der New York Times am 24. Februar 1957 Revolutionsgeschichte. Che Guevara soll gesagt haben, der Artikel sei für die Rebellen »wichtiger gewesen als jeder Sieg auf dem Schlachtfeld«. Matthews zeichnete ein heldenhaftes Porträt des Guerillaführers mit seiner schlagkräftigen Armee – Castro hatte Matthews offenbar getäuscht, indem er seine Handvoll Mitkämpfer mehrmals an dem wohl auch nicht so ganz objektiven Reporter vorbeimarschieren ließ. Ein Foto des Journalisten mit Castro machte die Batista-Regierung weltweit unglaubwürdig.

In den Bergen schlossen sich immer mehr Bauern den »barbudos« (Bärtigen) und dem charismatischen Castro an, Regierungssoldaten liefen über, selbst die CIA soll die kubanische Befreiungsbewegung finanziell unterstützt haben.

Das Ende ist bekannt

Am 30. Dezember 1958 gelang Che Guevara der entscheidende Coup: Mit seiner Rebellentruppe ließ er in Santa Clara im Landeszentrum einen gepanzerten Zug entgleisen und das ohnehin weitgehend zerschlagene Kommunikationssystem lahmlegen. Ein Anschlag, der Batista schließlich dazu zwang, aufzugeben. In der Silvesternacht floh er in einem Privatflugzeug mit 40 Mio. US-Dollar im Gepäck in die Dominikanische Republik.

Keine 24 Stunden später hielt Fidel Castro vom Rathaus in Santiago de Cuba eine flammende Rede und verkündete den Sieg der Revolution.

PSYCHOTHERAPIE KUBANISCH

Ob beim Kartenlegen oder einem Reinigungsritual, bei der »Geburtstagsfeier« eines Santeros oder bei einem blutigen Ziegenbock-Opfer – in Kuba äußert sich der populäre Geisterglaube, die Santería, auf viele mysteriöse Arten.

© getty images/P.C. Hill/Kontributor

DER afrokubanische Pantheon ist groß, mal steckt der Gott in einer Perlenkette oder in der Suppenschüssel, mal spricht er aus einer Kokosnuss, mal aus einem Medium in Trance. Doch eines ist sicher: Die Santería ist voll im Trend. Wer oder was steckt dahinter?

Irgendwo in Havanna

Unter einem großen Holzkreuz sitzen schwarze Puppen in farbenfroher Kleidung, eine ist ganz in Weiß gewandet: Obatalá. Kerzen flackern, eine Torte und Kokosnüsse stehen auf dem Altar, daneben Muscheln im Wasserglas, eine halb leere Flasche Havana Club und ein Reispudding, die Lieblingsspeise vieler afrikanischer Gottheiten. Pesomünzen klimpern in einer Schale, wenn die Gläubigen zu Besuch bei ihrem Santero (Priester) ihren Obolus entrichten, sich auf den Bauch vor dem Altar niederlegen und im Angesicht Obatalás ihre Wünsche murmeln. Jeder bimmelt anschließend die Glocke und kann nun mit göttlichem Segen zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Seit nachmittags ist die »Geburtstagsfeier« des Santeros im Gange, denn vor 14 Jahren hat Alfredo das geheime Initiationsritual zum Laienpriester des Santería-Kults bestanden, bei dem er »wie ein Kind neu geboren wurde.«

Buntes Sammelsurium

Da die schwarzen Sklaven im 19. Jahrhundert ihre Heiligenkulte unter den spanischen Kolonisatoren in Kuba nicht weiter ausüben durften, verehrten sie vor den Augen ihrer Wächter offiziell z. B. die heilige Barbara, aber es blieb für sie immer ihr Kriegsgott Changó – sozusagen in katholischer Tarnung. Die »orishas« im afrikanischen Götterhimmel sind zahlreich und wohltätig, einige sind besonders mächtig: Obatalá (der Friedensgott, der die Menschen schuf), Elegguá (der Gott der Wege), Ochún (die Göttin der Liebe und des Goldes) und Yemayá (die Fruchtbarkeitsgöttin). Ganz oben in der Beliebtheitsskala der kubanischen Chauvis und Machos steht – wer sonst – Changó, der auch für die Männlichkeit sorgt. Das Sammelsurium aus Christenbildern, afrikanischen Götzen und allerlei Nippes findet sich heute in vielen Wohnstuben in Kuba: Meist symbolisiert eine Puppe den Heiligen und eine Suppenschüssel mit Deckel birgt »geheime« Symbole. So mancher Gläubige trägt auf Reisen einen Stein mit sich, der den Gott beherbergt.

