Cover

 

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Inhalt

Salambos Kinder

Elefanten wissen, was sie wollen

Tiger und Leo

Wer kümmert sich um Kalif?

Der Fliegenfreund

Grizzlys neuer Zweibeiner

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Salambos Kinder

Oma rief an, als Luisa an den Schularbeiten saß.

Luisa hielt den Hörer ein Stück von ihrem Ohr weg, weil Oma immer ins Telefon brüllte.

„Beeil dich, Süße!“, rief Oma. „Sie kommen!“

Da ließ Luisa den Hörer fallen und rannte los. Ohne den Füller zuzumachen, ohne sich die Jacke anzuziehen.

„Sie kommen!“, rief sie Mama zu, sprang in großen Sätzen die Treppe runter, schnappte sich ihr Fahrrad und raste davon. Völlig atemlos kam sie vor Omas Gartentor an.

Der Stall lag am Ende des Gartens, unter den hohen Holunderbüschen. Leise öffnete Luisa die Tür und schlich hinein.

Im Stall war alles anders als sonst. Ein Absperrgitter teilte die hintere Hälfte ab.

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In ihr drängten sich Omas wunderschöne Hennen. Furchtbar aufgeregt waren sie, hackten gegen den Draht, scharrten mit den Krallen im Stroh und gackerten so zornig, wie Luisa sie noch nie gehört hatte.

„Sie sind eifersüchtig“, sagte Oma, die neben der Tür im Stroh saß. Lächelnd zog sie Luisa zu sich auf den Schoß. Das tat sie immer, obwohl Luisa schon so groß war, dass sie ihr bis zum Busen reichte.

„Da, guck!“ Oma zeigte auf ein Holznest, das im Stroh kaum zu erkennen war.

Eine braune Henne saß darin, getrennt von allen andern. Es war Salambo, Luisas Lieblingshenne.

„Ist schon eins da?“, flüsterte Luisa.

Oma nickte und ging vorsichtig auf das Nest zu. Beruhigend streichelte sie Salambo die braunen Federn. Dann griff sie ins Nest und hob behutsam ein kleines, zwitscherndes Etwas heraus.

Luisa hielt die Luft an.

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Oma setzte ihr das Küken vorsichtig in die Hand. „Leg deine andere Hand wie eine Decke drüber. Du wirst sehen, dann wird es ganz ruhig.“

Luisa hatte immer geglaubt, alle Küken seien gelb, aber dies hier war gescheckt. Hektisch pickte es mit seinem winzigen Schnabel an Luisas Fingern, aber als sie ihre Hand über seine Flügelchen legte, wurde es ganz still – wie Oma gesagt hatte.

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Wunderwunderschön fühlte das Küken sich an. Leicht und weich, als bestünde es nur aus Federn. Ein ganz bisschen feucht waren die Federn noch. Die Füßchen kitzelten Luisas Hand.

Sie lugte durch ihre Finger. Wie in einer Höhle saß das kleine Ding da und kuschelte sich in ihre Handfläche.

Oma ging zurück zum Nest, streichelte Salambo und sah nach den übrigen Eiern. „Na bitte“, sagte sie. „Da sind noch zwei geschlüpft. Ein braunes und ein weißes. Mal sehen, wer im letzten Ei steckt.“

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Eins nach dem anderen hob Oma die Küken aus dem Nest und setzte sie ins Stroh.