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FABRIZIO P. CALDERARO

 

KETOGA

KETOGENE ERNÄHRUNG UND YOGA

 

Ratgeber

 

Ein Buch aus dem FRANZIUS VERLAG

 

Buchumschlag: Jacqueline Spieweg

Bildlizenzen für den Buchumschlag: Shutterstock

Modell in den Bildern der Yoga-Asanas: Sandy Wolf

Bildrechte der Yoga-Bilder: Fabrizio P. Calderaro

Korrektorat/Lektorat: Petra Liermann

Verantwortlich für den Text in Inhalt und

Form ist der Autor Fabrizio Piero Calderaro

 

Satz, Herstellung und Verlag: Franzius Verlag GmbH

Druck und Bindung: bookpress.eu

 

ISBN 978-3-96050-121-3

 

Alle Rechte liegen bei der Franzius Verlag GmbH

Hollerallee 8, 28209 Bremen

 

Copyright © 2018 Franzius Verlag GmbH, Bremen

www.franzius-verlag.de

 

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INHALT

Rechtlicher Hinweis

Teil I: Einführung

1. Was ist Ketoga?

2. Ketoga als integrale Coping-Strategie

Ernährungsaspekt

Yoga und die Asanas

Atemübungen und Meditation

Ketogische Praktiken

3. Eine persönliche Zwischenbilanz

Teil II: Wichtige Aspekte der Ketogenese

1. Die Ketose und die Ketogenese

2. Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe

Und warum sind Süßstoffe nun ein Problem?

3. Ketoga und Alkohol

Die Wirkungen von Alkohol auf die Ketogenese

4. Ketoga und die Vulnerabilität

Die Vulnerabilitäts-Schutzfaktoren

5. Ketoga und die Depression

6. Ketoga für ein starkes Immunsystem

Schwitzen ist die beste Prävention

Die wichtigsten ketogischen Maßnahmen für ein starkes Immunsystem sind:

Teil III: »Ketoga« - Umsetzung in die Praxis

1. Das Ketoga Nidra

Das vegetative Nervensystem und die Elektroenzephalographie (EEG)

Ketoga-Nidra in die Praxis umgesetzt

2. Die ketogische Atemtechnik – »Ketogayama«

Das »Ketogayama« in die Praxis umgesetzt

3. Das ketogische Fasten

Das ketogische Fasten in die Praxis umgesetzt

Der Bulletproof

Die Asanas für das ketogische Fasten

4. Die ketogische Colonmassage

Was es zu beachten gilt

Warum ätherische Öle eingesetzt werden sollten

Die Wirkungen der ketogischen Colonmassage

Die Vorgehensweise

5. Die ketogische Nasenreinigung (Neti)

Die isotone Kochsalzlösung selbst herstellen

Wie oft und wann wird Neti durchgeführt?

Neti in die Praxis umgesetzt

6. Das ketogische Ölziehen – Gandusha

Anwendung des ketogischen Ölziehens

Was steckt alles in Kokosöl?

Anwendungsgebiete von Kokosöl

Warum Kurkuma beim Ölziehen eine Rolle spielt

Vorgehensweise

7. Die ketogische Hydropraktik

Die Wirkungen der Wasseranwendungen aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet

Die Wirkungen der Wasseranwendungen auf unsere Organe

Kontraindikationen für Wasseranwendungen

Die ketogischen Wasseranwendungen

Der Gesichtsguss

Die Wechseldusche

Das Wassertreten

Teilbäder/Armbad

Druckstrahlgüsse

8. Die Macht der Affirmationen

Affirmationen ermöglichen uns geistiges Wachstum

Visualisierung und auditive Komponente der Affirmation

Die haptisch-taktile Komponente der Affirmation

9. Kostbare Essenzen

Teezubereitungen in der Ketoga-Küche

Aroma-Anwendungen

Die atemstimulierende Einreibung mit ätherischen Ölen

Gewürze in der Ketoga-Küche

Teil IV: Die theoretischen und philosophischen Grundlagen des Yoga

1. Sanskrit

Zur Sanskrit-Aussprache, Varna

2. Der Yoga

3. Hatha-Yoga

Hathapradipika

4. Asanas

5. Darshanas

Nyaya

Vaisheshika

Samkhya

Yoga

Purva Mimansa

Vedanta

6. Der Weg zur Selbsterkenntnis – »Gnothi seauton«: Erkenne dich selbst

Gnothi seauton (griechisch Γνῶθι σεαυτόν)

7. Die meditativen Formen des Yoga

8. Die vier großen Wege des Yoga im Überblick

Bhakti-Yoga: Yoga der liebenden Hingabe

Karma-Yoga: Yoga des selbstlosen Handelns

Jnana-Yoga: Yoga der Erkenntnis

Raja-Yoga: Yoga der Kontrolle des eigenen Geistes

9. Die Bhagavad Gita

10. Die indischen Veden

11. Ayurveda

12. Allgemeine ayurvedische Ernährungsempfehlungen

13. Das Mahabharata

14. Die Chakren

Die Chakren und ihre Entsprechungen

Die Charaktereigenschaften (Entsprechungen) der Haupt-Chakren:

15. Mantra

16. Ausgewählte Asanas

16.1. Kakasana/Bakasana (Die Krähe)

16.2. Sarvangasana (Der Schulterstand)

16.3. Parsvottanasana (Die Pyramide)

16.4. Supta Vajrasana (Der schlafende Diamantsitz

16.5. Adho Mukha Svanasana (Der herabschauende Hund)

16.6. Urdhva Mukha Svanasana (Der heraufschauende Hund)

16.7. Balasana (Die Stellung des Kindes)

16.8. Utthita Lolasana (Die Schaukel)

16.9. Supta Baddha Konasana (Der liegende Schmetterling)

16.10. Jathara Parivitti (Die liegende Drehung)

16.11. Kali Asana (Die Hockstellung)

16.12. Bhadrasana (Der Schmetterling)

16.13. (Utthita) Parsvakonasana (Der seitliche Winkel)

