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Wegweiser für eine zivilisierte Gesellschaft

Die Frage aller Fragen

Woher kommen wir, wohin gehen wir?

Frank Stronach

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Pegasus und Drache, in diesem spektakulären Bronzemonument in Szene gesetzt, sind ewige Symbole für Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Schöpfung und Zerstörung. Das Denkmal neben dem Gulfstream Park in Florida ist sowohl eine Würdigung an das majestätische Pferd als auch eine Darstellung des ewigen Kampfes zwischen den Kräften des Guten und Bösen. Kräfte, die die menschliche Geschichte geprägt haben und jeden Tag unser eigenes Leben und das unserer Mitmenschen beeinflussen.

Diese zeitlosen Themen und Konflikte, in diesem Denkmal dargestellt und symbolisiert, werden in diesem Buch reflektiert.

Danksagung

Ich möchte Mark Kara für das Cover-Design und seinen künstlerischen Beitrag bei der Schaffung der Pegasus-und-Drachen-Statue sowie Paul Pivato für seine Unterstützung beim Schreiben dieses Buches danken.

Inhalt

Einführung

Vorwort zur deutschen Ausgabe

1.Einleitung

2.Die Entstehung des Universums: Die Suche nach dem Sinn des Lebens

3.Strategien zur Realisierung einer idealen Gesellschaft

4.Der Kampf zwischen Gut und Böse

5.Dominanz: Die Wurzel aller menschlichen Konflikte

6.Die Sehnsucht nach Freiheit: Unser Weg zum Glück

7.Das Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit

8.Wie man eine Gesellschaft von Eigentümern schafft

9.Innovation und Kreativität brauchen Fantasie und Vorstellungskraft

10. Rückbesinnung auf die Natur

11. Amerika: Ein Vorbild für die Welt

12. Die Prioritäten einer idealen Gesellschaft

13. Das wirtschaftliche Gleichgewicht wiederherstellen

14. Das Steuersystem einfacher und gerechter machen

15. Unternehmen fair besteuern

16. Die Balance in der Politik wiederherstellen

17. Den Staatshaushalt ausgleichen

18. Die Schulden und Ausgaben des Staates senken

19. Die Balance im Bildungssystem wiederherstellen

20. Die Balance im Gesundheitswesen wiederherstellen

21. Die Balance im Sozialwesen wiederherstellen

22. Die Revitalisierung der amerikanischen Innenstädte

23. Die Balance auf der Erde wiederherstellen

24. Gesundes Essen produzieren

25. Wege zum Weltfrieden

26. Die Transformation der Arbeitswelt

27. Wie Habgier der Gesellschaft nutzen kann

28. Der Gesellschaft etwas zurückgeben

29. Eine Revolution des Geistes entfesseln

Impressum

Die Geschichte der Menschheit wird seit eh und je von der ‚goldenen Regel’ dominiert: Wer das Gold hat, macht die Regeln. Ich möchte von niemandem dominiert werden und auch ich sollte kein Recht haben, jemanden zu dominieren. Die Frage ist, wie können wir die Ketten der Dominanz konstruktiv lösen. Nicht durch zerstörerische Revolutionen, sondern durch geistige Revolutionen.“

Frank Stronach

Einer der innovativsten Wirtschaftsmänner der Welt
gibt mit diesem Buch seine Leidenschaft, seine
Erfahrungen und sein Wissen weiter
.

Frank Stronach ist Gründer und Ehrenvorsitzender des Autozulieferkonzerns Magna International sowie Gründer und Ehrenvorsitzender der Stronach Group. Magna ist der weltweit am meisten diversifizierte Autozulieferkonzern mit über 150.000 Mitarbeitern, die Stronach Group Nordamerikas größter Betreiber von Pferderennbahnen und einer der weltgrößten Anbieter von Totalisator-Wettsystemen. Frank Stronach ist zudem einer der bedeutendsten Besitzer und Züchter von Rennpferden.

Neben seinen wirtschaftlichen Aktivitäten war und ist er in zahlreichen akademischen, staatlichen und unternehmerischen Gremien tätig, er unterstützt und fördert wohltätige Einrichtungen. Für seine Leistungen wurde Frank Stronach in den USA, Kanada, Israel und Österreich mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Ehrenprofessor der Technischen Universität Graz, mit dem Doktor der Wirtschaftswissenschaft h.c. der St. Mary’s University Halifax und dem Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich.