Bis in die 1980er hatten die sozialistischen Machthaber die afrokubanische Religion verboten. Doch wahrscheinlich ist dem Politbüro die psychotherapeutische Ventilfunktion des Aberglaubens bewusst geworden. In Zeiten der Krise zieht es Kubaner aller Hautfarben zu wahrsagenden Santeros wie Alfredo.

Mitpilgern!

Wollen auch Sie einen Blick in die Zukunft wagen? Verschiedene Veranstalter führen ihre Gäste zu Babalaos und Santeros, Priestern, die eine (Folklore-)Zeremonie vorführen (z. B. avenTOURa,). Oder Sie besuchen auf eigene Faust einen Santero, z. B. in Trinidad: 10 bis 20 CUC und ein paar Naturalien wie Blumen und Rum für die Zeremonie reichen übrigens – lassen Sie sich nicht von einem »Geist« über den Tisch ziehen.

GROßE, KLEINE UND URALTE EXOTEN

Zugegeben: Kuba ist nicht Afrika – zu den »Big Five« könnte hierzulande auch der Esel zählen. Aber die Insel ist dennoch unglaublich reich an endemischer Flora und Fauna.

© getty images/manoa

NUR auf Kuba zu finden sind zum Beispiel der kleinste Vogel der Welt, die Bienenelfe, und ein putziges, fast schon fossiles Lebewesen namens Almiquí – beide leben im tropischen Nationalpark Alejandro de Humboldt, einem der ursprünglichsten und artenreichsten Bergregenwälder der Welt! Diese Vielfalt an Arten und Vegetationsformen auf der größten Karibikinsel begeisterte schon die UNESCO, die den 1996 gegründeten Nationalpark 2001 zum Weltnaturerbe erklärte.

Außergewöhnliche Exoten

In dem letzten Urwaldgebiet Kubas gedeihen mehr als 1000 Spezies an (Blüten-)Pflanzen, mehr als zwei Drittel sind endemisch: kubanische Königspalmen, urzeitliche Baumfarne und insektenfressende Pflanzen, Drachen- und Trompetenbäume, Teak und Mahagoni mit bis zu 35 Metern Höhe, weite Kiefernwälder und wilde Orchideen. Vielleicht entdeckt der Wanderer in dem 700 Quadratkilometer großen Schutzgebiet einheimische Anolis-Echsen, die beim Balzen an ihren aufgeblähten, rot leuchtenden »Kehlfahnen« zu erkennen sind. Oder einen grünen Ritter-Anolis mit seiner beachtlichen Größe von einem halben Meter. Hoch oben in der Kieferkrone hat der Gundlach-Sperber, der seltene endemische Greifvogel, seinen Horst gebaut. Der deutsche Zoologe Johannes Christopher Gundlach hat 1844 auch die schillernde Bienenelfe entdeckt, den nur sieben Zentimeter langen und zwei Gramm schweren Zunzuncito. Erst 1996 wurde am gleichnamigen Berghang der nur zehn Millimeter große Monte Iberia erspäht, einer der winzigsten Frösche der Welt, gerade so groß wie eine Stubenfliege: Er trägt zwar einen markanten knallgelben Längsstreifen, aber Guides oder Ranger kommen dem Zwergfrosch nur durch seinen Gesang unter dem abgefallenen Laub auf die Spur. Vom Aussterben bedroht ist der endemische maulwurfartige Schlitzrüssler Almiquí, ein lebendes Fossil. Da der mit rund 30 Zentimetern größte Insektenfresser auf Erden nur nachts zur Futtersuche aus seinem Erdloch krabbelt, wird man auch mit einem kundigen Guide nur seine Hinterlassenschaften sehen.

Die seltenen Manatí-Rundschwanzseekühe, sozusagen die Schwimm-Elefanten der Karibik, lassen sich ebenfalls nur mit viel Glück blicken – einige letzte Exemplare leben in der weiten, von Mangroven umrahmten Bahía de Taco, die zum Nationalpark gehört.

Auch die unter Naturschutz stehende Buntschnecke (Polymita picta) ist nur in Kubas Osten zu finden: Ihr Schneckenhaus schimmert wunderschön in allen Farbschattierungen von weiß, gelb und orange bis grün. Bei den indianischen Ureinwohnern diente sie als geldähnliches Tauschmittel. Unbedingt die Finger lassen sollte man von den Polymita-Ketten, die verbotenerweise rund um Baracoa angeboten werden!

Miterleben!

Haben Sie jetzt Lust auf eine Wanderung im Humboldt-Nationalpark? Hier stößt man zwar nicht in den eigentlichen Urwald im Zentrum vor, aber man durchquert glasklare Bäche und erfrischt sich in smaragdgrünen Naturpools und unter rauschenden Kaskaden. Außerdem kann man versuchen, auf einer Bootsfahrt kubanische Seekühe zu erspähen.

