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Auf der Suche

Walther von Hollander

SAGA Egmont




I
Es fliehen dahin die Tage…

Der Garten der Landowskis liegt in der Frühsonne eines Septembertages. Die Rosen sind noch in voller Blüte. In dem Georginenbeet, das die Mitte des einen Rasenplatzes bildet, drängen sich die bunten Blüten zu einem Riesenstrauß. Der Springbrunnen auf dem anderen Rasenplatz ist heute in Gang gesetzt. Die Wassersäule steht kerzengerade über dem grauen Sandsteinbecken. Weiter hinten, dort, wo durch eine Weißdornhecke abgegrenzt der Gemüsegarten beginnt, hört man den Gärtner mit Gießkannen hantieren.

Eine helle, lustige Stimme erhebt sich auf der Straßenseite, eine dunkle und brüchige Männerstimme, die auch lustig sein möchte, antwortet. Ein Hin und Her von Abschiedsrufen. Dann die Hupe eines Autos.

Gleich darauf biegt eine große, sandfarbene Katze um die Hausecke, hält geblendet von der Sonne an, schließt die Augen und dehnt sich, als müsse sie ihre Länge verdoppeln. Dann setzt sie sich gemächlich wieder in Bewegung und trabt an den hellen Sandsteinen des Hauses entlang, die schon eine angenehme Wärme ausströmen.

Auch Stefanie Landowski schließt die Augen, als sie aus dem Schatten in die Sonne kommt. Dafür öffnet sie aber den Mund, legt den Kopf zurück und läßt die Strahlen durch die rote Gaumenhöhle bis in die dunkle Kehle fallen. Das ist sehr angenehm, weil es komischerweise die ganze Wirbelsäule entlang prickelt. Sie bleibt eine ganze Weile so stehen, freut sich über ihre Entdeckung und beschließt, das „Sonnengurgeln“ von nun an jeden Tag zu machen. Als sie endlich weitergeht, kommt der erste Windstoß, fährt ihr unter den seidenen Morgenrock und entblößt so ein paar Beine, die von den Knien abwärts ein klein wenig zu dick sind.

Stefanie weiß das genau — ist doch dadurch der Badeanzug für sie ein unlösbares Problem! — und schlägt darum mit mehr Heftigkeit als nötig den Rock hinunter. Sie ist einen Augenblick ganz verstimmt.

Sie will nun endlich frühstücken, läuft, mit den Schultern etwas hin und her schlingernd, die Freitreppe hinauf und läßt sich atemlos auf einen der Stühle am Frühstückstisch fallen, der inmitten der Terrasse steht. Auf dem anderen hat die Katze Platz genommen und begrüßt die Herrin mit rasselndem Geschnurr.

Aber zunächst gibt es noch nichts zu essen; es muß erst der Wirtschaftsvortrag von Frau Schreier entgegengenommen werden, die in voller Uniform zur Stelle ist, die weiße Riesenhaube rings um das rote Gesicht, eine schneeweiße Schürze über den mannigfaltigen Wölbungen ihrer Vorderseite. Frau Schreier fängt sofort zu sprechen an, ohne jede Pause, in größter Eile und in ständiger Angst, daß sie unterbrochen werden könnte. Sie spricht waschechten Berliner Dialekt, dem sie zuweilen einige Sätze Hochdeutsch beimischt, um merken zu lassen, daß es ihr an Bildung nicht fehlt.

Es ist in den sechs Wochen der Abwesenheit von „Frau Jräfin“ geradezu eine Unmenge passiert. „Frau Jräfin kann sich det jarnich vorstellen, wie det Personal…“ Stefanie bittet inständigst, von der Titulatur Frau Gräfin abzusehen. Es lasse sich schließlich nicht ändern, daß sie nun schon drei Jahre lang schlicht bürgerlich Landowski heiße. „Freilich ärgern mich auch die beiden i im Namen: Stefanie Landowski“, sagt sie und bemüht sich, bei diesem Thema zu bleiben. „Aber man kann nicht immer alles passend zusammenfinden.“

Frau Schreier hat die Hände gefaltet und nickt. Soll die Gnädige sich erst aussprechen, denkt sie und sammelt unterdessen Atem. „Außerdem war ich nie eine Gräfin,“ schließt Stefanie endlich, „sondern nur eine Komtesse.“

Sie haut bei den letzten Worten der Katze eins auf die Pfote, weil sie in den Milchtopf gelangt hat. Durch den Schlag fliegt eine Vase mit Blumen in hohem Bogen zu Boden und geht in Scherben.

Frau Schreier macht einige bedauernde Handbewegungen und klingelt nach dem Hausmädchen. Sie klingelt aber versehentlich einmal zu viel, und so kommt Gaspard, der dreiundsiebzigjährige Diener, auf kleinen, etwas zittrigen Beinen durch den Salon gelaufen, öffnet die Tür der Terrasse und steht, den weißen Kopf verbindlich auf das linke Ohr gelehnt, auf dem er schwer hört.

Frau Schreier begreift nicht, wieso Gaspard (sie sagt hartnäckig Kaßpacht) gekommen ist. Sie hat bestimmt nur zweimal geklingelt. Sie will aber keinen Streit. Stefanie bittet den Alten, das Hausmädchen Bertha zu holen. Die erscheint auch bald darauf, und während die drei anderen voll Teilnahme zuschauen, gelingt es ihr wirklich, die Scherben und Blumen auf ein Kehrblech zu fegen und fortzutragen. Hierauf findet ohne weitere Unterbrechung der Wirtschaftsvortrag der Frau Schreier statt, der Speisezettel für die nächsten acht Tage einschließlich der Gesellschaft am Montag wird ohne Debatte genehmigt, und die Zofe Hanna darf den Tee bringen.

Stefanie frühstückt mit geringem Appetit, sie schnippelt eigentlich nur an allem herum, an einem Stück Toast, einem Stück Kuchen, an Ananas und den Frühäpfeln. Dann läßt sie alles liegen, breitet seufzend ihre Serviette über den Teller, der wie eine Schutthalde aussieht, und läßt sich von Gaspard eine Zigarette und Feuer geben. Sie scheint die Zigarette zu knabbern. Denn nach jedem zweiten Zug muß sie mit den Fingern ein Fädchen Tabak von der Unterlippe entfernen. Beinah könnte man glauben, daß die Unterlippe von diesem Zerren etwas größer geworden ist als die Oberlippe.

Übrigens schadet das nichts. Der winzige Mund verlöre sich vielleicht sonst in dem großen Gesicht. Um zum Beispiel den Reiz der Oberlippe zu erkennen, muß man schon sehr genau hinsehen. Dann freilich wird man entzückt sein von dem Schwung einer Lippenlinie, die in der Mitte einen tiefen Bogeneinschnitt zeigt und an beiden Mundwinkeln sich nochmals wölbt, ehe sie sich mit der Unterlippe vereinigt.

Stefanie wendet sich in der Sonne behaglich hin und her. Sie mustert wohlgefällig das gut geformte Dach einer Grunewaldkiefer, stellt fest, daß die Buche noch ganz grün ist — also hat Herbert, der Lümmel, in seinem Briefe gelogen — und beschließt, zum schnelleren Eingewöhnen noch einen Rundgang durch den Garten zu machen.

