Nala Layden

Demon’s Blood: Dir verfallen

 

© 2017 Written Dreams Verlag

Herzogweg 21

31275 Lehrte

kontakt@writtendreams-verlag.de

www.writtendreams-verlag.de

 

 

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.weebly.com)

Lektorat: Wortkrieger Lektorat

Korrektorat: WordXcellent

 

ISBN ebook: 978-3-946726-74-6

ISBN print: 978-3-946726-75-3

 

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlags weitergegeben werden.

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Über die Autorin


Kapitel 1

 

»Bist du sicher, dass du das anziehen willst?«

Julia betrachtete mich glucksend, als ich mit dem weißen Etuikleid und den gefälschten Louboutins vor ihr auf und ab stöckelte. Frustriert kniff ich die Augenbrauen zusammen und stemmte die Hände in die Hüften.

»Ich will schick sein.«

»Du gehst in eine Strafrechtskanzlei, in der vier ledige Anwälte arbeiten, die sich mit Praktikanten und Aushilfskräften über Wasser halten. Du wirst für sie nur Frischfleisch sein, wenn du so dort auftauchst.«

Ich schob die Unterlippe vor und strich etwas verlegen mein Kleid glatt. Typisch Julia. Sie musste über alles und jeden zuerst im Internet recherchieren, bis selbst die Sozialversicherungsnummer kein Geheimnis mehr war. Mich würde es nicht wundern, wenn sie auf ihrem geliebten Laptop kleine Ordner mit Informationen zu jeder Person in ihrem Leben sammelte. Natürlich auch zu meiner Kanzlei für die nächsten Wochen.

»Okay, was soll ich sonst anziehen?«

Julia quälte sich – noch im Bademantel – aus dem Bett und schlurfte zu meinem Kleiderschrank.

Meine beste Freundin studierte Wirtschaft und konnte sich in diesen Semesterferien einfach nur entspannen. Wie ich sie darum beneidete!

Eigentlich hatte ich mich am meisten auf die Praktika gefreut, als ich begonnen hatte, Jura zu studieren. Aber jetzt wollte ich am liebsten nur noch ausschlafen und die ganzen Ferien über faul in der Sonne liegen.

Unruhig trat ich auf der Stelle, während Julia immer noch in meinem Schrank versunken war.

Okay, vielleicht waren die High Heels doch keine so blendende Idee. Schon alleine fünf Minuten in den Dingern und ich verspürte das dringende Bedürfnis, mich hinzusetzen. Ganz schön luftig hier oben, 15 Zentimeter über meiner gewohnten Höhe.

Nacheinander schmiss Julia mir eine weiße Hose, Bluse und Blazer zu. Einfache Sandaletten folgten in hohem Bogen.

Seit wann besaß ich einen Blazer? Den musste meine Mutter mir heimlich in den Schrank gesteckt haben, als sie mich letztes Wochenende besucht hatte. Seit ich vor anderthalb Jahren in die Stadt gezogen war, hatte sich die monatliche Shoppingtour mit Mom zu einem Ritual entwickelt. Ich nahm den Blazer lächelnd vom Bett und schnupperte daran.

Wie erwartete roch er nach dem Lieblingsparfum meiner Mutter. Auch das war eine Eigenart von ihr, mit der ich eine gewisse Hassliebe hegte: Alles Mögliche mit Eternity von Calvin Klein einzusprühen.

Ich pfefferte die hohen Schuhe in die nächste Ecke und schmiss mich in die Klamotten, die auf meinem Bett lagen.

Wow, deutlich bequemer.

Ich drehte mich vor dem Spiegel hin und her, zog an dem Blazer und straffte die Schultern.

»Du siehst gut aus«, versicherte Julia mir und schlang die Arme von hinten um mich.

Sie drückte mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Schulter.

Nervös zupfte ich an meinem Pferdeschwanz herum. Wird schon schiefgehen.

»Danke. Ich muss dann los.«

Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es wirklich höchste Zeit war.

»Hab dich lieb!«, rief Julia mir noch nach, bevor ich die Wohnung verließ.

 

Die Kanzlei Becker & Partner lag nicht weit von meiner Wohnung entfernt, aber da ich ohnehin spät dran war und ungern mit Schweißflecken unter den Armen meinem Chef-auf-Zeit gegenübertreten wollte, stellte ich mich an den Straßenrand und winkte ein Taxi heran.

Vor dem Hochhaus, in dem sich die Kanzlei befand, blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken, um an dem verglasten Gebäude hochzusehen.

Ich atmete tief durch, bevor ich das Gebäude betrat und in den offenen Aufzug hechtete, noch bevor sich die Türen schließen konnten.

Mit einem Ruck setzte sich dieser in Bewegung und ich biss mir nervös auf die Lippe.

So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr gewesen, das letzte Mal wohl in der Schule.

Als die Aufzugtüren sich öffneten, wünschte ich mir noch ein bisschen Schonfrist, aber es gab kein Zurück mehr.

Hinter mir erklang ein genervtes Raunen, also trat ich schnell aus dem Aufzug in einen schmalen Flur. Vor mir lag noch eine Glastür, in der die Bezeichnung der Kanzlei eingraviert war.

Rechtsanwälte Becker, Rammosch, Boxer und Blenk.

Ich klingelte und als sofort darauf ein Surren ertönte, öffnete ich die Tür, mit einem erwartungsvollen Prickeln im Nacken.

Vor mir lag ein Wartebereich, in dem ein junger Mann saß und in einer Zeitung blätterte. Ich schenkte ihm ein reserviertes Lächeln und ging weiter in das Büro, wo ich auf eine Empfangsdame traf.

Die hübsche Brünette blätterte gelangweilt in einer Akte und sah auf, als ich eintrat. Was hatte Julia gesagt? Nur Praktikanten und Aushilfskräfte?

Diese hier sah jedenfalls nicht aus, als wäre sie gerne hier.

»Hallo, hi«, begrüßte ich und lächelte. »Lavina Bressler, ich bin die neue Praktikantin.«

Endlich sah sie auf und zog eine Braue in die Höhe.

»Aha«, machte sie, griff betont langsam zum Hörer und wählte eine Nummer.

»Die Neue ist da«, sprach sie gelangweilt ins Telefon und kümmerte sich dann wieder um ihre Akte, die vor ihr lag.

Ich kam nicht dazu, mich mit ihr zu unterhalten, denn im selben Moment öffnete sich die Tür hinter mir und ich drehte mich ungeschickt herum.

Rechtsanwalt Gabriel Becker höchstpersönlich stand vor mir, ich erkannte ihn wegen des Fotos, das Julia mir ausgedruckt und stolz präsentiert hatte.

Und ja, er sah genauso gut aus, wie auf dem Bild!

Gabriel Becker strahlte eine Autorität aus, die es mir schwer machte, ihm direkt in die Augen zu blicken. Stattdessen fixierte ich einen Punkt an seiner Schläfe. Dennoch konnte ich erkennen, dass seine Augen eine Kühl- und Distanziertheit ausstrahlten, die ich selten so gesehen hatte.

