Über Kathrin Gerlof

Kathrin Gerlof, geboren 1962 in Köthen/Anhalt, lebt als Journalistin und Autorin in Berlin. 2008 debütierte sie mit »Teuermanns Schweigen«. Ihr zweiter Roman »Alle Zeit« wurde euphorisch besprochen. Nach »Lokale Erschütterung« erschien »Das ist eine Geschichte« (2014), ein weiterer Roman über »Brandstellen und wunde Punkte der deutschen Historie« (Berliner Zeitung).

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Über die Halbwertzeit der Liebe und den Eigensinn der Hoffnung

Die Stadt, die Wünsche, die Träume, die unsinnigen Vorstellungen von Zukunft haben Marthe und David hinter sich gelassen. Sie sind aus der Mitte gekommen und ziemlich weit unten gelandet. Und sie erfahren, dass es sich ziemlich weit unten auch leben lässt. Auf festem Grund ein kleines Stück Welt retten. Vielleicht nur sich selbst und seine Illusionen …

»Kathrin Gerlof erzählt mit magischer Lakonie.« Berliner Zeitung

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Kathrin Gerlof

Nenn mich November

Roman

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Impressum

Für Lea, Mara und Meda

Wenn das Dorf schläft, schleichen all seine Hunde über die Höfe und durch die Gärten. Ihre Schnauzen spüren dicht am Boden nach Lebendigem. Das Lebendige ist draußen. Drinnen schläft, was noch lebt.

Die Hunde haben ihren eigenen Code. Nicht jedem von ihnen ist bellen erlaubt. Aber alle dürfen einfallen ins Geheul, Gejapse und Geknurre. Eine Sinfonie frustrierter Stimmen. Deren vierbeinige Besitzer werden am Tage an Ketten gelegt. Die Länge der Kette begrenzt den Radius angestauter Wut.

Bellen die Hunde im Chor, regt sich mancher Mann im Schlaf und dreht sich um. Er atmet der Frau, die neben ihm liegt, in den Nacken. Der Nacken der Frau schlägt Falten, als gehörte er einem Welpen. Dabei ist es nur das Fett der Langeweile und des Alters.

Im Dorf gibt es kein Begehren mehr. Nur die Hunde steigen aufeinander, wenn die Zeit läufig ist. Sie zeugen unverwüstliche Mischlingsbrut, der sich nachts niemand entgegenstellen will. Gemischtes ist stark und gefährlich. Es muss sich an keine Erziehung mehr halten. Nur ein Wort existiert noch, dem Hunde folgen, wenn sie Lust dazu haben. Aus! Dann lassen sie davon ab, ein Blutbad anzurichten. Manchmal.

Das Dorf stirbt. Seine Menschen haben vergessen, wie man lebt. Sie existieren, aber sie sind schwach und geben nur unnützes Wissen weiter. Die Hunde jedoch werden immer stärker. Sie lassen sich nicht mehr lange an Ketten legen.

In dieser Nacht gibt Arko den Ton an. Ein Reinrassiger mit tödlichem Verlangen, in dem alles steckt, was Hunde zum Überleben brauchen. Der Letzte seiner Art. Sein Besitzer hat längst aufgehört, ihm Befehle zu erteilen. Der schläft in dieser Nacht, die Arko gehört und keinem sonst im Dorf, allein. Liegt trunken in seinem Bett, dessen Laken zum letzten Mal gewechselt wurde, als noch Sommer war. Seitdem ist die Frau verschwunden. Im Dorf sagen sie, die Frau habe das Weite gesucht, weil sie noch Beine hatte, auf denen sie fortlaufen konnte. Der Mann weiß es besser. Seine Frau hat das Dorf nicht auf eigenen Beinen verlassen. Aber das ist egal.

Nachts tut der Mann, was er tagsüber auch getan hat. Nur die Farben sind anders, und die Proportionen wirken verzerrt. Was groß ist, wirkt klein, was gerade ist, krumm. Im Traum fährt der Mann mit seinem Traktor aufs Feld. Wieder und wieder. Das ganze Dorf ist von Maiswüsten umgeben. Im Traum des Mannes steht der Mais meterhoch und versperrt die Sicht auf alles, was jenseits des Dorfes noch kommen könnte. Aber das berührt ihn nicht. Der Mann weiß, dass hinter dem Dorf nur ein nächstes Dorf steht, das umgeben ist von Maisfeldern.

Als er noch hin und wieder eine Zeitung in die Hand genommen hat, konnte er lesen, dass es im ganzen Land zweikommadrei Millionen Hektar Maiswüste gibt. Zweihundertfünfzig davon nähren eine Biogasanlage. Am Rande des Dorfes stehen inzwischen drei davon. Der Mann hat schon lange nichts mehr gelesen, aber die Zahlen können bis heute ihre Gültigkeit haben oder gewachsen sein. Auch wenn die Biogasanlagen immer größer zu werden scheinen. Vielleicht ist ihr Hunger inzwischen von zweihundertfünfzig auf vierhundert Hektar angewachsen. Manchmal ist dieser Hunger so groß, dass es einen ganzen Mann braucht, ihn zu stillen. Die Anlagen verarbeiten Menschenfleisch mit der gleichen Perfektion wie Grünzeug. Das weiß der Mann. Aber es interessiert ihn nicht mehr.

Manchmal ist seine Frau in die Maisfelder gegangen, um Champignons zu suchen. Sie hatte sich eines Tages daran erinnert, dass die zu ihren Kinderzeiten zwischen den schnurgeraden Reihen zu finden waren. Und an das Abenteuer des Verschwindens zwischen den hohen Pflanzen, deren Kolben man zu der Zeit noch essen mochte, wenn einem danach war. Damals wie heute passierte es hin und wieder, dass einem marodierendes Schwarzwild im Maisfeld begegnete. Als Kind hatte seine Frau die Gefahr geliebt und unterschätzt. Als Erwachsene war sie mit einem Gewehr in die Maiswüste gegangen. Fast alle im Dorf hatten ein Gewehr, und nicht jedem war erlaubt, es zu tragen. Aber auch das interessierte niemanden. Das Dorf würde nicht mehr lange existieren. Es gehört einer aussterbenden Spezies an. Unfruchtbarkeit, Unlust und Inzucht besiegeln sein Schicksal.

Der Mann träumt, wie sein Traktor in die Maiswüste fährt und darin verschwindet. Ihm gefällt dieses Traumbild, denn er sieht wie ein Held aus, wie er auf diesem haushohen Traktor sitzt und sich scheinbar auflöst zwischen kraftstrotzenden riesigen Pflanzen. Ergebnisse machtvoller Eingriffe in den Urcode der Natur. Der Mais ist eine hungrige Pflanze geworden. Verbraucht Energie und Nährstoffe. Was er später gibt, hat er sich vorher genommen. Und noch ein bisschen mehr dazu. Das ganze Drumherum des Dorfes eine einzige Verlustrechnung. Kaufen Sie zwei für den Preis von einem, auch wenn Sie sich eigentlich nicht einmal eins leisten können. Die Rechnung schicken wir später. Und sollten Sie dann nicht mehr zu Hause sein, bekommt sie jemand anderes.