Frank Stronach hat sich stets dafür eingesetzt, dass die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg seiner Unternehmen beteiligt werden. Seine Formel für die Verteilung der Gewinne, die er bei Magna in einer eigenen Unternehmensverfassung verankert hat, ist allgemein anerkannt und einer der Hauptgründe für das Wachstum und den Erfolg des Konzerns.

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„Als der Gründer von Magna International Inc. habe ich Hunderte von Fabriken gebaut, die mehr als 150.000 Menschen in 30 verschiedenen Ländern beschäftigen. So habe ich im Laufe meiner Karriere die Hoffnungen und Träume der Menschen auf der ganzen Welt kennengelernt. Sie haben überall den gleichen Wunsch nach Freiheit und sie wollen überall für sich und ihre Familien ein besseres Leben aufbauen.

Mit meinem Buch möchte ich Wege aufzeigen, wie wir eine zivilisiertere Gesellschaft schaffen können, indem wir Kriege verhindern, Armut bekämpfen und gleichzeitig die Wirtschaft fördern, um den Lebensstandard der Menschen überall auf der Welt zu erhöhen.“

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Für meine Frau Elfriede, meine Kinder Belinda und Andrew und meine Enkel Frank, Nikki und Selena. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass sie mit ihrem Einsatz und ihren Talenten mithelfen, eine bessere Welt zu schaffen.

Überlegungen zum Aufbau einer besseren Gesellschaft

Fokussiere auf das Heute, um zu leben, aber lasse das Tor zur Zukunft offen und folge deinen Träumen. Lasse dich dabei immer von deinem Gewissen leiten.

Unser Gewissen ist die Reflexion unserer Seele. Und es ist unsere Seele, die ständig und unaufhörlich die Wahrheit und das Equilibrium sucht.

Die Seele strebt danach, auch anderen zu dienen und ist der ultimative Ausdruck unserer Menschlichkeit. Ein Teil unserer Seele ist eingebettet in unseren Kindern und in unseren Enkelkindern, er formt sie und ist ein Teil von deren Zukunft. Das ist ein Vorgang, der niemals endet. Jeder Mensch soll seinen eigenen Weg zum Glücklichsein finden und mit den Gesetzen des Universums in Harmonie leben.

Familien sind das Fundament jeder Gesellschaft.

Familien sind die lebenden Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, zwischen denen, die vor uns gelebt haben und denen, die erst geboren werden. Daher ist es unerlässlich, dass Familien in Liebe und Harmonie zusammenleben und ihr Wissen darüber, wie man eine bessere Welt schafft, von einer Generation zur nächsten weitergeben.

Als Gründer der Firma Magna International habe ich über 400 Fabriken in 30 verschiedenen Ländern gebaut. Ich sehe Amerika als das einzige Land, wo das freie Wirtschaftssystem vielleicht eine Möglichkeit hat zu überleben.

Das freie Wirtschaftssystem ist das Fundament einer freien Gesellschaft.

Dieses Buch weist auf die negativen Umstände hin, die dem freien Wirtschaftssystem in den USA und in Europa schaden. Dieses Buch enthält aber auch Vorschläge, wie man das freie Wirtschaftssystem besser und fairer gestalten kann. Das Problem in Europa ist noch viel größer als in den USA. Das Wachstum von Bürokratie, die steigenden Schulden und ein Steuersystem, welches die Wirtschaft erstickt, machen Europa nicht mehr konkurrenzfähig.

Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, dann funktioniert gar nichts.

Die beste Möglichkeit, die freie Wirtschaft zu erhalten, ist, wenn die Mitarbeiter ein Recht haben, dass sie an der Wohlstandsschaffung beteiligt sind. Das bedeutet, dass man durch eine Wirtschaftsrechtsverfassung festlegt, dass die Mitarbeiter ca. zehn Prozent vom Profit zusätzlich zum Basisgehalt erhalten.

Die Arbeiterprofitbeteiligung und einfache, effektive Steuergesetze würden einen Wirtschaftsboom auslösen, und wir könnten endlich ein ausbalanciertes Budget haben sowie gleichzeitig Schulden abbauen.