Ich wusste, dass er schon auf die vierzig zuging und obwohl man ihm das Alter ansah, wirkte er auf mich durchaus attraktiv. Das dunkle Haar war an den Schläfen schon graumeliert, der maßgeschneiderte Anzug betonte seine sportliche Figur auf angenehme, aber dezente Weise. Männer waren Wein nicht ganz unähnlich: Je älter sie wurden, desto besser schmeckten sie – oder in diesem Fall … desto besser sahen sie aus.

Ohne zu lächeln streckte er mir die Hand entgegen, welche ich sofort ergriff.

»Lavina Bressler, freut mich, Sie persönlich kennenzulernen, Herr Becker.«

Er nickte knapp, sah kurz, aber auffällig an mir herunter und ich fragte mich unwillkürlich, ob ich nicht doch etwas zu underdressed war.

Aber das war nur eine Vermutung, denn seine Miene war so undurchsichtig wie eine Wand.

»Kommen Sie mit. Sie sind die nächsten Wochen für Blenk eingeteilt. Haben Sie etwas dagegen?«

Seine Stimmlage duldete ohnehin keine Widerworte, dennoch schüttelte ich schnell den Kopf.

Derek Blenk – er war erst vor kurzem zur Kanzlei gestoßen und über seinen Eintritt fand man nur einen kurzen Bericht auf der Website.

Julia hatte abgewunken und »Der ist sicher unwichtig« geantwortet, als ich sie nach dem neusten Anwalt im Bunde fragte.

»Gut, folgen Sie mir.«

Es erleichterte mich irgendwie ungemein, nicht mit Herrn Becker zusammenarbeiten zu müssen. Durfte man bei ihm überhaupt lachen?

Gabriel Becker machte auf dem Absatz kehrt und lief mit schnellen, festen Schritten durch den Wartebereich zu einem Zimmer. Er klopfte energisch und öffnete dann die Tür, ohne auf ein Herein zu warten.

Mit einer Handbewegung deutete er auch mir, einzutreten - sein Gesichtsausdruck blieb weiterhin emotionslos.

Derek Blenk sah von seinem Schreibtisch auf, die Brauen aufgrund der Störung genervt zusammengezogen.

Noch ehe ich etwas sagen konnte, stellte Herr Becker mich vor.

Wofür ich ihm überaus dankbar war, denn es wären sicher keine intelligenten Laute aus meinem Mund gekommen.

Denn Derek Blenk war kein Mann, den man als schön bezeichnen konnte. Die schwarzen Haare fielen locker in seine Stirn und trotz des 3-Tage-Barts schaffte er es, in seinem schwarzen Anzug seriös auszusehen.

Nein, er war nicht schön, er war schlichtweg verdammt scharf.

Blenk erhob sich, pirschte sich an mich heran wie ein Löwe an seine Beute. Ein erfreutes Lächeln umspielte seine Lippen. Er streckte mir freundlich die Hand entgegen.

»Hallo, Lavina«, sagte er mit samtiger Stimme und ich ergriff seine Hand.

»Freut mich, Herr Blenk.«

»Oh, gut, ihr versteht euch«, meinte Herr Becker hinter mir. Er klang fast schon sarkastisch dabei. »Ich gehe dann. Zeig ihr alles, Derek.«

Derek nickte, ohne den Blick von mir zu nehmen und ohne sein Lächeln abzuschwächen. Herr Becker schloss hinter sich die Tür.

Oh verdammt. Ich wusste, was dieses Lächeln bedeutete. Denn ich wusste, was Männer meist von mir dachten. Mit den langen Haaren, den dunkeln Wimpern und hohen Wangenknochen war es oft das gleiche Spiel.

Das naive Mädchen. Leicht zu haben.

Derek Blenk sah mich mit genau diesem Blick an, was mich dazu veranlasste, herausfordernd das Kinn nach vorne zu recken.

Auch er ließ den Blick von oben nach unten wandern, aber nicht prüfend wie Herr Becker, sondern beinahe schon lasziv.

Was für ein Arsch! Wie gerne würde ich ihm …

Ich riss mich zusammen, schluckte den Ärger hinunter und schwächte mein strahlendes Lächeln etwas ab. Er sollte gefälligst merken, dass ich kein Interesse an ihm hatte.

Ich war immerhin hier, um etwas zu lernen. Nicht, um mit Anwälten zu flirten.

»So, Lavina, setzten Sie sich doch«, bot er mir an und lief um seinen Schreibtisch herum. Der Lederstuhl gab ein Ächzen von sich, als er sich darauf fallen ließ.

»Wie weit sind Sie denn mit Ihrem Studium? Und Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich Sie Lavina nenne, oder etwa doch?«

Ich setzte mich auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Er hatte sich meine Bewerbung noch nicht einmal durchgelesen, denn ansonsten wüsste er die Antwort auf seine erste Frage bereits.

»Das zweite Semester habe ich gerade abgeschlossen. Und, ja, Sie können mich gerne Lavina nennen.«

Mir entging nicht, dass er mir nicht anbot, ihn ebenfalls beim Vornamen zu nennen.

»Ein schöner Name, welche Bedeutung hat er?«

»Es ist eine Abwandlung vom Namen Lavinia, der wiederum aus der römischen Mythologie kommt. An welchen Fällen arbeiten Sie gerade? Sind Sie auch Strafanwalt? Auf der Website der Kanzlei wurden Sie noch nicht vorgestellt.«

Derek Blenk entging der eindeutige Themenwechsel nicht, denn er verengte, weiterhin lächelnd, die Augen. Im Geiste schien er abzuwägen, ob er darauf eingehen sollte, beugte sich dann aber vor und legte diplomatisch die Hände auf dem Tisch ab.

»Ja, ich bin ebenfalls Strafanwalt. In der Tat ist gerade ein spannender Fall hereingeflattert. Da sind Sie gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen, Frau Bressler.«

Oh. Frau Bressler. Ob ich sein Ego gekränkt hatte? Ich verkniff mir ein Grinsen, sah Derek hingegen interessiert an.

»Sie haben sicher von dem Mord gehört. Bei dem die Leiche so schrecklich verstümmelt wurde. Ich habe die Vertretung für den Hauptverdächtigen erhalten.«

»Heißt das, wir fahren zur Vernehmung ins Gefängnis?«

Der Anwalt zog beide Augenbrauen in die Höhe.

»Wir?«, fragte er, sichtlich amüsiert. Ich presste die Lippen aufeinander und nickte eifrig.

»Ja, unser Dozent hat uns angeraten, alle Tätigkeitsbereiche des Anwalts hautnah mitzuerleben.«

Er deutete mit einer Handbewegung auf seinen Schreibtisch, auf dem sich die Akten sammelten.