Sie setzt sich einen knallblauen Strohhut auf, nimmt den Sonnenschirm aus gelbem Bast, den die Zofe neben den Frühstückstisch gestellt hat, und will gehen. Da fällt ihr noch im letzten Augenblick ein, daß Landowski sie immer wieder gebeten hat, „in durchsichtigen Kleiden wenigstens nicht spazierenzugehen“.

Sie geht bis zum Eingang des Salons, tritt vor den Spiegel, und da sie hier gerade noch von der Sonne erwischt wird, muß sie zugeben, daß das Morgenkleid wenig vom Körper verhüllt. Einiges, meint sie, wird sogar noch unterstrichen, obwohl es nicht unterstreichenswert ist. Sollte zum Beispiel der Bauch wirklich…? Ja, sie hat einen kleinen Bauch! Zwar, die Freundinnen würden sie auslachen und die Schneiderinnen das Gegenteil beschwören, aber sie betrachtet es als das Vorrecht anderer, keine Augen zu haben.

Zum zweiten Male an diesem Vormittag ist sie mit ihrem Körper unzufrieden. Sie nickt ihrem Spiegelbild ernst zu — wirklich wunderhübsch steht das Blau des Strohhutes zu dem Sommerbraun des Gesichtes — und geht langsam die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie zieht sich nun lieber gleich ganz an, und das dauert ziemlich lange, weil sie dazwischen immer wieder seufzen muß. So ist also die ganze Reise mit Sport, Sonnenbad, Gymnastik, Training und Massage für den Körper nicht viel wert gewesen. Und sonst? „Du wirst alt, liebe Freundin“, sagt sie laut und erschrickt.

Die ekelhafte Melancholie kommt wieder oder die nüchterne Betrachtungsweise, wie sie das nennt. Der Winter, der eben erst aufgehört hatte, ist schon wieder da. Am Montag ist die erste, am Donnerstag die zweite Gesellschaft. Dann flitzt Tag um Tag vorbei, und ehe man dreimal Atem geschöpft hat, ist noch ein Jahr herum und noch ein Jahr. Ach ja, man weiß, wie das verläuft. Man steht mitten im Leben, oder vielmehr das, was sie, Stefanie Landowski, verwitwete Frau von Strassow, geborene Komtesse Wangen, so treibt, nennt man „mitten im Leben stehen“. Danach kommt nichts mehr.

Sie ist endlich mit Anziehen fertig und fängt an, ihre Haare zu bürsten. Heftig und ausdauernd fährt sie mit einer Stachelbürste durch den blonden Schopf, der immer glatter anliegt und schließlich wie eine kückenfarbene Kappe schmal den schmalen Kopf einschließt. Dazu singt sie aus Andrejews „Tage des Lebens“ die Schmachtfetzenmelodie, die sie einmal in den Münchener Kammerspielen zu Tränen gerührt hat:

„Es fliehen dahin die Tage des Lebens.“

Zuerst singt sie noch ganz ernst und findet, daß das gut zu ihren traurigen Gedanken paßt. Dann, als das Haar immer hübscher wird und die dunkelblauen Augen wieder ihren Höhlenglanz bekommen, quäkt sie schon ganz lustig, und schließlich hat sie einen Foxtrott-Rhythmus darin entdeckt. Sie springt die Treppen hinunter, indem sie ein Piccolo-Saxophon ausgezeichnet nachmacht.

II
Das Problem taucht auf

Die Tomaten stehen erschreckend gut. „Es wird einem rot vor Augen, Meyersachs“, sagt sie dem Gärtner und lacht ihn an. „An die sechzig Zentner“, wiederholt Meyersachs ein paarmal und reibt seinen Daumen an der blauen Schürze, weil der juckt, was angeblich Gewitter zur Folge hat. Dann muß Stefanie noch die neu angelegten Spargelbeete besichtigen, den Blumenkohl und die anderen Gemüse und muß mit ins Treibhaus kriechen, wo eine Menge Orchideen im Aufblühen sind und mit ihren langen grünen Schlingästen sich gegenseitig in die Töpfe greifen.

Ich mag die Biester nun mal nicht leiden, denkt Stefanie, mit ihren dumm aufgerissenen Mäulern. Immer sehen sie beleidigt aus. Laut aber preist sie Meyersachsens besondere Orchideenbegabung, um die Kenner die Landowskis beneiden, und macht sich unter Lobsprüchen von dem Alten los.

Es ist elf Uhr geworden, bis Frau Landowski mit Begrüßen und Besichtigen fertig ist. Aber sie ist nun ganz zufrieden. Die Leute hängen rührend an ihr, und es ist in Haus und Garten alles in bester Ordnung. Das ist ihr durchaus nicht gleichgültig. „Irgendwas muß der Mensch in Ordnung halten,“ pflegt sie zu sagen, „und wenn er mit sich nicht fertig wird, so soll er es mit seiner Umgebung versuchen.“

Sie geht einen Augenblick in ihr Wohnzimmer, tritt auf den Balkon hinaus, der ganz in den Grunewald hineinsieht, kehrt ins Zimmer zurück und blättert ein bißchen in Zeitschriften. Das Telephon schrillt ein paarmal, aber sie läßt sich noch nicht sprechen. Die Menschen, die anrufen können, sind ihr alle höchst gleichgültig.

Schließlich ist Leo Landowski am Apparat, ihr Herr und Gebieter, und er muß etwas sehr Komisches gesagt haben, denn Stefanie lacht laut und lange. Ihr Lachen ist merkwürdig tief und glucksend, ja, wenn sie von Herzen lacht, kann es klingen, wie wenn Wasser aus einem Steinbrunnen aufquillt.

„Du bist so gut gelaunt, Ole,“ sagt sie zärtlich, „natürlich wundert mich das. Nein, sicher hätte ich es nicht vergessen.“ Sie schwatzt so lange von den Erlebnissen des Vormittags, bis sie daran denkt, daß sie alles gleich erzählen kann, und hängt dann ein.

Sie sitzt eine ganze Weile und starrt auf den schwarzen Hörer, als könne der ihr erklären, was ihr eben als unerklärlich und beinah als Schrecken aufgefallen ist, nämlich, daß sie immer wieder von der alten Leidenschaft für Leo Landowski gepackt wird. Es widerspricht ihrer Erfahrung, nach der Leidenschaften mit Krach abbrennen und dann eben in alle Ewigkeit hinein Asche bleiben. Sollte in diesem Falle…?

Sie schüttelt den Kopf. Ausgerechnet eine gute Ehe soll aus einer Leidenschaft werden, denkt sie und lächelt halb spöttisch und halb gerührt.

Zehn Minuten später steht sie im grauen Kashakleid mit kleinem bunten Don-Juan-Cape und einem großen Rosenhut, den sie „wider alle Mode und alle Vernunft“ aufgesetzt hat, und wartet auf das Auto, das ihren achtjährigen Sohn, Herbert von Strassow, aus der Schule abholen soll. Sie sieht ernst nach der Seite, aus der das Auto kommen muß, und hebt den Sonnenschirm zum Winken, als es um die Ecke biegt.