16.14. Gomukhasana (Die Kuh/Das Kuhgesicht)

16.15. Kurmasana (Die Schildkröte)

16.16. Siddhasana (Die vollkommene Haltung)

16.17. Vrischikasana (Der Skorpion)

16.18. Natarajasana (Der Tänzer)

16.19. Chaturanga Dandasana (Das Brett)

16.20. Ardha Chandrasana (Der Halbmond)

16.21. Eka Pada Rajakopatasana (Die Taube)

16.22. Ardha Matsyendrasana (Der Drehsitz)

16.23. Bhujangasana (Die Kobra)

16.24. Shalabasana (Das Boot)

16.25. Navasana (Das einfache Boot)

16.26. Garudasana (Der Adler)

16.27. Vrikshasana (Der Baum)

16.28. Tadasana (Die Berghaltung)

16.29. Dhanurasana (Der Bogen)

16.30. Adhvasana (Die Bauchentspannungslage)

16.31. Setu Bandhasana (Die Brücke)

16.32. Shishumarasana (Der Delphin)

16.33. Utthita Trikonasana (Das Dreieck)

16.34. Matsyasana (Der Fisch)

16.35. Shashankasana (Der Hase)

16.36. Vira Bhadrasana (Das Heldendreieck)

16.37. Ushtrasana (Das Kamel)

16.38. Majariasana (Die Katze)

16.39. Shirshasana (Der Kopfstand)

16.40. Dhyanasana (Meditationshaltung)

16.41. Mayurasana (Der Pfau)

16.42. Akarna Dhanurasana (Pfeil und Bogen)

16.43. Halasana (Der Pflug)

16.44. Chakrasana (Das Rad)

16.45. Shavasana (Die Rückenentspannungslage)

16.46. Purvotthasana (Die schiefe Ebene)

16.47. Vasishtasana (Der Seitstütz)

16.48. Shiranhustasana (Der sich verneigende Held)

16.49. Surya Namaskar (Der Sonnengruß)

16.50. Ardha Bhujangasana (Die Sphinx)

16.51. Viravadrasana (Die Waage)

16.52. Prasarita Padotthasana (Die gegrätschte Vorwärtsbeuge)

16.53. Ardha Bhekasana (Der halbe Frosch)

16.54. Hanumanasana (Der Affe)

16.55. Gorakshasana (Der Kuhhirte)

16.56. Janusirsasana (Die Kopf-zum-Knie-Stellung)

16.57. Bharadvajasana (Die Bharadvaja-Stellung)

16.58. Apanasana (Die Knie-zum-Kinn-Stellung)

16.59. Malasana (Die tiefe Hocke)

16.60. Sukhasana (Der Schneidersitz)

16.61. Tolasana (Die Balance-Stellung)

17. Die wichtigsten 20 Ketoga-Asanas mit Abbildung

17.1. Ardha Matsyendrasana (Der Drehsitz)

17.2. Ushtrasana (Das Kamel)

17.3. Vrischikasana (Der Skorpion)

17.4. Sarvangasana (Der Schulterstand)

17.5. Vrikshasana (Der Baum)

17.6. Balasana (Die Stellung des Kindes)

17.7. Natarajasana (Der Tänzer)

17.8. Shirshasana (Der Kopfstand)

17.9. Adho Mukha Svanasana/Urdhva Mukha Svansana (Der herab- und heraufschauende Hund)

17.10. Matsyasana (Der Fisch)

17.11. Gomukhasana (Das Kuhgesicht/Die Kuh)

17.12. Dhanurasana (Der Bogen)

17.13.Ardha Chandrasana (Der Mondgruß)

17.14. Prasarita Padotthasana (Die gegrätschte Vorwärtsbeuge)

17.15. Shalabasana (Das Boot)

17.16. Setu Bhandasana (Die Brücke)

17.17. Chakrasana (Das Rad)

17.18. Surya Namaskar (Das Sonnengebet)

17.19. Bhujangasana (Die Kobra)

17.20. Ardha Bhujangasana (Die Sphinx)

Teil V

Glossar

Teil VI: Quellenverzeichnis

1.      Weiterführende Information zur Philosophie und zu Übersetzungen

2.      Literatur

3.      Weblinks

Danksagung

Novitäten 2018 im Franzius Verlag

 

Rechtlicher Hinweis

 

Dieses Buch führt keine Diagnosen, Therapien, Behandlungen im medizinischen Sinne durch und es wird auch keine sonstige Heilkunde im gesetzlichen Sinne ausgeübt.

 

Das Buch ersetzt keine ärztlichen oder heilpraktischen Behandlungen. Für medizinischen Rat konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt.

 

Die Verantwortung für Ihre medizinische Versorgung liegt allein bei Ihnen.

 

Befinden Sie sich in psychotherapeutischer oder ärztlicher Begleitung oder nehmen Medikamente, so ist ein klärendes Gespräch mit Ihrem Arzt vor Anwendung der in diesem Buch geschilderten Maßnahmen nötig.

 

Es werden keine Heilversprechungen abgegeben.

 

Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

 

Teil I: Einführung

 

1. Was ist Ketoga?

 

In meinem ersten Buch »Das Handbuch der ketogenen Ernährung« habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich die ketogene Ernährungsform und der Yoga, sehr zum Vorteil für den Praktizierenden, symbiotisch ergänzen und sich hervorragend miteinander kombinieren lassen. In ihren Grundzügen entstand die gesamte Ketoga-Idee bereits bei der Erstellung des Manuskriptes »Das Handbuch der ketogenen Ernährung«. Allerdings war mir damals noch nicht ganz klar, wie genau ich die einzelnen Elemente auf einen Nenner bringen sollte. Das Wort »Ketoga« ist eine Wortneuschöpfung und verbindet sowohl die Ketose als auch den Yoga miteinander. Mir gefiel diese Idee, ein neues Wort zu kreieren, und ich glaube, dass diese Idee auch meiner Verlegerin sehr gut gefiel. Hinter Ketoga steht ein wohldurchdachtes Gesamtkonzept und ich bin stolz darauf, es geschafft zu haben, alle wichtigen Elemente miteinander zu verbinden. Ketoga ist keine Diät, es ist auch kein neuer Yoga-Zweig. Ketoga ist eine Strategie und sie ermöglicht die persönliche Entwicklung.

In einem meiner ersten Blogbeiträge aus dem Frühjahr 2017 beschrieb ich die Kombination der Ketose mit dem Yoga als eine »mächtige Allianz«. Ich glaube, dass es eben diese Bezeichnung auf den Punkt bringt und deutlich macht, was hinter Ketoga wirklich steckt. Doch wenden wir uns nun dem Yoga zu, immerhin ist er einer der wesentlichen Komponenten hinter dem Ketoga-Konzept.

Die Bezeichnung »Yoga« wird zum ersten Mal im indischen Katha-Upanischad (Devanagari: कठ उपनिषद्) (Kaṭhopaniṣad, auch Kāṭhaka) erwähnt. Dabei wurde der Yoga als eine Art Technik zur Säuberung des Verstandes und als Kontrolle eigener Emotionen und Gefühlen beschrieben. Die Katha-Upanischad ist nichts anderes als eine der allerersten Upanishaden, versehen mit diversen Kommentaren von Adi Shankara (* um 788 in Kalady/Kerala; † um 820). Adi Shankara war Sohn eines Brahmanen, religiöser Lehrer und Philosoph des Hinduismus. Der Upanishad muss etwa im vierten oder fünften Jahrhundert vor Christus entstanden sein, eine frühere Datierung ist aber ebenfalls möglich.