»Ich hätte eigentlich ein Haufen anderer Dinge für Sie zu tun. Akten suchen und ablegen. Da hat sich ganz schön was angestaut.«

Das Lächeln auf seinen Lippen bekam einen spöttischen Zug - ein Mundwinkel etwas höher als der andere.

»Nun ja, dann müssen Sie sich dafür wohl jemand anderen suchen«, entgegnete ich und fragte mich im selben Moment, ob ich mit den Worten zu weit gegangen war.

Blenk aber verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich breit grinsend zurück. Für ihn schien das nur ein Spiel zu sein, ein lustiges Geplänkel. Ich allerdings fand das gar nicht lustig.

Als der Anwalt meinen gar nicht so belustigten Blick bemerkte, wurde sein Lächeln unverschämterweise noch eine Spur breiter.

So ein Möchtegern! Anwalt Möchtegern, das passte doch perfekt zu ihm.

»Nun gut, Frau Bressler. Machen wir einen Deal. Ich habe heute Mittag einen Termin mit dem Angeklagten. Wenn Sie es bis dahin schaffen, den Eintrag über mich auf der Website fertigzustellen, nehme ich Sie mit.«

Nun war es an mir, eine Augenbraue nach oben zu ziehen. »Wenn Sie mir Ihre Eckdaten aufschreiben, dann ist das kein Problem.«

Derek Blenk zog einen Laptop aus seiner Schublade.

»Nun, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Kommen Sie mit.«

Ich kniff verärgert die Augenbrauen zusammen und beobachtete Anwalt Möchtegern dabei, wie er sich mit einer fließenden Bewegung erhob und zur Tür schritt.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

Ich folgte ihm aus seinem Zimmer hinaus zu einem Büro. Er blieb im Türrahmen stehen und machte eine Handbewegung hinein.

»Hier können Sie arbeiten. Jan wird erst am späten Nachmittag von seinem Termin zurückkommen.«

Ich spähte vorsichtig hinein. Das Büro war identisch mit Dereks, nur dass dieses hier deutlich aufgeräumter aussah.

Er sprach sicher von Jannik Rammosch, der als Einziger neben dem Strafrecht auch Verkehrsrecht machte.

»Sind Sie sicher, dass das für Herrn Rammosch in Ordnung geht?«, fragte ich und hob den Kopf, um Blenk in die Augen sehen zu können.

Eine Gänsehaut kroch meine Arme hinauf, als ich in dieses intensive Grün blickte. Mit einer Handbewegung fuhr er sich durch die schwarzen Haare und neigte den Kopf zur Seite.

»Er wird es nicht mitbekommen und hier sind Sie ungestört. Also, ich bin gespannt, auf welches Alter Sie mich schätzen.«

Derek Blenk zwinkerte mir frech zu, als er mir den Laptop in die Hand drückte, was ich mit einem säuerlichen Lächeln quittierte.

Erhobenen Hauptes stolzierte ich an ihm vorbei und lief auf den Schreibtisch zu.

Ich versank förmlich in dem gemütlichen Stuhl.

Vorsichtig platzierte ich den Laptop auf dem Schreibtisch, damit ich nichts durcheinanderbrachte.

Ich sah gar nicht auf, als Derek mit einem leisen Lachen die Tür hinter sich zuzog.

Ich wartete ewig darauf, dass der alte Laptop endlich hochfuhr. Dabei gab er ein so lautes Surren von sich, dass ich meinte, er würde gleich den Geist aufgeben.

Doch dann - endlich - erschien der Startbildschirm und ich beugte mich ein Stück weiter nach vorne.

Etwas sprang mir sofort ins Auge. Der Laptop war nicht mit dem Netz verbunden. Kein WiFi, kein Hot-Spot, nichts.

Einen Moment lang starrte ich nur auf den Bildschirm, dann stieß ich einen frustrierten Laut aus.

Derek Blenk stand anscheinend auf Scherze.

Grimmig verschränkte ich die Arme vor der Brust und überlegte mir, was ich tun konnte. Sollte ich tatsächlich einen erfundenen Text schreiben?

Derek Blenk, geschätzte 25 Jahre, liebt es in seiner Freizeit Praktikanten zu ärgern und dabei unverschämt sexy zu grinsen …

Nein, denn das war genau, was Derek erwartete. Aber da hatte er die Rechnung ohne meine Geheimwaffe gemacht.

Ein Grinsen schlich sich zurück auf meine Züge, als sich ein Plan vor meinem inneren Auge formte.

Ich zog eilig mein Smartphone aus der Hosentasche und tippte eine WhatsApp-Nachricht an Julia

»SOS! Brauche SOFORT alle Infos, die du über Derek Blenk auftreiben kannst!«

Ich legte mein Handy neben dem Laptop auf dem Tisch ab und wartete mit vor Spannung zusammengepressten Lippen auf eine Antwort.

Als sich nach zwei Minuten immer noch nichts rührte, öffnete ich schon einmal ein leeres Dokument, in dem ich den Text verfassen konnte.

Ich spielte eine Runde Solitär, bis mein Handy endlich aufblinkte und damit eine neue Nachricht von Julia ankündigte.

»Derek Blenk, geboren 23.06.1990. Sein Studium hat er sogar als einer der besten abgeschlossen. Dann gibt es merkwürdigerweise eine 2-jährige Lücke, bevor er vor einem Jahr in der Kanzlei Becker angefangen hat. Blenk wurde vor allem durch den Hatice-Fall bekannt, in dem er für den Mörder eine Bewährungsstrafe herausgehandelt hat.«

Daran erinnerte ich mich! Der Fall war durch die Medien gegangen wie ein Lauffeuer.

Ich schickte meiner besten Freundin ein Daumen-hoch-Smiley und ein Herz, aber sie war noch lange nicht fertig.

Kaum hatte ich meine Nachricht abgeschickt, kam ein weiterer ellenlanger Text von ihr.

»Wenn du mich fragst, ist Derek Blenk auch ziemlich heiß. Er spielt Tennis und ist Jugendtrainer für eine Fußballmannschaft. Er besitzt 103 Twitter-Follower und retweetet alles, was sein Chef, Gabriel Becker, postet.«

Ich musste schmunzeln und bereute es, die Twitter-App nicht auf meinem Handy installiert zu haben. Ich würde Anwalt Möchtegern nur allzu gerne mal stalken.

»Bist die Beste!«, schrieb ich Julia zurück und machte mich mit einem Grinsen daran, einen kurzen, websitetauglichen Text zu verfassen.

Ich ging fünfmal drüber, merzte Rechtschreibfehler aus und formulierte Sätze um, bis ich zufrieden damit war.

Da würde Blenk aber staunen, das war sicher.

Es war schon halb 10, als ich mich guter Dinge im Stuhl zurücklehnte, der wieder ein Ächzen von sich gab. Ich ließ meinen Blick durch das Büro schweifen.

Jannik Rammosch hatte die eindrucksvollsten Bilder auf der Anwaltswebsite, weshalb er in meiner Erinnerung besonders präsent erschien.