© mauritius images/Pacific Stock/D. Perrine

Es heißt, die spanischen Eroberer hätten die Seekühe zunächst für Meerjungfrauen gehalten. Sie sind nur sehr selten zu Gesicht zu bekommen.

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Kubas beste Seiten kennen.

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Unterwegs In Kuba

Die karibische Küste

Beliebte Badestrände

Kuba besitzt eine 5700 km lange Küste, an der sich rund 300 Strände und mehr als 4000 Inseln und Inselflecken »breit machen«: feinster weißer Strand unter Palmen oder Meertrauben, azurblaues Wasser und ein meist wolkenloser tropischer Himmel.

Im Norden sind viele Strände nicht touristisch erschlossen oder werden fast ausschließlich von den Kubanern besucht. Andere haben mittlerweile internationale Bekanntheit erlangt und sind mit allen erdenklichen touristischen Attraktionen gesegnet: etwa in Varadero, Trinidad, Guardalavaca und im ruhigeren Santa Lucía (mit Schiffswracks für Taucher). Sie liegen im Norden, wo das Meer etwas unruhiger als im Süden sein kann. Hier findet man (fast) alle möglichen Wassersportarten, internationale Tauchstationen, Bars, Diskotheken und Restaurants mit internationaler Küche und jede Menge Souvenirs.

Für Kinder sind besondere Attraktionen vorhanden: etwa die beliebten Delfinarien; der Mitmach-Spaß ist allerdings mit bis zu 80 € pro Person plus Filmerlaubnis nicht gerade billig. Delfinarien gibt es z. B. in Varadero, Guardalavaca, Cienfuegos im Süden, Cayo Largo, Cayo Coco, Cayo Las Brujas und Baconao im Osten. Neu auf der touristischen Landkarte sind die an der Nordküste liegenden Urlaubsgebiete von Covarrubias bei Puerto Padro, Provinz Las Tunas, Cayo Santa María bei Caibarién/Provinz Villa Clara und Playa Pesquero in der Provinz Holguín mit großen, luxuriösen Todo-incluído-Hotelanlagen.

Wer nur wenig Zeit für seine Kubaerkundungen hat und die lebendige Hauptstadt Havanna als festen Standort vorzieht, sollte wissen: Die Strände beginnen hier kurz hinter der Stadtgrenze von Havanna mit den kilometerlangen Playas del Este, wo man sich unter die Kubaner mischen kann und Touristen streckenweise noch in der Minderheit sind. Ganz anders dagegen die touristisch erschlossenen Inseln wie Cayo Largo und Cayo Coco/Cayo Guillermo und seit kurzem Cayo Santa María: Hier waren Ausländer jahrzehntelang unter sich, denn den Kubanern war bis 2008 der Zutritt ins Paradies nur als Barmann oder Zimmermädchen, Reiseleiter, Animateur oder Busfahrer gestattet. Wer heute das nötige Kleingeld hat, kann zu Rabattpreisen mit der kubanischen Familie ebenfalls hier Urlaub machen, allerdings aus Kostengründen meist nur wenige Tage, denn nach Cayo Largo verkehren nur Flieger, Cayo Coco erreicht man über den 20 km langen Damm vom Festland bei San Rafael aus – aber nur, wenn man den Obolus in Pesos convertibles für die Benutzung zahlen kann!.

Beliebt bei den (Exil-) Kubanern ist Varadero: Auch hier leben zwar Tausende Kubaner im Stadtgebiet und Familien erholen sich am Strand, aber die Mehrzahl der Kubaner durfte bis 2008 an Varaderos Traumstrand nicht baden – ganz wie zu Zeiten der Al Capones und Du Ponts, die als reiche Amerikaner den Strand von Varadero in den 1950ern bevölkerten. Lediglich die »Helden der Arbeit« konnten auf Einladung der Gewerkschaft in Varadero ein paar Tage mit der Familie ausspannen, meist in den einfacheren oder Mittelklasse-Hotels. Dafür bietet sicherlich kein anderer Ort so viele Attraktionen und Abwechslung – von Glasbodenbooten für Wasserscheue bis zum Fallschirmspringen. Kein Wunder, dass es hierher fast die Hälfte aller ausländischen Kubaurlauber zieht. Im Süden der Insel liegen die Hotels noch etwas weiter verstreut, das Meer ist ruhiger und auch der Urlaubstrubel hält sich in Grenzen. Im Winter wird es hier an den Abenden nicht so kalt wie an der Nordküste. Bekannt und mit einigen guten Hotels und Wassersportmöglichkeiten ausgestattet sind Trinidad-Ancón, Playa Larga und Playa Girón nahe der Schweinebucht bei Guamá, die Playa Rancho Luna bei Cienfuegos sowie die Strände und Buchten westlich und östlich von Santiago, beispielsweise die ruhige Playa Cazonal im Parque Baconao.