Wenn der Yoga ursprünglich als eine Form der Reinigung konzipiert wurde, um Gefühle und Emotionen besser zu kontrollieren und den Verstand zu schärfen, dann lassen sich durchaus Parallelen zur ketogenen Ernährung ziehen. Den Scharfsinn unseres Verstandes finden wir auch in dieser Ernährungsweise wieder, denn die ketogene Ernährung führt zu einem gesteigerten mentalen Fokus. Sie kann, genau wie der Yoga, als eine Art »Reinigungstechnik« verstanden werden. Der Verstand wird auch durch die ketogene Ernährung »gesäubert«, der Körper entledigt sich krankmachender Kohlenhydrate (Zucker) und konzentriert sich auf die Energiegewinnung unter Zuhilfenahme der Ketogenese. Vergessen wir auch an dieser Stelle nicht, dass die Fähigkeit zur Ketogenese unseren Vorfahren einst das Überleben sicherte. Einen klaren Geist kann man sowohl durch den Yoga als auch durch die ketogene Ernährung schaffen. Einen noch klareren Geist schafft man, indem man beides gekonnt miteinander verbindet. Ein klarer Geist setzt ein unbändiges Energiepotenzial frei.

Die Vorteile, die sich aus dem Ketoga-Konzept ergeben, liegen ganz klar auf der Hand:

 

positive Wirkung auf das gesamte Nervensystem

Herz- und Lungentätigkeit werden gestärkt und gefördert

bereits bestehende Depressionen können gelindert und weiteren depressiven Episoden kann entgegengewirkt werden

das Immunsystem wird gestärkt

Herz-Kreislauf-Funktionen werden unterstützt und positiv beeinflusst

das eigene Selbstbewusstsein wird gestärkt und gefördert

die Leistungsfähigkeit auf mentaler Ebene wird gestärkt

eine arterielle Hypertonie wird günstig beeinflusst

Rückenschmerzen, innerer Unruhe, Stress und Schlafstörungen wird entgegengewirkt

Angststörungen können spürbar gelindert werden

klimakterielle Beschwerden können gelindert werden

die eigene Ausdauer wird verbessert

die Konzentrationsfähigkeit wird verbessert

Vitalität und Zufriedenheit werden geschaffen

Migräne kann wirkungsvoll bekämpft werden

Nackenverspannungen und Kopfschmerzen können effizient gelindert werden

Ketoga »entschleunigt« und lässt uns langsamer altern

das Sexualleben wird verbessert

Übergewicht, Adipositas und Diabetes mellitus Typ II werden bekämpft

Ketoga hemmt entzündliche Aktivitäten im Organismus

Gewichtsreduktion

Asthma bronchiale und COPD können positiv beeinflusst werden

chronische Schmerzen werden gelindert und man lernt, besser mit ihnen umzugehen

Ketoga wirkt sich positiv auf chronische Erkrankungen aus

es hilft bei Vorliegen einer Arthritis und verbessert die Symptomatik

fördert das Wohlbefinden

hilft bei pharmako-resistenter Epilepsie

 

Über die Auswirkungen der Ketose auf unseren Organismus habe ich ausführlich in meinem Handbuch der ketogenen Ernährung berichtet.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird Yoga bereits wissenschaftlich unter die Lupe genommen und erforscht. Welche Veränderungen Yoga auf physischer Ebene bewirkt, wurde in unzähligen physiologisch-wissenschaftlichen Studien erforscht. Zum heutigen Zeitpunkt wissen wir um die Auswirkungen des Yoga auf die Gesundheit, die Heilung bei Erkrankungen, die Psyche, die Leistungsfähigkeit, das Glück und das Wohlbefinden.

Aktuell praktizieren in Deutschland etwa 2,6 Millionen Menschen Yoga, dabei überwiegt der Anteil der Frauen. Die Beweggründe für das Praktizieren von Yoga sind oftmals die gleichen: Fast immer dreht es sich um den Wunsch nach einer gesteigerten Leistungsfähigkeit und der Verbesserung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens.

 

2. Ketoga als integrale Coping-Strategie

 

Als ich im Sommer 2017 mit der Arbeit an meinem Ketoga-Manuskript begonnen hatte, befand ich mich dafür in einer wunderschönen und atemberaubenden Kulisse, denn ich befand mich auf Sizilien. Ich hatte meinen Arbeitgeber um Sonderurlaub gebeten, da familiäre Gründe meine Anwesenheit erforderten. Ich wusste zu Beginn ehrlich gesagt gar nicht, wo die Reise mich hinführen sollte, weder was das Buch noch meine persönliche Situation betraf. Ab einem gewissen Zeitpunkt hatte sich dann aber eine Art Eigendynamik entwickelt und ich erwischte mich immer häufiger dabei, wie ich in Gedanken versunken an meinem Ketoga-Manuskript tüftelte. Mein Vater, der im Sommer 2017 schwer erkrankte, stellte mich damit vor die Herausforderung meines Lebens, ohne es auch nur zu erahnen, geschweige denn zu wissen. Unter diesen Umständen entwickelte sich sozusagen aus sich selbst heraus mein Ketoga-Konzept. Ich glaube, dass ich keineswegs untertreibe, wenn ich behaupte, dass Ketoga eine integrale Coping-Strategie darstellt.

Coping stammt aus der englischen Sprache und es bedeutet übersetzt so viel wie »bewältigen« oder »überwinden«. Der Begriff begegnete mir zum ersten Mal im Rahmen meiner Berufsausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. So war es in diesem Zusammenhang beispielsweise u.a. Elisabeth Kübler-Ross, die Copingstrategien in Sterbe- und Trauerphasen postulierte. Coping hängt stark davon ab, welche eigenen Ressourcen in welchem Ausmaß vorhanden sind. Diese Ressourcen müssen aber auch als solche erkannt werden, um aktiviert werden zu können. Die Art des Umgangs mit ganz bestimmten Lebenssituationen und Lebensphasen wird durch das Vorhandensein von Coping-Strategien maßgeblich beeinflusst. Doch dies bedeutet nicht, dass Coping lediglich in Krisensituationen Anwendung findet, keineswegs. Genau genommen betreiben wir jeden Tag mehr oder weniger »Coping« und das ist auch gut so.

Coping findet aber auch immer dann statt, wenn Menschen versuchen, aus einer »ungesunden« und überfordernden Situation herauszukommen. Coping wird dann angewendet, wenn Menschen versuchen, den psychischen oder physischen Druck zu verringern. Coping-Strategien verfolgen dabei immer ganz bestimmte Ziele und wenn wir Ketoga als eine integrale Coping-Strategie betrachten, dann verfolgen wir auch hier ganz bestimmte Ziele:

 

Coping-Strategien …

 

dienen dazu, beeinflussende Faktoren, die einen schädigenden Einfluss auf uns nehmen, zu reduzieren

sollen es uns ermöglichen, aufzuatmen und neue Kraft zu schöpfen

sollen uns in die Lage versetzen, ein emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen oder aber auch zu sichern

sollen negative Emotionen oder aber auch negative Ereignisse erträglicher machen

sollen uns helfen, Krisensituationen zu bewältigen

dienen dem Menschen, um vorhandene Ressourcen wiederherzustellen oder aber auch zu erhalten

sind Abwehrmechanismen auf psychischer Ebene

stärken uns in unserer Lebensführung und machen uns resistenter in einer Umwelt, die tagtäglich ihre Anforderungen an uns verändert und höherschraubt

helfen uns in unserer individuellen Entwicklung

 

Ketoga im Sinne einer Coping-Strategie ist deshalb integral, da sich Ketoga nicht nur mit einem einzigen Aspekt befasst, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit erfasst. Ketoga ist nicht wie beispielsweise eine Fachrichtung der Humanmedizin zu verstehen. Ketoga befasst sich sowohl mit dem physischen als auch mit dem psychischen Aspekt. Das Ketoga-Konzept besteht dabei aus den folgenden Komponenten:

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Ernährungsaspekt

 

Den größten Anteil dabei bildet der Ernährungsaspekt, denn hier schaffen wir die Grundlage, auf der die anderen Komponenten aufbauen. Die Ernährung übt wohl den größten Einfluss auf unser gesamtes Leben aus, unser Wohlbefinden hängt stark von der Beschaffenheit der zugeführten Makronährstoffe ab, sie entscheidet über Wohlbefinden und Gesundheit. Anders als sonst üblich besteht aber in diesem System der Hauptanteil der Makronährstoffe nicht aus Kohlenhydraten, sondern in erster Linie aus gesunden Fetten. Erst dann folgen Proteine und, mit dem geringsten Anteil, die Kohlenhydrate. Eine ungünstige Ernährungsweise lässt sich relativ rasch und ohne großen Aufwand verändern. Wer beispielsweise an Übergewicht leidet, der wird auch relativ rasch Erfolge verzeichnen können, vorausgesetzt, die Kohlenhydrat-Zufuhr wird konsequent zurückgefahren.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass man sich nun sein gesamtes Leben lang in einer keto-adaptierten Stoffwechsellage befinden soll. Nein, das ist nicht meine Intention, auch wenn ich persönlich nun bereits seit mehr als zwei Jahren diese Form der Ernährung praktiziere. Ich glaube nicht, dass die ketogene Ernährung dauerhaft praktikabel ist. Zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht vollständig geklärt, ob sich diese Ernährung dauerhaft negativ auswirken kann. Ich denke da an Probleme, die eventuell mit den Nieren oder aber auch den Nebennieren auftreten könnten. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass die ketogene Ernährung, unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, sozusagen ein »Reset« des alten Systems sein kann. Diese Ernährungsform kann helfen, eine arterielle Hypertonie in die richtige Richtung zu lenken. Sie kann bei Übergewicht und sogar bei dem Vorliegen einer krankhaften Fettsucht die Gewichtsreduktion hervorbringen, die vielleicht nur noch durch andere extremere Maßnahmen möglich wäre. Die ketogene Ernährung kann Diabetes mellitus sozusagen »deaktivieren« und sie kann, richtig angewendet, Depressionen, Migräne und eine pharmako-resistente Epilepsie maßgeblich beeinflussen. Diese Ernährungsform bewirkt mehr als nur eine Gewichtsreduktion und meiner Meinung nach gehört sie in das Wissensrepertoire einer jeden Pflegefachkraft.

Ich bin aber ebenfalls davon überzeugt, dass der Zuckerkonsum definitiv gedrosselt werden muss, wenn wir gesund bleiben möchten. Ich bin ebenfalls immer noch der vollen Überzeugung, dass unser uneingeschränkter und übertriebener Kohlenhydrat-Konsum der Hauptgrund für die größten Volkskrankheiten ist. Und ich bin davon überzeugt, dass dieser Lebensstil Erkrankungen wie Alzheimer, Adipositas, Übergewicht, arterielle Hypertonie, Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Myokardinfarkt und Apoplexie überhaupt erst möglich macht.

 

Yoga und die Asanas

 

Dem Aspekt der Ernährung folgt nun der Aspekt der körperlichen Aktivität, der Bewegung, des Sports. Körperliche Arbeit im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit reicht nicht aus, um dauerhaft gesund zu bleiben. Wir arbeiten nicht mehr stundenlang auf dem Acker, wie es unsere Vorfahren einst tun mussten.

Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, nichts zu tun oder sich nur minimal zu bewegen. Es gibt auf dieser Erde wohl keine andere Sportart, die in der Lage ist, jenes zu bewirken, was man mit einer regelmäßig und korrekt durchgeführten Yoga-Praxis erreichen kann. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien sprechen hier eindeutig für den Yoga. Asanas ermöglichen uns »Bewegung in der Ruhe« und zusammen mit der richtigen Atemtechnik sorgen Asanas für eine Stabilität des Körpers, des Geistes und sie sorgen für unser Wohlbefinden. Ein Wohlbefinden, das über allem anderen steht, denn nur der Mensch, in dem ein ruhiger Geist innewohnt, kann sich wirklich wohlfühlen. Wohlbefinden fördert unsere Gesundheit und erhält sie. Asanas sorgen dafür, dass unser Körper ebenso wie unser Geist geschmeidig bleibt. Asanas bringen uns die notwendige Körperkraft, die wir brauchen, um den täglichen Anforderungen zu entsprechen und uns ihnen zu widersetzen. Asanas sind keine einfachen gymnastischen Übungen. Sie sind das Produkt einer wohldurchdachten Philosophie unter Berücksichtigung eines ganzheitlichen Konzeptes. Doch dazu noch mehr im Verlauf dieses Buches.