Stets im dunklen, gutsitzenden Anzug, mit einem Handy am Ohr, einem ernsten Gesichtsausdruck, glattrasiert, Haare leger aber seriös zurückgegelt.

Und ich saß in seinem Zimmer und kaute schadenfroh an meinem Daumennagel herum – irgendwie kam ich mir hier mächtig fehl am Platz vor.

Mein Blick blieb an einem gerahmten Foto hängen, das etwas hinter seinem Computerbildschirm verborgen stand.

Neugierig beugte ich mich vor und griff danach. Auf dem Rahmen lag eine dünne Staubschicht, die ich vorsichtig mit den Fingern abwischte.

Sechs Personen standen auf einem Steg, hinter ihnen das Meer und ein Sonnenuntergang, der dieses Bild in einem rötlichen Licht schimmern ließ.

Ich erkannte vertraute Gesichter und erst beim zweiten Hinsehen fiel mir auf, dass vier davon die Anwälte der Kanzlei waren.

Becker, Rammosch, Boxer und da, ganz am Rand stand auch eine etwas jüngere Version von Derek Blenk und streckte wie ein kleiner Junge das Peace-Zeichen der Kamera entgegen. Auf dem Bild musste er etwa in meinem Alter sein und offenbar sah er damals schon verdammt scharf aus.

Sie alle grinsten – sogar Herr Becker –, wirkten ausgelassen und fröhlich. Aber das war es nicht, was mich an dem Bild so irritierte.

Sie alle hatten dunkle Haare, waren groß und muskulös. Sie könnten glatt als Brüder durchgehen.

Außerdem waren sie - laut Julia – alle ledig. Weder Frauen noch Kinder schienen in dem Leben der Anwälte eine Rolle zu spielen, sie alle schienen ausschließlich für ihren Job zu leben.

Ich zuckte zusammen, als ich sich nähernde Schritte auf dem Flur hörte. Eilig riss ich mein Blick von dem Foto los und stellte es zurück auf seinen Platz.

Mein Körper versteifte sich, als ich auf die Tür starrte. Wenn Jannik Rammosch jetzt reinkäme, wäre das ziemlich peinlich.

Aber es war nur Derek, der den Kopf hineinsteckte.

»Na, fertig?«, fragte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Wortlos, aber lächelnd schob ich den Laptop in seine Richtung.

Selbstzufrieden betrat er den Raum und schlenderte auf mich zu. Er ließ sich auf einen Stuhl gegenüber von mir sinken und zog den Laptop näher zu sich heran.

Ich sah zufrieden dabei zu, wie ihm beim Lesen das Grinsen langsam aus dem Gesicht wich.

»Vielleicht sollten wir noch erwähnen, dass Sie Jugendfußballtrainer sind. Das gibt immer Pluspunkte bei Muttis«, schlug ich vor und versuchte ein Lachen zu unterdrücken.

Er sah über den Bildschirm ungläubig zu mir auf.

»Bitte?«, fragte er, obwohl er mich eindeutig verstanden hatte. Ich faltete ruhig die Hände auf dem Tisch zusammen und lächelte ihn an.

»Mich würde mal interessieren, was Sie in der Zeit nach dem Studium gemacht haben, bevor Sie hier angefangen haben. Haben Sie in einer anderen Kanzlei gearbeitet?«

Sicher nicht, denn das hätte Julia garantiert

herausgefunden. Auf meinen Spürhund war immerhin Verlass.

»Woher haben Sie das alles?«, fragte Blenk irritiert und schüttelte verwirrt den Kopf.

»Ich bin angehende Juristin, ich habe Mittel und Wege«, erwiderte ich amüsiert. Das war noch besser als gedacht. Erneut schüttelte der Anwalt den Kopf, lachte aber.

»Na gut, Sie haben gewonnen. Dann kommen Sie mit, ich mache Sie mit dem Fall vertraut. Dafür brauchen Sie aber ein paar starke Nerven.«

 

 

Kapitel 2

 

Auf dem Weg zur Justizvollzugsanstalt berichtete mir Derek grob von dem Mordfall, den ich bereits durch die Medien kannte. »Im Fernsehen wird nur von einem grausamen Mordfall gesprochen. Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich ihn.

»Ich weiß nicht mehr als Sie. Der Staatsanwalt hat mich angerufen und mir den Fall aufs Auge gedrückt«, sagte Blenk angespannt, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. »Das wird uns der Mandant erzählen müssen. Wenn wir dort sind, bleiben Sie bitte ruhig, ja? Überlassen Sie mir das Reden.«

»Und was soll ich tun?«, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und verstaute mein Handy wieder in meiner Handtasche.

»Hören Sie einfach zu. Und stören Sie mich da drin bloß nicht.«

Kurz herrschte Schweigen im Wagen und ich starrte aus dem Fenster die vorbeiziehende Landschaft an.

Dann ergriff Derek das Wort: »Verraten Sie mir jetzt, woher Sie all diese Informationen über mich haben?«

Ungewollt formten sich meine Mundwinkel zu einem Grinsen.

»Klar. Wenn Sie mir verraten, was Sie nach dem Studium zwei Jahre lang gemacht haben.«

Im selben Moment, in dem die Worte meinen Mund verließen, biss ich mir auf die Zunge. Ja, Derek Blenk war gewiss nicht so ernst wie Gabriel Becker, aber trotzdem durfte ich nicht vergessen, dass er immer noch mein Boss war und dass es mich eigentlich auch einen feuchten Dreck interessieren sollte, was er wann getrieben hatte.

Doch Derek lachte nur.

»So so, Sie spielen nur mit scharfen Waffen, habe ich recht? Nun gut, ich verrate Ihnen mein kleines Geheimnis: Ich habe zwei Jahre lang als Firmenanwalt bei einem großen Konzern gearbeitet. Meine Aufgabe war es hauptsächlich, Umweltschützer zu verklagen und Unterlassungsklagen abzuwehren. Etwas, worauf ich nicht sonderlich stolz bin. Ich stand immer auf der falschen Seite.«

Stand er das als Strafanwalt, der Mörder vertrat, nicht auch? Ich beschloss, nichts zu sagen und hörte ihm nur weiter zu.

»Dann habe ich Gabe – Herrn Becker – kennengelernt und er hat mich sofort in seine Kanzlei geholt. Und ich bin ihm wirklich dankbar dafür.«

Moment mal – wollte er damit sagen, dass er Gabriel Becker erst kennenlernte, als er auch in der Kanzlei angefangen hatte? Das konnte nicht stimmen, denn auf Jannik Rammoschs Schreibtisch stand doch dieses Bild von der ganzen Truppe und das war sicher nicht im Laufe des letzten Jahres entstanden.

»Na gut«, sagte ich zögernd. Nein, ich würde ihn jetzt sicher nicht auf diese Lüge hinweisen, denn dann wüsste er, dass ich bei Rammosch quasi geschnüffelt hatte.

»Und?«

»Und was?«, hakte ich nach. Er lachte leise.