Es dauert nur vier bis sieben Tage, bis ein Maiskorn durch die Ackerkrume bricht. Das weiß der Mann auch im Traum. Aber er hat vergessen, wie viel Methangas ein Kilo Trockenmasse bildet. Der Mais, der das Dorf umzingelt, verspricht eine hohe Ausbeute. Massenwüchsiger Silomais. Als es noch wichtig war, kannte der Mann die Fachbegriffe. Heute muss er nur noch hin und her fahren. Es kann ihm egal sein, wie die Dinge heißen. Ihm gehört kein Stück Boden. Das ganze Land ringsum befindet sich in der Hand zweier Männer, deren Väter es einst kollektiviert hatten. Als die Zeit gekommen war, dass alles sich zurückdrehen ließ, haben diese beiden Männer zugegriffen und aus der guten Gelegenheit eine unumkehrbare Gegebenheit gemacht. Sie haben die Felder gekauft und stillgelegt, weil dies das meiste Geld brachte. So lange, bis die Zeit der Maiswüsten angebrochen war. Die haben fast alle Tiere vertrieben, die dort lebten, als der Acker noch nützte, weil er klimaschädliche organische Substanz speicherte und eine Kohlenstoffsenke war. Nun ist er durch den himmelhohen Mais zur Kohlenstoffquelle geworden.

Das interessiert im Dorf niemanden. Ein paar Ökospinner waren irgendwann einmal aufgetaucht und hatten gegen drei Buchstaben verloren. EEG. Obwohl sonst maulfaul, konnten die Dorfbewohner Energieeinspeisegesetz aussprechen, ohne sich die Zunge zu verknoten. Sie hätten auch Geld sagen können. Geld, das sich am schnellsten mit Mais machen ließ. Meterhoch, wie er wuchs, konnte es keine andere Pflanze mit ihm aufnehmen.

Im Traum schrumpft der Traktor des Mannes, und der Mais wächst in den Himmel. Am Ende der Maiswüste steht seine Frau. Eine Riesin mit stämmigen Beinen und einem Vogelnest aus Haaren auf dem Kopf.

Die Hunde bellen. Arko springt über den schmiedeeisernen Zaun, den der Mann in besseren Tagen geschweißt hat. Der Hund riecht eine läufige Mischlingsbraut. Der wird er jetzt seine Stärke in den Leib pflanzen, und der neue Wurf wird fast jeden von den Alten im Dorf überleben.

Der Mann dreht sich um und verbraucht die letzten Duftpartikel seiner Frau. Obwohl sie am Ende immer ein wenig schlampig aussah, hatte sie nach Maiglöckchen gerochen. Selbst wenn sie aus dem Hühnerstall kam. In der Truhe ihrer Mutter hatte ein Vorrat Maiglöckchenseife gelegen. Der genügte für eine ganze lange Ehe und darüber hinaus.

Das Laken, auf dem der Mann schläft, haucht seinen allerletzten Maiglöckchenodem aus. Danach riecht es nur noch nach dem Schweiß des Mannes und nach seinem müden Sperma. Im Dorf gibt es keine Frau mehr, die scharf darauf wäre.

Der Mann fährt im Traum mit seinem Traktor durch die schnurgeraden Reihen meterhoher Maispflanzen, in denen der Wind ein wenig raschelt. Als sei auch der unlustig, sein Spiel zu treiben. Am Ende des Feldes steht die Frau, und in ihrem Vogelnest aus Haaren liegt eine alte Zeitung.

Arko hat es der Hündin besorgt. Eine Mischlingshündin zwar, aber das ist egal.

Ein Marmeladenbrot am Morgen. Schwarzes Brot, gelbe Butter, rote Marmelade. Kirschrot, schattenmorellenrot, rockrot.

Ich mag es, wenn du den roten Rock trägst. Ich liebe deinen Hintern.

Ihren Hintern liebt er.

Du sagst das so oft.

Es ist immer wahr.

Er liebt ihren Hintern, wenn sich darüber ein kirschmarmeladenroter Rock spannt. Das kam aber erst mit den Jahren so. Dieses Runde und Weiche. Das man lieben konnte. Röcke, unter denen sich apfelbackiges Fleisch abzeichnet. In jungen Jahren war sie mager gewesen. Nichts hatte ihrem dünnen Körper schmeicheln können. Es hatten zehn Kilo zum Begehren gefehlt. Niemand hatte sich nach ihr umgedreht. Auch wenn sie links auf der Rolltreppe stand, obwohl man dort hätte gehen müssen, links gehen, rechts stehen, schoben sich die Männer achtlos an ihr vorbei. Verschafften sich, ihren dünnen Körper beiseiteschiebend, einen Vorsprung. Kamen als Erste auf dem Bahnsteig an, ohne einen Blick auf sie geworfen zu haben. Wäre sie zwanzig Zentimeter größer gewesen. Dann vielleicht. Groß und mager, das ist begehrenswert. Klein und dünn.

Für zwanzig Zentimeter mehr hätte sie vieles gegeben. Sie wäre zu Opfern bereit gewesen. Heute konnte man sich verlängern lassen. Alles war möglich, wenn der Chirurg sein Handwerk verstand.

Ich könnte mich verlängern lassen, wenn wir das Geld hätten. Aber heute ist es egal. Mein Hintern ist kreisrund und weich geworden. Und David liebt mich so, wie ich bin. David hat vom ersten Moment an gewusst, dass in mir eine Frau mit apfelrundem Hintern wohnt.

Er wusste, dass in ihr eine Frau mit apfelrundem Hintern steckt, die sich nur trauen musste.

Und er hatte die Gabe, warten zu können. Vom ersten Augenblick an hat er auf die apfelrunde Marthe gewartet. Geduldig wie ein Seepferdchen war er gewesen. So groß seine Geduld, dass ihn nicht einmal fremde apfelrunde Hintern in Versuchung geführt hatten. Er wusste von Beginn an, was in Marthe steckt und dass es zum Vorschein kommen würde, bliebe er nur in aller Ruhe an ihrer Seite.

Die Geduld ist ihm verlorengegangen, meinem armen Mann. Jetzt sitzt er mir gegenüber und zappelt mit den Beinen. Aber damals, am Anfang, als wir anfingen, als wir uns neu waren, da war er geduldig. Manchmal hat er nachts eine Hand auf meinen Hintern gelegt und die Backen ein wenig massiert. Wenn sie warm sind, werden sie sich ausdehnen, hat er mir ins Ohr geflüstert und mich damit zum Lachen gebracht. Diese Vorstellung, David könnte meinen schmalen Hintern groß und rund kneten, nur weil seine Hände warm sind und sein Begehren ungebrochen bleibt.

Marthe hat sich den apfelrunden Hintern erarbeitet. Hat ihn sich angefressen. Dann dürfte die Misere, in der sie jetzt stecken, auch kein Problem sein. Nur eine Aufgabe, die sie lösen muss. Wer sich einen schönen Hintern anfressen kann, löst auch Geldprobleme.