Herbert, in einem hellgrauen Sportanzug, mit grauen Handschuhen und grauen Halbstrümpfen, die die zerschundenen Jungenwaden freilassen, winkt wie ein Kaiser mit steifem Handgelenk zurück, steigt aus, nimmt die Mütze zeremoniell ab und küßt der Mutter die Hand. Er ist ein schmächtiger Junge mit lustigen, braunen Augen, einem sommersprossigen, etwas käsigen Gesicht und einem Schädel, dessen Rundheit durch den Halbmillimeterschnitt des Haares noch betont wird. Das Haar schimmert trotz seiner Kürze ins Rötliche und hat — sehr zum Schmerze Herberts — einen zweiten goldblonden Wirbel oben an der rechten Stirnseite, da, wo anständige Leute nach Leo Landowskis Ausspruch eine Geheimratsecke haben.

Stefanie versucht, mit ihrem Jungen wenigstens ein paar Worte zu sprechen, aber er ist zunächst damit beschäftigt, Handschuh, Mantel und Mütze auszuziehen und sie Stück für Stück dem herbeigeeilten Gaspard zu überreichen, wobei er die Bewegungen seines Stiefvaters genau nachahmt. Dann muß er mit dem Chauffeur Künnecke ein technisches Problem erörtern. Künnecke und Herbert tauchen die Köpfe dabei tief in die aufgeklappte Motorhaube, der Motor surrt schneller und langsamer und steht endlich still.

Frau Landowski erinnert zaghaft daran, daß sie zu einer bestimmten Stunde in der Stadt sein muß, und jetzt hat Herbert endlich Zeit, der Mutter ordentlich guten Tag zu sagen. Er hängt sich ihr wie ein richtiger Bengel an den Hals, schaukelt da hin und her und guckt ihr lachend in die Augen. Er öffnet ihr mit den Bewegungen Gaspards den Wagenschlag, springt, als der Wagen sich in Bewegung setzt, auf das Trittbrett und begleitet vergnügt schwatzend die Mutter beinahe bis zur Halenseer Brücke.

Er hat allerlei Sachen zu erzählen, Nachträgliches von seiner Schweizer Reise und eben Erlebtes aus der Schule. Stefanie hört bei den Schulerzählungen gespannt zu. Werden nun die Dinge wiederkommen, für die sie auch keinen Rat weiß? Aber nein — es bleibt bei harmlosen Prügeleien und Betrügereien, und Herbert springt ab, um im Galopp zurückzulaufen. Stefanie winkt ihm nach, sie erhebt sich dazu sogar von ihrem Sitz, und ist enttäuscht, weil der Junge sich nicht umsieht.

Sie gerät beim Weiterfahren wieder in die „nüchterne Betrachtungsweise“ und gibt zum hundertsten Male zu, daß sie ihren Sohn in unlösbare Schwierigkeiten gebracht hat. Großsohn eines mecklenburgischen Grafen, Sohn eines adligen Offiziers und Stiefsohn eines jüdischen Bankiers — daraus soll mal einer zur heutigen Zeit ein Leben machen.

Leo Landowski hat ihn mit Recht kurzweg „das Problem“ genannt, ein Name, der indes nur zwischen den Eheleuten gebraucht wird, während der Kosename einfach „Lemmchen“ und davon abgeleitet wieder „Lamm“ ist, ein Sprachwerdegang, der Etymologen zu Zorn und Nachdenken bringen kann und ein Schulbeispiel dafür ist, wie Stefanie an jedem Wort so lange dreht, bis sie jede Möglichkeit an Unsinn und Sinn herausgepreßt hat. Auch eine Art, sich vor den Dingen zu drücken!

Stefanie springt mit ihren Gedanken in ihrem Leben herum. Heute scheint ihr, daß sie doch nur ein Glück zweiter Klasse habe, etwa so, daß ihr nichts ganz schief geht. Ist Otto von Strassow etwa nicht zur rechten Zeit gefallen? Welche Schwierigkeiten hätte er bei der Scheidung gemacht! Wieviel Erpressungen noch versucht! Aber so ganz gerade geht auch nichts. Einen Sohn wollte sie immer. Aber Herrn von Strassow fortpflanzen?

Armes Lemmchen, denkt sie und schüttelt sich, damit die unangenehmen Gedanken auf- und davonfliegen sollen. Denn sie will finden, daß diese Verantwortung für die Kinder ein dummer christlich-jüdischer Schnickschnack ist, der immer von jedem seinem Nächsten empfohlen und von niemandem befolgt wird. Oder hat man sich Sorgen darüber gemacht, wie sie sich durchs Leben finden würde?

Ganz überzeugend scheint das letzte nicht zu sein; denn sie hat Kopfweh und einen schalen Geschmack auf der Zunge, als sie die Treppe zu Landowski & Co. hinaufsteigt.

„Es ist wieder das Problem, Leo“, seufzt sie, setzt sich in den „Generaldirektorssessel“ und läßt ihn durch Knopfdruck zu einem Liegestuhl werden.

„So, so,“ sagt Landowski und macht noch schnell ein paar Unterschriften, „hat sein arisches Blut oder sein jüdisches Portemonnaie Anstoß erregt?“

III
Leo Landowski

Leo Landowski — von seiner Frau Leo, Löwe, Löwchen und meistens Ole genannt, was wieder eine ihrer Permutationen aus Leo ist — Leo Landowski stammt aus der bekannten Bankdynastie Landowski. Er ist der Sohn vom „großen“ Hermann Landowski, dem ehemals allmächtigen Generaldirektor der D-Bank, und der Großsohn des wirklich bedeutenden Israel Landowski, der 1923 91 jährig starb, nachdem er ein halbes Jahr vor seinem Tode sein Testament umgestoßen, seine Familie auf Pflichtteil gesetzt und die eine Hälfte seines Vermögens jüdischen Krankenhäusern, die andere einem Fonds zur Erforschung der Krebskrankheit vermacht hatte. Man sagt, daß er zu diesem Entschluß hauptsächlich durch die Verheiratung Leo Landowskis mit Stefanie von Strassow gekommen sei. Nicht so sehr darüber aufgebracht, daß Stefanie keine Jüdin war, als daß er durch ein Detektivbüro die dunklen Affären des Herrn von Strassow aufgedeckt hatte.

Die Wahrheit, die jetzt nur noch Stefanie und Leo Landowski kennen, ist viel phantastischer: der Alte hatte sich eines Tages wirklich als zürnendes Familienoberhaupt aufgemacht, um durch eine Unterredung mit Stefanie die Schande von der Familie abzuwenden. Das Ergebnis war, daß er ihr nach zwei Stunden selbst einen Heiratsantrag machte. Nach ein bis zwei Jahren könne sie dann immer noch Leo heiraten und so das Familienvermögen zusammenhalten. Als Stefanie ablehnte, hatte er ihr seinen Segen gegeben, aber sein Testament geändert, damit sie nicht auf Umwegen zu einem Geld käme, das er ihr nur direkt gönnte.

Hermann Landowski, obwohl der „große“ genannt, hat im Grunde von den Einfällen und Ratschlägen des alten Israel gelebt und hat sich, beim Tode seines Vaters selbst schon ein alter Mann, bald darauf zur Ruhe gesetzt. Er ist der schwierigste Charakter der Familie. In der Jugend ein liberaler Mann, wurde er mit zunehmendem Alter immer orthodoxer und schrulliger und macht jetzt mit allerlei abstrusen Einfällen sich und seiner Familie das Leben schwer.