»Jetzt sind Sie dran.«

Meine Mundwinkel zuckten. »Wissen Sie, ich habe da so meine Quellen.«

»Ach, wirklich?«, fragte Derek mit einem leisen, unzufriedenen Knurren. Aber er bohrte nicht weiter nach. Außerdem fuhren wir gerade auf den Parkplatz vor der Justizvollzugsanstalt und seine gute Laune schien auf einmal wie weggeblasen.

Er suchte einen Parkplatz und während er sich ein Ticket zog, stieg ich aus und kämmte mir mit den Fingern schnell durch meine dunkelbraunen Haare, um sie zu entknoten.

»Beeilen Sie sich!«

Blenk war schon auf halbem Weg zum Eingang und ich hechtete ihm hinterher. Die Sandalen waren eindeutig die bessere Wahl gewesen. Julia war meine Heldin des heutigen Tages.

Strafrecht war in der Uni immer mein Lieblingsfach. Aber die Gewissheit, gleich einem waschechten Mörder gegenüberzutreten, bereitete mir doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Da Anwalt Möchtegern hier anscheinend kein Unbekannter war, musste er nur kurz lächelnd die Hand heben und wir wurden durch die Sicherheitskontrolle gewunken.

»Heute in Begleitung, Derek?«, fragte der Wachtmeister und lächelte mich freundlich an. Etwas zu freundlich für meinen Geschmack. Derek lachte.

»Ja, unsere reizende Praktikantin. Jurastudentin. Die Beste ihres Jahrgangs.«

Der Wachtmeister hob überrascht beide Brauen, als hätte er das nicht von mir erwartet.

Aber auch ich war überrascht, dass Derek das wusste. Hatte da jemand meine Bewerbung nachgelesen?

Blenk legte mir eine Hand auf die Schulter, als er mich durch die nächste Tür führte, die der Wachmann per Knopfdruck für uns öffnete.

Seine Hand fühlte sich warm und angenehm schwer durch den Stoff meiner Bluse an. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Puls sich beschleunigte.

Er ging zielsicher durch die Gänge, bis wir auf einen anderen Mann trafen.

»Der Staatsanwalt. Sei freundlich«, flüsterte Derek mir zu und automatisch streckte ich den Rücken durch.

Der Staatsanwalt begrüßte Derek kurz und stellte sich mir als Dr. Fridol vor.

Er war ein hochgewachsener Mann mit Geheimratsecken, die auf kommenden Haarausfall hindeuteten. Seine auffällig blauen Augen huschten unruhig hin und her.

»Kommen Sie, kommen Sie«, trieb er uns an und lief mit schnellen Schritten vor.

»Ich würde gerne alleine mit dem Mandanten reden«, deutete Derek an, was Dr. Fridol mit einer energischen Handbewegung abwimmelte.

»Aber sicher doch. Ich wollte danach nur die Sachlage mit Ihnen besprechen. Bisher hat der Mann mit keinem gesprochen.«

»Sicher, ihm steht auch ein Anwalt zu«, sagte Derek mit fester, selbstsicherer Stimme.

Wir erreichten ein weiteres Tor und diesmal tastete man uns ab.

Meine Handtasche und den Gürtel musste ich in einem kleinen Fach lassen, bis ich ein Okay vom Vollzugbeamten bekam.

Ich wurde immer nervöser.

Derek wartete ungeduldig darauf, dass ich durch die Sicherheitskontrolle kam. Seine Miene war hochkonzentriert, er war angespannt, auch wenn man es aus seiner lockeren Konversation mit dem Staatsanwalt nicht herauslesen konnte. Aber ich bemerkte, wie die Muskeln sich unter dem Anzug spannten.

Wir wurden durch lange Gänge geführt und ich hielt den Blick auf Blenks Rücken gerichtet, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Der Vollzugsbeamte blieb an einer Tür stehen und öffnete diese für uns.

»Frau Bressler wird mich begleiten«, sagte Derek und deutete mit dem Daumen auf mich. Dann drehte er sich zum Staatsanwalt.

»Wollen Sie hier auf uns warten?«

Dieser schüttelte den Kopf. »Wir treffen uns später in der Kantine, Blenk. Ich halte einen Kaffee für Sie bereit.«

Kurz blieb Derek stehen und ich konnte an der Bewegung seiner Schultern sehen, wie er ein- und ausatmete.

Dann betrat er mit sicherem Gang den Raum und ich folgte ihm langsam.

Der Raum wirkte durch seine grauen Wände kahl. Der Putz bröckelte bereits ab. Es war unangenehm kühl hier drin, obwohl es draußen über 25°C warm war.

Mein Blick fiel auf unseren Mandanten, Thomas Schrader. Seine Hände, die auf dem Tisch ruhten, lagen in Handschellen, sein starrer Blick war ins Leere gerichtet.

Ich hatte von ihm kein genaues Bild vor Augen, aber als ich ihn nun erblickte stellte ich fest, dass ich ihn mir anders vorgestellt hatte. Er war noch ziemlich jung, hatte volles blondes Haar und leere Augen. Ein Bartschatten lag auf seinen Wangen, die Lippen waren zu einem dünnen Strich verzogen.

Er sah aus, als hätte er mit allem abgeschlossen.

»Guten Tag, Herr Schrader. Rechtsanwalt Derek Blenk, das ist meine Assistentin Lavina Bressler.«

Oh, von Praktikantin zur Assistentin, nicht schlecht.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, aber Schrader sah ohnehin nicht einmal in meine Richtung. Nur ein kurzer Blick auf Derek, bevor er ihn wieder abwandte.

Dieser schlug seinen Notizblock auf und ich faltete nervös die Hände im Schoß. Glücklicherweise bestand meine Aufgabe ohnehin nur darin, still dazusitzen, denn zu mehr fühlte ich mich plötzlich nicht mehr in der Lage.

Immer wieder hämmerte sich in meinen Kopf, dass ich mich einem Mörder gegenübersah. Einem grausamen Mörder noch dazu.

Ich hätte niemals gedacht, dass mir das so viel ausmachen würde.

»Also gut, Herr Schrader. Ich möchte anmerken, dass ich unter Schweigepflicht stehe. Nichts, was Sie mir erzählen, verlässt diesen Raum, wenn Sie dies nicht wollen.«

Dereks dunkle Stimme wirkte ungemein beruhigend, selbst auf mich.

Aber Schrader sah immer noch ins Leere, als wäre er noch vollkommen alleine im Raum.

Derek schien auch irritiert davon, er räusperte sich und tippte kurz mit dem Kugelschreiber auf das leere Blatt vor sich.

»Gut, Herr Schrader. Leider konnte ich noch keinen Blick in die Akten werfen. Erzählen Sie mir doch einmal, was genau passiert ist.«

Eine Mauer des Schweigens schlug uns entgegen. Die Luft hier drin wirkte auf einmal dick, obwohl die Gänsehaut immer noch die Härchen auf meiner Haut zu Berge stehen ließ.