Was macht dieser fremde Arm auf dem Tisch? Das ist.

Der Mann, der ihr gegenübersitzt, heißt David und ist ihr Ehemann. Er liebt sie, und er ist ein schöner Mann. Manchmal dreht sich eine fremde Frau nach ihm um. Weil er groß und schlank ist und dieses sanfte Gesicht hat. Das Antlitz eines Heiligen. Nur ein wenig, aber genug, um sich nach ihm umzudrehen. Auf alten Gemälden, die den heiligen Sebastian zeigen. Das von El Greco. Marthe hat David nie erzählt, dass sie eine Postkarte mit diesem Gemälde in ihrem Kalender bei sich trägt. Weil der heilige Sebastian von El Greco aussieht wie David. Nur ein wenig. Denn beiden steht immer eine große Frage ins Gesicht geschrieben. Selbst wenn David schläft, verliert sich dieser fragende Ausdruck nicht.

Das ist mein Mann, und er heißt David. Ich weiß bis heute nicht, warum er mich liebt. Und vielleicht weiß er es selbst nicht. Stattdessen stellt er sich diese Frage. Warum liebe ich Marthe?

Sie darf es nicht vergessen. Sie sind schon so lange verheiratet. Aus dem geduldigen Seepferdchen David ist ein ungeduldiger Verlierer geworden.

Ich sehe ihm die Ungeduld an.

Sie sieht ihm an, wie ungeduldig er ist.

Die Ehe hat gehalten, obwohl sie noch so jung waren, als sie zum Standesamt. Das steht heute nicht mehr. Dabei war es ein hübsches Standesamt gewesen. Klein und ein wenig verwohnt hatte es ausgesehen. Der richtige Ort für Hochzeiten und Sterbefälle, die ebenso angezeigt werden mussten wie ein Lebensbeginn. Die Standesbeamtin hat vom Blatt abgelesen, und doch war die Rede schön. Das Wort sozialistisch und das Wort Sozialismus hatte die Frau in dankenswerter Weise weggeschludert, als seien die Begriffe nur Stolpersteine auf dem Weg, die sich elegant umgehen ließen, machte man nur einen kleinen Hüpfer. Die Stimme der Beamtin war über sozialistisch und Sozialismus gehüpft, als sei das ein Spiel.

Ich habe ein grünes Kleid getragen. So grün, dass ich zwischen den Bäumen hätte verschwinden können, ohne dass mich jemand sieht. Diesen Stoff zu bekommen. Eine Odyssee. Stoff gegen Vorschalldämpfer. Und weil das Ersatzteil so schwer wog, Stoff für zwei oder drei Kleider.

Sie hatte ein grünes Kleid getragen und den Modeschmuck, den sie von ihrer Mutter zum Abitur bekommen hatte. Blaues Glas, geschliffen und ordentlich eingefasst. So ordentlich, dass es nun schon seit fast dreißig Jahren hält. Grün und Blau putzt die Sau. Mit solchen Sätzen ist sie groß geworden. Einer ihrer Stiefväter hatte all diese Sprüche im Kopf und sich zu den Sprüchen ein Leben ausgedacht. Er war morgens mit einem Spruch auf den Lippen aufgewacht, hatte Sprüche klopfend den Tag verbracht und küsste seiner Frau, ihrer Mutter, abends im Bett noch einen Spruch auf die Lippen. So ein Mann war er gewesen. Grün und Blau putzt die Sau, hatte ganz sicher zu seinem Repertoire gehört.

Aber als David und ich geheiratet haben, war er tot, der Sprücheklopfer. Unter den Rasen gebracht, ein Häufchen Asche der Stiefvater und die Mutter ein unglücklicher Berg, zweihundert Kilogramm Trauer und Erleichterung. Wie konnte ich nur so dünn sein? Bei diesem Berg von einer Mutter, der sich um mich gekümmert hat, als sei ich ein rohes. Behindert. Ein rohes Ei.

Angeschlagen an einigen Stellen von Geburt an. Schreckhaft, angstvoll. Zu jeder Angst sortierte sich ein körperliches Ungemach. Ein Ausschlag auf den Armen, wenn im Dunkeln die Augen der Katzen leuchteten, als seien sie der Zugang in ein Höllenuniversum. Ein Zucken im Bein, wenn am Schlachtetag dem Schwein der Leib aufgeschnitten wurde und das Gedärm rausfiel. Ein Durchfall, wenn die MiG-20, diese russischen Höllenmaschinen, über die Dörfer zogen und mit lautem Knall ins Nichts verschwanden, als seien sie von fremden Sternen gekommen. Ihr Körper hatte auf jede Bedrohung und jeden unbotmäßigen Eingriff in die unheile Welt mit einer Antwort aufgewartet, die ihre Mutter ratlos machte. Auch noch als Witwe hat sie es nicht lassen können, das Kümmern um Marthe. Die Männer vor dem Stiefvater, der gestorben ist, sind gegangen.

Ich habe sie fast alle vergessen. Nicht aber den Stiefvater, der so viel wusste und das ganze Wissen in Kalauer packte, als sei es nur so erträglich und zu gebrauchen.

Sie hat sie vergessen. Nur diesen letzten Mann nicht, der ihre Mutter dick gemacht hat mit seinen Sprüchen. In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot. Und mit seiner Lust auf Frittiertes. Alles hat er zu frittieren versucht. Was ihm unterkam. Er war ein Meister der Panade, hatte die Rezepte fein und geschliffen in ein kleines Vokabelheft geschrieben. Einhundertsieben waren es am Schluss. Alles, was zu einer klebrigen Hülle verarbeitet werden, und alles, was man damit einhüllen konnte und was essbar war, wurde ausprobiert.

Dein Stiefvater liebt die Friteuse mehr als mich, Marthe.

Zwischen dem Tod des Stiefvaters und ihrer Hochzeit mit David sind siebzig von den zweihundert mütterlichen Kilogramm verlorengegangen. Und die Friteuse hatte zwei Tage vor dem abschließbaren Müllcontainer gestanden, mit einem aufgeklebten Zettel. Den hatte die Witwe.

Meine Mutter.

Mit Tesafilm am Gerät befestigt. Dazu das Vokabelheft mit einhundertsieben Rezepten für Panade mit Inhalt. Zu verschenken. Fast einen ganzen Tag war die Friteuse geschrubbt worden, weil man schmutzige Dinge nicht verschenken kann. Sie verschenkt auch keine schmutzigen Dinge.

Ich verschenke keine dreckigen Sachen, vor der Kleidertonne kommt der Waschgang. Ich war eine sehr schöne Braut, warum fällt mir das jetzt beim Frühstück ein? Ich habe so lange nicht mehr an unsere Hochzeit und mein grünes Kleid, das einen Vorschalldämpfer gekostet hat, gedacht.