 

Atemübungen und Meditation

 

Die Meditation, aber auch die korrekte Atemtechnik sind neben den anderen Aspekten von fundamentaler Bedeutung. Im Grunde gibt es zwischen der Atmung und der Meditation keinen wirklichen Unterschied. Meditation ist die richtige Atemtechnik und die richtige Atemtechnik ist Meditation. Atmung bedeutet zu leben. Die Atmung ist aber viel mehr als lediglich der Gasaustausch eines lebendigen Organismus. Wer richtig atmen möchte, der erlernt nicht, wie am besten eingeatmet wird, sondern er erlernt, wie am besten ausgeatmet wird. Durch die Befreiung unserer Lunge von der verbrauchten alten Luft ermöglichen wir ihr, Platz zu schaffen, um wertvolle frische und unverbrauchte Atemluft einzuatmen. Die richtige Atemtechnik ist ebenso effektiv, wie ein geliebtes Kinderlied zu singen. Das Singen ist nicht ohne Grund tief im Herzen des Seins verankert. Von jeher hatten unsere Vorfahren das Bedürfnis, die schönen Dinge des Lebens, aber auch die traurigen Dinge, die jeden Tag in dieser Welt geschehen, wie sie nun einmal ist, in Versen festzuhalten und mit wohlklingenden Tönen weiterzugeben.

Eine vollkommene Atemkontrolle setzt voraus, dass eine vollkommene Ausatmung stattfindet. Auch hierzu werde ich im Verlauf dieses Buches noch detaillierter eingehen.

 

Ketogische Praktiken

 

Mit den ketogischen Praktiken schließt sich der Kreis. Sie können unser Leben verbessern und bereichern und sie können ebenfalls als fester Bestandteil der integralen Coping-Strategie verstanden werden. Die ketogischen Praktiken haben nicht nur auf der körperlichen Ebene einen reinigenden Effekt. Durch das Ausführen der körperlichen Atem- und Reinigungstechniken bewegen wir uns auf einer anderen Ebene der Eigenwahrnehmung. Diese Praktiken können auch als eine Art Katharsis gesehen werden. Die Katharsis ist die Befreiung von einer psychischen Last, hervorgerufen durch Handlungen, die tatsächlich physisch stattfinden. Die ketogischen Praktiken sind leicht zu erlernen und auch einfach durchzuführen. Sie können wahre Wunder bewirken und sie können uns das Leben erleichtern, aber es auch bereichern. Sie helfen uns dabei, unseren Körper besser zu verstehen, eine innere Achtsamkeit zu entwickeln und die bestehende weiterzuentwickeln. Sie sind ein wesentlicher Beitrag des Prozesses der Entschleunigung. Ich werde im Verlauf auch auf die »Entschleunigung« näher eingehen.

Das gesamte Ketoga-Konzept mit seinen einzelnen Elementen muss dabei wie die Alternativmedizin betrachtet werden. Diese alternativen Methoden können häufig sehr gute Ergebnisse und Veränderungen hervorrufen, ohne dabei gleich die chemische Keule auspacken zu müssen. Ich meine damit aber keine fragwürdigen, dubiosen oder kostspieligen Methoden. Erinnern Sie sich: Ich benötige stets eine wissenschaftliche Grundlage, um mit diesen Instrumenten arbeiten zu können. Diese alternativen Methoden können die klassische Schulmedizin ergänzen und bereichern, manchmal sogar ersetzen – sofern aus medizinischer Sicht keine Kontraindikation vorliegt.

Wussten Sie, dass Deutschland in Sachen Alternativverfahren ein Vorreiter ist und dass diese Methoden auf eine wirklich lange Tradition zurückblicken können? Wussten Sie, dass etwa 60 Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung regelmäßig auf alternative Verfahren setzt? Wussten Sie, dass unser »alternativer« Wissensschatz dem der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) in keinster Weise nachsteht? Ein wesentlicher Bestandteil dieser Alternativmedizin ist die Phytotherapie. Ich denke da ganz konkret an ein Beispiel. Leichte bis mittelschwere Depressionen oder depressive Verstimmungen lassen sich erfolgsversprechend durch Johanniskraut (Hypericum perforatum) behandeln. Nausea und Emesis, also Übelkeit und Erbrechen, lassen sich wunderbar mit Ingwer behandeln. Es muss nicht immer zur Chemie gegriffen werden. Alternative Methoden sind aber eben auch zeitaufwändiger, doch lässt sich auch oftmals belegen, dass diese wesentlich nachhaltiger sind und es gibt Verfahren, die wissenschaftlich fundiert sind und bei denen der Nachweis ihrer Wirkungen bereits erbracht wurde. Und ähnlich verhält es sich mit den Ketoga-Elementen. Sie bieten ebenfalls eine nachhaltige Alternative, sind aber auch zeitaufwändiger als andere konventionelle Maßnahmen, die nicht so erfolgversprechend sind.

 

3. Eine persönliche Zwischenbilanz

 

Es ist wohl an der Zeit, eine Bilanz zu ziehen, denn immerhin halte ich an meinem Keto-Experiment immer noch fest. Es ist an der Zeit, eine weitere Entwicklung in die Wege zu leiten und genauer hinzuschauen. Was hat sich in den letzten zwei Jahren getan, was gibt es Neues zu berichten im Hinblick auf die ketogene Ernährungsweise? Wenn man bedenkt, dass ich Kohlenhydrate größtenteils aus meinem Ernährungsplan gestrichen habe, dann können zwei Jahre eine verdammt lange Zeitspanne sein. Manchmal werde ich gefragt, wie lange ich mich nun schon so ernähre. Wenn ich dann antworte, höre ich nicht selten, dass das ja überhaupt nicht lange sei. Ich stelle dann sehr gerne die Gegenfrage, wie lange es denn bei diesen Menschen ohne Kohlenhydrate geht und wie lange sie es ohne aushalten würden …

Die ketogene Ernährung ist für mich jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung, denn nach wie vor bin ich der Meinung, dass der Anspruch jener sein muss, alle benötigten Makro- und Mikronährstoffe über die Ernährung abzudecken, ohne zu Supplementen greifen zu müssen. Bisweilen scheint mir dies auch gut zu gelingen, denn mir geht es gesundheitlich bestens, meine Laborwerte sind stabil und unauffällig und zum aktuellen Zeitpunkt kann ich keine Hypovitaminosen an mir feststellen. Die ketogene Ernährung wurde für mich im Laufe der Monate fast schon zu einer Art »Freund«. Ein »Freund«, den ich nur zu gut kenne, so weiß ich ganz genau, wie sich »In der Ketose«-Sein anfühlt und ich weiß aber auch genauso gut, wie es sich anfühlt, aus dem keto-adaptierten Stoffwechsel im Rahmen eines Cheat-Tags zu fallen.

Einige Kritiker dieser Ernährungsform behaupten immer wieder, dass diese Art der Ernährung zu einer Insulinresistenz führen würde, die wissenschaftlichen Belege hierfür fehlen immer, trotzdem lese ich nur allzu oft derartige Sensationsmeldungen. Ich lese aber auch, dass diese Form der Ernährung nicht gesund sein könne, da man ja viel zu wenig Gemüse und Obst essen dürfe. Ich habe mal genauer nachgehakt und ich stelle fest, dass ich durch die ketogene Ernährung viel mehr Gemüse esse, als dies bei einem »Durchschnittsesser« im Kohlenhydrat-Modus der Fall ist.

Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass sich bei mir zum aktuellen Zeitpunkt keine Insulinresistenz bemerkbar macht. Meine Blutzuckerwerte sind auch an Cheat- und Refeed-Tagen genauso, wie ich sie mir wünsche. Das gleiche gilt übrigens auch für meinen Hb1Ac, das ist jener Wert im Blutbild, der als Blutzucker-Langzeitwert bezeichnet wird. Der Wert ist deshalb von enormer Bedeutung, da dieser dem Mediziner Auskunft über die Blutzuckerwerte der letzten vier bis zwölf Wochen und im Durchschnitt acht Wochen Auskunft gibt.

Der Normbereich dieses Wertes liegt zwischen 28 und 38 mmol/mol beziehungsweise zwischen vier und sechs Prozent des Gesamt-Hämoglobins. Um diesen Wert als Laie zu verstehen, muss man wissen, dass der HbA1C-Spiegel nichts anderes ist als jener Anteil an Gesamthämoglobin im Blut, ein prozentualer HbA1c von 5,0 wäre 31 mmol/mol und entspräche somit einem durchschnittlichen Blutzuckerwert von 80 mg/dl beziehungsweise 4,4 mmol/l.

Nach fast zwei Jahren ketogener Ernährung kann ich also durchweg eine positive Zwischenbilanz ziehen. Nach wie vor fühle ich mich in diesem Stoffwechsel am wohlsten, es hat sich nichts zum Negativen hin verändert. Im Gegenteil, ich werde einfach dieses Gefühl nicht mehr los, dass es sich bei diesem Zustand um einen von »Mutter Natur« gewollten Metabolismus handelt, mit dem unser Körper einfach wesentlich besser zurechtkommt als im Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Zum aktuellen Zeitpunkt sind weder meine Nieren noch meine Nebennieren erschöpft. Ich habe keine Störungen in meinem Hormonhaushalt und ich fühle mich trotz der Tatsache, dass ich erst vor Kurzem vierzig Jahre alt geworden bin, vitaler denn je. Für mich persönlich geht somit das Keto-Experiment erst einmal weiter!

 

Teil II: Wichtige Aspekte der Ketogenese

 

1. Die Ketose und die Ketogenese

 

Als Ketose bezeichnet man in der Humanmedizin einen ganz bestimmten Stoffwechselzustand, bei dem der Organismus in den Hepatozyten unserer Leber sogenannte Ketonkörper synthetisiert. Bei den Ketonkörpern handelt es sich um die chemischen Verbindungen Acetoacetat, 3-Hydroxybutyrat und Aceton, diese lösen Kohlenhydrate als primäre Energiequelle ab, passieren die sogenannte Blut-Hirnschranke und versorgen unseren Körper mit der benötigten Energie. Den Vorgang der Synthese dieser Ketone in der menschlichen Leber bezeichnet man als Ketogenese. Die Ketogenese kann aber erst dann einsetzen, wenn sämtliche Glukosespeicher in Muskulatur und Leber, wo der größte Anteil gespeichert werden kann, aufgebraucht wurde. Dies ist auch der Grund dafür, warum es einige Tage dauert, bis die Ketogenese einsetzen kann. Damit die Ketogenese überhaupt erst in Gang gesetzt werden kann, muss die Kohlenhydrat-Zufuhr stark gedrosselt werden. Bei einer Zufuhr von bis zu maximal 45 bis 50 Gramm pro Tag kann dieser Vorgang nach dem dritten Tag der Kohlenhydrat-Einschränkung einsetzen, die Konzentration an Ketonen in unserem Blut ist jedoch stark von der laufenden Kohlenhydratlast abhängig.

Die wohl bedeutendste Verbindung ist das sogenannte 3-Hydroxybutyrat beziehungsweise Beta-Hydroxybutyrat. Zur Verwertung dieser Ketone müssen sich allerdings sowohl das menschliche Gehirn als auch die Muskulatur zunächst einmal umstellen. Dies geschieht während der sogenannten Adaptionsphase der Ketose. Im Rahmen der ketogenen Ernährung tragen die erwähnten Ketone in einem beträchtlichen Maße zur Energieversorgung des Körpers bei. Im Übrigen kommt das menschliche Gehirn in der Ketose mit bereits 40 Gramm Glukose aus, im regulären Stoffwechsel benötigt das Gehirn hingegen 120 Gramm Glukose täglich.

 

2. Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe

 

Bei den meisten Zuckeraustauschstoffen handelt es sich um süß schmeckende Verbindungen, die entweder keinen oder aber auch nur einen geringen Effekt auf den Blutzuckerspiegel haben. Die Polyole, sogenannte Zuckeralkohole, werden von unserem Körper unabhängig vom Insulin verstoffwechselt, dies ist auch der Grund dafür, warum man diese Stoffe in der Ernährung für Diabetiker verwendet. Zum aktuellen Zeitpunkt sind in der EU unter anderem folgende Zuckeralkohole zugelassen:

 

Sorbit (E 420)

Mannit (E 421)

Maltit (E 965)

Isomalt (E 953)

Lactit (E 966)

Xylit (E 967)

Erythrit (E 968)

 

Die Süßkraft dieser Stoffe gleicht dem von gewöhnlichem Haushaltszucker. Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe sind nicht das gleiche, obwohl sie oftmals gemeinsam in einem Atemzug genannt werden. Der Unterschied besteht darin, dass Süßstoffe eine vielfach stärkere Süßkraft haben als die erwähnten Zuckeraustauschstoffe.

Süßstoffe werden im Chemielabor synthetisiert und es war der Lebensmittelchemiker Constantin Fahlberg, der 1855 den ersten Süßstoff entdeckte: Saccharin. Süßstoffe werden von der Lebensmittelindustrie großzügig eingesetzt und alleine in Deutschland greifen mittlerweile so viele Menschen nach diesen Stoffen, dass wir uns eigentlich gar nicht wundern müssen, dass wir immer kränker werden. Tatsächlich muss man nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand davon ausgehen, dass diese Stoffe eher Fluch als Segen sind, denn es besteht der (durchaus gerechtfertigte) Verdacht, dass diese Stoffe gesundheitsschädlich sind, Krebs auslösen und langfristig dick machen. Sie sorgen dafür, dass noch mehr Menschen an Diabetes mellitus erkranken. Aktuell sind in der EU genau zehn Süßstoffe zugelassen:

 

Aspartam (E 951), 200-fach stärkere Süßkraft als Zucker

Neotam (E 961), aus Aspartam synthetisiert und 13.000-fach süßer als Zucker

Acesulfam-Kalium (E 950), 200-fache Süßkraft als Zucker

Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962), 200-fache Süßkraft als Zucker

Cyclamat (E 952), bis zu 50-fach stärker als Zucker

Saccharin (E 954), bis zu 500-fach süßer als Zucker

Sucralose (E 955), bis zu 600-fach süßer als Haushaltszucker

Neohesperidin-Dihydrochalcon (E 959), bis zu 600-fach süßer als Zucker

Thaumatin (E 957), 3000-fach süßer als Zucker

Steviosid (E 960), 400-fach süßer als Zucker

 

Und warum sind Süßstoffe nun ein Problem?