Derek hob auffordernd eine Augenbraue, als könnte er Schrader mit bloßer Willenskraft dazu bewegen, endlich zu antworten. Aber natürlich passierte nichts.

»Herr Schrader, Sie müssen mit mir reden. Ich bin zwar nur Ihr Pflichtverteidiger, möchte aber trotzdem das Beste für Sie rausschlagen. Aber dafür müssen wir kooperieren.«

Ich sah meinen Anwalt an, dann Schrader. Nein, das würde heute definitiv nichts mehr werden. Vielleicht konnte Derek ein bisschen weibliches Einfühlungsvermögen gebrauchen.

Ich räusperte mich, bevor ich zum Sprechen ansetzte.

»Herr Schrader, wir verstehen, dass Sie sich im Moment in einer misslichen Lage befinden. Aber Schweigen wird Ihnen nicht helfen. Wir wollen nicht darüber urteilen, ob Sie schuldig sind oder nicht. Aber wir müssen unsere Strategie besprechen.«

Das hatte unser Professor uns beigebracht. Uns Juristen interessierte in erster Linie, wie man dem Beschuldigten am besten helfen konnte. Nicht, ob er tatsächlich schuldig war. Strafverteidiger waren nur dafür zuständig, das Beste für den Mandanten herauszuholen.

Als hätte meine Stimme ihn hellhörig gemacht, drehte Schrader ganz langsam den Kopf in meine Richtung. Seine kalten, kleinen Augen sahen mich emotionslos an und ich riss mich zusammen, um nicht unvermittelt zurückzuschrecken.

»Von meinem Anwalt erwarte ich zumindest, dass er die Fakten kennt, bevor ich irgendetwas bespreche. Nichts für ungut, Täubchen.«

Ich erschauerte bei seinen an mich gerichteten Worten und zwang mich, nicht aufzuspringen und rauszustürmen.

Seine Stimme war beherrscht, zu ruhig und zu monoton. Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Derek kam mir zuvor.

»Wir werden einen neuen Termin vereinbaren, sobald wir die Akten vorliegen haben. Halten Sie sich bereit.«

Damit erhob er sich rasch und ich tat es ihm eilig gleich.

Auch der Vollzugsbeamte sah überrascht drein und öffnete uns die Tür. Dort wartete noch einer, der uns den Weg zurückführte. An Dereks schnellen, energischen Schritten konnte ich erkennen, wie wütend er war.

Ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Als ich meine Handtasche entgegennahm und eilig den Gürtel in die Schlaufen fädelte, verlor ich ihn fast.

»Wollten wir uns nicht mit dem Staatsanwalt treffen?«, fragte ich atemlos, als wir wieder an der Wachtmeisterei ankamen. Der Anwalt brummte nur etwas Unverständliches.

»Karl, gibst du Dr. Fridol Bescheid, dass etwas dazwischengekommen ist? Wir müssen los.«

Karl, der Wachtmeister, nickte gehorsam und winkte uns zu. Ich winkte zurück, während Derek davonrauschte.

»Warten Sie doch mal«, keuchte ich und riss die Tür auf. Der Mercedes stand schon mit laufendem Motor da. Als ich einstieg, fuhr er aber wider Erwarten nicht mit quietschenden Reifen davon.

Stattdessen drehte er den Kopf in meine Richtung. Aufgebrachte, grüne Augen funkelten mich an.

»Herrgott, was verstehen Sie daran nicht, wenn ich Sie bitte, den Mund zu halten? Sie haben mich vor meinem Mandanten blamiert!«

Er schlug gegen das Lenkrad und betätigte dabei versehentlich die Hupe. Ich zuckte zusammen.

Angriff war stets die beste Verteidigung, weshalb ich ebenfalls aufgebracht die Hände in die Hüften stemmte, was im Sitzen nicht halb so wütend aussah wie beabsichtigt.

»Hey, Sie haben mich doch als Ihre Assistentin vorgestellt! Und als Ihre Assistentin habe ich wohl das Recht, auch etwas zu sagen. Außerdem hat er dann wenigstens etwas gesagt und uns nicht angeschwiegen!«

Derek stieß ein trockenes, kehliges Lachen aus.

»Verdammt, wollen Sie das jetzt echt so hindrehen und mir die Schuld geben?«

Warum denn nicht? Das war doch eine super Strategie!

 

Kapitel 3

 

»Frauen«, schnaubte er und wandte den Blick von mir ab. Er starrte aufs Lenkrad und eisiges Schweigen breitete sich im Wagen aus. Ich atmete tief durch.

»Es tut mir leid«, sagte ich schließlich zähneknirschend. »Es war nicht meine Absicht, Sie zu blamieren.«

Derek schüttelte den Kopf und ich wusste nicht, ob er meine Entschuldigung nicht akzeptierte oder mich schlichtweg zum Schweigen bringen wollte.

Schließlich legte er einen Gang ein und fuhr los.

Sein Schweigen machte mich noch verrückt. Es glich einer Katastrophe, direkt an meinem ersten Tag aus der Kanzlei zu fliegen. Das würde sich garantiert nicht gut in meinem Lebenslauf machen.

Aber Blenk hatte wohl nicht vor, mich rauszuwerfen. Ich folgte ihm eilig in sein Büro, wo er sich sofort an den Computer setzte.

»Wissen Sie, wo die Staatsanwaltschaft ist?«, fragte er abwesend. War er denn gar nicht mehr wütend auf mich?

Tz, typisch Mann. Aufmerksamkeitsspanne von einer Fliege. Nun ja, besser für mich. Oder vielleicht funktionierte meine Abstreiten-und-Beschuldigen-Taktik doch besser als gedacht.

»Klar«, antwortete ich hastig.

»Gut. Ich weiß, Fridol wird mir ewig die Akte vorenthalten und wenn unser reizender Mandant nicht mit der Sprache rausrücken will, brauchen wir die Akte umso dringender. Sie müssen jetzt zur Staatsanwaltschaft und den Antrag persönlich im Büro der zuständigen Sachbearbeiterin abgeben. Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Gehen Sie erst, wenn Sie die Akte bekommen haben. Sie müssen schnell sein, noch bevor Fridol zurückkommt.«

Er redete so schnell, dass ich mich konzentrieren musste, um ihm zu folgen. Aber ich nickte gehorsam. Aufdringlich sein? Konnte ich! Dafür war ich quasi geboren.

»Das kriege ich hin«, versicherte ich ihm. Derek druckte etwas aus und unterschrieb es schnell. Endlich sah er mich an, als er mir das Akteneinsichtsgesuch in die Hände drückte.

»Kommen Sie mir ja nicht ohne die Akte zurück, Lavina.«

Ich faltete das Papier zweimal. Vor einer Herausforderung war ich noch nie zurückgeschreckt.

»Bis später«, verabschiedete ich mich und spürte noch seinen bohrenden Blick in meinem Rücken, als ich aus der Tür lief.