Sie ist eine sehr schöne und sehr besondere Braut gewesen. Klein und dünn, in die Farben des Meeres oder eines Frühlingswaldes gekleidet. Eine Seejungfrau mit langen dunklen Haaren, die noch weiterwachsen würden, bis sie ihre schmalen Hüften erreichten. Das sollte drei Ehejahre dauern, aber dann waren die Haare so, wie es sich für eine kleine dünne Seejungfrau gehört. Eine Seejungfrau mit dem schrecklichen Namen Marthe, den sie ihrer Mutter nie verzeihen konnte. Sie wollte November. Nenn mich November.

Heißen. Das ist der Monat, der am besten zu ihr passt.

Nenn mich November, das ist ein schöner Name.

Ihre Mutter hatte jedes Mal gelacht ob dieser Bitte. David hatte gelächelt und November zu ihr gesagt. Allein dafür. Nur dafür wäre er schon ausreichend zu lieben.

Irritierend, der Arm. Es ist früh am Morgen, sie hat nichts getrunken, ist nüchtern und sauber, und dann dieses Ding auf dem Tisch.

Wenn ich jeden Monat viertausend verdiene, braucht es dreiundsechzig Jahre, bis die Schulden abbezahlt sind. Vorausgesetzt, wir können jeden Monat tilgen.

Dann bin ich einhundertundneun Jahre alt. Wie kann er so etwas ausrechnen. Wir werden tot sein. Und dann ist da noch diese ungelöste Frage. Wir wissen nicht, wie teuer das Leben in zehn Jahren ist. Als ließe sich so etwas vorhersehen. Dabei macht es sich schon heute schwer. Das Rechnen, das Leben. Und die Dispozinsen. Ein Leitzins kaum über Null und zweistellige Überziehungszinsen. Der Bankmensch hat gesagt, das eine und das andere seien verschiedene Schuhe. Man dürfe es sich nicht so einfach machen mit den Erklärungen. Eine Bank müsse auch wirtschaften und wirtschaftlich denken. Ich hasse Bankmenschen.

Sie hasst Bankmenschen. Und Banken. Deren unerschöpfliche Ideen, Geld aus Dingen und Dienstleistungen zu pressen. Vier Jahre lang war sie mit zwei EC-Karten herumgelaufen, auf denen Wunschmotive. Schon das Wort. Wunschmotiv. Abgedruckt waren. Und weil sie hin und wieder gern zu einem krawalligen Spiel gegangen war. Egal was, Hauptsache, ein bisschen krawallig, hatte sie eine EC-Karte mit dem Logo von Eisern Union und eine mit dem grimmig dreinblickenden Eisbären. Ein hübsches kleines Angebot ihrer Bank, der Bank ihres Vertrauens, das ihr gefallen hatte. Und dann der Brief, dass von nun an weiterhin die sehr beliebten Wunschmotive zur Verfügung stünden, aber nur gegen ein Entgelt. Nach und nach kam ihre Bank auf den Geschmack, was Gebührenerhöhungen anbelangte. Und wurde sehr erfinderisch.

Sie finden, es ist wirtschaftlich gedacht, wenn Sie mich in Zeiten meiner Not besonders schröpfen?

Doch, ich kann auch laut sein, das glaubt mir immer keiner. Aber ich habe gelernt, meine Meinung zu sagen. Dieser Bankmensch war ein Besserwisser, dem ich gesagt habe, was ich von ihm halte. Diese ganze einstudierte Palette an Gesichtsausdrücken. Betroffen, freundlich, gewinnend. Je nachdem, was ich gerade verdient habe. Ernst, beruhigend, strafend, vernichtend, desinteressiert, mäßig interessiert, zugewandt, ganz und gar interessiert. Wo die das lernen.

Wo lernen die das?

Sie hat ihm gesagt, was sie von ihm hält. Tatsächlich. In ihrer Erinnerung ist es so abgebildet.

Sie finden, es ist wirtschaftlich gedacht, wenn Sie mich in Zeiten meiner Not besonders schröpfen? Wenn Sie mich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, weil ich gerade in Geldschwierigkeiten stecke? Sie schicken mich in die Wüste, wenn ich Durst habe? Das finden Sie wirtschaftlich gedacht? Und wenn ich tot bin, von wessen Dispozinsen wollen Sie dann wirtschaftlich sein?

Der Bankmensch hatte gelächelt. Das beruhigende Lächeln. Und den Kopf geschüttelt.

Umschuldung. Das könnte man noch einmal versuchen. Einmal mehr. Vielleicht geht es.

Was redet der Kerl, mit dem sie hier am Tisch sitzt? Ihr Ehemann hat sich in das Wort vielleicht verwandelt. Der Bankmann war schon längst darüber hinaus. Dem rutschte kein Vielleicht über die Lippen, denn es könnte ja ein Versprechen beinhalten, das er gar nicht geben will. Aber David, der ist beim Vielleicht hängengeblieben. Ein Vielleicht mit drei l, so wie er es ausspricht. Als bliebe er jedes Mal, wenn es aus seinem Mund kommt, am zweiten l hängen. Er sagt viel, und dann bleibt seine Zunge am l kleben, als wüsste sie nicht weiter, danach sagt er lleicht. So ein Mann ist das. Ihr Ehemann. Ein Mann, der sich in den vergangenen drei Jahren vollkommen vergaloppiert hat. Erst die Abfindung in Aktienpakete gesteckt und dann ein Unternehmen gegründet, dessen Angebote bald niemanden mehr interessiert hatten. Hedgefonds und Geschirr, das man nach dem Essen auf den Kompost werfen kann. Aus diesen beiden Dingen ist ihr Untergang gewebt. Teufelszeug und Weltrettung. Wie sind sie nur auf diese Idee gekommen?

Dabei hätte beides funktionieren können. Es waren einfach nur die falschen Fonds, und es ist nicht die richtige Zeit, um die Welt zu retten. Die Welt ist am Arsch.

Wenn ich das zehnmal am Tag denke, wird es auch nicht besser. Ich muss aufhören, Zeitung zu lesen, Nachrichten zu hören, mir die Welt anzuziehen, als sei sie mein Leibchen. Ich muss. Mich distanzieren. Sonst bekomme ich Ausschlag, Durchfall, Haarausfall.

Sie braucht Distanz zur Welt. Ihre Mutter hatte nur ein Mittel gewusst, ihr die zu verschaffen. Diese Distanz. Warme Sachen und dicke Bettdecken. Federbetten und Steppanoraks. Zum Schlachtefest musste sie trotzdem immer mitkommen, auch wenn es ihr nicht gutging. Aber sie brauchte erst da zu sein, wenn das Schwein tot und ausgeleert war. Der erste Teller Wurstbrühe am Schlachtetag. Das ist eine gute Erinnerung.

Ich mag diese Erinnerung. Der erste Teller Wurstbrühe. Sternchennudeln. Ich kann versuchen, den ganzen Tag an Dinge zu denken, die schön sind. Nicht, dass es klappen würde. Versuch macht klug. Stiefvater im Kopf, Spruch passt. Der tote Mann wird mir noch mal das Leben retten.

