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Fotos: Ottmar Heinze, soweit nicht anders angegeben.

Karten: Kartographiestudio | Jochen Fischer

Coverabbildungen: Neustadt/Holstein, der Hafen (groß),

Brodtner Steilufer (o. li.), Sommertag am Strand von Grömitz/Ostsee

Rückseite: Abendstimmung über der Ostsee bei Dahme

Der Fotograf Ottmar Heinze bedankt sich bei der Pressestelle des Ostsee-Holstein- Tourismus e.V. (OHT) www.ostsee-schleswig-holstein.de für die sehr gute Unterstützung.

Ein Gesamtverzeichnis der lieferbaren Titel schicken wir Ihnen gerne zu. Bitte senden Sie eine E-Mail mit Ihrer Adresse an:

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eISBN 978-3-7822-1473-5

©2018 by Koehler,

im Maximilian Verlag GmbH & Co. KG

Alle Rechte vorbehalten.

Layout: Inge Mellenthin

Cover: Fred Münzmaier

ePub Konvertierung: Datagrafix GmbH, Berlin

CÔTE D’AZUR DER OSTSEE

Die Küstenregion von Ostholstein – das alte Land der Wagrier – präsentiert sich dem Urlauber ausgesprochen facettenreich. Sie lädt ein zum Sonnenbaden, im Strandkorb zu schmökern, an modern gestalteten Promenaden zu bummeln und zu shoppen, frischen Fisch zu genießen, das Ostseewasser oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche zu erobern, die Schifffahrtsgeschichte zu erkunden und auf den Leuchttürmen kleinen Seglern oder Ozeanriesen nachzuträumen. Der einzigartige Küstenabschnitt mit dem flach hügeligen Hinterland bietet Aktivurlaubern, Individualtouristen und Sonnenanbetern ideale Bedingungen für einen erlebnisreichen Aufenthalt.

Der Küstenknick bei Dahmeshöved markiert den Eingang in die Lübecker Bucht. Nahezu nahtlos schließen sich die einzelnen Seebäder der Bucht an. Von Dahme bis Timmendorfer Strand locken mehr als 55 Kilometer Strand. Die nördlichen Seebäder punkten mit einer idealen Südsüdostlage als Garant für ein sonnenverwöhntes Badevergnügen. Unterhalb von Neustadt gehen die Orte fast unbemerkt ineinander über, Größe und Lebendigkeit nehmen nach Süden hin zu. Hier geht es nicht nur um das Badevergnügen, sondern ein wenig auch ums »Gesehenwerden« – eben wie an der Côte d’Azur!

Eine wunderbare Abendstimmung mit Fischerbooten und untergehender Sonne

Die eigentliche Anziehungskraft ist jedoch die einzigartige Naturlandschaft, die den Küstenabschnitt zu jeder Jahreszeit attraktiv macht. Die klare Ostseeluft und die weiten Strände sind auch in den Wintermonaten wunderbar erholsam, sodass sich selbst Tagesausflügler aus dem Großraum Hamburg zu einer Stippvisite einfinden.

Die Anbindung an das Feriengebiet ist ideal. Über die A1 sind alle Bäderorte gut zu erreichen, und der Regionalexpress von Hamburg und Lübeck ist täglich mehrmals unterwegs, Fahrradmitnahme inklusive.