Seine Frau ist vor fünfzehn Jahren gestorben. Seine Kinder — außer Leo gibt es noch die wunderschöne Hilde Landowski, die an den amerikanischen Allerweltsarchitekten Bellewsberg in New York verheiratet und damit verschollen ist — stehen in schärfstem Gegensatz zu ihm, und er haust allein mit seiner älteren Schwester, der Rebekka Landowski, immer noch in der alten Wohnung in der Bendlerstraße, in die er, „ein Pionier des Berliner Westens“, vor vierzig Jahren gezogen ist.

Leo Landowski ist 36 Jahre, seit fünfzehn Jahren selbständig, seit acht Jahren reich, seit dem Ende der Inflation sehr reich. Er ist stolz darauf, seinen Reichtum nur sich selbst zu verdanken, obwohl er im Grunde weiß, daß der Kredit seines Namens ihn aus mancher schwierigen Lage gerettet hat. Er verdankt seine Erfolge der Tatsache, daß er selbständig denken kann (so hat er sein großes Vermögen durch Frankenspekulation à la hausse verdoppelt), seine Niederlagen kommen aus der allgemeinen Unterschätzung seiner Gegner. Auch kehrt er nicht gern um, wenn er einmal einen Weg eingeschlagen hat. Er ist eitel und leicht verletzt, im Gegensatz zu seinen Vorfahren schroff im geschäftlichen Verkehr und liebenswürdig zu seinen Untergebenen.

Er ist klein und schlank, körperlich übertrainiert, hat einen leichten Herzfehler, der ihn manchmal verschwommen aussehen läßt. Sein Kopf ist etwas zu groß für den Körper: weil Landowski ihn geradehalten möchte, trägt er ihn leicht nach hinten über. Er hat volles blondes Haar, das rechts gescheitelt ist, braungraue Augen, eine kleine dicke Nase und schmale Lippen. Das alles sieht man zuerst nicht, weil Kinn und Stirn, beide wuchtig und breit, das Gesicht bestimmen und es imponierend erscheinen lassen, wenn er es will. Meist aber liegt ihm daran, wie andere auszusehen. Er hat sich in Anzug und Gebärden Durchschnittsmanieren angewöhnt, so daß seine Erscheinung höchstens in seinen Kreisen auffällt. Auf der Straße würde man sich nicht nach ihm umdrehen.

Über Leo Landowski gibt es unzählige Geschichten, von denen keine einzige wahr ist. Von seinen Abenteuern mit Frauen, deren er angeblich unzählige gehabt hat, kennt man eigentlich nur sein Verhältnis zur Schauspielerin Clara Höger, für die er das Haus im Grunewald gebaut hat, um es nachher selbst zu beziehen, ein Jahr bevor er Stefanie heiratete. Warum er eigentlich mit der Höger gebrochen hat, weiß man nicht. Er selbst hat es niemandem erzählt, und die Höger, die übrigens bei Landowskis viel verkehrt, bekommt eine jährliche Rente, so lange sie schweigt.

So muß sich die Klatschsucht ganz an seiner Ehe mit Stefanie von Strassow austoben. Und da gibt es ja schließlich vielerlei, was auch ein paarmal erzählt seinen Reiz behält. Es leben Leute, die auf jener denkwürdigen Gesellschaft waren, auf der Stefanie erklärt hatte, sie werde Landowski, den sie gerade eine halbe Stunde kannte, im Verlaufe von drei Monaten heiraten.

Man kann sich denken, daß Landowski das erfuhr und tausend Eide dagegen setzte. Aber er schwor falsch. Zwei Monate später hatte er den „Wahnsinn“ begangen, und Stefanie zog mit Herbert und Gaspard in die Grunewaldvilla ein.

Da niemand auf die sehr simple Wahrheit verfiel, daß die beiden Menschen durch jene geheimnisvolle Anziehung zusammengebracht sein könnten, wie sie heftig und unwiderstehbar zuweilen zwischen blutsfremden Geistverwandten entsteht, so mußten die unglaublichsten Geschichten herhalten, unter denen noch die harmloseste war, daß Stefanie acht Nächte auf der Schwelle von Landowskis Schlafzimmer zugebracht hatte, um schließlich von dem Müdegehetzten das Jawort zu erpressen.

Die Landowskis kennen diese Geschichten alle, und Stefanie hat sogar versucht, zuweilen dagegen anzugehen. Aber Leo liebt es nicht, Gerüchten zu widersprechen. „Gerüchte über mich kann ich nur entkräften, indem ich sie bekräftige“, pflegt er zu sagen, und so hat er einmal eine Gesellschaft der größten Klatschbasen eingeladen, um sie in seinem Hause umherzuführen und ihnen schließlich die blumengeschmückte Schwelle seines Schlafzimmers zu zeigen, die er „als einen Grabstein seiner Freiheit und als Erinnerungsstätte an die Werbewoche seiner Frau stets unter Blumen zu halten pflege“.

Man kann sich denken, daß Landowski wenig Freunde hat. Eigentlich, wenn er nachdenkt, kommen nur der Musiker Windschütz in Frage, der alte Kunsthändler Mewes, der Schnapsfabrikant Wedderstedt, ja, und die Höger.

Mit diesen vier Sonderlingen ist er bisweilen zusammen. Sie haben einen geheimnisvollen Fünferklub, der einmal im Monat tagt und zu dem auch Stefanie nicht zugelassen wird. Von ihnen läßt er sich Geschichten erzählen, wahre und falsche, unter der einzigen Bedingung, daß nicht gefragt werden darf, welche Geschichten wahr und welche erlogen sind.

Die Ehe der Landowskis ist bis vor einem Jahr allen Prophezeiungen zum Trotz glücklich verlaufen. Aber vor einem Jahr haben jene Spannungen eingesetzt, die aus Unbekanntem auftauchten und die beiden Mißtrauischen sehr erschreckt haben.

Es wird zu Ende sein, denken sie zuweilen, und manchmal sagen sie es auch mit jener ruhigen Höflichkeit, die alle ihre Beziehungen vor den Beziehungen anderer Menschen auszeichnet. Aber weil es in Wirklichkeit nicht zu Ende ist und weil sie auch nicht wüßten, was dann zu tun sein würde, wenn es zu Ende wäre, so haben sie sich aufs Abwarten, aufs Lauern und aufs Experimentieren verlegt, eine Art zu leben, mit der sie beide schon oft Schiffbruch gelitten haben und von der sie doch nicht loskommen. Sie bestärken sich sogar noch darin, weil sie Menschen sind, die „eine schmerzhafte Wahrheit besser vertragen als eine angenehme Lüge“.

Stefanies Sommerreise, die sie allein gemacht hat, ist eines der Experimente, mit denen die Landowskis die Wahrheit herauskochen möchten, und die Blicke, mit denen jetzt die beiden im Büro einander abtasten — während er schreibt und sie geduldig eine Zigarette nach der anderen raucht —, diese Blicke versuchen herauszubekommen, welche Ergebnisse dieser Versuch hatte.