Die Sache mit den Ratten aber. Nur zum Beispiel. Lässt sich nicht auf Abstand halten. Man sitzt im Kino, und ringsum wird Popcorn gefressen. Manipulierter, gezuckerter Mais. Monstermanipuliertes Zeug. Zweihundert Ratten in einer Versuchsanordnung. Ein Teil von ihnen mit gentechnikfreiem Futter ernährt, der andere Teil bekommt GMO. Sie bricht sich noch heute die Zunge beim Aussprechen. Genetically modified organism.

GMO ist einfacher. Aber es ist schlecht, dass solche Worte meine Tagebücher füllen. GMO. Die drei Buchstaben klingen wie eine Hilfsorganisation.

Von den weiblichen GMO-Ratten sterben dreimal so viele Tiere wie in der Gruppe der glücklichen Ratten. Riesige Mammakarzinome für die Weibchen, für die Männchen Leberstauung und Lebernekrose. Auf den Fotos, die sie sich angesehen hatte.

Ich hätte mir die Bilder nicht anschauen dürfen. Die Tumore halb so groß wie das ganze Rattentier, riesige behaarte Bälle. Widerlich, bedauernswert. Dabei mag ich gar keine Ratten. Ich finde sie genauso eklig wie ein rattenleibgroßes Mammakarzinom. Wegen mir sollen sie krepieren, die Viecher.

Auf dem runden Esstisch sieht der Arm wie ein Exponat aus. Ein weißhäutiges, blauädriges Ausstellungsstück. Wie eine Postmortem-Fotografie aus dem Viktorianischen Zeitalter. Oder davor, als es die Fotografie noch nicht gab und ein Arm oder eine Hand des verstorbenen Kindes aus hochtemperaturig gebranntem Porzellan in der Vitrine lag. Zur Erinnerung. So vielleicht. Gestern Abend lag er noch nicht hier. Es ist ein linker Arm, die Handfläche ruht auf der Holzplatte, der Daumen zeigt nach rechts. Also muss es ein linker Arm sein.

Ihr Hintern ist heute nicht für ihren Mann in den roten Rock gestiegen. Sie muss sich kümmern.

Ich muss mich kümmern. Ich kann nicht stundenlang mit dir frühstücken, und ich kann auch nicht auf deine Scherze eingehen, David.

Um dies und das. Kümmern ist anstrengend. Sie macht den ganzen Tag nichts anderes. Die Bank zum Beispiel. Braucht ihre Angaben.

Ich bin eine Geschäftskundin ohne funktionierendes Geschäft. Das Geschäft ist gerade in großen Schwierigkeiten. Alles eine Frage der Sichtweise. Ich kann doch.

Widerlich der Arm. Das Marmeladenbrot daneben sieht obszön aus. Ein angebissenes rotes Brot und ein weißhäutiger, blauädriger Arm.

Was soll sie machen?

Was werde ich tun?

Was machst du?

Der Ehemann legt den Arm wieder auf den Tisch. Und streichelt ihn.

Lass. Das gehört nicht hierher. Das ist eklig. Hast du es mitgebracht?

Was?

Dieses Ding, den Arm. Soll das ein Scherz sein, um mich aufzumuntern? Einer deiner Freunde aus der Klinik? Mit denen du trinkst. Die du einweihst in unser Leben und die dich haben sitzenlassen mit.

Ach, jetzt schaut er sie an, als sei es an ihr, verrückt zu werden.

Soll ich jetzt an seiner Stelle durchdrehen?

Sie hat sich ja bis heute gut gehalten.

Ich habe mich sehr gut gehalten bis hierher.

Es ist dein Arm, November.

Jetzt kommt er auf die Tour. Also. Lässt sich irgendwelche Dinge aus der Klinik nach Hause bringen. Ein betrunkener Scherz, und ich soll darüber lachen.

Sie soll sich über seine betrunkenen Scherze amüsieren. Sie schubst den Arm vom Tisch.

Ich schiebe den einfach weg. Das eklige Ding.

Hör auf!

Brüll mich nicht an. Ich rede ja auch ganz ruhig mit dir. Darüber, wie wir unsere Probleme lösen. Zumindest die mit dem Geld. Die anderen müssen alle warten. Keine Zeit für Fisimatenten.

Ach, dieses schöne alte Wort. Sie hat gelesen, so lang ist das her, dass sie es gelesen hat, es käme von der liebestollen Aufforderung »Visetez ma tente!«. Komm in mein Zelt. Französische Soldaten im Rheinland, eine Revolution und die deutschen Mädels so sauber und hübsch. »Visetez ma tente!« Nun komm schon, Mädchen, auch wenn du das Zelt wohl mit einer Krankheit wieder verlassen wirst, nachdem wir uns geliebt haben. Aber jetzt komm. Und später warnten die Eltern sauberer und hübscher Mädchen »Mach keine Fisimatenten!«. Wo hat sie das gelesen? Eine solche Unsinnsgeschichte.

Der Mann, ihr Ehemann seit so vielen Jahren, streichelt den Arm, als brauchte das Stück Liebkosung.

Sag mir einfach, wie er hierherkommt? Vorhin war er noch nicht da. Jetzt liegt er hier und stört unser Gespräch.

Dein Arm? Stört unser Gespräch? Wie kann er das tun? Er tut nichts. Ein wenig blass vielleicht. Du warst in diesem Frühjahr nicht viel draußen. Deshalb ist er blass. Wir sollten ein wenig an die Sonne gehen, solange sie uns noch nicht umbringt. Draußen reden. Was sagst du?

Sie geht nicht mit diesem Ding.

Ich geh nicht mit diesem Ding.

Jetzt schaut er sie mitleidig an.

Als wäre ich die Verliererin.

Als hätte sie alles ins Unglück gefahren. So schaut er. Obwohl es eher wie Angst aussieht. Ein ängstlicher Mann.

Er fürchtet sich vor mir.

Was ist mit dir los, November?

Na wenigstens kennt er noch meinen Namen. Ich stehe jetzt auf und packe die Unterlagen in die Tasche. Und fahre zur Bank. Der Arm bleibt hier.

Den Arm lässt sie hier.

Wenn ich zurückkomme, hast du das Ding wieder weggebracht. Versprich es mir. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt. Ganz und gar nicht. Bring es zurück zu deinen Freunden. Wir reden nachher. Wenn ich weiß, was der Bankmann uns anzubieten hat.

Jetzt kann sie endlich weg. Sie hat eine Aufgabe, einen Auftrag. Um elf das Gespräch. Alle Listen, die sie dem Bankmenschen zeigen wird. Die Unternehmensbilanz, die Papiere zur Insolvenz. Rechtzeitig angemeldet, kein Verzug, kein Zögern, nichts verschleppt. Sie kennt sich aus. In ihr steckt eine Prokuristin, auch wenn sie gar keine ist. Nicht von Haus aus. Wie man so schön sagt. Aber sie hat sich alles angeeignet. Um kompostierbares Geschirr zu verkaufen. Weil sie ihrem Mann geglaubt hat. Dass die Zeit dafür gekommen ist und die Menschen sich wohlfühlen wollen mit dem, was sie tun. Im Einklang. Er hatte ihr Vorträge gehalten, die sie für bare Münze genommen hat.