BALANCE ZWISCHEN RUHE UND »ACTION«

Der eigentliche Bädertourismus begann, außer in Travemünde, hauptsächlich an den Küsten Mecklenburgs und Vorpommerns. Erst nach der Teilung Deutschlands entwickelte sich auch die Lübecker Bucht zum angesagten Urlaubsziel. Die einstigen Fischerorte avancierten schnell zu Touristenhochburgen. Der damalige Bauboom im Charme der 60er-/70er-Jahre ist noch an wenigen Stellen zu sehen. Weitreichende Rück- und Umbaumaßnahmen lassen jedoch ein ganz anderes Bild entstehen. Im Fokus stehen besonders die Strandpromenaden und Seebrücken, die neu gestaltet und mit attraktiven Spiel- und Ruhebereichen ausgestattet wurden und werden. Der feine Sandstrand und die Ostsee mit ihrem äußerst geringen Tidenhub ermöglichen ein Badevergnügen den ganzen Tag über und laden zu ausgedehnten Strandspaziergängen ein. Wellness ist allerorten eingezogen, und sportlichen Aktivitäten sind keine Grenzen gesetzt. Das Angebot von Wasser- und Funsportarten (Beach Polo, Beach-Volleyball, Surfen, Kitesurfen, Stand-up-Paddling etc.) ist groß und schließt alle Altersgruppen ein.

OHNE STRANDKORB GEHT ES NICHT

Eines der unverzichtbarsten Wahrzeichen der Ostseebäder ist der Strandkorb. Es gibt ihn klassisch blau-weiß oder rot-weiß gestreift und sogar mit Meerestieren verziert. Er ist nicht nur ein wichtiger Wind-, Sonnen- und Sichtschutz, sondern eignet sich durch ausziehbare Fußkästen, Markisen und kleine Klapptische an den Seiten ideal zum Ruhen, Lesen und Träumen. Der Ursprung dieses wunderbar gemütlichen »Strandmöbels« ist nicht ganz geklärt. Ähnliche Gebilde tauchen bereits auf Gemälden von Jacob Jordaens (1593 – 1678) und Willem van Herp (1614 – 1677) auf.

Aber erst der Rostocker Hofkorbmeister Wilhelm Bartelmann machte sie berühmt und serientauglich. Er erhielt 1882 von Elfriede von Maltzahn, einer rheumakranken adeligen Dame, den Auftrag, einen »weichen Sitz« für ihre Warnemünder Sommerfrische anzufertigen. Seit 1910 werden Strandkörbe etwa so gebaut wie heute. Inzwischen sieht man auch andere Varianten, etwa für drei Personen, als Schlafkorb oder sogar für den Hund!

DIE KRAFT VON EIS, WIND UND WELLEN

Die für die schleswig-holsteinische Ostküste so charakteristischen Meeresbuchten und schmalen Förden mit bis zu 30 Meter hohen Steilufern sind das Ergebnis vordringender und wieder abschmelzender Inlandeismassen. Während der letzten beiden Eis- und Zwischeneiszeiten vor rund 200.000 bis 11.600 Jahren begannen die tonnenschweren Gletscher Skandinaviens – durch ihr eigenes Gewicht in Bewegung gesetzt – vorwärts zu rücken. Auf dem Weg nach Südwesten rissen sie Gesteinsbrocken jeglicher Größe aus dem Untergrund mit sich und schoben diese bis in das Gebiet des heutigen Norddeutschlands. Unter dem Druck des Eises wurden die Geröllmassen (Moränen) – wie unter einer Planierraupe – mehrere zehn Meter hoch an der Gletscherstirn zu sogenannten Endmoränen wallartig aufgetürmt. Sie erreichen in diesem Gebiet ihren Höhepunkt in der Umgebung des Gömnitzer Berges mit 94 Meter ü. NN. Beim Zurückschmelzen des Eises blieb am Grund der mitgeschleppte Gesteinsschutt (Grundmoränen) zurück. So entstanden einerseits schmale Becken, andererseits die flachwellige Landschaft hinter den Küsten, die das Schmelzwasser endgültig vertiefte bzw. zu sanften Hügeln modellierte. Als der Meeresspiegel stieg, drang die Ostsee in diese Schürfrinnen ein.