Bei dem nachmittäglichen Verkehr würde ich zu Fuß schneller beim Gericht sein, wofür ich Julia und ihrer Klamottenwahl erneut im Stillen dankte.

Ohne Rücksicht auf die Menschen um mich herum hechtete ich über rote Ampeln und lief mit schnellen, strammen Schritten zwischen den Fußgängern hindurch.

So oft wie auf diesem kurzen Fußmarsch, war ich tatsächlich noch nie angerempelt worden.

Aber es lohnte sich, denn in weniger als fünf Minuten stand ich keuchend vor dem imposanten Gerichtsgebäude. Es war an der einen Seite komplett verglast, sodass ich von hier unten in die einzelnen Büros schauen konnte.

Ich zog den Antrag aus meiner Tasche und faltete ihn vorsichtig auseinander, während ich hineinlief.

Am Empfang saßen drei Wachtmeister, die gelangweilt Karten spielten und erst aufsahen, als ich mich räusperte.

»Ja?«, fragte der eine durch die Sprechanlage, während sein Kollege ihm in die Karten lugte. Ich unterdrückte ein Grinsen und hob das Schreiben von Blenk in die Höhe.

»Ich muss das hier bei der zuständigen Sachbearbeiterin abgeben. Können Sie mir sagen, wo ich da hinmuss?«

Er kniff die Augen zusammen und drückte seine Nase fast gegen die Scheibe, um den Wisch lesen zu können.

»Sagen Sie uns einfach das Aktenzeichen durch«, rief sein Kollege von hinten.

Ich gab die Nummer durch und er tippte kurz was in seinen Computer.

»Das ist im zweiten Stock. Raum 245.«

Dankend hob ich die Hand und er öffnete per Knopfdruck die Tür für mich.

Ich hechtete die Treppen hoch zum zweiten Stock und lief dann einmal im Kreis, bis ich am Raum 245 ankam. Das Gebäude war viereckig geschnitten und ich war in die falsche Richtung gelaufen, musste den längeren Weg gehen und war dementsprechend aus der Puste.

Davor blieb ich stehen und wartete, bis mein schlagender Puls sich etwas beruhigte und ich wieder durchatmen konnte.

Dann klopfte ich an und wartete auf ein Herein, bis ich die Klinke nach unten drückte und einen Schritt hineinwagte.

Es war ein kleines Büro, das von dem Schreibtisch fast voll ausgefüllt wurde. Aber die Aussicht durch die Glaswand an einer Seite war fantastisch.

»Hi«, sagte ich fröhlich und lächelte der Frau zu. Diese setzte ihre Brille ab und hob das Kinn, als sie mich musterte. Eine Zornesfalte grub sich zwischen ihre Augenbrauen.

Oh man. Hätte es nicht ein netter, junger Typ sein können? Oder eine übereifrige Anfängerin? Heute war das Glück aber auch nicht auf meiner Seite.

»Wie kann ich helfen?«, fragte sie grob und ich reichte ihr schnell das Schreiben.

»Das soll ich im Namen von Rechtsanwalt Blenk vorbeibringen. Wir brauchen die Akte.«

Sie überflog das Schreiben kurz. Dann erhob sie sich langsam und lief zu einem Schrank. Aus einem Regal zog sie ein paar Akten und schob sie dann wieder zurück, bis sie scheinbar die Passende fand. Damit schlurfte sie zurück und ließ sich gemächlich zurück auf den Stuhl sinken.

Sie verengte die Augen.

»Blenk ist gar nicht als Verteidiger eingetragen«, bemerkte sie scharf.

»Das kam ziemlich kurzfristig, soweit ich weiß«, sagte ich schnell und versuchte mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen.

Sie seufzte langgezogen und tippte das Aktenzeichen im Computer ein. Dann zog sie eine Augenbraue in die Höhe.

»Ach, das ist also der aufdringliche Anwalt, der unbedingt diesen Fall zugetragen bekommen wollte«, murmelte sie vor sich hin.

Vor Überraschung klappte mir die Kinnlade herunter, was die Angestellte glücklicherweise nicht sah, da sie nun Blenks Namen auf der Akte vermerkte.

Hatte Anwalt Möchtegern mir nicht gesagt, er hätte diesen Fall aufs Auge gedrückt bekommen?

Nun, vielleicht war es ihm peinlich, dass er um Fälle betteln musste. Die Juristerei war hart geworden in den letzten Jahren. Einfach zu viele Anwälte. Mein Vater hatte mich vor diesem Problem gewarnt, als ich ihm erzählt hatte, dass ich Jura studieren wollte. Das war einer seiner letzten klaren Momente, bevor er dem Krebs erlag. Aber ich wollte unbedingt in seine Fußstapfen treten, genauso viele spannende Fälle bearbeiten und interessante Leute treffen wie er. Mein Dad hatte immer spannende Geschichten zu erzählen gehabt, wenn er abends nach Hause kam.

Aber Dereks Motive konnten mir ohnehin egal sein, ich brauchte jetzt nur diese verdammte Akte!

»Und?«, fragte ich deshalb ungeduldig. »Geben Sie mir die Akte gleich mit?«

Die Sachbearbeiterin zog die Brille wieder auf die Nase und schüttelte den Kopf.

»Nein, das kann ich nicht entscheiden. Der Staatsanwalt muss das genehmigen. Ich lege es ihm auf den Tisch.«

»Ist der Staatsanwalt denn da?«, hakte ich vorsichtig nach. Sie hob den Finger und den Telefonhörer ans Ohr, lauschte. Dann schüttelte sie den Kopf.

»Nein, er muss noch bei seinem Termin sein. Sie können ja morgen nochmal vorbeikommen, vielleicht kann ich sie Ihnen dann mitgeben.«

Ich verknotete meine Hände ineinander und räusperte mich. Also, so leicht wollte ich mich dann doch noch abwimmeln lassen.

»Hören Sie, ich brauche die Akte aber jetzt. Es ist wichtig. Können Sie nicht eine Ausnahme machen? Der Staatsanwalt wird die Akteneinsicht sowieso genehmigen, dass muss er. Ob heute oder morgen, das ist doch egal.«

Sie zog irritiert die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf.

»Nein, das ist nicht egal, junge Dame. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, tut mir schrecklich leid.«

Tja, das sollte sie mal ihrem Gesicht sagen, denn das sah gar nicht so aus, als würde es ihr leidtun.

Mein Blick huschte zur Akte, aber es war die offene Wasserflasche am Rand des Tisches, die mir ins Auge sprang.

Das war eigentlich gar nicht meine Art, aber harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen.

Ich stützte beide Hände auf ihrem Tisch ab, beugte mich ein Stück vor.

»Bitte?«, fragte ich erneut, schob meine Hand unauffällig weiter vor, bis ich ihre Flasche umstieß.

Sprudelwasser ergoss sich über den Schreibtisch und über einzelne Blätter, die dem Becher zu nahe standen.

Die Angestellte wich instinktiv zurück.

»Oh!«, machte ich vermeintlich bestürzt und kramte in meiner Tasche nach einer Packung Taschentüchern.