IV
Der erste Tag will nicht enden

Stefanie und Leo Landowski sind ängstlich bemüht, jede feierliche Handlung und Unterredung an diesem Tage zu unterlassen. Es soll alles sein wie immer. Man wird dann am ehesten sehen, ob sich was geändert hat.

„Die Arbeit hat schon wieder zugenommen“, entschuldigt er sich einmal, weil der Diener noch eine Mappe zum Unterschreiben bringt, und Stefanie winkt freundlich mit den hellgelben Handschuhen. Er soll sich nur nicht stören lassen. Sie sieht ihm gerne bei der Arbeit zu. Da ist sein Gesicht voll Leben und Bewegung, aufmerksam und gespannt und nie ohne eine gewisse Lustigkeit, weil Leo Landowski seine Arbeit nicht ernst nimmt.

Er spielt mit ihr, er haut sich mit ihr herum, er stemmt sie oder er wirft sie auch mal ganz weg — jedenfalls geht er mit ihr nicht wie mit einer erwachsenen ehrlichen Sache um, an der anständige Leute Halt und Inhalt für ihr Leben finden.

Würdest du doch leben, wie du arbeitest, denkt Stefanie, aber sie hütet sich, es zu sagen, denn Landowski hat gerade die letzte Mappe erledigt, und sein Gesicht bekommt nun auch einen Anflug jener ängstlichen Würde, hinter der sich der gewöhnliche Mitteleuropäer gegen den gewöhnlichen Mitteleuropäer verschanzt.

Er geht auf Stefanie zu, stemmt die beiden Hände auf die Lehne des Sessels und nähert sein Gesicht ganz langsam ihrem Gesicht. Er will eigentlich einen Witz machen und mit hohler Inquisitionsstimme flüstern: „Und was triebest du, Weib?“, aber die Stimme bleibt in einem kleinen Räuspern stecken. Die Augen blicken wider Willen ängstlich und forschend, und Stefanie stemmt ihre Arme gegen seine Brust, schiebt ihn mit aller Gewalt zurück, steht ganz schnell auf, und indem sie vor dem Spiegel ein wenig das Lippenrot nachzieht, schüttelt sie sich und sagt: „Du weißt doch, daß ich immer denke, ich muß ersticken.“

Landowski antwortet nicht. Er setzt sich gerade den kleinen grauen Hut auf, zuerst lotrecht und ordentlich, dann doch etwas schief, weil das alle jungen Männer tun, klemmt Handschuhe und Stock unter einen Arm, zieht ein mächtiges Schlüsselbund aus der Tasche und stopft es mit einem „Ach was“ wieder zurück. Das Abschließen ist ihm zu langweilig.

Während sie zusammen die Treppe hinuntergehen, ist Stefanie ganz verwundert, daß er sich gar nicht entschuldigt hat, und sie erkennt, daß sie sich in den sechs Wochen doch fremd geworden sind. Sie biegen schweigend in die Friedrichstraße ein und gehen so nebeneinander her, daß sich ihre Kleider nicht streifen. Manchmal werden sie von den entgegenkommenden Menschen ganz getrennt, und immer muß Landowski dann auf seine Frau warten. Denn sie ist an diesem Tage überaus ängstlich, und jeder Mensch, der auf sie zugeht, jagt ihr einen Schreck ein, so daß sie stehenbleibt, ihn um sich herumgehen läßt und derweilen sehnsüchtig nach Leos grauem Hut schielt, der schon zehn oder fünfzehn Schritt weitergeschwommen ist.

Sie ist froh, als sie ins Restaurant kommen, das kurz vor den Linden liegt und in dem sie zuweilen täglich zu Mittag essen, so daß ihr Tisch in der Ecke für sie reserviert bleibt. Sie läßt sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf der etwas speckigen Bank nieder und muß sich nun bei Leo entschuldigen, der kopfschüttelnd die Speisekarte liest, als behagten ihm die angebotenen Speisen oder die Preise nicht.

Nachher bummeln sie noch ein Stückchen die Linden hinunter, trinken eine Tasse Kaffee in einer Konditorei, wobei sie sich ganz hinten in die Ecke zurückziehen, wo sonst nur die Liebespaare sitzen, die das Tellerklappern an der Theke nicht stört. Aber wenn sie von der Straße aus sichtbar wären, würden sie bestimmt von Freunden oder Bekannten aufgestöbert werden, und es paßt ihnen ganz gut, daß das Klappern des Porzellans und die eintönigen Rufe der Kellner jede Unterhaltung unmöglich machen.

Der Tag verläuft weiterhin im Rahmen des Gewohnten. Stefanie begleitet ihren Mann wieder zum Bürohaus, fährt mit dem Wagen hinaus und versucht etwas zu schlafen. Sie streckt sich ganz wohlig auf dem Diwan aus, die gelbe Seidendecke bis ans Kinn gezogen, und gerade drückt sich der Schlaf wie ein ganz weiches, warmes Kissen über Stirn, Schläfe und Augen, als die Zofe Hanna mit erschrockenem Gesicht den Telephonapparat bringt.

„Der alte Herr“, flüstert sie, obwohl der Apparat noch nicht eingestöpselt und keine Gefahr ist, daß er es hört. Da ist dann gleich die halb knarrige, halb eisige Stimme des alten Landowski. Er überschüttet seine Schwiegertochter mit Vorwürfen, daß sie ihn noch nicht begrüßt hat, kündigt, ohne nach ihren Dispositionen zu fragen, seinen Besuch zu halb fünf Uhr an, „mag dir das auch nicht angenehm sein“. Stefanie versucht es mit ein paar Witzen, mit denen sie den Alten manchmal aussöhnen kann, aber diesmal erntet sie nur ein unwilliges Knurren. Sie gibt es also auf, gähnt kräftig und lange, indem sie sich nach allen Seiten streckt, und läßt dann Lemmchen zu sich bitten. Der hat schon gewartet und kommt mit einer ganzen Liste von Fragen, unter denen Einzelfragen zur Erschaffung der Welt und der Entstehung des Menschen noch am leichtesten zu beantworten sind.

Hier ist also durch die Trennung wirklich eine Lücke entstanden, die ausgefüllt werden muß, und Stefanie hat es gleich wieder heraus, wie sie den besonderen Anlagen des Jungen gerecht werden kann, der eine komische Mischung aus schlaff und brennend darstellt. Seine Lehrer behaupten, er hätte immer gleichzeitig die Peitsche und die Kandare nötig, aber Stefanie weiß aus ihrer Jugend, daß nur die Sonntagsreiter mit den Pferden so umgehen, weil sie Angst vor ihnen haben.

Sie versucht es lieber anders. Eigentlich muß gleichmäßige Wärme alles ausgleichen — ist ihr pädagogischer Leitspruch, der natürlich genau das bezeichnet, wonach sie sich so sehnt wie alle Frauen ihrer Generation. Gleichmäßige Wärme und Gleichberechtigung, denkt sie heute, denn Lemmchen schaut sie ganz zaghaft und kläglich an und möchte sie mit einigen Fragen „wegen allzu dumm“ gar nicht erst belästigen.