Nachdem die Gletscher sich weit nach Norden zurückgezogen hatten, hinterließen sie ein vegetationsfreies Land mit zunächst arktischen Temperaturen. Bäume und wärmeliebende Pflanzen hatten sich bis in den Mittelmeerraum zurückgezogen. Mit steigender Temperatur entwickelte sich sodann eine baumlose Tundra, die allmählich in einen Mischwald aus Eiche, Linde, Esche und Ahorn überging. Weitere Baumarten folgten, sodass in Ostholstein bald Linde und Ulme vorherrschten. Schon die Menschen der Jungsteinzeit zog es in das fruchtbare Gebiet. Mit Ackerbau und Viehzucht griffen sie in den Kreislauf der Natur ein. Der Wald wurde lichter, am Boden konnte sich ein Teppich aus Gräsern und Kräutern ausbreiten. Dies war die Geburtsstunde der Kulturlandschaft.

Heute sind es Wind und Wellen, die den hervorspringenden Steilküsten ihr Land abtrotzen. Für den Sandtransport sind vor allem die Nordoststürme und die daraus resultierende hohe Wellenenergie ausschlaggebend. Aufgrund dieser speziellen Windverhältnisse laufen die Prozesse von Abtrag und Umlagerung im Innersten der Lübecker Bucht besonders intensiv ab. An den Kliffkanten beträgt der Küstenrückgang dadurch etwa 45 Zentimeter im Jahr bzw. sogar bis 1,2 Meter pro Jahr am Brodtener Steilufer. Das abgetragene Material lagert sich mit den Strömungen an den Flachküsten wieder an, etwa zwischen Grömitz und der Klosterseeschleuse oder am Priwall. Dort wird der Strand daher von Jahr zu Jahr breiter. Auch der Neustädter Binnensee wurde durch küstenparallelen Sandtransport von der Ostsee abgeschnürt. Er liegt im Zentrum eines ehemaligen Gletscherzungenbeckens. Süseler und Pönitzer See sind sogenannte Toteisseen. Sie entstanden durch zurückgelassene Gletscherstücke, die von Gesteinsschichten bedeckt vor dem Abtauen bewahrt wurden und erst nach Jahrtausenden schmolzen.

OSTSEE IN NOT?

Die Ostsee ist ein relativ kleines Binnenmeer mit knapp 415.000 km². Als ehemaliger Eisschmelzsee war sie im Laufe der Zeit mal Süßwassersee, mal Brackwasser-Randmeer. Die Lebewesen, die sie besiedelten, mussten daher ein Höchstmaß an Anpassung aufbringen, um zu überleben. Das hat sie erstaunlich widerstandsfähig gemacht. Und obwohl die Ostsee schon mehrmals totgesagt wurde, hat sich die ökologische Situation verbessert. In der Helsinki-Kommission (HELCOM) wurde sie insoweit unter Schutz gestellt, als zumindest keine ungeklärten Abwässer mehr eingeleitet werden dürfen. Der Eintrag von Schad- und Nährstoffmengen, die den Sauerstoffgehalt reduzieren, illegale Öleinleitungen, die zunehmenden Plastikmüllmassen, verstärkte Fischerei und der Abbau von Sand und Kies müssen jedoch weiterhin drastisch reduziert werden. Die Kommission kann nur Empfehlungen aussprechen und keine Beschlüsse verabschieden, trotzdem wollen die elf unterzeichneten Ostsee-Anrainerstaaten versuchen, den guten Zustand der Ostsee bis 2021 wieder herzustellen. Zusätzlich haben sich Umweltverbände rund um die Ostsee zu einem Netzwerk (Coalition Clean Baltic – CCB) zusammengeschlossen, um ihre Kräfte und ihr Wissen zu bündeln.

QUALLENALARM?