Ich habe alles geglaubt. Schließlich ist man deswegen verheiratet. Dass man sich glauben darf und ein bisschen aufmuntert, wenn es schwierig wird. Und deshalb habe ich.

Hat sie.

Meinem Mann.

Ihrem Mann.

Vertraut.

Die Leute spenden, wenn sie mit dem Flugzeug fliegen, anstatt in den Zug zu steigen. Für jede Flugmeile ein kleines Geld für Umweltprojekte. Eine neue Art des Ablasshandels, aber vielleicht auch gut. Anders wird es nicht gehen. Als dass wir uns alle freikaufen. Die Menschen werden nie aufhören zu glauben, dass sie die Welt retten können, wenn sie nur mehr konsumieren. Und dieses Geschirr passt gut da rein, November. Die Leute wollen Party machen, aber sie bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn sie hinterher den Plastikmüll in die Tonne werfen. So ist das, November, eine neue Zeit bricht an. Jetzt, wo nichts mehr zu reparieren ist. Zweikommasechs Millionen Tonnen Sperrmüll. Nur Sperrmüll, November. In einem Jahr, in einem Land. Zweiundzwanzig Kilogramm Elektroschrott pro Mensch und Jahr und in einem Land. Wenn du denen anbietest, dass sie an einer Stelle Müll vermeiden können, werden sie es dankbar annehmen. Glaub mir.

Sie hatte nachgelesen und musste ihrem Mann zustimmen. Greenwashing war einfach groß in Mode. Im großen Stil und im kleinen Leben auch. Alle taten es. Entdeckten in den verstaubten Ecken ihres Hirns ein Gewissen oder die bunten Leuchtbuchstaben »Verkaufsargument« in irgendeinem Strategiepapier. »Papier rettet Meer«. Plötzlich wurde man an der Kasse schief angeschaut, nahm man eine Plastiktüte, um den Einkauf zu verpacken. Papier rettet Meer. So einfach ist das. Verstau den ganzen plastikbewehrten, zehnfach versiegelten, vakuumverpackten Scheiß in einer Papiertüte, und du rettest das Meer. Ein bisschen. Zu Hause die Flugtomaten aus der Plastikfolie geschlagen, in die gelbe Tonne mit der Folie und die Papiertüte schön zusammengefaltet ins Regal, um sie beim nächsten Einkauf noch einmal zu benutzen. Eine neue Zeit war angebrochen, ein neuer Markt entstanden. David hatte recht und sie.

Ich habe ihm doch fast immer zugestimmt. Er weiß so viel. Mehr als ich. Ich fühle nur. Diffuse Gedanken verstopfen meinen Kopf. Und Bilder. Sechstausend Containerschiffe an den Küsten fern von hier in den Schlick gerammt. In nur dreißig Jahren. Die ganze Scheiße aus Asbest, Kühlmitteln, Altöl, Ölschlamm, Schwermetallen abgeladen in den Sand und ins Wasser. Und dann kommen die Sklaven und nehmen die Kolosse auseinander.

Dieser Film. Sie ist fast verrückt geworden beim Schauen. Mit bloßen Händen und archaischem Gerät und die Schiffe unendlich groß. Schreckliche Gedanken verstopfen ihren Kopf. Über all die Unterlassungen. Die dazu führen werden, dass sie ihr Leben noch zu Ende bringen können, wie es sich gehört. Und ihre Kinder.

Unsere Kinder werden es vielleicht auch noch schaffen. Aber dann. Mehr geht nicht. Mehr hält der Laden nicht aus. Ich habe alles gelesen.

NK603, so hieß die erste rounduptolerante Maissorte, die in Europa von den zuständigen Behörden empfohlen worden war. Keine Gefahr im Verzug bei dem Zeug. Ebenso sicher wie herkömmlicher Mais. Wahrscheinlich keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier.

NK603, wie hübsch das klingt. Sie hat ihren Kindern verboten, Mais zu essen. Auch kein Popcorn. Sie war damals schon skeptisch. Da gab es die Studie noch gar nicht. Und als es sie gab, hat sie das Verbot in eine Bitte umgewandelt. Erwachsenen Kindern kann man nichts verbieten. Esst keinen Mais, bitte, hatte sie gesagt.

Ihre Kinder.

Meine Kinder werden sich nicht daran halten. Warum sollten sie auch? Sie halten mich für verrückt. David findet alle meine Ängste übertrieben. Alle finden sie das. Alle, die ich kenne.

Sie hat alle Informationen zusammen, die es braucht, um panisch zu werden. Und sie ist panisch. Aber handlungsfähig. Vielleicht sollte sie doch etwas anderes anziehen. Nicht diesen schwarzen Pullover, der Bankmensch wird es missverstehen. So wie sie aussieht, glaubt er am Ende, sie hätte schon aufgegeben.

Natürlich habe ich aufgegeben.

Ich werde mich umziehen. Ein schwarzer Pullover passt nicht zu diesem Anlass. Man geht nicht in schwarzen Klamotten zur Bank, das hättest du mir sagen können. Anstatt solche Scherze zu machen. Mit wem telefonierst du? Musst du jetzt telefonieren?

Sie geht in ihr Zimmer. Sie knallt mit der Tür. Die Tür knallt auch ohne sie, aber das weiß David nicht. Ohne dieses Zimmer wird sie nicht leben können. Die Wohnung und die anderen Dinge, das ist alles egal. Auto. Weg damit. Urlaub. Brauchen sie nicht. Klamotten. Sie hat genug. Nur dieses Zimmer muss bleiben. Wenn sie umziehen müssen, braucht sie einen Raum, der genauso aussieht wie dieses Zimmer hier. Aber das wird nicht gelingen. Sie kriegt die Bilder gar nicht von der Wand. All die Fotos. Der Kleber. Sie hätte doppelseitiges Klebeband nehmen sollen. Stattdessen dieser Kleber. Wie dumm sie war.

Wie dumm ich bin. Ich kann ohne die Fotos nicht fortziehen. Wenn ich jetzt noch mein Hochzeitskleid hätte, könnte ich damit zur Bank gehen. Nein, das könnte ich nicht. Mein Hintern passte nicht mehr rein in das Kleid. Vielleicht genügt der kirschmarmeladenrote Rock ja doch.

Aber der Bankmensch wird nur ihren schwarzen Pullover sehen. Sie werden sich gegenübersitzen, und sie wird schwitzen.

Ich werde schwitzen, und er wird meinen Schweiß riechen. Das soll nicht sein. Schweiß ist etwas viel zu Intimes, um es einem Bankmenschen zu gönnen.

Als sie das letzte Mal Zug gefahren ist, vor einer Ewigkeit, hatte vor dem Großraumwagen, gleich neben der Toilette, ein Plakat gehangen, auf dem für Achselpads geworben wurde. Gegen Schweißgeruch. Die bräuchte sie jetzt. Diese Pads.

Die hätte ich mir kaufen sollen. Warum habe ich das nicht getan?

Auf dem Plakat hatte ein junger, gutaussehender Mann in einer Straßenbahn gestanden und sich mit der Hand an einem oberen Haltegriff festgehalten. Unter der Achsel hatte das brave hellblaue Hemd.