Vorwort zur deutschen Ausgabe

„Das freie Wirtschaftssystem hat Amerika groß gemacht und wir müssen alles dafür tun, um dieses System zu erhalten, denn es ist die Grundlage einer freien Gesellschaft.“

Zu den schönen Dingen des Älterwerdens gehört, genügend Zeit zu haben, um über das bisher Erreichte und über das Leben an sich nachzudenken. Es gibt so viele ewig und allgemein gültige Wahrheiten, aber die wichtigste Frage von allen ist: Woher kommen wir und wohin gehen wir? Was liegt jenseits unserer Galaxie? Wie wird das Wasser sein, das wir trinken, wie wird die Luft sein, die wir atmen, und welche Nahrungsmittel werden wir essen in 200 Jahren? 200 Jahre sind nicht viel, nur ein Augenblick, verglichen mit der Zeit, auf der es Leben auf unserem Planten gibt.

Unser Zuhause, die Erde, ist ein relativ kleiner und beengter Lebensraum, mit immer mehr Menschen, die jedes Jahr geboren werden. Ungefähr neun Milliarden leben zurzeit auf unserem Planeten, in zweihundert Jahren werden es wahrscheinlich rund zwanzig Milliarden sein. Zu viele Menschen für diesen Planeten, zumindest, wenn wir weiterhin denselben Lebensstil aufrechterhalten und weiterhin die natürlichen Ressourcen in dem Ausmaß verbrauchen, wie wir es heute tun. In diesem Buch versuche ich, eine Reihe von Problemen und Fehlentwicklungen aufzuzeigen, mit denen wir konfrontiert sind. Ich bin seit jeher davon überzeugt, dass man ein Problem zunächst identifizieren muss, um es lösen zu können, auch wenn man dafür oftmals kritisiert wird. Auch eine Schildkröte kommt nur vorwärts, wenn sie den Hals herausstreckt.

Ich hatte das Glück, durch harte Arbeit, Tatkraft und Entschlossenheit großartige Dinge vollbringen und ein außergewöhnliches Leben führen zu können. Ich bin Werkzeugmacher von Beruf. 1957 mietete ich eine kleine Garage, kaufte ein paar alte, gebrauchte Maschinen und startete meine unternehmerische Karriere. Ich war voller Zuversicht, als ich in Fabriken und Unternehmen ging und meine Fähigkeiten und Dienstleistungen anbot. Ich erklärte meinen potenziellen Kunden, dass sie mich nicht bezahlen müssten, wenn ich ihre Probleme nicht lösen könnte. So hatte ich sehr schnell Aufträge. Nach einem Monat stellte ich meinen ersten Mitarbeiter ein. Nach einem Jahr waren es bereits zehn. Ich eröffnete eine neue Fabrik und wenig später eine weitere. Jahrzehnte später nahm ich jeden Monat irgendwo auf der Welt ein neues Werk in Betrieb.

Sechzig Jahre nachdem ich meine Firma aus dem Nichts aufgebaut habe, hat sie rund 163.000 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von etwa 35 Milliarden Dollar. Das Unternehmen, das ich gegründet habe, ist Magna International, einer der weltgrößten Autozulieferer, der für seine Entwicklungen in der modernen Fahrzeugtechnik bekannt und anerkannt ist. Fast jedes Auto und jeder Lastwagen, der heute auf unseren Straßen unterwegs ist, verfügt über hochwertige Teile von Magna.

Als ich mich von Magna zurückzog, hatten wir ungefähr vierhundert Fabriken, Forschungs- und Entwicklungszentren in dreißig verschiedenen Ländern. Neben meinen Aufgaben als Chef des Konzerns war ich auch an vielen sozialen und gemeinnützigen Projekten beteiligt. Ich saß im Vorstand von Universitäten, Krankenhäusern, Banken und Wohltätigkeitsorganisationen und war Mitglied des Corporate Governance Board der NASDAQ, der größten elektronischen Börse in den USA.

Später gründete ich in Österreich eine politische Partei, das „Team Stronach“ und war gewählter Abgeordneter des österreichischen Nationalrates. In dieser Zeit erhielt ich tiefe Einblicke in das Innenleben demokratischer Regierungssysteme, wie sie funktionieren und an welchen Konstruktionsfehlern sie leiden. Durch diese praktische Erfahrung habe ich aus erster Hand gelernt, wie politische Prozesse ablaufen und wie man sie verbessern kann.