Stefanie richtet sich schnell auf ihrem Diwan auf, kriegt Lemmchen bei den Ohren zu fassen, nimmt ihn dann zart unter die Arme, hebt ihn zu sich herauf und umarmt ihn fest und sanft. Und Lemmchen, der zuerst unter „Nu laß doch“ oder „Nanu, was soll denn das?“ und „Was willste denn?“ hin und her zappelt, liegt mit einem Male ganz stocksteif und kalt, fängt dann zu seufzen an, und indem er seine Arme endlich fest um den Arm seiner Mutter legt, wird er leise und unsichtbar von einem Weinen durchlaufen, das sich nicht nach außen wagt.

Stefanie hält ihren Jungen fest und ist ganz neidisch. Wie? Wenn sie jetzt auch so weinen könnte! „Keine Entschuldigung,“ sagt sie streng zu Herbert, der sich verlegen losmacht und nicht weiß, unter welchen Phrasen er weggehen soll, „wir alle, glaube mir, täten besser dran, manchmal ordentlich zu heulen. Von uns Frauenzimmern tun es aber nur die Männer.“

Und als Herbert sie unsicher anlacht, packt sie ihn bei den Schultern und dreht ihn hinaus. „Nicht nachdenken!“ ruft sie, „das ist nur wieder so ein Schnack deiner Mutter.“

Um punkt halb fünf fährt der alte Geheimrat Landowski vor, grüßt flüchtig seinen Chauffeur und liebenswürdig den alten Gaspard, der schon seit einer Viertelstunde an der Tür Posten steht, und geht schnell den Fußweg entlang auf das Haus zu. Er hinkt rechtsseitig seit ein paar Jahren und versucht das durch schnelles Gehen auszugleichen. Am Hauseingang wird er von Frau Schreier empfangen, die ihm Hut und Mantel unter fürsorglichen Redensarten abnimmt, ohne daß der Alte auf ihr Geschwätz eingeht.

Er tritt vor den Spiegel, zieht sich mit dem Taschenkamm den Scheitel gerade, streicht den grauen Bart zurück, der, kaum zu bändigen, das Kinn, den halben Hals und die Backen fast bis zu den Backenknochen überwuchert, lockert den Taschentuchzipfel in der Herztasche des Cutaway und marschiert dann auf den Salon los, den er hinter kurzem, hartem Klopfen betritt, ohne ein Herein abgewartet zu haben.

Er ist unangenehm überrascht, noch einen Gast vorzufinden, die kleine Amélie Stern, Gattin des bekannten Getreidehändlers Stern, eine Frau von nicht gutem Ruf, deren Freundschaft mit seiner Schwiegertochter ihm nicht gefällt. Er setzt sich in den tiefsten Sessel, den er finden kann, verkriecht sich in seinen Bart und sieht Stefanie mit funkelnden Brillengläsern prüfend an.

„Du scheinst dich wenigstens erholt zu haben“, brummt er nach einer Weile in das Gespräch der Frauen hinein, das sich ein wenig mühsam am Rande der gesellschaftlichen Ereignisse des Sommers entlanghaspelt.

Stefanie begreift sehr wohl, daß in diese Anerkennung ein Tadel eingewickelt ist, daß der Alte nochmals zum Ausdruck bringen will, wie unerhört er es findet, wenn eine Frau allein reist, und so gibt sie ihrer Freundin das Zeichen zum Aufbruch, weil diese Auseinandersetzung ja doch nicht vermieden werden kann. Ein wenig bange kehrt sie gleich darauf in den Salon zurück, setzt sich auf ihren Stuhl, legt die Arme um ihre Knie und wartet geduldig.

Aber der Alte läßt sich Zeit, er berichtet vom Mißerfolg der Kissinger Kur, zu der ihn diese „Tölpel von Ärzten“ gepreßt hatten, richtet Grüße von Tante Rebekka aus, die nun bald überhaupt nicht mehr gehen könne, beklagt seine Schlaflosigkeit, die jetzt im Herbst ihren Höhepunkt erreichen wird, und fängt dann erst an, Leos Gesundheitszustand in den schwärzesten Farben zu malen.

„Wenn er so weitermacht, ist er mit vierzig tot“, sagt er zornig und nimmt sich ein Stück Kuchen. Er begreift Stefanies Ruhe nicht, mit der sie diesen Verfall ansieht. Was man machen solle? Nun, vor allem könne man versuchen, ihn von seinen halsbrecherischen Geschäften abzubringen. „Schon beim Zuschauen kriegt man Nervenzustände. Hat er das nötig? Habt ihr nicht genug?“

Nein, sie haben nicht genug, gibt Stefanie für sich zu. Ihr Jahresetat hat eine lächerliche Höhe erreicht, und da Leo ihn durchaus nur von Überschüssen gedeckt haben will, muß er vielleicht seine Art von Geschäften machen. Sie wird nachdenklich, schüttelt das aber schnell wieder ab. Wie oft hat Ole ihr auseinandergesetzt, daß Hermann Landowskis Haupteigenschaft die Eifersucht ist. Eifersucht bei Geschäften, Eifersucht bei Menschen. Immer fühlt er sich im Schatten, nicht beachtet, nicht anerkannt.

Der Geheimrat hat sich eine schwere Zigarre ausgebeten und hüllt sich in dicke Rauchwolken. Stefanie ist also mit Leos Aussehen zufrieden? Sie findet keinen bemerkenswerten Unterschied zwischen Juli und jetzt? Er lacht erbittert, schlägt sich aufs rechte Knie und verreibt den Schlag. „Ganz verhärmt sieht der Junge aus“, schließt er und lehnt sich befriedigt in seinen Sessel zurück. Stefanie bleibt noch eine Weile sitzen. Dann läßt sie erst ein Bein zur Erde gleiten, hierauf das andere, steht langsam auf und holt sich eine Zigarette. Sie muß eine Weile mit dem Rücken zu ihrem Schwiegervater zwischen den Sorten kramen. Denn er darf die Dunkelheit nicht sehen, die auf ihrem Gesicht nistet, und den Schrecken, der in ihren Augen sitzt.

Natürlich sieht Ole verhärmt aus! Es ist ihr gleich bei der Begrüßung aufgefallen, aber sie weiß es erst seit dem Gang durch die Friedrichstraße. Wozu muß der alte Mann dahinten es ihr sagen? Was weiß der überhaupt? Er meint ja seinen Kummer und sein verpfuschtes Dasein, wenn er sich Sorgen über den Sohn macht.

Sie kann sich nun zusammennehmen, sie kommt, die Zigarette in einer sehr langen Bernsteinspitze, wieder an den Teetisch zurück, steht eine Weile neben Hermann Landowski, und sie hätte eigentlich Lust, ihn für seine Einmischung am Ohr zu ziehen oder ihn wie einen kleinen Jungen in die Ecke zu stellen, damit er sich ausbrummt. Sie bekommt dann doch einen Zorn — mein Gott, sobald man schwach wird, stoßen die Menschen nach einem! — und sie legt dem Geheimrat die kleine Hand schwer auf die Schulter und sagt schärfer, als es eigentlich ihre Absicht ist: „Laß man, Papa, laß man. Wir machen es schon.“

Hermann Landowski schielt unter seiner Brille in das Gesicht der Schwiegertochter. Er findet, daß sie den Leo nachmacht, mit der scheinbaren Ruhe, hinter der eine große Unsicherheit sitzt. „Ihr müßt es ja machen“, sagt er achselzuckend, springt auf, küßt Stefanie schnell und flüchtig auf die Stirn und humpelt eilig aus dem Zimmer.