Button-Down, wieso tragen junge Männer diese schrecklich seriösen Hemden? Ich könnte nie mit einem Mann ins Bett, der Button-Down-Hemden trägt. Das wäre mir.

Das wäre ihr zuwider. Brave Männer in braven Klamotten. Einmal war sie mit so einem ins Bett gegangen. Die braven Klamotten hatten während des langweiligen Sexes über einem Stuhl gehangen, als warteten sie auf ihren Einsatz in einem Bewerbungsgespräch. Alles auf rechts gewendet, in der Reihenfolge abgelegt, in der dieser Mann die Sachen nach dem Sex wieder anziehen würde. Obenauf Boxershorts und Unterhemd, darunter Socken, Hemd und ganz unten die Hose. So hatte sie ihren Kindern die Sachen für den nächsten Morgen hingelegt. Und die Kinder hatten sich nie an die Reihenfolge gehalten.

Der Mann mit dem hellblauen Hemd auf dem Werbeplakat hatte ausgesehen wie der Typ, mit dem sie ins Bett gegangen war. Unter der Achsel hatten sich auf dem braven hellblauen Hemd dunkle Schweißflecken abgezeichnet. Und die junge Frau neben dem gutaussehenden Mann wendet ihr Gesicht ab, das sich ganz genau auf Höhe seiner Achselhöhle befindet. Das war so einfach. Diese Botschaft. Wie früher die Werbung, in der man vor Mundgeruch und seinen Folgen gewarnt wurde.

Jetzt muss sie in die hohle Hand atmen, um zu riechen, ob sie Mundgeruch hat. Dieser Arm verfolgt sie. Auf einmal ist er hier in ihrem Zimmer. David. Das geht wirklich zu weit.

Also Schweißpads für unterwegs. Sie hätte daran denken müssen. Für die Bank, für den Bankmenschen, für heute. Ein wichtiger Tag, und sie wird schwitzen und schlecht riechen. Vielleicht besser die weiße Bluse zum kirschmarmeladenroten Rock anziehen. Siebenundsechzig Fotos kleben an der Wand. Ein vollständiges Puzzle ihrer Sehnsüchte und Ängste. Fürchterlich. David findet das Puzzle fürchterlich.

Wieso klebst du ein Foto, auf dem ein totes Reh auf einer Straße liegt, neben das Bild unserer Tochter? Was soll das, Marthe?

Wenn er sie Marthe nennt, ist er wütend.

Mich nennen nur wütende und gleichgültige Menschen Marthe. Natürlich, es ist ein billiger Trick. Das tote Reh, noch ganz frisch und kein Blut zu sehen, neben Caro, die mit schokoladenverschmiertem Mund in die Kamera grinst. Was hat sie sich dabei gedacht?

Was denke ich, wenn ich das sehe?

Das tote Reh war ihr eigenes Werk. Es war ihr an einem Oktobermorgen vor das Auto gelaufen. Ein kleines Reh, der Aufprall hatte nicht laut geklungen. Und sie musste es fotografieren, für die Dokumentation, den Schadensbericht. Aber dann hat es schön ausgesehen, das tote Reh, mit diesem Nebel dahinter auf dem abgeernteten Feld. Mais musste vorher auf dem Feld gewesen sein.

Ich hasse Mais.

Sie hatte Angst vor diesen Ungetümen, die immer in schnurgeraden Reihen standen, damit der Teufel von einem Ende zum anderen schauen konnte. An dem Tag, als der Unfall geschehen war, hatte Nebel auf den stoppeligen Resten der Maispflanzen gelegen. Vielleicht war das Reh durch diesen Nebel gelaufen und erschrocken, als es plötzlich auf die Straße geriet. Direkt vor ihr Auto. Das beantwortet definitiv nicht die Frage, warum dieses Foto neben Caro hängt.

Ich weiß, ich weiß. Mir fällt aber auch nichts Passendes dazu ein. Keine schöne und keine schlechte Antwort.

In ihrem Zimmer ist ihr andauernd nach Reden.

Ich rede so gern mit den Dingen in meinem Zimmer. Mit den Bildern, Büchern, sogar mit meinem Kleiderschrank, der so groß ist.

Sie könnte sich in dem Kleiderschrank verstecken, so groß ist er. Und dann sind da die kleinen Steinchen überall. Auf die sie getreten war, die sie gesucht, die das Meer ausgespuckt hat. So viele Steine, auf dem Fensterbrett, auf den Regalbrettern, auf den Büchern. Wenn sie Staub wischt.

Ich wische viel zu wenig Staub. Und das ist auch egal. Wenn ich nur diesen Arm aus dem Zimmer kriege.

David telefoniert nebenan. Redet von dem fremden Arm. Endlich. Er kümmert sich darum. Sprechstunde. Das Wort passt nicht zum Thema. Aber soll er telefonieren. Er kann sich auch mal um was kümmern. Sie kümmert sich andauernd. Um alles. Sie ist ständig am Machen.

Ich werde dem Bankmenschen sagen, dass wir schon im nächsten Monat unsere Miete nicht mehr bezahlen können. Wir sind pleite, Herr Bankmensch. Ganz und gar pleite. Nichts mehr im Strumpf. Und die Wohnung kostet tausendeinhundert im Monat.

November, redest du mit jemandem?

Hat sie wieder laut gesprochen, dabei vernutzen sich die Worte. Wenn man sie sagt, bevor sie gesagt werden müssen, sind sie aufgebraucht. Man darf sie erst aussprechen, wenn sie wirklich benötigt werden. Deshalb ist es so dumm von ihr, andauernd vor sich hin zu reden. In ihrem Zimmer. Sie verschwendet eine Menge Worte und Sätze, die danach unbenutzbar sind. Das ist das Problem der meisten Menschen, die sie kennt. Sie verbrauchen zu Zeiten, da es gar nicht nötig ist. Und wenn es dann nottut, wissen sie nicht mehr, was sie sagen sollen. Sie.

Ich könnte Vorträge darüber halten, wie man haushält mit seinen Worten und Sätzen. Wie man lernt, sie nicht zu vernutzen. Sich ihrer Bedeutung bewusst zu werden. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. So hat es mein Stiefvater gesagt. Worte zu vernutzen raubt ihnen die Lebendigkeit. Ich könnte von mir reden.

Sie kann von sich sprechen. Wie sie monatelang in ihrem Zimmer Worte und Sätze laut gesagt hat. Und die waren dann nicht mehr abrufbar, als sie mit David reden wollte. Es gab so viel zu besprechen, aber sie hatte alles schon gesagt. Am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt. Ganz am Anfang ihrer Beziehung war das.

Als wir neu waren. Für uns. Als ich zum ersten Mal einen dicken Bauch bekam. Einen Schwangerschaftsfreudenbauch. Als das Kind geboren wurde, nur um am gleichen Tag zu sterben. Als wir allein waren. Und ich habe im Bett gelegen und vor mich hin geredet. Stunde um Stunde.

Wenn David dann kam, um sie zu besuchen. In dem Krankenhaus.