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Wo es beim Baden ruhiger zugeht...

Die weniger bekannten Strandorte zeichnen sich durch mehr Ruhe, aber auch durch einfachere Hotels aus (meist untere Mittelklasse). Die Anreise kann sich teils etwas schwierig gestalten und muss besonders bei Fährüberfahrten u.U. mit Geduld gemeistert werden. Die Strände im Westen sind eher naturbelassen. In den äußersten Westen des Landes auf die Halbinsel Guanahacabibes zieht es bisher vor allem Taucher: Das Gebiet ist UNESCO-Weltbiosphärenreservat und besteht vorwiegend aus Mangrovensümpfen. In María La Gorda kann man unter Palmen am Strand von den hier lebenden Reptilien träumen. Ein kleines Bungalow-Hotel betreut die Ruhe suchenden Gäste auf der idyllischen Cayo Levisa, eine halbe Bootsstunde nördlich von Palma Rubi. Im Süden lockt die größte Insel des Landes Taucher, Naturliebhaber und Geschichtsfans an: die Isla de la Juventud. Das Eiland hat viel Abwechslung und kubanischen Alltag zu bieten, allerdings treffen sich in den bisher wenigen und recht einfachen Hotels bislang eher die Tauchsportler, im Internationalen Tauchzentrum des Hotels Colony, um den maritimen Schönheiten des Archipiélago de los Canarreos in Unterwasserexkursionen auf den Grund zu gehen: Rund 30 km vor der Küste, wo der kubanische Inselsockel plötzlich auf mehr als 1000 m Tiefe abbricht, erleben Taucher ein traumhaftes Tauchrevier mit Höhlen, Schluchten, Fischschwärmen und Korallenreichtum. Auch die Cayo Sabinal im Norden ist noch angenehm ruhig, wenn die Tagesausflügler vom benachbarten Playa Santa Lucía wieder abgefahren sind. Ebenfall unberührt und idyllisch liegen die Strände bei Baracoa im äußersten Osten: Playa Maraguana im Westen und die Playitas Cajobabo bis Playa Yacabo Richtung Guantánamo. Es gibt Orte in Kuba, an denen der Reisende sich auf einen anderen Kontinent versetzt fühlt: etwa beim Anblick eines Zebras in freier Wildbahn! Cayo Saetía, 95 km von Guardalavaca entfernt, könnte auch irgendwo in Afrika liegen: Antilopen, Strauße und Wildschweine fühlen sich hier augenscheinlich wohl. Die meisten ausländischen Touristen fliegen als Tagesgäste zur Jeepsafari mit dem Helikopter aus Guardalavaca ein – bewaffnet mit Smartphone und Teleobjektiv. Im Gegensatz zu den endlosen weißen Stränden an der Nordküste, verstecken sich im Süden die oftmals dunkelgrauen Strände in kleinen, idyllischen Buchten mit Palmenhainen und steil abfallenden Felsküsten, z. B. entlang der traumhaften Küstenstrecke zwischen Santiago de Cuba und den Fischerorten Chivirico und Marea del Portillo: Manchmal verläuft die asphaltierte Straße nur knapp über der zerklüfteten Steilküste und die Wellen schwappen auf die Fahrbahn.

Das Landesinnere

Ausflüge in die Kolonialzeit

Wer zwei Wochen am Strand liegen bleibt, lernt Kuba und die Kubaner nicht kennen. Ein Ausflug in die Kolonialstädte vermittelt einen Blick in die Geschichte, aber auch in die Gegenwart Kubas: Je pittoresker das Städtchen, je mehr Reisegruppen dort auftauchen, desto unverhohlener wird gebettelt und werden diverse illustre Dienste angeboten, leider verstärkt in Trinidad und Santiago. Wenigstens eine der hübsch restaurierten Altstädte in Havanna (Habana Vieja), Trinidad und Santiago de Cuba mit dem ältesten erhaltenen Haus in Kuba sollte man nicht verpassen. Ebenso sehenswert und noch nicht überlaufen sind Camagüey mit dem größten Altstadtkern in Kuba, Cienfuegos, Matanzas und Sancti Spíritus. Richtige kleine Schmuckstücke mit unverfälschter, d. h. oft noch unrestaurierter Altstadtsind das abgelegene Baracoa, die erste spanische Siedlung in Kuba, Gibara und Manzanillo.