Das Leben war unglaublich gut zu mir. Ich habe Könige und Königinnen, Präsidenten und Regierungschefs, die Reichen und Berühmten, bunte Vögel und anständige, bodenständige Menschen getroffen. Ich habe viele Höhen und Tiefen durchlebt, aber, was mich am meisten geprägt hat, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin, waren die Not und das Elend, das ich durchlebt habe und wo ich jene Lektionen gelernt habe, die mir halfen, Magna zu einem weltweit agierenden Autozulieferkonzern aufzubauen.

Ich habe unter zwei der brutalsten Regime gelebt, die die Welt je gesehen hat und dies innerhalb weniger Jahre. Ich habe Hunger und Not erlebt. Ich wurde gefeuert und diskriminiert. All diese Erfahrungen haben tiefe Eindrücke hinterlassen. Im Laufe meiner Karriere habe ich viele Jahrzehnte in den USA gelebt und gearbeitet. Ich schätze die Prinzipien der Freiheit, für die Amerika steht und ich bewundere den unternehmerischen Geist der Amerikaner.

Ich glaube, dass Amerika das einzige Land der Welt ist, in der das freie Wirtschaftssystem eine Chance zum Überleben hat. Das freie Wirtschaftssystem hat Amerika groß gemacht und wir müssen alles dafür tun, um dieses System zu erhalten, denn es ist die Grundlage einer freien Gesellschaft. Der beste Weg, dieses System zu erhalten, besteht meiner Meinung nach darin, den Mitarbeitern durch Beteiligung am Unternehmensgewinn die Möglichkeit zu geben, an der Schaffung von Wohlstand teilhaben zu können.

In den letzten Jahrzehnten hat Amerika immer mehr sozialistische Ideen und Praktiken übernommen, vor allem, wie man Wohlstand umverteilt, statt ihn zu schaffen. Ich habe selbst gesehen, wie Europa den sozialistischen Weg eingeschlagen hat und dieselbe schädliche Politik, die sich in Europa etabliert hat, gewinnt auch in den USA immer mehr an Boden. Wir haben einen gefährlichen Wendepunkt erreicht, an dem immer mehr Menschen aus unserer Wirtschaft aussteigen und immer weniger Menschen etwas zum allgemeinen Wohlstand beitragen. Mehr und mehr Amerikaner sind von staatlichen Transferleistungen abhängig.

Die Wirtschaft ist für diese Entwicklung mitverantwortlich, weil sie es verabsäumt hat, ihre Mitarbeiter zu Partnern bei der Produktivität und beim Gewinn zu machen. Wenn Arbeitnehmer nicht das Gefühl haben, einen fairen Anteil vom wirtschaftlichen Kuchen zu bekommen, neigen sie dazu, die staatliche Umverteilungspolitik zu unterstützen. Unsere Gesellschaft entwickelt sich dadurch immer mehr zu einem sozialistischen System.

Amerika ist mit einer Reihe weiterer grundlegender wirtschaftlicher Probleme konfrontiert. Wir haben uns von einer Realwirtschaft, in der Produkte und Waren produziert werden, zu einer Finanzwirtschaft entwickelt. Wie weit wir uns bereits von der Realwirtschaft entfernt haben, können Sie erkennen, wenn Sie durch ein Kaufhaus gehen und sehen, dass kaum noch ein Produkt in den Regalen in Nordamerika oder Europa hergestellt wird.

Einer der Hauptgründe dafür ist, dass westliche Unternehmen für die Schließung von Fabriken und die Verlagerung ihrer Produktion nach Asien und in andere Niedrigkostenregionen auch noch steuerlich belohnt werden. Es müsste genau umgekehrt sein: Unternehmen, die ihre Gewinne in den USA investieren, sollten mit einer Steuerermäßigung belohnt werden.

Zudem ist das derzeitige Steuersystem für die verarbeitende Industrie kontraproduktiv. Sehen Sie sich um: Es werden kaum noch Fabriken gebaut, sondern vor allem Lagerhäuser für importierte Produkte aus Asien. Wenn ein Land immer mehr importiert und immer weniger exportiert, geht es mit der Wirtschaft unweigerlich bergab und die Zahl der Arbeitslosen steigt.