In der Klapse, wollen wir doch bei der Wahrheit bleiben. Ich lag in der Klapse, mit einem toten Kind im Rücken und der Vorstellung im Kopf, dass es meine Schuld war. Meine und die Schuld von David. Dass wir irgendetwas falsch gemacht hatten in diesen neun Monaten. Tschernobyl war ja gerade erst passiert. Wir haben nicht aufgepasst. Gemüse gegessen, als wäre nichts passiert. Wasser aus der Leitung getrunken.

Sie hatte es auf Tschernobyl geschoben. Noch gar nicht lange her, und irgendwohin musste doch der ganze Mist geflogen sein. Aber das Kind.

Das Kind hatte völlig gesund ausgesehen. Serena. Warum wollten wir sie eigentlich Serena nennen. Heute gefiele mir der Name nicht mehr. Er ist viel zu ambitioniert. Serena. Äußerlich völlig unversehrt und doch gar nicht lebensfähig. Nicht mal eine Stunde wollte die Kleine auf der Welt bleiben. Das Schweigen.

Die Ärzte hatten geschwiegen. Sie hatten das Kind ganz schnell an sich genommen. Nicht einmal, dass sie es richtig anschauen konnte. An sich genommen und weggebracht und wer weiß was für Lebensmaßnahmen ergriffen, die alle nichts genützt hatten. Hatten sie liegenlassen. Nur eine Hebamme. Die immer wieder behauptet hat, alles würde gut. Und ganz sicher könnten die Ärzte helfen. Man habe hier schon so viele durchgebracht.

Warum denke ich jetzt. Genau jetzt. An diese Geschichte. Sie ist so alt und fast vergessen. Wir haben zwei Kinder, Serena ist mir in den letzten Jahren kaum noch in den Sinn gekommen. Verarbeitet. Weggearbeitet. Totgeschwiegen. Was auch immer. Völlig egal. Ich muss mich eilen, ich muss mich sputen. Ich muss gut aussehen. Der Termin ist wichtig. Und David kümmert sich um den Arm. Anziehen. Das Richtige finden im Kleiderschrank. Ist die vordringlichste Aufgabe.

So muss es gehen. Diese Klamotten passen zum Anlass. Sie wird jetzt einfach losgehen.

Ich gehe jetzt. David kann sich in der Zwischenzeit um den Arm kümmern.

Wenn ich zurückkomme, ist der Arm weg. Ich bitte dich, David. Diese Scherze müssen wir uns für bessere Zeiten aufheben. Nicht jetzt. Jetzt ist keine gute Zeit dafür.

David starrt sie an. Vielleicht ist sie ihm heute fremd. Schon möglich. In Krisenzeiten verirrt man sich manchmal, und dann werden die Dinge und Menschen alle sehr fremd. Sie kennt das sehr gut. In letzter Zeit ist es ihr häufig passiert, dass David.

Mein Mann. Es kommt vor, dass ich vergesse. David ist mein Mann. Wir haben geheiratet, und das ist nun schon sehr lange her. So viele Jahre. Anderswo werden die Menschen gar nicht so alt. David und ich sind einander vertraut.

Doch nun geschieht es, dass David sich völlig fremd anfühlt. Als hätten sie nicht Jahre um Jahre miteinander verbracht.

So kannst du nicht gehen, November. Die Bluse. Du musst deinen Arm noch durch den Ärmel stecken. Du siehst aus wie eine Kriegsversehrte.

Welchen Arm? Kümmere du dich darum, dass der aus meinem Zimmer wegkommt. Bis nachher.

Sie knallt ein wenig mit der Tür. Nur ein wenig.

Ich will ihn nicht erschrecken. Er ist schließlich mein Mann. Aber ein bisschen wütend darf ich sein. Das sei mir gestattet. Das gestatte ich mir. Schließlich bleibt es an mir hängen, unsere Existenz zu retten. Und es wird mir nicht gelingen.

Sie wird es nicht schaffen.

Ich schaffe das nicht.

Tatsächlich stellt sie unten an der Haustür fest, dass sie sich in der Eile doch nicht richtig angezogen hat. Sie muss ihren linken Arm noch durch den Blusenärmel schieben. Offensichtlich ist sie überfordert.

Ich bin noch nie so schlampig aus dem Haus gegangen. Vielleicht sollte ich noch mal kurz in die Wohnung. Vor den Spiegel. Bin ich überhaupt geschminkt?

David steht noch an der gleichen Stelle. Im Flur, mit Blick auf die Wohnungstür, der Mund leicht offen.

David, was starrst du? Hast du gewusst, dass ich noch einmal zurückkomme? Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich geschminkt habe. Siehst du, wir geraten noch völlig aus dem Häuschen, wenn das so weitergeht. Ich. David, was ist los?

Du bist geschminkt, du siehst schön aus. Die Bluse sitzt jetzt auch gut. Beide Arme in den Ärmeln, wie es sich gehört. Ich liebe dich, November.

Ach, ihr Mann. Sie war zu grob, sie müssen zusammenhalten. Sie dürfen nicht streiten.

Ein Kuss. Wie romantisch. Sie ist nur eines Kusses wegen noch einmal in die Wohnung zurückgekehrt.

Das Haus behauptet seinen Platz im Dorf seit mehr als einhundert Jahren. Als es gebaut wurde, stand es am südlichen Ende der holprig gepflasterten Dorfstraße. Es bekam die Nummer neunzehn, denn damals gab es nur achtzehn weitere Häuser im Dorf. Aber die Hausnummer schien ein gutes Omen zu sein. Neunzehn im Jahr neunzehnhundert. Der Schmied aus dem Nachbardorf schmiedete für den Schuster, der sich das Haus gebaut hatte, zwei Einsen, zwei Neunen und zwei Nullen. So bekam es ein Baujahr und eine Postadresse aus geschmiedetem Eisen. Die Neunen ein wenig krumm und nicht zwillingsgleich, das Oval der Nullen einem Ei ähnelnd. Das Baujahr wurde am östlichen Giebel des Hauses angebracht, die Hausnummer rechts neben der Eingangstür.

Der Schuster hatte zwei Apfelbäume vor das Haus gepflanzt und seine Werkstatt im vorderen linken Zimmer untergebracht. Das Werkstattfenster geriet größer als die anderen Fenster, was dem Haus ein schiefes Bild verpasste. Eine Asymmetrie, die nie jemand ändern mochte. Am Fenster der Werkstatt hatte der Arbeitstisch des Schusters gestanden. Ein großer, schwerer, selbstgezimmerter Tisch aus Eichenbrettern. An dem saß er Tag für Tag, und die Leute konnten ihm beim Arbeiten zuschauen. Sie durften ihre Schuhe durchs Fenster reichen und den freundlichen, krummrückigen Mann bitten, diese schnell zu reparieren, weil es nur dieses eine Paar für die Feldarbeit gab. Dann legte der Schuster beiseite, was er in den Händen hatte, und kümmerte sich gleich um die Feldschuhe oder Stiefel. Er wusste, dass für Knochenarbeit gutes Schuhwerk unerlässlich war.