Auf den Spuren der Revolution

Es zieht noch immer jede Menge Revolutionspilger nach Kuba – immer auf den Spuren der großen Revolutionshelden. Eine Tour in Havanna ohne die gigantische Plaza de la Revolución und das Revolutionsmuseum wäre wie ein Mojíto ohne Minze! Che Guevaras Hauptquartier in Havanna befand sich übrigens in der Festung San Carlos de la Cabaña, heute ein Museum. Wer sich für Fidel Castro interessiert, wird seiner Zelle auf der Isla de la Juventud im Gefängnis Presidio Modelo (eigentlich eher ein geräumiger Raum) einen Besuch abstatten wollen. Die Bahía de Cochinos, die Schweinebucht, darf ebenfalls nicht fehlen, auch wenn an der Playa Girón und der Playa Larga heute nicht mehr viel an die gescheiterte Invasion der Exilkubaner 1961 erinnert, außer einem Museum und einigen Gedenksteinen. Der Höhepunkt jedes Che-Guevara-Anhängers ist das Mausoleum in Santa Clara, wo Che und seine Kampfgenossen aus Bolivien, darunter die Deutsche Tamara Bunke bestattet sind: Von der Region um Santiago de Cuba ging die Revolution in den frühen 1950ern aus, hier hat Che Guevara die Regierungstruppen Ende 1958 aus der Stadt gejagt, hier verkündete am 1. Januar 1959 Fidel Castro den Sieg. Auch die Moncada-Kaserne, die Granjíta Siboney, den Landungsplatz der Granma am Playa Las Coloradas bei Manzanillo und die Berge der Sierra Maestra sollte man als Revolutionsfan aufsuchen (Tour 4).

Wanderparadies Kuba

Kubas Ökotourismus steckt noch immer ein wenig in den Kinderschuhen und scheint oft reglementiert. So sollte theoretisch bei allen Wanderungen in Naturschutzgebieten und auf Berge immer ein Führer dabei sein, obwohl es keine alpinen Herausforderungen in Kuba zu bewältigen gibt. Neben den unter »Bewegen und entspannen« bereits erwähnten Regionen ragen der Dschungel-Nationalpark Alejandro de Humboldt und die Sierra Maestra als Trekkingziele heraus. Im Humboldt-Nationalpark, Teil der Bergkette Cuchillas de Toa bei Baracoa, kann es bei häufigen Regenfällen schon mal sehr schlammig werden (weniger Regen von Juni bis Aug.). Die bis zu 1200 m hohen Berge sind von der UNESCO zum Weltbiosphärenreservat erklärt worden und beeindrucken mit einer reichhaltigen Vegetation von Palmen über urzeitliche Baumfarne und kubanische Kiefern bis zu Mahagoni- und Teakbäumen.

Das wild bewaldete Land um den Pico Turquino, der gleichnamige Nationalpark in der Sierra Maestra bei Santiago de Cuba, kann beispielsweise vom Pferd aus erkundet werden. Vom Bergdorf Santo Domingo, 64 km von Bayamo entfernt, können Bergwanderer innerhalb eines Tages den Gipfel erstürmen (1974 m): Zuerst geht es mit dem Jeep über steile Serpentinen bis zum ersten Ausblick beim Alto de Naranjo, dann ca. 13 km weiter zu Fuß über Stock und Stein durch den Laub- und Nebelwald. Man kann sich der Bergkette auch per Hubschrauber nähern – mit Flügen über die Sierra Maestra und einem Stopp beim Wasserfall El Saltón (Tour 3).

Radlerparadies Kuba

Wie wäre es z. B. mit einer Tour von Pinar del Ríoim Westen in die Hügel, die ordentlich in die Waden gehen, und die chinesische Gangschaltung kann auch schon mal an der bis zu 700 m hohen Sierra del Rosario bei Pinar del Río scheitern. Ab und zu brettert ein laut scheppernder Sowjetlaster mit kubanischen Fahrgästen auf der Ladefläche an den Radlern vorbei und hüllt jeden in eine pechschwarze Wolke. Hinter jeder Biegung entschädigt dafür die malerische Landschaft mit einem neuen Fotomotiv. Bei der Weiterfahrt nach Osten taucht zwischen Guamá und der berühmten Schweinebucht endlich eine herrlich flache Landstraße auf, die einer nicht enden wollenden Zielgerade gleicht – links und rechts nichts als Sumpf. Dafür ist die Etappe am nächsten Tag wieder eine Herausforderung für Körper, Geist und Gangschaltung: Hinter den Ausläufern der Sierra del Escambray mit dem zweithöchsten Berg in Kuba (Pico Juan, 1156 m) liegt Trinidad. Hier helfen auch keine Durchhalteparolen auf den Plakatwänden am Wegesrand: »Hasta la victoria siempre« (»Bis zum immerwährenden Sieg«). Die Sonne gibt den Radlern mittags den Rest, die Straße schlängelt sich auf und ab, als wäre man auf einem gigantischen Wellblech unterwegs – bis nach ca. 60 km endlich das tiefblau verlockende Karibische Meer und Trinidad an der Südküste zum pedalen Endspurt antreiben. Am letzten Tag geht es weiter über die Alturas von Santa Clara der Stadt des Volkshelden Che Guevara entgegen.