Deshalb ist es meine Überzeugung, dass das freie Wirtschaftssystem nur überleben kann, wenn die Arbeitnehmer die Möglichkeit erhalten, an der Schaffung von Wohlstand zu partizipieren. Einfach ausgedrückt: Die Arbeiter müssen die Chance haben, Kapitalisten werden zu können, indem sie Kapital akkumulieren, das sie über die Beteiligung am Unternehmensgewinn erhalten, den sie selbst miterwirtschaftet haben.

Das Kernprinzip des freien Wirtschaftssystems ist die Schaffung von Reichtum, von Kapital. Deshalb wird das freie Wirtschaftssystem auch gemeinhin als Kapitalismus oder als kapitalistisches System bezeichnet. Leider wird immer mehr Kapital von immer weniger Menschen gehalten. Mit anderen Worten: Es gibt immer weniger Kapitalisten. In der Natur nimmt immer dann eine Spezies überhand, wenn eine andere sich nicht mehr fortpflanzt. Damit das freie Wirtschaftssystem überleben kann, müssen wir unser Wissen und Verständnis über die Schaffung und Umverteilung von Reichtum erweitern.

Das Wohlergehen eines Landes hängt von der Gesundheit und Stärke seiner Wirtschaftsstruktur ab. Die Unternehmen sind die Weber dieses Netzwerkes. Die Wirtschaft wird von drei Kräften angetrieben: kluge Manager, motivierte Mitarbeiter und Investoren. Alle drei Kräfte haben ein moralisches Recht auf einen Teil der Gewinne, die ein Unternehmen erwirtschaftet. Als allgemeine Richtlinie sollte gelten: Mitarbeiter bekommen 20 Prozent der Gewinne, das Management zehn Prozent, Investoren 20 und die restlichen 50 Prozent sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, für Investitionen, Forschung und Entwicklung im Unternehmen bleiben. Über die Gewinnbeteiligung würden die Arbeiter die Möglichkeit erhalten, Kapital zu akkumulieren. Mit anderen Worten: Sie würden selbst zu Kapitalisten.

Je größer in einer Gesellschaft mit freiem Wirtschaftssystem die Kluft zwischen den Reichen und den Arbeitern wird, desto leichter können die politischen Parteien die Massen mit Umverteilungsmaßnahmen und sozialistischen Programmen ködern. Dadurch wandelt sich eine Gesellschaft mit freiem Wirtschaftssystem langsam in ein sozialistisches System.

Ich habe im Laufe der Jahre viel Zeit in Europa verbracht, um neue Fabriken aufzubauen und unsere Geschäfte zu managen. Dabei habe ich sehr früh erkannt, wie tief der Sozialismus in Europa verwurzelt ist. Ich sage das nicht zynisch, weil ich selbst aus einer Arbeiterfamilie komme und mein Vater ein Gewerkschaftsaktivist war. Aber ich glaube nicht, dass der Sozialismus den Lebensstandard der Menschen erhöhen und die Armut beseitigen kann.

Die sozialistische Ideologie basiert mehr auf der Verteilung als auf der Schaffung von Reichtum. Was der Sozialismus völlig außer Acht lässt, ist, dass wir zuerst Wohlstand schaffen müssen, bevor wir ihn verteilen können. Überall auf der Welt sind sozialistischen Systeme wirtschaftlich kollabiert. Ein typisches Beispiel dafür ist Ostdeutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in zwei Staaten geteilt: In Westdeutschland, mit seinem weitgehend freien Wirtschaftssystem, und in das sozialistische bzw. kommunistische Ostdeutschland. Nach vier Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft begann die Infrastruktur in Ostdeutschland zu zerfallen, die Wirtschaft brach zusammen und das Land war nicht mehr imstande, sich selbst zu versorgen. Wir erleben heute dieselbe Entwicklung in Venezuela, einem weiteren Land, das sich dem Sozialismus verschrieben hat.

Aber wie schützt eine Gesellschaft nicht nur das freie Wirtschaftssystem, sondern auch jene Rechte und Freiheiten, auf denen es aufgebaut ist? Ein gangbarer Weg ist, ein nationales Werteprogramm als Teil der Schulbildung zu etablieren, von der ersten Klasse bis zum Ende der Highschool. Die Vermittlung dieser Werte wäre in den unteren Jahrgängen noch sehr einfach und rudimentär und würde dann im Laufe der Jahre immer weiter vertieft.