 

Soweit so gut, doch die »Süßstoff-Medaille« hat ebenfalls zwei Seiten. Aspartam ist jener Süßstoff, der weltweit bisher am häufigsten eingesetzt wurde und auch weiterhin eingesetzt wird. Doch wussten Sie, dass Aspartam ein absolutes Nervengift ist? Wussten Sie, dass die Amerikaner in den 70er Jahren Aspartam ursprünglich für die biologisch-chemische Kriegsführung einsetzen wollten? Wussten Sie schon, dass viele dieser Süßungsmittel eine stark toxische, also giftige Wirkung auf unsere Vierbeiner haben? Wussten Sie weiterhin, dass diese Substanz erwiesenermaßen ab einer bestimmten Konzentration unterschiedliche Symptome beim Menschen auslöst und trotzdem von der Zulassungsbehörde für Lebensmittel zugelassen wurde?

Wussten Sie schon, dass man eindeutig nachweisen konnte, dass diese Substanz langfristig Alzheimer, Parkinson, Epilepsie, Gewichtszunahme und Persönlichkeitsstörungen hervorrufen kann? Wahrscheinlich haben Sie es bereits geahnt.

Das Problem beim Aspartam ist unter anderem die geringe Hitzebeständigkeit, denn dieser Stoff zerfällt bereits ab einer Temperatur von 28,5°C in seine chemischen Bestandteile Phenylalalin, Asparaginsäure und dem berüchtigten Methanol. Schwierig, denn dies bedeutet, dass bei einer Körpertemperatur von durchschnittlich 37°C sämtliche Bestandteile über den Darm aufgenommen werden, in den Blutkreislauf gelangen und sogar die Blut-Hirn-Schranke passieren. Methanol, einer der chemischen Bestandteile des Aspartams, ist ein Gift und eine Intoxikation kann durchaus zum Tode führen. Methanol hat auch eine schädigende Wirkung auf unser Gehirn und es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was diese Substanz in unserem Organismus anrichten kann, wenn sie täglich zugeführt wird und sich die Konzentration im Körper, durch einen kumulierenden Effekt, erhöht. Denn beim Abbau von Methanol entsteht in unserem Körper Formaldehyd und unser Organismus kann diese Substanz nur sehr schwer abbauen, dadurch entsteht der kumulierende Effekt, wenn diese Substanz regelmäßig zugeführt wird. Dabei steht Aspartam exemplarisch für die Süßstoffe und es bedarf an dieser Stelle wohl kaum einer weiteren Ausführung, was die anderen angeht. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass die anderen Süßstoffe nicht minder gefährlich sind als Aspartam.

Ich möchte aber auch nicht gleich alles verteufeln, sondern Sie lediglich dafür sensibilisieren, solche Substanzen wohlüberlegt, wohldosiert und vor allem nicht dauerhaft einzusetzen.

 

3. Ketoga und Alkohol

 

Vielleicht wird man mir vorwerfen, ich sei eine Spaßbremse und alles, was mit Genuss und Geselligkeit einhergeht, würde umgehend von mir zunichte gemacht werden. Aber nein, entspannen Sie sich, denn selbstverständlich spricht absolut nichts dagegen, wenn Sie sich an ihrem Geburtstag, zur Weihnacht oder eben an einem Ihrer Cheat-Tage ein Glas Rotwein gönnen. Wichtig ist jedoch, dass Ihnen bewusst ist, was mit dem Alkohol in unserem Körper geschieht, und dabei erkennen, dass der übermäßige Konsum von Alkohol einfach nichts Gutes mit sich bringt.

Bei einer ketogenen Ernährungsweise hat Alkohol einfach nichts auf dem Speiseplan zu suchen, ebenso wenig wenn man Yoga praktiziert, denn Alkohol führt im Grunde lediglich dazu, dass zum einen der Zustand der Ketose unterbunden wird, und zum anderen, dass man unter Umständen davon Kopfschmerzen bekommt und sich nur sehr schlecht konzentrieren kann.

Wenn unser Organismus mit Alkohol in Berührung kommt, so beginnt augenblicklich bereits in der Schleimhaut der Mundhöhle, aber auch durch die Speiseröhre die Aufnahme der Substanz. Alkohol gelangt direkt in die Blutbahn und der Rest wird spätestens über die Schleimhaut des Magens und über den oberen Abschnitt des Dünndarms aufgenommen. Dabei variiert die Geschwindigkeit, mit der diese Aufnahme stattfindet. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass warme alkoholische Getränke, aber auch zucker- und kohlensäurehaltige Getränke mit Alkohol wesentlich schneller aufgenommen werden als solche, die weder warm sind, noch Zucker oder Kohlensäure enthalten. Die rasche Aufnahme des Alkohols führt natürlich auch zu einer höheren Konzentration im Blut und in der Folge bedeutet dies auch wiederum, dass man einfach schneller betrunken wird.

Im Durchschnitt dauert es etwa eine Stunde, bis die Konzentration ihren Peak erreicht, also am höchsten ist. Da sich Alkohol in Wasser wesentlich besser löst als in Fett, erklärt sich an dieser Stelle auch, warum fettige Speisen die Aufnahme verzögern und man das Gefühl bekommt, den Alkohol besser zu vertragen. Die Tatsache, dass Alkohol eine relativ gute Wasserlöslichkeit besitzt, erklärt auch den Umstand, warum Männer in der Regel den Alkohol wesentlich besser vertragen als Frauen. Die Konzentration des Alkohols im Blut ist abhängig von der relativen Menge des Körperwassers und da Männer in der Regel ein höheres Körpergewicht haben und somit auch über mehr Körperwasser verfügen, kann die gleiche Menge Alkohol eine Frau betrunken machen, einen Mann jedoch nicht.