Verkehrsmittel

Mehr oder weniger komfortabel

Viele der beschriebenen Strandorte und Kolonialstädte werden von den Viazul-Bussen täglich angefahren. Auf die touristischen Inseln kommt man oft über einen Damm (Cayo Coco, Cayo Santa María), nach Cayo Levisa fährt täglich zweimal die Fähre (morgens und abends), nach Isla de la Juventud verkehren Fähre und Flieger, nach Cayo Largo kann man nur fliegen. Die Bahn verkehrt mit verschiedenen Zügen, den sehr langsamen »lecheros« und den »Express«-Zügen) regelmäßig von Havanna nach Westen (Pinar del Río) und über das Landesinnere nach Santiago de Cuba und hält in diversen Provinzstädten wie Cienfuegos, Santa Clara, Camagüey usw.

Wer abenteuerlustig genug ist, probiert die »camiones« (Lkws): allerdings sollte man für diese Art des kubanischen Reisens auf der Ladefläche eines Lasters (eventuell mit Sitzbänken umgebaut, die Luxusvariante!) etwas Spanisch sprechen und viel Geduld, Zeit und einige kubanische Pesos mitbringen.

Mit dem Flugzeug kann man die meisten großen Städte und Touristenorte bzw. die Provinzhauptstädte täglich erreichen, frühzeitige Buchung ist angebracht. Wer Zeit sparen und stressfrei reisen möchte: Reiseveranstalter bieten mittlerweile Wander- und Radtouren an, auch thematische Rundreisen sind in einigen Katalogen zu finden. Einige der genannten Wandertouren mit Führer können auch vor Ort über die kubanischen Agenturen gebucht werden (z. B. bei Infotur, Asistur oder aber in den Hotels). In einigen Tourismus-Orten (z. B. Varadero, Cayo Largo, Trinidad) stehen auch verhältnismäßig teure Mietmofas zur Verfügung.

Mit dem Auto unterwegs

Wer das Landesinnere in Ruhe und individuell kennenlernen möchte, kann mit dem nicht ganz so preisgünstigen Mietwagen oder Wohnmobil fahren. Das Tanken ist mittlerweile an den Cupet-Tankstellen problemlos möglich, allerdings sollte man rechtzeitig nachtanken und immer einen funktionsfähigen (!) Ersatzreifen und Wagenheber dabeihaben. Das Land im Zentrum Kubas ist allerdings auf Hunderten von Kilometern flach und auf die Dauer eher monoton durch die weiten Zuckerrohrfelder und Rinderweiden. Zu den schönsten und abwechslungsreichsten Strecken gehören die Gegend in Pinar del Río, das Valle de los Ingenios bei Trinidad, die Alturas bei Santa Clara, die Farola-Serpentinen bei Baracoa und die Küstenstraße westlich von Santiago: Die wiederholt durch Hurrikane beschädigte Piste schlängelt sich zwischen Hängen und Meer hindurch, Steinschläge sind nicht selten.

6x Typisch

Dafür fährt man nach Kuba

1. Hüften Schwingen

»Un, dos, tres.«. Wer in Kuba sitzenbleibt, ist selber schuld: Lassen Sie sich von einem Könner, einem echten »salsero«, herumwirbeln, bis Ihnen schwindelig wird.

2. Koloniales

Wie auf einer Zeitreise in die Kolonialzeit, so fühlt man sich bei einem Spaziergang durch Trinidad. Doch auch Havanna ist voller Schmuckstücke wie das Hotel Inglaterra. Oder wie wäre es mit einem Abstecher ins Museo de Arte Colonial? Nicht zu vergessen Santiago de Cuba mit der Casa de Velazquez, dem ältesten Wohnhaus Kubas.

3. »Salud Y Suerte!«

Manch einer wollte Kuba wegen seiner Drinks gar nicht mehr verlassen, man denke nur an Hemingway. In die Materie einsteigen kann man im Rum-Museum in Havanna.

4. SanterÍa

Heilige und Orishas – was hat es mit den afrokubanischen Religionen auf sich? Besuchen Sie das Museum in Guanabacoa und Regla mit seiner Santería-Kirche, in der die schwarze Madonna auch als Meeresgöttin Yemayà verehrt wird.