»Das tut mir so furchtbar leid! Das war … oh Gott, ist mir das peinlich!«

Meine Stimme war ein paar Nuancen zu hoch, aber in ihrer Wut fiel das der Angestellten gar nicht auf.

»Ach, verdammt«, fluchte sie und sah sich hektisch im Raum um. Dann fiel ihr Blick wieder auf mich.

»Kommen Sie einfach morgen wieder, wenn Sie die Akte unbedingt wollen.«

Damit rauschte sie aus dem Zimmer, höchstwahrscheinlich zur Toilette, um Tücher zu holen. Ha, mein riskanter Plan ging auf!

Ich griff mir die Akte vom Tisch, drückte sie fest an meinen Körper und lief eilig aus dem Zimmer. Ich beschloss, ein Stockwerk höher zu gehen. Die Schilder verrieten mir, dass ich mich hier schon bei den Angestellten des Landgerichts befand. Perfekt!

Bei der ersten offenen Tür blieb ich stehen und spähte hinein. Entspannende Gitarrentöne erklangen aus dem Büro.

Am Schreibtisch saß eine junge Frau mit einem modernen Hut auf dem Kopf.

»Hi!«, grüßte ich. Mein Plan war, einfach so zu tun, als würde ich dazugehören. Das konnte ich unten bei der Staatsanwaltschaft nicht tun, denn die Angestellten kannten sich höchstwahrscheinlich untereinander. »Puh, Mensch, kann ich deinen Drucker benutzen?«

Endlich sah sie auf und musterte mich, ihre roten Lippen zu einem fragenden Oh verzogen.

Ohne eine Antwort abzuwarten lief ich zu ihrem Drucker und fummelte die Blätter aus den Akten.

»Also echt, keine Ahnung was mit meinem da unten los ist. Irgendwie blinkt der nur rot. Und wenn ich den Techniker noch einmal wegen einem Drucker-Fauxpas hole, muss ich ihm bald einen Kaffee spendieren oder so«, plapperte ich weiter, während ich die Blätter einlegte und auf den großen Knopf drückte. Er gab ein leises Summen von sich, dann zog er die Blätter nacheinander ein.

Die Frau lachte und ich sah über die Schulter zu ihr.

»Ja, mein Drucker macht auch ständig Probleme.«

Sie rollte ihren Stift zwischen den Fingern und musterte mich forschend.

»Puh, ganz schön heiß heute, oder?«, sprach ich weiter. Ich konnte es mir nicht erlauben, von ihr irgendwas gefragt zu werden. So etwas wie Wer bist du? oder Hast du überhaupt eine Berechtigung, hier zu sein? wären ganz schlecht.

»Oh ja!«, ging meine vermeintliche Arbeitskollegin darauf ein und wedelte sich mit der Hand Luft zu. »Total ätzend, bei so einem Wetter im Büro sitzen zu müssen.«

»Du sagst es.« Die letzten Blätter der Akte wurden eingezogen und ich ordnete schnell alles und heftete es zurück in die Akte. Den kopierten Stapel noch warmer Blätter klemmte ich mir unter den Arm.

»Also, danke dir! Ich gebe dir dafür mal einen Kaffee aus.«

»Ach, kein Ding«, murmelte sie. Ich spürte noch ihren misstrauischen Blick im Rücken, aber immerhin stellte sie keine Fragen oder rief gar den Sicherheitsdienst.

Wahrscheinlich fragte sie sich einfach, aus welcher Abteilung ich kam oder überlegte fieberhaft nach meinem Namen.

Unordentlich zusammengeknickt passten die Aktenkopien dann auch endlich in meine Handtasche. Die Versuchung war groß, einen kurzen Blick zu riskieren, aber zuerst musste ich hier weg.

Aber gerade als ich die Treppen nach unten lief, sah ich Dr. Fridol direkt auf das Zimmer zulaufen, wo die Justizangestellte gesessen hatte und wohin ich eigentlich die Akte zurückbringen sollte.

Ach, scheiße! Was, wenn die Angestellte schon wieder zurück an ihrem Platz war? Sie würde sofort sehen, dass die Akte fehlte.

Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen. Aus Reflex schlug ich einfach den anderen Weg ein, um Dr. Fridol nicht zu begegnen. Ich würde einmal im Kreis laufen und dann …

Ja, was dann? Ich konnte die Akte nicht klauen! Das war eine Straftat und das würde Blenk noch mehr in Schwierigkeiten bringen.

Fieberhaft überlegte ich, was ich tun konnte, aber mir blieb keine Wahl. Ich musste die Akte zurücklegen, mich entschuldigen und … ach, verdammt! Ich musste auch die Kopien zurückgeben und den Staatsanwalt anflehen, Derek davon nichts zu erzählen.

Doch gerade als ich um die dritte Ecke bog und damit fast mein Ziel erreicht hatte, hielt ich abrupt inne.

Dort standen Dr. Fridol und seine Angestellte. Die Beiden redeten wild gestikulierend miteinander. Aber sie hielt noch einen Stapel grauer Papiertücher in den Händen. Das hieß, sie war noch gar nicht in ihrem Büro gewesen.

Mein Herz überschlug sich vor Aufregung. Ich wechselte erneut die Richtung und rannte fast zurück. In einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit erreichte ich den Raum. Die Tür stand immer noch offen, auf dem Tisch unverändert die Sauerei, die auf mein Konto ging.

Schnell platzierte ich Akte auf dem Tisch. Gerade als ich das Büro verließ, kam die Justizangestellte mir entgegen.

»Auf Wiedersehen«, verabschiedete ich mich höflich und versuchte, nicht angespannt zu wirken, als ich ging.

Mein Herz schlug immer noch wild, als ich das Gerichtsgebäude verließ.

Hatte ich das gerade tatsächlich getan? Ohne dass ich es verhindern konnte, kam ein hysterisches Lachen aus meinem Mund.

Nun ja. Mal sehen, was Derek dazu zu sagen würde.

 

 

Kapitel 4

 

Gerade als ich die Klingel betätigen wollte, wurde die Tür aufgerissen und ich stolperte einen Schritt zurück. Derek erwartete mich scheinbar schon.

Hatte er etwa die ganze Zeit hinter der Tür ausgeharrt?

»Und? Haben Sie die Akte?«, fragte er sofort mit einem erwartungsvollen Glitzern in den Augen. Ich schob mich an ihm vorbei ins Innere.

»Ich habe Kopien«, sagte ich, nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet hatte. Ich fischte die etwas zerknitterten Aktenauszüge aus meiner Tasche und reichte sie ihm.

»Perfekt! Das reicht vollkommen!«

»Es gibt einen Haken«, fuhr ich fort, als er sich schon mit seiner Beute davonmachen wollte. Die Tür wurde durch einen Windhauch hinter mir zugezogen und ich zuckte zusammen, kaute dann unschuldig auf meiner Unterlippe.

Derek hob eine Augenbraue.