Der Alkoholabbau findet in unserem Körper in zwei Phasen unter Zuhilfenahme von Enzymen statt. Dabei wird in der ersten der beiden Phasen Alkohol durch das Enzym ADH (Alkoholdehydrogenase) in das Acetylaldehyd abgebaut. Diese Substanz ist besonders toxisch und auch für die Vergiftungserscheinungen verantwortlich, die durch Alkohol entstehen können. Ferner ist sie zelltoxisch und hat eine hemmende Wirkung auf ganz bestimmte Enzymsysteme. Nun wird in der zweiten Phase des Alkoholabbaus das entstandene Acetylaldehyd in Acetat, also Essigsäure abgebaut, dabei bedient sich unser Körper einem weiteren Enzym, dem ALDH (Aldehyddehydrogenase). Im Anschluss daran wird die Essigsäure dann in Acetyl-Coenzym A umgewandelt und an dieser Stelle finden die Abbauprodukte des Alkohols ihren Weg in den normalen Stoffwechsel, denn die Essigsäure ist Ausgangsstoff für den Citratzyklus, der Cholesterolsynthese und dem Fettsäurezyklus.

Alkohol an und für sich kommt mit einer relativ geringen Menge an Kohlenhydraten daher, so haben beispielsweise 200 ml eines trockenen Weißweins lediglich 1 g Kohlenhydrate. Bei einem Limit von 20 g Kohlenhydraten täglich könnte man nun meinen, dass man ja bis zu 20 Gläser davon trinken könne, ohne aus der Ketose zu fliegen. Leider ist dem nicht ganz so. Alkohol unterdrückt nicht nur die Fettverbrennung und verlangsamt die Verbrennung von Kohlenhydraten und Proteinen, nein, er hat einen weiteren entscheidenden Effekt (abgesehen davon, dass vielen alkoholischen Getränken tonnenweise Zucker beigemengt wird).

 

Die Wirkungen von Alkohol auf die Ketogenese

 

Unter der Ketogenese versteht man bekanntlich die Bildung von Ketonkörpern im Stoffwechselzustand des Kohlenhydratmangels. Die gebildeten Ketone finden als Metabolite einen Weg in den Citratzyklus.

Die Ketone werden in den Mitochondrien der Hepatozyten gebildet. Ihre Synthese erfolgt, sobald die Konzentration von Acetyl-CoA in den Hepatozyten erhöht ist und gleichzeitig ein Mangel an Oxalacetat herrscht. Die Verbindung ist nötig, damit Acetyl-CoA in den Citratzyklus eintreten kann. Bei einer verminderten Zufuhr von Kohlenhydraten sinkt die Konzentration von freiem Oxalacetat, da es bei der Gluconeogenese zur Synthese von Glukose verwendet wird.

Kohlenhydratmangel entsteht z.B. durch eine länger anhaltende Nahrungskarenz, aber auch bei Diabetes mellitus Typ I, wenn vorhandene Glukose nicht in die Zellen aufgenommen werden kann, oder aber auch, bewusst herbeigeführt, im Rahmen einer ketogenen Ernährungsweise.

Im Gegensatz zu den Muskeln kann das Gehirn seinen Energiebedarf nicht durch den Abbau von Fettsäuren decken. Besteht eine längere Nahrungskarenz, deckt das Gehirn seinen Energiebedarf zu einem immer größer werdenden Anteil aus der Oxidation der Ketonkörper.

Grundsätzlich hat jedweder Alkohol einen negativen Einfluss auf die Ketose, zumal Alkohol auch in der Lage ist, eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu provozieren oder eine bestehende Hypoglykämie zu verstärken. Für einen Diabetiker ist dies ein großes Problem, aber auch für Nicht-Diabetiker kann eine Hypoglykämie zu einem Problem werden.

Alkohol erhöht in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) die Durchblutung der insulinproduzierenden Beta-Zellen, hinzu kommt dann noch die Tatsache, dass viele alkoholische Getränke relativ viele Kohlenhydrate enthalten. Nach dem Konsum von alkoholischen Getränken steigt somit der Blutzuckerspiegel exponentiell an. Dabei gilt die Faustregel: Je hochprozentiger das alkoholische Getränk, desto hochkalorischer und desto höher die glykämische Last. Wer an Übergewicht leidet und sich ketogen ernährt, weil er abnehmen möchte, sollte auf Alkohol definitiv verzichten.

Ein weiterer Mechanismus, der allzu oft unberücksichtigt bleibt: Im weiteren Verlauf kann sich die Wirkung auf unseren Blutzuckerspiegel drastisch umkehren, denn durch die physiologischen Prozesse in unserem Körper, die der Entgiftung vom Alkohol dienen, blockiert Alkohol für einen bestimmten Zeitraum die Arbeit der Leber. Und davon ist nun auch beispielsweise die lebensnotwendige Gluconeogenese (Neubildung von D-Glucose in unserer Leber) betroffen. Diese sorgt für einen ausreichenden Blutzuckerspiegel in Phasen der Kohlenhydrat-Restriktion (z.B. nachts oder eben während eines keto-adaptierten Stoffwechselzustands).

 

»Nicht der Berg ist es, den man bezwingt,

sondern das eigene Ich.«

[Edmund Hillary]

 

4. Ketoga und die Vulnerabilität

 

Wann immer es um die Psyche des menschlichen Individuums geht, kommen wir an der Vulnerabilität nicht vorbei. Vielleicht hat der ein oder andere Leser diesen Begriff irgendwo schon einmal gehört, vielleicht aber auch nicht. In der Humanmedizin beschreibt die Vulnerabilität nichts anderes als die individuelle Anfälligkeit eines jeden Menschen, an ganz bestimmten Krankheiten zu erkranken. Der Begriff stammt aus der lateinischen Sprache, vulnus bedeutet dabei »Wunde« und vulneare nichts anderes als »verwunden«. Es ist oftmals so, dass die lateinischen Begriffe bei genauerer Betrachtung den Nagel stets auf dem Kopfe treffen. Sie sind sehr häufig wesentlich aussagekräftiger als ihre Übersetzungen. Grundsätzlich können eine ganze Reihe von Faktoren, intrinsisch und extrinsisch, die eigene Vulnerabilität beeinflussen. So kann es durchaus sein, dass man die erhöhte Vulnerabilität genetisch erworben hat, sie kann aber auch durchaus biografisch bedingt sein. Eine erhöhte Vulnerabilität ist die Voraussetzungen für eine Reihe von pathologischen Veränderungen, die unserer Psyche große Probleme bereiten können. Umstände, die unsere eigene Vulnerabilität erhöhen - und somit unsere psychische Verwundbarkeit - sind unter anderem:

 

fehlende grundlegende Stabilitätsfaktoren

Überlastung, sowohl körperlich als auch seelisch

eine psychosomatische Symptomatik

negative Emotionalität: Selbstmitleid, Tendenzen der Selbstschädigung, Sucht, Depression

negative Lebensstile und negative Lebenskonzepte