5. Revolution >>>

Wer die Geschichte Kubas verstehen will, muss hierher: ins Museo de la Revolución (Propaganda inklusive!). Hier sind sie alle lebensgroß versammelt, die alten Helden Kubas: Fidel Castro, Che Guevara, Camilo Cienfuegos ...

6. Ins Tropicana

Stringtangas, Stilettos und Schnürkorsagen. Boleros, Mambo und Rumba. Folklore, Ballett und Akrobatik. Federboas, Rüschen und Tigerfell. Big-Band-Posaunen und Congas. Endlos lange Beine! Kurzum: Hingehen!

© Dumont Bildarchiv/Michael Riehle

Der Klassiker

Start und Ziel: Von Havanna zum Nationalpark Baconao

Dauer: ca. 3 – 4 Wochen | Länge: ca. 1000 km

Tour 1

Die klassische Kubatour schlechthin: Bei der Reise übers Land erlebt man die quirlige Metropole Havanna und verträumte Kolonialstädtchen, erobert in der Sierra del Escambray luftige Aussichtspunkte mit weitem Inselpanorama und »erfährt« im wahrsten Sinn die herrliche Zuckerrohrregion bei Trinidad, die einst den Reichtum des Landes begründete. Zum Abschluss erlebt man den eher schwarz-karibisch geprägten Osten des Landes mit den wichtigsten Santería-Pilgerstätten (El Cobre) und vielen Schauplätzen der Revolution.

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»Königin der Antillen«

Für die Kapitale Havanna sollte man mindestens drei Tage einplanen. Hier lässt es sich auf historischen Pfaden wandeln, v. a. in der sorgsam restaurierten Altstadt La Habana Vieja. Für den Spaziergang um den Parque Céspedes, die Plaza de la Catedral und den Prado entlang sollte man sich genügend Zeit lassen. Auch die Rampa, die Hauptstraße des Stadtteils Vedado, und der Malecón lassen sich am besten zu Fuß erkunden. Kunstfreunden und historisch Interessierten sei v. a. der Besuch des Stadtmuseums, des Revolutionsmuseums und des Museums der Schönen Künste empfohlen. Weitere wichtige Sehenswürdigkeiten sind der Platz der Revolution mit den Regierungsbauten und dem Martí-Monument und der Cementerio Colón mit seinen prachtvollen Grabmälern.

Einen Tag sollte man sich auf jeden Fall für die sogenannte Hemingway-Route reservieren, also einen Ausflug in die östliche Umgebung Havannas zu dem Fischerdörfchen Cojímar (10 km) und nach San Francisco de Paula (15 km) einplanen, in das traumhaft gelegene Hemingway-Museum Finca La Vigía, dem ehemaligen Landsitz des Schriftstellers, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Ein Blick durch die Fenster des Anwesens im Kolonialstil offenbart: Bücher, wohin man schaut, und die Whiskeyflaschen sind zwar ein wenig eingestaubt, stehen aber da, als würde Hemingway sich noch immer aus ihnen bedienen. Rund 20 Jahre lebte der Schriftsteller hier, kurz nach der kubanischen Revolution 1959 verließ er das Land.

Abschließen kann man den Tag dann stilecht in Hemingways Lieblingsbars Bodeguita del Medio und Floridita in der Altstadt Havannas. Ein weiterer Tag sollte einem Ausflug von Havanna aus in den Westen Kubas (Tour 3) vorbehalten sein.

Mangrovensümpfe und Villenarchitektur

Nach der Besichtigung Havannas geht es dann in den Süden der Insel, zunächst in das touristische Zentrum von Guamá (178 km, auf der Autobahn bis zur Zuckerfabrik Australia und dann Richtung Süden abbiegen). Das dortige Erholungsresort am Lago del Tesoro liegt inmitten von Mangrovensümpfen. Zu den Attraktionen gehören auch eine Hotelanlage im präkolumbianischen Stil und eine Krokodilfarm. Weiter südlich auf der Zapata-Halbinsel erreicht man nach ca. 45 km die berühmte Schweinebucht, wo 1961 die Invasion durch Exilkubaner stattfand. In Playa Girón dokumentiert ein Museum dieses Ereignis. Über Yaguaramas und Rodas gelangt man nach 95 km in das koloniale Cienfuegos an der Bucht von Jagua. Besonders schön ist hier die Plaza Martí mit den umliegenden Bauwerken. Auf der Fahrt zum Palacio del Valle auf der Halbinsel La Gorda kann man den Reichtum der einstigen Villenbesitzer noch erahnen. Empfehlenswert ist ein Besuch des Botanischen Gartens, der über eine einmalige Sammlung an Palmen, Kakteen und Bambusarten verfügt.