Stefanie geht ans Fenster, und da gerade noch ein bißchen Sonne im Garten ist, bekommt sie Lust auf frische Luft und geht hinaus. Sie geht gebeugt und sieht sich ihre Schuhe an, rote Wildlederschuhe, von denen bei jedem der langsamen Schritte einer unter ihre Augen gelaufen kommt. So geht sie ganz langsam, Schritt für Schritt, bis die Sonne ihr aufs Haar fällt. Da richtet sie sich vorsichtig auf.

Sie ist bis zum Springbrunnen gekommen. Immer noch weht kein Wind, immer noch geht der Strahl der Fontäne kerzengerade in die Höhe. Sie tritt nahe heran und sieht, daß oben, dort, wo das Wasser sich zum Herabfallen biegt, der Strahl durch Tausende von Sprühtropfen ein wenig verbreitert wird und daß die Sonne dahin einen kleinen Regenbogen gelegt hat. Sie betrachtet das genau. Ihr wird endlich leichter, und es erschreckt sie auch nicht mehr, daß gleich darauf die Sonne wegrückt und das Wasser sich verdunkelt.

Sie geht Leo schnell entgegen, der rufend in den Garten gekommen ist, gibt ihm die Hand und sagt: „Gott sei Dank, daß dieser Tag vorbei ist.“ Leo Landowski nimmt den Hut ab, fährt über sein Haar und nickt. „Wirklich, treffender kann man nicht die Lage umschreiben“, antwortet er ernst.

Sie gehen Arm in Arm ins Haus. Die Zofe, die sie hat kommen hören, macht Licht und muß gerade noch sehen, wie Leo Landowski seine Frau mitten auf den Mund küßt. Sie will mit dem Rufe „Ach, Verzeihung“ wieder auslöschen und flüchtet hochrot unter dem Gelächter der beiden Ehegatten.

V
Nächtliches Gespräch

Es ist ein Uhr nachts. Die Nachttischlampe in Stefanies Schlafzimmer ist ringsum abgeblendet. Nur ein einziger Lichtstrahl findet durch den Schirm und fällt gerade auf Landowskis linke Hand, die zu einer Faust verkrampft auf der Decke liegt.

Stefanie sieht im Einschlafen die Faust liegen, möchte noch ihre Hand darauflegen und sie aufzumachen versuchen, aber sie ist zu müde. Der Kopf sinkt immer tiefer in die Kissen, und das Bewußtsein löscht aus, um farblos im Dunkeln sein Spiel zu treiben.

Leo Landowski will aufstehen und in sein Zimmer hinübergehen. Er freut sich eigentlich auf das kühle Bett, die Eau de Cologne, mit der er sich noch abreiben will, die Zigarette und die Zeitschrift, in der er einen Artikel zu Ende lesen muß, den er auf der Herfahrt angefangen hat.

Er macht die Augen auf, stützt sich vorsichtig auf die Ellbogen, zieht ein Kopfkissen nach und bleibt so sitzen. Draußen geht ein vertrocknetes Kastanienblatt über die Steinplatten des Vorgartens. Es dreht sich im Bodenwirbel des Windes immer auf der gleichen Stelle, scharrt mit seinen scharfen Kanten immer über den gleichen Stein, ruht ein paar Sekunden und fängt den gleichen Tanz wieder von vorn an. Es zwingt hinzuhören, mit ihm zu ruhen, den Tanz aufzunehmen und wieder auf den neuen Windstoß zu warten.

Leo Landowski bekommt Angst vor seinem Zimmer. Vorsichtig langt er auf das Rauchtischchen, das neben dem Bett steht, und holt sich eine Zigarette. Sein Gesicht sieht im Aufflammen des Streichholzes trauriger aus als sonst. Das kommt, weil die Augen starr sind.

Er raucht langsam und mit großem Genuß. Manchmal fächelt er ein bißchen mit der Hand, damit der Rauch nicht über Stefanies Gesicht treibt. Als Stefanie seufzt und eine unmutige Bewegung macht, drückt er die Zigarette aus und beugt sich über ihr Gesicht. Er kommt vorsichtig näher, indem er sich auf der rechten Hüfte langsam umdreht und mit der linken Hand einen Stützpunkt sucht. Stefanie atmet jetzt leicht und ruhig, die Hände hat sie wie immer über Kreuz leicht auf die Brüste gelegt, die, klein und weit auseinanderstehend, fast das Braun der Hände haben.

Gerade findet ein Windstoß ins Zimmer, läßt die Gardinen aufflattern und streift kühl das Bett. Landowski hebt die Decke vorsichtig hoch und deckt seine Frau zu. Nun ist nur ihr Gesicht zu sehen, ein wenig zurückgeworfen, mit leichtgeöffneten Lippen, mit dunklen Schatten über den geschlossenen Augen und mit den kräftigen Brauen unter der breiten und doch zerbrechlichen Stirn. Auch an den Schläfen stehen tiefe Schattentäler. Das ganze Gesicht ist von dunklen Schatten begrenzt und von helleren Schatten überzogen, einer Wolkenlandschaft ähnlich, einem Herbsthimmel, kurz bevor der Winter kommt.

Leo Landowski sieht das Gesicht prüfend an. Sein Herz beginnt laut zu klopfen. Er ist sich eigentlich böse, daß er die Schlafende belauscht, aber er beruhigt sich damit, daß sich kein Geheimnis offenbart, sondern nur das, was er von ihr so gut weiß wie von sich selbst: jene schon fast untragbare Trauer, die sie voreinander zu verbergen trachten und die doch aus jedem Geschehnis hervorbricht, aus jeder Gebärde und eigentlich auch aus allen Worten, die sie miteinander sprechen, so lustig sie auch klingen mögen.

Nein — es ist doch nicht anständig, so zu starren. Stefanie beginnt unruhig zu werden. Träume kommen, Nebelträume zuerst, deren Gestalten man nicht erkennen kann, Ängste dann, die noch kein Gesicht haben, bis es ihr wieder scheint, daß sich wie zu Mittag im Büro Leo über sie beugt, die Hände zu beiden Seiten auf die Stuhllehne gestemmt. Er beugt sich immer weiter vor, will sie ersticken und geht schließlich durch sie hindurch, als wäre er Luft oder Nebel.

Mit einem tiefen Seufzer wacht sie auf, findet die schwere Decke über sich, schlägt sie etwas zurück und sieht erschrocken in Leos Augen, die gerade noch wegsehen wollen. Sie packt schnell nach seinem Kopf, zieht ihn nahe an sich heran und küßt ihn. Seine Lippen sind ganz kalt.

„Nein, du darfst nicht weggehen“, sagt sie und zieht ihn nahe zu sich heran. Sie ist bedrückt, weil sie ein quälendes Mitleid mit ihrem Mann empfindet, und möchte das wieder gutmachen. Sie umarmt ihn, liegt still und löscht schließlich das Licht.