Die Werte bzw. Prinzipien, die in diesem Programm dem Schüler vermittelt werden, sind zu einem großen Teil in der „Bill of Rights“, den ersten zehn Zusatzartikeln zur Verfassung der Vereinigten Staaten festgeschrieben, von der Meinungs- und Religionsfreiheit bis zur Versammlungsfreiheit, die den Menschen das Recht gibt, politische Parteien und Interessengruppen zu bilden. Dieses nationale Werteprogramm würde seinen Fokus aber auch auf andere Aspekte von Freiheit richten, etwa das Recht, seinen eigenen Weg zum Glück zu gehen oder das freie Wirtschaftssystem an sich, denn die USA sind das letzte Land der Welt, in dem dieses System eine reale Chance zum Überleben hat. Das freie Wirtschaftssystem ist das Fundament für unsere Gesellschaft: Ohne freiem Wirtschaftssystem kann es keine freie Gesellschaft geben.

An den amerikanischen Schulen gibt es viele hervorragende und engagierte Lehrer. Ich habe im Laufe meines Lebens viele von ihnen kennengelernt und festgestellt, dass die meisten eine sehr gute Einstellung haben. Wenn es jedoch um die Wirtschaft geht, neigen viele von ihnen dazu, Fehlverhalten mancher Unternehmer besonders hervorzuheben, von Betrug bis zu ausbeuterischer Kinderarbeit. Es ist wichtig, Schüler auf diese Dinge aufmerksam zu machen, aber leider wird viel zu wenig betont, wie wichtig die Wirtschaft für das Funktionieren unserer Gesellschaft ist.

Gewinn sollte kein schmutziges Wort sein. Wenn ein Unternehmen keinen Profit macht, ist es für niemanden gut: nicht für die Aktionäre und Eigentümer, nicht für die Mitarbeiter und auch nicht für die Gesellschaft insgesamt. Wenn Unternehmen scheitern, scheitert auch die Gesellschaft. Die Arbeitslosigkeit steigt, was wiederum soziale Not verursacht und den Lebensstandard sinken lässt. Auf eine einfache Formel gebracht: Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, funktioniert gar nichts

Ein weiterer wichtiger Punkt im nationalen Werteprogramm sollte neben den Freiheiten und der Bedeutung der Wirtschaft für die Gesellschaft auch die Umwelt und ihre Fragilität sein. Eine weitgehend intakte Umwelt ist Voraussetzung für Leben auf unserem Planeten, sie gibt uns die Nahrung, die wir brauchen, um zu überleben.

In diesem Zusammenhang sollten die Schüler lernen, wie wichtig es ist, gesunde und natürliche Nahrungsmittel zu essen. Als ich ein Kind war, habe ich nie von anderen Kindern mit Allergien gehört, jetzt ist es umgekehrt: Immer mehr haben Nahrungsmittelallergien. Um eine gesündere Gesellschaft zu schaffen, ist es extrem wichtig, unseren Kindern beizubringen, wie wichtig natürliche und chemikalienfreie Lebensmittel sind.

Wie die Gesundheitsstatistiken zeigen, gibt es quer durch alle Bevölkerungsgruppen in Amerika immer mehr Krankheiten. Und das, obwohl die USA pro Kopf doppelt so viel für die Gesundheitsversorgung ausgibt als andere entwickelte Länder. Grund für dieses Missverhältnis, Grund für den Anstieg von Krankheiten, sind meiner Analyse nach, die mit zu vielen Chemikalien belasteten Nahrungsmitteln. Die Amerikaner nehmen jedes Jahr Millionen Kilogramm von Chemikalien, Insektiziden, Pestiziden und Düngemitteln mit ihrer Nahrung auf.

Wir werden zu einer immer kränkeren Gesellschaft, und die Gesundheitsausgaben sind auf dem besten Weg, der größte Posten des Staatshaushaltes zu werden, noch weit vor den Militärausgaben. Der Preis, den wir für die schlechte Gesundheit der Menschen und die vorzeitigen Todesfälle zahlen, ist hoch, weil auch die Wirtschaft darunter leidet. Die Produktivität sinkt und die Steuern müssen angesichts der steigenden Gesundheitskosten weiter erhöht werden. In Kapitel 20 beschreibe ich, wie man meiner Meinung nach bei sinkenden Kosten gleichzeitig den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessen kann.