Koloniales Schmuckstück

An der Küste entlang führt der Weg weiter nach Trinidad, vorbei an den Bergen der Sierra del Escambray. Ungefähr 5 km vor der Kolonialstadt führt eine Serpentinenstraße hinauf ins Gebirge und zum Luftkurort Topes de Collantes. Historisches Flair prägt die Atmosphäre in Trinidad mit seinen holprigen Pflasterstraßen und wunderschönen Gebäuden. Interessant ist ein Besuch der Museen um die Plaza Mayor und ein Gang durch die Straßen, in denen alle Arten von Kunsthandwerk angeboten werden. Nur wenige Kilometer nordöstlich der Stadt liegt das Valle de los Ingenios, in dem einst die Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen den Wohlstand der Trinitarios erwirtschaftet haben. Der Turm von Iznaga, früher eine Art Wachposten, erinnert an diese Zeit.

Sancti Spíritus, 70 km östlich von Trinidad gelegen, wird oft übersehen, lohnt aber trotzdem einen Besuch. Es verfügt über einen hübschen Stadtkern, kleine Museen, die Brücke über den Yayabo und eine schöne Casa de la Trova. Für einen Ausflug ins Grüne bietet sich hier der Stausee Zaza an. Östlich von Sancti Spíritus endet die breite Autobahn, die A1, es geht weiter auf einer nur zweispurigen, sehr engen Landstraße. Ebenfalls weit unterschätzt ist Camagüey, die drittgrößte kubanische Stadt, die man über die Landstraße (carretera central) nach etwa 185 km erreicht. Auf der Fahrt dorthin kommt man durch Ciego de Ávila, eine typische kubanische Kleinstadt ohne Hektik und Lärm. Camagüey ist aufgrund seiner Lage in der Mitte der Insel touristisch kaum erschlossen, verfügt aber gerade deshalb über einen eigenen Charme. Hier kann man noch in Ruhe in den verwinkelten Straßen der Altstadt herumstreifen und verschwiegene Ecken entdecken. Auffallend häufig sieht man auf den Plätzen und in den Innenhöfen Tinajones, große Tonkrüge, mit denen früher Regenwasser aufgefangen und frisch gehalten wurde. Weiter führt der Weg in östlicher Richtung auf der Landstraße über Las Tunas und Holguín (209 km), einer eher nüchternen Stadt. Einen Umweg lohnt jedoch der nahe gelegene Mirador de Mayabe, ein schön gelegener Aussichtspunkt mit einem bäuerlichen Restaurant.

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Das Autofahren auf Kuba ist manchmal beschwerlich, doch die Straßen sind meistens ruhig und die Städte und Strände gut erreichbar.

Heimliche Hauptstadt

Zwischen 135 und 153 km weiter in südlicher Richtung, je nachdem, ob man die längere und schöne Strecke über El Cobre wählt oder die kürzere, die ab Soriano über die Autobahn führt, betritt man in Santiago de Cuba revolutionäres Pflaster, denn alle kubanischen Befreiungsbewegungen hatten in dieser Region ihren Ursprung. Beginnen sollte man die Stadtbesichtigung mit dem Parque Céspedes und seinen historisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten. In der Nähe liegen einige interessante Museen und die Casa de la Trova. Auf keinen Fall sollte man den Besuch der Moncada-Kaserne versäumen, deren Erstürmung 1953 durch Castro und seine Mitstreiter den Beginn der revolutionären Bewegung auf Kuba markiert. In dem hier eingerichteten Museum ist sehr viel über die Geschichte Kubas und die Revolution zu erfahren. Interessant ist auch der Cementerio S. Ifigenia im Norden der Stadt mit seinen imposanten marmornen Grabmälern und dem Mausoleum für José Martí.

Umgebung von Santiago

Einer der schönsten Ausflüge in die Umgebung führt zur Festung El Morro, von der sich ein wundervoller Blick auf die Bucht von Santiago bietet. Rund 20 km westlich von Santiago liegt der Wallfahrtsort El Cobre, in dessen Basilika die Nationalheilige Virgen de la Caridad verehrt wird. Doch auch östlich der Stadt gibt es einige interessante Ziele. Weniger als 30 km entfernt ragt inmitten des Nationalparks Gran Piedra in der Sierra Maestra der gleichnamige Berg empor. Folgt man der Küstenstraße weiter, gelangt man nach 3 km zur Granjita Siboney, die den Rebellen vor dem Sturm der Moncada-Kaserne als Versteck gedient hatte. Gut 25 km weiter östlich liegt der Nationalpark Baconao, der von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesen wurde. In dieser 800 km² großen Freizeitanlage gibt es ein prähistorisches Tal, diverse Museen, ein Aquarium mit Delfinarium und sehr schöne Aussichtspunkte.