Sie liegt mit offenen Augen und sieht, wie das Dunkel langsam heller wird, weil der abnehmende Mond aufgegangen ist und das Licht durch das offene Fenster eindringt. Landowski zuckt zusammen, als hätte er einen leichten Schlag bekommen. Aber es ist nur das merkwürdige Aufbäumen gegen den Schlaf, das er wie viele zarte Menschen hat. Unmittelbar danach ist er eingeschlafen.

Stefanie lockert ihre Arme, die ihr schon weh taten. Sie bettet den Mann vorsichtig. Sie löst sich von ihm und richtet sich ein wenig auf. Das Blatt im Hof tanzt noch immer, es kann aus seinem winzigen Wirbel nicht herausfinden, scharrt, kratzt, tanzt und ruht und muß gleich wieder von vorn beginnen. Stefanie hört zu, wartet, zählt die Sekunden der Ruhe. Wartet — jetzt muß es kommen. Nein, es kommt nicht. Da — jetzt erst setzt der Wind ein, kommt am Fenster vorbeigeflogen, schüttelt die Gardine, jetzt weht er durch die Birken, fällt ins Gebüsch, jetzt endlich findet er das Blatt, und das Blatt tanzt über die Fliesen, kratzt und scharrt.

Stefanie fürchtet sich. Am liebsten würde sie Licht machen, wenn das nicht den Mann wecken würde. Wovor fürchtet sie sich? Ach, sie kann es nicht sagen und weiß es doch genau. Vor dem Leben? Vor dem Tode? Vielleicht am ehesten vor beidem. Und das ist natürlich ein Unsinn. Die ganze Luft rings ist mit Furcht angefüllt.

Sie muß Leo doch wecken, sie kann die Angst nicht ertragen. Sie hebt die Hand, um den Mann bei der Schulter zu packen. Aber sie hält erschrocken inne. Sie sieht in seinem Gesicht die gleiche Angst, die sie spürt. Die Stirn, die er sonst immer ganz glatt trägt, ist zusammengezogen, der Mund nach unten, das Kinn nach oben gezogen, die Augenhöhlen tief, als wären die Augen in den Kopf gedrückt. Das Unheimlichste aber ist: sein Atem geht gleichmäßig und ruhig, die Brust hebt und senkt sich leicht und freudig. Die Hände liegen lose und gelöst neben dem Körper.

Stefanie schließt die Augen, zieht die Knie an und legt den Kopf darauf. So sitzt sie eine ganze Weile und versucht nachzudenken. Aber sie kann keinen Gedanken zu Ende bekommen. Vielleicht liegt es daran, daß sie Dinge bedenkt, die sie nichts angehen. Ist sie nicht eigentlich — schreckliche Möglichkeit der Ehe! — hinter ein Geheimnis gekommen, das nicht für sie ist? Nein, sie will das nicht auch noch in Worte fassen. Sie zieht sich ganz zusammen und erstarrt.

Draußen tanzt das Blatt, kratzt, scharrt. Stefanie steigt endlich leise aus dem Bett und geht ans Fenster. Es ist klarer Mondscheinhimmel, so daß kaum Sterne zu sehen sind. Die Birke schwingt silbern im Winde hin und her. Stefanie atmet tief auf. Dann beugt sie sich weit hinaus: Richtig, sie kann das trockene Blatt sehen, wie es aufsteht und sich schwerfällig im Kreise zu bewegen beginnt.

Stefanie bekommt einen großen Zorn, greift nach ihrem Toilettetisch, packt ihre Bürste und wirft sie mit aller Gewalt nach dem Blatt. Sie sieht ernst hinterher. Beinahe hätte sie getroffen.

Dann zieht sie sich ein Hauskleid über, schlüpft zur Tür hinaus, läuft die Treppen hinunter, indem sie beim Vorbeikommen alle Lampen anzündet, deren Schalter sie in der Eile finden kann, schließt die Tür auf und steht im Freien. Richtig, da ist das Blatt! Es will ihr auch noch davonlaufen. Da hat sie es schon gepackt und zerkrümelt es mit beiden Händen zu Staub. „Warte nur,“ sagt sie ganz erbittert, „ich will dich lehren, als Gespenst in anständigen Bürgergärten spazierenzugehen.“

Der Krampf hat sich gelöst. Eine leichte, leere Erschütterung will sie noch schütteln. Aber sie wehrt sich tapfer, geht ins Haus zurück und steigt langsam die Treppen hinauf, indem sie Licht um Licht wieder die Lampen hinter sich auslöscht.

Leo Landowski ist aufgewacht und sieht ihr erstaunt entgegen, wie sie frisch und lachend, mit einer Bürste in der Hand, das Zimmer betritt. „Ein Blatt…“, sagt sie und weiß nicht, wie sie ihre Dummheit erklären soll.

„Gott sei Dank,“ antwortete Leo ernst, „ich hatte vorhin nur nicht den Mut.“ Es ist wirklich, als sei nun alles gut. Sie strecken sich beide lang im Bett aus, fassen sich bei der Hand und sind gleich darauf eingeschlafen. Ihre Atemzüge gehen ruhig. Ab und zu zieht noch ein Schatten über das Gesicht Stefanies, will ein Traum sich in Landowskis Schlaf drängen.

Aber sie spüren es nicht. Sie ruhen tief in dem gemeinsamen Schlaf und werden jetzt eher als Schatten und Traum den Wind hören, der sich dem Morgen zu verstärkt, pfeifend durch die Birke fegt und den Fenstervorhang weit ins Zimmer drückt, so daß er flattert, sich faltet und schüttelt in allerlei komischen Verrenkungen.

VI
Die Saison beginnt

Zwei Tage dauert es noch, bis das Leben ganz in seine gewöhnliche Gangart verfällt. Zwei Tage noch, an denen Stefanie die meisten Telephongespräche ablehnt und Besuche höchstens am Nachmittag empfängt. Leo und Stefanie sind in diesen beiden Tagen viel zusammen.

Manchmal setzt Stefanie an, von ihrer Reise zu erzählen. Himmel, das schien doch noch auf der Heimreise ganz beachtenswert: der Flirt in Baden-Baden mit dem javanischen Prinzen, der einen so unaussprechbaren Namen hatte und den sie Prinz Etepetete taufte, weil er immer so hübsch saubere Bewegungen und hübsch saubere weiße Anzüge besaß.

„Da war also in Baden-Baden der Prinz Etepetete,“ beginnt sie, „den hatte ich so getauft, weil…“

Sie stockt. Denn Leo Landowski führt ihre Erzählung zu Ende: „Mit dem also flirtete ich, weil es mir Spaß machte, daß so viele Frauen sich an ihn herandrängten, die er immer gleich wegschob, wenn ich kam.“

„Ja, genau so war es,“ nickte sie ernst, „kein bißchen anders. Es wurde dann leider langweilig. Denn er saß immer nur und lächelte liebenswürdig, und manchmal gurgelte er etwas, was wohl eine Schmeichelei war, und manchmal sagte er: ‚S—chöne Frau‘, als wenn er aus Westfalen wäre.“

„Wann kommt er nach Berlin?“ fragt Leo, „oder vielmehr, wann ist er da?“