Das von mir angedachte nationale Werteprogramm wäre auch ein wichtiger Beitrag zur Stärkung unseres Bildungssystems. Wir können aber noch viel mehr tun. Zu den wichtigen Komponenten unseres Bildungssystems sollte auch eine bessere Ausbildung in Bezug auf technische Berufe gehören, die für unsere Gesellschaft wichtig sind – von Elektrikern und Installateuren bis zu Tischler und Mechanikern.

Es ist entscheidend, dass unsere Jugend diesen Berufen positiv gegenübersteht, da sie in den kommenden zehn Jahren sehr gefragt sein werden. Wenn ich Vorlesungen an Universitäten halte, erzähle ich den Studenten gerne, dass der Erfolg im Leben nur am Grad des Glücklichseins gemessen werden kann, den man erreicht. Gleichzeitig erzähle ich ihnen, dass es aufgrund meiner eigenen Erfahrung viel einfacher ist, glücklich zu sein, wenn man genügend Geld hat.

Wenn die Studenten fragen, wie sie Geld verdienen können, rate ich ihnen, sich verschiedene Karrieremöglichkeiten offenzuhalten. Sie müssen sich zunächst praktisches Wissen in der realen Welt aneignen. Wenn sie eine Arbeit oder eine Tätigkeit finden, die sie gerne machen, ist die Chance groß, dass sie gut in ihrem Job sein werden. Und wenn sie sich mehr als der Durchschnitt anstrengen, können sie schließlich zu den Besten auf ihrem Gebiet werden. Egal, um welches Betätigungsfeld es sich handelt, wenn sie zu den Besten gehören, wird das Geld ein automatisches Nebenprodukt dieses Erfolgs sein. Der Bedarf an besserer beruflicher Ausbildung ist einer von mehreren wichtigen Punkten einer notwendigen Bildungsreform, die ich in Kapitel 19 beschreibe.

Eine der großen Gefahren für eine demokratische Gesellschaft ist die wachsende Bürokratie. Ich erinnere mich an die Zeit, als Computer zum ersten Mal auf den Markt kamen. Unternehmen wurde damals versprochen, dass ein Computer die Arbeit einer ganzen Etage von Angestellten erledigen könnte. Jetzt, Jahrzehnte später, sehe ich zehn bis zwanzig Mal mehr Bürohochhäuser, in denen die Mitarbeiter einen großen Teil ihrer Zeit mit der Umsetzung und Einhaltung der unzähligen staatlichen Vorschriften verbringen. Die simple Wahrheit ist: Je härter Bürokraten arbeiten, desto mehr neue Bürokraten schaffen sie. Deshalb wird der bürokratische Apparat von Jahr zu Jahr größer.

Wir haben als Gesellschaft die einfache Erkenntnis verdrängt, dass die Regierungen uns nichts geben können, was sie uns nicht zuvor genommen haben. Bei diesem Umverteilungsprozess verschwenden sie zudem viel von dem Geld, das sie einnehmen. Selbstverständlich brauchen wir Gesetze zum Schutz der Umwelt oder zum Schutz unserer Gesundheit, aber die meisten der im Laufe der Jahre von den Regierungen und Parlamenten geschaffenen Vorschriften und Gesetze könnten reduziert, vereinfacht und verständlicher gemacht werden.

Wir müssen beginnen, die riesigen Staatsapparate wieder zu verkleinern und die außer Kontrolle geratenen Staatsausgaben einzudämmen. Das können wir schaffen, indem wir eine Task Force gründen, die sich der Reduzierung und Vereinfachung von Gesetzen und Vorschriften widmet, die praktisch alle Bereiche unseres Lebens und unserer Arbeit regeln.

Diese Task Force sollte auch die Bürokraten beim Aufspüren und Beseitigen von Doppelgleisigkeiten und Überschneidungen miteinbeziehen und ihnen großzügige Boni für umsetzbare Einsparungsvorschläge zahlen. Ich diskutiere dieses Thema in den Kapiteln 17 und 18.

1913 hatte das ganze US-Steuerrecht Platz auf 27 Seiten. Heute, rund ein Jahrhundert später, liegt die Steuergesetzgebung der USA bei fünfundsiebzigtausend Seiten.