Bei ablandigem Wind werden manchmal viele Quallen in Ufernähe und an die Strände gespült. Der Wind drückt die obere Wasserschicht aufs Meer hinaus, während die tieferen Schichten mit den Quallen zur Küste nachströmen. Meist handelt es sich bei den »Glibberdingern« um ungefährliche Ohrenquallen, durchsichtig mit vier zartrosa oder lila schimmernden Geschlechtsorganen. Wer sie in Bewegung sieht, wird schnell die feine Grazie der Tiere erkennen. Vorsicht jedoch vor der gelben Haarqualle (auch Feuerqualle), deren Nesselzellen entlang den Tentakeln auf der Haut heftigen Juckreiz und Hautausschlag verursachen können. Lebensgefährlich ist es jedoch nicht. Schnelle Abhilfe bringt aufgetragener Sand, noch besser wirkt Essig.

KLEINES MÖWEN 1 × 1

Die Möwenbestände nehmen seit einigen Jahren kontinuierlich ab. Das liegt vor allem am Rückgang der Grünflächen, auf denen sie Regenwürmer, Mäuse und Kerbtiere finden, aber auch an der seltener werdenden Fischerei sowie dem Schließen der Müllkippen, in denen sie vor allem im Winter Futter gefunden haben. Der Begriff »Raubmöwe« geistert immer wieder in der Presse herum, da es zu einer Häufung von Möwen-»Angriffen« auf Menschen kam, die auf der Promenade oder am Strand deutlich sichtbar Fischbrötchen oder Pommes verzehren. Die Vögel haben es natürlich nur auf das Futter abgesehen. Dagegen hilft ein konsequentes Fütterungsverbot, damit sich die Möwen wieder auf ihre natürlichen Futterquellen besinnen. Ratsam ist es außerdem, seine Brötchen im Schutz der Fischbuden zu verzehren. Bei Räubern dieser Art handelt es sich meist um Silbermöwen.

Lachmöwe: Zusammen mit der Schwarzkopfmöwe ist sie die kleinste (37 – 38 Zentimeter) der hier brütenden Möwenarten. In der Sommerzeit ist dieser Charaktervogel der Ostsee besonders gut von den anderen Arten zu unterscheiden. Da trägt der sonst weiße Vogel mit grauen Flügeln eine schokoladenbraune Maske, die nur von einem weißen Augenring unterbrochen wird. Sein Name hat nichts mit einer heiteren Natur zu tun, sondern leitet sich von dem lateinischen lacus = See ab.

Schwarzkopfmöwe: Der ganze Kopf ist schwarz und wird durch den leuchtend roten Schnabel und den weißen Augenring betont. Inzwischen ist sie deutlich seltener an der Küste zu beobachten.

Sturmmöwe: Mit 43 Zentimetern ist sie etwas größer als die beiden oben genannten Möwen. Sie hat einen runden Kopf mit einem frechen, kleinen Gesicht, in dem die rot umrandeten Augen und der gelbe Schnabel auffallen. Der Schnabel hat keinen roten Fleck, was sie von der größeren Silbermöwe unterscheidet. Sie ist seit Jahren im Vormarsch und besiedelt sogar Flachdächer von Häusern in Küstennähe.

Silbermöwe: Das ist die typische Möwe »Emma«, mit weißem Kopf und Hals, hellgrauen Flügeln und gelben Augen. Der Prototyp, den man weitverbreitet an den deutschen Küsten findet. Sie wird bis 65 Zentimeter groß und kann mit ihren 162 Zentimeter Flügelspannweite auch bei starkem Wind elegant über die Wellen segeln.

Heringsmöwe: Sie ist ein klein wenig größer als die Silbermöwe, hat jedoch eine geringere Flügelspannweite und fällt durch ihre rot umrandeten, sehr hellen Augen und das dunkelgraue Flügelkleid auf.

Mantelmöwe: Mit 82 Zentimetern und einer beeindruckenden Flügelspannweite bis zu 1,75 Meter ist sie der Goliath unter den Möwen in Schleswig-Holstein. Charakteristisch sind die dunklen Flügel und der etwas längere, schmalere Kopf.

Zu den Durchzugsgästen gehören: